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Full text of "Reise durch einige der mittlern und südlichen Vereinigten Nordamerikanischen Staaten nach Ost-Florida und den Bahama-Inseln Unternommen in den Jahren 1783 und 1784"

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Darlington Memorial Library 











REeılere 
durch ee der mittlern und füdlichen 
ee Sereinigten 


— * 


nordamerikaniſchen Staaten | 


nach Oſt⸗Florida und den Bahama⸗Inſeln 


unternommen in den Jahren 1783 und 1784 
von 
Johann David Schoͤpf 


d. A. W. D. Hochfuͤrſtl. Brandenb. Onolzb. und Culmb. Hof⸗ und 
Militär s Medikus, Landphyſikus, des Mediz. Colleg. zu Bayreuth Rath 
und der Geſellſchaft naturforſchender Freunde au Berlin Mitgliede. 





Zweyter Theil, 


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Erlangen 
bey Johann Jacob Palm. 1788. 


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— Botrede. — 
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We⸗ ich über die Beranfaflung * den naͤ⸗ 
hern Zweck meiner Reife durch Nordame⸗ 
rika bereits in der Vorrede zum erſten Theile 
erinnerte, habe ich Urſache auch hier zu wieder⸗ 
holen. Nach der fage aller Umſtaͤnde wollte ich 
weder noch konnte ich mir vorſezen, eine voll⸗ 
ſtaͤndige Beſchreibung aller amerikaniſchen Merk⸗ 
wuͤrdigkelten zu liefern. In dieſer Hinſicht, bitte 
ich ferner nicht unbemerkt zu laſſen, daß die 
Reiſe durch Virginien, Nord» und Suͤdkarolina 
in den für naturhiſtoriſche oder oͤbonomiſche Bes 
obachtungen ungünftigen Wintermonaten gefchas 
be, und dann — oder gar nicht — gefchehen 
mußte. Nach diefen Verhaͤltniſſen werden, wie 
ich hoffe, billige Leſer mic) entfchufdigen, wenn 
ich den Wunſch, fie durch ein angenehmes Mans 
cherfey von unterhaltenden oder belehrenden Ges 
genjtände zu befriedigen, nicht ihrer Erwartung 
gemäß, erreichen konnte. Sch befchlieffe Diefe 
Heilen 


— > 


VWorredee 


Reiſebeſchreibung a meiner Ankunft if Eng 
fand. Den dem groffen Vorrath von Nachrich⸗ 
ten und Bemerkungen über dieſes Reich und ans 
dere Örgenden, welche ich auf der Ruͤckkehr in 
mein Baterfand berühret, würden die meinigen 
hier überflüffig feyn. 

Zur weitern Erklaͤrung deſſen, was hin und 
wieder in dieſer Reiſe uͤber das Veraͤnderliche 
und Wider ſinnige des Klimats von Nordamerika 
geſagt iſt, hielt ich es fuͤr zweckmaͤſſig, ein 
Fragment eines Schreibens uͤber dieſen Gegen 
ſtand anzuhaͤngen, welches ich ehemals an mei⸗ 
nen verehrungswuͤrdigſten Lehrer und Goͤnner, 
Herrn geheimen Hofrath Delius, gerichtet, 
und welches bereits ins 7te und ste Stuͤck 
von Herrn Hofrath Meufels biftorifchen Kirteras 
tur aufgenommen, und auc) der Fleinen Anzeige 
vom Gebrauch des Mohnfafts in venerifchen 
Krankheiten, beygefügt war. Die in diefem 
Schreiben erwähnten groffen Abftuffungen von 
Hize und Kälte werden noch durch bie neueften 
meteorologifchen Beobachtungen beftätiger, wel 
de zu Cambridge in Neuengland, mit Mannheis 
mer Safteumenten, von Herrn Williams im 


Jahr 


* * 


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DBorrede 
Jahr 1785 angeftellt , und in den Ephemerid. 


‚Soeietat. Meteorolog. Palatinae Anni 1735 mit, 


geheilt find. Denn auch aus diefen ergibt ſichs, 
daß die Atmosphäre daſelbſt groffe Deränderun _ 
gen und Abmechslungen feide; Daß Das Jahren, 
Heitifche Thermometer oft 14° unter o fen und 
manchmal auf 99° fleige, und bismwellen inner, 
halb nur 12 Stunden auf 30 Grade varfire. 

Es wird wahrſcheinlich auch Feiner Ent 
ſchuldigung bedürfen, daß ich einige aus neuern 
deutſchen Philadelphifchen Zeitungen (welche das 
ſelbſt unter dem Titel: Gemeinnüzige Phila⸗ 


delphiſche Korrefponden;, in Hrn. Melchior 
Steiners Verlag erfiheinen) entlehute Artikel 


als Beylagen am Ende diefer Reiſebeſchreibung 
bengefügt habe. Zur Erläuterung und zum Bes 
weis deſſen, was ich gefegenheitlich über aͤhnli⸗— 
che Gegenftände gefagt, wählte id) vorzüglich 
ſolche Artikel, welche die Beförderung und Er 
richtung einiger Lehranſtalten, Die zu verbeſſern⸗ 
de Erziehung der Jugend in Städten und auf 
tem $ande, und die gewünfihte Verbreitung des 
Eifers für MWiffenfihaften überhaupt betreffen. 


Man wirb aus denfelgen erfehen, wie ſehr man 


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Borrede 
bie Nothwendigkeit ſolcher Vorkehrungen 
Amerika fuͤhlet, und wie ſehr nach dem eigenen 
Geſtaͤndniſſe einheimiſcher Deutſchen dieſe Nation 
insbeſondere bisher hierinnen vernachlaͤſſiget war. 
Endlich habe ich noch zu Berichtigung einl⸗ 
ger Mißverftändniffe zu erinnern, daß das dem 
eriten Theile diefer Neifebefchreibung beygefügte 
Ehärtchen keineswegs zur Erläuterung der batins 
nen erzählten Reiſeroute geſtochen worden fen. 
Es foll blos dazu dienen, Die neuerlich gemachte 
Eintheilung des Annenfandes der vereinigten 
Staaten von Nordamerifa, und die tage der das 
felbft auffeimenden und Fünftigen neuen Provins 
jen daraus zu erfehen. Einig und allein zu 
diefem Behuf und zur Erläuterung der Beylage 
Nro. H. des erſten Theils iſt ſolches nad) eis 
nem in der nemlichen Abficht in Bayley’s Pocket- 
Almanac, Philadelphia 17395, mitgerbeiften 
Chärtchen genau Fopirt worden. — Bayreuth, 
im Oftober 1788. — 


Fragment 





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Neuyork am zoflen Dec. 1780. 


eber das Klima, und die Witterung des weftlichen 
Welttheils hat man, ſeitdem er den Europaͤern 
bekannt worden iſt, ſo vieles gefagt und gefchrieben, - 
"daß ich mir weder ſchmeicheln kann noch darf, etwas 
wichtigeres und neueres hinzu zu thun. Da man aber 
in unſerm Vaterlande weniger damit bekannt iſt, und 
in der That weniger ſich darum bekuͤmmert, als die 
mit dieſem Welttheil durch Handel und Kolonien r⸗ 
bundene Nationen; ſo werden Sie mir © 
ich die Bemerkungen, die ich uͤber die Eigenſchaften 
des Klima's des noͤrdlichen Amerika, waͤhrend 4 Som⸗ 
mern und 3Wintern, zu machen Gelegenheit gehabt, 
wenigſtens als Beftätigung des fchon Befannten, Ihnen 
bier mittheilen darf. Allgemeine Anmerkungen über dag 
gganʒe noͤrdliche Amerika ſcheint zwar ſeine auſſerordent⸗ 
+ lie, Ausdehnung von Hudſons-Bay bis an die Flos 
rida's nicht zuzulaffen; unterdeſſen vereinigt fich doch 
die erfe und auffallendfie Bemerfung aller Neifenden 
und Beobachter, nicht nur ber nördlichen, fondern auch 
a2 der 


| terung 





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der ſuͤdlichen Hälfte YAmeriko’s, dahin: daß alle die Er⸗ 
fahrungen über Klima und Witterung, in den drey als 
ten Welttheilen, fich im geringften nicht auf den neuern 
anmenden laffen. Kälte hat bier die Oberhand. — 
Noch immer habe ich aber nur einen fehr unbeträchtlis 
chen Theil des Ganzen, längs der Küfte, von der Da 
laware» Bay bis zu Rhod⸗Island, und einen kleinen 
Theil der daran floffenden Provinzen ’ Penfylvanien, 
Oſt⸗ und Weſt-⸗ Jerſey, Neuyork, Connektikut und 
Rhod⸗Island, zu ſehen Gelegenheit gehabt, folglich 
muß ich mich hauptſaͤchlich nur darauf einſchraͤnken. 
Dieſer kleine Strich erſtreckt ſich vom 3uſten zum 42ſten 
Grad noͤrdlicher Breite, und iſt nicht nur an ſich ſchon 
ielem Betracht verſchieden, ſondern giebt auch Ge⸗ 
Denheit, Betrachtungen über den ganzen noͤrdlichen 
Melttheil zu machen und zu beftätigen. — Vergebeng 
fhmeichelte ich mir, als wir ung erſt der Kuͤſte von 
Neuyork naheten, ein ähnliches fruchtbätes, mildes 
und angenehmes Klima zu finden, als die in Europa 
unter ber nemlichen Breite liegenden Länder gewaͤh⸗ 
ren-— aber bald murde ich überzeugt, daß der | 
ſtand zwiſchen beiden auſſerordentlich auffallend iſt. Ein $ 
> Theil vom Kirchenftaate, der nördliche Theil Neapelg, 
die füdlichen Provinzen von Franfreich und Spanien, 
und eben fo vorzügliche Länder in ber Levante, haben 
die 








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bie nemliche Somenhöhe mit den Provinfet in. Ameris 
fa, bie, ich genennt habe. Aber alle die Annehmlich⸗ 
keiten, alle die Vorzüge, die Stalien den Namen des 
Gartens von Europa erworben haben, alle die vor⸗ 


treflichen Weine, die ‚guten Kornfrüchte, die Menge 


anderer auserlefener Früchte, Mandeln, Citronen, Feis 


‚gen, Dliven, die in Europa in der nemlichen Parallele, 


und noch weit nördlicher im blühendeflen Ueberfluſſe 
find, werden hier vermiſſet, und auch in noch füblie 


‚ern Provinzen, finden fie nicht eine ihnen angemefs 


fene, freundliche, gleichförmige Heimath. Statt der 


| um Neapel gemäffigten Sommer und milden Winter, 


haben wir hier in beyden Jahreszeiten Bise und Kälte 
aufferorbentlich ſtrenge, und nichts das ben Produkten 
jener Gegenden entgegen zu fegen wäre. Die beugen 
Karolinasg und Floridas, unerachtet fie die füdlichften 
Provinzen und den, heiffefien Sommern unterworfen 
find, fühlen Fichte deſto weniger alle Jahre, mehr oder 
weniger, fuͤr eine Zeitlang, alle Wuͤrkungen eines 
oft heftigen Winters. Noch auffallender werden dieſe 


ER Vergleichungen, im Verhaͤltnis mit den noͤrdlichern Ge⸗ 


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‚genden Amerika's. N Sm 4sften, 49ſten, zoften Grabe 


| Er genieffen. wir in unferm Vaterlande noch eines milden 


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gemaſſigten Klimats, warm genug um gute Weiner 
Kornfrüchte und vortrefliches Obſt zu liefern. Ein 
13 Land 


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vi | Klima und Witterung | 











Land von faſt ewigem Froſt und Schnee füllt die nem⸗ 
liche Breite in Nordamerika. Neu⸗ « Schottland , Neu⸗ 
Fundland, Canada und Neubrittanien, ſind den ihnen 
in Europa parallel liegenden Gegenden ſo ungleich, als 


beynahe Winter und Sommer; dieſe, Labrador und die 
Gegenden um Hudfonsbay, find beynahe mehr als die 


Hälfte des Jahre im Eis und Schnee eingehüllet, fü 
dag auch die unter ähnlicher Breite wohnenden Eur 
ropaͤer, ſich da anzubauen noch nicht getvagt haben. Der 
Verfaſſer der Recherches philoſophiques ſur les Ame- 
ricains ſchaͤzet den Unterſchied der Waͤrme in der alten 
und neuen Welt auf zwoͤlf Grade, und haͤlt die Gegen⸗ 
den der alten Velt unter dem zoſten Brad für eben fo 


warm, als die amerifanifchen unter dem 18ten; und 


nd andere fezen den Unterfchied auf 14 und 15 Grade. 


Neuyork und Philadelphia lechzen in ‚den Sommers 
Monathen oͤfters viele Tage nach einander unter einer 
Hize, die nach den Empfindungensund Zeugniß der Neir 
fenden ſowohl, als nach dem Wärme: Maag, fo groß 


iſt, als in Weftindien und den ſuͤdlichſten Theilen des | 
feften Landes, nur daß fie nicht fo ununterbrochen 


und fo viele Monate lang fortdauert, ale dort. Faſt 


alle Sommer wird das Fahrenheitiſche Wärme, Maas 


ein» und mehrmalen auf 95 — 95 — 97 Grad bes 
merft. 


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in Sortamert. —— vi 


; er 
merft. — des nne und Julus 1778 


rend die brittiſche Armee ſich von Philadelphia durch 





4 Jerſey zuruͤckzog, blieb es faſt acht Tage nach ein⸗ 
ander zwiſchen 97 — 96, und am 28ſten Junius, an 
welhem Tage die Bataille bey Monmouths Courthoufe 


vorfiel, war es 96. Auf Nhod- Eyland, dag wegen 
feiner offenen Lage an der See einen gemäfligten Soms 
mer hat, fahe ich dag Dueckfilber im Junius, Julius 
und Auguſt öfters zwiſchen 84 — 90. Und in dem dies⸗ 
jaͤhrigen Sommer hatten wir eine auſſerordentliche und 
anhaltende Trockene und Hize, im Julius und Auguſt. 
Die Hoͤhe des Fahrenheitiſchen Thermometers war taͤg⸗ 
lich um Mittag im Schatten 84 — 88 — 90 — 92 — 96 
Grade. Der Sonne unbedeckt ausgeſezt, ſtieg es 
zu 106, 110, 116.26, In der Sonne und mit einem 
dünnen, ſchwarz ſeidenen Bande bedeckt, um das Zu⸗ 
ruͤckwerfen der Sonnenſtrahlen zu verhindern, fuͤllte 


| der Merfurius in meinem Thermometer die volle Länge 


bes Glaſes aus, die aber nur unter 123° iſt. Hinge⸗ 
gen fahen wir D. Nooths Thermometer, die mit vielem 


Fleiß und Nichtigkeit verfertigt find, und über den fie« 
denden Waſſerpunkt hinaufgehen, oft wenn fie bedeckt 


der Sonne ausgeſezt, oder auf einen Stein, der von 
der Sonne erwaͤrmt war, gelegt wurden, auf 128 — 1357 
und einmal, den 2aſten Auguſt, 146 Grade. In der 
a4 Nacht 


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‚Nacht, fand ur Fi, — Toge 





79 ⸗ 82 — 88 — 90; kaum ſahe ich es durch dem 


ganzen. Auguſt, weder Abends noch Morgens unter 


78°. — Mehrere mit dieſen uͤbereinſtimmende Beobach ⸗ 
tungen ſind von verſchiedenen andern Perfonen gemacht 


worden — nur mit dem Unterfchied dag die Höhe des 


Queckſilbers im Schatten, nach der verfchiedenen Fühler 
zen, ſchattichtern, oder dem Waſſer naͤhern Lage der 


Häufer, bie und da um ein oder zwey Grade verſchie⸗ 
ben war. Die in ſuͤdlichern Provinzen gemachten Ber 


merfungen, 4 €. bie Burnaby's Reifen angehänge ⸗ 


ten von Virginien, überfleigen diefe nicht (x); und wie 
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— — 








(*) Zu einer Bergleichung der, biefigen Sommer: ‚Wärme 
mit der von andern Gegenden, mag folgendes dienen. Nach⸗ 
„richt, die Inſel Sumatra betreffend, von Charles 
„Miller, Sohn des vormaligen botaniſchen Gaͤrtners, fo 
„ſich zu Fort Marlborough bey Bencoolen niedergelafs 
„fen. ©. Philoſoph. Transad. Vol. LXVIII. part, ıma, 
„fuͤr das Jahr 1778. — Das Clima ift bey weitem nicht 
„ſo heiß, als man es gemeiniglich macht, oder als man 
„es wegen feiner Nachbarfchaft an der Linie erwarten fols 
tes das Thermometer, woruͤber ich feit, einem Jahr ber 


zein Verzeichnis geführt, if Morgens um 6 niemals 


„niedriger denn 699%, oder höher denn 76°. Um Mittag 
„wech⸗ 





iX. 


* 








ei — eine is dag. — in Welindien, 

Br noch in den Floridas ıc. ihnen die He, wo nicht’ges 
maͤſſigter, wenigſtens nicht ſchwerer obgleich anhaltens 
berugekhipnen- br 


ungleich widerſprechender aber, und noch unerwar⸗ 
teter, iſt die zu der Breite der Lage und der Som⸗ 
merhize underhaͤltnißmaͤſſige Kaͤlte des Winters. Der 
—— der Witterung zufolge, ſollte man glau⸗ 
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— 


— 
— 
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wechſelt es von 79 — 88, und um 8 Uhr Abends von 
„73 — 78 — 30. Nur einmal babe ich es auf 90° ger 
ev ſehen, und in der Gegend don Batta, unmittelbar unter 
‚der Linie, hab ich es öfters des Morgens um 6 hr bis - 
„auf 61 herab gefehben. Wir haben täglich die Seewinde 
„von 9 Uhr bis Spumen Untergang, und ziemlich friſch; 
"dies mäfiget die Hise fo ſehr, daß ich niemals, auch 
„nicht in der heiffeften Tageszeit, mehr Inbequemlichkeiten - 
J —9 davon Zefuͤhlt, als ich häufig an einem Sommertage in 
* „England empfunden.,, D. Blane, Medikus bey Lord 
Rodneys Flotte in Weſtindien, verficherte mich, daß in den 
—* weſtindiſchen Gewaͤſſern, am Bord des Sandwichs, das 
Thermometer, ſo in der Sterngallerie im Schatten hieng, 
nie uͤber 380 war, aber hingegen auch ſelten unter 330 
waͤhrend der heiſſen Jahreszeit. | 





: Sri und Meng. — 


* 
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ben, daß dieſer Erdſtrich aahelich m. unter der Den 

nach dem Nordpole"verfest würde. ange fchon hatten 
ſich die leichtglaͤubigen Amerikaner geſchmeichelt, —* 

durch den ſtark fortſchreitenden Anbau und Entwaldung 
des Landes, ihr Klima ſeit Jahren her viel gemildert, 
und die Strenge ihrer Winter gemaͤſſigt worden ſey. 
Nichts deſtoweniger war es eine gemeine Erfahrung, 
das Queckſilber beynahe jaͤhrlich bis auf o herab, und 
drunter, zu fehen. Der vergangene Winter aber hat 
auf einmal diefe zu frühe Hoffnung widerlegt. 
Eines ähnlichen Winters in Anfehung der Strenge 

und Dauer der Kälte, des Froftes, und der Menge des 
gefallenen Schnees, wiſſen fich die mehreſten Einwoh⸗ 
ner nicht zu entſinnen. Schon ſo fruͤhe, als Ende 
Novembers und Anfang Decembers, fieng anhaltender 
Froſt an, fiel haͤufig Schnee, und blieb durchaus lie⸗ 
gen — welches in den gewoͤhnlichen Wintern erſt um 
4 — 6 Wochen fpäter zu geſchehen pflegte. Tiefer im 
Lande fiel im verfchiedenen Schneeſtuͤrmen eine folche 
Menge, dag man mit Schlitten über alle Einzäununs 
gen wegfuhr. Gegen und im Januar, fieng die firengfte 
Kälte an fich zu aͤuſſern. Der North» und Eafl, River 
gefroren fo dicke, daß über beyde Schlitten mit Laften 
getrieben wurden. — Alle Ablöfungen nach Powles⸗ 


Hook, Erpeditionen, alle Gattungen von Provifionen 
und 


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— — 


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und a — Geſchuͤze, —— vier 
„Wochen lang auf dem Eife hin und bergebeacht, Gchlit 
‚ten "olöihen von bier nach Staaten: Eyland, nach Long. 
Eoland, und von einer diefer Inſeln zur andern. Fiir 
fchen Opfer - Bay und Weft»Chefter, giengen Leute 
bey 20 Meilen über dag Eis. In Philadelphia wurde 
das gewöhnliche Dchfenfeft auf dem Delaware gehal⸗ 


ten; dieſer Fluß aber war bis an die Bay herab ge⸗ 


froren. Die Lage der füdlichern Provinzen fchüzte folche 


diesmal fo menig als fonft, fir dem Ungeftim des 


Winters. Der James» und PorkKiver in Virginien, un⸗ 
ter dem 37°, waren fefte gefroren, und die Cheafapeafs 
| vol Eis. Die Flüffe in Karolina und Georgien 
unter 33° und 32°, waren mit zolldickem Eis bedeckt. 
Hin und wieder find vorjährige Beyſpiele, von 
den aufferordentlichen Wirkungen der Kälte in den ſuͤd⸗ 
lichen Provinzen angezeichnet. Den 7ten Febr. 1747 
fror e8 fo hart in Charlestomn, daß zmo- Bouteillen, 
die jemand voll Waſſers mit ing Bett genommen , des 
Morgens zerborften und dag Waffer in einen Klumpen 
Eis verwandelt gefunden wurden. Sn einer Küche, wo 
Feuer gehalten wurde, fror nichts deſtoweniger dag 
a in’ einem irdenen Gefäß, worinnen ein lebendis 
ger Aal aufbehalten wurde, big auf den Boden. Den 
sten Sanuae 1765 beobachtete Hr. Bertram eine fo 
auffers 


4 Nordamerifa. — 





* 





nen — in St. ar 30°, ah 
in einer Nacht ber Boden länge St. Zohn’s River 
einen Zoll dick gefroren war, und alle bie Citronen⸗ 
und Banana» Bäume, um St. — — die Bike 
— (*). | 


Der berühmte Winter 1740, und einige andere, 


% waren nach der Ausfage und dem Gefühle der Einwoh» 


ner, dem leztern (**) an Kälte gleich; ‚aber obſchon 
ſolche oft fo grimmig war, daß der beſte Weingeiſt in 


weniger als 15 Minuten fror, ſo hielte ſie doch nie 


über 4 — 5 — 6 Tage in dem nemlichen Stade an, 


- fondern hatte immer wieder gemaͤſſigtes und Thauwet⸗ 
‚ ter dazwiſchen. Den Bemerkungen, die vor dem Kriege 


von den Herren am Neuyorker Collegio gemacht wor⸗ 
den; zufolge, Bar man öfters in einem Winter dag 
‘ ei Queck⸗ 





(*) Robert’fons hiftory of America. Vol. Il. p. 331. 


(** Benrerfenswürdig ift es, daß verfchiedene Nachrichs 
ten, von Canada, New: Fundland, News Seotland, des 
vergangenen Winters, als eines mildern als gewöhnlich, 
erwähnten. — Das nemliche ereignete fich im Winter 
1783 — 84, welcher fehr frenge in den mittlern und füds 
lichern Gegenden, hingegen ungewöhnlich gelinde in den 
bier genannten nördlichen war. 


* J— * Nordamerlta xm 





—* — GV ober 38 ei unter dem 
unkte gefehen; und im vergangenen war: dies 
— gewoͤhnliche Erſcheinung. Mein Thermometer er⸗ 
Aitect ſich nur bis auf © — ich konnte alſo keine Be⸗ 
merfungen über den tieferen Stand des Queckſilbers mas 
chen, obgleich ich verſchiedenemale die Roͤhre ganz da⸗ 
von entledigt geſehen. — Auch muß ich geſtehen, daß 
ich aus verſchiedenen Umſtaͤnden durch die Kälte ver⸗ 
hindert worden bin, Bemerkungen uͤber die Kaͤlte zu 
machen, Um den Mangel zu erfegen, rücke ich folgen, 
den Auszug von Beobachtungen bier ein, die in ber 
Nachbarfhaft von Neuyork gemacht, und in den vr. 
lichen Blättern mitgetheilt worden find. 
Hoͤhe des Merkurius in Tahrenheits Thermo⸗ 


n meter: j 
Be: Sonnen» Aufg. Nachmitt. 2 Uhr. 
16 Io 27 
.17 17 32 
18 12 21 
19 13 unter o 14 
20 Na 
21 6 unter 0 * 


DU ls. 5 29 





9 3u gancafter in Penſylvanien, bemerkte Hr. P. Muͤh⸗ 
lenberg, den zten und aten Februar 1785, die größte Kälte 
ebene * 


XIV Klıma und. Bean 


Pr Der Morgen des — war um einen en. Grad 
„kälter ‚ als jeder andere Morgen dieſes Win ⸗ 
‚unters. Der Nachmittag des 2oſten war der kaͤl⸗ 
„teſte den wir jemals hatten. —— 








Ich zweifle, ob irgendwo auf den — Theilen 
der bewohnten Erde, ein auffallenderer Abſtand von 
Hize und Kälte beobachtet worden, als in dem hieſi— 
gen, von Sranflin fo gepriefenen Klima. Von 13 uns 
ter 0, zu der Wärme. im Schatten 96°, iſt der Unters 
ſchied 109 — und ju der größten Sonnenhize von 1469 
beträgt der Abfland 159 Grade, da hingegen unter eis 
ner nördlihern Lage das Klima von England fo gemäfe 
ſigt iſt, daß der Abſtand von der größten Kälte zu der 
größten Märme im Schatten nicht über 65° beträgt (#). 

Noch nicht genug, daß die äufferfien Gränzen von 
Wärme und Froſt einen fo auflerordentlichen Abſtand 
gegen 





CH) Die größte Kälte, die jemals in England empfunden 
wurde, iſt 15 — Die größte Hize im Auguft 1779, war 70. 
In dem LXIX, Vol.der Philofoph. Transad, eingerücte Ber 
obachtungen des Thermom. zu Briftol bemerken den aͤuſſer⸗ 
ſten Stand des Queckſilbers im Haufe 75 und 313 auſſer⸗ 


halb 79 und, 30. Zu Lyndon im Rutland im Haufe 734 


und 325 bemerken den aͤuſſerſten Stand des Queckſilbers, 
aufferhalb 85 und 181 — 


in Nordamerifa, u 








gegen, einander haben. — Nicht genug/ daß in ununter⸗ 
brochener Wiederkehr von Jahrhunderten eines des an⸗ 
dern Wirkungen zernichtet, und daß das Land, das al⸗ 
len Unbequemlichkeiten der heiſſen und der kalten Zonen 
ausgeſezt iſt, dennoch die Vortheile von beiden nicht 
genießt — um es alle Unannehmlichkeiten eines un⸗ 


freundlichen Himmels fühlen zu Iafien, muͤſſen plözliche 
und oͤftere Veränderungen in entgegen geſetzten Wit⸗ 


terungen noch das Ihrige beytragen. Schnelle Veraͤn⸗ 


derungen von Hize und Kaͤlte ereignen ſich hier beſtaͤn⸗ 


dig alle 3 — 4 — 5 Zage in dieſen Gegenden, Ju 
den noͤrdlichern Theilen ſcheint die Witterung etwas 
fläter zu feyn. In den Monaten Februar und März . 
fommen fehon häufig ſehr warme Tage, bie immer wies 
der mit ſehr falten , Froſt und Schnee abwechſeln Sn 
der Mitte des Aprils, und öfters noch im May, friert 
es. Im Winter 1778 wurden in Philadelphia Leute 
mit erfrornen Zaͤhen nach dem Hoſpital gebracht, da 
om Tage das Thermometer 70° ſtande, und. fie nur, 
die vorhergehende Nacht den Froſt erlitten, Wir has 
ben im Februar ohne Feuer bey ofinen Thüren und 
Senftern. gefeffen, und waren hingegen ‚manchmal in 
ber, Mitte des Sommers des Feuers froh. Am 25ffen 
Der 1773. bielt id zu Schiffe, im Sund, einen der 


graͤulichſten Nordſtuͤtme aus, dag Queckſilber Hand vers 


fchiedes 


—æS —— 


* 


Pr Slna und AO. 





* 


ſchiedene Tage lang zwifchen en * 


auf brachte ung der Uebergang vom alten zum neuen 


Jahre die angenehmffe Srühlingemwitterung, von 45 —.68°, : 


Im Monat Julius 1779, fielen nad) vorhergegangener 
geoffer Wärme, mit Sflihen und nordöfilichen Winden, 
häufige Regen und fo fühle Tage ein, daß empfindliche 
Perſonen Feuer haben mußten. Das Thermom. ſank 
bis 50°, und dies wird gar. nicht unter die feltenen Er⸗ 
ſcheinmgen gezählt. — Ueberhaupt fan man hier im 
Durchſchnitte, Faum 4 ganze — * Feuers gaͤnz⸗ 
lich entbehren. 

Nach einer langen Reihe von heiſſen Tagen ſahen 
wir vergangenen zoften Auguſt, auf einmal dag Ther⸗ 
mometer 63°, am 2a4ſten 920. — Es iſt unglaublich, 
welche unangenehme Empfindungen im Körper, dieſe 


plözlichen Abfprünge verurfahen, der häufigen Krank 


heiten nicht zu gedenfen. Auch fogar die zarten Ges 
soächfe , Melonen, Kukumern ıc. zeigten Marfen ziem⸗ 
licher Kälte, beynahe von Froft, an ſich — von da an. 
fchon verlohr fih an den Pflanzen das lebhafte Gruͤn 
amd viele Bäume hatten abgeſtandene Blätter. Wenn 
fih der Nuffe aus feinem Schwizbade unmittelbar in 
den Schnee, oder in den mit. Cie bedeckten Fluß fürs 
get, fo glaube ich Faum, daß er halb fo viel Teidet, als 


— 


wir durch die unaufhoͤrlichen Abwechslungen der Wite 


' terung. 


«in Nordamerifa, es wen 


y E * 


— 











— — — 
terung · Am lezten Oktober hatten wir einen ziemlich 
warmen Nachmittag; Abends zwiſchen 5 — 7 uhr bliste 
und donnerte es in einiger Entfernung — und nichts 
war. unerwarteter, als den nächften Morgen, am ıflen 
November, alles um ung ber mit zofltiefem Schnee 
bedeckt zu ſehen, und doch mar um 8 Uhr des Mor 
gens, das Queckſilber ſchon wieder auf 48°. Wehnlihe 
widerfinnige Beränderungen, koͤnnte ich eine Menge 
durch alle Monate bemerken, wenn es nicht fhon ohnes 
bin eine durchgängig befannte Erfahrung wäre. Wenn 
Ymerifa einft einen Thompſon haben follte, (bis jezt 
bat es noch feinen erträglichen Dichter geliefert,) fo 
weiß ich nicht, welche von den ZJahrszeiten er der 
- Mühe werth finden wird zu befingen. | | 

Die einzigen erträglich angenehmen Monate find 
der September und Dftober: Die Reize des Frühlings 
find unbekannt und ungefühlt. — Ein beftändiges Aprile 
fetter berrfcht durch die Monate März, April und 
May — ein abwechslender Sommer und Winter. Und 
- dann mit einemmale tritt unmäffige Hize ein, zwifchen 
der ung die oͤftern und Fühlen nördlichen Winde an’ 
ben kaum vergangenen Winter erinnern. - Das Plans 
zenreich lebt um einige Wochen fpäter auf, als in Eng⸗ 
land, und nicht früher Als in Teutſchland. Wir haben 
‚ feines von ben frühen Gartengewächlen eber, als wir 
ru b ge⸗ 








gewohnt find es zu baden. Mit mißtrauifcher Hand 
fireuet Faum noch im April die Flora hie und da einige 
Anemonen, Violen ꝛc. aus, und häufig. verhindern . 
Nachtfroͤſte, oder zerſtoͤren die Bluͤten der — 

im May (). — — 
Die 








— Der Eintritt des Fruͤhlings in — und Penſyl⸗ 
vanien iſt zwar abaͤnderlich, aber doch, nach der geographi- 
ſchen £age der Gegenden, gemeiniglich ziemlich fpate. Ges 
woͤhnlich finden fich in den lezten Tagen des Maͤrzes nur 
noch geringe Spuren der wiederauflebenden Vegetation. Das 
Dracontium foetidum L, iſt immer die erſte, aus der oft 
noch befchneyten Erde empor fproffenden Blume. Ihr folz 
gen Saxifraga nivalis und Anemone hepatica L. — Bir 
fhe und Bäume find noch und bleiben noch lange unbe—⸗ 
Yaubt; die allermeiften bleiben es bis Anfangs Mays. — 
Im April erfi blühen Anemone thalitroides, Anemone 
thalitroides, Anemone quinquefolia, Saxifraga penfyl- 
vanica, Gnaphalium obrufifolium und plantaginifolium, 
Viola canadenfis, Acer rubrum &c. Es ift ein feltener 
Fall, wenn diefe noch im März erfcheinen. Im der zweyten 
Sälfte, oder gegen das Ende Aprils, blühen gewöhnlich 
erft folgende beiden Welttheilen gemeine Pflanzen: Lamium 
. amplexicaule, Thlafpi Burfa Paftoris, Leontodon Taraxa- 
cum, Fragaria vefca, Caltha paluftris, Erythronium &c. 
Dom May an und dem übrigen Sommer hindurch bleiben 
fih die Blütezeiten ziemlich gleich. — Gras ift felten vor 
der Mitte Aprils fp lang, um Pferden einige frifche Weide 
zu gewähren. — Man vergleiche mit der hiefigen duͤrftigen 
Srüblingsflora, die vielen vortreflichen Gewaͤchſe, welche in 

u 


AR ® ” vn * 2 — Bit . Bi 
Re „EA NOF Dame fa. | — 








Die herrſchenden Winde | und ‚die aufferordentliche _ 
Ausdehnung des feften Landes in Amerifa, werden ger 
meiniglich als die vorzuͤglichſten Urſachen dieſer unglei⸗ 
‚chen und unſtaͤten Witterung angegeben. Ein Schrift⸗ 
fieler, von dem man glauben fan, daß er mit diefem 
Sande bekannt fen, führt ähnliche Urfachen zur Erklaͤ⸗ 
zung des Falten nordamerifanifchen Klimats. an. Dicfer 
Welttheil, fagt er, erftreckt fich nach aller Wahrſchein⸗ 
lichkeit bis unter den Pol, wenigſtens hoͤher als Europa 
und Aſien, und noch hat man deſſen Ende nicht gefun⸗ 
ben, ob es gleich bis an ben Soffen und gaflen Grad 
geſucht worden. * Eben fo unermeßlich iſt die Ausdeh⸗ 
nung Amerika’s von Dften nach Welten, in.diefen nord» 
lichen Theilen. Beides, Grönland und. Spizbergen, 
ſcheinen Theile des feften Landes zu ſeyn, oder kommen 
ihm wenigſtens in dieſen gefrornen Regionen ſehr nahe. 

Nordamerika dehnt ſich demnach durch den groͤßten Theil 
der kalten Zone aus, und iſt aus der Urſache beſtaͤndig 
mit Froſt und Schnee uͤberdeckt; da hingegen Europa 

b2 und 





— 





‚gleicher Breite, um Nom, theils fchon im Februar, theils 

im Merz, volblüben. ©. Serbers Briefe aus Wälfchl. 
‚6.208. — Beiteg im Lande ift der Frühling noch ſpaͤter, 
‚als hier an der — Sn England fangt man im Februar 
an die Gärten zu befiellen, hier wird vor Ende März nicht 
daran gedacht, — 


* 


xx Klima und Witterung 
und Aſien ſich ohngefaͤhr in dem »often Grad verlieren. 
Beide find gegen Norden von Gemwäffern umgeben, die 
einen Theil des Jahres durch offen find, und went fie 
auch mit Eis bedeckt find, fo iſt dem ohngeachtet der 
Wind nicht fo auſſerordentlich kalt, als der, ſo in der 
aͤhnlichen Breite uͤber Land wehet. Dieſer Theil des 
fetten Landes, welcher ſich fo weit gegen Norden ers 
ſtreckt, ift von dem Aufferften Theil an, fo weit man 
es in Baffing» Bay entdeckt hat, beynahe nichts anders, 
als eine Gruppe-von hoben Gebuͤrgen, durch das ganze 
Jahr mit Schnee und Eis bedeckt. Dieſe Gebürge, vers 
breiten ſich nach allen Gegenden, und bis Neuengland 
herab, und alle die Landſchaften, die zwiſchen dieſen 
Gebuͤrgen und noͤrdlich von Neuengland liegen, ſind faſt 
eben ſo in beſtaͤndigen Schnee, Eis und Nebel einges 
huͤllet. Und von hier verbreiten ſich zu allen Zeiten des 
Jahres, und uͤber alle Theile des feſten Landes, Win⸗ 





ter und Kaͤlte. Gm ganzen nördlichen Amerika iſt es 


eine bekannte Bemerkung, daß die Kälte von den Wins 
den abhänget, und daher find auch nordweſtliches und 
kaltes Wetter durchaus gleichbedeutende Worte, Nord⸗ 
liche Winde find zwar überall Falt, fie mäffen es aber 


um fo mehr feyn, wenn fie mit Heftigfeit über folh 
einen unermeßlichen Falten Strid) Landes mehen. Die | 


‚vielen und geofien canadifchen Seen, die fih auf 12 — 1300 
Meis 


\ 


1 


in Noͤrdamerlka. VXKE 





Meilen 9 egen Nordweſt erſtrecken, vermehren die Kaͤlte 
und Stͤrke der uͤberherſtreichenden Winde, und beſtim⸗ 
men am. meilten ihre Richtung. Nord weſtliche Winde 
ſind daher die dieſen Welttheilen eigenen Winde, und 
wehen mit einem Ungeſtuͤm, das alle andere uͤbertrift. 
Sie ſind allen Jahreszeiten gemein, doch am haͤufigſten 
und heftigfien im Herbſt, Winter und Fruͤhling. Ges 
‚meiniglich halten fie eine Zeitlang, befonders im Wins 
ter, öfters big 8 und 14 Tage an, und dann.erfirecken 
fie ſich ſtets über den größten Theil. des Eontinentg; 
Auffern oft tief unten in PBirginien und Karolina ihre 
Macht , und bringen Winter über diefe wärmern Kolo⸗ 
nien. Man weiß, daß fie oͤfters ganz über den atlan⸗ 
tiſchen Ocean weg bis nad) Europa wehen, und. die 
nördlichen: Kuͤſten von den weſtindiſchen Eylanden em⸗ 
pfinden ſie haͤufig. Auf ſie gruͤndete Columbus haupt⸗ 
aͤchlich feinen Beweis für bag damals unhekannte Das 
ſeyn eines weſtlichen Welttheils. 

Man rechnet gemeiniglich, daß die —2 vou 
Nordamerika durch drey Viertel des Jahrs wehen — 
nemlich der N. — N. W. — W. und W. S. W. — 
und dieſe beſchleunigen daher die Ruͤckreiſe aller Schiffe 
nach Europa, welche immer in der Haͤlfte der Zeit ge⸗ 
ſchieht, die ſie zum Kommen noͤthig haben. Von Eu-⸗ 
ropa hieher muͤſſen ſie, wenn ſie ihre Fahrt verkuͤrzen 
b3 wols 


xxn Klima und Witterung 


* jenen ausweichen, und ſo weit ſuͤdlich gehen, 
als nöthig iſt den Handelsrwind zu befommen. Eins 
zelne und Kauffahrten. Schiffe gehen daher öfters big 
auf 30 und 26 Grad füdlicher. Breite herab, und fonts 
men dann in einem halben Zirkel wieder nach der biefis 
gen Höhe herauf. Transporte thun es nicht fo. gerne 
und häufig, um nicht die Truppen der gröffern Hize, 











zumal, wenn die Sonne in der nördlichen Hälfte ift, 


augzufesen.. Die Wirfung der Sonne, auf die unter 
den Wendezirfeln befindliche Luft, erregt befanntlich ei⸗ 
nen flärfern Strom von der Fältern, nördlichern dort 
bin; weil aber durch den größten Theil des Fahre die 
über fo ungeheuren Schnee ind Eiggefilden des feften 
Landes von Amerika gegen N. W. ftehende Luft, fälter 
und dichter iſt, ale die des umgebenden atlantifchen 


Meeres, fo befommt der Wind feine Richtung mehr 


von diefer Gegend, und der Nordweſt ift dem zufolge 
ber berrfchende. Während der heiffern Sommermonate 
empfinden die nördlichern Gegenden von Canada, Nova 
Sfotia rc. auch einen merflichen Grad von Hize; dag 
fefte Land wird durch die längern Tage und den noͤrdli⸗ 
chern Stand der Sonne waͤrmer, als der angraͤnzende 
Ocean, und am dieſe Zeit ſind die oͤſtlichen Winde am 
haͤufigſten, oder wenigſtens haͤufiger als die weſtli⸗ 
chen 


in Nordamerika. XXI 








chen CO. Me dieſe Landwinde ſind insgemein trocken 
und kuͤhl oder kalt — die von der See kommenden ge⸗ 


b4 meinig⸗ 
SEE Sr a. — 

CH Folgende Vergleihung der Oſt- und Weffeite von 
Amerika zu denfelben in der alten Welt, findet fich in den 
amerikan. »hilofopb. Abhandl. ıfier Theil. - „Wenn wir 
„den Nachrichten der Reifenden Glauben beymeffen dürfen, 
„ſo findet fich eine groffe Uebereinſtimmung, in Abficht auf 
„Boden, Klimat, Temperatur der Luft, Winde, Wetter 
„und mancherley Naturproduften, swifchen einerlen Paralz 
zielen der Breite der öflichen Küfte von Amerika und Afien. 
„Und dieſelbe Uebereinſtimmung laͤſſet fich zwifchen der 
„Weſtſeite der alten Welt und der Weſtſeite von Amerika 
bemerken; da hingegen die Oſt- und Weftfeitegg der nem⸗ 
„lichen Welttheile ſehr unterfchieden find. Die neueften 
„und befien Nachrichten lehren uns, daß Kamtſchatka und 
„die nordöfliche Kuͤſte von Afien, in beynahe jedem Betracht 
„der Küfte von Labrador in Amerika fehr ähnlich iſt; fehr 
„verſchieden hingegen von den im gleichen Warallelen Lie: 
‚genden Gegenden von Europa. Philadelphia Liegt unterm 
4often Grad nördlicher Breite, gerade fo wie Pekin in 
jr China, und beynahe gleich, liegen Madrid in Spanien, 








„und der Theil von Californien, von welchem Sir Franz 


„Drake Befiz genommen hat. Philadelphia und Pekin lies 
» gen an den nemlichen Seiten der zwey Welttheile, nems 
„lich der Ben die Winter find Ealt und die Sommer 
„ſehr warm. An beiden Drten bringen die nemlichen Winde 
1 diefelben Wirkungen hervor; in beiden find die Nordweſt⸗ 
„Winde kalt und durchdringend; die Suͤdweſte warm und 
„trocken; die Nordoſte kalt und feucht; die Suͤdoſte feucht, 
„aber warm. In beiden Gegenden herrfchen die Nordweſt⸗ 
” Bun im Winter und die Suͤdweſte im Sommer. Ans 
vr ders 


N 
4 


* 


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% 


xxIv Klima und Witterung 


na 








— 


meiniglich das Gegentheil, feucht und warm. — RD. * 
und D. Winde bringen Regenſtuͤrme. N. O. if öfters 





anhaltend und häufig. Schnee fommt mit I. und 


RD — SW. if unbeſtaͤndig, kommt aber oft mit 
ploͤzlichen Stoͤſſen. ©. if felten ſtark, und verliehrt 


ſich gemeiniglih in Windftillen; mit ihm oder während 
der Windftillen Eommt das heiffefte Wetter. - Man hat 


bemerft, daß die heftigſten Stürme gemeiniglich auf der 
Seite anfangen, da der Wind hingehet (to leewaard); 
fo bricht z. €. ein RD. Sturm um einen Tag früher 
in Virginien aus, denn in Boſton. — Die Urfache dar 


von if Jar: wenn nemlich in den füplichern Theilen die 


Luft burchgsiegeid eine Urſache verbünnet iſt, fo wird 
bie dichtere Luft aus den naͤchſten Gegenden ſich zuerſt 
gegen den verdünntern Drt bewegen, und fo einen Zus 
flug von den mehr nördlichen Gegenden, nur nad) und 

nach; 





„ders verhält es fich aber in Madrid und in Californien, 
„obgleich diefe Gegenden übrigens meiſtentheils mit einans 
„der übereinftiimmen. Solche Aehnlichkeit geiget fich nicht 
„nur in dem Klima und der Witterung, fondern auch in 
„der Landesart und dem natürlichen Erzeugniffen. Toback, 
„„Phytolaeca, der Perſimon und Maulbeerbaum, und vers 
„ſchiedene andere Pflanzen, find einheimifch in China for 
„wohl, als in Amerika. Ginſeng wird weſtlich von Pekin 
„geſammlet, und diefe Pflanze wisd in Feiner andern Ges 
„gend der Welt gefunden, als unter den nemlichen Gra⸗ 
„den der Breite in Amerika: ,, 


| 


* en Nordamerika. xxV 
But De ú üñ — —— 
— — — Und daher iſt auch nördlicher Wind, 
wenn’ er; nach einige ‚Zeit lang angehaltenen Süd» und 
 Siswelichem Wetter einfällt, nicht gleich fo Falt, als 
er es 24 Stunden nachher, und je laͤnger mehr wird. 
Auſſer dieſen allgemeinern Winden finden ſich noch 
laͤngſt der Kuͤſte von Nordamerika im Sommer, und 
während: der heiffern Tagsjeit/ die ſogenannten Sea- bree- 
zes — gemshnlicher und beftändiger aber an den mehr 
füdlichern Küften. Wenn die Sonne von dem Mors 
gen an bis gegen Mittag ftärfer auf dag Land wir 
fet, und dieſes einen groͤſſern Grad der Waͤrme an⸗ 
nimmt, als die benachbarte See, ſo ergießt ſich die 
Seeluft bald in ſtaͤrkern, bald in ſchwaͤchern Stroͤmen 
von allen Seiten nach dem Lande zu. Sie erſtrecken 
ſich aber auf keine groſſe Weite in das Land. Phila⸗ 
delphia, dag tief im Lande liegt, empfindet nichts das 
von and die Hize iſt ſchwer und druͤckend; Boſton am 
Ende einer tiefen Bay fuͤhlt ſie nur wenig. Von Neu⸗ 
vork werden ſie einigermaſſen durch die Hoͤhen von Long⸗ 
und Staaten - Eylanden abgehalten: unterdeſſen verfeh⸗ 
Ien fie faft niemals, mit der anwachfenden Flut nad) 
der Stadt zu kommen; am deutlichften Auffern fie ihren 
Einfluß auf Rhod⸗Eyland, dag wegen feiner unmittels 
baren Lage an der See im Sommer gegen die Mittags» 
zeit beynahe immer durch fie von der übermäfligen Hize 
»% b 5 gekuͤhlt 








— — 


xxvi Klima und Witteruung 








gefühlt wird, die auſſerdem oft’ fo. „unerträglich. ſeyn 
wuͤrde, als in den benachbarten Gegenden, die ihrer 
entbehren. Aus dieſen und andern Urſachen wurde die⸗ 
ſes Eyland beſtaͤndig fuͤr Pe angenehmen und gefune 
den Sommeraufenthalt gehalten , und häufig begaben fi ch 
wohlhabende Leute aus Weſtindien und den ſuͤdlichen 
Provinzen dahin, den Sommer da zuzubringen. - ‚Die 
Land» breezes, die in den weſtindiſchen Eyländern und 
den mehreften wärmern Gegenden, mit den Sea⸗breezes 
abwechſeln und die Naͤchte kuͤhlen, indem ſie vom Lande 
gegen die See wehen, find hier nicht fo deutlich, we⸗ 
nigfteng nicht immer, wahrzunehmen: fie fpringen manchs 
mal gegen Mitternacht und fpäter auf, find. gemeinige - 
lich nur. ſchwach, und vergehen gegen Sonnenaufgang. 
Morgens und Abende im Sommer ift gemeiniglich Wind» 
file. Diefe und die. Seewinde am Tag haben öfters 
fegelfertige Schiffe mehrere Tage aus dem Hafen von 
Newport zu fommen verhindert. : Eine. andere, an dies 
fen Küften gewoͤhnliche Art Witterung find flarfe und 
dicke Nebel, die fehr Häufig, mitten im Sommer ent 
fiehen, und eine Aufferft unangenehme Schwüle und 
dumpfe Hize verurfachen und nach fich läſſen. Oft find 
fie fo dick, daß fie die Kleider naß machen; und auf 
Rhod/-Eyland, wo ich fie amı häufigften gefehen, mar 
es manchmal unmöglich, Bücher, Lederwerk, und mag 
1— ſonſt 


J 


in Nordamerika. | xXVI 








Wirku — einer feuchten Luft ausgeſezt iſt, 
, und ohne Schimmel zu erhalten. Man fieht fie 
öfters des Morgens in Geſtalt ſchwerer Wolken, uͤber 
der Oberflaͤche vr See ‚, deren nächtliche Yusdünftung 
folche erzeugen, nach dem Rande zu vollen , wo fie nicht 
felten lange bleiben, big fi ie durch Winde oder die Somne _ 
zerſtreut werden. Die Einwohner halten ſolche für ums 
fhädlich; welches in fo ferne wahr ift, als fie nicht 
ſchaͤdliche Ausduͤnſtungen von ſtehenden Waſſern und 
Suͤmpfen, ſondern blos reines, in der Luft aufgeloͤßtes 
Seewaſſer enthalten. Dies gilt aber nicht von denen, 
die durch Landwinde nach der Kuͤſte gebracht werden. 
In den Monaten Februar, März’ıc. mo immer einem 
ſchoͤnen Tage ein Falter folgt, find folhe am häufigfien, 
und unter ähnlichen Umftänden auch manchmal zu ans 
dern Jahrszeiten. 

Es iſt dine Lieblingsmaxime der Amerikaner, daß 
ſie ſich einbilden, die uͤberwiegende Kaͤlte ihres Landes 
werde hauptſaͤchlich durch den in ihren ungeheuren Wal⸗ 
dungen lange liegenden Schnee dem Winde mitgetheilt. 


Sie ſtuͤzen dieſe ihre Meynung auf eine truͤgliche Er⸗ 


fahrung. Sp babe ich verſchiedene alte Einwohner bes 
baupten hören, daß die lestern Winter bey weitem nicht 
fo firenge kalt mehr wären, als die vor 20 — 30 jahr 
zen; feit welcher Zeit eine groſſe Menge Waldungen ab⸗ 

getrie⸗ 


hi 


xxvm Klima und Witterung 





‚getrieben torden.. Da fich diefe Meynung aber blog - 
auf Eörperlihe Empfindungen ‚gründet, und das 66 
daͤchtniß, in Vergleihung dei Empfindungen von ver 
fchiedenen Jahren, zu fehr truͤgt — da die Witterung 
des Landes fo gar ungleich — da fit dem Hierſeyn ber 
Arnieen und des Kriegs von beyden Seiten noch uns. 
‚gleich mehr Hol; in der Nachbarfchaft abgetrieben wor, 
den, und dem ohngeachtet der vorige Winter firenger 
war, als viele der vorhergehenden — fo erfordert dies 
andere Beweife. 7, Diefe Kälte ift fo wenig den Wal 
dungen zusufchreiben , fagt ein ſchon ermähnter Schrift 
„ſteller, daß vielmehr die Hälfte des Landſtrichs, von 
„woher fie kommt, "nicht nur Eeinen Wald, fondern 
nicht einmal einen Buſch, oder einen Baum hat. Es 
gift der Mangel der Waldungen und die ungeheuren 
s’ Seen, wovon jene wütende Winde entfliehen, welche 
„ſehr viel duch Waldungen geſchwaͤcht werden. In 
„Waͤldern kann man diefe kalte Winde noch ertragen, _ 
zı aber auf freyem Lande find fie für Dienfhen und Vieh 
z unerträglich, und. dies fo gar in den füdlichen Kolonien, 
», Wenn daher die Holzungen jener Landfchaft ausgerot⸗ 
riet würden, fo würde Canada und Seit. Schottland 
To Falt als Hudſons⸗Bay — die nördlichen Kolonien 
To Ealt als Granada, und die füdlichen wie die noͤrd⸗ 
nlihen werden. Man fehmeichle fih ja nicht mit dem 

neiteln 


in Nordamerifa. XIX 


4 





eiteln Gedanken, die Natur verbeſſern zu wollen, oder 
* dieſe unfreundlichen Gegenden milder zu machen, wel⸗ 
Iches blos dadurch wuͤrde geſchehen können; daß man’ 
N wenigſtens 20 Grade von dem noͤrdlichſten Lande ab⸗ 
n fehnitte und bie unzähligen Schneegebürge: ſchleifte, 
„von welchen 2 Urſachen die Kälte, von der die Rede 
niet, entitehet. „, UT 
Es iſt zu erwarten, a bie — nnd in 
veränderlihen und fo ſehr entgegengefesten Himmels⸗ 
ſtriches, auf eine: oder die andere Art die Wirkungen 
davon empfinden muͤſſen. Mehr oder weniger Schwaͤche, 
Weichlichkeit, Unthaͤtigkeit u. ſ. w. zeichnen alle die 
Nationen aus, die entweder unter einem ſehr heiſſen 
oder fehe falten Klima leben. Nur milde, gemäffigte 
und "gleichförmige Gegenden erzeugen thaͤtige, arbeits 
fame und mit den nöthigen Kräften zu groffen Unter 
nehmungen verfehene Einwohner. Ich bin zu wenig 
oder faft gar nicht mit den urfprünglichen Amerikanern 
befannt, um aus eigener Ueberzeugung zu fprechen; 
aber aug gefammleten Erfahrungen und Urtheilen, fagt 
Nobertfon: „die Amerifaner find merkwuͤrdiger wegen 
„ihrer Geſchwindigkeit, als Staͤrke. Sie gleichen 
„Raubthieren mehr als Laſtthieren. Sie find nicht 
„nur harter Arbeit abgeneigt, ‚fondern auch. unfähig 
dazu; und werden fie durch Gewalt von ihrer ange 

bohr⸗ 


xXX Klima und Witterung 








bohrnen Indolenz aufgeweckt und zur Arbeit getries 
ben, fo finfen fie unter Unternehmungen, die die Eins 
wohner der alten Welt mit der größten Leichtigkeit 
A würden vollzogen haben. Das unbärtige Geſicht und 
die glatte Haut des Amerikaners ſcheint einen Man⸗ 
Agel von Kraͤften anzuzeigen, der durch irgend eine 
„Anordnung in feinem Bau veranlaſſet wird. Ihm 
„mangelt eines der aͤuſſerlichen Zeichen von Mannbar⸗ 
keit und Staͤrke.„Unlaͤugbar tragen auſſer den na 
türlichen Urfachen auch politifche und  moralifche das 
ihrige dazu bey. Allein auch die hiefigen europäifchen 
Abkoͤmmlinge fcheinen im Ganzen die nerpichte Stärfe) 
die feftere Bildung und den männlichern Bau der Natio⸗ 
nen, von denen fie abflammen, verloreu zu haben. 
Schlank, ſchwaͤchlich, ſchwammicht, blaß % ohne dag 
blühende und volle Anfehen einer jugendlichen Geſund⸗ 
heit, und ähnlicher einem fehnell auffchieffenden Rohre, 
als der langſam zu währender Staͤrke aufwachſenden 
Eiche. Es koſtet beynahe nur einen Blick, um den Ame⸗ 
rifaner und Europäer zu unterfcheiden; und hat jener 
einmal die durch die anfängliche Veränderung des Kli⸗ 
mag verurfachte Befchwerden überffanden; fo trozt er 
nachher für immer, unter ähnlichen Umftänden, dem 
gebohrnen Amerifaner. Sch weiß nicht, wie viele und 
wie alte Leute es in Amerika geben mag: die mehreſten 
aber, 


in Mordamenta ER. —0— 





— 








aber Fahnen, und die eineg 70 — gojährigen 


* Alters wegen merkwuͤrdig waren, waren entweder Eu⸗ 


ropaͤer / oder noch von europaͤiſchen Eltern geboren, von 


denen fie eine beſſere Konſtitution erbten. Die ameri⸗ 
kaniſchen Truppen, obgleich fie unter dem Himmel fech⸗ 
ten, zu dem ſie von Jugend an gewoͤhnt ſind, litten 
beſtaͤndig von den Ungemaͤchlichkeiten der Witterung, 
Maͤrſchen, Fatiguen ; fo viel und mehr, als die koͤnigl. 


europäifchen Truppen. Waren ja unſere "Truppen - 


kraͤnklich, fo waren es die ihrigen doppelt; und oͤfters 
waren fie eg, wenn die unfrigen der beften Geſundheit 
genoffen. So gar hier, in und um Neuyorf, hefrfchen 
oft zahlreiche. Krankheiten unter den Einwohnern, wenn 
die» Hofpitäler der Armee beynahe gänzlich leer find. 
Die Urfache diefer -fo allgemein merfbaren Schwäche 
fcheint mie wenigſtens in ber aufferordentlichen Ungleich» 


beit und oͤftern Abwechslung der Wärme und Kälte zu 


” fiegen. Sene erfchlafft und ſchwaͤcht ihre Fibern über 
die Maaſſe, und dieſe auf der anbern Seite macht fie 
beſtaͤndig ſproͤde und muͤrbe — bis ſie, gleich einer oft 
hin und her gebognen Feder, zulezt kraftlos werden. 
Beſonders gilt das von den ſogenannten mittlern Kolo⸗ 
nien. Virginien, ob es gleich eine von den ſuͤdlichern 
Provinzen iſt, bringt nichts deſto weniger geſuͤndere 
und ſtaͤrkere Menſchen ſowohl als Pferde hervor. Die 
Hize / 


NE TR u 2 * 


xxxu Klima und Witter. in Norbomenifa,, | 








— 


Bier ber es wegen ſeiner ſuͤdlichen —* Aanterworfen 
wäre, wird duch häufigere Seewinde, zahlreichere u 
Fluͤſſe, und die nahen. Gebürge beträchtlich. gemildert. 
Der Winter aber iſt wegen ſeiner mittaͤglichen Lage im 
Ganzen milder; J und ſo genießt es, im Vorzug aller 
übrigen Provinzen, durch das ganze Jahr einer ‚ges 
maͤſſigtern, gleichfoͤrmigern Witterung, die den thieri⸗ 
ſchen Koͤrpern einen groͤſſern Grad von Starte und zu⸗ 
gleich Lebhaftigkeit giebt. N 2 


4 








Reife von Philadelphia nach Charleston. 








Penſylvanien. 


8 war um dag Ende, Novembers als ih in 


der Abſicht, bie füdfichern Kolonien zu beſu⸗ 
hen, Philadelphia zum zweytenmale verlies. 
Ich hatte mie vorgeſetzt, mit einem der beſtaͤndig von 

hier nach, Charleston wechfelnden Paqueiboote, bie 
Keife dahin zur See zu machen ; und es war nicht für 
wohl die in ‚diefer fpäten Jahrszeit gemeiniglih unan⸗ 
genehme und öfterg langweilige Waſſerfahrt, als dag 
Zureden einiger verehrungsmwürdiger Männer, und: ihre 
Vorftelungen von mancherley Vortheilen und ‚dem Vers 
gnügen mannichfaltiger unterrichtender Gegenſtaͤnde, 

welche eine Reiſe zu Lande gewaͤhren wuͤrde, was mich 


Schoͤpfs Reu.Th.— a | zur 


t 


EP er 


= 


=‘ | N ! Penſylvanien. 
zur Tegtern beflimmte. Ich beſchloß daher, ı von Phila⸗ 








delphia über Lancaſter, und von da uaͤngſt der Gebuͤr⸗ | 


ge, den fogenannten hintern Weg (back road) durch 
Virginien nach Nordkarolina zu nehmen, auf welchem 
ich viel Merkwuͤrdiges zu finden hoffen konnte. Aber 
die mit dem herannahenden Winter ſich verſchlimmern⸗ 
den Straſſen jener Gegenden, noͤthigten mich nachher, 
ſie zu verlaſſen, und laͤngſt der Kuͤſte zu reiſen. Leider 
aber fand ich in dieſer todten Jahreszeit nicht die ges 
hoffte Entfchädigung für den langen Weg, welcher im 
Srühlinge oder Sommer mit jedem Schritte nüzliche 
und angenehme Unterhaltung gewähren müßte. 


Bon Philadelphia aus paſſirt man die mittlere 
Faͤhre des Schwylfills über eine ſchwimmende Brücke, 
welche aus groffen und langen, mit flarfen eifernen 
Klammern vereinigten Blochen befiehet. Damit fie bey 
der Ebbe und Fluth fich mit dem Waffer heben und fallen 
fönne, hat man in gehörigen Entfernungen, flarfe ei: 
ferne Gemerbe in den Querhoͤlzern angebracht. — Die 
Ufer, befonders der Weftfeite diefes angenehmen Flufs 
ſes, zeichnen fih durch ſchroffe und nackende Felſen⸗ 
waͤnde fchön aus. ES find Granitfelfen, in welchen 
man aber den SFeldfpat meiftentheils vermiffel. Die 
Veberlage if die gemeine söthlichte fandicht » thonichte 

Erd» 


Swedes / Ford. 3 
Erdart; eini ge Meilen weiter aber iſt eine bloſſe Thon⸗ 
Schieferart i Decke der Felſen; und hin und wieder 
zeigten ſich Bruchſtuͤcke einer Llaulicht- ſchwarzen Dich. 
ten Felsart, hier der blaue Stein (blue ftone) ge⸗ 
nannt. Indem man die gerade weſtliche Straſſe nach 
Lancaſter etwa 11 Meilen verfolgt, wird ſchon die 
ſtuffenweiſe zunehmende Erhoͤhung des Grunde, gegen 
die zuruůckgelaſſenen Gegenden, von Zeit zu Zeit merkli⸗ 
cher. Ich wandte mich aber hier rechts von der Haupt⸗ 
ſtraſſe ab, und kam bey Gulfmill durch einen engen 
Daß, zwiſchen zween hohen, anſcheinlich gewaltſam ges 
trennten Felſen, nach einigen Meilen wieder an den 
Schuylkill, und laͤngſt dieſem nach Swedes ⸗ Ford. Es 
begegneten uns viele mit Kalch, der Stapelwaare dies 

ſer Gegenden, beladene Magen. Ein Strich von Kalch⸗ 
und Marmorgebürge ziehet fih von Whitemarfh, Chess 
nuthill und Plymouth hieher, und diefes find die näch« 
fin Orte, welhe Philadelphia mit Kalch verfehen. 
Das Kalchbrennen gefchiehet hier durchgängig nicht in 
aufgemanerten Defen, fondern in vieredichten, in die 
Erde vertieften Gruben, welche, doch auch nicht immer; . 
mit feuerfeften Steinen ausgeſetzt find. Aus verſchiede⸗ 
nen Urfachen ziehet man todtes Holz, oder abgeftandene 
Stämme, dem frifchen zum Kalchbrennen vor, und rech⸗ 
net ungefähr 15 Eord Holz, um 5 — 600 Bufpel Kalch 
42 zu 







u | Sucdes / gord 


x - * N 





zu — fuͤr noͤthig. Das Holz wird auf dem Stamm 
gekauft, und 5 Schillinge Venſylo. Current, (7 Spani⸗ 
ſche Thaler,) fuͤr die Cord, ſchon fuͤr theuer gehalten. 
Nach dem verſchiedenen Preiſe des Holzes, Abtreibes 
und Fuhrlohn, kan der Bufpel gebrannten Kalcheg, 
von 8 bis 13 Pence Penfylv. Current verfauft werden. 
Der meifte zwar wird nach der Stadt gebracht, ſehr 
viel wird aber auch von den Landleuten hiefiger Ges 
gend, ald Dünger verwendet. Da fie in der Nähe eis 
nes. guten Marktes find, und ihre Länderenen fchon | 
lange bearbeitet haben, fo kommt ihnen diefe Art der 
Verbeſſerung ihrer Felder ganz gemächlich zu flatten. 
Geringes und trocfnes hohes Land, finden fie, verträgt 
nicht über 15 — 20 Bufhel auf den Acker; ihre fetten 
thonichten niedrigen Ländereyen aber, mehr als noch 
‚einmal fo vie 


Um Swedes⸗Ford find fehr anſehnliche Marmors 
Brüche. Der ſchon erwähnte Strich vom Kalchgebürge 
ift auf der Dfifeite des Fluſſes umd dichte am Ufer 
fteil und fchroff abgebrochen ; da das weftliche Ufer bins 
gegen niedrig if. Die ganze Breite dieſes Kalchſtein⸗ 
ſtriches, welcher in oͤſtlicher und nordoͤſtlicher Richtung 
den Fluß durchſchneidet, betraͤgt eine bis zwo Meilen 
ypd vielleicht mehr. Der meiſte Marmor wird hoch 

oben 


Swedes/ gord. 5 
oben am Berge genommen, wo er in dicken Schaalen 
ober Lagen, die in einem Winkel von etwan go Graben 
oftwärts fallen, fich darſtellet. Durch) verfchiedene Ritzen 
und Spalten ſowohl, als auch durch die abgeaͤnderten 
Farben, zeichnen ſich dieſe beynahe ſenkrecht ſtehenden 
auf» und aneinander gelehnten Strata ſehr deutlich aus. 
Schwerlich kan dieſes ihre urſpruͤngliche Richtung ſeyn; 
es if vielmehr wahrſcheimich, daß fie eine gewaltſame 
Abaͤnderung in ihrer Lage erlitten haben. Es ſind 
uͤbrigens dieſe Marwor nicht die feinſten, nehmen auch 
"wicht die feinſte Politur an, und ſpringen unter dem 
Meiſſel fehaalenweife ab, Ihre Hauptfarben find weis 
und grau, verfchiedentlich gemiſcht. 





* 


Auf den niedern Huͤgeln an der Weſtſeite des Fluſ⸗ 
ſes, die ebenfalls aus Kalchfels beſtehen, finden ſich 
in groſſer Menge loſe Quarzſtuͤcke umher verſtreuet, 
welche haͤufig mit ſchoͤnen Kryſtallen beſezt ſind. Be⸗ 
ſonders häufig trift man fie auf Hrn. Rambo's Laͤn⸗ 
dereyen an, welche auch. durchgehends auf Kalchgebuͤrge 
gegründet find. Die nemliche Bemerkung, daß Kryſtal⸗ 
len, two nicht immer, doch gar gewöhnlich, auf Ealchiche 
ten Boden angetroffen werden, habe ich-noch durch 
mehrere Benfpiele vieler anderer Gegenden in Amerika⸗ 
beftätiget gefunden. Re # 
Eger 43 Der 


5 Swedes / Ford 











De Schuylkill if Hier gewoͤhnlich nicht viel tiefer, 
als daß man durchreiten Fan; daher, und von einis 
‚gen fehmebifchen Familien, welche vormals diefe Ges 
genden anbauten, kommt der Name Swedes-Ford 
(Schweben-Zurt). Die Nachkommenſchaft jener Schwe⸗ 
den bewohnt noch die zerſtreut liegenden Hoͤfe ihrer 
Vorfahren. Sie haben eine eigene Kirche in der 
Naͤhe, und der Prediger der ſchwediſchen Gemeinde zu 
Philadelphia kommt um die dritte Woche und haͤlt Got⸗ 
tesdienſt / aber in engliſcher Sprache. Die Schwebeny 
von welchen die Nede ift, waren in biefer Gegend nie 
ſehr zahlreich; durch Entfernung von ihren Landsleu⸗ 
ten, durch Umgang und Heirathen mit englifhen und 
deutfchen Familien, find fie faft ganz von ihrer Mut 
terfprache abgefommen, und viele wiſſen fich kaum 
darinn auszudrücken, und ‚bedienen fich allgemeiner der 
englifchen Sprache. Den meiften 3 Deutfchen würde eg 
in Amerifa nunmehr wohl eben fo ergangen ſeyn, waͤ⸗ 
re nicht ihre ungleich gröffere Anzahl, und der immer - 
erneuterte Zuwachs von Europa aus, zur Erhaltung ih⸗ 
ter Sprache behülflicher gemefen. , 

% 

Zwiſchen Smebes« Ford und Valley » Forge, trift 
man viele zum Kalchbrennen vorgerichtete Gruben an; 
auf der Oberflaͤche des Landes ſahe man doch nur ge⸗ 


meine - 


> 


ii, Ballen Forge. 7 





— Quarje und Sandſteine. Die Hoͤl — an deren 

Fuß Ballen» Forge lieget, war mit einer Menge har⸗ 
ter ſchiefrichter Sandſteine uͤberſtreuet, in welchen ſich 
hie und da kleine ſchwaͤrzlichte Spizchen von ſchoͤrlar⸗ 
tigem Anſehen zeigten. Der gegenſeitige Huͤgel beſtund 
faſt gaͤnzlich aus braunem, mit Glimmer gemiſchtem 
Eiſenmulm. Dieſe ſonſt ſehr unbedeutende Schlucht 
wurde der Welt bekannter, durch die WinteDuartiere, 
welche 1778 General Washington fer bielte, Die zum 
Hammer gehörigen Werke und Gebäude find im Kriege 
niebergebrannt worden. Das Eifenerz, welches hier 
geſchmolzen und verarbeitet wurde, bricht in einem nah 
gelegenen Thale. : 


Die: Hügel, über: welche der Weg, weiter fort 
gieng, fchienen noch größtentheild aus braunem Eiſen⸗ 
mulm, oder einer diefem ähnlichen Erdart zu beſtehen 
In einem der Thaͤler fand ſich Kalchſtein. Es hat ſich 

aber dieſe ganze Gegend, weit umher, keines beſondern 
| fruchtbaren Bodens zu rühmen; man bauet wenig Ges 
traide, und hat Mangel an Wiefen, die ſchmalen und 
niedern Strecken laͤngſt dem Schuylkill ausgenommen, 


welche alle dag gute Land ausmachen, dag man in 


biefer Gegend fuchen Fan. Deſto ergiebiger ift fie. bins 
‚gegen an Eifenerzen, wodurch die Anlage von mehrern 
A4 Huͤt⸗ 


F . N x N be > 25 — 
— Balley⸗Forge. — 


— d Haͤmmern veranlaſſet Wworden. Die Wal⸗ 
dungen ſind überall dünne, und haben junges ſchwaches 





Holz; denn eben die vielen Eiſenwerke mußten bey der a 
hiefigen unordentlichen Forſtwirthſchaft, betraͤchtliche 
Verheerungen der Mälder, zu ihrem eigenen Nachteil 
anrichten. Das beffere Land wird zum Ackerbau ano ⸗ | 


* 


gelegt, und das ſchlechtere, wo man Holz ſtehen laͤſſet, R 


gewaͤhret dieſem 
Es iſt auch das Ms in. biefen Gegenden fehr haus 
fige Wild meiftens verfheucht, und man wird auffer 
einigen Phafanen (Terrao Umbellus & Cupido L.), Reb⸗ 
huͤnern (Tetrao virginianus L.), Eichhoͤrnern und Haa⸗ 
fen, wenig andere Thiere mehr gewahr. Da jedermann 
volle Freyheit bat zu fehieffen, fo viel er fan und mag, 
fo: wird das gröffere Wild im den angebauten und bes 
wohntern Gegenden aufgerieben, und eg bleiben ihm 
die hintern, am längfien oͤde liegenden Gebürge y zum 
einzigen Zufluchtgort. Die Landleute, welche zwifchen 
und auf diefen Hügeln wohnen, fcheinen nicht die wohl, 
babendften zu ſeyn, auch find ihre Wohnungen nicht 





die beften. Dennoch aber find fie in der Auflage der ” 


Zaren nicht vergeffen worden; ein mittelmafliges Haus 


„ & mit 105 dazu gehörigen Morgen Landes, bezahlte 


für dieſes Jahr 20 Pfund Penfplo. Current. Der Bes 
figer davon, ein Deutſcher, wuͤnſchte daher lieber auf 
einem 


weder fehnellen noch ſtarken Wuchs. 





einem: BR zu wohnen, doch bezeugte er eine 
ii wunderliche Abneigung gegen die geruͤhmten Gefilde 
Kentucky am Ohio, wohin zu ziehen ihn einige 
"au Sreunde bereden wollten. Er hatte gehoͤret, daß 
> man in’ Kentucky Eeinen rechten Winter habe; wo man 
aber feinen Winter hat, argumentirte er, da wird man 

Jahr aus, Jahr ein, arbeiten muͤſſen, und das zu 
Re thun war nicht ſeine Neigung, denn ihm waren zu 

ſeiner Gluͤckſeligkeit, Winter, warmer Ofen und fau 
* unentbehrlich. RE" Be * 





—* 


Coventry, ein andrer Eiſenhammer, 15 Meilen von * 
Valley⸗Forge, gehoͤtet einem Hrn. Pott. Auf dem 
Wege dahin fand ſich noch immer der Eiſenmulm, bald 
weich, bald hart, und verſchiedene andere Felsarten, 
ſchaalichte Sandſteine, Q Quarze, und Breccien mit Sand 
und Eifen gekuͤttet; die Hauptgebuͤrgsart aber war gneis 
fichtes Geftein. Der Eifenhammer zu Coventry liegt | 

‚einem engen Thale, welches von Dfien nad) Weften 
a Es find 3 Herde. und. 3 Hämmer. Die 
Haͤmmer liegen mit der Welle parallel, und die Zapfen 
der Welle greifen an den Hälm kurz hinter dem Ham⸗ 

br mer felbft ein, und heben ihn alfo mit einer geringern 
| Gewalt. in die Höhe, } * 
* 


—— ur 


As Die, 


——— Warwick Mine, holes. 








Die Blasbaͤlge ſind von Holz, und beſtehen aus 
zwey in einander geſteckten chlindriſchen, ſich genau an⸗ 
ſchlieſſenden Faͤſſern, die zwiſchen vier hoͤlzernen Pfoſten 
ſich auf und ab bewegen. Der Wind gehet erſt durch 
einen ledernen Schlauch in ein eiſernes Rohr und in 
den Herd. Dieſe einfachen Blasbaͤlge haben den Vor⸗ 
zug, daß ihre Vorrichtung weder muͤhſam noch koſtbar 


iſt, daß fie weniger Reparatur brauchen, und doch 


dauerhaft ſeyn ſollen. Das beſte Staabeiſen wird der⸗ 
Malen hier, der Centner zu 38 Schilling Penſylv. Cur⸗ 

rent, oder ungefähr 5 Pence das Pfund, verkauft. 
Eier ſowohl als überall, behauptet man, daß dag amer 
rifanifche Eifen, dem beften europäifchen um nichts nach» 
ſtehe. Hr. Pott, der Eigenthlimer des Hammers, war 
abmwefend, aber dennoch wurde ung von feiner Familie 
mit ausgezeichneter Höflichkeit begegugt, und unfern Bes 
dürfniffen mit: fo viel vorfommender Bereitwilligfeit abs 
geholfen, dergleichen man in den fogenannten Sffentlis 
chen Häufern auch für ſchwere Bezahlung, leider nur 
zu oft vermiffer. 


Fünf Meilen weiter, über trockene, fteinichte, 
mwaldichte, und unbewohnte Hügel, famen wir zu Wars 
wie Mine -»holes, welches, in diefem Bezirk ſehr ber 
rufene Eifengruben find. Das Erz liegt bier, wie es 

fo 


Warwick Mine, Bolen. Az au 
fo allgemein in Amerika zu thun pflegt, in Hügeln aufe 
gehäuft, und feicht unter der Dammerde. Die Ober 





fläche diefer Hügel decket ein eifenfchüfliger Sand; zu⸗ 


naͤchſt lieget eine braune Ochererde mit untermengten 
kleinen Eiſenſteinen, und darunter ein nicht tiefes Bette 
von rothbraunem, grobem, und gemeiniglich muͤrben 
Eiſenſtein; tiefer kommt eine weislichte thonichte Lage, 


noch mit etwas eiſenſchuͤſſiger Erde gemiſcht. Die groͤßte | 


Tiefe, zu der man gegraben hat, beträgt nicht über 
20 Fuß, denn man findet gemeiniglich ſchon hinläng« 
lichen Vorrath in geringerer Teufe. Alle Bergwiſſen⸗ 
ſchaft iſt hier überflüffig, wo man weder Schacht noch 
Stollen zu treiben hat, und blos zu Tage oder in 
groffen breiten Gruben arbeitet. 


Wir werfehlten von bier aus den ung vorgeſchrie⸗ 


benen Weg, und kamen durch ungebahnte Waldungen 


und Huͤgel, nach dem Hauſe eines Quaͤkers, wo wir 


genoͤthiget waren, um einige Erfriſchungen anzuhalten, 
die man uns auch nicht verſagte; dahingegen liehen wir 
auch der Frau des Hauſes ein geduldiges Ohr, und 
vernahmen mit vielen Umſtaͤnden, wie ihre Mann, wäh- 
vend des Krieges, dutch weile Benuzung eines Poſtens 
im Landamt (Land - Ofice), fich ein anfehnliches Vermoͤ⸗ 
gen erworben, damit fieben Plantagen erfauft habe, und 

num 


—— 





nun Er Welt auslache. u bat um. fo * 


dazu, da der Ankauf ſeiner Guͤter mehrentheils mit 
Papiergeld geſchehen, deſſen Unwerth er zu rechter Zeit 


einſahe, und die Leichtglaͤubigkeit feiner patriotiſchen / 
Landsleute zu feinem DVortheil benuzte. Wir trachteten 
von hier aus wieder in die ordentliche Straſſe nach 
Lancaſter zu kommen, machten aber noch einen kleinen 
Umweg, um auch Jones's Mine/-holes zu beſehen, 


welches von den vorhergehenden wenig unterſchiedene 


Eiſengruben ſind. Brauner ſandichter und muͤrber Ei⸗ 
ſenſtein lieget ebenfalls ſeichte unter der Oberflaͤche, iſt 
aber ſehr ausgiebig; 3000 Pfund Erz ſollen 2000 Pfund 
Eiſen geben. Unter und uͤber dem Eiſenſtein liegt eine 
Lage von grauer, weicher, thanichter Erde, welche von 


den Arbeitern Seifenſtein (Soapftone) genannt wird. 


Die) Arbeit wird hier auf die vorige Art getrieben. — 


graͤbt nehmlich ‚hie, oder da, wo man am bequemſten 
N, zufommen fan, tiefe und weite offne Gruben, und 


wenn diefe der Tiefe, der Waſſer, oder anderer Um⸗ 
fände wegen, unbequem „werben, nimmt man wieber 
eine neue auf, Eine Meile von diefen Gruben, fanden 
wir ones» tavern, an der Hauptſtraſſe nach Lancaſter. 
Die Welfh » Mountains ftofen bier. mit. verfchiedenen 
andern Hügelreihen zufammen, und zwifchen ihnen iſt 
der Anfang oder dag Ende eines beträchtlichen Kalch« 

thalg 








chals & welches ſich von hier über — York x. 
bis nah dem Potowmack fortziehet. Auf dieſen Huͤgeln 
entſpringen der Coneſtoga⸗ French⸗ und Brandywine⸗ 
Creeck welche nach ganz entgegengeſezten Gegenden 
e firömen. "Jones, tavern liegt in der Ecke von Berks— 
County, wo diefe an Chefter» County graͤnzet. Die 
Landmeffer, indem fie die Gränzlinien dieſer beyden 
Counties vor Kiniger Zeit bezeichneten "überfahen eine 
Strecke Landes von ungefähr 300 Morgen, welches 
zwiſchen beiden lieget und nun zu Feiner von beiden ges 
hört. Der Eigentümer diefed Landes ermangelt nicht 
dieſes Ueberfehen zu benuzen, und bezahlte weder im 
Kriege, noch jest, einige Tape, weil es nicht entſchie⸗ 


"den iſt, welche County ihn taxiren fol. Zwiſchen die⸗ 


ſen Hügeln, befonders gegen Reading bin, find noch 
* verſchiedene Eiſengruben, Oefen und Haͤmmer. Auf 

dem Wege von Philadelphia her, ſahen wir faſt keine 
| lebendige Creatur, als einige Kraͤhen, verſchiedene 


Spechte (Picus villoſus, principalis &c. L.), eine 


Sitta, den Schneevogel (Emberiza nivalis L), und 
var 2 eini⸗ 








> - a 2 

CH Sch verftehe darunter ein mit Kalchfteinflöszen ers 
fülltes Thal, oder Wertiefing zwiſchen Gebürgsreihen von 
andern Fel n, und vermeife deshalb auf 7 
Beytraͤge zur Kenntniß von Nordamerika. 


Zone Me er 


14 Jones 


— 


N J 
—V — 
& > * 


verrre 














einige NRebhuͤner (Tetrao virginianus L.), Das Wetter | 


war angenehm und warm, aber alle Baͤume laͤngſt ents 


1 
laubt, And nur bie oder da fand noch eine verfpätete 
Sternblume; alle übrige Gemächfe ſchlummerten. 


— \ 


Die Straffe nach Lancaſter gehet durch das erſt⸗ 


erwähnte Kalchthal, welches eine, fruchtbare, abwech⸗ 


felnde und wohlangebaute Gegend ift. Längft der Straffe 
wird man wohl nur meift geringe Hütten gewahr, denn 
die befiern Häufer der hieſigen wohlhabenden Kandbe« 
fizer, find alle etwas vom Wege abgelegen. Diefeg, 
und die Gewohnheit immer etwas Gehölze zunächft der 
Straffe fiehen zu laffen, macht, daß Reiſende glauben 


‚fie zögen durch lauter Müfteneyen, da doc) zahlreiche 
Plantagen und Wohnungen überall umher im Gebüfche 
verfterft find. Ich redete ale Menfchen, die mir auf 

* Er 


diefer Straffe begegneten, Deutfch an, und mir wurde _ 


von allen in der nenlichen Sprache geantiwortet. Sehe 


viele Wiedertäufer wohnen in biefer Gegend;. gufe 
freundliche Leute und wackere Unterthanen, die biee 
eben ſowohl als in Deutfchland, die Liebe ihrer Nach» 
barn und die Achtung ihrer Obrigkeit fih erwerben. 


Der Kalchftein dieſes Thals iſt noch immer ber 
nemliche ſchwarzgraue und grobe, wie aberall, und 
haͤu⸗ 


Neu ⸗ Holland. 15 

— — 
haͤufig zu Tage ET Da biefes Kalchthal for 
wohl, als das mittlere: und bintere groffe Kalchthal, 
fruchtbares Land enthalten, fo fragt fi ſich: Macht kalchich⸗ 

ter Boden uͤberall fruchtbares Land ? und durch welche 
Verbindung? Oder ift es blos die tiefere Lage die⸗ 
ſer Thaͤler, welche die vorzuͤglichere Frucht arteie be⸗ 
guͤnſtiget? 








Auſſer den zerſtreuten Plantagen und Wohnhaͤu— 

ſern, kamen wir nur durch ein Dorf von 40 — 50 
Haͤuſern und einer Kirche, Neu-Holland genannt, 

13 Meilen dieſſeits Lancafter, wo wir Abende, noch 
vor einem. heftigen Schneeſturm, eintrafen. Diefer 
Sturm müthetes mit ungewöhnlicher Heftigfeit, längft 

der Küfte von Nordamerifa ‚ und war von einigen Erde 

* erſchuͤtterungen () begleitet, welche in Philadelphia | 
ſowohl, ald in Neunork deutlich gefühlt worden. 


* Verſchiedentlich hoͤrte ich auf dieſem Wege uͤber 

die Laſt der Taxen, unter der neuen Regierungsver⸗ 

| faffung 

CH Su der Bay sn Neuyork lagen gerade Damals die 

lesten brittiſchen Schiffe zur Abreiſe fertig; und es fehlte 

nun nicht an frommen Seelen in Amerika, welche dieſe 

Erderſchuͤtteruns und Sturm als ein vielbedeutendes Zei⸗ 
chen, bey der Abreiſe ihrer Feinde, anſahen 


a faffung, klagen. Wenn ſolche aber ſchon hoch — 
ſind ſie doch nicht willkuͤhrlich angelegt. Nicht die Men⸗ 
ge des Landes, ſondern deſſen Beſchaffenheit, Güte, 


> - otaneaflen. 


a CE 


— 











Kultur und Ertrag und der. dazu gehörige Viehſtand, 


iſt die. Mansgabe der Auflage In jedem Bezirk 


(Township) find geſchworne Männer aufgeftellet ‚sum 


das Eigentum und deſſen Werth zu fchäzen und miß 


verhältnißmäffigen Abgaben | zu belegen. Der Landmann, 
wenn er glaubt unbillig angelegt — ſeyn, hat Freyheit 


Gegenvorſtellungen zu machen. Don dieſer Einrichtung 
entitehet eine anfcheinlihe Ungleichheit der Abgaben, im 
Verhältniß zur Menge des Landes, welches einer oder 


der andere befizet. Die Männer, weiche bie Zaren bes 
fiimmen (Aflizers), haben nichts mit ber Einfoderung 


au thun; dazu find Collektors aufgeftelt, welche Mühe 


und boͤſe Worte genug haben, ehe fie die Abgaben 
fammlen Eönnen, um folche an die Einnehmer (Recei- 


vers) der County zu liefern. Es müffen gegenwärtig 
auch die Geiftlihen Taren bezahlen, wenn fie Landeigen⸗ 


thum und Defonomie befizen; hingegen hat man die 
ehemalige Gemohnheit Fahren laffen, Procente von ih⸗ 
rer Einnahme (eine Art Gewerbſteuer) zu fordern. 


* 


Cancaſter iſt unter ben innlaͤndiſchen Staͤdten 


von gan Nordamerika, die betraͤchtlichſte. Sie enthaͤlt 
| ſchon 


Fre, k — 
J 111 


Enbaſter | "7 | 


— — 


— 


ſchon 900 Häufer, und ei ſind kaum 80 — ihrer 
Anlage yerfloffen. Sie hat feinen Fluß in der‘ Nähe, 
‚welcher ihr ſchnelles Wachsthum durch Vortheile des 








Handels beguͤnſtiget haͤtte die Susquehannah fließt 
16 Meilen ſuͤdlich von ihr, und der kleine Coneſtoga 


> Meilen oͤſtlich. Es ſollte zwar anfänglich dieſe Stade 
ander Susquehannah angelegt werden, und wirklich 
waren ſchon ein hoͤlzernes Courthouſe und Gefaͤngniß 
bey Wrights⸗ ⸗Ferry erbauet; aber Hamilton, ein an⸗ 


—— Rechtsgelehrter, wußte es durch feinen Ein⸗ 


7 6% 


fluß dahin zu leiten, daß bie Anlage der neuen Stadt 
auf dem ihm zuſtaͤndigen Grund und Boden unternom⸗ 
men wurde. Seine Samilie befiget noch die Grundherr⸗ 
 hhfeit und beziehet an Grund⸗ Renten ein jährliches 
Einkommen, von wenigſtens 1066 Pfund Sterling. 
= Diefe Grund» Renten find ungleich, nachdem die vers 
ſiedenen Antheile (Lots) früher ober ſpaͤter aufgenom⸗ 
ten wurden, und in einem oder dem andern Theile 
der Stadt liegen; denn die beym erſten Anfang der 
Siodt aufgenommenen Antheile bezahlen am wenigſten, 
wie ſich die Stadt aber nach und nach vergroͤſſerte, ſo 
wurde der Preis der Antheile erhoͤhet. Die Stade iſt 
regelmaͤſſig angeleget; das Stadthaus ſtehet auch hier 
in der Mitte, wo ſich die zwo Hauptſtraſſen durch⸗ 
reuzen, welches dem guten Anſehen derſelben ſehr hin⸗ 
CHR. NE B der⸗ 


— 
x 


. 


vr. 


* 


* 


u 


18 ancaſter. 








derlich iR. Es follen nicht ‚über so per Samilien 


bier wohnen; alle übrige find Deutſche; dennoch aber 
ift die engliſche Sprache, zwar. nicht die herrſchende, 
aber doch die gerichtliche. ‚Die Einwohner treiben Acker⸗ 
bau, Handwerke und Handel. Lezterer iſt dennoch nicht 


ſehr beträchtlich, weil die Stadt noch zu nahe an Phi⸗ 
ladelphia (73 Meilen) liegt. Es ift eine ſchoͤne lutheri⸗ 


ſche Kirche, und eine Isle Schule (*) bier. 
RER — De 


* 








Laneaſter hat dermalen auch eine hobe a. * 
Auszug eines Schreibens aus Philadelphia, 
nn „zum Beften der deutſchen Nation, welche aus ‚eir 


„nem oder. dem andern Vorurtheile bishero immer unter- 


„laſſen hatte, (— ausgenommen in Philadelphia —) ſich 
„mit ihren englifchen Mitbürgern in irgend einer Erz 
» siehungsanftalt zu vereinigen, hat die Affembly im Herbſte 


1,1786, einen Freyheitsbrief und 10,000 Morgen Landes, 


„sur Errichtung eines Collegii in Lancafter bewilliget. Die⸗ 
„ſes Collegium wird Dr. Franklins Namen führen, wels 
„cher folches reichlich beſchenket hat. Die deutſche Nation 
„iſt uͤber dieſe Anſtalt ſehr erfreuet. Der Eifer und die 
Sreygebigkeit, womit fie ſich die Beförderung einer jeden 
y guten Sache angelegen ſeyn laffen, welche Bezug auf ihre 


| Nation und Religion hat, läßt hoffen, daf diefes Col⸗ 


a, as in wenigen Jahren, an Reichthum und Aniehen, 
| den 


4 


nr 
b 


— | + MO 





J— 





Das anyüglichfe für mich in ae war bie 
ſehr angenehme Bekanntſchaft. welche ich mit dem Pre⸗ 


— diger der hieſigen lutheriſchen ‚Gemeinde, (und nunmehr 
er ‚ae Peincipal ber neuen hohen Schule dafelbit,). Herrn 
' Heinrich muͤhlenberg, zu machen das: Vergnügen 


hatte. Diefer vortrefliche Mann hat durch eigenen Fleiß 
ſich betraͤchtliche Kenntniſſe in der Naturgeſchichte er⸗ 
worben, und iſt unermuͤdet in der unterſuchung der 
Thiere, Pflanzen und Mineralien feiner Gegend. Daß ſei⸗ 
‚ne Bekanntichaft mie fo fpäte und nur auf kurze Zeit zu 
Sheil wurde, babe ich Urfache zu. bedauren: fie ‚mußte 
mir ‚aber um fo fchäzbarer, und fein Andenken, ‚wird mie _ 
um fo. werther fenn, da unter den eingebohrnen Ameri⸗ 
2 Et ‚mern Rn 


_ — — 








„den aͤlteſten Collegien in Amerika gleich fiehen werde. ,, — 


Dieſe deutfche hohe Schule, I laut eines Schreibens, von 
Sen. Pf. Muͤhlenberg, von dafiger Obrigkeit, ı unterm 6ten 
Suniusga7e7 twirflich errichtet worden, und hat dermalen 
fünf Lehrer. Hr. Pf. Müplenberg if Principal; Hr. Paſt. 
Hendel, Viee⸗Prineipal; Hr. Vaſt. Melzhaimer, Profeſſor 
der deutſchen, lateiniſchen und griechiſchen Sprache; Hr. 
Reichenbach, Prof. der Mathematik, und der engliſche Pre⸗ 
diger, Hr. Hutchins, lehrt englifche Sprache ind fchöne - 


Wiſſenſcha ſten. (S. allgem. Litt. Zeit. 1788. Pro. 14.) — 


Die Affembly von Wenfylvanien hat auch feit kurzem erft 
beſchloſſen eine öffentliche Schule in Pittsburg anzulegen: 


\ 


*6 & 


x 


80. tancafter. _ A 
A — 4 * * —— * 





kanern er ber eimjige war, ben ich al Liebhaber der 
Naturfunde Fennen lernte und erfragen konnte. Fäns 
den unter feinen Landsleuten fich mehrere von ſeinem 
muſterhaften Fleiß und Streben nach Kenntniſſen, fo 
wuͤrde Amerika bald ſeine eigenen Produkte beſſer ken⸗ 
nen, imd die Naturgeſchichte um vieles bereichert wer⸗ 
den. — Seine angefangene Sammlung von inländis 
(ben Mineralien ift zwar noch Flein, aber um nichte 


| defto weniger merkwuͤrdig, da man nirgends eine beſſere 
antrift. Sie enthält unter andern: Schoͤrle, aus der 


Nachbarſchaft von Lancaſter, in Quarzen und in Sands 
fieinen ‚eingefprengt. Eatnedfe und anbere gefärbte Kier 
rel, an "der Coneſtoga. Terebratuliten, aus der Ge⸗ 
gend von Middletown, welche von den Landleuten für 
verfteinerte Hicfory » Rüffe gehalten werden Schönen 
Bley⸗ Spat von Pequeg⸗Creeck in Penſylvanien, 
Tonne dieſes Erjes gab 1500 Pfund Bley und noch 
‚einige Unzen Silver; der Aufſeher bey dieſer Grube 
verlangte von den Theilhabern den 13ten D der 
Ausbeute als Belohnung; man ſchlug es ihm ab, er 
fürte die Grube. auf und "das Werk blieb ‚liegen, 
SteinFoblen und Schiefer von verſchiedener Güre, 
von der Susquehannah. Schwarze feinförnichte 
Scleif. und Probierfteine, deren fich "die Gold⸗ 
ſchmidte mit gutem Nuzen bedienen, aus der Nachbar 


ſcchaft 


Ne 2 


Hr 


* 


* M AN ; 


* 








ſchaft von Lanecaſter. Stinkſteine, Rauchtopafe, 


ſchoͤne Kryſtalle, wuͤrflichte Markaſite, acht⸗ 
eckicht kryſtalliſirtes Eiſenerz (Minera ferri $-edra. 


 Cronik), ſchwarze Kreide, aus hieſiger Gegend; 
Blingelſtein Gaxum tinnitans Lo von Pottegrove; 
'Seifenfteine, und andere damit verwandte weiche 





‚Steinaten ‚vom South - Mountain; braungefleckte 


| Marmor, einen pörpbyrartigen Stein mit Schoͤrl, 


vielerley Thon⸗ und Mergelartige Erdarten der um⸗ 
liegenden Gegenden, und. viele andere Erze und Stein, 
‚deren Erwähnung zu mweitläuftig werden würde, 

Einen andern einfichtevollen und wuͤrdigen Mann 
dernte ih an Heren Williom Henry (Judge of the’ co- 
— kennen. Bey ihm ſahe ich einen ziemlich 


reinen Bergkryſtalt, von wenigſtens > Bfund- Ges. 
wicht, aus der hiefigen Gegend. Bleyerz von der 


Juniata¶ welches zugleich Gallmey enthaͤlt; in den 
Rauchfaͤngen unter welchen das Bley ausgefchmelzt 
wurde, , festen fich Zinkblumen in geofler Menge an. — 
Unter andern Merkwürdigkeiten aber war mir eine 


— Heine Mafchine angenehm zu fehen, von welcher Here 
‚Henry ber Erfinder, und eine gefellihaftlihe Difpute, 


über die Möglichkeit, eine ſich gegen den Wind bewe⸗ 
gende Maſchine zu verfertigen, die Veranlaſſung war. 
D3 ‚ Sie 


* 


Lancaſter. * 


/ 


ar 


Sancafter. \ * 
on 











Sie iſt ſehr eine und leiftet volfommen bie vet. 
langte Wirfung. Ein blechernes Fluͤgelrad, wie man 
ſich ihrer bey den Ventilatoren in Fenſtern bedienet, 
hat zu ſeiner Axe eine eiſerne ſechszollige Spindel. 
Diefe Spindel lieget auf einem Geftelle, welches aus 

| jiveen, nach vorne, ober mach dem Fluͤgelrade zu, 
in einen fpizigen Winfel, oder Dreyecke, vereinigten 
eifernen Stäben beſtehet, deren jeder ‚an dem bintern 
Ende auf einem glatten Raͤdgen ruhet; unter der Vers 
einigungsfpize aber iſt ein’ gröffereg doppelt gezähntes 
Rad angebracht, Auf diefen 3 Rädern ruhet und bee 
weget ſich die Mafchine. An der Spindel, kurz hinter 
dem Fluͤgelrade und gerade, über: dem vordern doppelte 
gezähnten Rade, ift eine boppelte fhraubenförmige 
Kerbe angebracht, von "welcher ein Faden fo um das 
untere Rad gefchlungen iff, daß wenn die Spindel 
durch das in Bewegung gefeste Flügelrad umgedrehet 
wird, diefes vorwärts fich bewegen muß, Wenn dar 
ber durch Wind, oder. Blafen mit dem Mund, bag 
Fluͤgelrad fich umdrehet, fo beweget die ganze Mafchine 
fich dem Luftitrome fehnurgerade entgegen, und zwar 
mit einer verhältnißmäfligen Gefchmwindigfeit zur Stärfe 
deffelben. Es ift aber diefe Mafchine nur auf einer 
harten —2 anwendbar, im welche das untere 
gezaͤhn⸗ 





gezähnte — kan. Doch verſichert Herr 
Henry/ daß er noch eine andere Maſchine zu verfer⸗ 
tigen im Stande ſey / welche, wenn ſie auf einem Boote 

| angebracht wird, dieſes dem Strom eines Fluſſes ent⸗ 
gegen bringen muͤſſe und auch blos von dem entgegen 
kommenden Strom und Wind in Bewegung geſezet 

werde. Dieſe Maſchine aber will er nicht eher be⸗ 
kannt machen, bis er ſich fuͤr ſeine Erfindung belohnet 
ku werden boffen dürfe, indem er. verfichert iſt, daß 
durch biefelbe die mühfame Gegenfahrt auf dem Ohio⸗ 
und Miffiffippi- Steome, zum Vortheile feines Vaters 

| landes betraͤchtlich erleichtert werden koͤnnte. Nach 
Maasgabe der erſtern Maſchine moͤchte es aber nicht 
ſchwer ſeyn, die Einrichtung der leztern zu errathen. 
Ich uͤbergehe mehr andere, magnetiſche und elektriſche 
Verſuche welche die Nebenſtunden Herrn — auf 
eine nuͤzliche und angenehme Art ausfüllen, und in wel⸗ 
chen er ſich als einen denkenden und — 
Mann zeigt. 


Die ſehr uͤble Beſchaffenheit des Weges und der 
ne waren mir, nebft andern Hinberniffen, ent 
gegen, Ephrata, den Siz eines religisfen Voͤllchens, 
zu — welches in der Naͤhe von Lancaſter faſt un⸗ 
bemerkt lebet, und doch um ſeiner auszeichnenden Sitten, 

8 4 Mey⸗ 


— Eyhrata 








——— und FREE willen, —— wer⸗ 
den verdient, als es ſelbſt in Amerika, in geringer Ent⸗ 
fernung von ſeinem abgelegenen Aufenthalt iſt. Die 
Nachrichten, welche ich hier mittheile, ſind entlehnet, 
aber bie vollſtaͤndigſten, fo ich erhalten konnte, und 
haben einen getreuen und aufmerkfamen Beobacheer 

sur Berta. ü — 

—— oder ——— Town iſt ein Doelchen von 
mittlerer. Groͤſſe; lieget in einem kleinen aber deſto an⸗ 
genehmeren Thale, und an einem kleinen Fluſſe, 1x Mei⸗ 
len von Lancaſter. Nebſt einem Theile der umliegenden 
Laͤndereyen, iſt es das Eigenthum einer kleinen Geſell⸗ 
ſchaft von Menſchen, welche fi) Dunkards oder Duns 
kers nennen, und groͤßtentheils von deutſcher Herkunft 
ſind. er Ort iſt in Geſtalt eines Dreyecks angele⸗ 
get, und hat einen groſſen Obſtgarten in der Mitte, \ 

Der Heine Bach, welcher den größten Theil des Orts 
umflieffet, ift ihm eine natürliche Schuzwehre von der 
einen Seite, fo wie es ein mit Obfibäumen bepfianz⸗ 
tee Damm und Graben von ber andern if. Den Nas 
men Dunfard haben fie, mie man fagt, von der Art, ” 
ihre Neubefehrte zu taufen; fie tunfen oder tauchen 
diefe nemlich in einem Fluß umte:, wie es auch bie 
Wiedertäufer im Gebrauch: ij von denen fie fich aber 

übrie 


= 
* 


— — 











ein Deutſcher, welcher vor 40 oder mehr Jahren ſich 


— ‚Gegend niederlieh , wo Ephrata nachher erbauet 


worden, welche damals aber noch auf: viele Meilen 
umher dicke Wildniß mar. Zufrieden und einfam lebte 


SE * hier viele Jahre, und indem er feine wenigen Be 
| duͤrfniſſe ſich durch feinen eigenen Fleiß verſchafte, fo 


„ Tonnte er fih um fo mehr der Gemeinfchaft mit der 
2 ietigan Welt entziehen. Nach und nach aber wurde 
um ihn ber die Gegend bewohnter, und mehrere Deut—⸗ 
ſche kamen, ſich da anzubauen; verſchiedene von dieſen, 


bewogen durch die exemplariſche Lebensart dieſes Man⸗ 


nes, und gereist durch ein Gefühl ähnlicher Geſinnun⸗ 
‚gen, vereinigten fih mit ihm, und gründeten eine Ges 
felifchaft, welche durch den Zutritt neuer Mitglieder 
bald anfehnlich und zahlreich wurde. Es war alfo nicht 


„eine ſchon gebildete Sekte, welche fich von einem ans 


dern Orte aus hieher verſezt hätte; fie entfprung da, 
wo fie noch iſt, und hat fich nicht weiter ausgebreitet. 
Es fol aber ihre Gefellfchaft gegenwärtig in Abnahme 


ſeyn / und faum gegen 200 Mitglieder zählen, welches 
eine unbeträchtliche Zahl gegen dad, mas fie ehemals 


war, if, Männer und Weiber leiden fih im Som⸗ 
mer in meifles innen, und im Winter in weiſſes 


Wollengeug, Ihr Habit befiehet in einem weiten, lan⸗ 


DB 5 gen, 


e — * Der Stifter diefer Sefte er 


— 


* * 


— 


°F 





Ih “am ie. auf bie Rudel - berabflieſſenden ⸗ 
ER  (Tunie), der um die. Lenden geguͤrtet, und mit einer 
Kapuze zur Bedeckung des Hauptes verſehen iſt, denn 


Huͤte tragen ſie nicht. Unter dieſem Leibrock tragen ſie 


ein grobes Hemd und Unterkleider. Die Weiber ver ⸗ 


beten, wenn fie ausgehen. ihr Geficht unter der, Ras 
puze. Die Männer laſſen ihren Bart lang wachen, 


ſchneiden aber die Haare des Kopfs kurz. Sie find ein 


fleiffiges, freundliches und erfindſames Voͤllchen; ſind 
gaſtfrey und wohlthaͤtig. Ihre vorzuͤgliche Nahrung 
beſtehet in Pflanzen und Wurzeln, denn des Fleiſches 
enthalten ſie ſich als zweckwidrig der buͤſſenden Enthalt⸗ 
famfeit, welcher Chriſten ſich befleiſſigen ſollen. Es iſt 
auch ihr hageres und blaſſes Anſehen Buͤrge, daß ſie 
nicht des Leibes pflegen. Nur bey Gelegenheit der 
Feyer ihrer Liebesfeſte (love-feaft) erlauben fie ſich 
Fleiſch, und zwar Hammelfleiſch; dann verfammlen fich 
Hrüder und Schweftern in einem groſſen Saale, und 
fpeifen in Gemeinfchaft. Andere Ergszlihkeiten, als 
die Abwechslung ihrer Keligiongübungen und. häuslichen 
Gefchäfte, Fennen fie nicht. Zmwenmal des Tages, und 
eben fo oft des Nachts, verſammlen ſie fid zur Er⸗ 
bauung. Nur Kranfe liegen auf Betten; die übrigen 
auf harten Bänfen, und. haben einen Kloz zum Haupt⸗ 
fiffen. Männer und Weiber leben in abgefonderten 
Mohr 





—— ‚ante‘ — Geſezen. Die 


— 


jude fuͤr Bruͤder und Schweſtern ſind von Holz / 
aber geräumig, und jedes. mit einem Speifefaal und 





Betzimmer verfehen, denn fie halten ſich auch die meifte | 


Zeit bey ihren Religionsuͤbungen abgeſondert. Dieſe 
Gebaͤude ſind in Zellen abgetheilet, beten jede groß ge⸗ 
niug iſt, eine Perfon zu beherbergen; fie find ‚ohne Vers 
sierung „% ‚aber nett und reinlich. Zwiſchen Brůͤdern 
und Schweſtern findet Fein Umgang ſtatt, als den bie 
Beforgung ihrer Sfonomifchen. Angelegenheiten erfor 
zauch nicht einmal durch Heyrathen. Wenn aber 
doch ein Paar dieſem Geſeze ſich entziehen und in den 
Eheſtand treten wollen, fo werden fie nicht laͤuger als 
vollfommene Mitglieder der Gefellfchaft angeſehen, auch 
wird ihnen nicht laͤnger verſtattet, unter den unverhey⸗ 
ratheten zu wohnen Pi ſondern fie müffen nach Mount 
Sion, eine: Meile von Ephrata, oder fonft in der 
Nähe wohin ziehen, und erhalten die Erforderniſſe zu 
ihrer Einrichtung und Haushaltung aus dem öffentlie 
den Ahaze. Linterdeffen fahren fie aber doch fort dier 
felde Kleidung zu tragen, werben als Verwandte der 
Gemeinde angefehen, und überlaffen diefer in der 

Folge ihre Kinder zur Erziehung. e 
Die vornehmften Religionsgrundfäge dieſer Duns 
fers find Opngefäbe folgende: daß zufünftige Glückfelige 
leit 


4* 


® 


Er 


a 


N 


» 


28 3 Eyhrata. 


keit einzig und allein durch Buſſe und aͤuſſerliche Zůch⸗ 
tigung des Fleiſches in dieſem Leben zů erwerben ie; 


Pie 








RER! 4 * 
— nn 








und ‚daß, wie Chriſtus, durch: fein verdienſtliches Leis 


den ‚die Erloͤſung des menfchlichen Gefchlechts im All⸗ 


gemeinen bewirkte, alſo auch jeder einzelne Menſch 
durch Faſten, Maͤſſigkeit, Entſagung alles Ueberfluſſes 
in Kleidung , Vergnuͤgungen uf w. fine eigene Selig. 


feit erwerben muͤſſe. Daher find Demuth, Keuſchheit, 


Maͤſſigkeit und chriſtliche Tugenden überhaupt , der. all» 
gemeine inhalt ihrer Unterredungen. Sie glauben und 
behaupten, daß ein Menſch mehr ſeligmachendes Ver⸗ 
dienſt ſich erwerben moͤge, als er fuͤr ſeine eigene Red’ 
nung brauche, und daß demnach der Ueberſchuß ſeiner 
guten Werke einem andern, zur Erlangung der Selige 
keit, zu flatten fommen fönne. Sie halten das Sakra⸗ 


‚ment des Abendinahle und der Taufe; lezteres vollziehen 


fie abee nur an erwachfenen Perfonen, durch Unten 


- tauchen. Sie läugnen die Erbfünde und lehren ben 


freyen Willen. In ihren Augen ift jede Gewalt, Süns 
de; fogar Selbftvertheivigung gegen Gefahr und Rechts⸗ 
ſtreitigkeiten, wenn fie auch dazu durch erlittenen Bes 
trug, oder gewaltfame Entreiſſung ihres Eigenthumg 
aufgefordert. werben follten. Sie fenern den jübifchen 
Sabbath; bedienen fich bey ihrem Gottesdienft Feiner 
Gebetsformeln, fondein beten und predigen aus unmit⸗ 

telba⸗ 


14 








h telbarer Empfindung. Sie glauben, daß der Henland 
das "Evangelium auch. den Todten predige, und daß, ſeit 
feiner Auferſtehung die Seelen der Gerechten damit 
beſchaͤftiget waͤren, ſeine Lehre ſolchen abgeſchiedenen 
Seelen fund zu machen, welchen fie bey ihrer Lebens⸗ 
geit unbekannt blieb. Sie verwerfen die Ewigkeit der 
Hoͤllenſtrafen und glauben, daß der juͤdiſche Sabbath/ 
das Sabbath - Jahre und das Zubels Jahr, die Vorbe⸗ 


deutung von gewiſſen Verioden ſeye, welche nach dem 
groſſen Weltgericht werden gehalten, nach welchen die 
ı Seelen derjenigen, ſo nicht gleich in den Genuß der 


Seligfeit eintreten, allmählich gereiniget, von ihrer 
Verderbniß befreyet, und früher oder fpäter zur ewigen 
Gluͤckſeligkeit zu gelangen ar werden — Hr 

a — — Be He . 

Auſſer den fchon Preis gröffern > span 
ben, fiehet man in Ephrata noch mehrere kleinere Ge⸗ 
baͤude „welche hauptſaͤchlich für verſchiedene Manufaktu⸗ 
ren eingerichtet ſind. Denn ſo ſehr auch ihre Einrich⸗ 
tung, und einige ihrer Grundſaͤze, dem Geiſte des 


WMoͤnchthums ſich ‚nähern, fo mollen fie doch nicht blog 


beten, fich maͤſten und müflig gehen, fondern beten 
und arbeiten. Wie dein auch die nemliche Denfunge- 
art alle übrige in Amerifa anzutreffende Sekten beles 
bet, und zu nüzlihen Bürgern machet. Es werden in 

Ephra⸗ 


Ephratn 29 


30 Eu Es 


9 


Ephrata allerley —S— mit Fleiß und Sericlih« 
feit betrieben. Es find hier eine: gute Delmüple, Dar 
piermüßle und eine Druckerey. Es werden Pergament, 
Leder, wollene und leinene Zeuge gefertiget, mehr als 
die Geſellſchaft felber bedarf. Die Schweſtern beſchaͤf⸗ 
tigen ſich mit Verfertigung von Wachslichtern ‚ kuͤnſtli⸗ 
chen Blumen und andern ihnen angemefjenen Eleinen. 
Arbeiten und ERROR rg fie. an die er 
den tag, verkaufen. = BR Re 








4 [3 
A > * 5 3 
’ ERS Na 


Bor vielen Jahren fchon hatten ſich wegen einer 
Zwiſtigkeit in Lehre und Gottesdienſt, vier oder fuͤnf 
Bruͤder von der übrigen Gemeinde geſchieden, und wohn⸗ 
ten in einem eigenen Haufe beyfanmen. Ob biefe gleich 
nicht mehr in vollfommener Gemeinſchaft mit den uͤbri⸗ 
gen Dunfers waren, fo behielten fie doch ihre Rechte 
auf ihren Antheil des Ertrags der Gemeingäter, wel 
ches mit dem, was ihr eigener Fleiß erwarb, zu ihrem 
Unterhalt hinlänglich war. Sie trugen nicht mehr den 
langen Leibrock, fondern kuͤrzere aufgegürtete Röcke und 
Hüte. Man war ihnen übrigeng, ihrer felbfigewählten 
Form wegen, nicht gebäflig , Aueh übte die Liebe und 
Geduld gegen fie, welche die Srunbfäge diefer Ges 
meinde empfehlen. — , 


* 


Der 


Lancaſter. hi By 





a Winter erlaubte: feinen Iangens Aufs 
tl in ae; es war. ‚die beyden Tage Mers 
—— eine Menge Schnee gefallen , und die falten 
Winde lieſſen beforgen, daß wir vielleicht an der Ueber⸗ 
fahrt uͤber die Sus quehannah ur: verhindert. wer⸗ 
den. Bon Lancaſter ſind es to Meilen nach Weightes 
Ferry an jenem Fluſſe / welcher daſelbſt an zwo Meis 


len: breit, zwar nicht ſehr tief, ‚aber von verfchiedenen - 


—* und kleinen Edlanden durchſchnitten iſt, 
che den aufs oder ‚abwärts geheffden Booten nur 
u fehmale Paſſagen zur. Durch» und Ueberfahrt 
übrig laffen ſo daß hohe Winde, ſtarke Fluthen, oder 


Eis, die Neifenden oft viele Tage verfpäten, wie es 


auch uns würde begegnet. feon, wenn mir um nur einen 
Tag fpäter gefommen wären. Der ganze Meg von 
Lancaſter hieher , und weiter big York, gehet über huͤge⸗ 
üchtes Kalchland, oder vielmehr in einem breiten un⸗ 
ebenen Kalchthal welches rechts von der Kette des 
South Mountaing, und feiner Aeſte, wovon der Eos 
dorus, Mountain feiner der unbeträchtlichften ift, links 


‚aber von den Fortfäzen der Welfh - Mountaing gebildet 


wird, Es iſt überall gut bewohnet und angebauet, 
wie denn überhaupt die Graffchaft- Lancafter für die 


fruchtbarfte in Penfplvanien geachtet wird, deren Aecker | 


bie Ausfaat 20 — Zofältig wieder geben. Aber frenlich 


‚erfhien 


: dor 

— in dieſer Jahrszeit das Land nicht 
Vorheil. — ae ER. der — —— 
liegt 





are Kae EN 120 575 

„Nor in sa ein — el 

Städtchen, von etwa 300 Käufern, und fünf verfchies 
denen gottesdienftlichen Gebäuden. Erſt feit 40 Jahren 
wurde die Anlage gemacht, und man hat auch hier das 
Rathhaus (Court-houfe) in die Mitte der fich durch. 
freuzenden Hauptſtraſſen geſezet. Der Codorus ein 
kleiner nicht ſchiffbarer Fluß, läuft durch die Stadt. 
Die Einwohner ſind groͤßtentheils Deutfche: Ihre Ber 
dürfniffe an fremden, hauptfächlich weftindifchen unent⸗ 
behrlihen Waaren, als Rum, Zucker, Molaffes, Koffee 
u. dergl. holen fie von Baltimore in Maryland; nicht, 
weil ihnen dieſe Stadt näher ift, oder fie beſſern Marft 
für ihr Mehl, Korn, oder Vieh daſelbſt faͤnden; ſon⸗ 
dern um die Unannehmlichfeiten und das Ungemwiffe der 
Heberfahrt über die Susquehannah zu vermeiden. Es 
balten fich wielerley Handwerker und Künftler in dieſem, 
und andern: dergleichen Landflädtchen auf; beſonders 
fcheint ed, daß viele Wand» und Stockuhren hier ge⸗ 
fertiget werden, wenigſtens ſahe ich in den meiſten 
Haͤuſern laͤngſt der Straſſe ſehr gut gearbeitete —* 
mit der Aufſchrift dieſes Orts. 


Solgen 


dorf. 8 


— — ereignete ſich in hieſiger Nachbar⸗ 
ſchaft, und verdient als ein Beytrag zu andern aͤhnli⸗ 
chen Geſchichten- und als ein Beweis, angemerkt zu 
werden / wie öfters kleine Veranlaſſungen den eine Zeit⸗ 
lang umterbeichten Gebrauch des Verſtandes wieder in 
feine vorige Freyheit und gefimde Thaͤtigkeit ſezen koͤn⸗ 
nem. Michael Car, der Sopn eines Landmanns aus 
hieſiger Gegend, war in dem vorlezten Kriege verſchie⸗ 
dentlich mit gegen die Franjoſen und Indianer zu Felde 
gezogen. Ungluͤckliche Liebe aber verutſachte, daß er 
erſt melancholifh und dann rafendtol wurde, und vers 
ſchiedene Jahre in dieſem Zuſtande im penſylvaniſchen 
Hofpitale au Philadelphia zubrachte. Man führte ihn, 
da er etwas ruhiger geworden, zu feinen Eltern zurück, 
umd es waren nunmehr 20 Jahre verfloſſen, feitdem 
er im tiefften Bloͤdſinn, zu jeder Arbeit und Geſellſchaft 
unfähig, als ein Gegenftand deg Mitleideng von feinen 
| Freunden ernährt wurde. Don ungefähr zog im Iep 
tern Kriege ein Werber mit Trommelfpiel und fliegen» 
der Fahne dem Ort feines Aufenthalts vorbey. Kaum 
hoͤrte er die ihm vormals gewohnte Kriegsmuſik, als 
e ploͤzlich aufſprang, feine Lumpen von ſich warf ‚mie 
aller vernünftigen Befcheidenheit um Kleiter bat und 
dem Werber folgte. Denn von diefem Augenblick an 

Schoͤpfs R. 11. Th. € bate 





34 York: 





hatte und behielt er den vollfommenen Gebrauch. feiner 
Verſtandeskraͤfte wieder. N we 


Wagen und Pferde, die uns auf dem Wege hier⸗ 
her begegneten, waren alle in vortreflicher Ordnung; 
dieſen Vorzug bat Penſylvanien, und die hintern Ges 
genden von Maryland und Virginien, vor den übrigen 
Provinzen und den vordern Diftriften voraus, weil der 
Mangel an infändifcher Bootsfahrt auf Erhaltung 
befferer Landfuhrwerke aufmerkſam macht. Man hat 
hier eine flarfe und groſſe Zucht von Pferden, die wohl 
gehalten werden, und daher immer gefund und rüflig aus⸗ 
fehen, wenn die Gerippe von Pferden an der Kuͤſte 
zum Umfallen mager find. Die penfplvanifche Zucht 
liefert fhöne und anfehnliche Kutfchenpferde ; aus Mans 
gel an anhaltender Arbeit aber find diefe ſtarken penfuls 
vanifchen Pferde zu langen Neifen und ungewohnter An⸗ 
firengung doch nicht dauerhaft genug, und werden leicht 
gichtifeh (gouty) und blind. Ploͤzlichen Entkräftungen 
(foundering) find überhaupt, oder follen vielmebe 


alle amerifanifche Pferde mehr unterworfen feyn, als 


« die europäifchen; es fällt aber die Schuld davon wohl 
oͤfter auf Die aͤuſſerſt ſorgloſe und unmitleidige Behand⸗ 
lung derer, ſo ſich ihrer bedienen, als auf die vorge⸗ 
gebene ſchwaͤchere Beſchaſſenheit der Thiere ſelbſt. Die 

Fracht⸗ 


MEallifterstown. 35 





Frachtwaͤgen der penfplvanifchen Landleute find ſtark ges 
bauet; bie Border. und Hinter» Räder ſtehen nahe 
beyfammen; das Geſtelle des Wagens iſt ſtark nach 
vorne abhängig, fo, daß mit Beyhuͤlfe der ſehr hohen 
Vorderräber, ‚ber belafiete Wagen fic) leichter über 
die Unebenheiten bed Weges und andere Hinderniffe 
weg beweget. Gewoͤhnlich find diefe Wägen ale durch 
ein grobes über Reife gefpanntes Tuch bedeckt, und 
dienen ihren Führer auf der Reife zur Wohnung. 
Von Dorf aus befommt man rechts die Pidgeons 
hills ins Geficht, welche ziemlich hoch zu feyn fcheinen, 
und zum Got, Mountain gehören; in ihren Wal. 
dungen halten fih noch Bären und Wölfe auf, und les 
gen Öfterd unangenehme Befuche auf ben Plantagen in 
<hale ab, durch welches die Straffe noch immer über 
Kalchſteinfloͤzzen fortgebet. m 


M Calliſterstown, 13 Meilen von Dorf, ein 
Städtchen von ungefähr 200 Häufern, und etma 30 
Sabre alt; und noch 6 Meilen weiter ein groffes Dorf, 
Veterlittle’stown, find die lezten Drte in Penſylvanien. 
Die Nothmwendigfeit folher lecken, wo Krämer und 
Handwerker ſich fammlen, und den übrigen zerftreut 
und fporadifch mohnenden Landleuten die’ erforderlichen 

ea Bequeme 


36 MeEalliſterstown. 





— — 








Bequemlichkeiten, Kleidungsartifel, Geraͤthſchaften und 
Berürfniffe des Luxus, für die Produkte feines AIckers 
und feinek Heerde geben, fällt am mehreften da auf, 
wo man fie nicht hat, und der einfame Landmann, von 
Städten und Märkten zu fehr entfernt, bey dem Ueber⸗ 
fluß an ſelbſt erzeugten Lebensmitteln, Mangel an mans 
cherley andern Nothwendigkeiten leiden, und manches 
Vergnügen fich verfagen muß, indeffen ihm das, mos 
durd) er ſich das eine oder das andere verfchaffen koͤnn⸗ 
te, auf verfchiedene Weife und unbenuͤzt verlohren 
gehet (X. Man war daher von jeher in Penfplvanien, 
N si und 
(*) Unterdeffen haben doch auch folche einzelne und gem 
fireute Niederlaffungen ihr Gutes, und alle die Vorzuͤge, 
welche dergleichen fporadifche Wohnungen überall und zu 
allen Zeiten hatten, finden auch bier fiatt. Diefen, der 
Natur, den alten Sitten und dem Nuzen gemäffen Anbau, 
ſchildert Möfer vortreflich.. „, Die einzelnen Wohnungen 
‚haben Bortheile und Rechte, welche man anderwaͤrts und 
„izt wieder einzuführen wuͤnſchet. Sie haben ihre Aecker, 
zr Wiefen und Gebölse, ringe um ihre Däufer, beſtellen ihr 
„Land nach eigenen Gefallen, und finden sur Zeit ber Noth 
‚noch immer etwas in Ihren Bezirken, woraus fie eine 
Beyhuͤlfe ziehen konnen. Brand und Seuchen verbreiten 
„ſich bey ihnen nicht fo Teiche; im Kriege liegen fie vers 
„ſteckt, 








— MCalliſterstown. 37 





und einigen, andern Provinzen , fleiſſig darauf bedacht, 

die Anlegung folder einlaͤndiſcher Städtchen zu befoͤr⸗ 
dern / und mit Vergnügen bemerkt man überall. aus dem 
ſchnellen Anwuchſe derfelben, daß fie zu dem Wohlſtande 
der Einwohner einen groſſen Theil beytragen. Ich habe 
aus der Urfache, alle, durch welche ich gefommen bin, 
angemerkt, um fo mehr, da man nirgendwo ein volle 
fommenes Verzeichniß von ihnen antrift, ‚Diefe Land» 
ſtaͤbtchen der Hintern Gegenden haben meiftend ganz 
das Anfehen von unſern deutſchen Marktflecken; die 
Haͤuſer ſind nach dem Geſchmack ihrer Innhaber bunt⸗ 
ſcheckicht gemahlt, und in ihrer innern Einrichtung auch 
wenig von jenen abweichend; denn der groͤßte Theil ih⸗ 
rer Bewohner ſind Deutſche. Hin und wieder ſind auch 
irrlaͤndiſche Familien darunter, uͤber welche aber die 
Deutſchen mit einem eigenen Stolze und anmaßlichen 
Vorzuge, als beſſere und ordentlichere Wirthſchafter 
herabſahen. Deutſche Gaſtwirthe haben uns auch im⸗ 
mer wieder andere deutſche Wirthe, laͤngſt der Straſſe 
get € z empfohs 
wi; 











steckt, und wenden auch im Frieden nicht su viel auf 
sr Blänzende Sachen, um keine Nauber zu locken. Ihre 
„, Entfernung von einander und von der Dorfſchenke ver- 
- srbindert überdem manche Verſuchung, a. und Ge⸗ 
„rlegendeit.,, 


38 —— — 








empfohlen, und es iſt — ——— und ihueu 
von beynahe jedermann zugeſtanden, daß man ſich amt 
beſten bey ihnen befindet; wenigſtens, wenn es bey 
einem oder dem andern zu ihrer Empfehlung dienen 
moͤchte, trift man überall in den beutfchen Haͤuſern ei⸗ 
nen warmen Dfen, gutes Bier, und um biefe Jahrszeit 
auch Würfte, Schweinefleifch und Sauerkraut an, wel 
* alles ſie als Ka rear — * 
Maryland. wi u 
Die Grenzen zwiſchen Penſylvanien und Maryland 
werden durch eine in den Waldungen breit ausge⸗ 
hauene Linie bezeichnet. Tonnytown, ein Flecken von 
ungefaͤhr 150 Haͤuſern, 9 Meilen von Peterlittletown, 
war der erſte Ort in dieſer Provinz. Von bier führte 
uns die Straffe über den Pipe» Creeck; der in einem 
tiefen Bette fih nach der Susquehannah ziehet, und 
vortreflihes Land an beyden Seiten hat; und weiter 
bin, über den Monacafy , einen Eleinen Fluß, 4 Meis 
len von Fredericktown. Ben 110 Meilen waren mir 
nun immer in demfelben Kalchthal gereifet, deffen Ans 
fang ich oben bey Jones⸗ Tavern bemerfte. Die höhere 
Släche davon Fan als eine fortgefezte Ebene angeſehen 
werden, in welchem die verfchiedenen Hügel und Uns 
gleichheiten, nur durch die Fluͤſſe entfliehen, welche es 
ſchraͤ⸗ 





ſchraͤge —ã— indem ne von dem — 
dem Ocean ihren Weg nehmen, Daher iſt jeder 
Abhang, den man in diefem Kalchthale bemerfet, nat 
Oſten oder Suͤdoſten abfallend. Es gewähren aber 
diefe tiefern Stellen den vortreflichfien Wiefenboden, und 
der auggebreiteten Viehzucht diefer Gegenden vortheil⸗ 
hafte Nahrung. Der Boden an den hoͤhern Stellen 
hingegen iſt noch immer dieſelbe einfoͤrmige roͤthlichte 
Erdart, die in trockner Jahrszeit den beften, und bey 
no. per den ſchlinmſten Weg machet. 





peter. Es war zum zweytenmale, daß 
mein Weg durch dieſe Stadt traf. Ueble Witterung 
verurſachte einen Aufenthalt von einigen Tagen; aber 
diesmal fo wenig, al das erſtemal, hätte ich dag Vers 
gnügen, Geſellſchaft von Gentlemen genieffen zu koͤn⸗ 
nen. Die Geiftlichfeit, und einige andere, deren Bes 
kanntſchaft ich fuchte, twaren jedesmal abtvefend , und 
die übrigen Deutfchen und allerley Einwohner find bie 
unmanierlichften Gefellen, die fich weit und: breit ans 
treffen laſſen. Ueber Mangel an harten Gelbe, und 
über bie Sffentlichen Aufligen, wird hier, twie überall, 
laut und viel geklaget. Krämer und Handwerisleute, 
welche ihre Waaren in Baltimore baar bezahlen müffen, 
geben 15 — 20 Procente Intereſſen, um Vorlehen zu 
4 | befonts 








betommen; d denn —— — und — 
dorzůglich nur in den Seeſtaͤdten, von wo aus es in 
Menge von den Sciffen für ‚eingebrachte Waaren weg⸗ 
gefüpret, wird. Vor dem Kriege waren 6, Procente 
ſchon ein hohes Intereſſe es iſt daher fein Wunder, 
wenn die Landleute uͤber die immer ſteigenden Preiſe 
der fremden Waaren Klagen » Ändem-fie durch jene: hoben, 
Zinfen, mit, beläfiget. werden, und, für,ipren, Theil big« 
| ber, nicht d ben. nemlichen Abſaz ihret Landesprobufte, ges 
noſſen, welcher, durch den — — Handel nach 
Weſtindien gehemmt iſt. Die € Zaren betragen in Marys 
land ein, und, „ein halb Procent, von allem, bewegli⸗ 
hen. und, ambetveglichen, ‚Vermögen; un, es wird ſogar 
dermalen Hausgeraͤthe angeſchlagen. Viele koͤnnen 
ſchlechterdings nicht, und noch mehrere, haben, nicht, 
Luft, Zaren zu ‚bezahlen, bis fie nicht, ernſtlich dazu ges 
nöthiget werden, welches man denn auch zu thun nicht, 
unterlaflen wird. Die hieſige Landwirthfchaft und. Er⸗ 
zeugniffe find die nemlihen, als in den bintern Gegen⸗ 


den des benachbarten Penſhlvaniens und Virginien, | 


vorziglich nemlich Walzen, Days und Bieh, Ehe⸗ 
mals wurde eine betraͤchtliche Menge Hanf gebautz, 


man wählte dazu altes wohlgeduͤngtes Land, in Vor⸗ 


zug vor ganz friſchem, worauf man ihn anderwaͤrts 
ſaͤet. Ruſſiſche Schiffe haben aber dieſes Jahr Hanf 
und 





und, wu wohlfeiler nach, Sale eek 

es hier zu haben iſtt.. Inmdon 
ee mar len un 
Auſſer den uͤberall — Veranlaſſungen zu 
Rechtsſtreitigkeiten, iſt Maryland noch mit einer ganz 
eigenen Duelle von Prozeſſen geſegnet, und dieſe iſt die 
Abweichung der, ¶ Magnetnadel , nenn. nicht vielleicht 
Fehler des Inſtrumentes, ‚oder Ungeſchicklichleit derer, fo 
damit umgehen, mit Theil daran haben. Landeigenthum 
wird,in den Kaufbriefen, ſeinen Umfang nach „fo. ber 
ſtimmt, ‚daß von. einem, begeichneten: Baum / Fels, oder 
anderem Gegenſtand an zu rechnen, ſo viele Ruthen nach 
dieſem „Striche bed, Kompaſſes, dann wieder ſo viele 
Ruthen nach, einem. ‚andern ‚Striche, und ſo fort an— 
bis wieder zur erſten Landmarke herum gemeſſen wer⸗ 

den. Nach einiger Zeitlaͤnge koͤnnen nun, durch die in⸗ 
mittelſt ſich ergebenden Abweichungen der Nadel, die 
ehemals damit geſuchten Linien nicht wieder auf die 
nemlichen Punkte ‚zutreffen, und die Abweichungen der 
neuen Winkel von den alten, muͤſſen bey groſſen Stre« 
den Landes, um: defto „beträchtlicher ausfallen; und fo 
geſchiehet es nicht felten, daß. eine nach Verfluß von 
mehreren. Jahren neu vorgenommene , Meflung, ı ein 
Stuͤck angebautes und urbares Land, von den Beſizun⸗ 
gen des Nachbars abichneibet ‚ und ihm, dafür auf einer 
C5 BR andern 







> 








andern Ecke, vieleicht ein Stuͤck Wald, Sumpf oder 


anderes unfruchtbares Land überläffet: Dadurch ent 
ſtehen denn nachbarliche Irrungen, Prozeffe und Ver⸗ 
gleiche, woHon die Sachwalter den beſten Nutzen 


ziehen. In andern Provinzen wird die Gelegenheit zu 


ähnlichen Irrungen vermieden, indem man ‘dag Eigen 
thum durch mehrere fefigefegte Land -Marfen bezeichnet, 
und die Grenjen nicht der"Veränderlichfeit ‘der Magnet⸗ 
nadel uͤberlaͤſſet, die unterdeffen durch genaue‘ Beobach⸗ 


sungen; Berechnungen, auch leicht verbeffert werden 


koͤnnten. Man fühle das Unbequeme diefer Einrichtung, 
und wird die nöthigen Aenderungen durch gefejlihe Ans 
ordnungen treffen, ; wenn nicht,‘ wie ich einige ‚Sande 
leute beforgen hörte, die Rechtsgelehrten Herten es zu 
bintertreiben, und diefe ergiebige Duelle von Proseffen 
noch Tänger offen zu halten ſuchen. 


Der Hintere Weg , welcher von Fredericktown aus, 
jwifchen dem South» und North Mountain, nach Ka 
rolina führet, mar nach allen Nachrichten in dieſer 
fpäten Jahrszeit nicht ohne groffe Beſchwerlichkeiten 
zu bereifen; anſtatt alfo jene Straffe zu verfolgen, wie 
es die Abficht war, mußten wir dieffeits des South⸗ 
Mountains bleiben. Auf dem Wege nach dem Pos 
tommack behielten wir demnach diefeg Gebirge zue 

Rech⸗ 





Rechten, und "eine andere Neihe niederer Hügel’ zur 
Linken, welche fih aber in der Nachbarfchaft jenes 
Sluſſes auf einmal in einen hohen abgeriffenen Gipfel 
endigte, der unter dem feiner Geftalt entſprechenden 
Namen Sugar - loaf- Mountain » weit herum fichtbar iſt. 
 Breifhen dieſen beyden Gebuͤrgsreihen fireicht' noch 
immer das vorige Kalchthal fort. Schon ein’paar 
Meilen, bevor wir die Ufer des Potommads erreich⸗ 
sen, wurde dieſes Kalchthal abhängiger, und überall 
umher zeigten ſich im Waſſer abgerundete Steine, und 
. andere Beweife, daß das Bette des Fluſſes, vor Zei⸗ 
ten, ſich weit über feine gegenmwärtigen Grenzen aus⸗ 
. gebreitet Hatte. Die Ufer auf mehr als eine halbe 
Meile vom Sluffe, beftehen aus reichem, fettem, ſchwar⸗ 
gem Boden, der ein Jahr um dag andere alle ihm ans 
vertraute Früchte mit groſſem Gewinn wieder giebf, 
ohne jemals gedüngt zu werden. Nowles⸗ Ferry, bie 
Gegend, wo wir über den Fluß zu ſezen haften, iſt 
weit überhalb dem Fall des Potowmacks (*), und der 
Fluß 





IE) Daß man in Virginien und Marvland darauf 
Bedacht nahm, die Hinderniffe zu heben, welche dieſer 
Fall der innländifhen Schiffahre entgegen feste, babe 
Ich bereits im erſten Theil erwaͤhnet. Nach neuern 

Nach⸗ 


44 Fredericktown. 

Fluß daher weniger reiſſend; die Fluch ſteigt nicht 
herauf, und er enthaͤlt nur friſche Waſſerfiſche, unter 
welchen groſſe fette Aale von 53 — 6 Pfunden Gewicht 
nicht ſelten ſind. Goldoperſche und- Fullfiſche werden 
hier ebenfalls gefangen, und ihr Wohlgeſchmack ge⸗ 
ruͤhmt; ich habe ſie aber nicht geſehen. Der Fluß iſt 
hier eine Meile breit, feine Ufer hoch, welche nebſt eis 
nigen kleinen Inſeln mit ſtattlichen Baͤumen beſezt ſind, 
und mit der ſchoͤnen Ausſicht nach den entfernten Ge⸗ 
buͤrgen, in einer beſſern Rn eine herrliche Lande 
re re EZ IK?" Ra 
ee hat man diefes — na 
begonnen; und man findet, daß die zu überwindenden 
Schwierigkeiten geringer find, „als man anfänglich, beforgs 
te. De anfcheinende gute Fortgang dieſes Gefchäfts ges 
wahrt den Landbeſizern, überhalb des Falls des Pototomacks, 
fröhliche Ausfichten. Eine Privargefellfcaft betreibt das 
Werk, unter Beguͤnſtigung der Regierung und unter An⸗ 
Teitung General Wasbingtons. Zur weitern Beförderung 
des Innländifchen Kommerzes hat man von einem der bins 
terſten Tchiffbaren Arme des Potowmacks, eine Straffe durch 
das Gebürge, 53 Meilen lang, nach Morgands ton am 
Monanghahela ausgehauen Dies gefchahe auf Unkoften des 
Staats von Virginien, welcher fomit eine fehr Leichte und 
bequeme Kommunikation zwiſchen den Einwohnern an der 
Weſt⸗ und Oſtſeite der Gebuͤrge eröffnet bat. 








* 





— ** Die Breite von Maryland in 
dieſer hintern Gegend, von Tonnhtown bis an den Pos 
towmack, der diefe Provinz von der ſolgenden ſcheidet, 


beträgt 43 Meilen. ar de 
de Ai BE. Ur at >> en 
PR PTR NER ” Birginen, — 


is — — iſt dag erſte virginiſche Städtchen an 
dieſer Straſſe; hat aber nur wenige und geringe hoͤl⸗ 
zerne Haͤuſer· Wegen feiner hohen, angenehmen und 
gefunden Lage, har man den Vorſchlag gethan, eine 
lateiniſche Schule Hier anzulegen, und es mar diefe 


Anſtalt in einem befondern Anſchlage an ber Thüre deg 
Wirthshauſes, dem Publiko beſtens empfohlen, welches 
fie auch! allerdings zu ſeyn verdient, indem es noch 


überall auffer den Hauptftädten, an gehörigen Schul 
‚und Erziehungsanftalten in Amerifa mangelt. Man 
hat nicht durchgehende die Gewohnheit Schilder vor die 
Wirthshaͤuſer auszuhängen, fie find aber dennoch leicht 
‚an der groffen Menge von allerley Papieren und Ans 
zeigen zu erkennen, womit man die Wände und Thuͤ⸗ 
ren dieſer Öffentlichen Häufer bekleiftert; je mehr man 
‚deren von auffen erblickt, defto beſſer pflegt geneinig. 
lich das Haus zu ſeyn. Reiſende haben den Vortheil 
einer mannichfaltigen Unterhaltung davon, und Finnen 


ſich belehren, wo die Taren fchmwer eingehen, mo die 


Weis 


EN 1 


Be | een 





Beier entlaufen, wo man Pferde, Met, , odet wo ein 
neuer * angekommen. 


Vom Ufer des Dotormmacte bis nach, Leesburg, 
(12 Meilen) und einige Meilen weiter, it man noch 
immer in der von jenfeits des Fluſſes fortfegenden 
Släche des Kalchthals, wenn man die breiten Vertie⸗ 
fungen des alten und jezigen Flußbettes wegrechnet. 
Auch bleibt der Kalchſtein, wo er dieffeits in Virginien 
zum Vorfchein kommt, noch immer der fchon öfters ers 
‚wähnte einfache und graue, Es kamen fehr groffe und 
kleine Stücen Breccien vor, aus abgerundeten Kie⸗ 
fein und Sand, durch Kalchtheile gefütter. Der Boden, 
zwifchen dem Fluffe nad) und um Leesburg, fehien gut 
und fruchtbar zu feyn; und enthielt einen flarfen Ans 
theil eines rothen eifenfchüffigen Letteng, der zuweilen 
auch für ſich in verhärteten Stücken vorfommt, die 
man der tiefen Farbe nach, für Blutſteine halten ſoll⸗ 
te. Naͤher um Leesburg wurden die Spuren des 
Kalchſteines ſeltener, es zeigte ſich aber ein rother Sand⸗ 
ſtein. Die Reihe von Huͤgeln, welche uns jenſeits des 
Potowmacks zur Linken war, wurde nun immer niedri⸗ 
ger; wir famen ihr 6 Meilen von Leesburg näher, 
wo fie eine imeiffe feinförnichte quarzichte Felsart 
(Grindftone) enthalten. In diefer Gegend paffirten 

mir 


” 


senhurg. 47 
wir, eben „Gonfe- Ereec welder 7 ziemlich 
tief). breit und reiſſend war. Aus verſchiedenen Um⸗ 
ſtaͤnden ſchien es mir nachher, daß wir in dieſer Ges 
gend unbemerkt ſuͤdoͤſtlich ab, und ganz uͤber die immer 
niedriger und unmerklicher werdende Reihe jener nur 
erſterwaͤhnter Huͤgel gekommen waren, welche bie das 
ber die Fortſezung der ſuͤdlichen Grenze des Friedrich⸗ 
towner Kalchthals bezeichneten; denn weder. von den 
einen noch den andern Felsarten, Fam weiterhin etwas 
mehr zum Vorſchein, wir hatten hingegen viele Mei⸗ 
len weit durch den gewöhnlichen rothen md dermalen 





naſſen und zähen Letten mit, Mühe und Verdruß zu 


reiſen. A 


- 


Es war auf diefem Wege nicht wenig befremdend, 


ſo viele Wiltnig und neuangebautes Land zu bemerfen, 


nachdem man nur eben die fehr bewohnten und wohl _ 
‚Eultivieten Gegenden Penfplvaniens und Maryland ver- 
laſſen hat. Die Urfache liegt nicht in einer fchlechtern 


h Beſchaffenheit des Landes, welches jenem kaum nach» 


ir ſiehet, fondern darinn, daß einzelne Perfonen fehr groffe 


und weitläuftige Bezirfe von Ländereven befizen, von 
‚welchen: fie nichts verfaufen wollen, um ihren Familien 
deſto gröffere Güter hinterlaffen zu koͤnnen. Sie find 
zwar ſaͤmmilich geneigt, Anıheile davon zu Lehen zu 


Be ws 
ie ne nee — — an 
verlaffen, und wuͤnſchten das: ihnen zuffändige Eigen 
thum , "fo wiel möglich, von Beſtaͤndnern bebauet und 
bewohnet zu fehen; dieſe finden fich aber’ nicht leicht, 
fo fange noch irgendwo Land kaͤuflich zu uͤberkommen ift. 
Diefe Politik, welche der Nachkommenfchäft folcher reis 
hen und angefehenen Familien allerdings vorteilhaft 
ſeyn wird, hat in der Nachbarſchaft von Neuyork und 
in andern Gegenden dem Anbau und der Bevoͤlkerung 
vielfach im Wege geſtanden, indeſſen die hintern Ge⸗ 
genden von Penſylvanien, Maryland, und auch eines 
Theils von Virginien, mo kleine und arme Familien 
‚auch; Fleine Antheile Landes eigenthümlich haben konn⸗ 
ten, gefchtinder befezet und bevslkert wurden. Das 
kleinſte Eigenthum hat für jedermann mehr Reis, als 
das beträchtlichfte Lehen. Auſſerdem aber find auch die 
Virginier der vordern Diftrifte fehr bequemliche und 
laͤſſſge Landwirthe. Vieles und fehr gutes Land, wel 
ches einer arbeitfamen Familie reichlichen Unterhalt ges 
währen würde, bleibt ungenuͤzet liegen, wenn es eins 
‚mal etwas erfchöpfet ift, denn an Dingen und andere 
Perbefferungen wird zur Zeit noch nicht gedacht: Man 
nimmt neues Land auf, das befte, welches man in feis 
nem Bezirke findet; bauet 3 — 4 Jahre Toback darauf, 
und dann indianiſches Korn, fo lange etwas wachfen 
will, Iſt endlich der Boden völlig ausgezehret, fo fängt 
. man 








geesbutg. | 49 








man es auf die nemliche Art mit einem andern Stücke 
von vorne an. Auf dem alten Lande wächfet unterdefe 
fen wieder Hol; auf, und auf dem neuen rottet man 
es mit Mühe aus; und dag alles, um ſich des Din. 
| gene, und aller der Mühe zu überheben, welche, um 
allenfalls auch nur Dinger zu erhalten, zu einer forge 
fältigern Verpflegung des Viehes erforderlich wäre. 


Ungeachtet fir noch nicht weit in Virginien vor 
geruͤcket waren, fo ließ ſich doch ſchon ein beträchtlicher 
unterſchied in der Anlage der Plantagen, und dem Cha⸗ 
rakter der Landleute dieſſeits des Potowmacks zu denen 
jenſeits, wahrnehmen. Eine Plantage in Virginien, und 
auch in den niedern Gegenden Marylands, hat oͤfters 
mehr das Anſehen eines kleinen Dorfes, wegen der vie⸗ 
len einzelnen kleinen Gebaͤude, welche zuſammen genom⸗ 
men doch oft kaum mehr ausmachen, als ein einziges 
geräumiges und bequemes Haus. Hier find Wohn- 
zimmer 7 Schlafgemach, Aufenthalt fuͤr Fremde, Vor⸗ 
rathskammer Kuͤche, Wohnung für die Sflaven, und 
wer weiß was alles, gemeiniglich eben fo viele vers 
ſchiedene Eleine und fchlechtverwahrte hölzerne Hütten, 
ohne Glas in den Fenftern, von der Struktur und 
Solidität eines Kartenhäuschense, Diefe Einrichtung 
iſt nicht ſowohl die Folge eines befondern Geſchmacks, 
Schoͤpfs KR. 11. Th. D als 


40 kein: 





als der Notwendigkeit. Bey der Anlage einer neuen 
Plantage iſt man zufoͤrderſt nur um die nothduͤrftigſte 
Wohnung bekuͤmmert, und begnuͤgt ſich mit einem in 
der Eile erbauten Blockhauſe; nach und nach aber, bey 
unehmender Familie, Vermehrung des Geſindes und 
Erweiterung. der. Wirthſchaft, muß auch für mehrere, 
Bequemlichkeit geſorgt werden. Dadurch wird denn 
die allmaͤhlige Erbauung mehrerer einzelner Haͤuschen 
und Huͤttchen veranlaſſet, welche gemeiniglich ohne 
Beyhuͤlfe von Zimmerleuten, durch die Landleute und 
ihre Neger ſelber zuſammengeſtoppelt werden. Da die⸗ 
ſes gemaͤchlicher und leichter geſchehen kann, als ein 
groſſes Gebaͤude mit einemmale zu errichten , fo fiehet 
man oft auch da noch immer fich folhe Häuschen vers 
mehren; wo es weder an Materialien: noch Vermögen 
gebricht, fie in ein folides Haus zufammenzufchmelzen. — 
Su. folhen Hütten nun, um welche her man: alle Merk 
male der Nachläffigfeit gewahr wird, iſt es dennoch 
nichts ſeltenes, die Dame vom Hauſe, oder uͤberhaupt 
Frauenzimmer mit aller Sorgfalt gekleidet und geſchmuͤ⸗ 
cket zu ſehen; denn das ſchoͤne Geſchlecht in Amerika 
kan dem Hange, ſich ſchoͤn zu machen, nicht wider⸗ 
ſtehen, wenn ſie auch auf einſamen abgelegenen Land⸗ 
fen Des Vergnuͤgens von jemand andern, als zufaͤllig 
Reiſenden, bewundert zu werben, entbehren muͤſſen. 
Wir 





| Moores Tavern. 51 





Wir waren viele Meilen durch lauter Wald gereiſet, 
hatten blos einige elende Hütten geſehen, und erreich⸗ 
ten endlich ein uns bezeichnetes Haus, welches von den 
uͤbrigen keine groſſe Ausnahme machte, keine ganze 
Scheibe in den Fenſtern, und weder Rum noch Brandte⸗ 
mein noch Brod hatte, wo alles windig und leer aus, 
ſahe; dafür aber hatten wir dag ganz unerwartete Vers 
guügen, einigen Damen, in Seide gefhmadvol ge, 
Hleidet und mit Federn gefchmückt, unfere Aufwartung 
zu machen. E83 muß aber auch angemerft werden, daß 
in der Prunfliebe die Schönen der. füblichern Provinzen 
jene ber. nördlichern weit übertreffen, und daß man 
ähnliche Exrfcheinungen unter ähnlichen Umftänden in 
Penfolvanien nicht zu erwarten hat; fie denn auch) 
die enfgegengefeste Sorglofigfeit dee Männer in ihrem 
Aufzug, eben fo auffallend iſt, als die Eitelkeit ber 
Weiber. 


Hinter Moore's Tavern, und dem rotben Haufe, 
(30 Meilen von Gooſe⸗Creeck) fam und wieder eine 
hoͤhere Reihe von Hügeln zu Geſicht, welche ung num 
zue Rechten lagen und ſuͤdweſtliche Richtung bielten, 
Es waren die Bull-run - Mountains ; zwifchen ihnen und 
dem South. Mountain iſt Kalchftein ; sitlich von ihnen 
aber findet man ‚feinen, Dieſer Umſtand macht es 

D 2 wahr⸗ 


J 


Buolirginien. 








wahrſcheinlich, daß die Bull-run- Mountains dielleicht 
bie wieder erhoͤhete Fortſezung der lezten niedrigen 


Zuͤgelreihe ſeyn möchten, welche um Gooſe⸗Creeck ſich 


nur zu verlieren ſchien. — In dieſem Gebuͤrge halten 
ſich noch viele Rehe (Deers) auf. Eines, welches vor 
wenigen Tagen geſchoſſen ward, wog gegen 190 Pfund; 
man hielte dies fuͤr ein ſehr ſeltenes Gewicht dieſer 
Thiere. So erzehlte man auch in einem ber Wirths⸗ 
haͤuſer, wo ung die Ueberbleibfel eines wilden welfchen 
Hahns zu Theil wurden, daß derfelbe ohne Federn und 
Eingeweide 23 Pfund gewogen babe, welches hier eben 
auch ungewoͤhnlich ift, ob man fie.gleich in den füblis 
cheren Gegenden big zu 40 Pfund ſchwer antriffl. — 
Die Waldungen beflanden, fo viel ſich in ihrem bläte 
terlofen Zuftande erfennen ließ, noch immer aus ben 
mehr noͤrdlichen Holzarten, menigfiend dem größten 
Theil nah. — Indem ſich unfere Straffe immer mehr 
oftwärts lenkte, brachte fie ung zugleich in weniger 
bügelichte Gegenden, und wir näherten ung allmäplig 
den eigentlichern Tobackgefilden. Es wird zwar auch 
Toback weiter weſtwaͤrts zwifchen dem Gebürge erzie⸗ 
let, der nicht fchlecht ift; aber der Gewinn wird fehr 
verringert, weil man ihn über lange und beſchwerliche 
Wege auf der Are nach den Plägen zu bringen hat, wo 
es von den europäifchen Schiffern fan in Empfang ge 
nommen 


Birginien. 53 











nommen erben. In den hieſigen Gegenden wurde 
durch einen Nachtfroſt, im vergangenen Auguſtmonat, 
eine ſehr groſſe Menge Toback verdorben, und man 
hat erfahren, daß der nemliche Schaden um die nem⸗ 
liche Zeit auch die hintern Gegenden von Karolina bes 
troffen habe. Dies ereignet ſich bie und dort um fo 
leichter, weil viele Pflanzer vorzüglich nur Sweet- 
fcented Tobacco bauen, telches eine kleinere und 
zärtlichere Pflanze if, die aber zwey und einen halben 
Schilling im Ceutner, oder 25 Schilling . Eurrent 
im. Hogshead, mehr einträget: 


Wir brachten eine Nacht auf einer Plantage qu, 


wo man nach der hiefigen Gewohnheit, und unter dem 
Titel von Private Entertainment, Reiſende gegen Bes 
zablung beberberget , ohne Wirthshaus zu halten. Mit 
den Öffentlichen Käufern fieht es in Virginien und den 
übrigen füdlichen Provinzen fchlechter aus, als in ben 
nördlichen. Der Vortheil des Unterfchiebs zwifchen 
Private und Public Entertainment iſt auf der Seite der 
Landleute, melche fich damit abgeben, und fogenannte 
Drivathäufer halten, um die Abgaben für die Er 
laubnig, Rum und andere Öetränfe ausfchenfen zu 
dürfen, zu erfparen, umd um nicht mit lärmenden 
Trinfgelagen geplagt zu fenn. Aus Ermangelung ans 

D 3 derer 


RU. 
3 a 


54 | Birginien. 


derer öffentlicher Häufer find Reiſende gensthiger und 
froh, dieſe zu finden und zu fürchen. Hier fpeifet man 
denn mit der Familie dicken und binnen Homany, (ein 
Gericht aus indischen Korn,) trinft Waſſer nach Belies 
ben, bat nicht Freyheit zu verlangen und nicht Recht 
zu erwarten, was man wuͤnſchet, bezahlet aber dennoch 
eben fo viel als anderwärtd, wo man nach eigenen 
Gefallen Iebt, beſſer bedient und nicht gensthiget iſt, 
beym Kommen und Gehen fehr verbindlich für die Aufs 
nahme zu ſeyn. Auf ber andern Seite hat man aber 
den Vortheil in diefen Privathäufern nur einmal von 
der Familie ausgefragt zu werden, da man ſichs hin, 
gegen in den Tabernen von jedem NHereinfommenden 
gefallen Taffen muß , meil man nirgends einen abgefons 
derten Aufenthalt haben Fan, um fich der Neugierde zu 
entziehen, oder ſich mit etwas zu befchäftigen. Unſer 
Wirth hatte eine zahlreiche Familie; um fie zu verſor⸗ 
gen, wuͤnſchte er einen Käufer zu feinem Land zu fin 
den, welches in guter Ordnung war, und viel gereis 
nigten Wiefengrund hat. Der Acer Land wird in 
diefer Gegend von 25 big zo — 60 Scillinge virgin. 
Current verfauft; für baar Geld würde er das feinige 
für 40 Schilfinge geben, und mit dem Erlöfe über dag 
Gebürg nach Kentucky ziehen, um dafür dort fo viel 
mehr Land zu Faufen, ale jedem feiner Kinder einen 

hin⸗ 











Virginien. 55 





— ⸗ — 


dinlanglichen Umrerhalt verſchalfen - kounnte · Denn die 


Landleute ſind durchgehends darauf bedacht, ihre Kitts 
der mit liegenden Guͤtern zu verſorgen, welches in den —2 
vordern Gegenden ſchwer haͤlt, und daher beſtaͤndige # ) 
Auswanderungen nach ben bintern Gegenden veran⸗ 
laſſet. Es war dieſes eine ausgezeichnet gutherzige und 
arbeitſame Familie, welche durch befondern Fleis und 
Aufmerkſamkeit, beynake alle ihre Nothwendigkeiten 
ſelbſt erzeugte und bearbeitete; denn das Land und die 
Viehzucht lieferten ihr hinlaͤngliche Materialien dazu 
Man hatte Flachs, Baum⸗ und Schaafwolle, welche 
zu Kleidungsſtuͤcken verwebet wurden; Haͤute zu Schuhen 
und andern Beduͤrfniſſen. — Es gebrach nicht an man⸗ 
cherley Gattung von Fleiſch⸗Nahrung; und zum Ge 
traͤnke lieferte der Obſtgarten etwas fairen Cyder und 
Whiskey, und ein füßlichtes nicht unangenehmes Bier 
| wird aus dem Perſimons, (den Fruͤchten des Dioſpyros) 
bereitet. Es werden nemlich die zerſtoſſenen Fruͤchte 
mit Waizenkleyen zu einen Taig gemacht und gebacken, 
und dieſes Brod nachher abgekocht und zur Gaͤhrung 
hingelegt. Dieſes Getraͤnke ward beſonders für 
die bevorſtehenden Weyhnachsfeyertage zurechte ges 
macht. Der Mays iſt naͤchſt dem Toback das wich⸗ 
tigſte Landesbrodult / und der Hauptgegenſtand der 1% 
wirtelbaten Nahrung der Zamilie, der Neger, des 

Ni 4 großen 


- 


56 Virginien. 
groſſen und. kleinen Viehes; denn alles lebt davon. 


Der Toback endlich beftreitet die übrigen Beduͤrfniſſe 
bes Lupus und des Zufalls; Toback bezahlt bie Taxen/ 


Sur 
Ya 


Br * 


fchaft die den Weibern unentbehrliche Seite, Spigen | 


unb andere auslaͤndiſche Waaren, Koffee, Shee, Zuder, 
—“ und alles, was man nicht ſelbſt erzielen und 
verfertigen kan oder will. Ohngeachtet der vorzuͤg⸗ 
lichſte Wohlſtand der hieſigen Pflanzer aus dem Toback⸗ 
bau entſpringt, ſo iſt ihnen doch der Mays nicht weni⸗ 


ger wichtig. Mißwachs dieſes allgemeinſten und 


wichtigſten Nahrungsartikels CH) ſezet den Pflanzer 
in 





CH, Bon dem, für die amerikaniſche Landwirthſchaft ſo 


wichtigen Mays, fehe man Hrn. Kalms Defchreibung 
som Mayskorn in Nordamerifa, deffen Pflege und Nuzen; 
in den Schwed. akadem. Abhandl. ızten Band. — Es ift 
das Getraid der Trägen. — jeder Stengel hat gemeinigs 
lich 2 — 3 Aehren, und jede Aehre 3 — 500 Körner. Es 
ift ein Mißjahr, wenn man nicht das zoote Korn der Aus⸗ 
faat bekommt. Zwey Bufchel Saat find für ein groffes 
Saushalten genug. Es verträgt viele Ungemaͤchlichkeiten 
der Witterung. Die Blätter find dem Vieh angenehm. — 
Mays allein giebt nicht gutes Brod, aber mit Koch oder 
Waizen gemengt. — Suppen und Brey von Mays, heißt 
bey den Engläudern Homany, bey den Franzoſen Sagamicc, 

und 


J— 


Vitginien. 57 





Er die: Nothwendigkeit, ihn u, in. — — oft 
weit her zu holen, wenn er feine Sklaven: und fein 


Vieh nicht will darben laffen; ‚dadurch verliert er zu⸗ | 


weilen mehr als den Gewinn, welchen ihre Arbeit 
beym Tobackbau abwirft. Es find. hauptſaͤchlich die 
fehr trocknen Sommer, welche dem Mays fchaden. 


Von hier ‚aus, verfeblten wir den rechten Weg, 
wurden es aber nicht gewahr, „weil ung einen ganzen 
halben Tag ‚lang, ‚auf ‚einer, groffen breiten Straffe, 
niemand. begegnete , als einige unwiſſende Neger , des 

ten Geographie ſich felten weiter erſtreckt, als auf die 
Plantage ihres Heren. ‚Wir paflirten Cedar-run an 
einer Stelle, die wegen tiefer, Köcher hätte können ger 
fährlich werden, wären, wir ‚nicht, fo. glücklich. gewefen, 
von Ungefähr. die rechte aber ‚Schmale Fuhrt su treffen. 
Um ung wieder.in die rechte Straffe zu bringen, ſchickte 
man uns durch ungangbare Waldungen und Suͤmpfe 
umher, wo wir endlich wuͤrden ſtecken geblieben ‚feyn,, 
bätte ung nicht noch zu rechter Zeit ein guter alter 

YA Dann, 











und bey den Indianern Sapaan, Vom Maysgrüge und Ahorn⸗ 
auder bereiten die lestern ihre Quirzera,. eine Kraftfpeife, 
deren fie fih auf langen Reifen bedienen. — 


— — 





den iſt/ 

—————— deſſen Haus, ee fagte, 
jedem Reiſenden offen ftehet, und ber felber den Frem⸗ 
den verbimden iſt, wenn fie bey ihm anrüffen wollen. 
Nach einem Tagelangen befchwerlichen und vergeblichen 
umherirren erreichten wir endlich dieſes gelobte Haus, 
welches auf einem fehr angenehmen Hügel Tag, und 
fehe Viel 'öffenes Sand um fi ch ber Hatte. Die ges 
woͤbnlichen Regerhutten und andere wirthſchaftliche 
Gebaͤude bildeten zuſammen ein kleines Dorf, in wel⸗ 
chem das ſchonere und gröffere Haus des Kapitains 
ſich gut ausnahm Wier klagten dem Kapitain unfere 
Ebenitheuer, und“ baten nothgebrungener Weife um Ers 
friſchnngen und Nachtherberge welche er, jedoch mit 
der Bemerlung/ daß fein Haus Fein — fey, 
zufagte. Eine Erinnerung, welhe man in einem gaſt⸗ 
freyen Haufe ,. (wie er nachher von fich felber und feis 
nem durch das ganze Land bekannten Namen ruͤhmte) 
nicht erwartet, und die ſich auch nicht durch Heu, 
Maysbrod, Waſſer und Fiſche, deren man 2000 auf 
einen Zug fängt, womit man ung und unfere . 
bewirthete, gut — ea u⸗ 


Ein 


Ra, 
F 


Birginten. 35 
— —— — — — ——— , 
¶Ein ſonnenheller / warmer und se Sin 
zwar eine gute Vorftellimg von ber angenehmen Witte ⸗ 
zung biefer Gegenden zu erlauben; aber ebe ben diefe,.am 
sten Decehiber fo angenehme kan ft, hatte man 
iulige Jahre vorher, * ‚am Toten Junius RE u mit Schnee 
— geſeben / und in dem nemlichen dahre halte man 
foger noch weit füplicher bey Hellow⸗Ciffs in Rord⸗ 
faroline 1 Kup tiefen Schnee i im Monat May angetsoffen. 
Diefe veränderlihen Witterungen verhindern das Ges 
beihen der Obſtbaͤcme in dieſen Gegenden, wo die war 
men "rfplinge ihre Bluthen fehr feüßzeitig hervor 
locken, und durch ſpaͤte heimtuͤckiſche Rachtfroͤte eben 
ſo oft befehäbiget werden @). Cyder if baher in Vir⸗ 
ginien 










* 
— 4 Ir ge i 554 Me | * 34 J 








Die fpäten Behhtingsfrönt, welche in den mittlern 
und füdtichen Provinzen fi gar oft unerwartet einfinden, 
verderben. gemeiniglich die Hoffnung des Landmannes, und 
berauben ihn der Fruͤchte, bie ihm feine‘ vollblůͤhenden 
Bäume verfprachen.  Xufmerkfamere £andwirthe haben ins 
deſſen diefer unangenehmen Ereiguiß dadurch und nicht ohne 
guten Erfolg vorzubeugen heſucht, daß ſie fuͤr ihre anzu⸗ 
J— Obſtgaͤrten eine nordweſtliche Lage wählten, im 

er die Bäume bei ane"vidfer Himmkisnegend wehen⸗ 
den haunere ren und Fälteren Winden ansgefet find. Auf 
diefe de wan den u fruͤhen Anstreiben derfelben Eins 

N halt 


R- 


60 Virginien. 


sinien nicht mehr ein fo allgemeiner ‚Trank, als in dem 


' 








——— und Penfplvanien. 


ic 


Bon 4000 Morgen Bandes, welche der Kapitain 
beſhet, iſt nur ein ſehr kleiner Theil urbar gemacht; 
denn ee felder fan durch feine Neger unmöglich alles 
bearbeiten und benusen laffen. Er hat einige kehns⸗ 
leute „(Leesholders) (*), und wunſchte deren mehr zu 
— 





halt gethan, und die Abſicht erreicht, daß die Bluͤthen for 
ter und dann erſt ſich entfalten, wenn die meiſte Gefahr 
der ſchaͤrferen Fruͤhlingsfroͤſte voruͤber iſt. Andere Land⸗ 
wirthe nehmen ſich auch wohl, wenn ſie Urſache haben 
eine froſtige Nacht zu befuͤrchten, die Muͤhe, groſſe Hau⸗ 
fen von Reiſſig oder Stroh an der Winterſeite ihrer Obſt⸗ 
gärten anzuzünden, und man verfichert, daß diefe Vorficht 
in ſehr vielen Faͤllen genuͤzet, und die Bläthen der Bäume 
erhalten habe, welche im benachbarten, nicht alfo beſorg⸗ 
ten Obſtgaͤrten, gänzlich getödet wurden. — Einer ahnlis 
chen Vorſicht bedient man fich in Ungarn, um die Wein 
fiöcke gegen Manfröfte zu bewahren. 


. CO Diefe Lehnsleute, oder Beſtaͤndner, müffen das übers 
nommene Land allmählich urbar machen, und von 100 Mor: 
gen. ungefähr 1000 Pfund Toback abgeben. Ein Morgen 
neues und gutes Land wirft wohl alleine ein Hogshead 


/ oder 


Birginien. | 61 








haben, weil man durch fie ohne Mühe reich with, 
Deurfche wären ihm die liebiten gebnötente aber ſo 
lange es Land im Innern von Amerika zu kaufen giebt, 
werden dieſe kluͤger ſeyn, und lieber ihren Schweiß auf 
ein eigenes, obſchon noch ſo kleines Guͤtchen verwenden. 
Es baben auch aus andern Urfachen, die fo häufig 
berüber gebrachten Deutfchen und iriſchen Dienftboten, 
ſich von jeher gar ungern, weder in Virginien noch in 
Karolina, auf beftimmte Dienftjahre wollen verfaufen 
laffen ; fo wie fie auch fonft, wenn fie nicht beträchtlie 
ches Eigenthum haben, und felbft Sklaven kaufen koͤn⸗ 
nen, fehr ungern fih hier anfäffig machen. Sie haben 
zu vielen Stolz mit und unter den Negern zu arbeiten, 
welche in Virginien und Karolina faſt nur allein arbei⸗ 


Ki tende Menfchen find. Denn die Virginier an und für 


ſich find ein laͤſſiges hochmuͤthiges Volk, deſſen Dich⸗ 
ten und Trachten blog dahin gehet, den Lord zu ſpie⸗ 
Ien, groſſe Strecken Landes und zahlreiche Sklaven⸗ 
heerden zu befizen. Irgend ein Mann, wenn er nur 
2 — 3 Neger aufbringen fan, ſchaͤmt fich jeder Ars 
beit, und laͤßt fih im Müffiggang von feinen Sklaven 

ernaͤh⸗ 


* 








oder 000 Bund Toback ab, deffen mittlerer Werth ıo Gui⸗ 
neen find. Die Lehen werben nur auf Eure Zeit verlaffen, 
and dann wieder erneuert. 


. 6 u Birginien, 


x —* 











ermäßsen. „Die Einführung ber Neger hat daher für 
gar die moralifchen Grundfäze der. Einwohner biefer 
Provinzen verderbt, hat fie träge, und hochmuͤthig ger 
macht and ße: fie Durch ie Nafpodie Gemalt, mise 
fie über ihre Sklaven haben, zum Theil auch graufam 
werben... Auch iſt der blos durch Neger ‚betriebene 
Landbau nicht der vortheilhaftefte, welches man zwar 
einfiehet und ihrer los zu ſeyn wuͤnſchet, aber wohin 
mit ihnen, und woher andere arbeitende Hände? 


‚ 


* 
7 A 


u, ? 


An den- ausgewafchenen Ufern eines Fleinen Fluſ⸗ 


N) 


feg, auf dem Lande des Kapitains, hat man eine 


ſchmale Ader von Kupfererz entdeckt, welches nach eis 
ner in Philadelphia damit angefteliten Probe 25 — 30 
Hund im Tentner halten fol. Es if zur Zeit. nur 
noch wenig davon gefördert worden, denn der- Eigen. 
thuͤmer iſt willens den vorfichtigen Weg einzuſchlagen, 
und durch ſeine Neger, wenn ſie ſonſt nicht angeſtellt 


ſind, ſo viel Erz graben zu laſſen, als moͤglich, (wel⸗ 


ches nicht ſchwer ſeyn duͤrfte, da ihm der Gang ganz 
ſeichte unter der Oberflaͤche hin zu ſtreichen ſcheinet) und 
dann erſt Anſtalten zum Schmelzen zu treffen. Die 
ganze Gegend umher iſt mit einem feſten rothen Letten 
uͤberleget, welcher dem Jerſeyiſchen ſehr viel aͤhnlich 
iſt. In einem Brunnen, welcher auf der Anhoͤhe nahe 

am 


ipalelen, - 





h ß — 

am — worden, fand man — Erdart 
bis auf die Tiefe von zo Fuß, mit mehr oder weniger 
Sand vermifchet. Auf einem. andern benachbarten 
Flecke findet ſich ein feiner und feſter Quaderſtein 
(Freeftone) von rother Farbe, welcher dem ganz aͤ 
lich iff, defien man fich um Reading und in Jerfen zur 
Aufmauerung der Eifendfen bedienet. Die bier noch 
berrfchende rothe Bodenart verlor fich erſt nach mehre⸗ 
— Meilen, die wir von hier aus oſtwaͤrts machten, 
um in die Hauptſtraſſe nach Fredricksburg zu kom⸗ 
— men, und nachher kam ſandiges Land, welches aber 
noch nicht die eigentlichen Sandflaͤchen ausmachte, ſon⸗ 
dern noch huͤgelicht, und zugleich beſſer bewohnt und 
bebaut war, als die Gegenden, welche wir zulezt durch⸗ 
zogen. Die Pechkiefer (Pinus foliis ternis), welche 
fih weiter zurück nur hie oder da auf fandichten Stel 
len, und ‚einzeln + batte wahrnehmen laffen, fand fich 
num in groſſer Menge ein, und machte ganze Waldun⸗ 
gen, welche die Gegend grün, und mit Hilfe eines 
warmen Tages (69° Fahren. den ıöten December,) 
den Weg durch fie angenehm machte; angenehmer we⸗ 
nigſtens, ald er durch bie vorigen eh und mo» 

raftigen Wälder war. x 
- Wir famen über Acquia-Creeck und nach dem 
Rappahannock durch allerley Wege, nicht ohne fie jeun 
weilen 


— 


64 | Frederickeburg. 
weilen zu verfehlen; denn bie alfgemeii-2 Antwort, wel 
he man auf die Nachfrage, die Wege betreffend, er⸗ 
haͤlt, heißt: Bleibt in der Hauptſtraſſe, oder: gerade 
fort; — weil jedermann in ſeiner Heimath die Wege | 
fennt, fo glaubt man, daß auch Fremde bie gerade 
Straffe leicht finden müffen, die doch gemeiniglich ſehr 
krumm find. Der Rappahannock, welcher an Groͤſſe 
dem Jamesfluſſe und dem Potowmack nachſtehet, ent 
fpringt am South» Mountain; iſt aber für die innläns 
diſche Bootsfahrt wenig brauchbar. Eine und eine halbe 
Meile über Fredricksburg, bey Falmouth, macht er eis 
nen Zal über die Granitreihe, und wird erft von da 
an big zu feiner Mündung in die Bay fchiffbar, wel 
ches eine Länge von 90, von feinem Urfprung an aber 
zu rechnen, gegen 200 Meilen betragen mag. Hier if 
er etiwa eine halbe Meile, und an feiner Mündung 
nicht über 4 Meilen breit. Schiffe von groffen Laſten 
koͤnnen doch nicht ganz big Fredricksburg heraufkommen. 














Fredericksburg. Dieſe mittelmaͤſſige Stadt iſt 
zum Theil an dem niedern Strande des Fluſſes, und 
zum Theil an der zunaͤchſt dahinter ſich erhebenden Ans 
höhe, (welche dag alte Flußbett machte,) erbauet. Die 
öffentlichen Gebäude der Stadt, Kirchen, Markthaug, 
Courthaus, liegen dermalen in Ruinen, und das aus 

keiner 


Brent a 





feiner andern —— ‚alß. ‚teil man wäbrend: es 
Krieges es für unnsthig fand, fich ihrer zu bedieneny 
and fie daher vernachläffigte; - denn es kamen feine 
- feindlichen Truppen hieher, die folche hätten zerſtoͤren 
können. Die biefige Toback» Niederlage enthielt eben 
jego ſehr groſſen Vorrath. Hier und in Alerandrien 
war der’ Preiß diefer Waare dermalen nur 25 Schill. 
virgin. Current für den Centner. Die europäifchen 
Schiffe waren ſchon alle weg, die: Zeit, in. welcher die 
Landleute ihre Taren zu begahlen haben, war nahe, und 
die Kaufleute, bedienen fich daher diefer Gelegenheit, die 
niedrigſten Preife dafür zu bieten. 


Eines der betraͤchtlichſten und ſchoͤnſten Eiſenwerke 
von Nordamerika, iſt in der Nähe des Rappahannock⸗ 
Sans, oberhalb Falmouth. Es ſollen jährlich ‚mehr. 
al8 6 — 800 Tonnen Eifen daſelbſt verarbeitet wer⸗ 
den. Herr Hunter ift Befizer davon. 8 zeichnet fich 
übrigens. dieſes Werk ‚noch durch eine Rolling» und 
Slitting- Mil aus, dergleichen big jezt nur zwey oder 
drey in Amerifa anzutreffen find, weil dergleichen Vor⸗ 
richtungen unter der vorigen brittifchen Regierung an⸗ 
zulegen verboten waren. Die Rolling - Mitt iſt ein auf 
die DVerfertigung von Eifenbleh angewandtes Streck⸗ 
werk, wo nemlich. in einer Mafchine, zwiſchen zween 
Schoͤpfs R. ll. Th. E glat⸗ 


* 


*8 


u Siedetltsbutg 


ü————— — 








ac — —*— das Blech — 
ter und gleichfoͤrmiger gedehnt wird, als unter Haͤm⸗ 
mern. Die Slitting⸗Mill iſt eine andere kuͤnſtliche 
Vorrichtung, breite eiſerne Staͤbe auf einmal in meh⸗ 
tere ſchmale Stäbe zu ſpalten, welches nach der ges 
woͤhnlichen Weife weit langfamer unter dem’ Hammer 
gefchiehet. Es war mir leid, erſt ald es zu fpät war, x 
Nachricht von dieſem merkwürdigen Eifenwerfe zu er⸗ 
halten; denn meines beſtaͤndigen Nachfragens ungeach⸗ 
tet, hoͤrte ich im dieſer Stade ſelbſt ihrer nicht erwaͤh⸗ 
hen. Ueberhaupt ift es in Amerifa ſchwer, Nachrich- 
‚ten über irgend etwas zu erhalten. Die Neugierde der 
Amerikaner beſchaͤftiget ſich mur mit Handels- und 
Staats. Angelegenheiten; alles übrige um fie her fchei- 
het ihnen aus Gewohnheit unbeträchtlich, ob fie gleich 
immer von den entfernten Wundern anderer —* 
ſchwazen. 


Die Huͤgel dichte um Fredricksburg und am Fluſſe 
beſtanden hauptſaͤchlich aus Sandſteinen von verſchiede⸗ 
nen Farben. Es fanden ſich aber auch Bruchſtuͤcke 
von ſchoͤnen Graniten, welche Felsart eigentlich die den 
Fall des Rappahannocks verurſachende Felsreihe aus 
machet. Sie beſtanden aus Quarz, Feldſpat und Glim⸗ 
mer mit hin und wieder eingeſprengtem Schoͤrl. Die 

Baͤn⸗ 


# ” * 


Fredericksburg. 67 








Baͤnke des Fluſſes, zwiſchen hier und der Bay, enthal⸗ 
ten an vielen Stellen Wallfiſchknochen, Hayzaͤhne, 
.. und andere Mufchelfehaalen. “ 
KV u 
RER nannte man einen Fifch, welcher 
1; on den ganzen Winter durch in diefem und ben uͤbri⸗ 
gen’ virginifchen Flüffen findet, und in groffer Menge 
in Nezen gefangen wird. Er ſoll aber von dem eis 
gentlichen Shad (Clupea Alofa L.), der nur im Fruͤh⸗ 
linge erſcheint, ſehr berſchieden ſeyn. Ich babe ihn 
une geſehen. 


Unweit Fredricksburg hatten wir die Ehre mit eis 
nem amerifanifchen General zu fruͤhſtůcken, deffen Klei⸗ 
dung auffallend bunt war; ein groſſer weiſſer Hut, ein 
blauer Roc, eine braune Weſte und grüne Beinkleider 
bedeckten die kurze dicke Perfon. — Bon hier aus kommt 
man eine Strecke durch ebene und offene Gegenden, in 
welcher der Anblick vieler, durch fehr gute groffe und 
zum Theil geſchmackvolle Wohnhäufer verfchönerte 
Landſize, doch einige Unterhaltung gewaͤhret. Noch zahl 
teichere und angenehmere Landfize aber liegen taͤngſt 
den ſchoͤnen Ufern des Potowmacks und der uͤbrigen 
Fluͤſſe, es hat daher eine Reiſe auf dieſen Fluͤſſen weit 
mehr Abwechslung fuͤr das Auge, als die gemeinen Land⸗ 

E 2 ſtraſ⸗ 


* ——— — N 


— 


Fredericksburg. 











ſtraſſen. Die reichen Virginier, welche ſeit fangen Zei⸗ 
ten des Luxus und der Prachtliebe wegen, bey ihren 
ſparſamern noͤrdlichern Nachbarn in uͤbelem Ruf ſtehen, 
leben im allgemeinen lieber auf dem Lande, als in den 
Staͤdten und ſparen nichts, ihre Wohnungen nach 
Beſchaffenheit der Umſtaͤnde und Gelegenheit, von auſſen 
ſowohl als innen annehmlich zu machen. 


Es zeigten ſich hin und wieder weitlaͤuftige mit 
MWaizen beſaͤete Felder. Man hatte bereits verfehiedene 
Sabre vor dem Ausbruch des Kriegs, den Anbau dies 
ſes Getraides in dieſen Gegenden mit mehr Eifer zu 
betreiben angefangen, nachdem nemlich der Profit des 
Tobacks durch die in England davon zu bezahlenden 
fchmweren Auflagen fehr verringert wurde, und überdies 
die fchon erfchöpften Laͤndereyen nicht mehr fo ergiebige 
Tobackerndten abmwarfen, welche nun aber durch ben 
ebenfalls einträglichen Waizenbau einen neuen und groͤſ⸗ 
ſern Werth erhielten. Man ſaͤete hier, wie auch in 
andern Gegenden von Amerika, den Waizen in die vors 
jährigen Maysfelder, ohne diefe erſt von den alten 
Stengeln zu reinigen. Ein befonderes Inſekt, Weevil (*) 

ger 





(*) In den anerifan. philof. Abhandlungen befinden fich 
ugrfihiedene Aufſaͤze, dieſes ſchaͤdliche Juſekt betreffend; es 
N ift 





x Na 
— E 


Frederitsburg. 69 


- 








genannt, ‚Sekbäblgetinber oft den Waizen —— 
lich, und vorzüglich dann, wenn das Getraide lange 
im Stroh liegen bleibt, und nicht bald genug ausges 
droſchen wird; in dieſem Fall foll ihm aber auch durch 
dazwiſchen geftreuten Kalch Einhalt gethan werden toͤn⸗ 
nen. Die Waizenfelder werden uͤbrigens auch durch 
ſchadhaften Waizen und mancherley Unkraͤuter (darnel, 
falfe-grain, ‚cheat,) verunreiniget; um diefen zu fleuren, 
empfiehlt man das Einmweichen des Saamens in eine 
ſtarke Salzlauge, von welcher die oben auf (hwimmene 
den leichten Körner abgefchöpft, die guten und ſchwe⸗ 
rern aber mit —— untermengt, ausgeſaͤet wer⸗ 
den ſollen. 


— Schmetterlinge lieſſen ſich noch jezt in 
dieſer ſpaͤten Jahrszeit ſehen. Von Voͤgeln wurden 
wir keine andern gewahr, als einige Geyer⸗ und 
Spechtarten, die Motacilla Sialis, Loxia Cardinalis, 
und das virginiſche Rebhun (Partridge, Tetrao virgi-· 

€3 niana 


Er t 











iſt aber im feinen deffen eigentliches Geſchlecht beſtimmt; 
und der Name Weesil und Grub bezeichnen überhaupt nur 
einen Wurm oder Made, die fich in andere Körper einfrißt. 
‚Vielleicht iſt es der aus Europa hinuͤbergebrachte Curculio 
granarius L. oder eine ihm verwandte Art? 


— 


ir En 
79 Frederickbburg. 


— — 











niana L.). Bon leztern fol jede Henne 17 — 20 Eyer, 
und alle zu einer Kütte gehörigen Hennen in ein ges 
meinfchaftliches Neft zufammenlegen, in welhen man 
bisweilen 2 — 300 Eyer will beyfammen gefunden has 
ben. Die Hähne der leztern unterfcheidet man durch 
weiſſe Federn, welche fie an der Kehle und am Kopf, 
da, wo die Kennen gelbe, haben. — Eine überra, 
fchende Erfcheinung waren ung auf Diefer Straffe zween 
deutſche reiſende Handwerkspurſche, ganz auf deutſche 
Manier mit Wanderbuͤndeln ausgeruͤſtet; es waren 
Gerber⸗Geſellen aus Elſaß, die mit einem franzoͤſi ſchen 


Schiffe in Cheaſapeakbay angekommen, und nun ihr 


Gluͤck in dieſem Lande zu ſuchen willens ſind. Ein 
Reiſender zu Fuß iſt in Virginien eine ungewoͤhnliche 
Erſcheinung; nur Neger gehen zu Fuſſe; Gentlemen 
reiten. — Weil nun aber das ganze Land nur von 
Gentlemen und ihren Negern bewohnt wird, und faſt 


keine andere Abtheilung ſtatt findet, ſo iſt es immer 


etwas auffallendes, einem weiſſen Fußgänger zu bes 
geguen. — Die Tavernen, oder Drdinaries, wie man 
fie in Virginien nennt, find nur zur Aufnahme von 
Gentlemen eingerichtet, beſonders in den untern Ger 
genden, mo felten einige Landfuhrleute und Wägen reis 
fen, welche immer ihre Lebensmittel und Pferdefutter 


‘ bey fich- führen und fich im Buſch lagern. - Längft den 


Haupt⸗ 


5 


Fredericksburg. — 
Hauptſtta ſen And biefe Ordinaries bequem genug, wenn 
nicht zu viele Gaͤſte auf einmal kommen. Kaffee, Shin. 
fen und Eyer machen gemeiniglich die ganze Bewirthung 
aus. Schinken und Schweinefleiſch find. eine groffe 
Delikateffe für-die Virginier, ohne welche Fein Haus · 
. beſtehen zu Finnen ‚glaubt. 








Von Fredricksburg nach Richmond Pi wir 
79 Meilen zu machen; die eigentliche Entfernung be⸗ 


trägt nicht fo viel, die üble Beſchaffenheit der Wege 


aber, und die vielen zerbrochenen Bruͤcken, machten 
Ummege nothwendig. Die Straffe nach zurücgelegter 


erfier Hälfte führte größtentheils wieder durch weit⸗ 


läuftige , hauptfächlih aus ‚dee Pechfiefer (Pitchpine) 
befiehende Waldungen, zwiſchen welchen aber die 
fumpfichten Stellen häufig mit Stechpalmen, Kalmien 
und der glatten Winterbeere (Prinos glaber. L.) ange 
füllt waren. Diefe Sümpfe, ‚welche oft von groflem 
Umfang find, enthalten gutes Erdreich, und verdienten 


nicht, fo vernachläfliget zu werden, da ben dem mehr _ 


reſten die Austrocknung nicht ſchwer zu bewerkſtelligen 
feyn wuͤrde. In diefen Waldungen liegen ebenfalls 
viele Pflanzungen zerfireut, die von der Strafle and 
nicht immer bemerkt werden. Der Pamunky und Mat⸗ 
tapany ſi nd in dieſer Gegend zwey noch unbeträchtliche 

Ey Fluͤſſe, 


R 


7 Frederidsburg 








Fluͤſſe, welche aus dem South⸗Mountain kommen, 
und durch ihre Vereinigung den Pork-River bilden. 
An ben Ufern des erſtern Tagen verfchiedene franzoͤſi⸗ 
ſche metallene 24pfuͤndige Kanonen, mit ihren Namen, 
3. 3. l’Advocar, le Demoniaque &c. alle aber mit dem 
Motto: Ultima ratio regum, bezeichnet. Man hatte 
fie im Jahr 1781. zu Waffer hieher geflüchtet, wo fie 
von einem Theil der Cornwalliſchen Truppen gefunden, 
vernagelt und in den Fluß gewaͤlzet wurden, aus wel⸗ 
chem man fie num wieder hervorholet. — Zwey Mei⸗ 
len vom Pamunky kamen wir nach Hannover + Courte 
boufe. Wie es ehemals in Europa gewöhnlich war, 
ben abgelegenen Kirchen und Kapellen, zur Beförderung 
der Andacht, Schenken anzulegen, fo findet man in 
Amerika, zu Beförderung der Gerechtigfeit, die Court⸗ 
oder Gerichtehäufer auch niemals ohue diefelde Ber 
quemlichfeit. Man leget diefe Gerichtshäufer, in mels 
hen die monatlichen und vierteljährigen gerichtlichen 
Berfammlungen für jede County gehalten werden, gerne 
in ber Mitte der County an, und menn nicht. irgend 
ein Städtchen biefe Lage hat, fo werden fie für fich allein 
im Walde gebauet. An einem ſehr warmen Mittage 
(den 18. Decemb.) fanden wir hier einen ſchoͤnen Kreig 
von Damen, in Seide gekleidet und geſchmackvoll auf 
Hefest, um den Kamin ſizen. Dies war nım eigentlich 


J 


denmortonn. . 


r 


— — = 
fo aufferorbentlich, nicht; er daß einige. Par eüffige 


Negerjungen, ganz in ihrer. natürlichen Blöfe um und 
vor dieſen Damen, ohne, Xergerniß zu geben, herum⸗ 
taumelten, war mir ein neuer Auftritt. — 
Hannovertown, ein kleiner Flecken an einem Creed‘, 
welcher ſich in den VYork River ergießt, war das erſte 
und einzige Staͤdtchen auf der Straſſe von Fredericks⸗ 
burg nach Richmond. Virginien (und ſo die übrigen 
füdlichen Provinzen) hat ungeachtet feines groffen Um⸗ 
fangs, doch gegen die nördlichen Provinzen eine ge 
ringere Anzahl von Dörfern oder Landflädten. — An 
den Ufern diefes und anderer Creecks, welche in den 











Er 


York» Niver fallen, und deren tief ausgewaſchene Bänfe 


mehrentheils aus einer feften, rothen, thonichten Erde 
beſtehen, finden fih Wallfiſchknochen und andere Ueber · 
bleibſel von Schaalthieren in groſſer Menge. Der 
Toback, welchen dieſe Gegenden erzeugen, wird ſchon 
für beſſer geſchaͤzt, als der noͤrdlichere, und mit 5 — 6 
ſpaniſchen Thalern im Centner bezahlt; ſo wie uͤber⸗ 
haupt Guͤte und Preis dieſer Waare in den ſuͤdlichern 

— (*) ſich erhöhen. Hier, und in andern Plaͤ⸗ 
| € 5 der 








c6 Nach einem im Jahre 1786, zwiſchen den General⸗ 
ae ‚von Scanereid und Hrn. Robert Morris, 
' ehe⸗ 


74 Hannovertown. 








zen, laͤngſt der ſchiffbaren Creecks und Fluͤſſe, finden 
ſich nun wieder, wie ehemals, engliſche Faktoren ein, 
welche ihre Manufaktur» und andere Waaren den Pflan⸗ 
zern gegen Toback und Holzgeräthfchaften uͤberlaſſen; 
doch haben auch hie und da die reichern Pflanzer eigene 
Waarenlager, aus denen fich ihre Nachbarn ihre Bes 
dürfniffe holen. Zum Toback wird auch hier noch ime 
mer neues Land aufgenommen, wenn das alte erfchöpft 
iſt, ob man gleich zugiebt und weiß, daß altes wohl⸗ 
gebüngtes Land eben fo vortheilhaft fenn wuͤrde; aber 
die Mühe, Wieſen anzulegen, Winterfutter zu ſamm⸗ 
len, um dag Vieh in Ställen oder in. Horden zu hals 
ten, und Dünger zu ſammlen, bält man für beſchwer⸗ 
licher, als Bäume umzuhauen und Stöcke auszurot⸗ 
ten; und laͤßt das Vieh lieber in den Waldungen und 
Suͤmpfen umher irren, um ſich ſeine nothduͤrftige Nah⸗ 

rung 





ehemaligen General⸗Financier der vereinigten Staaten, 
abgeſchloſſenem Kontrakt, hat lezterer ſich anheiſchig ges 
macht, Toback zu folgenden Preiſen, in franzoͤſiſche Haͤfen 
abzuliefern: 

Beſte Qualitaͤt von James⸗ und York⸗River 

den Centner a 38 Livres. 
VPotowmack⸗ und Rappahannock⸗Toback a 36 — 
Marpländifchen Tobad 23 — 


Richmond. 75 














rung im Winter zu fichen. In der hiefigen Gegend 
fahen mir auch zum erfienmale einige Maulthiere; die 
beliebt zu werden anfangen, teil fie fich fo ganz zur 
amerifanifchen Haushaltung ficken, und mit geringer 
Wartung und fchlechtem Futter vorlieb nehmen. Sie was 
ren vor groſſe Tobackfäffer gefpannt, welche auf dem bloſ⸗ 
fen und ebenen Sand weg, von den Plantagen nach den 
Niederlagen Meilen weit gefchleppt wurden. 

Um nach Nihmond zu fommen, mußten wir bie 
vordern fandichten Flächen verlaffen,, und kamen, indem 
wir und der Granitreihe näherten, wieder in die ihr 
vorliegenden-imebenen und higelichten Bezirfe, wo fich 
auch in den Waldungen wieder Eichen und andere 
Laubhoͤlzer einfanden, und nur hie oder da auf niedern 
und fandichten Stellen Nadelhoͤlzer erfchienen. 


Richmond Tiege an den huͤgelichten Ufern des 

James⸗Rivers, und gerade vor dem Falle diefes Fluſ⸗ 

ſes, wo er etwa eine halbe Meile breit if. Die Haus 
fer diefes vor kurzem noch unerheblichen Staͤdtchens 
find faft durchgehende von bloffem Hole erbauet, und 

unordentfich auf zwey Anhoͤhen zerfireuet, welche ein 

Kleiner Bach, der Shokoes, trennt; ihre Zahl ift wer 
— h ' der 


5.7 8 
m ——— 


ber groß CH), noch find fie an fich ſelber ſchoͤn. Was 
bem Drte aber Ruf und Anfehen verfchaft, find der 
Fall des James» Rivers, und der bieher * Si 
ber ige Ka RAR IE 








or Fall des — war der fe — 
meiner Neugierde. Das untere Ende davon liegt zu⸗ 
naͤchſt an der Stadt; es erſtreckt ſich aber die ganze 
Breite oder Ausdehnung deſſelben bey 7 Meilen den 
Fluß aufwärts, bis nah Weſtham, einem Fleinen 
Städthen, und in diefer Weite beträgt der gefammte 
ſenkrechte Sal des Waffers doch nur 71. Fuß, wie man 
durch genaue Meſſung will beſtimmt Haben. Es ift da 
ber der Sal an und für fich umbeträchtlich, und man 
erwartet vergeblich hohe Felswaͤnde zu ſehen, uͤber 
welche das Waſſer ſich ſenkrecht herabſtuͤrzte; aber eine 
unuͤberſehbare Menge groſſer und kleiner Felsſtuͤcke er⸗ 
füllen, fo weit das Auge. reichet, das Bette des Flufs 
ſes, und durch diefe nimmt der Strom mit ſchaͤumen⸗ 
den Getöfe feinen Weg. Mit Hülfe der gefrümmten 
Ufer, und der an beyden Seiten befindlichen Waldun⸗ 
sen, 





(*) Neuerlich wurde die Zahl der Häufer von Richmond 
auf 280, und die der Einwohner, auf ungefähr 2000 ges 
ſchaͤzet. 





gen, macht die Ueberficht des ganzen dennoch einen 
groffen und. gefallenden Eindrud. Das Getöfe des Fal⸗ 
les verbreitet fich nicht mir, beſonders des Nachts, 
N Über die ganze Stadt, ſondern auch vor dem Winde 
auf verfchiedene Meilen umher. Es iſt die ſchon mehr 
erwähnte Granitreihe, welche längft des größten Theile 
der oͤſtlichen Küfe von Nordamerika  herabläuft, und 
die meiften, wenigſtens die der See zunächft liegenden 
Faͤlle veranlaßt, die auch diefen verurfacht. Dieſe Gras 
nitreihe flreicht von Nordoften nad) Suͤdweſten quer 
durch daB Bette des von Weften nach Oſten ſtroͤmen⸗ 
den Fluffes. Der größte Theil der Felgmaffe ift wahr 
zer, aus Feldfpat, Quarz und Glimmer im verfchiede 
nem Verhältnig gemifchter Granit; aber eben fo hä 
fig trift man groffe unvermifchte Maſſen diefer einzel 
; en Beftandtheile an. Beſonders finden fich hin und 
wieder mächtige, ganz aus fchönem vofenfarbenen Feld» 
fpat beftehende Trümmer, welche: fi in groffe, über 
Zoll lange Rhomben ablöfen laffen. In den aus dem 
Waſſer emporragenden Felsftücen erblickt man fehr 
häufige‘ Riefentöpfe oder Löcher, von verfchiedenem 
Durchmeffer und Tiefe; diefe Aushslungen find inwen- 
dig ganz glatt, und meiftens von gröfferm Umfang, als 
ihre Defnung if. Here Kalm und Bartram erklären 
ihre sanfte ſehr mwahrfcheinlich aus dem Abſchlei⸗ 

Y fen, 


— Richmond. 
fen, welches. Feine, Steinchen, die man rn 
darinnen findet, in einer anfänglich unbeträchtlichen 
Vertiefung verurfachen, wenn fie. durch die wirbelnden 
Zluthen - darinn kreisfoͤrmig beweget werden... Aufler 
den Granitfelfen, welche die eigentliche » Gebürgsant 











ausmachen, findet man denn auch durch den Strom 


herbeygefuͤhrte und hier abgelegte und abgefchliffene Pros 
ben aller der weiter zurückgelegenen Gebürgsarten. 
—RA— * ee AR 
Der James » River. if von feiner Mündung in der 
Bay an. einer der größten und der fchönften amerifa, 
nifchen Flüffe, und wegen des, einträglichen Tobackhan⸗ 
delg, den er erleichtert und befördert, einer der, reich» 
fien. Fuͤt gröffere Kauffahrtenfchiffe it er bis 3 Meis 
len unterhalb Richmond, oder unterhalb des Falls zur 
gänglich. Ebbe und Fluth ſteigen bie an den Faß. 
heran. Hinter dem Fall, von Weſtham an, fan er 
nur; von Slatbooten und Canoes befahren werden, und 
auch das nur. bis an einen andern Fall, den er im 
South» Mountain macht. CH. Er — * im Als 


— — 











Er) Man iſt neuerlich damit ini, die Hinderniffe 
der -innländifchen Schiffahrt im Tamesfluß aus dem Wege 
au räumen, und eine Verbindung zwiſchen dieſem und dem 

groſſen 





leghany + Gebürge, unter, dem Namen Shuviana, und 
erhält aus ‚ven South» Mountain einen. beträchtlichen 
Zuwachs durch den Riviana. Seitwaͤrts und unterhalb 
Kichmond;, macht er noch einen andern kleinen Fall 
„ ben Petersburg über die nemliche Granitreihe. Beyde 
diefe Fälle find fehr vortheilhaft für die Fiſcherey; denn 
ed werden bier die den Strom aufwärts. fireichenden 
Sifche, durch diefe ihnen im Wege ſtehende Felsreihen, 
weiter zu. gehen verhindert, ſammlen fih in, unzähligen 
Haufen, und werden eine leichte Beute. Bald im Fruͤh⸗ 


jahre, und: zuweilen ſchon im. Februar und März, fine 


den ſich die Heringe und Schäbs: hier ein, welche erſt 
in ber Mitte des Aprils und im May im Delaware und 
Hudſon anfommen; mit welchen Fluͤſſen die virginiſchen 
Gewaͤſſer auch noch andere Fiſche gemein haben. 
Der Zall, indem er unaufhoͤrlich eine Menge Waſ⸗ 
fers zerftäubet und in die Luft wirft, wird daher ale 
m * ’ die 
Mmc— re 
groſſen Kenhawafluß, an der Weitfeite der Gebürge, herzu⸗ 
fielen, welche beyde Fluͤſſe nur ein Landiveg von 23 Meir 
len trennt. Dadurch wird eine leichte Kommunikation 








gwifchen dem James⸗ und Obiofluffe eröffnet werden. — 


Auch hat General Washington eine anderweitige Verbin— 
bung des Potowmadss und Jamesfluſſes (vermuthlich durch 
den Shannandgre) in Borfchlag gebracht. — 


Es 


die Urfache der ‘vielen Nebel‘ 'angefehen , —— 
hier haͤufiger als anderwaͤrts, wo aͤhnliche Umſtaͤnde 
nicht ſtatt finden, bemerken will; auf dieſe Nechnung 
ſezet man es ferner, daß Richmond nicht ſo ganz ge⸗ 
(ind, als feine übrige Lage folte vermuthen Taffen, fon 
dern den Herbſt⸗ und Wehfelfiebern fehr unterivorfen 
fey. Da aber dieſe Krankheiten der ganzen übrigen 
Küfte eben fo gemein find, fo kan wohl der Fall deg 
Fluffes nicht als die vorzuͤgliche Urſache derfelben ans 
geklagt werden, eben fo wenig als der allgemeine Ge—⸗ 
nuß des Schmweinefleifches, deflen ich fchon gedacht. 
babe; mit mehr Recht hat man die fehr vielen. ftehen 
den Waller und Sümpfe "des Landes —* die Re 
jener EN PEN J — 





Richmond war nicht von jeher, mag eg ſeit vier 
Jahren die Ehre zu ſeyn hat, der Siz der Regierung 
des Staats von Virginien. Vor der Erbauung von 
Williamsburg, war Jamestown, welches nunmehr 
ganz verfallen iſt, die Hauptſtadt der Provinz. Nach⸗ 
dem aber der Anbau und die Bevoͤlkerung des Innlan⸗ 
des immer mehr zunahm, fand man es fuͤr bequem 
And zutraͤglicher, auch Williamsburg zu verlaſſen, und. 
"von Sig der Regierung in dem 60 Meilen weſtlicher 
liegenden Richmond anzulegen. Noch jest aber iſt es 

| befchwer« 





— — bie Delegirten der eitferhten 
Grafichaften diefer weitläuftigen Proving, hieher zur 
Aſſembly zu reiſen; denn Virginien, mit Inbegriff des 
jenſeits der Gebuͤrge gelegenen Landes, (von welchen es 
naͤchſt Neuyork den anſehnlichſten Theil anfprüchig 
macht,) iſt der groͤßte von allen den vereinigten Staa⸗ 
sen, und zählet 72 Grafſchaften (X). Aber ſchon ber 


oſtwaͤrts 








n Virsinien zaͤhlte im Jahr 1783 folgende Grafſchaf⸗ 
ten: Aceomack, Amelia, Amherſt, Albemarle, Auguſta, 
Bedford, Berkeley, Botetourt, Brunſwick, Buckingham, 


Caroline, Charles Eity, Charlotte, Cheſterfield, Culpepper, 


Cumberland, Dinwiddie, Elisabeth Eity, Eier, Sairfar, 
Sarquier, Fluvannah, Frederik, Glouceſter, Goochland, 
Greenbrier, Hallifar, Hampfhire, Hannover, Henry, Heu⸗ 
rico, James City, Kentucke, King George, King und 
Queen, King William, Lancaſter, London, Louiſa, Lunen⸗ 
burg, Meklenburgh, Middleſex, Monanghahela, Montgos 
mern, Nanſemond, News Kent, Northampton, Northum⸗ 


berland, Norfolk, Ohio, Orange, Pittſylvanig, Powhat⸗ 


tan, Princeß Anne, Prince Edward, Prince George, Prince 
William, Nihmond, Rockingham, Rocdyridge, Shenandoah, 
Southhampton, Spotſylvania, Stafford, Suffer, Washings 
ton, Warwick, Weftmoreland, Isle of Wight, Williams: 
burgh, Yahogany, Dorf. — 
Schoͤpfs R. 11.Th. mg 


a 


F 
RG —F 


Sigma. — 


X 





oſtwaͤrts * — liegende Antheil ie von geoffem 
} Umfange / und beträgt von dem obern Theil des Po⸗ 
towmacks bis an die Graͤnze von Norbkarolina, eine 
Länge von ungefähr 250 Meilen, und von der Küfte 
nach dem Fuß der Gebürge, eine Breite von 180 Mei⸗ 
len, bis an die aͤuſſerſten weſilichen Graͤnzen am Ohio 
aber, gegen goo Meilen. Bey dieſem groſſen Umfang 
des Staates, und der gegenwärtigen Einrichtung deſſel⸗ 
ben, entfiehen daraus mancherley Unbequemlichkeiten 
für die. von dem Size der Negierung und der hoͤchſten 
Gerichte zu weit entfernten Einwohner. Wenn diele 
4. B. Proceſſe von Wichtigkeit abzuthun Haben, welche 
vor den General» Court gebracht werden muͤſſen, der 
nur in Richmond gehalten wird, fo find fie gensthiget 
mit ihren erforderlichen Zeugen ein paar hundert Meis 
len dahin zu reifen (X); denn es ift in Virginien nicht, 
wie in Penfyloanien, Neuyorf, Karolina und andern 

| Provinzen, gewöhnlich, daß die Richter die ihnen ane 
getviefenen Graffchaften bereiten, um die Kechtsuorfale 
lenhei⸗ 








> 


Co) Auſſer den gewöhnlichen County + Courts, welde 
monatlich in jeder Graffchaft gehalten werden, halt Virgi⸗ 
wien jährlich zwey General: Eourts, jeden zu 24 Tagen ; 
zwey Courts of Appeal, jeden zu 6 Tagen, und zwey High 
Courts of Chancery , jedem zu 18 Tagen. y 





| lenbeiten in den. verſchiedenen Grafſchaften felber abju⸗ 
thun / und dadurch den unterthanen weite Reiſen, Zeit⸗ 
perluſt und. Unkoſten zu erſparen, als wodurch viele ab⸗ 
geſchreckt werden, ein erlittenes Unrecht, einen Dieb⸗ 
ſtahl 2c. gerichtlich zu belangen. So erinnere ich mich, 
in dem obern Theil. von Virginien, eines Falles, wel. 
hen ein Mann von fich felber erzählte. Ihm war ein 
Pferd von grofiem Werth geſtohlen worden; er glaubte den 
Thäter zu wiffen, und. genugfame Zeugſchaft gegen ihn 
ba ) n; aber. mit dieſen Zeugen 140 Meilen nad) 

moi nd zu reifen, würde mit den übrigen Unkoſten 

v erlittenen Verluſt verdoppelt haben; er unter⸗ 
ließ daher lieber die ganze Klage. Die eigenen Ge⸗ 
richte der Grafſchaften, (County. « Couets,) erkennen nur 
in geringen Schuldſachen, und andern ‚weniger bedeu⸗ 
tenden Streitigkeiten. — Die Aſſenibly⸗ Deputirten 
aus den am Ohio * Kentucy gelegenen Grafſchaf⸗ 
ten, fühlen es laͤſtig 600 Meilen hieher, an ihrem Beſtim⸗ 
mungsort, zu reifen, ob fie gleich ihre Taggelder das 
vi beziehen; wie vielmehr befchmwerlich muß es den 
Privatperſonen jener Gegenden werden, wenn eigene 
Angelegenheiten fie nach dem erflen Size der Gerech⸗ 
ngteit und der Regierung rufen? — Sie fuͤhlen es 
nicht nur ſchon, ſondern ſprechen auch allbereit von der 
Nothwendigkeit, fuͤr jene entlegenen Gegenden ein eignes 
52 Gouver⸗ 





a 


BE DRRNDn, 


u Dr 











Gonvernement zu beſtellen, oder wenigſtens einen eige⸗ 
nen Gouverneur dahin zu fegen: wie es der Fall auch 

in der Provinz Neuyork iſt, welche auffer einem Gou— 
verneur in Neuyork fel6ft, noch einen andern, der Ent 

fegenheit halber und zu Erhaltung befferer Ordnung, in 

dem 160 Meilen von der Hauptſtadt entfernten Albany, 

bat. Nach der gegenwärtigen Verfaffing und den herr⸗ 

fehenden Gefinnungen aber, iſt es höchft wahrfcheinlich, 

dag wenn jene hintern Gegenden von Virginien erſt 

einmal einen eigenen Gouverneur haben, fie leicht einen 

Schritt weiter gehen, und fih von dem vordern oder 

öftlihen Virginien unabhängig zu machen, bemuͤhet 

feyn werben; wozu fie. ſich ſchon dadurch gewiſſermaſſen 

berechtiget zu ſeyn glauben, daß fie von der Natur fels 

ber, durch breite und unwegſame Gebürge, von den vor, 

dern Gegenden getrennt find. Ihr politifches und 

Handlungs+ Intereſſe wird es in der Folge ohnehin 

notwendig machen — und was das wichtigfte iſt, fo 

halten fie fich für eben fo ſehr berechtiget, eine Unabs 

hängigfeit zu verlangen und zu behaupten, alg jede der . 
übrigen Provinzen, fo bald fie fich ſtark genug fühlen 
und es vortheilhaft finden, fich dahin zu erklären. 


| "Die gefezgebende Gewalt des Staats von Virgi⸗ 
nien theile fich in den Senat und das Haug der Des 
legir« 


Richmond. 208 








legirten (Houfe of Delegates) oder die Affembly. Die 
Mitglieder der Aſſembly werden von den dazu berech⸗ 
tigten Landbeſizern alle Jahre, und die des Senates 
alle vier Jahre neu erwaͤhlet. Die ausuͤbende Gewalt 
iſt in den Händen eines Gouverneurs, welcher jährlich, 
und feines. geheimen Raths, welcher alle drey Jahre, 
von der Aſſembly und dem Senate, gewählt werben. 
Die Aſſembly war gerade nun zu ihren Winter, halb» 
jährigen Sizungen verfammlet, wozu ihnen ein Fleines 
hoͤlzernes Gebäude dienet , welches gelegentlich auch, mit 
Beränderung der Scenen, zu Dällen und oͤffentlichen 
Mahlzeiten gebraucht wird. Dean fagt von der Affembly : 
Sie ſiget; ich finde diefes aber fehr uneigentlich gefagt, 
denn die anweſenden Glieder zeigen fich in jeder andern 
möglichen Stellung mehr, als in der eigentlichen mit 
Anftand und Aufmerkfamfeit ftile figenden. Eine Ver 
fammlung von Männern, welche die ernftliche und wich» 
tige Abfiht, Gefeze zu machen, zum Endzweck bat, 
follte doch ein gewiffeg Decorum beobachten ; aber Un⸗ 
gebundenheit herrſcht auch hier. Während den Beſuchen, 
welche ic) da machte, ſahe ich diefe ehrmürdige Ver⸗ 
ſammlung feine 5 Diinuten ruhig; einige gehen , andere 
fommen, bie meiften unterhalten fih von unbedeutens 
den oder fremden Angelegenheiten, und von der Gleich— 
gültigfeit und Unachtfamkeit der meiften Geſichter zu 

83 urthei⸗ 





heilen, ur es um Geſeze zu machen eine — 
fuͤgige Sache ſeyn. An der offenen Thuͤre des Saals 
ſtehet ein Thuͤrhuͤter, welcher beynahe unablaͤſſig und 
mit lauter Stimme ein Mitglied um das andere heraus⸗ 
rufet. Im Vorzimmer iſt eben ein ſo unaufhoͤrliches 
Getoͤſe; hier unterhaͤlt man ſich mit gleichviel Eifer von 
Pferderennen, von entlaufenen Negern, vom geſtrigen 
Spiel, von Staatsangelegenheiten, oder treibt Handel 
und Wandel. "Man muß auch nicht erwarten, dieſe er, 
Tauchten Verfanimlungen etwa fo gefleidet zu fehen, mie 
es die Etiquette in andern Ländern, unter ähnlichen 
Umftänden erheiſchen wuͤrde. In der nemlichen Klei- 
dung, in der man auf bie Jagd gehet, oder feine To— 
backfelder bereitet, fan man auch im Senat oder in 
der Affembly ſizen. Da find Stiefeln, Tromferg, 
Strümpfe und Indian Leggings; groffe Ueberroͤcke, or 
dentliche Röcke und Furze Safetd, nach eines jeden 
Willkuhr und Gemächlichkeit, gleich ehrwuͤrdig. 


Das Tagegeld der Affemblyglieder ift feit kurzem 
auf 18 virginifche Schillinge, oder 3 fpanifche Dollarg, 
feftgefezet worden; welches file 175 Mitglieder, (ihre 
volle Zahl,) dem Staate eine tägliche Ausgabe von 
525 Dollars mache, und ihre Verfammlungen währ 
ren zuweilen 4 — 6 Wochen, ohne die Zeit der Hins 

und 


HIRR: | 87 











und. Herreiſe· Ehemals war ihre tägliche Bezäbliing 
nur 10 Schilinge. Im Kriege aber, da blos Papier · 
geld im Umlauf war, wollten die Mitglieder ‚lieber 
so Pfund Toback per diem nehmen, als fich mit ihrer 
eigenen Nine bezahlen laſſen. Der Gouverneur bat 
jährlich 1000, und der Sprecher ber Aſſembly 500 
Pfund. — So wenig aber die Mitglieder ſich ſelber zu 
vergeſſen pflegen, ſo unbillig ſcheinen ſie gegen andere 
geſinnt zu ſeyn. Es wurde an einem dieſer Tage eine 
Bill eingebracht ‚ um denenjenigen Officiers, weiche in 
Anliegenheiten der ſaͤmmtlichen virginiſchen Truppen an 
die Aſſembly deputirt waren, zu Beſtreitung ihres Un⸗ 
terhalts, die taͤgliche Summe von 3 Dollars, ab» 
fhläglih nur auf ihre vieljährige guthabenbe Bezah⸗ 
lung, angebeihen zu lafien ; diefem ſehr billigen Geſuche 
wiederſezten ſich alle anweſende Mitglieder, bis General 
Lawſon ſi ch erhob, und die Nothwendigkeit und Gerech⸗ 
tigkeit der Forderung mit Nachdruck eroͤrterte. — Wie 
in jeder andern oͤffentlichen und Privatgeſellſchaft immer 
einige Menſchen zu ſeyn pflegen, welche das groſſe 
Wort führen und für ‚den Übrigen Haufen denken und 
ſprechen, fo iſt es auch im diefen Aſſemblys. Unter 
den biefigen Nednern ſcheint ein gewiſſer Kerr Henry 
ben meiften Einfluß über das Haus zu haben. Er hat 
einen ſchwuͤlſtigen und dreiſten Vortrag, mehr Worte 
4 als 


J Richmond. 


als Gründe, und war noch) vor che langer Zeit ein 
Schulmeifter auf dem Lande. Männer von dieſem 
Schlage, welche entweder eine natuͤrliche Redſeligkeit 
beſigen/ oder ſie vermoͤge ihrer anderweitigen Berufs⸗ 
geſchaͤfte, wie z. B. die Advokaten, erwerben, machen 
immer den thaͤtigern und wirkſamern Theil dieſer Ver⸗ 
ſammlungen aus; die uͤbrigen, groͤßtentheils aus Land⸗ 
leuten, ohne belle und verfeinerte Begriffe, ohne Welt» 
Fenntniß und Erziehung, beftehenden Mitglieder, find 
blos da um ihre Stimmen zu geben, weldye man ihr 
nen denn, wenn fich das Haus in Partheyen theilt, 
durch Ueberlegenheit an zweckmaͤſſigem Vortrag und ans 
dere Wege abzugeivinnen fucht. * 





rc 4 4 


Penn die Gefinnung des Haufes über eine debat- 
tirte Frage zu vernehmen ift, fo fordert det Sprecher 
erft die Ayes, und dann die Noes ab, welche von den 
anweſenden Gliedern zufammen und laut ausgefprochen 
werden, und mit einem fritifchen Ohr beurtheilt der 
Sprecher aus der Stärke des Geraͤuſches, die Mehr 
beit der bejahenden oder verneinenden Stimmen. Wenn 
aber die Stimmen fo getheilt find, daß dag Ohr fie 
nicht deutlich unterfcheiden fan, fo wird eine Theilung 
(divifion) des Haufes verlangt, und die Glieder tre- 
ten auf zwey Haufen und zählen fi. 

Die 


Richmond. 89 








he Die Einfürfte diefes Staates wurden. dermalen 

auf ungefähr 230000 Pfund Current gefchäzet; und ents 
fiehen aus einer Abgabe von 2 Procent des Vermögens, 
von einer Auflage von 1Pfund auf jebes Paar Näber; 
10 Schillinge Neger KRopffteuer , dann von der Auflage 
von 5 Procent auf eingeführte Waaren, (von defien 
‚Ertrag die Hälfte dem Kongreß beftimmt if) u. f. w. 
Davon nimmt die Unterhaltung des: Gouvernements 
gegen zoooo Pfund weg; andere 40000 Pfund gehen 
auf die Bezahlung und die Intereſſen von dem den 
Provinzial Truppen ſchuldigen Gehalt, und bas übrige 
größtentheild auf Kriegsſchulden * und deren Ver⸗ 
zinſung. 


Man barf — und oh, A e Wahrheit zu 
nahe zu treten, behaupten, daß die Negierung dieſes 
Staats (fo tie der meiften übrigen) in einer ſchwachen 
und ſchwankenden Lage fen, und daß ihre gegenmwärs 
tige Verfaſſung fie nicht für Lünftigen Unruhen und. ins 
nerlichen Zerruͤttungen ſchuͤzen koͤnne. Die geſezgebende 
Macht dur ſich noch nicht in dem Anfehen befeftiget, 

55 wel 








CH) BVirginien wurde 1781 mit einem jährlichen Beytrag 
von 1,307,594 Dollars zu den allgemeinen Kriegskoſten bes 
leget. j 


welches fie haben müßte,‘ um durch ihre Verordnungen 
und Anſtalten nuͤzlich zu werden. Man ſpricht fogar in 
Öffentlichen Gefelichaften mit unſchicklichen und unan⸗ 
ftändigen Ausdrücken von ihren Mitgliedern. Die Se 
fhäfte in den Aſſemblyen werden durch eigennuͤzigen 
und oft niedrigen Partheygeiſt betrieben. Jede neue 
Verſammlung entwirft andere, und widerruft die von 

der vorhergehenden gemachten Geſeze. Wenig werden 
ihre Gefeze gelefen s und noch weniger befümmert man 
ſich um ihre Volziehung. Wer fih die Mühe nehmen 
wollte, Anekdoten zu ſammlen, twürde vielfache Beweiſe 
darüber auffinden. Man bat um fo weniger Urfache, 
diefe Mängel einer Regierung zu bezweifeln, wenn felbft 
die angefehenften Männer des Staats gegen Fremde 
ſich darüber zu erklären nicht ſcheuen. Es mar in einer 
Gefelfchaft die Rede von den übertriebenen Forderun⸗ 
gen, welche die Gaſtwirthe auf dem Lande fomohl, als 
felbft unter den Augen der Regierung in der Haupt⸗ 
ſtadt, von Reiſenden zu erpreffen pflegten, ungeachtet 
alle Gattungen von Lebensmitteln in fehr niedrigen Preis 
fen fünden. „Es find zwar Gefeze dagegen vorhan⸗ 
den, erwicderte ein Mann von hohem Range, und 
nfefte billige Preife beftimmt, die Herren aber, deren 
nDbliegenheit es ift, über Erfuͤllung diefer Drdnung 
iu wachen, befümmern ſich darum fo wenig, ald man 
„ſich 








x 


ichmond. 1% MR 


Pr Pr — Geſeze und ——* bekuͤm⸗ 
Fi merk. Als einen Beweis der fehr milden, glimpf⸗ 
lichen und nachſichtigen Regierung führte man an, daß 
die Defertion unter den virginifchen Truppen ſehr haͤu⸗ 
fig geweſen ſey; daß man ohne Unterlaß in dem Lande 
umher Rekruten geworben, und folche zur Armee ges 
ſchickt babe, die aber gemeiniglich gleich nach den erften 
paar Wochen wieder heimkamen. Obgleich nun bie Re⸗ 
gimenter Mangel an Leuten hatten, obgleich die Diſtrikte 
und einzelne Perſonen beſtaͤndig genoͤthiget waren, ihre 
Beyträge zu wiederholen, um die Werbunkoften zum 
Erfaz der Defertion zu beftreiten, und obgleich mare 
cherley Unordnung dadurch entftanden , fo waren doch 
die Obrigkeiten ſo menſchenfreundlich, die in ihren 
Diſtrikten betroffene meineidige Fluͤchtlinge, weder zu 
Reh noch fie zur Armee — 


fi Ye 








Das ganze — von Virginien war von jeher 
beynahe gaͤnzlich in den Haͤnden europaͤiſcher Handels⸗ 
häufer, welche ihre Niederlagen und Kommiſſionnairs 
bier hielten. Don den Pirginiern haben fich wenige 
weiter damit abgegeben, als daß fie hie und da Fleine 
Kramlaͤden hielten, und noch jezt ſind in der ganzen 
Provinz kaum einige Haͤuſer, welche groſſe Geſchaͤfte 
zu unternehmen geneigt oder im Stande waͤren. Es 

hat 


a Richmond. 
bat auch ganz DVirginien feinen Handelsplaz, welcher 
in dem Umfange der Gefchäfte mit Philadelphia, Nette 
vork Boſton, Baltimore oder | Charleston zu verglei⸗ 
den wäre; die natürliche Lage und Beſchaffenheit jener 
Provinzen, vereinigt in ihren Hauptſtaͤdten beynahe 
den gefammten Handel: ihres Innlandes, da er binge- 
gen in Virginien wegen ber vielen fehiffreichen Fluͤſſe, 
welche bag Sand burchfchneiden, ſehr zertheilet iſt; 
and ed werben daher in vielen kleinen virginifchen 
Städten zufammen Faum.fo viele Gefchäfte gemacht, als 
in einer einigen jener Hauptftädte; obgleich der ges 
fammte Werth ber von Birginien ausgeführten Maas 
ten den Betrag der Ausfuhr jeder andern Provinz 
überfieigt. Die Ausfuhr der rohen Produkte Virginieng 
gefchiehet noch big jezt faſt ganz alleine durch europaͤi⸗ 
fche Schiffe und Matrofen, welche zugleich europäifche 
Manufakturen und andere Handelsartifel dafür einbrins 
gen. Denn Virginien ſelbſt, wenn man die Fleinen 
- Rüften » Fahrzeuge, und einige Weſtindien⸗Fahrer, welche 
ebenfalls nicht groß find, abrechnet, befizet feine eis 
gene groſſe Schiffahrt und wenige Seeleute. Der Tor 
backhandel allein befchäftigte ehedeffen einige hundert 
englifche Schiffe, und einige taufend englifche Matro⸗ 
fen, und war daher fchon von bdiefer Seite ein Gegen» 
fand von der äufferfien Wichtigkeit für Großbritannien, 
- beffen 


— 


Richmond. 2 


ET * 


deſſen Borteile es nun mit andern Nationen 
muß. Es werden zwar in Virginien viele Kauffahrteh⸗ 
ſchiffe gebaut, aber meiſtens auf den Kauf, und fie find | 
wegen ihrer vorzüglichen und eigenen Bauart, als gute 
und fehnellfegelnde Schiffe beliebt und befannt. Von 
den euzopäifchen Kaufleuten, welche vor dem Ausbruche 
der Unruhen bier etablirt waren, als brittiſche Unters 
thanen aber waͤhrendes Krieges ſich entfernen mußten, 
famen biefen Frühling und Sommer verfchiedene mit 
Sadungen in Virginien an, in der Hoffnung, ihre Ges 
fehäfte wieder unter ihren vorigen Freimden und Yes 
kannten, wie ehemals, zu treiben. Die Regierung von 
Virginien, noch vol bittern Grolles, verfagte ihnen 
die Freyheit zu landen, und nöthigte fie, fich mir ih« 
ren Waaren weiter zu begeben, und andere Märkte zu 
füchen, welche fie auch bald und in der Nähe fanden. 
Virginien hingegen litte Mangel an europäifchen Waa⸗ 
ven, und mußte eben diefelben mit Verluſt von Phila⸗ 
delphia und Baltimore beziehen, welche man hier zuerſt 
ausgeboten hatte. Auch die Schiffe anderer europaͤi⸗ 
fhen Nationen, gegen welche man feine Einwendung 
hatte, wenn fie in der Bay anfamen , mollten fich 
nicht erft die Mühe nehmen, unter den wenigen Bie 
imd da zerftreuten Kaufleuten, Abnehmer ihrer Ladun⸗ 
gen aufzuſuchen, ſondern giengen lieber gerades Weges 








nach einem der obigen pie wo a einen ge⸗ 
ſchwindern Abſaz rechnen konnten. Die Virginier wa— 
ren uͤberdies auch gemeinet auf langen Kredit zu han⸗ 
deln, wie ſie und alle ihre Nachbarn es von jeher 
mit den brittiſchen Kaufleuten zu thun gewohnt waren; 
aber weder. Franzofen, noch Holländer, bezeigten ſich, 
wo es auf Borgen ankam, fo: gefälig als jene; und 
hatten. vielmals Urfache, es zu bereuen, wenn fie es 
waren. Virginien uͤbernimmt und verbraucht ehemals 
und noch, ‚mehr auslaͤndiſche Artikel, als es durch ſeine 
eigenen Produlte bezahlen kan, und war daher von je⸗ 
her an. die brittifchen Kaufleute, verfchuldet , deren Nache 
ſicht und Zutrauen beynahe keine Graͤnzen hatte. Da 
man gegenwaͤrtig nun den nemlichen unbeſchraͤnkten Kre⸗ 
dit nicht bey den Kaufleuten der uͤbrigen Nationen fin⸗ 
det, ſo fuͤhlet man dermalen ſchon, was man vorhin 
nie ſo merklich fuͤhlte, den Mangel an baarem Gelde, 
um die Balanz des europaͤiſchen Handels, welcher. ges 
gen Virginien iſt, auszugleichen. Dan behilft fich zwar 
gegenwaͤrtig noch mit dem, was durch den Krieg im 
Lande iſt verbreitet worden; wird aber dieſe Quelle 
nach und nach erſchoͤpft ſeyn, ſo wird jene Verlegen⸗ 
heit mehr und mehr zunehmen, wenn ſich nicht neue 
Kanaͤle eroͤffnen, Gold und Silber aus den ſuͤdlichen 
Gegenden von Amerika zu erwerben, oder der Betrag 

hair der 





der. Sanbesprodufte vermehrt mid, deſſen der Soden 
— fäbig iſt. 


“ 


23 Pan. ſhiet aber den Mangel an baatem Gelbe 

nicht ‚allein in. den Gefchäften der Handlung, fondern 
auch in der Sammlung der ‚öffentlichen Einkünfte, und 
ed war daher die. Regierung genöthiget, durch eine Akte 
zu erklaͤren, daß Toback, Hanf, Mehl, Getraide und 
Thierhaͤute, von den Landleuten zu Bezahlung ihrer 
Abgaben ſollen angenommen werden. au dieſem Be⸗ 
huf find beſondere Magazine, und Auffeher angefielkt 
worden, wodurch dem Staate neue Unfoften zuwuchſen. 
‚Und die Regierung, indem ſie die Verrichtungen eines 
Kaufmanns uͤbernehmen muß, muß auch dem Unterthan, 
welcher nicht im Stande iſt, ſeine Abgaben baar zu er⸗ 
legen, entweder mehr abnehmen, zur Beſtreitung der 
Unkoſten, welche durch Niederlagen, Aufſeher, und an⸗ 
dere ie —— „ober ſelber Fran leiden. 


‚Richmond — — nur ein he AR Statt, woͤ⸗ 
chentlich zwenmal: und ſo viel ich weiß, ift dieſes auch 
nur noch das einzige, welches in ganz Virginien er⸗ 
ſcheinet. Dem ohngeachtet ſtehet es in jedem Betracht 
dem geringfien der. Philsdelphifhen Blätter nach und 
enthält im. Vergleich zu jenen nur ſelten einige Auf⸗ 

ſaͤze 


96 | min, 


ſaͤze von Wichtigkeit; fo wie — Dip Posi 
arm ift an litterarifchen Produkten. Man konnte mie 
6108 einen Heren Jefferfon, welcher hegenwaͤrtig ein 
Mitglied des Kongreſſes iſt, als den Verfaſſer einiger 
vorzüglichen politifchen Brochuͤren nennen, mit deren 
Inhalt doch niemand bekannt zu ſeyn ſchien. Die Kon⸗ 
ſtitution von Virginien erwaͤhnt zwar auch der Preß⸗ 
freyheit, als eines ſeiner Grundgeſeze; demohngeachtet 











aber wurde zu Anfang der Revolution, durch ein eige ⸗ 


nes Gefez, ‚, irgend etwas gegen bie Independenz zu 
reden und zu fchreiben, gänzlich verboten. Wenn aber 
auch in Virginien wenig gefchrieben wird, fo wird defto 
mehr gefprochen, denn die Virginier find fehr rebfelig. 
Sie rühmen fi), daß vor allen amerifanifchen Kolonien 
die englifche Sprache am reinften und. vollfommenften 
bey ihnen ſich erhalten habe, welches man ihnen auch 
nicht ganz abfprechen fan (*). * Aber doch haben fich 
hier und da einige Negroismen eingefhlichen, und den 
Miſchmaſch der englifhen Sprache hat man bier fogar 

N noch 





— — 





CH) Ueberhaupt aber find die Muundarten der engliſchen 
Sprache in den verfihiedenen amerikanifchen Kolonien nicht 
fo abfiechend und auszeichnend gegen einander, als ſie es 
in den verſchiedenen Diſtrikten und Grafſchaften von Eng— 
land ſelbſt ſind. 


Richmond, 97 


noch: durch aſtuanine Worte bereichert; von welchen 
liche als berdienſluche wirlliche Bereicherung bet 
sprache angefehen werben, wie 3. Eder Neger⸗ 

edrne töad, etwas auf der Schulter RS wofür 

man fein anderes englifches Wort Ani 














Es in nur eine, und nur kleine Siehe, in ges - 
mond, aber immer geräumig genug. für alle ame 


bächtige Seelen des Drts und ber. Gegend. Wenn die 
Virginier es auch nicht felber frey und⸗ oͤffentlich be⸗ 


kennten, daß dermalen der Eifer für Religion , oder 


die Religion überhaupt ſehr ſchwach ‚begründet fen, fo 
fönnte man es leicht auch aus andern Umftänden als 
wahrſcheinlich annehmen. Fuͤr den Umfang des Staa⸗ 
tes erblickt man nicht nur eine geringere Anzahl von 
gottesdienſtlichen Gebaͤuden, als andere Provinzen auf⸗ 
zuweiſen haben, ſondern auch dieſe meiſtens in einem 
verfallenen und zerſtoͤrten Zuflande; und die Geiſtlich⸗ 
feit größtentheils verftorben, verfprenget und‘ ihre) 
Stellen unbeſezt. Virginien geftatfete zwar auch von 
jeher vollkommene Gewiſſensfreyheit, es waren aber 
doch ehemals in dieſem Staate die wenigſten Diſſentlen⸗ 
ten, und die engliſche Kirche konnte beynahe als die 
herrſchende angeſehen werden: num aber nicht mehr, 
indem eines Theils andere Glaubenspartheyen ſich ſehr 

Schoͤpfs R. II. Th. G aus⸗ 


8 


98 — Mc 
ausgebreitet: — Zahl. gugenonmen; md andern 
Theils die engliſche Kirche viele der vorhin gehabten 


Beguͤnſtigungen entbehren muß Die waͤrmern Ans 
bänger der engliſchen Kirche, haben unterbeffen ‚doch 











auch in Birginienz unter. dem. Antrieb einiger. ebrfüche 


€ 


i tigen Geiſtlichen, den feuchtlofen Verſuch gemacht ‚ bies 


fer Kirche wigder- rechtliche Vorzüge zu erwerben; die 
Geſinnungen des Publikums waren aber ſtark dagegen, und 
begründeten den Saz: daf in einem Frevſtaate die Re⸗ 
gierung, keine Kirche noch ihre Diener vor den uͤbrigen 


zu beguͤnſtigen, auch nicht wegen der etwa groͤſſern 


Anzahl der ſich dazu bekennenden Glieder, berechti⸗ 

get ſe. 

— ı gun 3 

So wenig man in ber — atn Fin 
BE will, und fo fehr man überhaupt: die 
Gleichheit aller» Stände im bürgerlichen Leben: beguͤn⸗ 
ſtiget und vertheidiget, eben ſo wenig ſind im Gegen⸗ 
theil die hieſigen Damen geneigt, etwas von den Vor⸗ 
zuͤgen des Rangs fahren zu laſſen, zu welchen ſie ſich 
durch dien Ehrenſtellen ihrer Männer berechtiget glau⸗ 
ben. Die Nachricht: von dem fürzlich in Amerifa ange⸗ 
fommenen ‚Definitiv» Traftatey' veranlaßte in Richmond 
Erleuchtungen/ Feuerwerke ; Schmaufereyen,, und zulezt 
einen Ball bey welchem die Ehre deg eriten Tanzes 
N g: der 


Dunn. 9 i 


| saren To Tochter eines fehr ehrbaren: en Schuler 
ure en zufiel Daß man dieſe Ehre aber auf 
18 $ 08 änfommen ließ / war die Urſache eines groſſen 
Mißfal für die Damen von des Gouverneurs Fa⸗ 
alien und Verwandtfhaft, und der, Gegenſtand aller 
Geſpraͤche des naͤchſtfolgenden Tages, in welchen man 


— 
— — 















aber einſtimmig die Rechtskraͤftigkeit des Looſes gegen 


alle Ranganſoruͤche vertheidigte, und auch dem Schönen, 
Geſchlechte feine andern Ausnahmen - von ‚ders allgemein. 
genehmigten Gleichheit der. Stände zuerfanfitey als die 
es ſich durch perſoͤnliche — —— er⸗ 
x werben würde. — —— rt Aue eo 
BR LLERBETEE TE ds 4 — star An ae 
Mach den Geunbfägeni einer REED 
—— ‚man ſich auch in unferm Gaſthofe, welcher eis 
nem morgeunlaͤndiſchen Caravanferal nach ſeiner Einrich⸗ 


tung ziemlich gleich kam. Herr Formicola, ein Neapo⸗ 


litaner ‚von Geburt, trieb hier Wirthſchaft. "Das ganze 
Haus enthielt nur zwey groſſe Zimmer an der ‚Erde, 
und zwey eben fo groſſe/ ‚mit vielen dicht zuſammenge⸗ 
rückten Betten befejte Kammern, unterm Dache; welche 
Zimmer and Kammern den ganzen Tag für jebermann 
para Hier fo wenig; ’ als in den meiſten uͤbri⸗ 

oͤffentlichen Haͤuſern von Amerika, läßt man 


oe einfallen, daß man Zimmer zu einem andern ' 


62 1077 
16 


> 


100 Richmond. Nr, 











Gebrauch als blog zum Schlafen, Eifen und Trinken, 
nöthig haben koͤnne. Man ift daher gezwungen , den 
ganzen Tag lang unter allerley Geſellſchaft zu: ſeyn/ 
und auch des Nachts in groſſer Geſellſchaft zu ſchlafen, 
und Reiſende muͤſſen beynahe durchaus in Amerika auf 
das Vergnügen, fich zu ihrer Bequemlichkeit oder ihrer 
| Geſchaͤfte halber, von laͤrmender, ſtoͤrender, oder neu⸗ 
Bieriger Geſellſchaft abſondern zu koͤnnen , Verzicht thun, 
es ſey denn, daß man bey einem laͤngern Aufenthalt 
an einem Orte, ſich eine eigene Privatwohnung mierhe 
Die gegenwaͤrtig verſammlete Aſſembly veranlaßte einen 
ſtarken Zuſammenfluß von Fremden und Gaͤſten in Rice ⸗ 
mond, und unſere Herberge war jeden Abend ſehr vol 
Da waren Generale, Dberfien, Hauptleute Senato⸗ Pr i 
ren / Affemblyglieder, Richter, Doktors, Clerks, und 
Schaaren von Gentlemen, von allerley Gewicht und 
Kaliber, welche in bunter Reihe um das Feuer ſaſſen 
und tranken, ſchmauchten, ſangen und Zoten ſchwaͤzten 
Daruͤber hat man nun eben nicht auſſerordentliche Urs 
ſache zu klagen, weil dieſelbe Geſellſchaft zu andern 
Zeiten auch ſehr angenehm, unterhaltend und unterrich⸗ 
tend ſeyn kan; aber die undelikate Gewohnheit, ſo viele 
Betten in einem Zimmer beyſammen zu haben, iſt um 
ſo befremdender, da man ſonſt in Amerika auf Anſtand 
und 


Richmond. ... 208 








| und — viel Hält, diefe aber unter folcher Eis 


richtung ters — werden. Di 


—— 
Die Sufammenfunft fo vieler Bentlemen ans ber 
ganzen Probinz, brachte eine groffe Menge ſehr ſchö ⸗ 


ner Pferde hieher. Man Fonnte beynahe-glauben, ſich 
in einem arabifchen Dorfe zu befinden; ben ganzen lan⸗ 


gen Tag fiehet man an allen Ecken und Enden gefat- 


telte Pferde ſtehen, und in den wenigen kothigen Straß 


fen der Stade wimmelt es immer von Reutern, denn 
man fezet ſich zu Pferd, um eine Prife Toback über 
der Gaffe zu holen; Karoffen Hingegen, welche in den 


groͤſſern Städten ſchon alle Straſſen erfchüttern, ſahe 
man bier nicht. — Pferde find ein Lieblings⸗Gegenſtand 
der Virginier; fie richten aber ihre ganze Aufmerkſam⸗ 


RK: 


feit vorzüglich ‚nur auf Wettrenner und Jagdpferde, 


von welchen fie auch unftreitig in Amerifa die fchönften 


Roſſe haben, und ſolche ehemals durch Einfuhr engli⸗ 


fiber Hengfte und Mutterpferde forgfältig verbefferten 


und unterhielten. Die Stammregifter der Pferde wer 
den daher auch mit aller Genauigkeit fortgefuͤhrt. Vir⸗ 
ginien lieferte die beſten und ſchoͤnſten Pferde für die 
amerifanifche Kavallerie, und die virginiſche leichte 
Reuterey übertraf alle andere an G ewandheit und Ge⸗ 
ſchicke. Über tuͤchtige Zug >» und Ürbeitspferde hat diefe 

83 VPro⸗ 





RNichmon d 
Provinz nicht, fo mie ihre Landfuhrwerke, in dem vor⸗ 
bern Theile wenigſtens , überhaupt aͤuſſerſt elend find. 

Man erblickt uͤberall kleine magere Thiere an Waͤgen 
geſpannt, welche durchaus von Hol; find, und an wel⸗ 
hen man ‚vergeblich. nach dem mindeſten Stuͤck⸗ 
chen Eifen ſuchen würde, Ein von Stroh geflochtenes 
x Kummer, und ein paar rohe lederne Riemen, ober von 
Baumeinde gewundene Stränge, machen dag ganze Ges 
ſchirre. Die vielen Fluͤſſe und Creecks erfegen frenlich 
ben Abgang der Landfuhrmwerfe an einigen Orten; uͤbri⸗ 
gens aber liegt es blos an der aͤuſerſten Sorgloſigkeit, 
mit welcher die Virginier und alle Amerikaner ihre 
Dferde ſowohl, als ihre übrigen Nuzthiere behandeln, 
daß fie nicht in durchgehende. befferm Zuſtande find. 
Sjene Pferde auggenommen, auf welche man ald Wett, 
renner einen hoͤhern Werth fezet, laͤſſet man die uͤbri⸗ 
gen in den Feldern und auf der Weide umherſtreifen, 
ohne ihnen im haͤrteſten Winter (auch in den noͤrdli⸗ 
chern Provinzen, Penſhlvanien, Reuyork, Rhodeyland) 
einigen Schuz gegen die Ungemaͤchlichkeiten der Witte⸗ 
rung zu verſchaffen, und viele dieſer armen Thiere ſind 
ſogar genoͤthiget unter Eis und Schnee ihre wenige 
Nahrung zu ſuchen Es ſcheint aber auch, daß die 
meiſten amerikaniſchen Pferde die Delikateſſe des Gau 
mens nicht beſizen, mit welcher die europaͤiſchen ſchlech⸗ 
tes 


102 








tes — Suter — * — freſen ſie 
alles ohne unterſchied das elendeſte Heu und fogar 
Ähten eigenen Auswurf. Man hat bey der Armee viel⸗ 
mals Pferde geſehen, welche geſalzenes Fleiſch fraſſen, 
und in Canada werden Pferde ſowohl/ als Hornoieh 
den Winter durch mit ante Eleinen ** ge⸗ 
— —— aa; er ⸗ 


x .. F 
JF 


An der Suͤdſeite des James⸗ Rivers, Richmond 
gerade gegen uͤber, lieget ein eigenes kleines Staͤdt⸗ 
chen Mancheſter genannt. Der Fluß zwiſchen dieſen 
beyden Orten iſt nicht breit, und im Ueberfahren be⸗ 
merkt man kaum, woher der Strom kommt, weil die 
vielen Felſen und kleinen Eylande, in und um den Fall, 
in der Ferne ein zuſammenhaͤngendes Ganzes zu bil⸗ 
den ſcheinen. Ein Umſtand, den jemand zur Errichtung 
einer Bruͤcke uͤber den Fall zu benuzen gedenkt; denn 
dieſe Felſen haben ihren Eigenthuͤmer, welcher den 
untern Theil des Falls, zugleich mit einem ſchmalen 
Striche des beyderſeitigen Ufers, fuͤr einige hundert 
Pfunde erkaufte, und num an dem Projekte einer groſſen 
und ſchoͤnen Bruͤcke arbeitet, welches die erſte und ein⸗ 
zige ihrer Art in Amerika ſeyn wuͤrde, wenn er erſt 
die Erlaubniß dazu, und das Recht, einen Bruͤckenzoll 
zu erheben, von der uf embly erhalten Fan. In Mans 

64 cheſter 


Wander Dre 203 


; 


A 


| RER na 
24 nalen im Birgit. 


dich beluchte ich — Jakob ER —* 
Deutſchen, ‚welcher ehemals in Jerſey mit Berg⸗ und 
Huͤttenwerken ſich beſchaͤftigte, ben dem Ausbruche des 
Krieges aber in Virginien eine —— und war 
die erſie in Amerika, errichtete. Den Salpeter dazu 
gewann man im Gebuͤrge, der Schwefel aber wurde 
von Europa geholet; ; denn ob man gleich Schwefeltiefe 
in groſſer Menge und vielen Orten in Amerika findet, 
ſo fand man doch, daß es langſamer hergehen und koſt 
barer ſeyn wuͤrde, den Schwefel erſt aus zuſchmelzen. 
Die Pulvermuͤhle konnte aber doch nicht vielen Vorrath 
liefern, und wurde in der Folge von brittiſchen Truppen 
zerſtoͤret. Here Ruͤbſaamen verſicherte, daß ſich bier 
und da in Amerika Spuren von Antimonium finden, 
und Zink ebenfalls nicht ſelten waͤre, ſondern vielmals 








in und neben Bleygruben, beſonders in Chiſſels. Grube 


in Virginien, vorkomme. Reiches Bleyerz findet ſich 
in Menge und zu Tage am New-⸗River und Green⸗ 


Briar; Kupfer um den Noanofe; Eifenerze überall häus . 


fig, unter andern ein ſehr gutes, 20 Meilen von bier 
in ber Graffchaft Buckingham. Ein Steinfoplenflöz hat 
man 12 Meilen von hier, an der Suͤdſeite des James⸗ 
Mivers, und oberhalb des Falls, entdechet, und zwar 
bey Gelegenbeit eines vom Wind inngeworfenen Baums. 
Die Gegend) liegt niedrig, und es iſt maßrfcheinlich, 

daß 


2 
— 


Kr 1 


es, in ee m ; 
— — 
daß 25 Bet as der, bintep-bem Fall angeſchlemm⸗ 

* chserde ſich gebildet habe. Vier Fuß unter 
der Oberfläche fommt man auf weiffen Thonfchiefer, 
dem ein ſchwaͤrzerer, und endlich die Kohlen, folgen. 
Man gräbt Gruben gerade hinab, und hat auf 26— 30 
Fuß das Bette noch nicht durchgeſchlagen; da fich diefe 
Gruben. bald mit Waffer fülen, fo öffnet man immer 
wieder neuer ungeachtet man ſich diefe Mühe erleichtern 
koͤnnte. Die Kohlen ſind aber nicht die beſten; ganz 
Richmond flinft davon. Man verkauft. fie am Sluffe 
zu 1 o. virgin. Current den Bufbel. 








ae den virginifchen Gebürgen find verfchiedene 
warme und kalte mineralifche Duellen, welche dem Ge 
ſchmacke zufolge Hauptfächlich fehwefelichte und vitrioliſche 
Beſtandtheile zu erfennen geben. Andere Salze ſchei⸗ 
ven fie eben fo wenig zu enthalten, als fire Luft, denn 
man bemerkt fein Aufwerfen von Blafen oder Perlen. 
Die befannteften find die (Augufta bot Springs) ware 
men Düellen von Augufia, in der Graffchaft biefes 
Namens. Es find deren verfchiedene, und unter bem 
Damen der füffen, fauren, warmen und beiffen Quel⸗ 
len befaant. Die ‚füffen und heiffen Quellen (fweer & 
hot Springs)" follen die eine go, und die andere gegen 
110 — 115 Fahrenheitiſche Grad Wärme enthalten. 
65 Sie 


\ 


106 nes m Beim. 





Sie find — — eo doch Bald — 
lich zu trinken. Schwefelkieſe oder Markaſite findet 
man dort uͤberall in der Nähe, von welchen man ge 
neigt fr ihre Wärme herzuleiten. In jener Gegend 
finden ſich auch ſchoͤne Bergkryſtallen und Amethyſten. 
Die Schwefel ⸗Quellen (Sulphur-Springs) am Green⸗ 
Briar werden gegen die Kraͤze und andere Hautaus⸗ 
fchläge geruͤhmt und getrunfen. Man erwähnt nod) eis 
nes andern Waſſers im Gebürge, welches fich von eis 
ner Flamme entzünden und beynahe gänzlich verzehren 
fol (x). Ueberhaupt fcheint die ganze Öraffchaft Aus 
guſta, welche einen Theil des Nord⸗Mountains 
oder Alleghany⸗Gebuͤrges umfaſſet, viele natuͤrliche 
Seltenheiten zu verſprechen; die Gebuͤrge ſollen um jene 
Gegenden am Jackſons⸗ Fluvannah⸗ und Green⸗Briar⸗ 
NRiver, ein rauheres, toilderes und fuͤrchterlicheres An⸗ 
ſehen haben, und vielleicht hoͤher ſeyn, als kein Theil 
der nemlichen Kette weiter noͤrdlich; um deſto unange⸗ 

nehmer 








— — 





EI Vielleicht das nemliche, von welchem in einigen neuern 
englifchen Blättern die Nachricht fund, Daß es von einem 
Piſtoleuſchuß fich entzuͤnden, ganz verzehren, und eine fals 
zichte Aſche zuruͤcklaſſen foll; die virginifche Grafſchaft Sins 
eafle wird genennt, aber Fein genauer Beobachter ange 
führt. 





Dt — saß die äte und raube — 
‚ch hindern mußte, ſie zu beſuchen; vielleicht haͤtte ich 
mehr Entfhädigung für meine Mühe dort gefunden, 
als auf dein Wege nach dem Ohio. Bon der Graf 
Schaft Augufta iſt Stanton ber Hauptort, welcher ‚gar 
nicht unbetraͤchtlich iſt, und vielen Handel nad) den 
" bintern Gebürgsgegenden treibt. Er lieget in. dem 
merkwuͤrdigen langen und fruchtbaren Kalchthale, wel—⸗ 
ches zwiſchen dem North ⸗ und South» Mountain ſich 
durch den groͤßten Theil von Nordamerika erſtrecket, 
und noch viele andere ſchon erwaͤhnte Staͤdte enthaͤlt, 
als Libanon, Carlisle, und Shippensburgh in Penſol⸗ 
vanien, Wincheſter in Virginien, Hagarstown in Mas 
roland wf to. Stanton hat fein. ſchiff bares Waſſer in 
der Nähe, unweit dadon aber entſpringt der Shannan⸗ 
4 dore, welcher von bier aus einen fehr langen Weg 
noͤrdlich macht, und ſich endlich in den Potowmack 
ergieſſet. Es giebt keinen andern Fluß dieſer Gegen⸗ 
den, welcher fo ſehr ſich von der allgemeinern Richtung 
der übrigen entfernte; und dieſer Umſtand mag viels 
leit als ein Neben + Beweis für die angegebene höhere 
Lage jener "Gegenden ſeyn. Suͤdwaͤrts von Stanton, 
an einem Arm des Staunton» Nivers oder Noanofeg, 
findet man die merfwärtige Selfenbrücke (Rock- 









bridge 


“ 





bridge (*), wo ſich nemlich diefer Fluß einen unterirdie 
fhen Weg durch ein Kalchgebirge gegraben hat. Noch 
if zu erwähnen, dag man in dem Kalchbergen jener 
Gegenden, Cornua ammonis will gefunden haben, welche 
in den noͤrdlichen Strichen des Gebuͤrges, in Penſyl⸗ 
vanien und Maryland nemlich, zur Zeit noch nicht an⸗ 
getroffen worden, ob fie gleich in Canada wieder häu- 
fig vorfommen; und daß eine Menge Hslen dort ges 
funden werden, unter welchen eine in der Graffchaft 
Friederich, zwey Meilen von Fort Friederick, auf den 
Heizungen Herren George Mine, für die geöffefte ri 
ganzen Kontinente ausgegeben * 


Richmond hatten ſich * paar frangsfifche 

Abgeordnete aus den vormaligen franzsfifchen Nieder 
loffungen am Illinois eingefunden, um Forderungen 

bey der Aſſembly für Lieferungen zu betreiben, welche 

fie im Kriege an amerifanifhe Truppen und Beſazun⸗ 
gen ber Forts am Wabash und am Miſſiſſippi abgege⸗ 
ben hatten. Nach der Kleidung und dem Betragen bies 

fer Herten fowohl, als nad) andern Nachrichten, herr» 

fchet in jenen entfernten, ung wenig befannten Gegen» 

den, 





&) ©. Beyträge zur mineraloeifchen Kenntniß des oͤſtli⸗ 
chen Theils von Stordamerifa, ©. 102. 





Wo a in bubeirigsente.. Nach⸗ 

dem jener Thei von Lonifiana ‘an Großbritfannien dr 
getretten wurde / haben: ſich viele der franzoͤſiſchen Ko⸗ 

loniſten auf die Weſtſeite des Miſſiſſippi begeben, und 
ſind Unterthanen von Spanien geworden; viele ſind 
aber auch dieſſeits noch um den Illinois geblieben, 100 
fie verſchiedene nicht unanſehnliche Orte und. Städt: 
bewohnen. Sie liefern ihre Produkte nach und erhal. 
tem. ihre, Nothmwenbigkeiten von Neu» Orleans, und 
haben feithero, mie es ſcheint, "ganz für, ſich gelebt, 
ohne ſich um eine auswaͤrtige Herrſchaft zu bekuͤmmern. 
Es find viele Deutſche unter ihnen, und noch immer 
finden ſich neue Koloniſten bey ihnen ein, die ſich vom 
Ohijio aus dorthin begeben ‚ wenn es ihnen hier nicht 

laͤnger gefaͤllt. Die Landſchaften um den Illinois und 
Miſſiſſippi ſind weit waͤrmer, und haben kuͤrzere und 
gelindere Winter, als Andere, die mit ihnen unter ei⸗ 
ner Parallele an der Oſtkuͤſte von Nordamerika liegen. 
Der Boden iſt fett und fruchtbar, und ‚ein neuer Ko⸗ 
loniſt/ der im Fruͤhlinge dort ankommt, kan ſich durch 





34 gemächliches Auffragen und Beſaͤen des ebenen Bodens 


zwiſchen den Bäumen, eine hinlänglihe Erndte von 
Rüben, Mays und Pumpfing verfprachen, um das 
erite Jahr davon beftehen zu koͤnnen. Weizen gebeihet 
auf dem ſehr frechen Boden durchaus nicht in den erfien 

Jah · 





Jahren, "onen hie — ———— 
eine Are Kuͤrbiſſe, dienen zugleich als Futter fuͤr die 
Kühe, deren Milch fie vermehren und laſſen ſich bis 
um nen hai aufbetwahren. >. — unr ſunvl 
dia u a ers Mn. 
RN n Einign "Tage war uns die fehr unfreundlicher Wit« 
terung in der Fortſezung unſerer Reife hinderlich. Mit 
dem erſten Sonnenblich machten wir uns auf. den Weg 
nach Williamsburg. Die Huͤgel, an deren Fuß Rich ⸗ 
mond lieget cheinen aus Sand und. Fetten: zu⸗ be⸗ 
ſtehen. In den Hohlwegen, oder wo die Straſſen von 
Bächen durchſchnitten ſind, zeigten ſich allgemein) fol⸗ 
gende Lagen: Sand, Sand und Letten Kieſel und an⸗ 
dere im Waſſer abgerundete Steine), von verſchiedener 
Groͤſſe und manchmal in dicken Lagen, unter ihnen 
wieder Sand und Letten. Auf der Oberflaͤche ſahe 
man ſchon ſelten mehr einen Stein’, und nach etwa den 
erften 10 Meilen verloren: ſich auch bie erwähnten unter 
der Oberfläche begrabenen Steine ; und man erblickt 
gar Feine mehr, es fey denn an den Ufern der Baͤche, 
wo fie hie und da durch die Gewalt des Stroms herbey⸗ 
gefchleppet worden. Von bier an nun wird das Lande 
nach Oſten oder nach der See bin, immer flächer ind 
abhängiger , und blos von Sande bedeckt, welches da⸗ 
her zu der Sage Gelegenheit gegeben, dag in Virginien 
gar 








gar feine St 





begrabene. und. abgerundete, Steine aber find ein Be⸗ 


Steit * —— aber ı nur, ‚von dem 
’ Zheil wahr iſt. Jene in verſchiedener Tiefe 


weeis, daß es nicht fo-gang kurz her ſeyn kan / ſeit die⸗ 


ſer Welttheil ſich aus dem Waſſer empor he: bat. 
. s fi 

.. A den Zames-iver,-t 6 Meilen unterhalb, Hiche 
— lag ehemals bey dem kleinen Flecken Wars 
wick ein nicht unbetraͤchtliches Eiſenwerk, welches aber 


im Kriege zerſtoͤret worden. Weiter hinab am Fluſſe⸗ 


liegen Osborn's und Bermuda Hundred, ein paar an⸗ 
nehmliche/ aber kleine Orte. — Ein betraͤchtlicherer 
Handelsplaz iſt die Stadt Petersbourgh, an der 
Suͤdſeite des Jamesfluſſes und am Fall des Appamatox, 

welcher einige Meilen unterhalb derſelben, ſich in den 

erſtern ergieſſet. Petersbourgh fuͤhrt eine groſſe Menge 
Toback und andere Produkte aus, welche nicht nur die 
umliegenden virginiſchen Plantagen liefern, ſondern auch 
von Nordkarolina herbeygebracht werden. Diefe Stadt 


hat eine ſehr ungeſunde Lage; ihre Einwohner errei⸗ 


chen ſelten ein hohes Alter, und haben immer mit 


Wechſelfiebern und deren beſchwerlichen Folgen zu 
kaͤmpfen; demohngeachtet iſt fie groͤſſer als Richmond, 


und man ſchaͤget gegen 300 Haͤuſer daſelbſt. Die Vor⸗ 
theile des Handels und der Schiffahrt locken immer 
wie⸗ 


- 





| wieder neue Einwohner Eu wenn fie, — — 
heit, gegen Gewinnſt, vertauſchen zu müffen, voraus 
ſehen können. In der Nachbarſchaft von Petersbourgh, 
und folglich auch an der Süpfeite des James · Ribers, 
ſind noch ein paar andere kleine Staͤdte, nemlich Bland⸗ 
ford und Pokahunta. Ueberhaupt aber liegen laͤngſt 
dem noͤrdlichen und ſaͤdlichen Ufer des prachtvollen 
James, eine groſſe Anzahl dee ſchoͤnſten und fruchte i 
bariten Landfize, deren Anblit ung nicht: zu Theil 
wurde; denn bie gemeine Landflraffe von. Richmond 
nach Williamsburg, über Bottombridge, New Kent 
Eourthoufe, Bird’8 ꝛc. gieng größtentheils durch lange 
unfreumdliche Waldungen, in den fich nur bie und da 
ein angebautes Stück Land ımd eine armfelige Hütte 
geigte: Wer alfo DBirginien in feiner größten Pracht . 
fehen will, der muß die Shüffe befahren. 


Die Witterung war günfliig und angenehm. More 
gen und Abende waren zwar kühle, oder auch: kalt, fo 
bald aber die Sonne hoch Fam, fo hatte man Som 
mer, ungeachtet e8 die lezte Hälfte Decemberg war. 
Eigentlich ift aber die Witterung in Virginien eben fo 
veränderlich, als am der ganzen übrigen. Kuͤſte von 
Amerika. In den Sommer» Dionaten Junius, Julius 
und Auguftus, pflegt das Zahrenheitifche Thermometer 

| mehren. 


\ 2 
mehrentheils zwiſchen 89 — 90 - 95 Graden zu fliehen, 
und dieſe beſchwerliche Hize iſt mit Sfteen, faſt täglie 
chen und ploͤzlichen Abaͤnderungen, und ſchrecklichen Ge⸗ 
wittern begleitet. Die gewoͤhnliche ſtrengere Winter⸗ 

kaͤlte faͤllt vom Januar bis in die Mitte des Maͤrzes, ohne 
doch lange mit gleicher Staͤrke anzuhalten: denn da 
die Temperatur der Luft ſo viel von den herrſchenden 
Winden abhaͤnget, ſo hat man ſehr angenehme und 
warme Tage, mitten im Winter. — Die haͤufigen 
und fuͤrchterlichen Gewitter der waͤrmern Jahrszeit 
ſehen die Virginier, nicht ohne Grund, als eine mit⸗ 
wirkende Urſache der groſſen Fruchtbarkeit an, deren 
fie ſich in den meiſten Gegenden ihrer Provinz zu ers 
freuen haben. Den Gewittern folgen deö —— ſtarke 
Regenguͤſſe; wenn aber auch lange kein Regen faͤllt, 
fo erſezet doch, mie es ſcheint, bie niedrige Lage der 
vordern Gegenden, die vielen Flüffe und Suͤmpfe, 
welche das Land überall durchfreuzen, den Abgang der 
Luftwafler. Wegen der häufigen Gewitter, welche zwar 
bier und in Karolina vorzüglich toben, aber doch auch) 
die Küfte von ganz Nordamerifa wenig verfchonen, und 
überall groſſe Zerfidrungen anrichten, hat man beynahe 
nirgends weder Koften noh Mühe gefpart, die Ge⸗ 
baͤude durch Wetterableiter, dieſe wohlthaͤtige Erfindung 
des groſſen Fraͤnklins, zu ſichern. Man vermiſſet ſie 

Schoͤpfs R.II. Th. H bey⸗ 


Petersbourgh. FE 








— — 





en 
Er 4 — Perersboungh 


— ee in den allen Städten, und nit 
gends an den gröffern Häufern auf dem Sande . 


Da der Toback die vorzuͤglichſte Stapelmaare dies 
fer Provinz iſt, fo ift fie auch ein wichtiger Gegentand 
der Aufmerkfamfeit der Negierung ; und diefe hat hier 
eben fo, wie ich fhon von Maryland erwähner, vor 
trefliche Anordnungen gemacht, dieſen Handelszweig in 
Anfehen zu erhalten, und die Käufer für on zu 
wahren. 


Der James -Niver , Tobact wird zu den beften 
Sorten gerechnet, welche Birginien erzeuget, und es 
hält feinen Preis beynahe unveränderlich zu 6 ſpan. 
Dollars der Centner. Beym Rauchen findet man auch 
die hiefigen rohen Blätter ungleich flärfer und ange⸗ 
nehmer, als die des nördlichern Virginiens und der 
Maryländer, welche milder und leichter auf der Zunge 
find. In Maryland läßt man gemeiniglich die Pflanzen 
auffchieffen, bis fie 8 — 10 — ı2 oder noch mehr Blaͤt⸗ 
tee haben, bevor man fie topp’d, oder die Spizen, um 
dag meitere Wahsthum in die Höhe zu verhüten, ab» 
bricht; in diefer Gegend aber macht man eg zur Regel, 
die Pflanzen nur bis zu 6, hoͤchſtens 8 Blättern fonts 
men zu laffen, und glaubt beſſern Toback dadurch zu 

erbals 


Deinen — 115 


erhalten. ‚Man bouet hieherum viel — To: Ä 
bacco, melder ‚guten und leichten Boden erfordert, 
und, feiner flärfern Dualität wegen, vorzüglich auten 
Schnupftoback geben fol, Long-green Tobacco hat 
groffe, fette und lange Blätter, und liebt feften Boden. 
Kitefoot  ift eine angenehme leichtere Sorte, und ges 
deihet am beſten auf leichten fandichten Boden. Varinas 
bat feinen Namen von Varina, dem fchönen und präche 
tigen Landſize eines Herrn Randolph am James. River, 
Zum Kanafter fol fih der Toback befonders ausneh⸗ 
men, welcher um litele Frederick gezogen und Frederick 
genannt wird. Andere Abarten biefer Pflanze find der 
Oronooko, Iludfon, Thickjoint, Thickſet, shoeltring 
und dergleichen mehrere, welche ihrem unterſchiede nach 
blos den Pflanzern bekannt ſind, auf verſchiedenen Bo⸗ 
den gezogen und verſchieden behandelt werden wollen. 

Boaumwolle, (Cotton, Goflypium herbaceum) wird 
zwar fchon in Maryland bin und wieder gezogen, aber 
doch weit häufiger in diefen füdlichern Theilen. Noch 
wird nichts davon ausgefuͤhrt, fondern alles zum eignen 
Gebrauch von den Landleuten verwandt. Diefe-einjähr 
zige Pflanze erfordert entweder gutes, neues, ober 
doch wohl gebüngtes Land. Weil die gelegten Saamen 
- nicht alle auffommen, fo werden 6— 8 Körner im An 
22 fang 








fang des ak oder Eu wenn man vor sh 
Era froͤſten ſicher zu ſeyn glaubt, in kleine 324 Fuß von 
einander aufgeworfene Hügel geſteckt. Wenn fie auf⸗ 
gehen, werden die ſchwaͤchern Pflanzen auggeriffen, 
um den etlichen übrigen mehr Nahrung zu erlauben. 
Iſt die Pflanze bis auf einen oder anderthalb Schuh 
angewachfen, fo muß die Erde wieder neu darum 
angehäuft, und alles Unfraut ausgejätet werden; find 
fie fo weit berangewachfen, daß fie vier oder fünf 
Seitenäfte haben, fo werden die Spizen abgebrochen, 
und wenn diefe Seitenäfte, jeder vier oder fünf Knofpen 
angefezet haben, fo werden auch ihnen die Spizen abs 
gebrochen, damit fie nicht in lange unfruchtbare Sten- 
gel auswachfen; man iſt aber hierauf nicht uͤberall (be⸗ 
ſonders in Karolina) gleich aufmerkſam. Weiterhin 
muͤſſen die Sauger oder jungen Seitenſproſſen abge⸗ 
pfluͤckkt werden. Dann aber läßt man die Pflanzen 
blühen, reifen, und im Felde ftehen, bie man Zeit 
hat fie heim zu nehmen, melches oft fpät im Dftos 
ber gefchiehet. Die Blumen fichen nur zween Tage, 
find am erften weiß, am zweyten werden fie gelb, und 
fallen ab, und es folgt eine fchaalichte Frucht von 
der Gröffe einer melfhen Nuß, welche fich endlich 
Öffnet. Man hat von. diefer Pflanze zwo Abarten, 
eine mit rauhen und die andere mit glatten Saamen, 

an 





an- deren Pflanzen ſelber aber ſich kein merflicher Uns 
terfchied  zeiget. Viele Landleute fuchen die glatten 
Saamen forgfältig: aus, und pflanzen nur dieſe , weil 
die. Wolle fich. leichter davon ſcheiden laͤſſet, welches 
mittelft: einer Handmuͤhle, zmwifchen zwey leicht über 
einander fich bewegenden. hölzernen Walzen; gefchiehet: 
Die Ameifen vefchädigen öfters den Saamen in den 
Erde; um fie ‚davon abzuhalten, ‚werden die Saamen 
mit Aſche gemengt/ mit lauwarmen Waſſer begoſſen, 
und eine Nacht ſtehen gelaſſen; ſie quellen dadurch 
etwas auf, und ſollen von den Ameiſen nachher unan⸗ 
getaſtet bleiben. Man verſichert, daß auch ſiedend⸗ 
heiſſes Waſſer die keimende Kraft dieſer Saamen nicht 
zerſtoͤre, und doch die meiſten darnach aufkommen. Vier 
Pfund rauhe Saamen, werfen ungefähr 1Pfund Wolle 
ab, Die Wolle mit, den; Saamen unauggemacht, wurde 
ehehin hier und im Bethfanplinne für 446 8 Dence 
hs ah merkanfhänkichnsste orig mega on Ch 
ker UHREN RIES) udi EU RRBTI SEN. 
ta — von Kurbiſſen werden 

ig, Biesinien;,ie groͤſſerer Menge. und allgemeiner ges 
bauet, als weiter noͤrdlich; man ‚hat ſchwarze, gelbe 
und weiſſe, und ‚fie. werben als Zugemüfe genoſſen. 
Ueberhaupt wird ;wieleicht in keinem andern Lande fo 
viel lc von. ‚den Kürbis» und Melonen» Arten 
23 ges 





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re 128 e —6 


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gemacht, als in; Amerifa ; und man fan nicht ohne Be 


Er wunderung im Sommer und Herbfl die groffe Menge 


Waſſer⸗ und andere Melonen feheny welche in Neue 
vorf und Philadelphia auf die Märkte gefchleppt, auf 
dem: Lande verzehrt , und auf den Aeckern liegen gelaſſen 
werden. "Sie empfehlen ſich, weil fie unter der wars 
men ‚Sonne: gut fortfommen, ohne viel Aufficht oder 
Wartung zu verlangen. Denn was mehr als recht ges 
mächliche Arbeit‘ bedarf, ohne recht groffen Profit abs 
zuwerfen, iſt nicht für den amerifanifchen Geſchmack. 
Daher Fennt man iin Virginien kaum noch das Vergnüs 
gen eines fchönen Gartens. : Es find vielleicht ein oder 
etliche der erften Familien ,- welche einen Verfuch darinn 
gemacht, allgemein aber begnuͤgt man fich etwas Kohl - 
und Rüben in einer Umzaͤunung, unter dem Namen eis 
nes Gartens zu pflanzen, und einige unanfehnliche 
Blumen darunter zu mengen. Die Virginier find um 
fo mehr wegen bdiefer Vernachlaͤſſigung einer Sache zu 
tadeln, welche ihnen den Aufenthalt des Landes unter⸗ 
haltender machen / und ihre Landſize verſchoͤnern wuͤrde, 
da ihre milden Winter und warmen Sommer ihnen 
manche Vorzuͤge gewaͤhren muͤßten. Im Fruͤhlinge hat 
man Brecherbſen, Bohnen und andere Gemuͤſe, ſchon 
zu Ende des Aprils, oder doch zeitig im May, und um 
6 Wochen oder zween Monate früher, als man fie in 

Deus 


1 
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Neupork haben fan. Die folgende Zeit wird fie aber 
wohl ‚lehren, bie natürlichen Vortheile ihres Landes 
beſſer zu benugen, als es jezo geſchiehet. Die Bigno⸗ 
nien erſcheinen hier ſchon als groſſe und ſtarke Baͤume. 
Die Melia Azedarach (Bead- tree) pflanzt man haͤufig 
vor den Thuͤren, und dieſer urſpruͤnglich oſtindiſche 
Baum verträgt die Falten Winter recht gut. In eini⸗ 
‚gen Gärten hat man Theeftauden (*), welche recht gut 

We Hp: for 








CH Neuere Nachrichten verfichern, dag man ſich in einiz 
gen Gegenden der vereinigten Staaten den Anbau der Thees 
ffaude fehr angelegen feyn laſſen, und guten Erfolg davon 
hoffe; hauptſaͤchlich aus folgenden Gründen:, China hat 
wie die amerikanifchen. Staaten, eine ausgebreitete „Lands 
ſchaft nah Weiten und Nordweſten; ‚es bat genau diefelbe 
Lage gegen den füdlichen Oecean, wie die vereinigten Staa⸗ 
ten gegen den atlantiſchen; beyde Länder liegen unter 
den nemlichen Breiten; und in benden Ländern, und 
fon nirgendwo, ift die Ginfeng einheimifch „ welcher lez⸗ 
tere Umſtand vorzüglich fo viel Aehnlichkeit von Boden und 
Elimat vermuthen Läffet, um daher dag gute Gedeihen der 
CSheeſtaude hoͤchſt wahrſcheinlich unter dem amerikaniſchen Him⸗ 
mel hoffen zu dürfen, oder wenigſtens zu Verſuchen zu reis 
gem. Uederdies mug man bedenken, daB das Zuckerrohr- 
die Baſis des ganzen weſtindiſchen Handels, eben auch ur⸗ 
ferunglich ein Fremdliug aus Oſten war. — 


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fortfommen, und ſich leicht vermehren laſſen. + 
fonnte ich auffer dem Hibifcus Syriacus, der. babylonis 
ſchen Weide, dem Buchsbaum ber Myrteund einer oder 
zwo andern Pflanzen, in dieſer Jahrszeit nichts frem⸗ 
bes oder auslaͤndiſches erkennen, dag man einheimiſch 
gu machen verfucht hätte. Und doch wuͤrde das vir gini⸗ 
ſche Klima Für viele nuzbare und angenehme Gemwächfe 
eine fruchtbare und gedeyhliche Heymath werden koͤn⸗ 
nen; der zahme Kaſtanienbaum, die Manna- Eiche, der 
europäifche Wallnußbaum, der Kirfchlorbeerbaum, Gras 
natbaum ,. der ‚Lorbeerbaum, und. viele andere, mürden 
fih bier. fehr wohl. befinden. — Von einheimifchen 
Pflanzen war nirgend eine in der Blüte zu ſehen; die 
immergrünenden Gewaͤchſe ausgenommen, war. alles 
übrige entlaubt und im Winterfchlafe; und doch befanden 
wir ung num unter dem 37 Grad der Breite, und alfo 
4 Grabe füdliher als Rom, in deffen Gefilden man noch 
um eben biefe Zeit manchetley Blumen pflücen ‚fan. 


Ar en Wir erreichten eg in zwey Tage⸗ 
reiſen von Richmond aus. Die Entfernung iſt 63 Mei⸗ 
len. Es liegt auf einer angenehmen und offnen Fläche, 
und empfiehlet fich dem Reifenden ſchon vom weiten 
durch. einen. beſonders freundlichen und flattlihen An« 
blick, dem auch das Innere der Stadt felber entfpricht. 

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Man darf ſie unter die ſchoͤnern Staͤdte von Amerika 
zaͤhlen/ wenn fie; gleich. nicht zu den groͤſſern gehoͤrt, 
da ſie nur etwa 230 Haͤuſer enthaͤlt. Von der; Ehre, 
welche : fie 'chemald genoß, Virginiens Hauptfiadt und 
der Sig ihrer Regierung: gewefen zu ſeyn, iſt ihr nur 
der Titel und der Rang einer City geblieben. Die 
Haͤuſer ſtehen in fchieklicher Entfernung von einander, 
haben ein gutes äufferlicheg, 'und tegen des allgemeis 
nern weiſſen Anſtrichs, auch ein reinliches Anſehen. 
Sie haben meiſtens nur ein Stockwerk uͤber dem Par⸗ 
terre z’ und. ſind, die oͤffentlichen Gebäude ausgenommen, 
meiftend hoͤlzern. Die gerade und: breite Hauptſtraſſe 
iſt beynahe einer Meile lang; einige Nebenftraffen, 
welche nach Süden: und. Oſten liegen, find: in der Ges 
fialt des Buchftaben W angelegt. Gepflaſtert ſind die 
Straffen nicht, und daher im heiffen Sommer dem 
Sußgänger , wegen des brennenden Sandes und: Stau⸗ 
bes ſehr laͤſtig. Sämtliche: Öffentliche Gebäude find 
von Backſteinen, und, einige davon anſehnlich. Das 
öftliche Ende der Hauptſtraſſe fchließt das Capitol, oder 
Statehoufe, ein groffes. und modernes Gebäude, worinn 
ehemals die Aſſembly, der Senate, der Privp-Commeil 
und die General» Court ſich verfammleten, Es iſt ges 
raͤumig und gut vollendet, und weil man dermalen feie 
nen: beſſern Gebrauch davon zu machen weiß, fol eine _ 
25 latei⸗ 


\ 


, Te x | 
222 Williamsburg. * 








lateiniſche Schule darinn angelegt werden. Da Werke 
der Kunſt eine ſeltene Erſcheinung in dieſem jungen 
Lande find, ſo muß ich nicht unangemerkt laſſen, daß 
in einem ber untern Zimmer eine fchöne-Bildfäule von 
weiſſem Marmor, dem Andenken eines vormaligen Bow 


verneurs, Norborne Berkeley Baron de Botetourt, 


errichten ; befindlich ifl. Gerade entgegen dieſem Capi⸗ 
tol und am dem Weftende der Hauptſtraſſe ſtehet das 
Collegium, zu Ehren deffen Eöniglichen Beförderern, 
William & Mary-College genannt, Ein Gebäude von 
zwey Stockwerfen, aber nicht fo gefchmackvoll als dag 
erſtere. Dieſes Collegium dankt die Veranlaffung ſei⸗ 
nes Entſtehens dem Eifer eines’ Herrn James Blair, 
einem Schottiſchen Geiſtlichen, welcher eine Subſcription 
zu dieſem Behuf eroͤffnete. Wilhelm und Maria ber 
ſchenkten es mit 2000 Pfund Sterling, und 20,000 
Morgen Landes N nebft der Erlaubniß, Ländereyen big 
zum Werth don 2000 Pfund jährlicher Renten anzufaus 
fen und zu befisen, und widmeten ihm noch weiter den 
Ertrag einer Abgabe von 1 Penny für jedes Pfund 
Tobacks, welches von Virginien nach andern Kolonien 
ausgeführt werden würde. Herr Blair, welcher felber 
beträchtliche Wermächtniffe dazu gefliftet hatte, svar der 
erite Präfident dieſes Collegiums, und füllte diefen Poſten 
bey so Jahre lang. Die Abficht feiner befondern Ver 

Ä maͤcht⸗ 


— x 
4 I 


Bu Wiltemsbirg 1 153 





machtnite — die Errichtuſg einer — 
für Indianer» Kinder, welche auch eine Zeitlang befol⸗ 
ger, aber als uhentfprechend wieder aufgegeben wurde. 
Die Erfahrung hat nemlich gelehret, daß dieindianifche 
Sugend, auf deren Unterricht und moralifhe Erjiehung 
Mühe und. Zeit nicht-hne anfheinende Hoffnung, fie“ 
zu gefitteten Bürgern umjubilden, verwendet wurde, 
dennoch‘ jede Gelegenheit ergrif, fich des Zwanges und 
ber Anfficht zu entledigen, und mit Freude wieder zu 
ihrer angebornen wilden, rohen und forgenfreyen Le⸗ 
bensart zuruͤckkehrte, welche ungleich mehr Anzuͤgliches 
fuͤr ſie hat, als alle Vergnuͤgungen und Bequemlichkei⸗ 
ten, die ihnen in Städten angeboten werden. Ich 
ſelber kannte einen Montreſor, einen Halb+ Indianer, 
welcher feine Erziehung in dieſem Collegio empfangen 
hatte, aber doch nachher lieber als ein ungefitteter 
Taugenichts unter den Indianern herumſchwaͤrmte, als 
eine ruhige Lebensart ergreifen wollte; feines gleichen 
mußte man mehrere zu nennen, denn leichter gewöhnt 
ſich der Europäer am die Lebensart der Wilden, als 
dieſe an jener ihre. Dbgleich num diefe indianifche Er⸗ 
ziehungsanftalt als fruchtlog aufgegeben wurde, fo bes 
fiehet doch noch das eigentliche Collegium, in "welchen 
die hoͤhern Wiffenfchaften gelehret werden, und aufier 
* man dermalen Fein anderes in ben uͤbrigen ſuͤd⸗ 
lichen 


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N ERS a 
124 $ Billtamsburg, » 








* — 


lichen Kolonien hat. An dieſer uniberſttat — ge⸗ 
genwaͤrtig 7 Profeſſoren — ‚von welchen einer Theologie, 
einer. Nechtsgelahrtheit,, einer Medicin,, und die, uͤbri⸗ 
gen, Sprachen, Philoſophie und mathematiſche Wiſſen⸗ 
ſchaften lehren. Lehrer der Arzneykunde iſt D. Maclurg, 


der Verfaſſer einer ſchoͤnen Abhandlung von der Galle. — 


Die Anzahl, der hiefigen Studirenden iſt ungefähr 50. 
Einige davon mohnen in» ‚bequemen Zimmern. im Cole 
legio, die, übrigen aber mohnen und haben Koſt in der 
Stadt, für etwa 36 — 40. virginifche Pfunde jährlich. | 
Die ganzen jährlichen Unkoſten eines Studirenden «mit 
Inbegriff der Vorleſungen, koͤnnen jährlich mit den 


maͤſſigen Koſten von, 100 ‚virginifchen Pfunden, (333 


ſpaniſche Dollars,) beſtritten werden. Es werden 


Dottores in allen Fakultaͤten graduiret; die meiſten 


Studirenden vollenden aber dennoch ihre Erziehung auf 
den engliſchen und ſchottiſchen Akademien, und laſſen 


ſich lieber auf dieſen die hoͤchſten Wuͤrden ertheilen. 


In der Mitte der Hauptſtraſſe ſteht auf der. Suͤd⸗ 
ſeite ein mit einer Mauer umgebenes kleines ſechseckig⸗ 
tes Gebaͤude, welches ehemals ein Zeughaus war; und 
dieſem gegen uͤber das Courthouſe. Beyde Gebaͤude ſtehen 
etwas von der Straſſe zuruͤck, um einen Pla; (Square) 
zu bilden, von den aus. man die wichtigften Gebäude 

und 


L 


* — Car a 
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und den ſchönſten Theil der Stadt überficht. Der Pal. 
laft der vormaligen Gouverneurs, auch auf der Nord⸗ 
feite der Hauptſtraſſe, liegt in Ruinen; es war ein 
groſſes und ſchoͤnes Gebäude; gieng aber durch Noch⸗ 
läfligfeit der nach der Belagerung von York darinn ger. 
legenen amerifanifhen Truppen im Brand auf, mie 
wohl andere wollen, daß es durch Foyaliften fey ange 
flecft worden. Dermalsn iſt Williamsburg ein armer 
Det gegen feine vorige Herrlichkeit. Mit der Verlegung 
der Regierung zogen fich zugieich Kaufleute, Nechteger - 
lehrte , und andere anfehnliche Einwohner hinweg, und 
fie ift faft von der Hälfte feiner vorigen Bewohner 
entblöfet. Der Handel diefer Stadt war nie beträcht 
lih, weil ihre von ſchiffbaren Waſſern entfernte Lage 
nicht die lebhaftern Geſchaͤfte beguͤnſtigte, welche das 
ber andern kleinern Stätte zufloſſen. Sie lieget zwi⸗ 
ſchen dem James und Porf, River; von jenem 7, und 
von diefem 12 Meilen av. Die Einwohner diefer Stadt 
und des ganzen vorbern Virginiens wuͤnſchen und be⸗ 
ſtreben ſich mit Macht, den Siz der Regierung wieder 
hieher zuruͤck zu bringen; hauptſaͤchlich weil ſie fuͤrch⸗ 
ten, daß, auſſer dem ſchon erlittenen und ſchmerzenden 
Verluſte, ſie auch noch Taxen zu kuͤnftiger Errichtung 
der in Richmond erforderlichen neuen oͤffentlichen Stunts, 
gebäude, werden beyzutsagen haben. Die Kaufleute 

| der 


# * 


126 Willlamsburg. * Ba x 


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der benachbarten Gegenden pflegten ehedem eine jaͤhr · 
liche Zufammenkunft bier zu halten, um ſich über Hand» 

- Iungsgefchäfte und die Anftalten zur Beförderung des Han⸗ 
dels zu bereden. Auch dieſes hat aufgehoͤtt. So erfahren 
ſchon die Städte diefer neuen Welt das unftäte Schick 

fal vergängliher Herrlichkeit, welches fo viele ältere 

in Europa befeufzen. 


In dem hieſigen Gaſthofe hat man ſehr gute, aber 
auch ſehr theure Bewirthung. Schwarze Koͤchinnen, 
Kellerinnen, Stubenmaͤdchen, machten ihre Verbeugun⸗ 
gen mit vielen Anſtand und Ehrbarkeit; waren niedlich 
und modiſch aufgeſezt und gekleidet, und ſprachen noch 
mit Entzuͤcken von der Politeſſe und den Galanterien 
der franzoͤſiſchen Officiers. 


Lebensmittel ſind ſehr wohlfeil; Rindfleiſch koſtet 
2 Pence; Schweinefleiſch 3 Pence das Pfund; ein wel 
ſcher Hahn 2 und einen halben Schilling; ‚eine welche 
Henne 2 Schillinge; ein Duzend junge Hüner 6 Schils 
linge. 


Ge 
za. der 


Nork in Virginien, fonft auch Little Porf genannt, 
lag zwar gang auffer dem Wege, doch entfchuldigte die 
Neugierde, diefen merkwuͤrdigen Schauplaz eines ent 

ſchei⸗ 


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ſcheidenden kriegeriſchen Auftritts zu ſehen, eben fo wohl 


als das Verlangen, die anſehnlichen Mufheibänfe zu - 
fennen, welche dort jedem Fremden ein Gegenitand der 


+ Bewimberung find, einen Seitenritt dahin. Don Wils 


liamsburg geht der 12 Meilen lange Weg über Sands 
fläche und durch beynahe lauter Wald. Es waren faſt 
lauter zwen » und drepblätterichte Kobren, (Pinus foliis 
geminis, & Pinus foliis ternis. Gron.) mit einigen vir⸗ 
ginifhen Wacholdern , woraus die Waldungen diefer fo 
wie der übrigen niedern Küfte beſtehen. Laubholg ift 
feltener ; doch fahe man hie und da einige Stechpalmen 
(Agrifolium vulgare. Gron.) mit ihren roihen Beeren 
prangen, nebfi dem amerifanifchen Spindelbaum, ber 
Wachsſtaude und ber Sauerbeere. (Sower-berry, Cal- 


licarpa americana L.) — 


Auf dem halben Weg kamen wir eine Muͤhle vor⸗ 


bey; durch den da eröffneten Graben mar eine groſſe 


Mufchelbank blos gelegt worden. Hier lagen Millios 


men von Mufcheln und Schneden» Schaalen auf» und 


durcheinander r, mit etwas Sand und fetten vermengt. 
Sie ſind nicht verfeinert, vielmehr manche davon in 


‚einem mürben vermitternden Zuſtand; viele noch ganz 


und mwohlbehalten , ald würden fie eben erſt aus der 
See genommen; andere zerbrochen und zermalmet. Noch 
| andes 


198 de 1 


gelegt, indem fi) der die Zwifchenräume ausfülenbe , 


- wirklich diefe Kerne fchon fo weit verbärtet an, daß fie 














andere, und befonders die dickern Schaalen der El 
waren auf eine befonders niedlihe Art von der ‘ J 
angegriffen; fie waren, fo zu fagen, ſteletirt; ihre groͤſ⸗ 
fern und ſtaͤrkern ſich nach der Länge und in die Quere nej ⸗ IR 
foͤrmig durchkreuzenden Rippen oder Gefäffe waren blos“ ® 





Kalchfioff verzehrt hatte; man fonnte hier alſo bie eis 
gentliche Anlage und Struktur einer Mufchelfchaale er⸗ 
kennen, die man fonft nicht leicht gewahr wird. Eine ! 
Menge der Mufchelfchaalen lagen da, mit ihren beyden 2 
Schaalen feſte gefchloffien, aber mit anderem ea 
Muſchelſand oder Sand und Thon gefüllt, welhe Maffe 
vollforımen die Figur und alle Eindrücke der Mateig 
angenommen hatte, fo, daß man fie nur durfte hart - 
werden laffen, um die fehönften Abdrücke oder Kerne 5 
diefer Mufcheln zu haben. In vielen traf man auch 3 


Behandlung vertrugen; mit der Zeit und unter günflis 
gen Umftänden würden fie vollfommen erhärten und 
ihre Matriy verlieren, melche zuweilen fchon fomürbe 
ift, daß fie fih unter den Fingern zerreiben läffer. 
Diefe Muſcheln find dennoch mit unverfehrtem Rande 
fo fefte gefchloffen , daß es fchon zu bewundern iſt, wie 
nur Waffer eindringen fönne, geſchweige denn, daß fie 
mit erdichten Theilen fo voll und feſt gepropfet werden, 
| welches 


nn "4 2 7 











* — — 
je 3 ice mi Biele‘ Jahre — Wir fanden hier 
at: auf dem Wege n ähnliche Spielwerfe, 








ich von Clams, Pertiniten x. aus rother, 


277 ‚eifenfchäfiger Tponerde zu bilden, mie ich fchon 
ige, welche auch in einer Gegend am James» River 
ee dev der Senkung eines Brunnens waren gefunden worden, 

a Philadelphia gefehen hatte. Sonderbar ift eg, 

daß⸗ viele, ja die meiſten, beſonders dickſchaalichten 
Muſcheln, an einem oder dem andern Orte, mit einem 
| u ‚genau runden und glatten Loche von 3 — 4 Linien im 


er Durchmeſſer , durchbohrt find. Daß dieſes nicht neuer - 


| ie geſchah, ift klar; mie aber gelchahe es in ihrem 
N } vorigen Aufenthalt im Meere? und welche andere Crea⸗ 


tun iſt dee Bohrer? — Ih habe an den ähnlichen fri⸗ 
‚Schalen der Auftern, der Codled, und der . 





— nie etwas dergleichen bemerket. 
Bey genauer Unterfuchung fand es ſich, daß die 
bi aufgehäuften Mufcheln und Schaalen feine andern 


Gattungen enthalten, als folche, welche noch jest an 


ber. oͤſtlichen Küfte von Nordamerifa beynahe überall, 
und auch um Neuyork und Long - Island , angetroffen 
werben. Folgende liefen fi) unter den Trümmern deut⸗ 
I, exfennen ; 

' Oftrea; die gemeine amerifanifche aͤnglichte Auſter. 


Ehre. UI. Th. bu EUR Oftrea 


EEE, 


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BER * 





‚Oftrea Peines; Scollops.umd Cockles; mit ug — 20 
Rippen; es fommen davon zwo deutlich untere 
ſchiedene Arten vor; die eine mit glatten runde — — 
lichten, die andere mit tiefer geferbten und 

rauhen Streifen; und noch Fleinere mit weni⸗ 
vs gern Streifen. - | e 





Venus Mercenaria. (Clams.) Mya arenaria? (Piffers.) 
Solenes. Anomiae, Mytili, Arcae, Patella,, 
Lepas Balanus (Barnacles); Dentalia, glatte: N 
und einfache, und andere gewundene; Serpulae; 
Schneckenſchaalen, wie fie ebenfalls um Longe 
Island anzutreffen find; Trümmer von Madre⸗ 
poren; groffe Knochen » Bruchfiücde, vermuthlich 
von Wallfifchen ; nebft unerkennbaren Ueberbleib⸗ 
feln mancherley anderer Schaalthiere. ı 
Dieſe innländifche Mufchelbanf, fo weit fie hier 
aufgegraben iſt, zeigt fih etiva 6 Fuß hoch, und liegt 
unter einem Sandbette von wenigſtens 30 Fuß Höhe 
und von röthlicher Farbe; welches ſchlechterdings Feine 
Mufheln, aber einige Strata von grauen Thone ent, 
hal. Wenn alfo einmal diefe Schaalthiere an dem 
Stramde des Meeres fo lebten, wie ihre noch beſtehen⸗ 
D— Wa REN 


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J Muͤhle 2 in ‚einer ausgefchiwenunten: Bestie 
frag, und viel niedriger, als die allgemeine: Flaͤche die⸗ 
ſes Theils des feſten Landes, welche ich anderwaͤrts nach 
ihrer Lage und Zuſammenhang beſchrieben habe (**). 


Pr. All rn onen an nr pl Map 


Aa 
— — 








) Es findet ſich viele Aehnlichteit zwifchen diefen 
nmiertkanifchen Mufchelbänten, und den Muſchelbergen in 
Bohus, welche Lime als Wunderwerke jener 
Propinz in feiner weſtgothiſchen Reiſe befchreibt. 


Leitere liegen auf dem feſten Lande, an manchen Or⸗ 


„tem. fat ſchwed. Meile ‚von der. See, aber gleich unter 
der ſeichten Dammerde; ihre Schaalen find (wie viele 
der hieſigen) ganz rein, weiß und unveraͤndert; und be⸗ 


ſtehen ebenfalls aus ſolchen Arten, deren Originale noch 


an der ſchwediſchen, norwegiſchen engliſchen und franzoͤſi⸗ 
ſchen Kuͤſte leben. In Schweden bedient man ſich dieſer 
gegrabenen Schaalen zum Kaichbrennen und Tuͤuchen, und 
auch zur Ausbefferung der Laadſtraſſen, welche eine niem⸗ 
liche Sefigkeit davon erhalten. — Zu dieſem Vehuf wir: 
den al auch dieſe ameritanifchen zu gebsauchen Ten. - — 


SAN 


— ©. Beytraͤge zur mineralogiſchen genntniß des 9 


tigen Theil von Amerika, 8.8. 





 Yehnliche ——— —* Pr —— 
den hohen Baͤnken, und an den a 


ten bes Dorf» Niverg, deffen indianifcher Name, Pas ; 


munfa, hieß. Hier find die 30 — 40 Zuß hohen und 
fenfrecht abgefchnittenen Wände, vom Slußbette an, big 


ur Hälfte ihrer Höhe und druͤber, ganz eine Maffe 


von zerbrochenen,, zermalmeten, mit Sand und Letten 
gemifchten Muſcheln; “in der fich jedoch, und zwar am 
deutlichſten am Fuſſe der Bänke, verfehiedene waage⸗ 
rechte Lagen, durch eine bald roͤthlichere, bald gelbere Far⸗ 
be, unterfcheiden laſſen. Von dieſen Lagen find einige 
ſchon ziemlich hart, und Finnen als Steine ausgebros 


- hen werden; und nicht etwa die unterſten, durch das 


Gewicht der übrigen flärfer gepreßten Lagen find die 
haͤrteſten, fondern biefe finden fich vielmehr in der Mitte 
über anderen lockerern und mürbern aufliegend, fo, daß 
alfo ihre feflere Bindung durch den Beytritt anderer 
Materien mußte bewirft worden ſeyn. 
* 

Das kleine Staͤdtchen, Yorktown, deſſen Name 
durch die merkwuͤrdige Belagerung verewiget worden, 
lieget zum Theil dichte am Fluſſe, oder zwiſchen dem 


Fluſſe und den erwähnten hohen Muſchelbaͤnken, der 


beffere und groͤſſere Theil aber auf dem hohen: Ufer 
ſelbſt. Es hat eine angenehme Ausſicht über den Fluß, 
nach 





ie en Krieges erholen; ———— 


no nicht zu ihren Wohnungen zurück gefommen. 
Spuren der Zerſtoͤrung waren noch überall ſichtbar, und 
verfchiedene Familien wohnten noch ist in den Ruinen 


zerfchoffener Gebäude. Die zue Sicherheit ber Beſazung e 


im Fluſſe verfenften Schiffe lagen noch an ihren Stel 
Ten, und man hielt e8 gar nicht der Mühe werth, fich 
mit dem Aufwiegen derfelden zu befaffen, da man num 
nach: zwey Jahren alle Urſache zu vermuthen hat, daß 


fie durch den Wurmfraas, welcher den Schiffen in dies 


fen Gewaͤſſern fo ſchaͤdlich iſt, bereits unbrauchbar ge⸗ 
macht worden * ⸗ * 
u : sr var { 
ee Betwerafichen Tag nah Williamsburg 
zuruͤck, um am nächffen Morgen unfere Reife nach Suͤ⸗ 
den fortzufegen. Auf dem Wege nach dem James-Niver, 
und eine Meile von Williamsburg, Tag bey einer Muͤh⸗ 
le eine andere Muſchelbank bloß, unter einer Decke von 
40 — 50 Fuß hohem, rothem Sand und Letten. Aus 
diefen nun, und in. der Folge an mehr andern Orten 
beobachteten uͤbereinſtimmenden Erſcheinungen, erhellt 
es: ſattſam, daß alle dieſe Muſchelbaͤnke in einer ge⸗ 
wiſſen vn unter dem obern Lager ven Sand‘ und 
il — Thon; 











* —“ ei —— — 
ſtreichen , aber mir da zum Vorſchein kommen / wo Bäche 
und Fluͤſſe, auf ihrem Wege nach der See, die groſſe 


abhängige Fläche tief genug durchſchnitten Haben; ieh 
che Flaͤche, ohne diefe durch: die Waſſer beiwirfte Ver 
tiefungen, eine zufammenhängende, gleichförmige und 
fa nn . .. wuͤrden. 
Sieben — * — Bor — kamen wir an 
den James» River, aber ſchon "eine halbe Meile vor 
dem Fluſſe von der hohen Saudflähe herab, im tiefeg 
plattes Land. Der Wind war hoch, ud man trug 
Bedenken uns uͤber den 3 Meilen Breiten Fluß zu fern, 
‚ welcher zu Zeiten durch« fein eigenes‘ Strömen "und 
bie entgegen fommende Meeresflut h, von jedem Winde 
ſtoß um ſo mehr beunruhiget wird, da keine hohe Ufer 
oder Berge da find, die Gewalt des Windes. zu bres 
chen. In Hoffnung den Wind fich legen zu fehen, harr⸗ 
ten wir eine Zeitlang am Ufer, denn‘ weder an der 
Fähre, noch zwifchen hier und der Stadt, iſt auf die⸗ 
fen Fall ein Aufenthalt zu finden, und der Eigenthür 
mer der Fähre ift ganz unbefümmert, ob bey widrigen 
Wind und Werter die Neifenden Dach und Fach haben 
oder nicht, Wir ritten zu einigen Käufern in der 
Nachbarfchaft, um den Ruͤckweg nach der Stadt zu 
erſpa⸗ 


er endern 


— 





erhareny um {ber Ribe zu ſednn wenn BR der 





inftiger werden wollte; wurden aber nirgends 
eiigensmmen und nicht in Verſuchung gebracht, bie 
hochgeruͤhmte virginiſche Gaſtfreyheit uͤbermaͤſſig zu lo⸗ 
ben. Man entſchuldigte ſich uͤberall mit dem Lord 
Cornwallis; hier hatte er den Stall verbrannt; dort 


—— das Haus niedergeriſſen, und an einem dritten Ort die 


4 Betten geſtohlen. Wider Willen alfo , und nach langem 
h Warten und fruchtloſen Verſuchen, mußten wir nach 
der Stadt zurück, und am nächften Morgen den Weg 
hieher noch einmal machen. Mit dem Aufgang der Sonne 

kamen wir dag zweytemal bey der Fähre an Aum wel 
che Zeit e8 gewöhnlich Windſtille zu feyn pfleget; aber 
Lord Cornwallis diente ſchon wieder zur Entſchuldigung 


für eine lange Verzögerung, die wir erfuhren; er hatte 


den Warft ruiniet, und die Fluth war noch nicht hoch 
genug, um ein mit Menſchen und: Pferden beladenes 


VBoot am flachen Ufer flott zu machen. 


© Unterhalb und nicht ferne von dem Orte der Ueber 
‚fahrt, lag James⸗Island; melches ehemals nur eine 
Halbinful war, in einem ſtarken Sturme aber, und 
bey Hohen Waffer, brach der Zluß die fatal Erds 
zunge durch. : Auf ihr liegt Be 
; "N Jamestown, oder. eigentliher' nur die Nudera 
einer alfo "genannten Stadt; denn ob ſie gleich noch 


o 


54 bin 











Hin * — von ae als 
von So — 100 Haͤuſern ‚angegeben wird; fo hat fie 
Loc) gegenwärtig nicht über ein oder ein paar baufäls 
lige Häufer aufzumeifen. Sie war. die ältefte Stadt 


von DVirginien und ber erſte Regierungsſiz. Der be⸗ 


kannte Kapitain John Smith legte fie 1606 an, und 
wählte einen Fleck dazu, wo vorher ein indianiſches 
Dorf geſtanden hatte, und der Boden folglich. ſchon 
etwas vorbereitet war. Dieſes indieniſche Dorf bieß 
Paspahac, fo wie der James⸗River ehemals: — 


tan. Hier ward die erſte Kirche in Nordamerika er⸗ 


bauet, von der aber eben ſo wenig eine Spur uͤbrig 
iſt, als von der uͤbrigen Herrlichkeit der Stadt, die 
aber dennoch ſich eine Ein nennt, eine Befondere Graf⸗ 
Schaft ausmacht, und ihren alten Privilegien «gemäß, 
ein eigenes Mitglied zur Aſſembly fchickt, welches denn 


der einzige Inhaber und Bewohner der ganzen Stadt, 


und der ihm auch\größtentheils zugehörigen umliegen⸗ 
den Gegend, als Selbfiwählender und Selbſtgewaͤhlter 
gu ſeyn pflege se 


An der Südfeite des Fluſſes erhöbeten fich bie 
Ufer erft in einiger Entfernung von dem gegenwärtigen 
eigentlichen Flußbette, fo, daß man die abfluffenden 
Vertiefungen des anfänglich ſehr breiten Flußbettes 

deut⸗ 









erker on a — 
ſten andern Fluͤſſen dieſer Gegenden. Beym Auf⸗ 
Reigen der Anhöhe nach der obern Sandfläher zeigte 


ſich eine Muſchelbank unter einem Lager von thonichtem 


Sand und Sand. Die Thonlage zeichnete ſich recht 
deutlich durch Farbe * I — * aus. — 
an ns Per MEY 
£ Das mia an den OR und Kriks — Land 


—— das theuerſte, und wird der Acer mit 4 — 5 = 6 


—— virginiſche Current bezahlt (x); nicht Run, weil 
es den fettefien: und ergiebigften: Boden: bat ſondern 
auch, weil es, auſſer der groͤſſern Bequemlichkeit zum 


Handel, noch den Vortheil hat, daß laͤſſige Ackerleute, 


durch den ergiebigen Fiſch « Auftern» und Krabbenfang, 
immer. ohne ſonderliche Anfirengumg einige Nahrungs, 
miftel finden Finnen. Das höher liegende, von den 
ren ee SFluͤſ⸗ 
CI Der Werth der Laͤndereyen in dieſen Gegenden iſt 
verhaͤltnißmaͤſſig nicht fo geftiegen, als in den an den Ge 
buͤrgen gelegenen Difirikten. In den Graffchaften Frederik, 
Berkley Shanandoah, Auguſta ze. konnte noch vor 12 Jah⸗ 
zen ‚der, Acker des beſten Laudes für 2 — 3. Pfund erkauft 
werden, und nun nicht uuter 6 — 8 — z20 Pfund. — 
Dieſe Oraenden, find, ebenfalls (chen Lange und kärten, an⸗ 
gebauet als die vordern. — 





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* 


— 
— x 
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BE Ba nie Tate 


* 


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Hi * 








ne 
Land, fälle in feinem Werth bis auf To — und 5 
Schillinge herab. Der hohe ſandichte Boden iſt frey⸗ 


beyjutragen / wo man auch der arbeitenden Haͤnde ge⸗ 






* x 
EEE ” 


lich nicht der ergiebigſte aber doch giebt man ſich auch 
feine ſonderliche Mühe, etwas zu ſeiner Verbeſſerung 


nug hätte; denn ber Amerikaner erwartet alled von 


ber Natur und will ihr micht vorgreifen. Man nannte 


mir einen Mann; "welherian · dieſer ¶ Suͤdſeite · des 
Fluſſes ein wei laͤuftiges Landeigenthum und verſchiedene 
Hunderte von Negern beſizet, die aber dennoch mit 


Muͤhe ſich und ihren: Herrn ernaͤhren. Das Land iſt 


freylich ſandicht und arm; die Neger diebiſch und faul, 
der Hausvater ſorglos und bequem; und an Verbeſſe⸗ 
rungsmittel und kluge Benuzung mancher natuͤrlicher | 
Vortheile wird nicht gedacht, fo bald es entweder un 
gewöhnlich, oder nur etwas mühfamer ſcheinet. 
In dieſen vordern Gegenden Virginiens wird mer 
nig oder fein Deu gemacht; der trockene Sandboden 
giebt es ihnen nicht freywillig, und ihre unbenuzten 
Suͤmpfe anzuwenden verſtehen ſie nicht. Man fuͤttert 
die Pferde und die etlichen Kühe, welche der Milch 
wegen um dag Haus’gehalten werden, mit. Maysſtroh, 
fo lange ver Vorrath währet; dann aber mögen beyde 
für 


— 


J 





— ſich — —— md: wi 


Stroh wied als anmize weggeworfen; erſt im Kriege 
machten die Lendleute dieſer Gegenden, wenn penſylva⸗ 
mſche und marpländifche Fuhrleute mit der Armee vor⸗ 
beykamen, die wichtige und neue Bemerkung, daß 


Ppferde auch Pleingefehnittenes Stroh freſſen / und 


ich wurde in allem Ernſte gefraget, ob unſere deutſchen 


— Pferde ſich auch zu dieſem Futter bequemten. Schweine⸗ 
und Hornvieh vermehret ſich auſſerordentlich/ aber fo 
wenig Sorge traͤgt man fuͤr ihren Unterhalt, daß 
auſſer dem was man fuͤr den Gebrauch der Familie 


und zum Verkauf maͤſtet und einſalzet, doch noch mans 


ches Stuͤck Vieh aus Mangel an gehörigen Futter um 


kommt indem man es in den Wäldern und Suͤmpfen 
ſeinem Schickſale uͤberlaͤſſet, wo es manchmal reichliche, 
manchmal "auch kuͤmmerliche Nahrung findet, haupt⸗ 
ſaͤchlich aber mit Schilf und Rohr den Winter durch 
ſich hinbringen muß. Der ganze Inbegriff der virgini⸗ 
ſchen Landwirthſchaft beſtehet darinn: zufoͤrderſt einen 


guten Vorrath von Mays fuͤr die Familie des Pflan⸗ 


zers, feine Neger, und fein Vieh zu ziehen; Toback 


und etwas! Waigen zur Aufrechthaltung des Wohlſtan⸗ 
des zw haben, und dann fürs übrige Jahr die Hande 


in ben Schoog zu legen. Mißräth der Mays, ſo lei⸗ 
den bie, ‚Eigentümer vieler Neger, groſſen Vers 


* luſt, 
— a. 





— a aus fonf im. — wenn er 
im Winter ihren Vorrath fuͤr Getraͤnke hingegeben 
Haben. Steigt der. Preis des Tobacks, ſo ſteiget auch 


der Preis des Mays, der Schweine u. Kim. weil ſich 


dann die MPflanzer durch Gewinnſucht verleiten laſſen, 


das meiſte Land und Arbeit auf Toback zu verwenden 


und bie‘ — zu rege 
—R ii Kr: past the ap3 N. Be 


5 Sin Meilen » vom 1 James Siver — 


Courthouſe vorbens; wohin eine groſſe Menge Leute, und. 
alle zu Pferde eileten, weil es Gerichtstag war. © Uns, 


weit: bavon lag bey einer Mühle wieder eine Mufchels 
banf offen, unter einem hohen” Lager von roͤthlichem 


Sand, in welchem: die Thonlage auch horizontal vers 


fehien.. Nach Nelfons Ordinary (11 Meilen) und noch 


(10: Meilen) weiter bis nach‘ Smithfield oder ‚Isle of 


Wighr-Courthoufe ; geht die. Straffe ducch lauter Nabel⸗ 
gehoͤlze; nur hie und da ſahe man eine‘ wenig ver⸗ 
forecheude Plantage, dagegen aber mehr Kirchen: auf 
diefer Tagreife von Williamsburg nach Smithfield, als 
auf irgendeiner andern amerifanifchen Tagreife zu fehen 


find, nemlichfünfe, mit Inbegrif der zu ben beyden 


leztgenannten Orten gehörigen; die andern drey fkuns 
den einſam im Walde. 


* “ 


5* —8 Smith, 





* 


de - * 


Srxůthfield iſt ein kleiner Ort auf dem h 





oben ufer 


des Pequia⸗ Creeck, welcher fi) vielfältig kruͤnmet/ um 


durch dieſe platten Gegenden ſeinen Weg nach dem 
James · Niver zu finden.” Hier fund vormals ein in⸗ 
dianiſches Dorf, Capahowoſick, weiches mit den umliegen⸗ 
den Laͤnderehen / Vowhattan, ein angefehener Sachem ber 
virginifchen Indianer, dem ohnlängft erwähnten Kapi⸗ 


tain Smith ob der zärtlichen Liebe ſchenkte, welche 
# Powhattans Tochter, die ſchoͤne Pokahunta, gegen je⸗ 


nen Englaͤnder hegte. Von dieſer Pokahunta ſtammen 


ein paar angeſehene virginiſche Familien, die Randolphs 
und Bollings, ab, und beſizen noch die von ihr ange⸗ 
erbten beträchtlichen Güter un den Appamator; wo⸗ 


ſelbſt auch noch ein Städtchen, Namens Pokahunta, 


das Andenken biefer Prinzeffin verewigt. — Hier ifl 


man nun fchon der Kuͤſte näher, und auffer dem eigents 


lichern Toback» Revier, welcher auf dem aͤrmern fans 
digen Boden dieſer Gegenden nicht gedeihet, aber doch 
von entlegenern Gegenden her gebracht wird; dagegen 
gewaͤhren die weitlaͤuftigen Fohren » Waldungen einen 


andern Nahrungszweig, nemlich Ther, Pech und 


Terpentin, welche, nebſt geſalzenem Schweinefleiſch, die 


vorzuͤglichſten Ausfuhrartickel dieſes Orts find. Ein 

Barrel Ther zu 314 Gallon, koſtet dermalen 8—9 

virginiſche Schillinge; ein Barrel Terpentin 18 Scile 
Br $ ' t —* 


ki x a3 Tinger 





* und ein Bartel geſalzen — — 
220 Pfund/ 50 * je DE. 77. a 
* ER, Kara EIER 
In Swithfielb — wir den Abend in der an⸗ 
genehmen Geſellſchaft einiger Herren aus der Nachbar · 
ſchaft hin. Man unterhielt ſich die meiſte Zeit von den 
groſſen Vorzuͤgen, welche der virginiſche Staat vor 
allen uͤbrigen Staaten aller Welttheile, und die Nation 
vor allen Nationen voraus habe. — Man beſtund 
darauf, daß die edlen: Virginier die geſittetſte und 
manierlichſte Nation, (the moſt polished nation,) auf 
Gottes Erdboden ſeyen, nur etwa die Herren Franzo⸗ 
fen ausgenommen. Zulaͤngliche Beweiſe blieb man frey⸗ 
lich ſchuldig, denn es war kein Widerſprecher da, wel⸗ 
cher dazu aufgefordert, und die Reihe von Schluͤſſen 
unterbrochen haͤtte, womit man dieſe Behauptung eben 
fo natuͤrlich bewieß, als jener: kleine Franzoſe die ſei⸗ 
nige: daß er der ſchoͤnſte Mann unter dem Monde ſey 
Aus dem angenommenen uͤberwiegenden Vorzug, wel⸗ 
chen Virginien an Fruchtbarkeit, Groͤſſe, ſchiffreichen 
Fluͤſſen u. f£ m. vor andern. amerikaniſchen Staaten 
voraus hat, leitete man eine Menge Folgerungen ab, 
welche diefen Vorzug auch in jeder andern Nückficht 
gegen alle andere Staaten, aller andern MWelttheile, 
geltend machen ſollen. — Wer in Amerifa duͤrfte es 
hi wagen, 


9 


her. + i  Smichfielb. 4 143 


wagen, Ach dem al: Birginier ei u fhägen? — — 
Der arme Neuengländer, der ſein Brod im Schweiß 
feines Angeſichts gewinnt? oder der Penſylvanier, der 
da buͤffelt wie ein Neger, und Butter. und Käfe zu 
 Markte führet? oder der: nordkaroliniſche Pechſieder ? 
oder der Suͤdkaroliner mit ſeinem ewigen Reiß ? Ueber 
alle dieſe erhebt ſich der Gentleman * Virginia , denn 
er allein hat die ſchoͤnſten Pferde, die fhönften Hunde, 
bie meiften Neger, das meifte Land , fpricht das befte 








Engliſche, macht die zierlichſte Verbeugung, hat ben 
ungestwungenen Anfland eines Weltmanng, und ift ein 


Freyherr auf feinen Gütern, welche ihm alles tragen 


und noch mehr fragen koͤnnten! — Welches Land, und 


welche Nation in Europa, hätte ſich äpulstier Vor⸗ 
zuͤge, als die von Virginien · zu rühmen ? — Etwan 
dag ‚abergläubifche und ſtlaviſche Spanien? oder das 
tyranniſche Großbrittannien? oder das unterm Joch 


und Bannſtrahl ſeufzende Italien? oder das ſeelenver⸗ 
kaufende Deutſchland? — Die übrigen nordiſchen bar⸗ 
bariſchen Nationen und ihre froſtigen Länder wurden 


alle gemuftert und alle verworfen, weil man fie eben 


ſco wenig kannte, ald die worbergehenden. — Als einen 


Ku 


Teweis einer angebohtnen hoͤhern Sittlichfeit führte 
man any daß während des lejten fiebenjährigen Kries 


ges, in welchem doc) weder die Geſeze des Staats, 


J noch 












noch der Neligion, in gehöriger Wirkſamkeit waren, ſich 
doch fein Virginier eines Mordes (*) fchuldig gemacht 
babe; denn daß freye Schügen von ihrer Armeeim 
hohen Gras, oder zwiſchen Buͤſchen auf dem Bauch 
herumtrochen um einen wehrloſen, einzelnen, unacht⸗ 
ſamen brittiſchen Krieger zu erſchleichen und zu toͤdten, 

An \ 3 das 











CH Etwas aͤhnliches ruͤhmen die Neuengländer, wie auch 
die penſylvaniſchen Deutfchen von ſich; erfiere, weil fie in 
einer Zeit von 2L, und lestere in einer Zeit von 17 Jah⸗ 
ven, niemand unter fich gehabt, der. fich einer Todesſtrafe 
ſchuldig gemacht oder ſie erlitten habe. Man haͤlt es fuͤr 
einen Beweis des beſſern und ſorgfaͤltigern Jugendun⸗ 
terrichts, welchen die presbyterianiſchen Neuenglaͤnder, und | 
die deutfchen Lutheraner ihren Kindern in den Grundfägen 
der Religion geben, und der Gewohnheit, fie früher zur | 
Arbeit anzuhalten. Es kan aber wohl von ganz Amer a 
rika gefagt werden, daß Todesftrafen fehr felten find, wovon 2 
nicht allein die beffere Erziehung, deren fich ein Theil I 
dem andern rühmer, fondern auch "die gelindere Juſtiz⸗ 
pflege, und vorzuͤglich die Leichtigkeit, mit welcher jeder 
Mann fein ehrliches Brod durch den Ackerbau erwerben, 
und fich und die feinigen ruhig ernähren Fan, Wie Urſache 
feyn mag. — Auf, Nantuder hat feit Erbauung der. 
Stadt, oder feit mehr als hundert Jahren, Feiner der daſi⸗ 
gen Einwohner , fein Leben gerichtlich verwirket. 


/ 


* 


* Smithſiſelt. 145 





— 
* — 








das nenne man feinen Mord. — Man ſprach von 
der Großmuth der Virginier; erwaͤhnte aber freylich 
nicht der gar nicht ſeltenen Beyſpiele, daß Gentlemen 
mit ihren Negreſſen Mulatten erzeugen, und ſolche 
Kinder ihr anerkanntes eigenes Blut, als Sklaven an 
andere verfaufen. — Man ruͤhmte die virginiſche Gafte 
freyheit, geſtund aber, daß die Furcht fuͤr Blattern, und 
andere Bedenklichkeiten, manchen Fremden ihre Thuͤre 
verſchlieſſen; wie denn überhaupt dieſe geruͤhmte Gaſt⸗ 
freyheit gar nicht ſo unbedingt iſt, ſondern ſich auf 
Bekannte und Empfohlne einſchraͤnket. Es ſchien wider⸗ 
ſprechend, wenn Herr Whitefield, unſer Wirth, zugab, 
daß Reiſende 20 und mehr Meilen reiten mußten, um 
ſein Haus zu erreichen, nachdem ſie an manchen andern 
vergeblich angeklopft hatten, und doch die Gaſtfreyheit 
feiner Landleute allgemein vertheidigfe. Noch widerfpres 
chender aber ſchien es, wenn man dieſe belobte ſich 
über alles erhebende Gefehfchaft die Nohheit der ameri⸗ 
aniſchen Indianer ſchildern hoͤrte, und hoͤrte, daß ſie 
den angebornen, alle andere Nationen. geringfchäzenden 
Stolz der Indianer, mit welchen fie die Weiffen, (die 
edlen Virginier nicht ausgeſchloſſen,) nad) einem ihnen 
eigenen Ausdruck, mit weiffem Hundskoth vergleichen, 
als den deutlichften SE ihrer barbarifchen Begriffe 
angaben. — i 
Schoͤpfs R. I. K Ich 


* 


146 Sichel. 











Ich Habe bey weitem nicht alles, und Fein Wort 
mehr angeführt, ale was in diefer abendlichen Unter⸗ 
haltung wirklich erwaͤhnt wurde; aber es bedurfte auch 
kaum mehr, um die Bemerkung, die man im allgemeis 

nen über den Charafter der Virginier machet, zu bes 
flätigen. „Die Virginier find ein luſtiges gaſtfrehes, 


und im Ganzen ein manierliches Volk; einige von 


ihnen beſchuldiget man einer beſondern Eitelkeit und 
„Prahlerey, und dieſe Beſchuldigung iſt nicht ohne allen 
„Grund,ſagt Guthrie — und das nemliche ſagen Bur⸗ 
naby und andere Reiſende, welche alle ſich der Epithe⸗ 
ten, careleſs, loitering about, ſociable, carouſſing, 
proud, jealous, boashing, haughty u. f. w. bedienen, 
wenn fie von ihnen fprechen. Wahr ift es, die Gent 
lemen von Vermögen (und ihrer find viele) leben auf 
ihren Landfizen forgenlos und unabhängig, wenn fie 
nur ihre Taren bezahlt haben, und ihre Ausgaben 


nah ihrem Einkommen abmeffen. Wenn nicht ein 


Trieb zu politifhen Handeln fie aus ihrer Unthätigfeit 
reiſſet, ſo bringen ſie ihre Tage im Muͤſſiggang und 
ſolchen Ergoͤzlichkeiten zu, deren der Aufenthalt auf dem 
Lande faͤhig iſt. Denn, daß fie etwa mit aller Ges 
mächlichfeit der trägen Arbeit ihrer Sflaven nachfehen, 
fan man felber nicht Arbeit oder Anfteengung nennen. 
Den größten Theil der —— waͤlzen ſie ſich auf 

wei⸗ 


l [2 


0% . Smirhfied, 147 








weichen Polftern (Pallet) unter Beyſtand von einem 
oder etlichen Negern, welche ven Fliegen wehren, die 


Pfeiffe anzůnden, den Punſch, Sangry, Toddy, oder. | Ä 
Julap darreichen muͤſſen. Man tabele fie aber nicht 


voreilig, fondern bedenfe, daß überhaupt der gröffere 


ESdheil der Menfchen fich überall eben fo gerne die neme 
9 lichen Bequemlichteiten erlauben wuͤrde, wenn nicht an⸗ 


N 


dere Verhaͤltniſſe und Antriebe fie hinderten, oder ein 
warmes, allgemein, zum Muͤſſiggang reizendes Klima, 
und Fülle der Nahrung, fie eben fo dazu einlüde. Mit 
fih ſelber vergnuͤgt, uͤberhebt fich der Virginier aller 
unnöthigen Anfivengungen des Geiftes und Körpers, 
die etwas anders als fein Vergnügen zum Zweck hät 
ten. Er liegt, aber er ſtudiert nicht um mit Gelehr⸗ 
famfeit prangen zu Finnen, welche ihn weder durch 
Titel, Rang, oder. einträglihe Aemter für durchwachte 
Nächte entfchädigen würde. Der Aufenthalt. auf eins 
famen Landfisen ift den Mufen günfig, wenn fie fich 
dem Gemwühle der Städte und zerſtreuender Zirkel ent 


ziehen, und den anderwaͤrts gefammleten Schaz von 


Erfenntniffen in. philoſophiſcher Ruhe muchern und 


Früchte bringen laſſen. Aber ungünfig ift er, Liebe, 


für Wiffenfchaften,, Eifer und Nachahmungsgeiſt in jun⸗ 
gen Gemüthern zu entzlinden. Daher fähret die virgi⸗ 
niſche Jugend in der Lebensart ihrer Vaͤter, Ver⸗ 

na wandten 


F 


* 


u  Smiepfielh. EN 


2* 











wandten und Nachbarn fort, und waͤchſet ohne vielen 
litterariſchen Unterricht auf, den fie theils aus Mangel 
an Gelegenheiten entbehren müffen, theils auch für 
- überflüffig halten. Ein virginifcher Yüngling von 15 
i ‘Jahren if daher ſchon der nemliche Mann, In er 
nah noch einmal fo viel Jahren feyn wird. Mit 15 
Jahren giebt ihm der Vater ein Pferd und einen Ne⸗ 
ger, und num ſchwaͤrmt er im Lande umher, beſucht 
alle Fuchsjagden , Nferderennen, und Hahnengefechte, 
‚ohne weiter wag zu treiben; nur noch eine Frau iſt 
feine einzige und naͤchſte Sorge. Ein Herr aus Pe⸗ 
tersburg ergehlte mir, daß er feinen Sohn nad) Edin- 
burg ſchicken würde, um ihn einen Doftor werden zu 
laffen, denn er verzweifelte, daß er jemals mehr heu⸗ 
rathen und eine Plantage zu uͤbernehmen ſich entſchlieſ⸗ 
fen würde, weil er ſchon 2r Jahre alt war. — Man 
müßte aber fehr unbillig feyn, wenn man nicht zugeben 
wollte, daß die Virginier helle und ducchdringende Vers 
ffandgfräfte bey jeder Gelegenheit äuffern; nur ſchade 
iſt es, daß der Geſchmack an Wiſſenſchaften noch nicht un⸗ 
ter ihnen fo allgemein worden, als unter ihren noͤrdli⸗ 
hen Nachbarn. Auch muß man befennen, daß bie 
Virginier vieles Vorzuͤgliche in ihrem Aeuſſerlichen has 
ben; fie find größtentheilg mohlgebildete, fchlanfe und 
gewandte Figuren, mit gut modellirten Gefichtern, und 

gewiß 


“  - Smicbfiel.. 149 
—tr — —— er 
gewiß wird man ſelten Kruͤppel und gebrechliche 
unter ihnen gewahr, ſolche ausgenommen, 


Sein 5 Kriege oder durch andere Zufäle werden. 











= 


Negenwetter verhinderte unfere Abreife am nächften 
Vormittag von Smithfield ; wir wollten aber nicht gerne 
länger hier verweilen, ungeachtet, wir das nächte, 


Wirthshaus, 20 Meilen davon, faum- erreichen Fonns 
ten, ohne Gefahr in der frühen Nacht ung in den ewi⸗ 
gen Waldungen zu verlieren. Man nannte ung aber- 
einen an der Straffe mohnenden , fehr gaftfreyen Mann 
(a mighty hofpitable Man); und noch, voll des Nach⸗ 
klanges von der noch geſtern ſo hoch geprieſenen vir⸗ 
giniſchen Gaſtfreyheit, wollten wie unſer Heil ver⸗ 
ſuchen, ritten durch Sand, Sumpf und Waldung 12 
lange Meilen nach einen Arm des Nanſemond⸗Creecks, 
und hielten bey dem uns geruͤhmten Hauſe geziemende 
Anfrage um Nachtquartier. Es war Nacht, und truͤber 
unfreundlicher Weyhnachtabend. Nach wiederholten 
Fragen, woher wir kaͤmen, wer uns her geſchickt u. f. 
w., nach ebenmaͤſſig wiederholten Erinnerungen, daß 
bier fein oͤſſentlich Haus gehalten, ſondern Reiſende 
(die ſich wicht abweiſen laſſen) unentgeldlich beherbergt 
wuͤrden; nach wiederholter Berathſchlagung zwiſchen 
Mann und Frau, murbden wir endlich mit üblem As 

83 | fand 





°  fland angenommen. Wir entfernten ung am nächften 


a 


* | 
J 


sa 


N 
A 


„Morgen ‚gar gerne und bald. Unweit dem Haufe famen 
wir über Eberits⸗ Bridge, nach dem Namen unſers 


Wirte genannt, welcher fie mit Erlaubniß der Aſſembly 
erbaut hatte, um die Straffe, welche fonft anderwaͤrts 
Ing, ‚vor feinem Haufe und Kaufladen vorben zu leis 
ten. Ohngeachtet er nun von dieſer Straſſenveraͤnde⸗ 


rung Vortheile erwartete und genoß, ſo hielt er ſich 
doch nicht fuͤr verpflichtet, zugleich auch fuͤr das Unter⸗ 
kommen der 1 zu forgen. 


Suffolc, war das nächfte, an einem andern Arm x 
des Nanſemond⸗ Creecks, welcher gar nicht breit iſt, 
gelegene Städtchen, 20 Meilen von Smithfield, ımd 


etwas groͤſſer als lezteres. Diefer Ort trich ehemals 


guten Handel mit Pech, <heer Holzgeraͤthe, und ans 


dern Produkten dieſes Theils von Virginien und des 
benachbarten Nordkarolina, deſſen Graͤnzlinie nur 22 
Meilen von hier iſt. Von 100 niedrigen hoͤlzernen 
Haͤuſern, die Suffolck hatte, ſtehen nur wenige; die 
übrigen waren im May 1779 ton einer Parthey brit⸗ 
tifcher Truppen abgebrannt, melde eine Expedition 


von Neuyork aus nah Virginien machte, und ohne 


Widerſtand gefunden zu haben, mit reicher Beute von. 
Toback ıc, zurück kam. Der feine und tiefe Sand fält 
den 


> 
— 





den Fußgänger in den. Strafen fehr unbequem ; Steine ‚ 
hat: man nicht, um fie zu pflaſtern; man bedient. ſich 


daher eines andern Mittels, um vor den Haͤuſern we ⸗ 
nigſtens etwas feſtern Boden zu erhalten, indem — x 


hinlaͤnglich Pech und Theer über und in den Sand mi⸗ 


ſchet, die Maſſe durcheinander ruͤhret und hart werden — 7 
laͤſſet. — Der Nanſemond iſt fuͤr kleine Fahrzeuge 


ſchiffbar bis hieher; eine hoͤlzerne verfallene Bruͤcke — 
und ſeichtes Waſſer hindern ſie weiter zu gehen; eine 
Meile von bier fan man durch den Fluß waden, wel⸗ 
cher nebft feinen andern Arm, bey Hampton «Road, ſich 
in den James «River ergieffe. Die meilten Ausfuhr 
Artickel diefer Gegenden, Theer, Terpenthin, Pech, 
I Holzwerk, gefalzen Fleiſch vc. gehen nach Weftindien s 
7 von moher bie biefigen Krämer und Kaufleute Zucker, 
Mm Kaffee x. zurucknehmen, und mit geoffen Bora 
theil an die Landleute gegen die erwähnten Landespro⸗ 
dukte vertauſchen. Dieſer weſtindiſche Handel wird in 
kleinen Fahrzeugen, in Schaluppen von 20 — 30 — 50 
. Tonnen beitieben, und folglich gehören Feine groffen 
Kapitalien dazu, denn dee Weg iſt kurz, bie Ausruͤſtung 
nicht koſtbar, und gemeiniglich find wicht mehr als 
2 oder 3 Neger , nebſt einem Weiflen, an Bord. Salz; 
it um diefe Schlachtzeit ein nothiwendiger und betraͤcht⸗ 
licher Doudlungg » Uesicel, zur Bereiiung des eigenen 
8 4 Bine 


I 


152 Suffolck. 
RR 1 * 








— x 
Wintervorraths, und des zur Ausfuhr beftimmten Flei⸗ 


ſches. Wenn die Schiffe, welche ed von Tortola, 
Thurks⸗Island, und andern weftindifchen Inſeln holen 


über die Zeit ausbleiben, fo fteiget e8 auf 3 — 4fachen 


Preiß zum groffen Vortheil der Krämer, welche Vor⸗ 
rath Haben. Waͤhrendes Kriege, da die Schiffahrt fo 


unficher war, litte man oft groffen Mangel daran, das 
mals verfuchte man Salz an der Seefüfte zu bereiten, 
aber die Verſuche, das Seewaffer in Gruben (Salt- 
ponds) anfchieffen zu laffen, gelangen an diefer Küfte 
unterm 36 und 37 Grab der Breite nicht, da ed doch 
in Europa noch unterm 46 und Arten bewerfftelliget 
wird, Wenn nicht die Witterung ſehr unguͤnſtig, oder 
die Behandlung ungeſchickt war, fo fan feine andere 
Urfache für das Mißlingen diefer Verſuche angegeben 
werden, als die vielen groffen Landſtroͤme, welche das 
Maffer des Deeans längft der Küfte weniger gefalzen 
feyn laſſen. | 


Bon Dorf in Virginien an big hieher, und noch 
weiter, konnte man deutlich bemerfen y daß die füdlichen 
Bänfe und Ufer aller Flüffe und Creecks, über die wir 
famen, höher, oder vielmehr fleiler und fchroffer abge» 
fhnitten waren, als die enfgegengefegten nördlichen, 
welche durchgehende länger abhängend und abgefchlemm« 

ter 


M— 


Portsmouth uud Norfolf. 153 
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ter find; denn übrigens fan man nicht fagen, daß die 


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allgemeine Sandfläche , durch welche fie flieffen, ungleich 


Norden, Nordoft und Nordweſt Fommenden Stürme - 
feyn, die mehr Eindruck auf der Seite, von welherfie 


Er 
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fommen, machen? Es ift Hauptfächlich da bemerkbar, 


wo die Creecks eine beträchtliche Krümmung haben. 


Dreyſſig Meilen von Suffold, am Elizabeth⸗River 
und nahe an deffen Ausfluß in Cheafapeafbay, liegen 
an deffen beyden Ufern die Städte Portsmouth und 
Norfolk. Lezteree war ehemals nicht nur ein ſehr 
fehöner , foadern auch ein fehr volfreicher Ort, welchem 
feine vortheilhafte Lage an ter Mündung der Bay (*) 

| Rs viele 








CH) Es iſt merkwürdig, daß das Waffer zur Flutbzeit an 
der Mündung von Cheafapeafbay Faum 2 Fuß hoch fleiget, 
da es hingegen an der Mündung des Delaware gegen 
7 Fuß beträgt. Wenn man annimmt, daß eine gleiche 
Menge Wafjers gegen dieſe beyde Mündungen angetrieben 
wird, fo findet es wenigern Widerkand, und mehr Raum, 
fich in Cheaſapeackbay zu vertheilen, als an der Mündung 
des Delamarefluffes, wo es fich ſtemmen muß. Daher if 
auch an der Mündung des Potowmacks höhere Fluth, als 
an der Mündung von Chraſapeackbay. 


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wäre. Sollte das die Wirkung der haͤufigern on 


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154 Der Dismal Swamp. 


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viele Geſchaͤfte zubrachte; aber der ganze Ort ward 
gleich im Anfange der Unruhen in die Aſche gelegt. 
Portsmouth hat zum Theil dag nemliche Schickſal ers 


fahren. Beyde Drte aber haben Hoffnung wieder in 
Aufnahme zu kommen; doch wird es Weile brauchen, 


bis Norfolk feine 6000 Einwohner, die ed mit Inbe—⸗— 
grif der Rieger gehabt haben fol, wieder fammlet, da 


die Handlungsgefchäfte fich unterdeffen in andere Kanäle 
vertheilet Haben. Dieſe Städte lagen auffer unferm 
Wege, ich erwähnte ihrer blog um der Nachbarfchaft wil« 


Ten, und weil ihre Namen fonft auch aus der RENNER. 


deg — bekannt Tone 


Eine beruffene Gegend, an welcher bie Straſſe 


von Suffolk nach Cunningham's vorbeyfuͤhret, iſt der 


Dismal Stwamp, auch great Dismal Swamp genannt, 
zum Unterſchied deg Alligator Dismal Swamp’s , twelcher 
unmeit von jenem in Nordfaroline zwiſchen Albemarle 


und Pemtifoe» Sound lieget. Der erſte lieget zwiſchen 


Norfolk und Suffolk, dem 6o Meilen von leztern ent 
fernten Edenton und der Seekuͤſte, und iſt eine ſumpfich⸗ 
te, die, undurchdringkihe Wildniß, gegen 40 — 50 
Meilen von Nord nah Süden lang, und 20 — 25 
breit. An ihm halten fi die meiften norbamerifa- 
niſchen Raub⸗ und andere wilde Thiere, Bären, Wölfe, 

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Di a ne 


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4 


Der Dim Swan. 155. 


der hieft ige Tiger Eelis coneolor Schreb.), um 
Opoſſums/ Rakoons, Fuͤchſe / Eichhoͤrnchen, und wer 
weiß was alles, auf — denn wenige Perſonen wagen ſich 
hinein, und noch wenigere kennen etwas davon, als 
nom Hoͤrenſagen. Schlangen ſind in dieſen und an⸗ 
dern moraſtigen Gegenden ſelten. Als noch brittiſche 
Beſazungen in Norfolk und Portsmouth lagen, wurde 
von den Amerikanern ein Fußpfad durch einen Theil 
dieſes Swamp's gehauen zum geheimern Weg für 
Spione; es wurden nemlich groſſe Baͤume einer vor 
den andern gefaͤllet, uͤber welche man ſpringen und 
klettern mußte; wem der Fuß entglitſchte, der ſank bis 
an den Hals in tiefen fetten Schlamm und Waſſer. 
Unterdeſſen laſſen ſich aber doch hin und wieder ein, 
zelne kleine und beſtaͤndig trockene Flecke finden, und 
dieſe haben entlaufene Negerſclaven oͤfters zu einen 
ſichern und vielaͤhrigen Aufenthalt benuzt, gegen alle 
Nachſtellungen ihrer Herren, und auch der zunaͤchſt 
um den Sumpf herumwohnenden Pflanzer, welche ſich 
hüten ihm zu beſuchen. Solche Neger » Flüchtlinge leb⸗ 
ten- daher in Sicherheit und ohne Mangel, denk fie 
bauten ſich Hütten, pftanzten ſich Korn, zogen Schweine 
und Huͤner, die fie in der Nachbarſchaft geſtohlen hats 
ten, und hatten natürlich auch freye Jagd in ihrem 
- Gebiete. In der Mitte der Wüdniß iſt ein groſſer 








En ? Teig 


156 Der Dismal Swamp. 
Teich von frifchem Waffer, der einige Meilen im Ums 
fang und 2 — 3 Klaftern Tiefe haben fol. Eine Ger 
fellfchaft, welche, unter dem Namen der Swamp Com⸗ 
pany, im Beſiz des größten Theils der an dieſen 
Sumpf graͤnzenden Laͤndereyen, und bes Sumpfes ſelber 
iſt, hatte Anſtalten gemacht, den Sumpf urbar zu mar 
chen, und hauptſaͤchlich auf Reißbau zu benuzen, wozu 
dieſe Gegenden allerdings wohlgelegen ſind. Beym 
Ausbruch des Krieges gerieth aber ihre Unternehmung 
ins Stecken, (indem die meiſten dabey angeſtellten Ne⸗ 
ger entliefen, oder ſonſt verloren giengen,) welche auſſer⸗ 
dem ſehr wohlthaͤtige Wirkungen wuͤrde gehabt haben, 
indem ſie eines Theils die ungeheure Urſache einer 
groſſen Kraͤnklichkeit der umliegenden Gegenden geho» 
ben, als auch durch den ſehr vortheilhaften Anbau des 
Reiſſes, einen neuen Handelszweig wuͤrde eröffnet has 
ben. Eine fehr groffe Menge Vieh wird dortherum 
gezogen, und das Nindfleifch dieſer Gegenden foll weit 
beffee und fchmackhafter feyn, weil das Vieh fich von 
Schilf und Rohr nähret, als anderwaͤrts, wo es auf 
trocknen fandiaten Boden weidet. An der Auffenfeite 
des Swamps, wo wir vorben famen, und welde 
nichts gegen das innere deffelben ift, haften wir genug 
zu hun, um durchzukommen, die Straffen waren vol 
Wafler 








ie u Bin i 1 157 





Maffer und Schlamm, durch welchen unſere Pferde 
— obue Muͤhe wadeten. 


A die Rechnung dieſes und anderer Simofe, ee 
—* man ohne Zweifel die vielen Fieber, welche 
die Leute der naheliegenden Gegenden ausmergeln, und 
ihre unluſtigen bleichen Geſichter, ſezen. Vor nicht gar lan⸗ 
ger Zeit verurſachte ein Nervenfieber (nach der Angabe 
der Landleute) eine ſchreckliche Niederlage unter den 
Negern und uͤbrigen Einwohnern; die. Krankheit be 
gann mit aufferordentlicher Schwäche , Kopf» und Raͤ⸗ 
ckenſchmerzen, und wurde oft ſchon in den erſten 
12 — 24 Stunden toͤdtlich. Die Landleute, welche auf 
trocknem Sandboden und entfernt von Fluͤſſen und 
Suͤmpfen leben, genieſſen gemeiniglich einer beſſern 
Geſundheit, die Herbſtkrankheiten ausgenommen, welche 
fich beynahe allgemein über die ganze Küfte verbreiten. 
Die Virginier leben Übrigens ziemlich regelmäffig; mas 
chen fih mit Keuten viele Bewegung, ‚find mäffig im 
Efien, und auch im Trinken nicht allgemein ausſchwei⸗ 
fend. Ihre einheimiſchen Getraͤnke find ſaurer halb⸗ 
vergohrner truͤber Cyder, Perſimon⸗Bier, Aepfel⸗ 
und Pfirſich Brandtwein (Whiskey); ordentlich Bier 
zu braunen, hat man im vordern DVirginien noch wenige 
oder gar Feine Verſuche gemacht. 


Nord; 


158 Nordkarolina. 
es Mordfarolina. 
Eine gerade Linie, unter 37% 37! nördlicher Brei⸗ 

te, vom atlantifchen Meere an bis zum Miſſiſſippi, 

oder vom 76ften bis zum hoſten Grad meftlicher Ränge, 
ſcheidet Virginien und Nosdfarolina. Diefe Gränzlinie 
it noch erſt vor kurzem in den hintern meftlichen Ges 
genden gemeffen und abgeſteckt worden. Die Ausdehe 
ming des Staats von Nordkarolina, von Morgen nach 

Abend, betraͤgt daher an 720 Meilen; ſeine Breite 

Hingegen, von der virginiſchen bis zur fübfarolinifchen 

Graͤnze, oder von obengenannter nördlicher Breite bis 

ungefähe zum 35° nördlicher Breite erſtreckt fih nur 

auf etwa 110 Meilen. Es ift aber die Gränzlinie 
zwifhen Nord» und Suͤdkarolina, befonders in und 

Durch die weſtlichen Gefilde, zur Zeit noch nicht genau 

Berichtiget und einigen Ötreitigfeiten unterworfen. 


4 








Bey einer neuern Berichtigung der Gränzlinie, 
zwifchen Virginien und Nordfarolina, fand es fich, dag 
folche unmittelbar hinter dem Wohnhauſe eines an dies 
fer Straſſe ſeßhaften Mannes wegſirich, und feine 
Ländereyen fo theilte, daß fie Halb in diefem, und halb 
in jenem Staat zu liegen famen. Sein Wohnhaus 
blieb noch auf virginifcher Seite; nun hatte er aber 
den Einfall fich eigends eine neue Küche auf der nord⸗ 

karo⸗ 


Nordkarollna. 159 
——— 
karoliniſchen Seite And ſo hinzuſezen, daß die Dach⸗ 











traufe recht auf die Graͤnzlinie fallen mußte. Er wollte 


das Vergnügen haben, von ſich ſagen zu koͤnnen, dag. 
er täglich die Mahlzeiten in Virginien verzehre, * 


in Nordkarolina fuͤr ihn bereitet wuͤrden. 54 


— dem TR der Hudccheft ändert ſich nichts; 
alles bleibt Sandflaͤche und Fohrenwaldung; nur wird 
man allzumal einige mehrere Eichen gewahr. Man 


muß ſich dieſe von Virginien her durchreiſeten Gegenden, 


eben ſo wie die vorhergehenden und nachfolgenden, als 
eine einzige zuſammenhaͤngende unermeßliche Waldung, 
als einen Ocean von Baͤumen vorſtellen, in welchem 
man nur hin und wieder iſolirte angebaute Flecke von 
mehr oder mindern Umfang, ober was man eine Plan⸗ 
tage (Plantation) nennet, antrifft. Ein beſſeres oder 
fchlechteres Wohnhaus ſtehet gemeiniglich in der Mitte 
der Felder; die Küche und andere geringe Nebengedäude 
fiehen abgeſondert davon. In etwas weiterer Entfer⸗ 
nung ſtehen auf den Feldern der virginiſchen Toback⸗ 
plantagen, die zum Aufhängen und Trocknen des To⸗ 
backs, oder, wie in Sübfarolina, die zur Bereitung 
des Indigo, beftimniten Hütten. Da aber in diefen 
Gegenden von Nordfarolina zur Zeit weder dag eine 
noch das andere erzielee wird, fo vermiffet man ber- 

gleis 


> 


a t \ WELT 


160 | Nordkarolina. 











7 


gleichen Nebengebaͤude, und es ſchraͤnkt ſich alles auf 
ein paar Negerhuͤtten und Vorrathshaͤuſer ein, welche 
felten dem Wohnhaufe des Heren an äuferem Unfehen 
nachſtehen. Solche Plantagen ‚findet man nad) Befchafs 
fenheit der Gegenden. in verfchiedenen Entfernungen zu 
3 — 6 Meilen, und oft nur alle 10 — 15 — 20 Meis 
len, in diefen Waldungen zerſtreuet. 


Aber eben diefe Waldungen find eg, welche dem 
dermaligen Einwohner von Norbfarolina nicht nur Uns 
terhalt und Befchäftigung, fondern auch Erwerbsmittel 
| zu einem bequemern Leben und nicht felten zu beträchte 
lihen Vermögen gewähren. Denn die Produkte diefer 
Fohrenwaldungen an und für ſich ſowohl, als auch der 
in ihnen mit geringer, Mühe und Koften unterhaltene 
zahlreiche Viehſtand, und. das hier noch ziemlich haͤu⸗ 
fige Wild, lieferten von jeher die wichtigfien Ausfuhrs 
Artickel diefer Proving, welche ehedem groͤßtentheils 
auf meftindifchen Märkten nahen und bequemen Abfaz 
fanden. , | ii 
Durch folche einfame Gegenden nun haften wir 
von Suffolck bis nach Edenton 68 , oder von der Graͤnze 
an 44 Meilen zu reifen. Die Langeweile der einförmis 
sen Waldungen und des todten Winters wurden nur 
durch 


Nordfarofina, 161 
durch wenige neue Gegenflände unterbrochen, melche 
dieſer Provinz zwar nicht ausfchlieffend eigen find, Cine 
dem fie von meiften Naturprodukte mit VBirginien von 
der einen, und mit Suͤdkarolina von der andern Seite 
- gemein hat,) aber: doch num etwas häufiger vorfamen. 

SDer Buzzard (Vultur Aura L.) (*), iſt in den 
J ‚Provinzen von Amerifa ein. fehr : gemeiner 
Vogel. Er hat die Groͤſſe eines welſchen Hahnes, dem 
er: ‚auch: in der Entfernung an Geftalt und Farbe nicht 
ganz unaͤhnlich iſt, ſo dag Neulinge oͤfters einen fuͤr 
den andern anſahen. Die Farbe des Körpers iſt 
ſchwaͤrzlich braun; die nackte und runzlichte Stirne 
und der Schnabel bis zur Spize ſind roth. Die 
Augen groß, lebhaft und braͤunlicht; vor jedem der⸗ 
ſelben ſtehet eine mit kurzen Borſten beſezte groſſe und 
weiſſe Warze. Seine langgeſchlizten Naſenloͤcher ſtehen 
von beyden Seiten weit offen, und haben feine Scheis 
van zwifchen ſich; die, Schleimhaut der Nafe ift 
blich ſehr falticht, dicke und feucht. Durch diefe 
ausgezeichnete Beſchaffenheit der. Geruchswerkzeuge wird. g 
die Verſicherung/ daß er Aas auf viele Meilen weit 


* Sara * sr u — rie⸗ 




















| ‘(*) Buteo fpecie gallopavonis. Cat. Carol. I. tab 6. — 


— 
— 
— 


162. Rordkarolina 


— 











— re ee 


riechen folk, ar, nicht beiwiefen ; aber doch wahrſchein⸗ 
lich gemacht. Die Zunge iſt gerinnt; der Rand davon 
und der Gaumen rückwärts gezaͤhnt. Schenkel, Fuͤſſe 
und Krallen ſind bey ihm nicht fo ſtark und nervicht, 
wie bey andern ſeines Geſchlechts, welche ſich von 
| lebendigen Raub nähren. Der Buzzard brauchte nicht 
ſtark zu feyn, weil ihn die Natur blos auf todte Körper 
angemwiefen hat, und er niemals, oder hoͤchſt ſelten, 
fih) an Tebendige Thiere waget. Er begnügt ſich mit 
Unrath umd Aeſern, deren Geftank in einem: ſo war⸗ 
men Lande fonft nachtheilig feyn würde. Aus diefer 
Urfache wird er nirgend beleidiget, und überall, auch 
fogar in bewohnten Städten, geduldet; es ift gefezlich 
unterfage, ihn zu tödten, und daher iſt er auch gar 
nicht (hen. Wenn er aber doch verwundet, oder feis 
ner Freyheit beraubt wird, fo bezeigt er fich furchtſam, 
und widerfezt fich nicht, wenn man ihn angreift; doch 
wird man eben nicht fehr eingeladen, fich in der Nähe 
mit ihm zu befaffen , denn feine Atmosphäre riecht: aas⸗ 
haft, und er hat immer den Mund vol regurgitirenden 
dUnflath, welchen er, mie es ſcheint, aus Furcht oder 
Angſt, wegbricht. Man ſagt, daß ſie menſchliche Leich⸗ 
name unangetaſtet lieſſen. Sie bruͤten in Felsloͤcher 
und hole Bäume In Wäldern ſizen fie auf dem 
Wipfeln der Bäume, und man wird ihrer öfters ſehr 
viele 


Nordfarolina. 163 








viele beyſammen gewahr. — Die Breite von einer 
Sligeifpige beträgt gemeiniglich von 5 und einen halben 
‚bis 6 Fuß. — Die erſtern diefer Voͤgel bemerften wie 
ſchon um den James⸗-River; es ſcheinet nicht, daß ſie 
ſich viel weiter nach Norden begeben, nach Suͤden hin 
aber werden ſie uͤberall haͤufiger und ſoreranen an⸗ 
getroffen. 


Von den Zugvoͤgeln, welche zu Anfang des Win⸗ 
ters die noͤrdlichen und mittlern Provinzen von Ame⸗ 
rika verlaſſen, verweilen einige in diefem fchon etwas 
gemaͤſſigtern Landesflrihe; andere begeben fich noch 
weiter nad) Süden. , Auch wilde Enten und die meie 
fien Waffervögel, welche im Fruͤhlinge und Sommer 
auf. den nördlichern Seen und Fluͤſſen anzutreffen 
ſind, uͤberwintern hier. — Man erwaͤhnte einer Art 
Schwaͤne, welche den europaͤiſchen aͤhnlich, und auf 
den hieſigen Fluͤſſen ſich aufhalten ſollen; ich bekam 
aber keinen zu ſehen. — Wilde welſche Haͤhne ſind 
nicht aur zahlreich, ſondern auch von anſehnlichem Ge⸗ 
wicht, in dieſen Waldungen anzutreffen. : 


Die europäifche Biene ift in den meifien Waldun⸗ 
gen bon Amerifa, befonders aber in den füdlichen, bey» 
nahe einheimifch . geworden. Die Amerifaner Fannten 

ta, fie 


SER Norbkarofin.. 


fie vorher nicht , und nennen fie die europäifche Stiege, 
In den vielen holen Bäumen, und unter einem günftie 
gen und für fie nabrungsreichen Klima, haben fie ſich 
bald und Häufig vermehre. Es wird aber dennoch 
wenig von ihrem Honig eingefammlet; die Bären ſpuͤh⸗ 
ren ihm nach, und finden eg durch ihren feinen Ges 
euch; fie fchleichen um folhe Bäume herum, und bes 
nagen fie — menn bie im Walde umherftreichenden 
Säger dieſes bemerfen, fo wird ihnen gemeiniglich dag 
Sell des Bären und das von ihm ausgemitterte Honig 
zu Theil. ° 








Eine geoffe Plage find für die in diefen Wäldern 
arbeitenden Menfchen im Sommer die Waldläufe 
(Tiks, Seedtiks, Acarus americanus L.). Sie find zu 
manchen Zeiten und an manchen Drten ſehr häufig; 
ihr Biß verurfacht geoffe Schmerzen und böfe Beulen; 
fie bohren mit ihrem Nüffel tief in die Haut, man muß 
daher, wo fie fich feſt geſaugt haben, firhen fie ganz 
herauszugraben. Bon diefer Plage hörte man zu meis 
ner Zeit wenig in den nördlichen Gegenden, mo fie 
doch, nach Herrn Kalms Bericht, in den Jahren 1748, 
1749 und 1750 ebenfalls fehr häufig, und häufiger als 
jemals vorher, gemefen find. 


Don 


Nordkarolina. 165 





Von dem James · River ber, wurde nun die unter 

bem gemeinen Namen des Moßes (Mofs) bekannte 
Schmarogerpflange immer häufiger, und oft maren die 
größten Bäume beynahe gänzlich damit überzogen. 
Dieſe ſonderbare Pflanze hat dem erſten Anblick nach 
viel ähnliches mit den hängenden Zlechtenarten ; fie bes 
fiehet aus dünnen, weichen, weißwollichten und aͤſtigen 
Faͤden, welche einen bis zwen und mehr Fuß lang von 
Stamm und Aeſten der Bäume herabhängen. Es ift 
die Tillanda ufneoides L. Man bemerfet fie ungleich 
häufiger an Eichen » und anderem Laubholze, als am Nas 
delholze; und oͤfter und überfchwenglicher auf todten, 
als auf lebenden Stämmen. Ob diefe Pflanze auf den 
erftern an fich beffer gebeihet und folche vorziehet , ober 
ob ihr überhandnehmendes Wachsthum die Bäume 
tödtet, will ich nicht entfcheiden. — Wenn man den 
äuffern wollichten Ueberzug abſtreifet, welches leichter 
an der trocknen Pflanze geſchiehet, ſo behaͤlt man 
ſchwarze, biegſame, ſtarke Faͤden, welche ſich ſehr wohl 
zu Matrazen, Polſtern u, dgl. brauchen laſſen, fo. wie 
die ganze Pflanze ſich ſehr gut zum Packen zerbrechli⸗ 
cher Waaren anwenden laͤſſet. — Die friſche Pflanze 
hat einen faden, etwas ſaͤuerlichen Geſchmack. Pferde 
genieſſen ſie ungerne; das Rindvieh bequemt ſich nur 
im Winter, aus Hunger und Mangel etwas beſſern, 
dazu; 


166  orbfarofina. 


2 * 











dazu; um denn dem im Walde ſich aufhaltenden Viehe 
diefe Nahrung zu verfchaffen, fällen die Landleute bie 
und da die am reichlichflen damit beladenen Bäume, 
In den Suͤmpfen, an den Ufern der Fluͤſſe, und 
andern niedrigen uͤberſchwemmten Stellen, mächfet 
überall eine uͤberſchwengliche Menge Schilf oder Rohe 
(Canes, Reeds), Die jüngern Blätter und zarten 
Spizen davon, gewähren ebenfalls dem in den Wäls 
dern fich ſelbſt überlaffenen Rindvieh, den hauptlaͤch⸗ 
lichften Theil feiner Winter Nahrung. Daher wird 
dem Pflanzer die Viehzucht fo aufferordentlich erleiche 
tert, indem er wenig zu beffen Unterhalt beyzutragen 
oder aufzuwenden hat, als big er es zur Maftung eins 
ftelfet. --- Diefe Rohre finden fih kaum nördlicher, 
als um Sjames » und Pork-Niver, aber weſtwaͤrts im 
Lande, auch jenfeits der Gebürge, find fie überall an 
ähnlichen Stellen fehr häufig. Sie fchieffen in ſtarken 
Dickichten cuf; die Rohre, melde 8 — 10 Zoll lange 
Schoffen oder Gelenke treiben, werden ı — 2 Zoll und 
drüber, im Durchfchnitte dicke. Ihre Höhe iſt gemeinig⸗ 
lich von 3 bis zu 12 Fuß, doch wachſen ſie an Stel⸗ 
len noch ungleich hoͤher. Ich habe keine Bluͤthe davon 
geſehen, und getraue mich daher nicht zu entſcheiden, 
zu welchem Geſchlechte (*) fie gehören. 


\ — 


Die 





A) Vielleicht Zizania aquatica I. — 


Nordkarolina. 167 








Die meiften der nordamerifanifchen einheimifchen 
wilden Thiere "find noch im dieſen weitläuftigen und 
duͤnn bewohnten Waldungen der vordern Gegenden von 
Nordkarolina anzutreffen. Wölfe, Bären, wilde Ras 
jen; der braune Tyger oder Cuguar, fo wie auch dee 
Biſon und das Orignal, laſſen fih in Nord» und Süd» | 
farolina Sfters noch weit vieffeits der Oſtſeite der Ges 
bürge betreten, 'wohin fie die gröffere Menge der Ein» 
mohner in ben nördlichen Provinzen verſcheucht hat. 
Der virginifche Hirſch, oder das fogenannte Deer (Cer- 
vus virginianus), deffen ich fehon mehrmalen erwähnt _ 
babe, durchſtreift diefe Gegenden noch in groffen Her⸗ 
ben. Mir fahen Hin und wieder mehrere beyfammen 
und ganz unbeforgt weiden. An Groͤſſe kommen fie uns 
fern Damhirſchen am nächften. Ihre Farbe tft durch» 
aus falb, oder fehr lichtbraun; bey gang jungen 
Thieren aber aus dem Salben ſtark ing Graue fallend 
und mit weiſſen Flecken eingeſprengt. Der flache 
Schwanz reicht dem Thiere bis an die Knie. Sie 
ſind aber höher und länger geſchenkelt, als die Dam⸗ 
hirfehe, und ſpringen mit gebogeners Ruͤcken. Die Ges 
meihe find an ber Wurzel rund, und nur nach den 
Enden zu fehr wenig oder gar nicht geflächet, aber 
vorwärts nach der Stirne zu gebogen und mit verfchies 
‚ denen Enden befeget. Die jährliche Ausfuhr von ihren 
7 DR Haͤn⸗ 


168 Nordkarolina. | 
Häuten-ift auch in diefer Provinz beträchtlich. Es mag 
ein Beweis von der Menge dieſer Thiere ſeyn, daß 
ein einzelner Mann am New ⸗River ſeit dem Fruͤh⸗ 
linge dieſes Jahres 175 Stuͤcke, und zwar blos der | 
Selle wegen, fchieffen Eonnte. Ein Stuͤck Wild, wenn 
man es nicht felber fchieffen fan oder will, wird ges 
woͤhnlich mit. einem, oder hoͤchſtens zween fpanifchen 
Dollars bezahlet, wofuͤr man. denn immer mehr als 
einen Centner an Wildpret bat. 





Bey ber forglofefien Behandlung hat ſich dag zahme 
Vieh aufferordentlih ſchnell und Häufig vermehrt, Es 
ift nichts ungewoͤhnliches, daß ein Mann. 100 und 
mehr Stücke Rindvieh befizet; einige zählen ihre Heer⸗ 
den nach Tauſenden, welche aber alle frey in Wäldern 
und Suͤmpfen herumfchweifen. Die Melfkühe werden 
badurch, dag man ihre Kälber in einer Huͤrde ein 
ſchlieſſet, und daß man ihnen ſelber täglich etwas Mays 
vorwirft, dahin gewoͤhnet, daß fie fich von Zeit zu Zeit 
bey dem Wohnhauſe einfinden, und ihre Milh Preiß 
geben. Das jedem Hofe zugehörige Died wird durch 
eigene und _befondere Einfchnitte in die Ohren (Ear- 
marks) beym Mind» Schaaf» und Schwein» Dich bes 
geichnet ; Pferde werden gebrannt. Das eigene Zeichen 
eines jeden Pflanzers iſt gerichtlich vegiftriret, und gilt 

daher 


Nordkarolina. 169 











daher als legitimer Beweis des Eigenthums, ſo wie 
Vertilgung oder, Nachfaͤlſchung deſſelben als Kapitals 
Verbrechen (Felony) angeſehen wird. — Rindfleiſch 
wird zur Ausfuhr wenig eingeſalzen; has das hiefige 
fol fh im Salse nicht gut halten, fondern hart und 
mager werben. Ueberhaupt ift das Rindfleiſch, in allen 
füdlich von Penfplvanien und Maryland gelegenen Pros 
vinzen, von: feiner fonderlichen Güte; das Vieh an ſich 


ſelber Hein und mager. Aber lebendig. wird es theils 


nach Weftindien ven dem vordern Gegenden: ausge 
- führt, von den hintern aber in groffen Heerden nad) 


Penfplvanien getrieben, und dafelbft für den Philae 


delphifhen Markt gemäftet. Aus dem Walde, und 
mager; wie es iſt, wird ein Stück ins andere, für 
3 bis 6 fpanifche Dollars an die Viehhändler verkauft ; 
diefer Ertrag ift dem Eigenthümer, welcher fo wenig 
-Unfoften und Muͤhe mit feiner Viehzucht hat, beynahe 
reiner Gewinn. — Die Schweine halten fich ebenfalls 
das ganze Jahr duch in den Wäldern auf. In den 
vordern Fohren» Walbungen find die Saamen ber Pech⸗ 
kiefer, welche groͤſſer ſind als die der andern Arten, 
ihre liebſte Nahrung; ſie wuͤhlen auch die jungen Wur⸗ 
zeln dieſer Kiefer auf, und freſſen die Rinde ab; aus 
dieſer Utſache kommt die Pechkiefer, wo fie einmal ab» 
getrieben worden, nicht wieder ſo leicht auf, als die 

85 an⸗ 


I 








andern Arten. Weiter im Lande finden die Schweine 
unter den zahlreichern Eichen , Kaſtanien, Buchen und 
Chinquapinseine noch beſſere Mafting. — Die traͤch⸗ 
tigen Schweine machen ſich im Walde ein Lager von 
Fohrenzweigen und werfen barein; der Eigenthümer 
ſucht fie auf, bringt fie in die Nähe feiner Wohnung, 
giebt ihnen ein befferes Lager von Stroh und bezeichnet 
die Ferfen. Um folche nachher an die Nachbarfchaft 
der Plantage zu gewöhnen, werden fie täglich einiges 
mal gelocket und mit Maysſtengeln gefüttert — Im 
Herbfte, nad) eingebrachter Mayserndte, werden aus 
dem Walde eine Anzahl Schweine zufammengeficht und 
zur Maft eingeftelt. Ein Yufchel Mays wird für jede 
Woche auf jedes Stück gerechnet, für 5 — 6 Wochen. 
Der Ertrag dee Mayserndte beftimmt daher die Zahl 
der zu mäftenden Schweine. Man hat gemäftete 
Schweine von 3 bis zu 500 Pfund Gewicht: Im Han 
del gehen die Tebendigen Schweine zu 3 — 31 fpanifche 
Dollar der Centner. Nirgends, auf dem ganzen Con. 
tinent, ift die Schweinezucht fo beträchtlich und vors 
theilhaft, als .in Nordkarolina. Ohne was im Lande 
felber verzehrt, eingefahen, ausgefuͤhrt und im Walde - 
von Raubthieren gefreffen wird, werden jährlich noch 
gegen 10 — 12000 Stuͤck Schweine, nad) Suͤdkarolma 
ſowohl als nach Virginien, ausgetrieben. Die Nord 

karo⸗ 


Nordfarofina. 171 





foroliner diirfen daher auch nicht ſcheel ſehen , wenn fie 
von ihren Nachbarn, Schweinemacher (Pork-makers), 
gefcholten werden, denn fie bedienen fih, wenn von 
ihrer Schweinezucht die Nede ift, felber des Ausdrucks: 
Mie machen Schweinefleifh (We make Pork). Unter 
diefen Umſtaͤnden aber, da ein Schwein fo viel ale 
nichts Eoftet, als was zulezt auf deffen Maftung vers 
wendet wird, innen auch die Norbfaroliner ihr gefals 
zenes Schweinefleifch um ein Drittheil oder um die Hälfte 
wohlfeiler zu Marfte ſchicken, als ihre Nachbarn in 
den nördlichen Staaten, mo firengere Winter und bes 
fchränftere Weidepläze den Unterhalt vertheuern. Hin 
gegen aber fommt es auch diefem an Güte nicht gleich; 
denn der Speck der Karolinifhen Schweine. ift weicher, 
und halt fich nicht fo gut. Aber eg ift auch noch nicht 
lange ber, feitdem man diefen Theil der Viehzucht mehr 
zu benusen angefangen hat — vielleicht. laſſen fich noch 
Vortheile zur Verbeſſerung defielden ausfindig machen. 





Von allem dem in den Waldungen umher ſchweifen⸗ 
den Nindvieh, Pferden und Schweinen, entgehen denn 
doch manche Stuͤcke ber Aufmerkfamfeit der Eigenthüs 
mer, werden entiveder gar nicht bejeichnet , oder vers 
laufen fich, werden von Naubthieren in Gegenden vers 
fprenget, wo man ihre Marten nicht kennet, oder ver» 

nich» 


172 Nordkarolina. 

mehren ſich ſo in noch unbewohnten Theilen des Lan⸗ 
des. Alle dieſe Thiere werden wilde genannt, und 
ſind niemandens Eigenthum, als auf weſſen Land ſi 
ſich finden laſſen. In einigen Gegenden aber iſt ein 
ſogenanntes Waldrecht (Wood-righr) eingeführt, nach 
welchem eine jede Plantage einen gewiſſen Antheil an 
allen wilden Heerden hat, welche ſich in ſolchen Be⸗ 
zirken befinden; und dieſes Recht kan, wie anderes 
Eigenthum, nach Belieben veraͤuſſert oder verkauft wer⸗ 
den. Am meiſten ſind die Schweine geneigt wieder 
wild zu werden, folgen dann nicht mehr dem Ruf und 
laſſen ſich nicht leicht zähmen. Ich konnte aber. nicht 
genau erfahren, ob ſolche wieder verwilderte Schweine 
und ihre Brut, dadurch den europaͤiſchen wilden Schwei⸗ 
nen wieder ähnlicher würden? ? 








Edenton war nun bie erffe Stadt, die wir in 
Nordfarolina zu fehen befamen, und fie it Feine von 
den ſchlechteſten, ob fie gleich aus nur etwa 100 hoͤl⸗ 
zernen Haͤuſern befiehet, welche fämmtlich von einander 
abftehend und mit Galerien (Piazzas) umgeben find. 
Sie war ehemals eine Zeit lang die Hauptſtadt dies. 
fer Provinz, und liegt an der Nordſeite des Albemarle 
Sounds, welcher hier 13 Meilen breit iſt, und den 
Handel dieſer Stadt immer befoͤrderte, obgleich der 

| Hafen 


Edenton. — ). 


» 





Hafen an und für ſich ſehr mittelmäffig, und die Schif⸗ 
fahrt in diefem ganzen Sund äufferft befchwerlich und: 
Iongmeilig if. Der Weg, welchen die Schiffe durch 
die fahrbaren und beften Kanäle von der See herauf 
nehmen müffen, beträgt beynahe 190. Meilen," obgleich 
die Stadt nicht über 35 — go Meilen in gerader Linie 
von der See ablieget. Eine kuͤrzere Fahrt wuͤrben die 
Schiffe haben, wenn der Roanoke⸗- und andere Einlaffe 
(Inlets) für nur mittlere Schiffe zugänglich wären. 
Bon der See aus haben Schiffe zuerft die Occacock⸗Bar 
zu paffiren, wo fie bey hoher Fluth nur 13 Fuß Waffer 
finden; nachher lieget ihnen noch eine andere 2 — 3 
Meilen breite Banf im Wege, der Smash genannt; 
welche aus hartem Sande beſtehet, und bey der hoͤch ⸗ 
fien Fluth nur 9 Fuß Waffer hat. Die Schiffe müffen 
daher zum Ein» und Auslaufen oft 8 — ı2 Tage, ja 
zuweilen Monate lang, auf die günftigften Gelegenheis 
ten warten, und doch noch der langweiligen Mühe ſich 
unterziehen, ihre Frachten weit von der Stadt durch 
Lichter (Lighrer) ein. und ausladen zu laffen. Wenn 
aber "ein auslaufendes Schiff zulezt auch beladen und 
über alle die Hinderniffe weg ift, ſo hat es bald nach 
feinem Eintritt in die See nfeder mit dem Gulfſtrom 
zu kaͤmpfen, welcher in dieſer Breite ſich dem feſten 
Lande ſehr naͤhert. Es vereinigen ſich alſo verſchiedene 
Um⸗ 





* 


174 Edenton. J 
Umſtaͤnde, die Schiffahrt zu hindern und befchwerlich 
zu machen, die man demohngeachtet aber zu Friedens⸗ 
zeiten durch Geduld uͤberwindet, und im Kriege zum 
wahren Vortheil des Ortes benuͤzet. Durch dieſe be⸗ 
ſondere und unguͤnſtige Lage des Ortes geſchahe es, 
daß waͤhrend des leztern Krieges der hieſige Handel 
ungewöhnlich. lebbaft und bluͤhend wurde. Man mar 
fiher, daß Feine feindlichen Fahrzeuge von Stärke ſich 
über die Barre und den Swash wagen durften. Das 
her flüchteten ſich die meiſten der amerifanifchen Hans 
delsichiffe hieher, wo ſie in ſicherer Ruhe ihre Ladun⸗ 
gen ablegen oder einnehmen konnten; es lieſſen ſich 
philadelphiſche Kaufleute bier nieder; die Virginier 
brachten ihren Toback auf der Achſe hieher, und holten. 
ſich weftindifche oder andere Waaren dafür, die man 
im Ueberfluß damals hier antraf. Bey diefem Betrieb 
des Handels befand fich Edenton fo wohl, daß feine 
Einwohner den Frieden noch weit hinaus wuͤnſchten, 
welcher” ihre Stadt nur wieder einfam und verlaffen 
machte. Es Tagen, dermalen nur drey Schiffe (top- 
fail Veflels) im Hafen, die in gutem Stande waren; 
aber viele groffe und Eleine Fahrzeuge waren da, welche 
bey dem Ausbruche des Krieges hieher gefluͤchtet wor⸗ 
den, und nun hald verfallen waren. Der Wurm thut 
biee wenig ER denn das Waſſe er iſt nur halb 
geſal⸗ 





Edenton. 175 


RE 





vr geſalzen (brakish), Es wird nun darauf ankommen, 
ob, Edenton, ohne beſondere und vorzuͤgliche Aufmerk⸗ 
fomfeit. der Regierung, wieder zu dem Befiz feines vo⸗ 
rigen Handels gelangen werde, denn. es ſcheinet, daß 
die, meiſten Sahrzeuge, welche in den Sund herauf fom- 
men, die Stadt vorbey und) unmittelbar - nach Halifax 
ad andern fleinen Städten. gehen, melde an den in 
biefem, Sound fi re Fluͤſſen am 








Man ee r 6; BON ee fer Lord 
Cornwallis auf: feinem. Zuge, duch, Nordfarolina nach 
Edenton kommen ſollte, dem er fi) einmal zu nähern 
fhien. Es würde freplich Teiche geweſen ſeyn, ihn. hier 


einzufchlieffen, weil von. der Landfeite zwiſchen fo. vielen. 
Sümpfen und Kriks, die ſich in den. Sound ergieſſen, 


nur Eine practicable Hauptſtraſſe iſt, die eine nach Vir⸗ 
ginien beſtimmte Armee nehmen Fünnte und zur Ueber⸗ 
fahrt uͤber den Sund waͤren eine groſſe Anzahl kleiner 
Boote erforderlich geweſen, welche durch keine groͤſſere 
bewaffnete Fahrzeuge, hätten. koͤnnen gedeckt werden; 


in ‚beiden Fällen ‚wäre, der Verluſt der. Armee bey⸗ 
nahe unvermeidlich. geweſen. Aber Lord Cornwallis 


kannte das Terrein fo gut als feine damals vor ihm 
fliehenden Feinde. 


* 
nr ‚ 
SENAT 


PR 





beimifchen Thee behalte Es find die Blaͤtter wo 
Ilex Caffine L. , eines mittelmäffig hoben, aber ſchonen 
Baumes oder Strauches, welcher mit ſeinen 
gruͤnen Slättern und rothen Beeren dieſe fandichten 
Gegenden ſehr häufig zieret; weiter nördlich aber und: Ro 
auch tiefer im Lande ift er feltener.’ Er wird hier ger 
meiniglich Yapan genennt; diefen Namen aber führe 
er gemeinfchaftlich mit der Cafline Peragua L.'(South- 
Sea Tea-tree),; welhe ebenfals an den Katolinifchen 
Küften vorfommt, und auch mit:ähnlichen Lobeserhebun⸗ 
gen zu Thee angewandt wird. Von den guten Eigen 
fchaften des hieſigen zuerſtgenannten Dapans haben die 
Landleute eine fehr vortheilhafte Meynung; fie bedienen 
fich deffen nicht nur flatt gemeinen Boheas zum Frühe 
ſtuͤck, fondern auch in beynahe allen Krankheiten. Nahe 
an der Seeküfte, wo das Trinkwaſſer nicht ganz rein 
iſt, iſt es ziemlich allgemeine Gewohnheit, ſolches vor, 
her mit dieſen Blaͤttern abzukochen. Der Aufguß da⸗ 
von iſt nicht unangenehm, wenn gehoͤrig damit verfah⸗ 
ren wird. Einige hacken auf eine ſudleriſche Weiſe 
die ganz friſchen Blaͤtter, Blattſtiele, Holz und Rinde 
durcheinander; welches aber dem Waſſer einen widris 
gen Gefchmack giebt. Sorgfältigere Dauswirthe laſſen 
die 


177 








* Ben Rufe etwas abgedünftet haben. Alſo bereitet, vers 
—* ext fich der Geſchmack durch das Aufbewahren, und 
wird. nicht felten das Pfund mit einem oder anderthalb 

Min: Dollar bezahlet. Man behauptet hier, daß diefer - 

Yapan-tea ehemals auch in England angefangen habe. 

fehr ‘beliebt zu werden, und das Pfund gerae mit einer 

halben Guinee bezahlt worden fey; man babe aber die 

Einfuhr deffelben verboten, aus Beforgniß, es möchte 

der Abfaz des chinefifchen Thees dadurch verringert 

werben. MR RE 


* * — X f —J 





Alle die — guten Eigenſcheften dieſes 
— find aber doch nicht im Stande, der Kränfliche 
keit der Einwohner vorzubeugen , welche hauptfächlich 
in den niedrigen, uͤberſchwemmten und fumpfichten Ges 
genden dieſer Landſchaften ſo allgemein iſt, und das An⸗ 
ſehen der Leute ſo bleich, verfallen und fruͤhzeitig 
alternd macht. Es gilt dieſes nicht allein von dem Be⸗ 
zirke um Edenton, ſondern auch von den aͤhnlichen La⸗ 
gen der ganzen uͤbrigen niedern Kuͤſte, welche dieſen 
SchörfeR.i.gp. M ke 


Testen Herbſt von Virginien herab big nah Suͤdke 


178 Edenton. — 5 









lina mit zahlreichen Fiebern heimgeſucht war. Nur ie 
in den tiefern und trodnern (*) Waldungen zerſtreuten/ 
und von groſſen Suͤmpfen mehr entferntern Landleute 
genoſſen dazumal, und gewoͤhnlich immer, einer etwas 
ſtandhaftern Geſundheit. Sie ſelber ſind geneigt, dieſe 
ihre beſſere Geſundheit der wohlthaͤtigen Wirkung des 
Pech⸗ und Thergeruchs, welchen ſie faſt immer einath⸗ 
weh und überhaupt den flüchtigen, balfamifchen Aus⸗ 
duͤnſtungen ihrer Nadelholzungen zuzuſchreiben; ſo wie 


auch viele es fuͤr ausgemacht annehmen, daß ſtehendes 


Waſſer in Nadelholzungen, wegen der ihm von dieſen 
harzreichen Baͤumen zu Theil werdenden Eigenſchaften, 
weniger zur Faͤulniß geneigt, und ſeine Ausduͤnſtungen 
nicht ſo ungeſund ſeyen. Unterdeſſen ſcheinet doch da 
wo groͤſſere Suͤmpfe in der Nähe find, die Pech⸗ und 
Ther » Atmosphäre nicht fo allgemeinen Schuz gegen 
die Fieber und andere Herbfifranfheiten zu gewähren, 
’ Zu 
A) Nah Hrn. Direkt. Achards Erfahrungen, (ehem. 
Annal. 1786. 8tes Stuͤck, S. 108.) ift aber doch die Luft 
an trockenen, von Moräften entfernten Orten, nicht gecade 
die befie. — Es werden alfo zu genauerer Erklärung obis 
ger Bemerkungen noch andere lokale und zur Zeit noch un— 
befannte Umſtaͤnde und Urſachen aufzufinden fen. — 


FAR: 


Edenton. 179 








Zu gleicher Zeit beftätiget fi aber auch diefe Erfahe 
rung; daß die Suͤmpfe, fo lange fie noch mit Bäumen 
und Gebüfchen befezt find, ver Gefundheit der anwoh⸗ 
| nenden Landleute weniger Nachthei bringen, als da, 
wo ſolche entweder natürlich blog liegen, oder wo man, 
der vorzunehmenden Kultur wegen, die fumpfichte und 
feuchtbarere Erde von Holz zu reinigen anfängt. Die 


pr 


befannte luftverbeſſernde Eigenſchaft der Gewaͤchſe er⸗ 


klaͤret dieſe Erfahrungen, und hierauf gruͤndete auch 


Franklin feinen Rath, die Waldungen in Virginien und 


Karolina mit Vorficht auszubauen; fo, daß zwar ein Luft⸗ 


sug erhalten werde, die anzubauenden fruchtbaren Moe 


räfte zu trocknen, aber auch hinlängliche Vegetation 
übrig bleibe, die Luft zu reinigen, Weber den niedris 
gen, unbedeckten, halbtrocnenden Suͤmpfen, welde 
den Albemarle» Sound von vielen Seiten umgeben, 
muß aufferdem die unbewegte heiffe Luft noch um fo 
gefhwinder verderben, da Ebbe und Fluth hie: ſehr 
unbeträchtlic. find, und die kuͤhlern Winde, welche 
diefe Bewegungen des Waſſers fonft begleiten, meiften 
theils vermifjer werden. Zu den gewöhnlichen gallich« 
ten und MWechfelfiebern geſellte ſich im leztern Herbft 
noch eine bösartige Braͤune/ welche in dieſen Gegen⸗ 
den viele Menſchen wegrafte. Sin einem fo kleinen 
Drte, "als Eventon ift, hatte man einmal anf einen 

M 2 Tag 


> UN 
T 


— 


RE — 
Tag 9 Reichen zu begraben, — Die biefigen Landleute 
‚find aber auch ſchon fo ſehr an den Glauben einer un⸗ 
twiderfiehlichen Nothiwendigkeit, öfters krank zu ſeyn, 
gewöhnt, daß fie fich wenig Mühe geben, ihrer Plas 
‚gen los zu werden, ımd es beynahe fire ausgemacht 
halten, daß Fein Arzt ihre Mechfelfieber (fever and 
ague) heilen Einne. Sie verſuchen vielleicht einige Dos 
feg Chinarinde dagegen, und wenn bdiefe nicht helfen, 
fo überlaffen fie fih dem Fieber, in der Hoffnung, 
daß es mit herannahendem Winter doch aufhoͤren wer⸗ 
de. Merkwuͤrdig iſt es, daß unter dem Heere von Fie⸗ 
bern, doch Quartanfieber eine hoͤchſt ſeltene Erfcheis 
nung bleiben. TER 
BR oh 
In dem nemlichen Haufe mit ung refidirte ein 
Doktor, welcher, wie mehr Landärzte in Amerika, ſei⸗ 


180 Edenton. 





nen ganzen: Arzneyvorrath auf dem Fenſter ausgeframt 


hatte; denn dieſer war fehr ing’ Enge gezogen; und 
enthielt wenig mehr als DBrechweinftein, Spiesglas⸗ 
Glas, Weinftein, Salpeter, Jalappa, perupianifche 
Ninde, und einige andere gemifchte Sachen. "Er Elagte 
über langweilige und geringe Bezahlung Man hat in 
Amerika noch" Feine Medicinal»- Verordnungen , und eg 
ift gewöhnlich, wenn jemand die Forderung feines Arz⸗ 
tes zu hoch glaubt, folche einem oder etlichen andern 

‚benach» 


4 


— Edenton. a0 


“ 





benachbarten Prakticis zur Einficht vorzulegen , welche 
nach. Befinden der Umftände und dem Grade der Freund» 
ſchaft oder des Grolls, den ſie gegen ihren Kollegen 
haben, feine Forderungen billigen oder mäfligen. Uns 
terdeſſen fan diefer dutch einen Eidſchwur gar leicht 
feine Forderung gültig machen, wenn ihm Unrecht ges 
ſcheben sang Br 





— 


* Sirginien Ash: als in Karolina, hat man 
in den meiften Häufern Handmühlen, auf welchen ber 
Mays, zu dem beliebten Homany, von den Negern 

klein gefchroten wird. Die Mühlfteine, deren man ſich 

daben bedient, find mehrentheils Mufchelfteine ; die aber 

** pie erforderliche Härte haben müflen, und daher nur 
von gewiſſen Orten geholet werden. Die hieſigen kom⸗ 


men meiſtens von einem Ort dieſſeits des Falls des 


Roanoke; beym erſten Anblick ſcheinen fie gar nicht zu 
ber, verlangten Abficht gefchickt zu feyn, denn die aus⸗ Ä 
gewitterten Mufcheln laſſen groffe Hoͤlungen und Rise 
zuruͤck; die Steine ſind aber doch feſt und hart, und 
die Muſcheln durch einen feinen Sandkuͤtt verbunden, 
ſo daß ſie an einigen Stellen mit Saͤuren aufbrauſen, 
und an andern mit dem Stahle Feuer ſchlagen. Solche 
Muͤhlſteine dauern 20 und mehr Jahre, ohne geſchaͤrft 
zu werden, welches wegen der vielen Unebenheiten, die 

M 3 von - 


182 \ Edenton. 
— — — — — — 
von den Hoͤlungen entſtehen, uͤberfluͤſſig wird. Se 
find leicht, und daher zu Handmüblen fehr bequem; 
deren Vorrichtung überhaupt ſehr einfach ift, wie man 
es von einer  amerifanifhen ‚Gerächfchaft Urfache hat 
zu erwarten. Das Mühlgebäude beitehet in einem aus 
gehölten Bloch, etwa 3 Fuß hoch und 2 Fuß im Durch⸗ 
Schnitt ; in diefem liegt der untere Stein feſt; der oberer 
dem Rande des Bloches gleich liegende, bewegt fich 
auf einer eifernen, im untern befefligten Spindel, und 
kan durch. einen angebrachten Keil’ höher ober tiefer ger 
fiellt werden , nachdem man gröber oder feiner mahlen 
will. Eine Hölerne Stange von 4 — 5 Fuß Länge, iſt 
unten mit Eiſen beſchlagen; mit dem obern Ende wird 
fie in ein über der Mühle befeftigres durchlächerteg” 
Stuͤck Holz geſtecket, mit der imtern Spize greift fie 
in eine. Grube am Nande des obern Steines, und ſo 
drehet rein Neger den obern Stein luſtig herum, und 
mahlet täglich einige Buſchel Mans. Ein paar Haud⸗ 
mühlfteine £often 53 — 6 fpanifche Dollars. Mit groͤſ⸗ 
fern Steinen, aber fait eben fo einfacher Vorrichtung, 
werden bie und da Pferdemühlen angeleget. 





Vier volle Tage wurden wir in Edenton aufgehal⸗ 
ten, bevor wir uͤber den Albemarle · Sonn ſezen konn⸗ 
ten: und zwar nicht durch Wind und Wetter, ſondern 

durch 


Edenton. 183 
durch die uͤberarge Sorgloſigkeit des Mannes, welcher 
mit Erlaubniß einer hohen Obrigkeit die Faͤhre beſorg⸗ 
te. Er hatte die dazu beſtimmten Neger mit dem Boote 
auf die andere Seite bed Sounds gehen laflen, um 

Feyertage zu Halten, ohne fich darum zu befümmern, 

was aus ben Neifenden werden möchte, die unterdeffen 

anfommen koͤnnten. Kein Volk fan fo auf Feyertage 

halten erpicht feyn, als e8 hier Weiffe und Schwarze 

find; und feines hat wohl weniger Recht dazu, denn 

fie arbeiten zu feiner Zeit fo viel, daß fiereiner langen _ 
Erholung bedürften. — Es iſt ſchwer zu fagen, web 

ches die beffern Gefchöpfe find, die hieſigen Weiffen 
oder ihre Schwarzen, und welche von ihnen fich nach 

den andern gebildet haben; aber ſchlimme Mufter find 
bie einen für die andern. -Die weiffen Männer klagen 

unaufhoͤrlich, daß die Schwarzen nicht arbeiten wollen, 
und fie felber tbun nichts. Die weiſſen Männer Ela 
gen ferner, daß fie ſich auf die treulofen Schwarzen 
nicht verlaffen können, und fie felber geben ihnen we⸗ 
nig befjere Benfpiele. Wir lebten in einem regulirten 
Bafthofe, wo man ung tagtäglich für 3 Perfonen und 
3 Pferde eine richtige Rechnung von 5 fpan. Dollar 
(12 fl. ehein.) machte, und vier Tage lang alte Ganfe, 
Spanferkel und rohen Sallat vorfezte, deun Eſſig war 
in der ganzen Stadt nicht aufjutreiben. Hier wer 
M4 viel 








184 Een. 





viel Laͤrm um Nichte; ein halb Duzend Neger rannten 


ben ganzen langen Tag im Haufe herum, und ‚bach ge⸗ 
fchahe nichts, was man nicht felbft beforgte. — Xeuffere 
Hoͤfuchteitsbezeugungen nahmen nun mit der füdlichern 


Breite zu; die Neger machen tiefe Verbeugungen, teile 


aus Nachäffung ; theils auf Befehl ihrer Folgen Herren; 
die Landleute, in den nördlichen Gegenden halten ihre 
Bes nicht fo * an, weil ſie es — — co 


=" US am. vierten a endlich dag zum — 


der Pferde erwartete Boot ankam, ſo wurde der naͤchſte 
Morgen zur Ueberfahrt beſtimmt, und alle. beftellet; 
und ungeachtet wir nun Recht hatten, doch einmal 


prompte Bedienung zu hoffen, ſo fanden wir ung, doch 


wieder betrogen, ald mir des Morgens um 8 Uhr nach 
der Mafferfeite :famen. Der Gentleman, welcher bie 


Faͤhre bielte, lag noch ruhig zu Bette; wir mußten 


ihn wecken, und dann warten), bis er ein Duzend Ner 


‚ger zufammengeruffen hatte, um zwey andere zu ſuchen, 


welche das Boot zu beforgen hatten, und nun erſt 
daran giengen , e8 zurecht zu machen, welches wieder eine 
geraune Weile währte — Ich erwähne dieſer ber 
drüßlichen Verzögerung nicht vergebens, und darf auch 
nicht vergeffen zu erinnern, baß biefes nicht bie einzige 
war, bie wir erfuhren. Reiſende haben fich daher mit 

einem 


i 


Albemarle/ Sound. 185 





einem guten Vorrathe von Geduld zu rüften, um bey 
der. aͤuſſerſten Sorglofigfeit, die ihnen fo oft hinderlich 
und nachtheilig faͤllt, nicht: verdruͤßlich zu werden; ine 
dem man keine Mittel hat / ſich dagegen zu beivahrem; 
ober zusentfchädigen.; Man ſagte uns zwar, daß wir 
ben. Pr der Faͤhre, des verurfachten Zeitver⸗ 
luſts und Unkoſten wegen, rechtmaͤſſig belangen koͤnn⸗ 
ten, und verſichert ſeyn duͤrften, Genugthuung dafuͤr 
zu erhalten; wir haͤtten aber dann muͤſſen einen der 
— monailichen Gerichtstage abwarten; machen der mie 
— nicht werth war. ee — 
ro In zwo Stunden Famen wir über ben . Somb, 
—* viele groͤſſere und kleinere Landſtroͤme aufnimmt; 
ie betraͤchtlichern ‘davon find; der Roanoke Chowan 
ober Gouana ı (der an feiner Mündung 3 Meilen ‚breit 
ift, ‚aber nicht weit-in das Land gehet,) dee Maherren; 
Blackwater, Nottoway, und einige Eleinere, welche 
alle dazunbeytragen, daß. das Wafler des Sounds bey» 
nahe gam ſuͤſſe wird. Mit dem Dcean flehet zwar. ber 
Sound durch verſchiedene Einlaſſe (Inlets) in Verbin⸗ 
bung / ſie ſind aber wegen der allen ihren Muͤndungen 
quer vorliegenden Barren (Bars) (R, nur fuͤr gang 
ae TR. ei⸗ 


( Diet Sandbaͤnke verändern ſich von Zeit zu Zeit; 
füllen fick oft son anf, —T man —E— Fuſſes Darüber 
wu gehen 


' 
186 Der Roanofe, | 
Eleine Fahrzeuge, oder gar nicht fchiffbar. Unter allen 
vorerwaͤhnten Flüffen ift der Noanofe der wichtigfle. Er 
entfpringt im blauen Gebuͤrge, unter dem 37 Grad der 
Breite, aus verfchiedenen Duellen (the heads of Roanoke), 
und wendet ſich gleich fidöftlich. Um jene Gegenden iſt 
es, wo das blaue Gebuͤrge anfaͤngt ſich merklich zu 
erniedrigen, und in der Entfernung von nur einer oder 
etlichen" Meilen von einigen’ der Quellen des Noanofe, 
Finden ſich die Erſtlinge eines andern" Fluſſes dee 
New» Riverd, welcher einen dem Noanofe enfgegenges 








fezten Lauf nimmt, und feine Waffer nordweftlic unter _ 


dem Namen des groffen Kanhawa in den Ohio fuͤhret. 
Der Roanofe ift bey feinem Eintritt in den’ Albemarles 
Sound 5 — 5 Meilen breit; von da iſt er für Scha⸗ 
luppen ſchiffbar bis nach Hallifax, einer feinen Stadt, 
die ebenfalls ihren guten Handel treiber. Acht Meilen 
oberhalb: diefer Stadt hindert der Fall des Noanofe 
ben meitern Fortgang der Fahrzeuge; der Fluß ift um 
die Gegend des Falls breiter, als bey Hallifax ſelbſt, 
und fällt an einer Stelle 15 Fuß fenfrecht. Hier ſchoß 
ehemals das Waffer mit folcher Gewalt über, daß man 


trocken unter dem Bogen, den eg machte, weggehen 
j konn⸗ 


— 





— — 


gehen kan; öffnen ſich wieder nach einiger Zeit, und geſtat⸗ 
ten geöffern oder Eleinern Fahrzeugen freyen Zugang. 


2 — 


Der Roanoke. 187 








konnte; es hat ſich aber vor einiger Zeit ein Stuͤck 
Felſen losgegeben, und dieſe natürliche Seltenheit ver⸗ 
derbt. Sm Ganzen fol aber der Fall des Noanofe 
nicht das prächtige Anſehen des Falls vom James. 
Kiver haben, von welchem er 100 Meilen ſuͤdlich ent⸗ 
fernt iſt. ⸗ Ein Mann kam unlaͤngſt in feinem Cande 
dem Falle von oben herab zu nahe, wurde von dem 
Strome fortgeriffen und nicht mehr gefehen. — Sifche 4 
verſuchen es doch über den Fall wegzuſpringen, wenn 
ſie aber ihren Sprung verfehlen, fo werden fie gemei⸗ | 
niglich von der Gewalt des Waſſers gegen bie Felſen 
geſchleudert, und fallen tod herab. Im’ Frühlinge 
ſammlet fich gegen das Ende Aprild und zu Anfang 
des Mays eine folche unzählbare Menge von Fiſchen 
vor dem Falle, daß fie in ihrem Gemwühle einander 
ſelbſt Täftig und binderlih werden, und mit Stöcken 
fönnen tod gefchlagen werben. Beſonders find eg bie 
Rock» Baffes, welhe zu Millionen den Fluß herauf 
fommen, um zu laichen, und bey dem Falle fich aufges 
halten feben, wo fie fich denn unfereinander tummeln, 
daß das Waffer davon ſchaͤumet. Diefer Auftritt dauert 
gewöhnlich etlihe Tage, und wird dag Selfengefecht 
(Rock -fighr) genannt. Die Sifchluftigen machen fich 
diefe Gelegenheit wohl zu Nuze. 


Hinter 


288 Der Noanofe. 








Hinter dem Fall erweitert fih das ‚Bette des 
Sluffes, feine Waffer flieffen nun. fanft, und. es finder 





fih nun für die innländifche Bootsfahrt feine Hindet · 


niß mehr, bis er ſich im Gebuͤrge in die kleinern Dad» 
kin⸗ und Holſtein⸗ Flüffe vertheilt. Aber dennoch wird 
et noch immer wenig befahren. Die Pflanzger aus den 
entlegenen Gegenden bringen ihre Produkte lieber auf 
der Achſe nach dem James⸗River, wo ſie eo ſich 
vortheilhaftere Märkte finden. = LER SE 


Laͤngſt den. obern Gegenden am — * | 
deffen Armen, finden fich groſſe Strecken des beſten 


Landes, welche oft 6 — 8 — 10 Zuß tief die fettefte 
Gartenerde haben. Aber. auch in biefen vordern und 
niederen Gegenden liegen längft den Slüffen und. Kriks 
weitläuftige Strecken des beſten Bodens, und’ zwar 


unbenuͤzt. Lieber nimmt man das höhere, trocknere 


und unfruchtbare Land auf, weil dieſes ohne Unterholz 
if, leichter urbar gemacht werden fan, und Eeiner Graͤ⸗ 
ben bedarf, um es zu trocknen. Das erfiere wuͤrde die 
herrlichſten Wiefengründe liefern, oder auch durch an⸗ 
dere Benuzungsart zum Reißbau zugerichtet werden 
Finnen, in welchem Fall jeder. Morgen diefer Laͤn⸗ 
dereyen 53 — 6 Öuineen werth werden wuͤrde. Zu 
folchen Unternehmungen aber find die Norbfaroliner ent 
weder noch nicht reich genug, oder noch zu träge. 
Weil 


Ei 


RE 


i 


Der Roanoke. 189 








Weil die erflen Anfiedler feine Wiefen angeleget 
Haben fo läßt man es auch jezt noch baden bewenden. 
Daher können ‘aber auch ‚die meiften Landwirthe, ob 
fie gleich eine Menge Vieh im Walde haben,.oft kaum 
eine Milchfuh beym Haufe überwintern, find gemeinige 
fich um Milch und Butter verlegen, und müffen die 
leztere wohl gar von den Hintern Gegenden Faufen, die 
doch weniger Vieh, als fie felber, haben. An andern 
Stellen find längft der Flüffe und Buchten lange niedrie 
ge Strecken, welche fein Holz tragen, und nur mit 
einem rauhen Sumpfgras bedeckt find. Diefe wären, 
wie aus ähnlichen Benfpielen in den nördlichen Vro« 
vinzen zu erweiſen iſt, noch leichter zum Grasbau zu⸗ 
zurichten, wenn man hier nicht auch dieſe Mühe ſcheue⸗ 
te, und fich fogar beredete, daß das hiefige Vieh an 
fein anderes Futter zu gewöhnen wäre, ald was eg 
auf den magern Waldweiden und in Sümpfen findet. 
Die Mildy der in den Sümpfen meidenden Kühe iſt 


manchmal gar nicht genießbar, und der üble Gefchmad 
vergeht erſt, nachdem fie einige Tage mit Mays und 


Maysſtroh und etwas Salz gefüttert worden. 


Wie landeten an ber Süpdfeite des Albemarles 
Sounds , in der Mündung eines Fleinen Fluſſes, deifen 
niebere Ufer beynahe alle die verfchiedenen und fchönen 


immer⸗ 


l 


190 Albemarle · Sound. 








immergruͤnen Gewaͤchſe vereinigte, welche wir vorher 
nur zerſtreut hie und da antrafen. Der Anblick eines 
ſo herrlichen gruͤnen Gebuͤſches konnte in der Tiefe des 
Winters, (es war am zıflen December,) nicht anders 
als angenehm feyn.: Solche immergrüne Gewaͤchſe 
(Evergreens) find häufiger an ber Küfte, wo die Wits 
terung im Ganzen doc) milder ift, als weiter im Lande 
anzutreffen. Die vorzüglichften, welche wir. hier beys 
fammen fanden, waren. folgende: Ilex Aquifolium, 


(Holly). Ilex Caſſine (Carolinian Holly oder Yapan). _ 


Prinos, glaber, (Winterberry). — Myrica ceriferg, 
(Candleberry - Myrtle). — Laurus Borbonia. ,..(Bay- 
tree). — Bignonia fempervirens? (Yellow - Jasmine). — 
Smilax laurifolia — und andere Arten diefes Geſchlechts, 


welche aber ipre Blätter nicht forgut behalten, als die 


erftern. Prunus luſitanica. (Evergreen-Baytree,) Kalmia 


Ey 


latifolia & angufifolia — und verfchiedene Andromedae — 


welche bier ihre Blätter länger behalten, ale in den 
nördlihen Gegenden. Hopea tindtoria — welche zum 
Gelbfärben benuzt wird; die Blätter werden eine halbe 
Stunde gekocht, dann die Zeuge in der abgegoffenen 
Brühe eine Viertelftunde gefotten; die Farbe wird ein 
ſchoͤnes Strobgeldb; Baumwolle nimmt fie beffer an, 
als Linnen. — Juniperus virginiana. — (Red Cedar,) — 
Cupreffus thyoides, (white Cedar) — welche oͤfters 

Staͤm⸗ 


wa 


Albemarle Sound. 191 











Stämme von 60 — 100 Fuß Länge und von 12 —ı5 
Fuß Umfang, am untern Stamm, liefert. Doch ers 
zeichen. fie. diefe aufferordentliche Höhe nur in fetten 
Suͤmpfen, und wo fie zwiſchen andern Bäumen gegen 
beftigere Winde gefchüzet find, melchen ihre feichtere 
Wurzeln nicht leicht  widerftehen . fönnen. —  Pinus 
- Taeda, und. andere Arten dieſes Geſchlechts. 


Aber auſſer dieſen durch ihr daurendes Laub ſich 
empfehlenden und dem Auge angenehmen Baͤumen und 
Sträuchern, finden ſich noch viele andere nuͤzliche und 
ſchoͤne. — Cupreflus difticha (Bald Cypreßs) ift häufig 
in diefen Sümpfen, und macht anfehnlihe Bäume. 
Sie ließ eben ist ihre Saamen fallen; an dem Nagel 
jeder Schuppe bes Saamenbehälterg ſizt ein Bläschen 
vol eines. wohlriechenden und been Harzes, welches. 
aber nicht benuzt wird. Das Holz if leicht und dauer⸗ 
haft, liefert daher die beſten Schindeln und Bretter. — 
Callicarpa americana (Sowerbush) hieng noch voll von 


ihren. blaßpurpuenen Beeren, welche eine belle Pur—⸗ 


purfarbe für. Baummollenzeuge geben. — Ein vortref 
liher und für den Schiffbau ſehr nuzbarer Daum ift 
bie immergrüne Eiche, Quercus Pheilos fempervirens, 
Marsh. Amer, Grove — welche in. dieſen Gegenden 
zuerft vorkommt, und fübwärts immer häufiger wird. 

Man 


— 
* —8* 


* ee 
m Squlre 8...%. 








Man findet fie auch in den weſtlichen Gegenden am 
Dbio und Miſſiſſippi. — Andere gemeinere Bäume; 
welche hier und überall ftehen, brauche ich nicht anzu⸗ 
führen. — Aber die Melia Azedarach (Bead -tree), der 
Paternofter » Baum — welcher bie und da vor die Hält 
fer gepflanget wird, verdient erwähnt zu werben. Cr 
ift nicht einheimifch, gebeihet aber aufferordentlich, und 
gehöret mit zu den ſchnellwachſendſten Bäumen. Man 
zeigte ung in Edenton einen fünfjährigen aus dem Saas 
ten gezogenen Baum von 9 Zoll im Durchmeffer, 
welcher einen Schuß oder Trieb von einem Jahr, 
11 Fuß lang, gemacht hatte. — 
Dom Somb aus kamen wir nach zuruͤckgelegten 
15 Meilen zu Sauire 9...’8, welcher Friedensrichter 
in ſeinem Bezirk war. Wie groß das Anſehen eines 
zeitigen Friedensrichters in Nordkarolina ſeyn mag, leh⸗ 
ret folgender Auftritt, welcher ſich unmittelbar nach 
unſerem Abtritte daſelbſt ereignete. Ein junger Mann, 


der nach uns zu Pferde ankam, bot einem andern, Ru 


welchen er bier antraf, die Hand, die aber nicht ans 
genommen wurde, weil lezterer von erfterem bey einer 
andern Gelegenheit beleidigt zu fenn glaubte. Nach eie 
nem kurzen Wortwechiel folgte eine Augforderung, und 
beide junge Männer ruͤſteten fich in aller Eile, indem 

fie 


Swire Hr.  - 193 
fie ihre Kleider und. Hemden abwarfen, zu einem Fauſt⸗ 
kampf Woxing· mateh), welcher auch auf der Stelle 
dem: Haufe und in Gegenwart des Friedensrich⸗ 
J erfolgte. Weiber, Kinder und Neger liefen zu⸗ 
ſammen; erſtere ſcholten uͤber die Geringſchaͤzung des 
obrigkeitlichen Hauſes. Der Friedensrichter ſelbſt trat 
mit geſchraͤnkten Armen und gelaſſenen Mienen herbey, 
amd ‚gebot den Kämpfern Friede, zum erſten⸗ zweyten⸗ 
nu | —** 
unnd dritteumale. Die Kaͤmpfer kehrten ſich an nichtd, 
und der Friedensrichter, nachdem er ſeinem Amte durch 
ein fruchtlos wiederholtes Friedensgebot, Genuͤge ge⸗ 
leiſtet hatte, gieng mit demſelben gelaſſenen Schritte 
zuruͤck, und ſahe mit kaltem Blute zu. Ueber den 
Ungehorſam entruͤſtet, trat die Frau des Friedensrich⸗ 
ters auf,. um. das unbeachtete Friedensgebot ihres 
Mannes zu wiederholen; — wurde aber mit Schmaͤhun⸗ 
gen zuruͤckgeſchickt. Endlich kuͤhlten ſich die Streiter 
ab, gaben nah Kämpfer, Sitte ſich einander die Hände, 
und jeder ritte ſeines Weges. — „Mußten ſie, fragte 
I" wich dann den Squire, nach den Gefegen nicht eurem 
„Friedensgebote Gehorſam leiſten, und von ihrer Bal⸗ 
„gerey, in eurer Gegenwart wenigſtens, abfiehen?,, — 
„Sie hätten folen,, (They fhould) war die Ant 
„wort. — „Wohl! und koͤnnt ihr fie num nicht für 
nihren Ungehorfam gerichtlich belangen, und zur Strafe 
Schoͤpfs R. 11. Th. BE] brins 











. y & ; 
* TEN 
194 | Wasfingten. 





„bringen? — Ich koͤnnte 7, , (could) war die — 
lakoniſche Antwort des gutmuͤthigen Friedensrichters, 
welcher weit weniger aus dem Vorfall zu machen 
ſchien, als ſeine entruͤſtete Gemahlin, und der Mey⸗ 
nung war; daß es der obrigfeitlichen Würde anfländis 
ger fen, ſcheinbare Geringfhäzung zu überfehen, als 
fiolje Rache zu nehmen, welche die beleidigte Eigen» 
Hiebe fordern möchte, — Nach andern 33 Meilen, und 
wieder durch lauter Sde Waldungen, Famen wir nach) 


e Washington. am Tar/-River, welches noch ein 
Eleines und neuangelegtes Städtchen von etwa 30 Haͤu⸗ 
fern if. Der Tar- River (*) kommt aus dem Ges 

bürge, iſt bier eine Meile breit, umd ergießt fih in 
Pemticoe» Sound, bey Bath-tomm. Der Eingang in 
| Pemti⸗ 








CH Einige andere kleine Städte liegen. höher an dieſem 
Sluffe hinauf; als Martinsburg, Tarburg se. Diefer lezte 
Dre it am fich Elein und unberrächtlich; dennoch iurden 
vor dem Kriege dafelbt alljährlich für 7 — 8000 Pfund 
Sterling englifche Waaren eingeführt und verkauft; die 
aber darum noch nicht alle bezahlt find. — \ 

An den Ufern des Fluſſes bis nach Martinsburg ze. fins 
det man vieleriey Muſchelbaͤnke, voll Aufern und andern 
Schaalen. 


% di‘ Br 
z ER 
; — — * 


Washington. 195 











Pemticoe» Sound ift unterhalb Cape Hatteras durch 
Occacock Inlet, und folglich der nemliche, den die 
Schiffe, welche nach Albemarle» Sound, oder auch in 
\ Neus +» River beftimmt find, zu nehmen haben, Die 
durchaus beſchwerlichen und gefaͤhrlichen Zugaͤnge in die 
Fluͤſſe und Bayen von Nordkarolina, welche die uͤberall 
vor der ſeichten Kuͤſte herliegenden Sandbaͤnke, niedrige 
Inſeln und Bars verurſachen, ſind eine groſſe Hinder⸗ 
niß für den Handel dieſer Provinz, und waren auch 
die Urſache, daß er lange vernachlaͤſſiget worden war. 
Der Handel von Washington iſt noch geringe; man 
giebt fich aber befonders mit Erbauung Eleinerer Schiffe 
und Fahrzeuge ab, welche ganz von Foͤhrenholz zuſam⸗ 
mengeſezt, und ſehr wohlfeil verkauft werden, aber 
auch von keiner langen Dauer ſind; weil das hieſige 
Holz gar bald unter dem Waſſer rottet, da es uͤber 
der Erde hingegen gar lange gut bleibt. Sn dieſer, 
und ſo auch in den meiſten uͤbrigen kleinen Staͤdten 
von Nord» und Suͤdkarolina und Georgien, welche 
noch feinen eigenen groſſen Handel zu treiben im Stande 
find, werben die meiften ihrer Produkte durch die Neue 
Engländer abgeholet, welche (mas die Holländer in 
- Europa find) die Zwiſchenhaͤndler und Frachtſchiffer von 
Amerika zu werden angefangen haben. Sie kommen 
mehrentbeild im Herbſte in Eleinen Schoonern und 
2% N 2 Scha⸗ 





Schaluppen in diefe füblichen Gegenden, bringen ger 
woͤhnlich den ganzen Winter bier zu, entweder an eis 

nem Orte, oder an mehrer; führen Cyder, Käfer 
Aepfel, Pfefferkuchen (Gingerbread), Rum, Zucker, 
Eifenwaaren und andere Kleinigkeiten mit ſich, welche 
fie im Kleinen gegen Zelle, Beh, Ther u. dgl. uns 
taufchen , und im Srühjahre damit zurückkehren. 


Die Neiengländer find überhaupt betriebſame und 
fleiffige Seeleute, und unternehmungsvoll für alles. 
Der Wallfiſchfang, mit welchem fie ſich, und insbeſon⸗ 


“dere die Einwohner von Nantucket, befihäftigen „macht, 


daß fie die entfernteften Meere und Gegenden von 
Amerika fuchen. — Sie füchen ihren Gewinn bald an 
der Küffe von Labrador und in der Davis · Straffe, 
bald zwiſchen den weſtindiſchen Inſeln — und die Falk 
lands » Anfeln haben fie fogar ſchon öfters befegelt. 
Daß fie aber mit den Einwohnern von Nordfaroling 
einen, wie es fiheint, etwas färfern Verkehr treiben, : 
mochte auffer den für beybe Theile entfpsingenden Vor⸗ 
theilen und Bequemlichkeiten, auch noch dieſe beſondere 
Veranlaſſung haben, daß ſehr viele Neuenglaͤndiſche 
Emigranten ſich in Nordkarolina niedergelaſſen haben. — 


Die eigentliche naͤhere und ſogenannte Poſtſtraſſe 
nach Süden, führte ehemals von Duckenfield, an der 
Sid 


pe AT DR 4. Er Ba 
* F % 

$ it 

2 en, 


Washington. ® 7 











Süpdfeite des Albemarle» Sounds, gerade nach Bathr 
town an der Norbfeite von Pemticoe- Sound, (eine 
Entfernung von 45 Meilen) — weil aber die Ueber⸗ 
; fahrt: über diefen leztern, 8 — 9 Meilen breiten Sound, 
oͤfters durch Wind und Wetter, oder andere Hinder⸗ 
niſſe lange verzoͤgert wird — und auch in Bath toten, 
welche Stadt kaum ein Dujend Häufer zählet, wenig 
BHequemlichkeiten für Reifende zu finden waren — fo 
wanbten fich seither die meiften lieber nach Washing⸗ 
ton, und hielten fich durch Vermeidung folcher Hinder⸗ 
niffe für den Umweg entfchädiger. 


Den Raum zwiſchen dem Albemarle» und Pemticoe⸗ 
Sound füllet geößtentheils ein Sumpf von geoffer Fänge 
und Umfang. Auch diefer wird wegen feiner ungefüns 
den Nachbarfchaft Dismal Swamp genannt. Er trägt 
aber auch den Namen Alligator Swamp, oder Krofos 
bill» Sumpf, weil dieſe Tiere ſich daherum ſchon ziem⸗ 
lich haͤufig aufzuhalten pflegen. Man ſagt zwar gemein⸗ 
hin, daß der Alligator, oder das amerikaniſche Kroko⸗ 
dill, ſich nicht weiter noͤrdlich, als am Neus⸗River 
antreffen laſſe; es iſt aber doch nichts ſeltenes, ſie 
noch weit noͤrdlicher, nemlich um Cape Henry, in Vir⸗ 
Hinien, zu ſehen. 

3 Auf 


Washington. 


—— 


198 





— ID a 

- Auf der Straffe von Edenton nach Washington 
begegnete ung auch nicht reine Seele, und wir ſahen 
nur wenige Wohnungen; eben fo einſam war der 40 
Meilen lange Weg von Washington nach New « Bern. 
Wir famen über Batchelor's Creeck und Neud» River, 
und fahen die lezten 18 Meilen auch nicht einmal ein 
Haus; aber doch Schaafe, Schweine und Rindvieh 
genug, welches im Wald umber irret. Raubthiere has 
ben freye. und volle Beute unter dieſen Herden: — 
weil fie fich ftark vermehren und nichts koſten/ ſo ach⸗ 
tet dag niemand. N 





Ein Vortheil ift ed, daß man nun mitten im Wins 
ter, in diefen unermeßlichen MWaldungen beynahe die» 
ſelbe Anſicht hat, welche der Sommer gewaͤhrt. Im 
hoͤchſten Sommer nemlich iſt das wenige und magere 
Gras, welches unter den Nadelbaͤumen und auf dem 
duͤrren Sande aufkommt, von der Hize eben ſo welt 
und braun, als es nun von den Fühlen Winternächten 
gelb und ſaftlos if, Die Stipa avenacea I. ſchien hier 
überall die Ueberhand zu haben; ein rauhes Gras, wel 
ches vom Vieh nur im Frühlinge, fo lange eg noch 
ganz zart iſt, genoffen wird. Auf den trockneren Stres 
en findet fih zwifchen ben hohen Siefern ganz und 
gar fein Unterhol; oder Buſchwerk, und da die Bäume 

auch 


"Washington. 0.299 
v — J 








auch gar nicht enge ſtehen, fo fann man weit zwifchen 
ihnen binfehen. An jedem Bache aber, oder an jeder 
etwas feuchteren Stelle, erblickt man alsbald ſchoͤne 
Diei te von immergruͤnem Buſchwerk, welche ohne 
Unterſchied Corbeern (Laurels) und dieſe Plaͤze daher 
Lorbeer ⸗Suͤmpfe (Laurel- Swamps) genannt werden. 


Die Yucca ——— L. (Silk - graßs) fam nun 
häufig in den Wäldern vor. Ihre Blätter. laffen fich 
Hin dünne und haltbare Fäden zerfchligen, deren ſich die 
Landleute zu verfchiedenem häuslichen Gebrauch) bedienen. 


Der zothbe Vogel und der blaue Vogel, (Red Bird 
und Biue Bird, Loxia Cardinalis und caerulea L.) lieffen 
fi) haufig herum blicken, nebſt andern, welche bier 
übermintern, und nue im Sommer hinauf nach Penfyl- 
vanien und Neuyorf wandern. Hier fommen die 
Schwalbenarten fhon zu Ende des Märzes und zu An⸗ 
fang des Aprils aus Suͤden an, und verweilen bis 
ſpaͤt im November. Sn Charleston find fie fait nur 
vom December bis. zum Februar abwefend. Die in 
Europa fo. lange ber bezweifelten Wanderungen und 
Winteraufenthalt der Schwalben, wird von den ameris 
Fanifchen bald genauer berichtiget werden fönnen. 


4 New⸗ 


SE 


PN. Be Ad a 
— New Bern. 


———————— 











* New ⸗Bern liegt auf einer Landſpize, vor wel⸗ 
N er: fih die Fluͤſſe Neus und Trent vereinigen. Die 


Betten diefer Fluͤſſe find fehr ‚tief und niedrig, und hätte 
figen Ueberſchwemmungen unterworfen. Daher hat fi ch 
auch dieſe Gegend nicht der geſundeſten und reineſten 
Luft zu erfreuen, und beynahe jeder Herbſt bringt 
Krankheiten, welche viele Menfchen wegraffen. Auch 
ſoll durchgehends die Sterblichkeit unter Kindern in 
dieſer und andern ſuͤdlichen Gegenden, ungleich, ja beyr 
nahe. doppelt gröffer feyn, als fie bey der nemliche 

Anzahl von Kindern in nördlichern Staaten feyn wuͤr⸗ 
de. Der. Trent» River gebet nur einen kurzen Meg. 
Landeinwaͤrts; der Neus aber fommt bey 200 Meilen 
aus den Gebürgen herab, wo er in ber Nachbarschaft 
des Berges Ararat entfpringt, und macht 70 — 30 
Meilen weſtlich von bier einen Fleinen Fall; Pandeins 
wärts von bier iſt er nur für ſehr Fleine Fahrzeuge 
fchiffbar. Der Zugang für Schiffe von der See aug, 
iſt durch die fehon mehr erwähnte Barren erfchwert; 
ihr Weg gehet durch Occacock⸗Inlet, oder denfelben 
Einlaß, welchen auch die nach dem weit nördlicher lies 
genden Edenton beftimmten Schiffe nehmen müffen. 
Die Stadt ift Elein und noch nicht reich, und beitehet 
ganz aus hoͤlzernen Häufern. Ihr Handel befchränfet 
fih auch allein auf die Produkte der Waldungen und 

der 


J 


Nordkarolina. 











bauet. Dieſer Pallaſt, mit welchem viel zu praͤchtigen 


Namen man es beehrt, liegt dermalen beynahe in 


Ruinen; die Einwohner der Stadt holten alles, was 
ihnen an Tapeten, Glasſcheiben, Schlöffern , eifernen 
Geräthfchaften u. dgl. brauchbar war, heraus ‚, bie 


man zu fpäte erft Wächter hineinſezte ‚um das Weg⸗ 
fchleppen des Hauſes felber zu verhüten. ‚Der Staat 


möchte es gerne verfaufen, es findet fich aber niemand, 
der fich reich genug fühlte, ein feinernes Haus bes 
mohnen zu können. 


Die Regierung von Nordfarolina wurde bey Auss 
bruch des Rrieges eine Zeit lang nah Brunſwick vers 
legt; waͤhrendem Kriege hatte“ fie Feine bleibende 
Stätte, zulezt aber erwählte fie die innländifche Stadt 
Hillsborough, zur beffern Bequemlichkeit fiir die zahl 
reicher bewohnten und bevölferten hintern Gegenden. — 


Der Staat von Nordkarolina hat, um dem driis 
ckenden Mangel an baarem Gelde abzuhelfen, fih ſchon 
im vorigen Sjahre genöthiget gefehen, vom neuen zus 

„5 Vers 


der Viehzucht: Ehemals war fie der Sig der Negie 
rung und für den lezten brittifchen Gouverneur, Ges N; 
neral Teyon, war ein ſehr wiedliches Haus, und zwar se 
dag einzige, von Backſteinen, am Ufer des Trent er⸗ 


Es 











Verfertigung von Papiergeld feine Zuflucht zu nehmen, 
und es find vermdge einer Afte der Affembly vom 
ı7ten May 1783, 100,000 Pfund abgedruckt worden. 
Andere Staaten werden ſich vermuthlich bald eben fo 
‚gebrungen finden, dem Beyſpiele von Nordfarolina zu 
folgen, indem dag baare Gold und Silber, welches 
durch die brittifchen und franzoͤſſchen Armeen, und durch 
den mährendem Kriege geführten, ſehr vortheilhaften 
weſtindiſchen Mehlhandel, in die vereinigten Staaten 
gebracht morden ift, fich nun fehr gefchwinde wieder 
durch den europäifchen Handel zu verlieren fcheinet. 
Sn Nordkarolina wird man jezt ſchon beynahe gar feis 
nes harten Geldes mehr gewahr; nicht als ob alles 
fhon nad) andern Gegenden ausgeführt wäre, fondern 
weil die allgemeine Abneigung, welche man für dag 
neue Papiergeld bezeiget, jeden geneigt machet, feine 
harte Münze fo feſt zu halten, als er fan, und dag 
empfangene, oder vielleicht aufgedrungene Papiergeld fo 
geſchwind, ale möglich, wieder fortzufchaffen, aus Furcht, 
daß es, wie das vorige, Fünnte-abgemürdiget werden. 
Papiergeld wird überall mit Eckel und Widermillen ans 
genommen, und nur die aͤuſſerſte Armuth und Zwang 
geben ihm einigen Werth. In dem mittlern Theile von 
Nordfarolina, um Hallifar und am Roanofe, wo vor⸗ 


züglich Toback erzielet wird, den man nach Petersburg 
| in 


7 


5* Wr 
Nordkarolina. 203 


— 








in Virginien für baares Geld abſezt, weigert man ſich 
ſchlechterdings, Papiergeld current werden zu laſſen. — 
Da das Papier, welches man zu dem neuen Gelde 
nahm / ſehr fein und dünne iſt , fo bilden ſich die Leute 
(auſſerdem / daß es ihnen aus vorigen Beyſpielen nicht 
ſicher genug garantirt zu ſeyn fcheinet,) ein, daß man 
abfichtlich fo dünnes Papier gewählt Habe, damit ein 
Theil dieſer Bing vor der beſtimmten Einloͤſezeit, moͤch⸗ 
ten zerriſſen werden und verlohren gehen; welches 
denn fo viel Gewinnſt für die Staatskaſſe ſeyn würs 
de. — Dieſes Mißtrauen beweifet,, daß man nicht die 
ehrenvollefte Achtung gegen die Negierung habe. — 
Ein General , als er nordkarglinifhe Truppen in Pas 
piergeld auszahlte, und diefe ſich meigerten, ſolche 
Bild zu nehmen, die ſchon etwas beichäriget waren, | 
riß und fchnitt daher von allen, noch ganz neuen, ein 
Stuͤckchen ab, und warf es ihnen mit der Bedeutung 
bin: daß, wenn fie nicht zerriffenes nehmen wollten, 
fie gar Feines bekommen follten. — 


Eine beſtimmte Summe dieſes neuen Papiergeldes 
kommt in die Staatskaſſen, durch die Taxen zuruͤck, 
welche zum Theil in Papiergeld, und zum Theil in ſol⸗ 
chen Schuldfcheinen (Ceriificates), ald der Staat für 
die währendem Kriege von den Einwohnern geleifteten 

Liefer 


204 








Lieferungen und Dienfle; an dieſelben ausgegeben bat, 
bezahlt werden müffen. Auch diejenigen , welche keine 
ſolche Schuldſcheine für ſelbſtgeleiſtete Lieferungen in 
Haͤnden haben, muͤſſen dennoch einen beſtimmten An⸗ 
theil ihrer Abgaben in ſolchen entrichten; ein Theil der 
Einwohner iſt daher gezwungen, dergleichen Certificate 
von andern zu der Abſicht einzuhandeln. Dieſe werden 
nun aber nicht gegen Papiergeld, wohl aber gegen hart 
Geld oder Waaren, und dann um ein Viertheil oder 
ein Drittheil ihres namentlichen Werths gar gerne hin⸗ 
gegeben; weil das Mißtrauen, welches die Einwohner 


gegen ihre Regierung hegen, jedermann geneigt macht, © 


fih ihrer fo gut als möglich zu entledigen. Auf die⸗ 
ſen Umtauſch der Certificate hat die Regierung u 
gewiſſermaſſen gerechnet, um ben Beytrag zu den im. 
Kriege empfangenen Dienftleiftungen und Lieferungen 
mit mehr Gleichheit unter die Einwohner su verthei⸗ 
len, und die in folchen Gertificaten eingehenden Suͤm⸗ 
men find als eine Extra-Steuer uͤber ben ordinairen, 
sur Beſtreitung der Staats -Unfoften, erforderlichen 
Detrag der Taren anjufehen, welche der Unterthan nuns 
mehe um deſtoweniger fühlet, da diefe Schuldfcheine 
noch vor furgem gar. nichtd werth waren, und jebers 
mann-fie für völlig verloren achtete, 


Fin 


# — 8 





Da übrigens: das — vurch die Geſeze un⸗ 
terſtuͤzet "wird, fo muͤſſen es auch die Kaufleute und 
Krämer annehmen, und auch folche Waaren für Papier 
bingeben, welche fie anders nicht, als fuͤr baares Gold 
und Silber, erhalten koͤnnen. Der Betrag der Landes⸗ 
produkte, welches-von ihnen an Zahlungsſtatt von den 
Landleuten angenommen wird, iſt nicht hinlaͤnglich, die 
jaͤhrlichen Einfuhren zu verguͤten; und die zum Muͤſſig⸗ 
gang und Wohlleben geneigten Einwohner pflegen 
ohnehin gemeiniglich mehr von den Kaufleuten und im 

Voraus aufzunehmen, als der Ertrag ihrer Arbeit bes 
u ablen kan. Die Kaufleute ſind daher genöthiget, und 
— iſt einmal gewoͤhnlich, auf langen Kredit zu vers 
kaufen, aber daher ſind ſie auch in beſtaͤndige Proceſſe 
und Schuldklagen (*) verwickelt. 


de 





— — 





or Die Planer in Nordkaroliua find gemeiniglich 
Schuldner von den Kaufleuten; in Suͤdkarolina hingegen, 
wo man Produkte. von geöfferem Werth erzielet, find noch 
öfter die Kaufleute die Schuldner der Pflanzer. In Nord⸗ 
farslina find anfehnliche- Landbefizer, die 2.— 300 Neger, 
und Doch oft nicht - fo. viel, Banrfchzft haben, um, ihre 
Zaren zu bezahlen ; 5 ſondern maͤſſen Neger oder u 4 
Faufen, um baar Geld zu uͤberkommen. 






J 
206 Nordkarolina. 


> — 





— — 








Die uUnterthanen find dem Staate, der Staat den 
Unterthanen, und dieſe ſich untereinander aͤuſſerſt ver⸗ 
ſchuldet. Da die Nichtbezahlung dieſer Schulden haupt⸗ 
ſaͤchlich von dem Mangel curſirender Baarſchaft, oder 
deſſen gleichguͤltigem Subſtitut abhieng, ſo hielt man 
auch um deswillen die erneuerte Einführung. des Pas 
piergeldes für erfprießlich: Man verfihert, daß die 
erſte Anregung dazu, durch angeſehene, aber fehr vers 
ſchuldete Perfonen gemacht und betrieben, von andern 
bann, welche Forderungen am Staate hatten, mit 
Nachdruck fey unterfiüzt worden, obgleich gegen bie 
Geſinnungen und‘ Neigung des Volks im Allgemeinen 
Um nun eine Summe von 100,000 Pfund Papiergeld 
deſto leichter in Umlauf zu ſezen; um das Papier ſelbſt 
deſto annehmlicher zu machen, und um den Einwohnern 
Zeit zu geben, ſich zu erholen und ihre Umſtaͤnde zu 
ordnen, ſo hat man zu gleicher Zeit ein Geſez gemacht, 
welches gerichtliche Forderungen und Belangung in 
Schuldſachen auf ein Jahr lang unguͤltig machet. 


Die dermaligen Taxen in Nordkarolina belaufen 
fich, unter verſchiedenen Titeln, auf ungefaͤhr 14 Procent 
von allem Eigenthum. Die Landtaxe iſt an ſich ſchon 
gering, und nur auf 3 Pence im Pfunde beſtimmt; 


aber noch überdies werden Ländereven ſehr niedrig, 
und 


— ia — J 4 
a 2 


— 
Nordkarolina. 207. 
und immer. weit unter dem wahren Werth eingefchäzet, 
welches in jeder Graffchaft durch 9 gefchworne Männer ' 
(Affizers) gefchiehet. So wird z. B. von dem trocknen 
Sohrenland (Pine- batren) der Morgen zu ı Schilling 
angefchlagen,, 20 Morgen dieſes Landes bezahlen dem⸗ 
nach 3 Pence, oder 100 Morgen nur 15 Peuce. — 
Eine ſo geringe Abgabe faͤllet daher auch denen gar 
nicht beſchwerlich, welche ſehr groſſe Strecken Landes 
beſizen; wie denn ein Mann in Nordkarolina 50,000, 
und: viele andere zu 20» und 10,000 Morgen (*) Lans 
des haben; ‚welches fie fo lange beyfammen zu behal 
ten ſuchen, als. fie die Taren dafuͤr ohne Beſchwerde 
aufbringen koͤnnen. Weil doch aber folche weitlaͤuftige 
Beſizungen niemalen gehoͤrig benuzt und angebauet wer⸗ 
den, fo ſiehet man wohl auch ein, daß eine Erhoͤhung 
ber. Landtage zur Vermehrung der Induſtrie und zum 
Vortheil des Landes beförderlich feyn würde; aber der 
ärmere Theil der Einwohner firäubt fi gegen jede 
Erhöhung, und würde fich dadurch bewegen laffen, lieber 
in andere Gegenden zu ziehen, wo Sand noch dermalen 
mit feinen, oder doch fehr geringen Abgaben belegt if. 

— Die 




















CA) Nach obiger Anlage beträst die Landtaxe für 10,000 
Morgen Fohrenland nur 6 Pfund s Schillinge, welches un: 
gefähr 37 fl. 30 Er. shein. gleich kommt. 


ae 


.208 











Die Weife, fih anfällig zu machen / war ehemals 
in Nordfarolina gewöhnlich. dieſe: daß man ſi ch ein 
Stuͤck noch von niemand in Beſchlag genommenen Lan⸗ 
des ausſuchte, und, dieſes von der Krone ‚entweder, oder 
den Eigenthuͤmern ber Provinz, gegen die Summe von 
20 Pfanden fuͤr 1000 Morgen, und einen Schilling 
jährlichen: Grundzins fie jede 100 Morgen, als freyes 
Eigenthum (Freehold) übernahm.) Aufferdem aber konnte 
man auch.gegen einen jährlichen Grundzins vom 1, Penny 
für den Morgen, Land benuzen, fo. ‚viel und wo man 
wollte. 


Die Unterhaltung der Civillifte des Staats von 
Nordkarolina ſoll ſich dermalen nur auf etwa 15000 
Pfund belaufen. — Nordkarolina ſtellte im lezten Kriege 
nach und nach 10 Negimenter, die aber genteiniglich 
nur 300 Mann, und in den lejten Sahren noch weit 
weniger zählten. Die Volfsmenge biefes Staates wur⸗ 
de vom Kongreß im September 1774 auf 300,000 See⸗ 
len gefhäet, unter welchen man 75,000 flreitbare Mäns 
ner u ſeyn glaubte, welche Angabe aber era 


viel su hoch it (X). 
Die 





CH) Nah einer nenern Zählung der Volksmenge in den 


13 Provinzen, welche der Kongreß ſeit dem Frieden bekannt 
mach, 


a — 
Er 
# ; — * 


BR; * 
en Nordkarolina. 209 





Die Rebteimasform diefes Staats weichet von der 
in den meiften übrigen nicht wefentlich ab. Die ausübende 
Macht (executive power) ift in den Händen des Gous 
verneurs und des Staats-Raths (Council of ſtate), 
welche jährlih von den Gliedern der Aſſembly gewaͤhlt 
* werden. Der Gouverneur muß Landeigenthum von we⸗ 
nigſtens 1000 Pfund Werth beſizen, und fuͤnf Jahre 
in der Provinz gewohnt haben. Die Aſſembly, oder die 
geſezgebende Macht, theilet ſich in den Senat und das 
Haus der Gemeinen; ein Senator muß ein Jahr in 
der Provinz gewohnt haben, und 300 Acker, ein Mit⸗ 
glied des Unterhauſes wenigſtens 100 Acker Landes eig⸗ 
nen. Die Mitglieder der beyden Haͤuſer werden all⸗ 
jährlich gemählet; alle freve Einwohner, welche ein 
Jahr im Lande gewohnt und ihre Taren bezahle haben, 
geben ihre Stimme bey der Wahl für bie Glieder des 
Unterhaufes ; zu einee Stimme bey der Wahl der Se⸗ 
natoren aber werden fie durch ein freves Eigenthum 
(freehold) von 50 Morgen Landes berechtiget. 

Von 





mashte, werden für Nordfarolina nur 200,000 Seelen ans 
gegeben. — Berfchiedene amerikaniſche Almanache von 1785 
und 1786 prangen aber doch moch mit der Zählung von 1774, 
welche gegen die Iestere, die sefammte Volksmenge, doch 
wenigſtens um eine halbe Million überfejet. — 

Schoͤpfs R. 1.Th. - 4 D 








* 


210 Rem —— 














— 


Bon New» Bern nach Sneadens » Ferry am New⸗ 
Niver find 53 Meilen, durch. lauter flaches ſandichtes 
mit Fohrenwaldungen bedecktes Land. Gar wenige 
Wohnungen waren zu ſehen. Der Sand hat doch ge⸗ 
meiniglich, wo er nicht durch Winde, Wetter, oder 
Waſſer beunruhiget wird, eine Decke von einem oder 
etlichen Zollen guter ſchwarzer Erde; wo aber das Holz 
abgetrieben, geackert, oder die Oberflaͤche ſonſt gerührt 
wird, gehet dieſe ſchwarze Erde bald verloren. Thon 
liegt uͤberall, und oft in geringer Tiefe, unter dem 
Sande, und: koͤnnte mit weniger Mühe zu deſſen Vers 
befferung beraufgeholt werden. Indem wir auf diefem 
Wege der Seekuͤſte näher kamen, fahen wir, daß ſtatt 
des trocknen weiſſen und feinen Sandes hin und wieder 
fhmärzerer und ſchlammichter Boden zum Vorſchein 
kam; ſolche Stellen waren eigentlich groſſe eingetrock⸗ 
nete Suͤmpfe, und verdienten beffer benuzt ju werden. 
Naͤher nach der Küfte hin bleibt auch die Landfchaft 
nicht mehr fo einförmig flach , wie fie es weiter ab zu 
ſeyn pfleget , fondern wird unebener, gebrochener, und 


verfchiedene Neihen von ganz niedrigen Sandhuͤgeln 


fiehen hinter» und durcheinander. Auch ſchon am New⸗ 
Niver bemerkte man, daß dag vorher ganz flache Land 
ungleiche ward; ein natürlicher breiter und hoher 
Damm lief längft dem, Bette des Fluſſes hin, und das 

| hin⸗ 


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2: * — m 


——— A — 2 — Bern. ER 


hinter »diefem Damm gelegene Sand fehien tiefer, als 
ſelbſt die Waſſerflaͤche des Fluſſes. Dieſer Umſtand, 





— — 








deſſen ich hier zwar zuerſt erwaͤhne, iſt auch in andern 


Gegenden und an andern Fluͤſſen oͤfters zu bemerken, 


und wird ben ploͤzlichen Anſchwellungen ber Fluͤſſe oft 
gefährlich} wenigſtens gehet um den Noanofe, ben 
Trent und andern Fluͤſſen, manches Stück des in bie, 
fen niebern Wäldern mweidenden Viehes, durch fchnelle 
Veberfhwenmungen verloren. Diefe Vertiefungen find 


mit immergruͤnem Gebifche, und alten ehrmärdigen 


Stämmen angefüllt, welche von dem allerwärts lang 
ind dicht Herabhangendem Mooße (Tillandfia usneoides) 
ein grauesz und veraltertes Anfehen haben. In biefen 
befchatteten Zund nicht unfreundlichen Wildniſſen hat 
man die reichſte Erndte der ſchoͤnſten und feltenfien ka⸗ 
roliniſchen Pflanzen zu erwarten, welche der duͤrre 
brennende Sand nicht auffommen laͤſſet; — jejt aber 

war leider alles und überall tod, — 
Mitten in den ſandichten Ebenen und Waͤldern 
find hie und da kleine Teiche (Lakes), #fters ziemlich 
tief / und ohne einen anfeheinlichen Zuſammenhang mit —. 
oder Zufluß von — andern Waſſern zu haben, In einie 
gen biefer Teiche: fen Site angetroffen werben, die, 
man weiß nicht woher, kommen. Das nemliche ift auch 
Ds: ber 


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212 Sneadens Fam. 





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der Fall in Südfarolina, wo fih in verlaffenen Neiße 
äcern Negenwaffer in groſſen Lachen fammlet, J 


wohin kein Flußwaſſer kommt, aber doch Fiſche ans 
getroffen werden. Die Leute glauben, daß der giſch⸗ 
faamen, mit dem Regen herab falle, und man hat Eei« 


nen Verdacht auf die vielerley wilden Enten und an -⸗ 


dere Waſſervoͤgel, welche dieſe Pfügen befuchen. . 


Gen Sneabeng + Ferry a man. eine frone RR 
fiht über den Fluß und nach der offnen See. Nier, 
und ſchon lange vorher, hörte man dag heftige umd ſtets 
braufende Geräufh des Surfs, ober der am fefien 
Land fich brechenden Meereswogen, ob es gleich nach 


4— 5 Meilen big an den eigentlichen Strand. hin find« 


Der New» Niver liefert, fo wie die übrigen Fluͤſe die. 
ſes Landes, das ganze Jahr bindurch einen fiattlichen 
Vorrath einer oder der andern Sorte von Fiſchen. — 
Mullets Musil Albula L.) kommen im Herbſte, fo bald 
die erften Falten. Nächte einfallen, in groffen Schaaren 
aus der See, und flreichen den Fluß aufwärts, um zu 
laichen. Es finden fi dann um jene Zeit viele Boote 
und Schaluppen an den Mündungen der Slüffe, welche 
mit geringer Mühe eine Menge diefer Fiſche fangen, 
falzen, und nah Weflindien veaflänen. Die Mullets 
halten ſich den ganzen Winter durch in den Fluͤſſen auf. 

Mit 


A 
\ 


_ Steabens ’ Fern. 213 


TE 








> Mir ihnen kommen auch zahlreiche Schaaren einer Art 
Forellen (Trouts) an, melche aber zärtlicher find, und 
fo bald nur ein friſcher Nordweſtwind bläfer , ganz bes 
raubt und fait tod aus dem — genommen wer⸗ 
ben fönnen. 
Eine Kette fehmaler md niedriger Cilande lieget 
dicht vor dem feflen Lande, laͤngſt Nord» und Suͤdka⸗ 
rolina hin, und bildet einen engen fahrbaren Sund. 
Da der Boden unmittelbar an der Kuͤſte nicht ganz 
ſchlecht und an manchen Stellen noch beſſer iſt, als weiter 
Landeinwaͤrts, ſo locket dieſes viele Menſchen da zu 
wohnen, wo fie nebſt dem Ackerbau doch auch Nah— 
rung und Verdienſt durch Sifcheren finden. Die Ufer 
follen daher ziemlich ſchon von Einwohnern befezt fenn; 
und es war auffallend, nachdem ung auf dem ganzen 
Wege von New⸗ Bern ber feine Seele auf der einfas 
men Straffe begegnet war — hier verfihern zu ‚hören, 
daß man durch einige Flintenſchuͤſſe, und in einer Stunde 
Zeit, uͤber 200 Mann aus den umliegenden Gegenden 
zuſammenruffen koͤnnte. 

Der Alligator, oder das amerikaniſche Krokodill, 
wird in dieſen Bezirken ſchon haͤufiger angettoffen. 
In gegenmwärtiger Jahreszeit aber maren Feine zu 

23 fehen, 





214 





fehen, denn fie halten ſich die drey Wintermonote in 
ihren Schlupfwinkeln verborgen; nur an ſehr warmen 
Wintertagen will man jezuweilen ihre Spuren auf 
dem Sande erblicket haben. Es wird ihnen ein ſtarker 
Biſamgeruch zugeſchrieben. Man hat ſie eben nicht 
ſehr zu fürchten, als wenn man in den Flüffen:badet 

oder fhwimmet. Ihrer Vermehrung thun bie ſchon ers | 
waͤhnten Buzzards groffen Einhalt; dieſe fuchen bie 
Eyer des Alligators im Sande auf, und freffen fie. 
Sie nähren ſich vorzüglich von Fiſchen; ihre Gefräffige 


keit aber verleitet fie, daß fie nad) allem fehnappen, 
| was ihnen vorkommt, und man bat Stide Holz, fer 


der und Eifen in ihren Mägen gefunden. 
— Von Schlangen werden in dieſer und den benach⸗ 
barten Gegenden faſt alle bekannte nordamerikaniſche 
Gattungen angetroffen, und zwar ziemlich häufig; 
boch find wenige davon giftig, Nur in den grofen 
Sümpfen halten fie fich feltener auf, weil fie in dem 
feuchten Boden feine bequeme Schlupfwinkel finden, 
und in Gefahr wären, im Winter in ihren Löchern ent« 
weder unter dem Eife zu erfrieren, oder zu erfaufen. 
Eine Schlange, der ſchwarze Laͤufer (Black Runner) ges 
nannt, murde vor einiger Zeit getödet, und 12 Fuß 
lang gefunden. — 

Unſe⸗ 


— 


Sneadens + Ferry. 215 











Unſere Reiſe wurde durch eine Reihe heiterer und 


warmer Tage (*) beguͤnſtiget. Die Froͤſche laͤrmten 


uͤberall in ihren Suͤmpfen; Bienen flogen; Fledermaͤuſe 
flatterten des Abends umher; Negerkinder ſpielten 


nackend im Freyen. — Dieſes, in der erſten Woche des 


Januars, ſollte einen eilenden Fruͤhling vermuthen laſ⸗ 
ſen; unterdeſſen wagt es doch aber kaum eine Pflanze, 


ſich vor dem Anfange des Maͤrzmonats zu enthuͤllen, 


als um welche Zeit faſt der eigentliche Fruͤhling dieſer 
Gegenden beginnt. Fruͤhlingsfroͤſte fallen hier zuweilen 


noch im April ein. Strenge und kalte Winterwitte⸗ 


zung (*20) iſt aber auch in dieſem unſtaͤten Klima nichts 
O 4 unge⸗ 





CH) Die nemliche warme Witterung, welche wir in 
Nordkarolina am aten sten und sten Jenner mit Suͤdweſt ⸗ 
wind hatten, wurde am sten und ztem in Philadelphia bes 
merkt. Dort, wie bier, war fie die Wirkung des füdlis 
chen Windes, welcher nur fpäter die nördlichen Gegenden 
erreichte. Philadelphifche Zeitungen berichteten, daß das 
mals das Thermometer im kurzer Zeit um 53 Grade ſtieg, | 


und Schnee und Eis Dr ic tweofihmolien. 


Cr) Die Strenge de Winter pflegt oft wun derbar zwi⸗ 


ſchen nördlichen und ſuͤdlichen Gegenden abzuwechſeln. Von 


den bekanuten ſtrengen Wintern 1739 und 1741 merkt Linse? 
ARı 


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— 


216 Sneadens / Ferrye 











ungewöhnliches, und hält oft mehrere Tage an. Bor 
dren Jahren war der Neus⸗River, bey New Bern 
(unter 35 Gr. füdlicher Breite,) fo feſt gefroren, daß 
Menfchen und Thiere über das Eid gehen konnten. 


Die Iris verna L., bier Violet genannt, die Viola 
‚pedara und palmata, Gomphrena flava, Lupinus peren= 
nis, Sanguinaria‘ canadenfis, Sarracenia lutea und pur- 
purea, Cypripedium Calceolus, Azalea vifcofa, Kalmia 
latifolia, anguſtifolia und glauca, und andere Pflanzen, 

ſchei⸗ 








an, daß man in denſelben Jahren in Norwegen, jenfeit 
der Alpen, eine fehr gelinde Witterung gehabt; daß in 
den Jahren 1745 und 1746, da in Schweden ein fehr leid: 
licher Winter, in Montpellier hingegen eine heftige Kälte 
war; daß im Winter 1735 und 1736, da in Schweden und 
Holland fehr gemäffigte Witterung war, zu Neuyork in 
Amerika der Brandtewein in den SKellern gefror. — Sp 
verhielt es fich gleichfalls in den Wintern 1779 — 80 und 
1783 — 84, welche über alle mittlere und füdliche Kolo— 
nien von Nordamerika mit ungewöhnlicher Härte herrſch⸗ 
ten, in Neu: Schottland und Canada hingegen eben fo uns 
gewonnlich gelinde waren. Aehnliche umgekehrte Werhälts 
niffe bat man verfchiedenenale zwifchen den füdlichen Kuͤ⸗ 
fien von England und den nördlichften Gegenden von Schott: 
land angemgrfet. 


RT. r 


Sneadenss Ferry. 217 








fcheinen nad den unvollftändigen Nachrichten, welche 
ic darüber erfragen Fonnte, zu den Erfilingen bes 
Frühlings zu gehören, und blühen zu Ende des Februars 
oder zu Anfang des Maͤrzes. Die merkwuͤrdige Dio- 
naea Mufeipula L. (Fly-trap) gehört in diefe Gegenden 
zu Haufe, fcheinet aber den menigften der Einwohner 
betannt zu ſeyn. Auſſer ihr wird noch manche andere 

.feltene Pflanze die Mühe ver Fünftigen Sorfeher bes 
—* 


Mays wird im hieſigen magern Sandboden bey 

6 Fuß von einander gepflanzet. in Bufchel Saamen 

. ift daher für 10 — 12 Morgen Landes gnug, und trägt 

etwa 12 — 15 fältig, in neuaufgenommenem Sande aber - 

mehr. Ein und derſelbe Acker wird für viele Jahre, 

fo lange er nur etwas fragen will, und immer ohne 

Dung oder Brache bebauetz bevor die Erde nicht voͤl⸗ 

lig erfchöpfe ift, macht man feine Anftalt, ein neues 

Stück Land vorzurichten, denn das alte durch Dingen 
verbeffern zu tollen, läffet fich niemand einfallen. 


Nebſt dem Mays werden in Nord» und Sübfaro, 
lina eine £leine Art Erbſen, unter dem Namen indiani 
fche Erbſen (Indian Peas) fehr häufig gezogen. Sie 
eae ſich ſtark, und erfeget in guten Jahren die 

O 5 Aus⸗ 


218 Sneabens / Fern. 


Ausſaat 40 — 50 fältig. Man ſtecket fie zu Ende des 
Aprilg, oder zu Anfang des Mays, und die Erndte 
erfolgt im Dftober. — Won den Battaten (Convol- 
vulus Battatas L.) brennen bie biefi igen kandleute eine 
ſchlechte Sorte Brandtewein. 





Der Mangel und die Theurung des Salzes waͤh ⸗ 
rendem Kriege, da der Buſhel oft mit einem auch zween 
ſpan. Dollars bezahlt werden mußte, verurſachte, daß 
man an ber Küfte von Nord» und Suͤdkarolina anfieng, 
Sal; aus Seemwaffer in Pfannen zu ſieden. Es ges 
ſchahe damals mit gutem Erfolg und groſſem Vortheil, 
wird nun aber wieder aufgegeben, weil man es haͤu⸗ 
fig und wohlfeil von Weſtindien erhalten kan. Da der 
Werth des Holzes fuͤr beynahe nichts zu rechnen iſt, 
ſo wuͤrde dieſe Salzbereitung ſich noch immer bezahlen, 
wenn nur der Preiß des Buſhels Salz immer auf 3 
eined Dollars bliebe, welches aber der Fall nicht if. — 
Salz aus Seewaffer, durch Abduͤnſten in Gruben an 
der Sonne, zu bereiten, hat man nicht verfucht. Der 
Aufwand von Salz ift beträchtlich, und die Zufuhr bes 
fhäftige viele Fahrzeuge. Auffer dem zum Poͤkeln der 
Fiſche und des Zleifches bensthigten Salz, iſt eg in 
den hintern und von der Küfte abgelegenen Gegenden 
gewöhnlich, den Pferden und dem Rindvieh woͤchent⸗ 

lich 


Sneadens/ Ferry. 219 








lich einigemal etwas Salz zu geben, ſowohl in Abſicht 
auf die Geſundheit des Viehes, als auch um daſſelbe 
an die Häufer und Plantagen zu gewöhnen, und das 
Vieh ift fehr begierig darnach. In der Nachbarfchaft 
der Kuͤſte hingegen, auch da, mo das Vieh nicht mehr 
zu Salzwaffer fommen Fan, ift es nicht fo lecker dar, 
nad); es wird ihm auch kein Salz gegeben, weil die 
Leute (aber irrig) glauben, die Luft felber und bie 
fallenden Thaue feven mit dem vom Meere — 
ſtenden Salze geſchwaͤngert. 


Suͤſſes Waſſer findet man an der Ruͤſte faſt 
uͤberall in geringer Tiefe. Wenn man in der Naͤhe des 
Strandes auch nur mit Haͤnden eine Grube in den 
Sand graͤbt, ſo fuͤllet ſich dieſe bald mit ziemlich rei⸗ 
nem Waſſer an. Wenige Meilen von der See ab fin⸗ 
det ſich Waſſer in der Tiefe von 2— 4— 6 Fuß une 
ter dem Sande in der Thonlage Man bat aber auch 
fehr gute und friſche natürlihe Quellen in diefen niedrie 
gen Gegenden; mitten in den Suͤmpfen trift man ſtarke 
und reine Quellen an, und gemeiniglich bahnen und 
öfnen ihnen die von ausgefaulten Wurzeln —— 
nen Loͤcher den De 


Daß der größte und d wictigfte Teil der — 
ren Waldungen dieſer vordern Gegenden aus Nadel⸗ 
ho 


220 Sneadens ‚ Ferm. 
holz beſtehe » habe ich ſchon verſchiedentlich erwaͤhnet. 

Aber eben dieſe Holzart iſt es, welche dem Sandmann 

beträchtliche Vortheile gewaͤhret, und ihn wegen des 

allgemein ſterilen Bodens ſchadlos haͤlt, indem ſie ihm 
auſſer ſchoͤnem Bau⸗ und Nuzholz einen betraͤchtlichen 

Gewinn an Terpentin, Ther, Vech, Harz und Terpen⸗ 

tinoͤl abliefern. Die hieſige Pechkiefer (Pitch-pine) ift 

daher für Nordkarolina der mwichtigfte und einträglichfte 

FON, 





ge 


Terpentin wird befanntlih durch Einfchnitte in 
ben Stamm erhalten. Diefe Einfchnitte, welche man 
bier Büchfen (Boxes) nennt, werden anfänglich gang 
am untern Stammende nur ı bi 2 Fuß über der Erbe 
gemacht; in den folgenden Fahren eriveitert man fie 
aufwärts, oder machet neue, oberhalb den erftern; doch 
werden feine Einfchnitte höher hinauf ald Ss — 6 Schuh 
von der Erde gemachet, ob es gleich thunlich wäre, 
und nit Hülfe einer Eleinen Leiter, noch höher oben am 
Stamme, Terpentin Fünnte gefammlet werden. Die 
geoffe Menge des Holzes machet, daß man fich diefe 
Mühe erfparet, und immer licher frifche Bäume ans 
hauet. Es werden nah Maasgabe der Stärfe ber 
Dame, 2, 3, und 4 Boxes in einem Baum gehauen; 
und biefes gefäjiehet in der Mitte des Winterg, im 

Som« 


Sueadens, Jay 221 








Sommer würde die Verwundung dem: Baum. tödlich 
werden. ‚Der harzichte Saft-oder der Terpentin fängt 
an im April, und fähret fort big im den September zu 
flieffen. . Zweymal des Monats, und gewöhnlich um 
die Zeit des Neu» und Vollmondes, wird der Ausflug 
' gefammlet (dipped), oder von den. Einfchnitten abge 
fraget, und eben fo oft werden die Boxes wieder nach 
gehackt oder angefrifcht ‚(re-chip’d), weil ſonſt Staub 
und der verbärtete Terpentin: ſelber, die Deffnungen 
der Saftgefäfle verſtopfen, und ben Ausflug ‚hemmen 
würden. Ein Mann fan bequem 3000 Boxes beforgen, 
und fo.viele werden gemeiniglich. einem Neger „welche 
faſt durchgehendg dieſe Arbeit verrichten muͤſſen, zuge⸗ 
theilet. In der beſten und waͤrmſten Zeit kan ein Ne« 
ger leicht 15 — 20 Barrels Terpentin auf einen Tag 
fuͤllen. In regnichtem und truͤbem Wetter iſt der -Aus« 
fluß geringer und dann ſiehet man ſich auch nicht dar— 
nad) um. Von 3000 Boxes rechnet man im Durche 
ſchnitt den Sommer über 100 — 120 Barrels Terpen⸗ 
tin zu erhalten. Zu diefen 3000 Bores können etwa 
12 — 15 Morgen Waldung erforderlich feyn, je nach. 
dem bie Bäume enge oder weit fiehen, und ſtark ‚oder 
nicht Fark find. — Ein Barrel Terpentin, zu 32 Gadong, 
‚gilt dermalen 16 Schilling Current, oder 2 ſpaniſche 
Dollars. 
Ther 


22 er. Edeen Bere. 





ie 

i Ther wird aus dem Holze dieſer und anderer Ar⸗ 
ten von Kiefern geſchweelet; doch ſammlet man fuͤr die⸗ 
fen Gebrauch hauptſaͤchlich und am liebften, alte Wind» 
Brüche und abgeſtorbene Stämme der Pechtiefer, welche 
am harzreicheſten iſt, und daher nichts verlieret, 
wenn die Stuͤcken davon auch noch ſo lange der Luft 
und Witterung ausgeſezt waren; denn nur der waͤſſe⸗ 
richte Saft verduͤnſtet, und der harzichte Theil bleibt 
zurück, Diefes zum Sherbrennen beſtimmte todte Hol 
heißt Lichtholz (Light - wood); und der davon bereitete 
Ther wird todter Ther (dead Tar) genannt, zum Ans 
terſchied vom grünen Ther (green Tar), welcher aus 
frifchgefälten Bäumen, die man vorher einige‘ Fahre 
auf Terpentin benuzt hatte, "erhalten wird. Lezterer 
wird erſterem vorgezogen. Das Therſchweelen geſchiehet 
in einer mit Letten ausgeſchlagenen Grube, in welcher 
das Holz mit Erde bedeckt und durch ein Dampffeuer 
verkohlet wird; der ausſchwizende Ther ſammlet ſich 
am Boden, ind flieſſet durch hoͤlzerne Roͤhren in tiefer 
eingegrabene Säller. Das Therſchweelen ift hier ein 
Wintergefchäfte, und durch die Beruzung der Wind» 
Brüche abgeftorbener und durch Abzapfung des Terpen- 
eins ſchon benuzter Bäume, machen’ die Leute bevnahe 
Geld aus Nichts; in Erwägung, daß. anderwaͤrts, mo 
man diefes Gefchäfte nicht treibt, dergleichen Holz in 
den 


% # 
5 


* — N | R \ m 
Sneadens, Fu 223 





— — 








den Waͤldern ungenuͤzt verrottet. Ein maͤſſiger Karren 
voll Harzholz, oder ſo viel als zwey mogere Ochſen 
ziehen koͤnnen, giebt, nach angenommener Schaͤzung, 
ein Barrel, oder ein Faß Ther, an Werth 12 Schil⸗ 
linge, ober 14 fpan. Dollar. 


Aus dem Ther wird Pech gebrannt; entweder 
in groſſen eiſernen Keſſeln, oder noch gemeiner in 
Gruben, welche 6 Fuß Tiefe, nnd fuͤnftehalb Fuß 
im Durchſchnitt haben, und mit ketten ausgeſchlagen 
werden, wenn man nicht ſchon einen lettichten Boden 
vor ſich hat. Eine ſolche Grube fan so und mehr 
Säffer Ther aufnehmen, Drey Fäffer Ther geben uns 
gefähe 2 Faͤſſer Peh. Nun koſtet ı Faß her, ı2 
Schillinge, vom Pech aber 20 Schillinge ; folglich were 
den, indem man aus 3 der erfien, nur 2 der leztern 
erhält, nur 4 Schillinge gewonnen. Aber dann erſpa⸗ 
ret man auch an Faͤſſern, welche das Stück zu 2? — 3 
Scillinge angefihlagen werden, und man leidet feinen 
Verluſt durch das Aufbersahren des Pechs, een 
Re ein zehrender Artickel iſt. 


Terpentinoͤl wird durch Deftilation des Terpenting 
gewonnen, und der Ruͤckſtand ift gemeines Harz. Ein 
Faß Zerpentin giebt ungefaͤhr 3 Gallon Terpentinoͤl, 

und 


224 Sueadens⸗Ferry 
und 29 Gallon bleiben an Harz. Das Gallen Terpen⸗ 
tinoͤl koſtet einen halben, und ein Faß Harz 3 Thaler. 
Alle dieſe Arbeiten geſchehen meiſtentheils durch 
Negerſclaven, und der davon entſpringende Gewinn iſt 
um ſo viel groͤſſer, da keine weitere Anlage, ols arbeitende 
Haͤnde, zu deſſen Erwerb noͤthig ſind. Man ſchaͤzet 
hin und wieder, daß jeder arbeitende Neger, durch — 
und andere Benuzungsarten des Holzes, ſeinem Herrn 
jährlich ein, bis zwey Hundert Pfund ‚Current einbrite 
gen muͤſſe; welche Angabe aber doch faſt zu hoch 
ſeyn moͤchte. 
Von dieſen Fohrenwaldungen konnte man ehemals 
100 Morgen für 4 — 5 Pfund Current (etwa 24 — 30 fl. 
‚thein.) faufen. Wer 1. oder 200 Morgen aufnahm, 
Henuzte gemeiniglich noch ſechs⸗ bie zehnmal ſo viel 
neben. ber, weil unveräuffertes Holland in Menge da. 
war. Gegenwärtig, weil man den Erloͤs aus verfauf 
ten Ländereyen zu Bezahlung der Staatefchulden an⸗ 
wendet, hat man den Preiß von 100 Morgen Holzland 
auf 10 — ı2 Pfund erhöher. 
‚Die hier fogenannte Dechfiefer (Pitch-pine), wel⸗ 
che man am liebſten, und wo moͤglich allein auf Ter— 
pentin 


N 


Sneadens ‚Fern. 225 











nt enge 7 weit id am Harzreicheften iſt, hat drey 
lar adeln in jeder Scheide; fe waͤchſt anſehn⸗ 
lich N TER lange nackte ab» und wieder aufmärtg 
gebogene Weite, welche vorzüglich am äufferften Ende 
nur einen langen aufftehenden Schopf von Blättern 
haben. Sie ſcheinet faſt mehr mit der Pinus paluftris 
- Mill. (x) als mit der Pinus Taeda L, überein zu foms 
men, nur daß fie hier häufiger, und faft allein auf 
trockenem ſandichtem Boden waͤchſt, und mehr nach der 
Seekuͤſte hin angetroffen wird, als tiefer landeinwaͤrts. 
Sie laͤßt ſich mehrere Jahre hintereinander ihres Ters 
penting berauben, ohne fehr gefchwächt zu werben, und 
man glaubt ſogar, daß fie durch diefe Abzapfungen nur 
deito fetter werde, und sulest, alg Light-wood, mehr 
Sher und Pech liefere, als vorher. 


An den nemlichen Drten wählt, untermengt mit 
ihr, aber doch noch haͤufiger weiter im Lande, die hier 
ſoge⸗ 











(*) Pinus paluſtris foliis ternis longifimis, von Wans 
genheims Beytraͤge, ©. 73. Marfhalls Amer. Grove, 
©. 100. Erſterer ſagt, ſie ſchiene wenig harzichte Theile 
zu enthalten. — Lezterer — fie ſey fo harzreich, als irgend 
eine andere Art. 


Schoͤpfs R.il.Ty. Y 


226 Sneadens+ Ferm. 

fogenannte Rosmarinkiefer (Rofemary-Pine) (*), 
welche nur zwey Furze Nadeln hat; ungleich weniger, 
und nicht fo lange Zerpentin giebt, als erfiere. — 
Den Namen gelbe Kiefer (Xellow- Pine), giebt. man 
bier zu Lande mehrentheils der lezterwähnten Roſsma⸗ 
rinfiefer; andere aber mollen damit eine befondere Abs 
art der Pechkiefer bezeichnet wiſſen, welche fih durch 
eine bünnere, glättere Rinde, durch weicheres gelblich» 
teres Hol;, etwas kuͤrzere Blätter geradern und. weni⸗ 
ger aͤſtigern Wuchs, auch ſchon ganz jung unterſcheiden 
und beſſeres Bauholz liefern ſoll. Aber wieder andere 
nennen nur die ſehr altgewordene Pechkiefer eine gelbe 
Kiefer, und glauben, daß ſie dann erſt zum Bau⸗ und 
Nuzholz anwendbar werde. — Es iſt ſchwer, die hie⸗ 
ſigen vielerley Namen, Arten und Abarten gehörig aus— 
einander zu wirren. 


Da die Produkte diefer Bäume von jeher fehr eine | 
teäglich für diefe Provinz waren, fo hatte man auch 
immer von Obrigkeitswegen gefeste Auffeher, welche 
die Güte und Reinheit des Terpenting unterfuchten und 

/ bekraͤf⸗ 





— — — 








(*) Pinus virginiana; Jerfey - Pine; two leaved Pitch- 
Pine; von Wangenheims Benträge, ©. 74. Mar- 
Shall’s Amer. Gr, ©. ı02. 


RER 227 

— |— 
Befeäftigten. — Uebrigens "wird Po Holz diefer Wal⸗ 
dungen zu —— Geraͤthſchaften vorbereitet, zu Brets 
tern, Schindeln, Faßtauben ꝛc. geſchnitten und ausge⸗ 
fuͤhret, und es ſind zu dieſen Abſichten ſchon ziemlich 
viele Saͤgemuͤhlen im Lande errichtet. Durch ſo man⸗ 
cherley und ſo leichte Erwerbsmittel, welche ſich einem 
jeden Eigenthuͤmer einer ſolchen Strecke Holzlandes 
freywillig darbieten, wenn er nur arbeitende Sklaven 
genug hat, haͤlt es freylich nicht ſchwer, ſich in’furzer 
Zeit reich zu machen, wenn es ihm gleichgültig iſt, in 
welcher Verfaffung er das Land feinen Erben überläffet, 








Vom New» River nah Wilmington am Capes 
Fear» River, find 42 Meilen lauter Wald und Sand. 
Die vielerlen Pfade und Wege, welche ſich in diefen 
Waldungen häufig durchfreuzen, laffen Reiſende oͤfters 

in Verlegenheit. Man hat hie und da zwar Wegzeiger 
aufgeſtellt, aber nichts darauf geſchrieben. Wir waren 
einmal ganz von unſerer Straſſe abgefommen, und 
würden, der Himmel weiß wohin, gerathen feyn, wenn 
ung nicht glücklicher Weife ein Gentleman begegnet und 
wieder zurechte geführet hätte. Seit vielen Tagen war 
diefeg die erfte menfchliche Erfcheinung, welche ung auf 
biefem Wege entgegen Fam. Er fam nur 2ı Meilen 
weit ber, um eine Kleinigfeit bey einem Schmidt mas 
P 2 chen 


* 
t 


223 ; Wilmington. 
chen zu laſſen, und reitet Morgen noch 19 Meilen wei⸗ 
ter, um einen Schneider zu finden — und reitet af 
einer: Satteldecke. on 


# TEENS * 





wilmington lieget dichte. am Enpe+ Fear. Niver, 
und niedriger als die allgemeine Sandflähe. Die 
Stadt zählet gegen 150 bölgerne, aber doc meifteng 
wohl ausfehende Käufer. Sie war auch einmal eine 
Zeit lang die Hauptſtadt der Provinz, und ehemals 
im Beliz eines beträchtlichen Handels nad) Weflindien 
und den nördlichen Provinzen; gegenwärtig treibt fie 
faſt nur allein mit Charleston Verkehr. Der Hafen 
wäre gut; aber der Zugang if für gröffere Fahrzeuge 
befchwerlich , wegen einer vorliegenden Barre, welche 
nicht über 9 — ıo Fuß Waſſer hat, Gröffere Schiffe 
müfjen fich daher erſt bey Brunſwick, einen 16 Meilen 
von bier, der Mündung des Fluſſes näher gelegenen 
Städtchen leichter mahen Noch 9 Meilen unterhalb 
Brunſwick, auf dem von Seefahrern fo gefürchteten 
Cape» Fear, liegt, oder vielmehr lag ehemals, Fort 
Johnſon, welches zur Bedeckung des Eingangs vors 
längft errichtet worden war, nun aber eben fo, wie 
Brunſwick, faft gänzlich zerfiöret und verlaffen if. 


Auf dem Wege hieher nach Wilmington, hörte ich 
eines Drtes am Cape + Fear» River, unter dem Namen 
Rocky⸗ 


Bilmingtom 2229 














i Rocky⸗ point erwähnen. Dieſer Name allein mußte 


Aufmerfamfeit erregen, inbem nach der allgemeinen 


Beſchaffenheit dieſer Gegenden, eine felſichte Spize 


etwas unerwartetes, etwas beſonderes verſprach. Zu 
- Wilmington fand ich, aber bald die nähere Aufklaͤrung. 
H Diefe Stadt lieget an den tiefen Bänken des genanns 
ten Sluffes; hinter ihr und um fie ber ift die Landichaft 
erhabener , die Fortſezung nemlich der allgemeinen Sand⸗ 


flähe, welche bier durch den Fluß und einige andere 
Seine Waſſer, mit Vertiefungen unterbrochen iſt. Zus 


naͤchſt an der Stadt, und dichte am Waſſer, zeigen 
ſich verſchiedene zu Tage ausgehende Schichten von 
Muſchelfels, viele Fuß dicke; von einem Bette klaren 
und weiſſen Sandes, von 12 big 24 Schuh hoch, be⸗ 


decfet, worinnen Feine beutlichen Lagen unterfchieden 
werden innen, | Die, Mufchelfelslage ſelber iſt alle 


blos gegen die Slußfeite entblöffet, und beſtehet aus eis 
nem meiftentheilg harten Steine, der hin und wieder 
deutlihe Schichten wahrnehmen laͤſſet. Er iſt gänzlich 
aus denfelben Mufchelarten und Schaalen zufammenges 
ſezt, wie der ſchon erwähnte bey Vork in Virginien. 
Sie. find mehe oder weniger zermalmt, beſonders in 
den tieffien Lagen; an hoͤhern Stellen laſſen fich mehr 
rere ganze unter den zerbrochenen ſehen und; ganz oben 
bängen fie nicht mehr fo feſte zuſammen ſondern find 
— P3 nur 


r 
- 


230 Wimington 


m a $ — —“ 
⸗ = N 





nur mit Sand, rothlichtem Letten, und dann und wenn 
mit kleinen abgerundeten Kieſeln vermengt. Solche 
Stellen des haͤrtern Selfen, die der Luft und dem ans 
fpülenden Waffer ausgefezt find, enthalten zwifchen den 
Mufcheln und ihren Bruchflücken viele leere Stellen, 
indem nemlich der Sand und andere anfänglich fie bin, 
dende Theile ausgewaſchen wurden. In der Mitte die⸗ 


ſer Felsbank zeigt ſich eine Lage, welche durch Haͤrte 
und reineres Weis vom übrigen ſich auszeichnet, und 


einem weiffen Marmor beynahe ähnlich wäre, wenn 
‚man nicht zwiſchen den bier fehr Fleinen Bruchſtuͤcken 
ebenfalls fehr fleine leere Nizen entdeckte. Hin und 
wieder fand man auch fehr deutliche und ganze Abdruůcke 
des flachen Seeſterns (Echinus Orbiculus LE) 


An den Selfen wuchs Acröflichum na 
und Afplenium rhizophylium L, 


Am Tage nach unferer Anfunft wohnten mir einer 
öffentlichen Verfteigerung bey, welche vor dem Courts 
boufe gehalten wurde. Jaͤhrliche Miethen von Häufern 
wurden feilgeboten ; und fehe mitfelmäffige Häufer in 
der Marftfiraffe wurden, weil fie zu Handelsgefchäften 
Bortheilhaft gelegen wären, für 60, Too und 150 a 
jährlichen Zins verlaffen. | 

Nach 


Wilmington. 37 

— — Linn 
Nach dieſem wurden Neger, ebenfalls durch oͤffent⸗ 
lichen Auseuf, auf 12 Monate, gegen das hoͤchſte Ger 
bot/ vermiethet. — Eine ganze Familie, Mann, Weib 
und 3 Kinder wurden für jährliche 70 Pfund vermiethet; 
andere einzelne äber, für 25, 30, 35 Pfund, nach Bes 
fchaffenheit ihres Alters, Stärke, Geſchicklichkeit und 
Brauchbarkeit. In Nordkarolina rechnet man im Dusche 
fehnitt, dag ein Neger feinem Heren jährlich" ungefähre 
>35 Pfund Current (180 fl. thein.) einbringen müffe; 
weil dieſes das Medium der gewoͤhnlichſten Miethpreife 
iſt. In Weftindien ſchaͤgzt man den reinen Profit, - 
welchen die Arbeit eines Negers feinem Herrn bringt, 
auf 25 — 30 Guineen, und in Virginien nach Befchafs 
fenheit des Landes, auf 10 — ı2 — 13’ Öuineen im 
Sahre. — Die hieſige Unterhaltung eines Negers iſt 
nicht koſtbar, denn man giebt ihnen täglich nur ein 
Quart Mays, und ſelten etwas Fleiſch oder geſalzene 
Fiſche. Nur die Neger, welche zur Bedienung im Haufe 
gehalten: werden‘, ‘haben fich einer beffern’ Verpflegung 
zu erfreuen. ° Gutgeſinnte Herren Heiden ihre Neger 
jährlich einmal, und geben ihnen einen Anzug von gro⸗ 
bem wollenem Tuch, zweh grobe Hemden und ein paar 
Schuhe, Aber die welche die groͤßten Herden davon 
haben / halten fie am ſchlechteſten, laſſen ſie meiſtens 
nackend oder in Lumpen laufen, imd gewoͤhnen fie fo 
On B4 viel 








| 1% viel möglich. zum Hungern, verlangen aber doch ſtete 
Arbeit. Wer einen Neger miethet, giebt auf der Stelle 
| eine Verfehreibung des Miethpreiſes, welcher nach Bere 
lauf der Miethezeit bezahlet „werden. muß, ſollte auch 
| unterbeffen „der. gemiethete Neger frank: geweſen oder 
— weggelaufen ſeyn. Der Miethende muß ferner die 
Kopfſteuer „für den Neger bez hlen „und ihm Kleidung 
AR * un. ‚Nahrung . ‚geben... Ein. Reger iſt alſo ein. Kapital, 


J welches man zu ſehr hohen Zinſen ausleihet, aber we⸗ 
gen, Entlaufens und Sterbens freylich auch. nei ſehr 

Re alt. 3% A 8 na BE J 
* —— nn wurden 2 _ das au. he 


verfchiebenen-Preifen, von. 120 big 160 und 180 Pfund; 
alſo zu 4—55 bis 6mal des mittlern jährlichen Mieth⸗ 
lohns. Ihren Werth beſtimmen Alter, Geſundheit und 
Faͤhigkeiten. Ein Faßbinder ‚„welches unter den Pech⸗ 
und Therſiedern ein unentbehrliches Gewerbe ift tkam 
feinenn Käufer auf 250 Pfimdas und deſſen aszzaͤhriger 
zu der nemlichen Arbeit erzogener Sohn, auf 150 Pfund 
i zu, fiehen. ‚ Der Vater. wurde zuerſt ausgeboten 5 die 
Beforgniß,.baß fein Sohn einem andern Käufer zufal⸗ 
len, und von ihm getrennt werben, möchte, war ihm 
ſchmet haftex „ala die, Furcht einen harten Herrn zu 
bekommen. u Wer mich, kaufet, rief er unablaͤßlich, 
„muß 


Wilmingeon .238 





nm muß ‚auch meinen Soon faufen,, — und es geſchahe 
wie feine Vaterliebe ‚es; wuͤnſchte, denn fein Käufer 


war, ‚wenn auch nicht: aus Bewegungsgruͤnden von 
Menſchlichkeit oder Mitleiden, doch aus Nüskfichten 


feines Vortheils „dazu „genöthigt.; Ein ältlicher ann 


und ‚fein, Weib wurden fuͤr 200. Pfund hingegeben. 


Aber nicht immer find.diefe armen Gefchöpfe ſo gluͤck⸗ 


lich „in, Gelellfchaft der Ihrigen verkauft zu werden; 
oft. wird der Mann; feinem Weide, die Kinder ihrer 
Mutter. entriffen, wenn es dem Bortheil- des Kaͤufers 
oder Verkaͤufers beſſer entſpricht, und man achtet ihrer 
Häglichen Bitten nicht, womit fie ihre, — zu 
verhindern ſuchen. en 

aklinse, ,iter ji ie re ur 
Man kan nicht ohne -Mitleiden und Sheilnahme 
dieſe armen Kreaturen ‚da aufieinemierhöheten: Pla; zur 
Schau ausgeſtellt fehen, wo fie von den Kanflufigen 
- genau, befühlt: und. befehen werben, Kummer und Vers 
zweiflung blickt aus ihren Mienen, und fie müffen 
änsflih erwarten, ob fie einem hartherjigen Barba⸗ 
zen oder einen, Menfchenfreunde zufallen werden. Vers 
gerliche, und unanfländige Fragen und Scherze „erlaubt 
man; fich bey dem Ausbieten ‚der, Negreſſen. Der 
Yuktionnton ‚bemühet ſich, die Stärke» Schönheit, Ges 


fundheit Geſchicklichkeit, Treue und: Nüchternheit, und 


P5 alle 





Höhe * alle Tugenden ſeiner Waare auf das BER ER 
ſttreichen, um fie deſto hoͤher an" Mann zu‘ bringen 
Die ausgebotenen Neger hingegen widerſprechen eben 
fo eifrig jeder guten Eigenfchaft, die man’ von ihnen 
ruͤhmet klagen über Alter, über ausgeſtandenes Unge⸗ 
mach und Krankheiten, und verſichern, man werde ſich 
an ihnen verkaufen, "und: ſie waͤren Fein fo hohes Ge⸗ 
bot werth: weil ſie wohl wiſſen, daß je theurer fie 
bezahlt werden, deſto beit und — man 

er von sonen erwartet. 3 a EEE 


i u EI WAR One ae IE 


— 


Um die Verbeſſerung des Zuſtandes dieſer Klaſſe 
von Menſchen, Haben ſich beſonders die Duäfer in 
Amerika ſchon lange, aber immer vergeblich, bemuͤht. 
Noch kuͤrzlich hatte einer von ihnen, ein Mitglied der 
virginiſchen Aſſembly, Muth und Menfchenliebe genug, 
einen ‚Öffentlichen Antrag auf Freylaſſung der Neger⸗ 
ſclaven zu machen; es gelang ihm aber diesmal nicht (*), 

NVRRT, VER TI7T —* RZ EL 7 

i ) „In Virginien if nun wirklich die Sklaverey der 
„, Deger "aufgehoben; es dürfen’ keine ſchwarzen Sklaven 

‚mehr eingeführt werden; man hat Schulen für ihren 
Anterricht, and Geſellſchaften errichtet, fie gegen die-Härs 

„te ihrer Herren zu —— — Eben ſo hat man in 

Be „Pen⸗ 








Wil mington 235 








Indeſſen aber die Quaͤker erwarteten, daB Obrigkeiten gö 
ihren wiederholten und menfchenfreundlichen Vorſtellun⸗ | 
gen Gehoͤr geben, und durch allgemeine Verordnungen 
die Leibeigenſchaft der Afrikaner gaͤnzlich aufheben folls 
ten, haben einzelne Glieder diefer Gemeinden es für 
Kae — andere durch Beyſpiele u 

N Pe einem 











„Penſylvanien allen Negerfklaven die Freyheit ertheilet, 
„die feit der Iudependenz ; Erklärung in Diane ——— ge⸗ 
„boren wurden. — 

Die — ———— guͤnſtigerer Geſinnungen gegen die 
Neger bewirkten und unterſtuͤzten vorzuͤglich, ſchon vor meh⸗ 
reren Jahren, Anthony Benezet, durch: a fhort Re- 
prefentation of the calamitous State of, the enslaved 
Negroes in the British Dominions. Philadelph. 1766. 8 
und D. Rusb’s, Addrefs to, the Inhabitants of the Bri- 
tish Settlements in America upon Slave-keeping. Phi- | 
Jadelphia 1773. 8. — Beyde fprachen laut, und waren 
für die Rechte der Menfchheit, und Sreyheit der Neger; — 
ihnen folgten bald mehrere Schriften und Auffäze, welche 
die anfänglich angefeindeten Aeuſſerungen diefer edlen und 
menfhlichgefinnten Männer noch feſter begrändeten und alls 
gemeiner befantt machten. — Seit jener Seit wurde die 
Verbeſſerung des Zufandes der Neger immer im Geſicht 
behalten — und fcheinet nun in laͤngſtgewuůaſchte Wirkſam⸗ 
keit zu kommen. 


236. . Bilmingtom. 


4 einem, fo 1öblichen Zwecke zu — Dos, munen 
gemeiniglich bee, wohlwollenden und edlen Abſichten 
durch, ‚bie, Verderbtheit der Geſinnungen, welche unter 
den. Negern herrſchet, (die aber nicht ‚mehr, iſt, als 
man bey der rohen Erziehung und dem gänzlich, vernachlaͤſ⸗ 
 fioten ‚Untereichte, derfelben erwarten muß,) vereitelt, 
- Ein, reicher alter Quaͤker, welcher ben Richmond in 
Virginien lebt ſchenkte allen feinen. Sklaven die Frey⸗ 
heit, unter ‚der Bedingung jedoch; daß fie bey ihm blei⸗ 
benz und gegen fehe billiges Tagelohn arbeiten follten. 
Alle verfprachen es heilig; fo bald fie aber ihre Frey» 
briefe hatten, verlieffen ipn die meiſten. Ein anderer _ 
reicher virginiſcher Quaͤker gab ebenfalls feinen Ne 
gern. bie Freyheit, und jeder Familie ein Stüc Land, 
toorauf fie ſich durch ihre Arbeit, gegen Erlegung ei⸗ 
nes jährfihen Grundzinſes, wie andere Miethleute 
(Tenants) nähren fonnten; fie fiengen zwar an, folches 
zu thım) da fie aber die gewohnte firenge Aufficht nicht 
mehr über -fih fühlten, und moralifche- oder religisfe 
Grandfäze, welche fie "nicht kannten, fie nicht in der 
gehoften Ordnung ‚Hielten , an die fie vorber nut durch 
Zwang getoshnt waten ſo entſprach auch dieſer Ver⸗ 
ſuch den Abſichten des guten Quaͤkers nicht, und er 
ſahe ſi ch und ſeine Laͤndereyen bald von ſeinen freyge⸗ 
gebenen Negern verlaſſen. Mau, erzähle mehrere. der⸗ 
glei⸗ 








“u .. 


ch Witmngton zer 








gleichen Bepfpiele, um dadurch zit beweiſen , wie ſeht 
die Neger "überhaupt unfähig” wären, gehörigen Ges 
Brauch son den ihnen ingedachten” Vortheilen der Frev⸗ 
heit zu machen, und um die fo ganz ungegründete 
Meynung von ihrer natuͤrlichen Beſtimmung zur Kucchte 
Schaft zu "unterhalten. Es Tieffen fich wohl eben fo 
viele Benfpiele von freyen Negern anführen, welche 
fich fittlich betragen, und ordentlich und fleiffig nähren; 
dag man dieſes aber freylich nicht von allen fagen und 
erwarten Fönne, davon liegt der Grund einig und allein 
in der aͤuſſerſten und vorfäzlihen Vernachläffigung der 
Erziehung ihrer Jugend, und die Neigung zur Trägs 
heit, Dieberey und Untreue, welche man den Negern 
zur Laſt legt, find die unvermeidlichen Folgen der 
Skiaverey. Man laͤßt fie aufwachſen, wie anderes. 
Vieh; und lehrt fie feine andern Gebote fennen, ald 
den ſtrengſten Willen ihres Herrn, und keine andern 
Bewegungsgruͤnde ihrer Handlungen, als die Geiſſel. 
Man ſagt, der Neger ſey von Natur träge zur Arbeit, 
koͤnne nur durch Zwang und firenge Aufficht dazu ges 
woͤhnt werden, und fen daher, fich felbft überfeffen, ein 
unnuͤzes und laͤſtiges Main für die uͤbrigek buͤrger⸗ 
liche Gemeinheit. Es iſt ſehr mwahrfcheinlich, daß der 
Afrikaner von feinem VBaterlande, wo ihm die gütige 
Natur beynahe alles, mas er zu feiner Erhaltung bee 
darf, 


238 | EM mai. 











darf, freywillig darbietet, ‚feine, groſſe Neigung zu ans 
geftrengter und mühfam anhaltender Arbeit mitbringe; 
es läßt fich aber auch Feine vernünftige Urfache ein⸗ 
ſehen/ warum der gewaltſamer Weiſe nach Amerika ver⸗ 
ſezte Neger das mit Eifer und Luſt thun fol, was der 
amerifanifche Pflanzer ſelber nicht thun mag; warum 
jener im bittern Schweiß ſeines Angeſichts, und bey 
hoͤchſt ſpaͤrlicher Nahrung, das Feld bauen ſoll, damit 
dieſer feine Tage in Ruhe und Wohlleben verpraffe. — 
„Sollte ich die Rechte der. Europder, die Neger. zu 
„ihren Sklaven zu machen, vertheibigen, fagt Montes⸗ 


„quieu, fo wüßte ich nur folgende Gründe: — Die 


„Europaͤer, nachdem fie die eingebohrnen Amerikaner 
verdrängt und ausgeroftet haben, find genöthiget, bie 


„Afrikaner ind Joch zu fpannen, um fo groffe Stres 


„cken Landes anzubauen. — Zuder, Indigo, Reiß ıc. 
„wuͤrden zu theuer feyn, wenn fie anders, als durch 
„Leibeigene, ſollten angezogen werden. — Dieſe Krea- 
„turen ſind ſo ſchwarz und haben ſo flache Naſen, daß 
„man ſie unmoͤglich bemitleiden kan. — Es iſt ſchwer 
„zu glauben, daß der weiſe und guͤtige Schöpfer ei⸗ 
„nem ſo ſchwarzen und bäfßsen Koͤrper eine Seele, 
„vielweniger eine gute Seele, , gegeben habe. — Die 
„Neger fchäzen Glasperlen hoͤher als Gold — welches 

deut⸗ 


\ % 
Wilmington. 239 
„deutlich beweiſet, daß ſie unvernuͤnftige Weſen (*) 
find, — Es iſt unmoͤglich, dieſe Geſchoͤpfe für Mens 
schen gelten zu laſſen, denn wir ſezen ung ſonſt dem 
„Verdachte blog, daß mir feine Chriften find. — — 











Montesquieu hat bier alles gefagt , was die nn 
ger der Neger « Sklaverey deutlich oder undeutlich zu 


a⸗ pflegen. — 


Der: Cape⸗Fear⸗River heilt 6 fh. bey Wilming · 
ton in den nordoͤſtlichen und nordweſtlichen Arm, 
(N: eaſt. & N. weft Branch) welche den Deep» River, 
. Ham. River, und viele andere Fluͤſſe aufnehmen. Der 
nordöfllihe Arm erſtrecket fich, unter veränderten Na— 

men 








CH) Ueber die richtige und ohne triftige Gründe bezwei— 
felte Wahrheit: „daß die Neger in Rücficht ihrer natuͤrli⸗ 


„hen Geiſtesanlagen und Fähigkeiten gerade um nichts dem 


„uͤbrigen Menfchengefchlechte nachſtehen, — fehe man 
Hrn. Prof. Blnmenbachs Bemerkungen von, den Nies 
gern; im Magazin zus Phyſik und Naturgeſchichte, 4ter 
Band, ztes Stud, S.4. — Ein unparthepifcher und Vor— 
urtheil freger Beobachter würde unter den amerifanifchen 
Steserfflaven, ihrer ungünftigen Lage ungeachtet, dach zahl: 
reiche Beweiſe für diefe unläusbare Wahrheit ſammlen 
Eönnen. — 


240 Wil mingtom 


\ 





men; weit in dag Innere des) Landes, und Fahnbis 
Eroßr Creed, 100 Meilen von bier, mit Booten befah⸗ 
ren werden. Die gerade Straſſe von Wilmington nach 
Suͤdkarolina gehet durch eine fie Gegend; bie 
darinn gelegten Brücen waren noch vom Kriege her ' 
ungangbar, wir mußten uns daher zu einem Ummege bes 
quemen, und verſchiedene Meilen im nordweſtlichen 
ahren, um hinter dem Sumpfe wegzukom⸗ 
men. Die flac en Ufer des Fluſſes waren zw beyden 
Seiten dicht mit Rohr und Schilf bewachſen; zunaͤchſt 
ſtanden die niedern Gattungen von immergruůnem Buſch⸗ 
werk, und hinter dieſen erſt hoͤhere immergruͤne Baͤu⸗ 
me: Magnolien, Lauri, Hopea, Gordonia Lafianthus, 
und dergleichen, die ein angenehmes Grün unterhiel⸗ 
ten. Zwifchen dem grünen Gebüfche ſtanden praͤchtige 
Eihen, Wafferduchen, Tupalos, Zulpenbäume, und 
anderes von ihren fich weit verbreitenden Aeſten hieng 
die Tillandlia in langen Stricken herab, und eine Menge 
verfchiedener Rankengewaͤchſe flocht ſich überal an 
Stamm und Feigen hinauf — aber leider waren ders 
malen die meiften ohne Laub, und alle ohne Bluͤthe. — 
Der Morgen, an dem wir dieſe Fahrt machten, war 
bitter kalt, und um deſto empfindlicher, da man auf 
dem kleinen und offnen Boote ſich ganz ſtille halten 
mußte. Den rudernden Negern wurde zwar bey ihrer 

Arbeit 









Nordkarolina. 241 


—— 
| Arbeit w — nice deffoweniger aber hatten fie etliche 
mitgenommen, womit fie ein Kleines Feuer 
forgfä nein das ihnen boch feinen andern 
Ryan, als die Freude folches zu. ‚feben tn gewoaͤhrte. 
Sie * das Feuer uͤber alles, und ſchleppen es 
allen ihren "Arbeiten, auf dem Felde, im Walde, 

nd * Waſſer mit ſich herum, und das auch in der 
waͤrmſten Jahrszeit. — Von der Plantage wo man 
uns landete, (und wo mir ſchlechten Zhee, ſchlechtern 
Zucker, keine Milch, hartes Fleiſch und wenig Brod, 
alles fuͤr baare zwey ſpan. Dollars hatten,) kamen wir 
auf einen 10 Meilen langen labyrinthmaͤſſigen Wald 


—— 
















weg nach Town ⸗Creeck, und von da durch noch 37 


Meilen einförmige Waldung, über Lockwood's-Folly 
und Shallots- Bridge nah Murray's Haus an der 
Gränze von Suͤdkarolina. Auf dem ganzen Wege von 
Wilmington ‚ber wurden mir faum 8 oder 9 Häufer 
gewahr. * 


Die bisher beſchriebene Straſſe, welche uns durch 
Nordkarolina fuͤhrte, gehet nahe an der Kuͤſte hin, und 
wird daher die untere, the lower road, genannt. 
Hier zigt ſich dag Land freylich nicht von der vortheil⸗ 
haftefien ‚Seite, man muß aber. auch nicht von der 
Defchaffenheit diefee Gegenden, auf ‚die deg ganzen Lan⸗ 
Sschoͤpfs R. 1. Th. Q des 


* 


242 Nordkarolina. 





Biden, die Rohrſumbfe (Cane- Marshes), wohin aa ' 
die Savannah’s zu rechnen find, unter welchen Namen 
ganz niedrige, den Ueberſchwemmungen der Flüffe aus— 
sefezte Gegenden verftanden werden, wo nur Schilf, 
Binſen und Rietgraͤſer, und ſehr ſelten Baͤume und 

Geſtraͤuche aufkommen. Weiter Landeinwaͤrts aber, 
und beſonders hinter den Faͤllen des Roanote Tar⸗ 
und Neus-Rivers, gewinnt das ‚Sand ein. anderes Anı 
fehen, ſchwillt in Hügel und Gebürge auf; hat gut 
bewäflerte und grasreiche Thäler; der Boden wird 
ter und ergiebiger; die Luft geſuͤnder "Eichen » Wale A 
nüffe und andere Laubhoͤlzer verdrängen die Fohren, 
und diefe Gegenden flehen an Schönheit und Frucht 
barfeit Feiner andern in Amerika nad). Die angeneh · 
men Ufer des Dans, Padtins, Hollſteins, und ande 


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i Norbfatofina, 243 






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> Wiedergegebene Friede wird Fr —— ef } N 
nigen. Die mährifhen Brüder haben anfehnliche $ 
berlaffungen zu Bethania, Berhabara und Salem, und 
zeichnen auch hier, durch ihren Fleiß und Betriebſam⸗ 


feit im Ackerbau und andern Gewerben, ſich gar. fehe 
| 


vor allen übrigen Einwohnern aus, — Ein Verdienſt, 
welches ihnen von den meiſten ihrer Mitbuͤrger zuge⸗ 
ſtanden — aber doch nur wenige zur Nachahmung 

a 
- * > — Bas 3 
5 z 5 Unter den Einmooßnern, beſonders der zuruͤckgelege⸗ 
en kandſhattena nd ſehr viele deutfche Familien (*); 
Mi. — ER Q2 groͤß⸗ 


EINE 


——— F m \ 
. ‘ en 
E TR 93 x sat 


Er Die. Deutſchen in Nordkarolina find größtentheils 
N — lutheriſchen Religion zugethan. — „Aus oͤffentlichen 
ah — Bachs 















Hk 


244 Nordkarolina. 

groͤßtentheils Pfaͤlzer und ————— die meiſten 
ihnen haben ſich nach und nach von den noͤrdlichern 
Provinzen herabgezogen, und man darf glauben, daß 
ſie ſich überall dag beſte Land ausgeſucht — 











In der Nähe ber Gebürge, und ı von europäifch: 
Niederlaſſungen a wohnen noch einige Familie te 
Fr 


\ 








„Nachrichten ift es: befannt, daß fich einige Helmfädtifche 
sr Profefforen mit einander verbunden haben, nach dem 
», Verlangen des evangelifchen Predigers in Nordkarolina, 
„Deren Adolph Nuͤßmanns, eine Sammlung von 
m £ebrbüchern für die dortige deutfche Tugend heraussuges 
‚ben. Von dem daraus zu erwartenden Gewinn wollen fie 
‚die Meberfahrt für 2 — 3 evangelifche Prediger mit ei: 
„nem guten Vorrath gefchenkter Bücher bie Charleston ber 
„jahlen. Sie find mit einander eins getworden, leben 
„auf einen gemeinfchaftlichen Hauptzweck gerichtete Schrif— 
‚ten auszuarbeiten — wovon die Erſte Lieferung, (Ka⸗ 
„techismus und Fragebuch, Leipzig 1787) bereits erfchies 
„nen find. — Ag. Eitk. Seit. 17388. No. 8. — u — 
Mit Schulen und Evziehungsanfalten war Nordkarolina 
noch am fihlechteften verſorget; aber die Regierung ſieng 
ſchon gleich nach dem Frieden au, auf Errichtung und Be— 
foͤrderung guter Landſchulen ein vorzuͤgliches Augenmerk zu 
haben. — 


Suͤdkarolina. 245 





Indianer, vom Stamme der Catawbas; ein Bezirk von 
12 Quadratmeilen iſt ihnen eingeraͤumet, den ſie nicht 
uͤberſchreiten, von ihren Nachbarn darinnen aber aus 
nicht bedraͤngt werden duͤrfen. 


uUnter den Gehirgereien, welche durch Nordfaros 
Lina als, Fortſezung der groſſen nordamerikaniſchen Ge⸗ 
buͤrgskette ſtreichen, zeichnen ſich beſonders der Tryon⸗ 
Arrarat⸗ Carraway⸗ und Meoraoian- Ders aus. 


Jenſeits, oder weſtlich vom Bebicge, erſtrecket fich 
das Gebiet von Nordfarolina big an den Dhio und 
Miſſiſſippi, und auch in diefen Gegenden entftehen alle 
mählich fchon viele neue Niederlaffungen. 


South ; Karolina. 


Wie fanden keinesweges Urſache, unfere erſte Her 
berge in Süpdfarolina, weder der Bequemlichfeit noch 
der Billigfeit halber anzupreifen. Für etwas. Schinfen 
und Thee, Nachtlager, Mays und Maygfteoh für une 
fere Pferde, forderte die Wirthin, um gleiche Rech⸗ 
nung zu machen, für 3 Pferde und 3 Reuter, Kopf 
fir Kopf einen Piaſter, alfo 6 fpanifche Thaler, (14 fl. 
24 Er. rhein.) — Die vergangene Nacht war fehr Falt; 
mit Hälfe des geſtrigen Regens und des nächtlichen 

tale Schnees, 


246  Südkarofin. 








Schnees, war am Morgen alles, Erde und Bäume, 
mit einer dünnen Eisrinde beleget. — Sand und Foh⸗ 
renwaldungen waren unſere einzigen Gegenſtaͤnde, bis 
wir nach 16 Meilen erſt zu einigen Huͤtten, und dann 
an die Plantage von Herrn Vareen kamen. Ohnge⸗ 
achtet wir bey guter Zeit hier anlangten, waren wir 
doch, theils durch die üble Witterung , theils durch die 
Hefchaffenheit des vor ung liegenden Weges, genoͤthigt, 
den übrigen Tag bier zu verfveilen, denn wir batten 
von bier aus 26 Meilen zu reiten, um zur mächften 
menfchlichen Wohnung zu gelangen. Bey Herrn Vareen 
wurde ung zum erſtenmal das füdfarolinifche Stapel 
gericht, Neiß anftatt Brod, aufgetifcht; er wird zu 
diefem Behuf dick und trocken eingefocht, und ein 
Pfund Reiß mit nur zwey Pfund Waſſer zugefezet, fo 
daß man ihn nachher in ber Schüffel fchneiden Fan. 
Man fiehet gewöhnlich auf dem Lande Fein andered 
Brod, und die Einwohner diefer füblichen Provinzen 
find fo an Reiß gewoͤhnt, daß man ihn auch in Städten 
bin und wieder in dieſer Geftale auffeget, und dem 
Brode vorziehet. Zur Abwechslung werden auch aus 
Heiß allein, oder mit Mays vermifchet, Eleine und 
dünne Kuchen gebacken, und warm aufgetragen. Für 
die Landleute in den vordern Farolinifchen Gegenden ift 
Heiß die vorzüglichfte, und für ihre Neger beynahe die 
ein⸗ 


Suͤdkarolina. 247 


— Die Ländereyen unfers Wirths wa⸗ 
ren nicht zum Reißbau gelegen, ſondern trockner und 
ſandichter Veldhaffenheit; er beſchaͤftiget ſich daher vor⸗ 
zuͤglich mit ae. 


Man Pi en Abarten von Indigo; dies 
jenige-aber, welche in diefen flachen und fandigen Ge⸗ 
genden am beflen und vortheilhaft gedeihet , wird öfters 
zum Unterfchied von den andern, falfe guatimala ‚ober 
true Bahama genannt. Er nimmt mie einem mittel« 
mäfligen Boden vorlieb; doch gicht man ihm, wenn eg 
die Umftände erlauben, entweder neues oder vorher ges 
düngtes Land. Einige bereiten das Land für den In⸗ 
digo durch grüne Düngung; befüen eg nehmlich ganz 
dünne mit Haber oder Weizen, und wenn diefe beynahe 
reif find, werden Pferde und Nindvieh hineingetrießen, 
um es abzufreſſen und zuſammenzutretten. — — 

Die Pflanze wird nach dem erſten Regenwetter 
im März und: April in Reihen 14 — 2 Fuß von 
einander gefäet; und fie wird beynahe eben fo hoch. 
Wenn die unterften Blätter im Anfang Julii anfangen 
gelb zu merden und zu fallen, und bie Blüthen fich 
einen, fo hält man ihn für reif zum Abfchneiden, wel⸗ 
ches nachher. zum zweytenmal um das Ende des Auguſts, 

4 und 


248 Suͤdkarolina. 








und wenn der Herbſt warm bleibt, zum drittenmal um 
dag Ende des Septembers wiederholet werden kan. Das 
mit aber dieſe Arbeit des Schneidens gehoͤrig geſchehen, 
und nicht wegen der Menge des zu gleicher Zeit dazu 
geſchickt werdenden Indigos uͤbereilt werden moͤge, fo 
beſaͤet man die Felder zu unterſchiedenen auf einander 
folgenden Zeiten. Ueberreif darf man die Pflanze nicht 
werden laſſen. Die Indigofelder erfordern viele Wars 
fung, und müffen fleifig von Raupen und Unkraut ges 
fäubert werden. Ungefähr 20 Neger werden erfordert, 
um eine Plantage von 50 Acker Indigoland gehörig zu 
beforgen , und den Indigo zu bereiten, ohne die übrigen 
Arbeiten, die fie noch nebenher fir ihre eigenen Bes 
dürfniffe und für die Haushaltung des Pflanzers zu 
beftreiten haben. Bey dem Schneiden und Einſammlen 
muß glimpflic mit dem Kraute verfahren werden, weil. 
der blaulichte Duft, melcher die Blätter ‘bedeckt, zum 
Reichthum und Schönheit der Farbe vieles beytragen 
fol, und nicht darf abgewifcht werden; es darf bie 
Pflanze auch nicht gequetfcht werden, damit nicht ihre 
groben Säfte die Feinheit der Farbe verderben, welche 
blos durch Gährung aus den in Waffer geweichten uns 
verflümmelten Pflanzen erhalten werden muß. Zu dies 
fen Endzweck werben fie behutfam in ein Gefäß (the 
Steeper), von 10 — 15 Fuß Länge, und 4 Fuß Tiefe, 

unges 





Suͤdkarolina. 249 








ungefähr 12 — ı5 Zoll hoch eingelegt, und: mit Wafs 
fer übergoffen; nach Beſchaffenheit des Wetters fängt 
die Pflanze nah 12 — 18 Stunden an fih zu erwaͤr⸗ 
men, aufzufchwellen, und zu gaͤhren; der Zeitpunft der 
vollfommenften und hoͤchſten Gährung muß forgfältig 
beobachtet werden; dieſes gefchiehet mirtelft einiger duͤn⸗ 
nen Stäbe, welche über die Maffe geleget werben, 
und mit ihr fich erheben; fällt jenewieder unter ben - 
Dit; wo diefe Stäbe an die Seiten des Gefäffes 
ftemmend fich erhalten, fo ift ed Zeit, das Waffer in 
ein anderes Gefäß, the deater genannt, abzulaffen. 
Hier wird dieſes mit den im Steeper durch die Gaͤh⸗ 
rung ausgegogenen Farbetheilhen geſchwaͤngerte Waffer, 
mittelft befonderer Vorrichtung, fo lange gepeitſchet und 
gefchlagen, bis es anfängt zu ſchaͤumen und ſich über 
den Nand bed Gefäfles zu erheben, welches ebenfalls 
nach Beſchaffenheit der Wärme des Wetterd, in 25— 30 
mehr oder weniger Minuten erfolge. Das zu heftige 
Aufbraufen und ueberſtroͤmen der Materie alsdann zu 
hindern, wird etwas Oel daruͤber her gegoſſen, wel⸗ 
ches alsbald die Ruhe wieder herſtellet. Dieſes Schlagen 
des Waſſers befoͤrdert die Vereinigung der darinn ent⸗ 
haltenen und aufgeloͤſeten Farbetheilchen; um den Zeit⸗ 
punkt nicht zu uͤberſehen, wenn dieſes anfaͤngt zu ge⸗ 
ſchehen, werden von Zeit zu Zeit einige Tropfen des 

D5 ge⸗ 


x 


250 Sidtarolina. 
— — — 
geſchlagenen Waſſers auf dem Nagel. an der Hand, auf 
einen sinnermen Teller, oder in: einem ©lafe beobachtet, 
und fo bald ein: blauer Schimmer bdarinnen, oder fein 
blaulichte Stäubchen merfbar werden, muß auch dieſer 
Proceß geendigt werden. Es wird nunmehr unter ges 
linden Rühren eine verhältnigmäflige Menge Kalchwaſ⸗ 
fer zugesoffen, und dadurch der Nliederichlag des In⸗ 
digos bewirfet; wenn diefer in Geftalt eines dicken 
Breyes Ah gefaͤllet, wird dag darüber ſtehende nun 
mehr klare Waffer abeelaffen, und der Bodenſaz in 
Saͤcke gefüllt und aufgehängt, bis. die meiſte Feuchtig⸗ 








keit ganz abgetropfet iſt. Nachher wird dieſe Maſſe 


wieder aus den Saͤcken genommen, auf Bretern mit 
hoͤlzernen Spateln geknetet, in kleine Kuchen zertheilet, 
und mit Vorſicht an der Morgen⸗ und Abendſonne 


voͤllig getrocknet. — Die Indigo» Bereitung, welche 


bie und da mit einigen Verfchiedenheiten: betrieben wird, 
iſt im Öanzen ein chemifcher Prozeß, welcher bie ges 
naueſte und forgfältigfie Aufmerkſamkeit durch alle Theile 
erfodert, und wobey das meifte immer auf die richtige 
Beurtheilung des wahren Zeitpunftg anfommt, in wel⸗ 
chem diefes oder jenes gefchehen foll: Von der Ges 
nauigkeit im Zubereiten hängt die Güte des Indigos 
eben fo fehr ab, ale von der Befchaffenheit der Pflanze, 
des Rahme, und der Witterung. Die Indigo Pflanzer 

haben 


« Suͤdkarolina. 251 





haben daher nicht immer gleich gutes Gluͤck, und ver⸗ 
lieren oft durch Ungeſchicklichkeit, Bosheit, und Ver⸗ 
wahrloſung ihrer Aufſeher und Arbeiter, den ganzen 


oder viel von dem Ertrag einer Erndte. Die Aufſeher 


bey dieſen Arbeiten ſind gemeiniglich Neger, und wenn 
dieſe die Bereitungsart des Indigo vollkommen ver⸗ 
ſtehen, ſo wird ein groſſer Werth auf ſie geſezt, und 


fie oft mit einer zwey ⸗ und drepfachen Summe bezahlt, 


gegen dag, was fie aufferdem Foften würden. 


Im Durchfchnitt erwartet man zo Pfund Indigo, 


als den Ertrag eines Acker Landes; von recht gutem 
Sande aber 60 — 70 Pfund, Die Güte des Indigos 


wird von Kennern nach verfchiedenen Merfmalen bes 
urtheilt; feine hellere oder tiefere, gleiche und reine 
Sarbe, und die Zeinheit feiner Theile, beftimmen einem 


geübten Auge feinen Werth nach dem äuffern Anfehen; 
der beſte muß uͤberdieß auf dem Waſſer ſchwimmen; im 
Waſſer ſich ganz aufloͤſen, und im Feuer ganz verbren⸗ 
nen; jemehr er ſich von dieſen Eigenſchaften entfernt, 
deſtoweniger wird er fuͤr aͤcht oder gut gehalten. Naͤchſt 
dem Reiß iſt der Indigo die vornehmſte Stapelwaare 
von Karolina, und die jährliche Erzeugung und Aus, 
fuhr, beträgt mehrere 100,000 Pfund am Gewicht. Der 
Anden Fan und wird fich noch beträchtlich vermehren, 


da - 


* 


zn 


252 Suͤdkarolina. & 








da e8 weder an ſchlicklichem Lande mangelt, noch, aud) 
zur erften Anlage grofies Vermögen erfodert wird. 
Das Pfund wurde dermalen in Charleston von 3 — 
3 — 7 Schilling Sterling, nach feiner Befchaffenheit, 
verkauft; aber weder in Güte, noch: in Preiß, kommt 
ber Indigo von South» Karolina, dem von Miffiffippiz ir 
von Wefindien, oder von Sübamerifa, gleich. Auſſer 
dem erwähnten, am gewöhnlichften gebauten falfe Gua- 
timala, wird hin und wieder in Karolina. auch franzoͤ⸗ 
fifchber, oder Indigo von Zifpaniola gezogen , der 
aber nicht fo wohl gedeiber, weil er gegen Kälte ſchon 
empfindlicher iſt, und ſeiner tiefen Wurzeln wegen, ein 
fetteres und reicheres Land erheiſchet. Eine dritte Sorte 
wird wilder Indigo (Amorpha fruticofa I.), genannt; 
urfprüngiih ein einheimifhes Gemwächfe, über def 
fen Güte man noch) nicht entfchieden ift, der aber übris 
gend in Betreff der Teichtern und ergiebigern Erzielung 
bie beyden erſtern uͤbertreffen fol. 


In Herrn Vareen's Haufe ſahe ich bag Fell eis 
nes weiblichen rothen Tygerg oder Kuguars (Telis con- 
color Linn.), welcher vor. wenig Tagen in der Nach⸗ 
barfchaft war erlegt worden. Die Länge des abgeftreife 
ten und nun eingefchrumpften Felles betrug von ber 
Schnauze bis zum Anfang des Schwanzes etwas, über 

fünf, 


Suͤdkarolina. 253 





— — 





fünf, und der Schwanz felber, etwas über drey Fuß. 
Der Rüden, die Seiten und der Kopf waren einförs 
mig falbe, oder beynahe Rehfarben; die Weichen und 

der Bauch aber weiglichtgrau. Die einzelnen Haare 

x waren überall vom Grund bis zur Spize einfärbig. 

Die Spize des Schwanzes ſtach etwas ins ſchwaͤrz⸗ 
lichte, uͤbrigens aber war er von der Farbe des Koͤr⸗ 
pers, Man hatte eine Taze davon aufbewahret; die 
Klauen daran waren gekruͤmmt und fehr ſtark, hatten 
aber feine befondere knoͤcherne Scheide, wie einige ans 
dere Arten diefer Gattung, in melche fie zurück gezo⸗ 
gen werden Eönnten, fondern flanden frey, doc fo, 
dag fie ausgeſtreckt und aufs und rückwärts gebogen 
werden Fonnten. Einige von den Negern fpeißten von 
dem Fleiſche des Thieres, und fanden es gar nicht 
unfchmackhaft. Der Mann, weldher e8 erlegte, Fam 
ihm im Walde ganz nahe, ehe er es bemerfte; eg 
flohe vor ihm von Baum zu Baum, big er es zum 
Schuß bringen konnte. | 


x 


Diefe Thiere find dieffeits der Gebürge nirgends 
häufig, und faum irgendwo anzıttreffen, als in den 
noch einfamften Waldungen von Virginien und Karo. 
lina. Sie find überall als furchtfam befannt, und man 
wi feine Beyſpiele reifen, dag fie Menfchen angefal, 

en 


TER Sr 
254 Suͤdkarollna. 
len haben. Sie wagen ſich aͤuſſerſt ſelten in die Nach⸗ 
barſchaft von bewohnten Gegenden; in den Waldun-⸗ 
gen finden ſie Raub genug unter den zahmen und wil⸗ 
den Herden, welche ſie von den Baͤumen aus belauren. 











Kurz vorher hatte man auch einen Baͤren in dieſer 
Gegend erlegt, der nicht weniger als 7 Fuß und 4 Zoll 
lang war, und 500 Pfund Gewicht hatte; zum Be⸗ 
weiß, daß Raubthiere hier ihre reichliche Nahrung fin⸗ 
den; die Baͤren in den noͤrdlichen Gegenden erreichen 

dieſe Groͤſſe nicht. 


Von der leztgenannten Plantage aus gelanget man 
nach einigen Meilen Waldweg, auf die ſogenannte 
S.ange Bay (long Bay oder Beach), Hier führt die 
gemeine Landſtraſſe 16 Meilen ganz; am Gefiade 
des Oceans hin. So einfam und oͤde diefer Theildeg 
Weges an fich felber ohne Schatten und ohne benach« 
barte Wohnungen ift, fo wenig langweilig iſt er übris 
gens. Der gränzgenlofe Anblick des Meeres, die un 
aufpsrlih nach dem Geſtade her fich überrollenden Wo⸗ 
gen, die Menge verfchiedener von den Wellen ausge 
worfener Mufcheln, Schwänme, Corallinen, Seegraͤ⸗ 
fer und Tang, Meduſen, und fo viele andere Produfte 
des Meeres, welche laͤngſthin am Ufer auggefireuet 

find, 


gr 


” 


Südfarofina. 755, | 
find, befchäftigen und erneuern mit jedem Schritte die 
Aufmerkſamkeit des Reiſenden. Die Umſtaͤnde erlaubten 
nicht, uns nach Gefallen hier zu verweilen, doch un⸗ 
terlieſſen wir nicht fleiſſig alles mitzunehmen, was ung 
merkwuͤrdiges vorkam. Dieſer Strandweg beſtund 

| groͤßtentheils aus bald groͤbern, bald feinern Muſchel⸗ 
ſand, der nur wenige, und oft gar feine Quarztoͤrner 
untermifcht hatte. So weit der übrigens lockere Sand 
| von den anfpielenden Wellen befeuchter wird, bildet er 
eine überaus glatte und fefte Flaͤche, welche kaum den 
Eindruck des Yufes annimmt. In einer Entfernung 
von etwa 30 — 50 Schritten vom Waffer, läuft ene 
parallele Reihe von niedrigen Sandwällen hin, melde 

von 3 — 6 Fuß body und 8 — 10 Fuß im Durchfchnitt 
ki breit find. Nach der See zu waren dieſe Wälle oder 
Böfchungen beynahe fenfrecht abgefchnitten, von der 
andern Seite aber fielen, fie fehräg ab, und waren 
fparfam mit magerem Gras und Bufchwerf bewachfen. 
Diefe Sandmwälle, welche fih das Meer felbft zur 
Graͤnze gefezt zu haben fihien, waren doch hie und da 
durchbrochen, und die zunaͤchſt dahinter liegende Land. 
ſchaft von den zuweilen ſich ereignenden Ueberſchwem⸗ 
mungen mannichfaltig durchwuͤhlet. 

| Bon da, wo die Strafe von biefem noch ungleich 
weiter in ähnlicher Geſtalt fih fortſtreckenden Geſtabe 

ab⸗ 





Georgetown. 








abgehet, kommt man wieder durch ER und einfame 
Waldungen in die Nachbarfchaft des Waccama's oder 
Waggomangh's, und weiterhin auf einer fchmalen Land 
zurnge zwiſchen dieſem Fluſſe md. dem Ocean an 
Minguahr Bay. Der Waggomangh iſt einer der vor⸗ 
theilhafteſten Fluͤſſe fuͤr dieſe ſuͤdlichen Gegenden; er 
durchlaͤuft eine betraͤchtliche Strecke Innlandes, und iſt 
fuͤr groſſe Laſtboote ſchiffbar. Kurz vor feinem Ause 
Ruf e in den Deean vereinigt er fih mit dem Pedee 
und dem Black River, welche Fluͤſſe zuſammen Die ee 
genannte Winguah Bay bilden, F 


An dieſer Bay liegt Georgetown, und zwar an 
der Mündung des Black» Riverd. Diefe Stadt ſoll 
ehemals an 200 Haͤuſer gezaͤhlt haben, wovon aber 
die meiſten im Kriege durch Freunde ſowohl, als Feinde, 
niedergebrannt worden ſind. Ihre Lage iſt fuͤr Schif⸗ 
fahrt und Handel bequem, und ſie iſt daher der Sam⸗ 
melplaz aller der Produkte, welche die an den benach— 
barten Slüffen gelegenen Plantagen liefern. Sie ift 
die Hauptfladt eines mach ihren Namen genannten 
Difieifteg, und ihre Entfernung von Charleston iſt 
63 Meilen. Wir fahen diefe Stade nur von ferne, 
denn man landete ung bey der Ueberfahrt über die 
Bay, einige Meilen unterhalb derfelben, Zwoͤlf Mei⸗ 

len 


9 


r Boltons Ferry. | 27 . 





len weiter hatten wie noch den North. und South⸗ 
Santee zu pafliren, welche nur durch ein niedriges 
ſchlammichtes Eyland von anderthalb Meilen Breiter. 
aber mehrere Meilen lang , in diefer Gegend getrennt find. 
Diefeg Eyland, fo wie alle fumpfichte Stellen an den: 
Slöffen, war ganz mit immergränem Bufchwerk bes. 
deckt; doch war nirgends eine blühende Pflanze zu 





ſehen. Hier fanden die fehon oben erwähnten Rohre 


(Canes) von auffallender Länge; ich fahe mehrcre von 
36 — 40 Fuß hoch, deren einzelne Schoſſen ober Glie⸗ 
der 10 — 12 — 15 Zoll lang, und verhälmigmäflig dick 
waren. Der Santee ift bey feiner Mündung anfehn« 
„lich breit; die Fluͤſſe Catawba, Congaree und Wateree 
2 vereinigen fih in. ihm. Der übrige Weg nach Char⸗ 
leston enthielt eben ſo wenig, als der bisherige, etwas 
merkwuͤrdiges, ſondern gieng gaͤnzlich durch trocener 
flache und fandichte Fohrenwaldungen, in welchen man 
nur ſelten mit dem Anblick eines einzelnen Hauſes oder 
einer Huͤtte erfreuet wird, denn alles draͤngt ſich in 
die Nähe und an die Ufer der Fluͤſſe und der bemwäffers 
ten Ländereyen. Am ısten Jenner kamen wir endlich 
zu Bolton's Ferry, Charleston gegenuͤber auz und 
wurden ‘noch feldigen Abend über die 3 Meilen breite 
Day nad) der Stadt felbft gebracht, Es war ung ans 
genehm , bie Reife von Philadelphia "bieher nunmehr 

Schoͤpfs R. 1i. Tb. R gluͤck⸗ 


a — Charleston 


gluͤcklich geendiget zu ſehen, die Gig: ——— 
Verfaſſung des Landes, und in dieſer traurigen Jahrs⸗ 
zeit, nach gerade langweilig und unbequem zu werden 
anfieng. Die Einfoͤrmigkeit der durchwanderten Gegen⸗ 
den hatte unterdeſſen die Wirkung, daß der gefaͤllige 
und lebhafte Anblick dieſer Stadt, gleich beym Eintritte 
ſchon den angenehmſten und erfreulichſten Eindruck * 
uns machte. — 








Charleston iſt eine der ſchoͤnſten amerikaniſchen 
Staͤdte; Philadelphia ausgenommen ſtehet ſie keiner 
andern nach, und ich weiß nicht, ob nad) ihrer uns 
gleich heiterern und gefälligeren Anlage, fie nicht hr, 
fer noch den Vorzug flreitig machen möchte, wenn fi e 
ihre gleih an Gröffe und Volfemenge nicht beykommt. 
Sie enthält eine Menge geſchmackvoller und niedlicher 
Gebäude, die aber meiſtens nur höljerne find. Diefen 
Umftand entfchuldiget zivar eines Theils der diefen Ge⸗ 

» genden eigene natürliche Mangel an Steinen; man 
fiehet aber übrigens Feine Urfahe, warum man bier 
nicht eben fo wohl Backſteine zu den Gebäuden anges 
wendet hat, ale in Philadelphia und Neuyork, da die 
Materialien dazu eben fo gut, und eben fo reichlich, 
als an jenen Drten, zur Hand find, Die Anzahl der 
Häufer wird gegen 1500 gefchäfef. DB der Anlage 
ji “der 


* ' 3 % 


’ Charleston. er 








ber Haͤuſer * ——— auf luͤftige und kuͤhle Bin 


mer gefehen. Die meiften haben geräumige Hofe und 
Gärten, ale aber abgefonderte Küchengebäude, wie es 
durchgehends in den füblichen Provinzen, um Feuers⸗ 


gefahr und Hize zu vermeiden, gewöhnlich if. «Die 


Hauptſtraſſen find geräumig, gerade, und durchſchnei⸗ 
den fih in rechten Winkeln; fie’ find ‚aber nicht ge⸗ 
pflaftert, und daher doppelten Unbequemlichfeiten bey 
regnichtem und ben flaubichten ı Wetter unterworfen, 
Die größte Länge der Stadt beträgt noch nicht voͤllig 
eine Meile. 


r Ihre Rage ift unter 32° 40 nördlicher: Breite und 
830 40" weſtlicher Länge, auf einer Landſpize zwiſchen 
| dem Cowper⸗ und dem Ashley» Fluß, und auf derfels 
ben Stelle, wo Kapitain Sayle 1669 die erften Pflans 
ger landete, und mit ihnen fich niederließ, weil fie aug 
Zucht für den Wilden weiter Landeinwaͤrts zu drin 
gen nicht wagen durften. Der Plan zur Erbauung 
einer prächtigen "Stabt wurde bald nachher von den 
Lords, Eigenthümern, welchen König Karl der Zweyte die 
Provinz Carolina verliehen hatte, entworfen und über 
fickt, aber big daher noch nicht ganz zur — 
gebracht. re | 


+ WEL 
ae 


Charleston. 


—. 











Benyde genannte Flüffe find zwar fchifbar, doch iſt 
der Cowperfluß nur allein fuͤr Handels chiffe, bis 20 
Meilen über die Stadt hinauf, zugaͤnglich. Kauffahr⸗ 
teyſchiffe finden zwiſchen der Stadt und einem kleinem 
Eylande im Cowperfluß bequemen und ſichern Anker⸗ 
grund. Dieſer Theil des Fluſſes wird die Bay ger 
nannt, und laͤngſt diefer Seite der Stadt find die Ufer 
mie vortreflihen Werften von Kohlpalmen (Cabbage- 
trees) verfehen. Den Eingang in den Hafen erfchwes 
get eine vorliegende :Sendbanf (Bar) i welche Schiffe. 
von mehr ald 200 Tonnen, ohne fich zu erleichtern, 
nicht paſſiren koͤnnen. Die vortheilhafte Lage der _ 
Stadt hat man zu ihrer Befeſtigung gefchickt zu benugen 
nicht unterlaffen; gegen die Landfeite ſowohl, als auf Mr 
der ſuͤdweſtlichen Spize war fie fchon vor langer Zeit 
mit regelmäfligen gemauerten Werfen verfehen, welde 
während des Kriegs von den Amerifanern fowohl, als 
den Engländern beträchtlich vermehrt umd verbeſſert 
worden , nun aber auch twieder in Verfall gerathen find. 
Die Stadt hat von der Landfeife nur einen Zugang, 
welcher durch ein Thor, nebſt einigen Vertheidigungs⸗ 
werken von Auſterſchaalen und Kalch aufgemauert, ver⸗ 
wahret if. | 
Unter den öffentlichen Gebäuden ber Stadt side 

nen fih das ſchoͤne Ben die diefem gegenüber 
a ; ug befind» 





Charleston. 


r RL — ij ) 
ee. — — — 


befindliche Hauptwache, die Boͤrſe, und die beyden 


Kirchen, St. Bpilipp und St. Michael, vorzüglich aus, 
welche ſaͤmmtlich nach guten Planen errichtet find. 
Zwey Reihen Barracken von Holz, fuͤr die ehemaligen 
engliſchen Beſazungen — werden dermalen nicht genuͤzet. 
Der Thurm der St. Michaelskirche iſt 190 Fuß hoch; 
und biente von jeher den einlaufenden Schiffen zum 
Wegweiſer. Er war ehedem weis angeſtrichen; der 
amerikaniſche Commodore Whipple hatte aber den Ein⸗ 
fall, ihn auf der Seite nach der See zu, wo er ſehr 
weit kan geſehen werden, ſchwarz bemahlen zu laſſen, 
um ihn den brittiſchen Schiffen, deren Beſuch man 
fuͤrchtete, unſichtbar zu machen. Die Abſicht wurde aber 
nicht nur nicht erreicht, ſondern gerade das Gegentheil 
d bewirket; denn nun unterſcheidet ſich bey hellem Wetter 
die ſchwarze Seite weit deutlicher, und an truͤben und 
wolkichten Tagen zeichnet ſie ſich eben ſo ferne, und an⸗ 
. febeinend groͤſſer aus. | 








Fe 3 


Es if eine deutſche lutheriſche Gemeinde bier, 2 
welche ihre eigene Kirche und Prediger hat, aber an e Be 
fich nicht ſehr zahlreich if. wi 2 

Der Name der Stadt ift nach dem lezten Frieden 
don Charlestown in Charleston umseändert, und fie 
* BIS; — zu⸗ 
> ip J ir 





Charleston.” 





Vi 


Teich zu einer City erhoben worden, da fie big dahin 
nur den Rang einer Town hatte. Nach der englifchen 
Berfaffung nemlich werden jene Städte nur Cities ges 
nannt, melde einen Bifchoff haben, und inforporirt 
find, oder welche eigene ihnen verliehene Privilegien 
unter dem Vorſize eines Mayor's und anderer Beam⸗ 
‚ten ausüben, und ein eigenes Stadtfiegel führen. Eis 
nen Bifchoff hat Charleston zwar nicht, aber die Würs 
de eines Mayor’8, unter dem Namen eines Superine 
‘tendenten, ift ihe durch diefe von der Provinzial-Affeıne 
bln befchloffene Nangs » Erhöhung gegeben worden. 


Die Zahl ihrer Einwohner, welche ehemals auf 

30 — 12000 gefchäget twurde, wovon aber mehr als 

die Haͤlfte, vielleicht zwey Drittheile, Neger waren, a 
fan gegenwärtig nicht genau beftimmt werden; weil 
man weder genaue Tauf» noch Tobtenliften hat. Die 
Volksmenge bat fich überdies auch durch freywillige 
Auswanderungen ſowohl, als durch die Verbannung vie⸗ 
ler ihrer angeſehenſten koͤniglichgeſinnten Bürger, bes 
trächtlich vermindert. Zuverläffig aber ift die Zahl der 
weiffen Einwohner ungleich geringer, als die ber 
Schwarzen, Braunen und Gelben, welche fich bier 
durch alle Schattirungen finden. — Die Stadt ift im 
Winter weniger lebhaft, als im Sommer. Um Weyhe 
nach» 


Br 
F : x J ii R — 
Charleston. — 








nachten begeben ſich die meiſten Familien auf ihre Land ⸗ 
fige ‚und bringen den größten Theil des übrigen Wins 
ters daſelbſt zu. Eine Urfache davon iſt, weil: um. jene 
Severtage den Negern auf den Plantagen etwas mehr 
Freyheit geflattet wird; und aus Beforgniß „daß fie 
ſich derſelben zu böfen Abſichten bedienen möchten, hal⸗ 

ten die Eigenthuͤmer ihre perfönliche Gegenwart für 
nothwendig, und überfehen zugleich den Fortgang ihrer 
wirthſchaftlichen Angelegenheiten. Mit: dem Anfange 
der ſchwuͤlern Sommertage hingegen eilet wieder alleg 
nach ber Stadt, was nicht durch Gefchäfte zurückges 
halten. wird, Die Nachbarfchaft der See, und die das 
ber fühlen wehenden Winde, machen den Sommers 
Aufenthalt in ber Stadt angenehmer und gefünder, als 

He Landeinwaͤrts — —— und BR 

fenn * HR 


= 


Die, Sitten der Einwohner von Charleston find 
von den ber übrigen nordamerifanifchen Städte eben fo 
ſehr verfchieden, als es die Probufte ihres Bodens 
find. Die einträglichen Reiß⸗ ımd Indigo⸗Plantagen f 
find ergiebige Quellen des Reichthums für viele anſehn⸗ | 
liche Samilien +, bie fih daher dem Genuffe aller Ver⸗ 
gnügungen und Bequemlichfeiten überlaffen, wozu ihr 
wärmeres Klima und beffere Umſtaͤnde fie einladen. — 

J R4 Durch⸗ 


Charleston. 











Durchgehends herrſcht hier eine feinere Lebensart ;'und 
‚mehr Hoͤflichkeits Bezeugungen: find im Gange, ale in 
den nördlichern Städten. Man fagte mir dag bereite 
in Philadelphia vorher, und ich fand es gegründet ; fo 
‚wie ich. überhaupt auf der Reife bieher, jemehr ich 
‚mich won Penfylvanien entfernte, und: tiefer herab in 
‚füdliche ‚Gegenden: Fam, etwas gefälligere Manieren 
‚amter, den. Landleuten wahrnahm; wenigſtens die uner- 
trägliche Neugierde des gemeinen Volks vermißte, wel. 
che in dem nördlichern Gegenden big zur Unverſchaͤmt⸗ 
heit gehet, und alle Geduld. ermuͤdet. Man ift bier 
hoͤflich, ohne pünktlich, ſteif und formal zu feyn. Gar 
nichts feltenes war es fchon lange her, daß die reichern 
Einwohner ihre Kinder, beyderley Geſchlechts, zur Er⸗ 
ziehung nach Europa fandten. Diefes mußte auf die 
Berfeinerung der Sitten um fo mehrern und allgemeis 
nern Einfluß haben, da weder befondere Religions⸗ 
grundfäze, wie die der Presbpterianer in Neuengland, 
‚oder der Duäfer in Penfplvanien, dem Genufle des 
MWohllebens im Wege ftanden, noch häusliche Umſtaͤnde 
fie darinn befchränften, Der Luxus hat deshalben in Ka⸗ 
rolina die größten Kortfehritte gemacht; und die Lebens» 
ort, Kleidung, Equipagen, Hausgeräthe und alles ver - 
zathen einen hoͤhern Grad von Geſchmack und Prunfe 
liebe/ und weniger Sparfamfeit, als in den nördlichen 


Pros 


* 
u 


Charleston. —* 





‚Provinzen. — Man hatte ein eigenes Schauſpielhaus, 
in. welchem: reifende ‚Gefellfehaften von Zeit zu Zeit das 
Publikum unterhielten, eg gieng aber vor einiger Zeit 
im Feuer auf. Ein aͤhnliches ungluͤckliches Schickſal 
wiederfuhr einem zierlichen Tanzſaale. Ein franzoͤſiſcher 
Tanzmeiſter war der Errichter dieſes Gebäudes; die 
dazu benoͤthigte Summe wurde ihm von dem erfien 
-Beiftlichen der Stadt vorgefchoffen, der alfo nicht nur 
‚fein Bedenken trug, zur Beförderung der Ergöslichfeie 
ten feinee Gemeinde behülflih zu ſeyn, fondern auch 
nachher, als der Franzofe den gemachten Vorfhuß ab⸗ 
zutragen nicht im Stande war, und ihm dag, Gebäude 
wieder an Bezahlungsftatt zufiel, die davon fallenden 
Renten "zu verzehren eben fo mwenig für unanftändig 
hielt; da hingegen in einem der neuengländifchen Staa» 
ten, der bloffe Gedanke davon, jeden Geiftlichen würde 
entehrt haben. Man feunt, liebt, und genießt bier 
alle Arten von Ergözlichfeiten. Man bat Sffentliche 
Conzerte, welche dermalen meifteng durch deutſche und 
englifche, von der Armee zurückgebliebene Muſikver⸗ 
ftändige, befegt find, denn unter den Eingebohrnen fins 
ben ſich noch menige Liebhaber und Kunſtverſtaͤndige. — 
Der Geſchmack an gefchlofienen Privat» Gefelfchaften, 
oder fogenannten Clubbs, herrfchet hier ſehr ausgebrei⸗ 
tet. Man zählet bey zo verfchiedene Clubbs, und die 
R5 mei⸗ 





Een ud; Glieder: # von — —— 
Dieſe geſellſchaftlichen Verbindungen geben ſich zum 
Theil wunderliche Namen, als: Mount Sion Society, 
Hell-fire Clubb, Marine Anti - Brittanic Society, Smoa- 
king Society ‚iu. dgl. .— Alle in England übliche Spiele 
‚gehen auch hier. in Schwang. — In Abſicht auf Klei⸗ 
ding folgt man ganz dem; englifchen Geſchmack; auch 
behalten bie, Geiftlichfeit und. Magiftratsperfonen ihre 
im Mutterland ‚Üblihe Trachten bey. Die Damen 
wenden. alle Sorgfalt auf ihrem Puz und Anzug, und 
ſcheuen keine Koſten, immer ‚die neueſten Moden aug 
‚Europa zu erhalten... Puzmacherinnen und Er des 
finden fih bier wohl und ſammlen Reichthůmer. — 
BERNER wurde zu estate bereits : 
und durch  entgegengefeste Elemente. mit gänzlicher. Zer⸗ 
ſtoͤrung bedrohet. Ein groſſer Theil der Stadt gieng 
gu unterſchiedenen Zeiten, und mit Verluſt anſehnlicher 
Vorraͤthe von Kaufmannsguͤtern, in Feuer auf. Zu an⸗ 
dern Zeiten haben aͤuſſerſt heftige und anhaltende Or⸗ 
kane ihren gaͤnzlichen Umſturz befuͤrchten laſſen. Die 
niedrige Lage der Stadt ſezet ſie bey etwas lange an⸗ 
haltenden nordoͤſtlichen Stuͤrmen, den Gefahren toben 
der Ueberſchwemmungen aus, indem dieſe Winde den 
nordieftlichen Lauf des laͤngſt der Küfte und aus dem 
Meris 


Eharleston. Ar 

Mexicaniſchen Meerbufen: heranffommenden Gulfſtroms 
fiemmen, und ihn mit den Waſſern des übrigen beweg⸗ 
ten Oceaus, gegen die flache Küfte-von Karolina treibt. 
Da durch diefelben Urfachen denn auch die zu beyden 
Seiten der: Stadt vorbenftrömenden Fluͤſſe aufgehalten 
werden ,' fo fchwellen die Wafler off zu einer, unglaub« 
lichen HShe in ſehr kurzer Zeit. — ———— 








— In Abſicht auf Witterung if Karolina benfelßen Ber 
"Anderungen unterworfen, wie die übrige oͤſtliche Kuͤſte von 
Rordamerika; Waͤrme und Kälte, beitere und regneri⸗ 
ſche Tage ſind die Wirkungen oder Folgen der Winde. 
Der Rord weſt verbreitet Kälte auch über biefe übliche 
Kegion, wie über die ganze Küfe, Im Januar und 
' Februar 17841 bie Zeit meines Aufenthalts au Ehar⸗ 
leston, war die Witterung beynahe regelmaͤſſig krais lau⸗ 
fend/, folgendermaſſen: Norboͤſtliche Winde brachten 
truͤbes Wetter, und Regen — bis der Wind gemeinig⸗ 
lich ploͤzlich nach Nordiveft umfprang ‚und helles, trock⸗ » 
nes Wetter herſtellte, welches, wenn der Wind aus 
dieſem Quartier anhaͤlt, oder heftiger wehet, mehr 
oder weniger kalt wird CH). Dem Nordweſte folgen 

mels 


Mi 








(*) ‚‚Sür Karolina und Florida würden höhere Gebürge 
„vortheilhaft und Schuz gegen die Falten Nordweſtwinde 
„ſeyn.,„ 


4 
J 
weiſtens gelindere Rinde ans Weften, die ſich allmaͤh⸗ 
lig tiefer herab nach Suͤden neigen, bis endlich ganz 
anmerkliche Suͤdwinde, oder Windſtillen eintreten, waͤh⸗ 
rend welcher Zeit das Wetter warm und ſchoͤn zu ſeyn 
pflegt, bis ſich neuerdings der Wind aus Oſten und 
Nordoſten erhebt, und auf aͤhnliche Weiſe die Witte⸗ 
rung ſich abaͤndert. Dieſelbe Folge von Winden und 
| Witterung bält fo ziemlich durch das ganze oͤſtliche 
q Nordamerifa immer dieſe Ordnung, wenn fi ie ‚nicht 
durch auſſerordentliche Urſachen geſtoͤret wird. Die 
Nordoſtwinde erheben fi ch immer zuerft in den ſuͤdlich⸗ 
ſten Gegenden, und aͤuſſern ihre Wirlungen ſpaͤter 
und ſpaͤter in den noͤrdlichern Provinzen. Man kan ſich 
davon durch die jedesmaligen Nachrichten in den öffent, 
lichen Blättern, welche von den heftigen Stürmen aus 
dieſer Ecke, und dem Schaden, den ſie an der ganzen 
Kuͤſte unter den Schiffen anrichten, gegeben werben; 
Überzeugen; und man wird finden, daß ein Nordofts 
Sturm am früheften in Karolina oder Virginien, dann 
in Penfplvanien, zunächlt in Neumorf, und oft um eis 
nen 














sr feyn. Molina Storia naturale del Chili. — Mehreres 
über die Befchaffenheit der Luft, Winde, und des Klimats 
von Suͤdkarolina, ©. Chahmers Account of the weather 
& difeafes of S, Carolina; in der Vorrede. — 


Br 


— Sparen. 269 


AT 





nen Tag oder noch ſpaͤter, in Venengn bemerkt: 
toird. — Um das Ende des Jenners, und im Februar, 

hatten wir diesmal meiſtens ſehr kaltes Wetter; daB 
Thermometer fiel oͤfters bis auf 24, 26, 28 — und 
war wenigſtens beynahe alle Morgen auf 32 nach Fah⸗ 
renheit. — Es war dieſes aber auch ein ungewoͤhnlich 
kalter Winter, der ſich eben ſo mit nicht gemeiner 
Strenge in den hoͤheren mittleren Provinzen aͤuſſerte — 
dahingegen die ganz noͤrdlichen Gegenden, als Neu⸗ 
ſchottland und Canada, eined eben fo ungewöhnlich mil⸗ 
den Winters ſich zu erfreuen haften. — Hier in Chars 
leston erblickte man jeden Morgen überall Eis auf 
feihten Waffern und Pfüzen, und in den Haͤuſern. Die 
arnien Neger; die die Kälte gar nicht wohl vertragen 
koͤnnen, krochen fleif und -unthätig umher, da- fie bins 
gegen bey dem heiſſeſten Wetter, wenn der Europaͤer 
unkraͤftig erſchlaffet iſt, munter und arbeitſam find, 
Schnee ſahe man doch nicht; aber im Jahr 1776 fiel 
er einen. Schuh tief, und. blieb beynahe eine ganze 
Woche liegen. Chalmers, nach zojährigen Beobachtuns 
gen, giebt den niedrigſten Standpunft des Dueckfilberg 
auf 18 Fahrenh. und den hoͤchſten auf 101 im Schat⸗ 
ten; an; erwaͤhnt aber noch, daß man vorher. einmal 
das Queckſilber bis auf 10 Fahrenh. habe fallen fehen; 
‚welches gewiß für eine fo füdliche Lage aufferordenslich 

z iſt. 


Ihe 


EN , 
u, — 


aa Charleston. 


iſt. Solche kalte umd froſtige Tage ſind aber doch in 
den gewoͤhnlichen Wintern ſeltner, und halten nie we⸗ 
der lange noch heftig an; ohne Abwechslung von wars 
men Tagen ; tvenigftens find: nur der Abend und More 
gen fo Falt, und die Mittagsfonne theilet der Atmosphaͤ⸗ 
re bald wieder eine angenehme Waͤrme mit. — Waͤb⸗ 
rend dieſen kalten Tagen des Jaͤnners und Februars, 
war in der Nachbarſchaft von Charleston nicht eine 
einheimifche Pflanze in Blüthe zu ſehen; denn der eis 
gentliche Frühling diefes Climats tritt doch nicht eher 
His in die Mitte des Merjes oder zu Anfang des 
Yprils ein. Hingegen Eonnte man im verfchiedenen Gaͤr⸗ 
ten folgende europäifche Pflanzen, grünend und bluͤ⸗ 
hend antreffen: — Alfıne media, — Lamium 'amplexi- 


ü 
Bi 





caule, — Leontodon Taraxacum, — Rumex crifpus & 
Acetofa, — Poa annua, — Vrtica dioica und Sonchus 
arvenfis. — Von Gartenblumen blühten um dieſe Zeit die 
Harciffen und Jonquillen. Auch fehienen die Dranges 
Häume, welche überall an den Häufern und in Gaͤrten im 
Freyen fiehen, diesmal die Strenge der Witterung noch 
ziemlich zu ertragen; fie waren voll von Früchten und 
Bluͤtheknoſpen. Oft aber find fie doch ſchon erfroren ; 
und diefes Hat fie fogar im noch füdlichern Florida; zu 
Denfacola , nicht felten betroffen. Dort hat man end» 

, lich 


2: a = 
Ehatlsaton | am 


ich aus ——— ern daß es das beſte Mittel 
ſey, dieſe Baͤume gegen den ſchaͤdlichen Eindruck ſtren⸗ 
ger Winerkaͤlte oder nordweſtlicher Witterung zu 1a 
zen, daß man ihre Wurzeln beym Eintritt des Winters 
von Erde entblößte, und fo den ganzen Baum freu 
ſtehen ließ, damit alle feine Theile immer in gleicher 
Temperatur ſeyn möchten. Von allen ſo behandelten 
Stämmen ſtarb nie einer; wohl aber plästen und ſtar⸗ 
"bh die, von deren Wurzeln man die Erde nicht aͤb⸗ 
geraͤumt "hatte. Ein Dattelbaum, welcher in einem 
Garten frey fand, und {don 7— 8 Fuß hoch war, 
litt bey dieſer Witterung, und ließ ſeine Blaͤtter ſchlaff 
haͤngen. Fuͤr einige andere Baͤume aus waͤrmern Ge⸗ 
genden; ‘als Croten febiferum, Sapindus Saponaria &c. 
welche Bisher im Freyen gut ausgedanert hatten, war _ 
man diesmal "ebenfalls beſorgt. Diefe und andere 
zärtlihe Gewaͤchſe, welche Karolina entweder natürlich 
mit den Weftindien gemein hat, oder welche erft hie⸗ 
her verpflanzt worden, gedeihen ohnehin nur an ber 
Seekuͤſte, wo im Verhältniß zu den mehr innländifchen 
Gegenden durchgehendg eine gemäffigtere und gelindere 
Witterung herrſchet. Etwa 60 — 30 Meilen Landein⸗ 
waͤrts von Charleston hatte man diefe Zeit über ver. 
ſchiedentlich viel Schnee fallen ſehen. | 


—— 
N 
Rt F 

- 








\ 





Die 


— 


272 Charleston. 





Die abwechſelnden Winterwitterungen — oͤfters 
Gelegenheit zu Entzündungs + Krankheiten, welche ſonſt 
im Allgemeinen in dieſen Gegenden ſeltener find, und. 
weder flarfe noch. oft wiederholte Aderlaͤſſen erfodern. 
Karolina iſt im Fruͤhlinge ein Paradies, im Sommer 
eine Hoͤlle, und im Herbſte ein Hoſpital. Die ſchwuͤ⸗ 
lern Monate ſind Junius, Julius, Auguſt, waͤhrend 
welchen das Fahrenh. Thermometer gewoͤhnlich zwiſchen 
70 und 90° ‚zu ſtehen pfleget, nicht. ſelten aber bis o6 
und druͤber ſteiget. Die Sommerwaͤrme, betraͤchtlich 
an und fuͤr ſich, wird beſchwerlicher wegen der dann 
gewoͤhnlichern Windſtillen und Mangel des Kreislaufs 
der Luft. Zwar vergehen wenige Sommertage, wo 
nicht heftige Gewitter ſie in Bewegung ſezen, und fuͤr 
eine kurze Zeit abkuͤhlen, ihre angenehme Wirkung iſt 
aber bald vorüber, und die druͤckende und ſchwuͤle Hize 
nimmt bald wieder überhand.. In Augufiine und auf 
der ganzen Ditküfte von Florida hat man ungleich. we⸗ 
niger über diefe flille läftige Hize zu Flagen, obgleich 
jene Gegenden der Sonne nad) näher liegen. Aber 
die Defchaffenheit diefes Landflriches, welches niedrig 
ift, und in Geftalt einer Erdzunge fich in die weſtindi⸗ 
ſchen Gewaͤſſer vorſtrecket, gefiattet einen freyern und 
erfriſchenden Luftzug von See zu See, welcher bey der 
Lage von Karolina nicht ſtatt haben kan. Hiezu kom⸗ 

men 


Charleston. 273 











men noch die unermeßlichen Waldungen, welche das 
Innere des Landes bedecken, das von der Kuͤſte 
abwaͤrts immer mehr ſich erhebende Land, und der 


Mangel groſſer weit ins Land ſich erſtreckender Stroͤme, 
durch welche Umſtaͤnde die Bewegungen der Atmosphaͤ⸗ 


re eben nicht ſehr beguͤnſtiget werden. 


Angenehme Gegenden, oder ergoͤzende Abwechs⸗ 


lungen von Ausſichten, findet man eben nicht um Char⸗ 


leston; die ganze Landſchaft iſt flach und ſandig; die 
der See und den Fluͤſſen zunaͤchſt liegenden Strecken 
ſind ſumpficht. Den groͤßten Theil des vordern Land⸗ 
ſtriches nehmen Nadelholz⸗Walbungen ein. Unter dies 
fen find folgende vier Arten die gemeinften. 


1. Die Pitch-pine oder Pechkiefer (*). Sie hat 
3 Nadeln in jeder Scheide, welche immer nur Bufch- 
weife um die äufferfien Spizen ber Aeſte verſammlet 
find, und an erwachfenen Stämmen die ganzen übrie 


gen langen Zweige Fahl laffen. An jungen zwey⸗ und 


drepiährigen Pflanzen find Die Nadeln 12 —ı5 Zoll 
* ech lang, 


— — 


(*) Pinus paluſtris. Mill. Duͤroi Baumz. ater Tb. 
©. 49. Rio. 8. v. Wangenb. Benträge, ©. 73. 


Echoͤpfs R. I. Th. S 











274 Charleston. 





Yas; und fen, um die Spize bes FREE in einem 
dicken Buſch gerade aufrecht, welches ihnen ein beſon⸗ 
deres und praͤchtiges Anſehen giebt. An den aͤltern 
Stämmen bleiben ſie doch 7 — 9 Zoll lang, und jede 
einzelne Nadel hat 3 fcharfe, zart gesäbnte Kanten; 
die äuffere Seite iſt geründet, die zwey innern flach, 
fo daß die 3 Nadeln ſich genau anpaffen, und einen 
langen dünnen Cylinder bilden; fie find übrigens ge 
rade, ober nur wenig gedrehet, durchaus gleich breit 
und am Ende nur wenig gefpist. Die jungen Stämme 
treiben feine Seitenäfte, bis fie nicht 4 — 5 Jahre 
alt und 5 — 6 Schub hoch find, und behalten bis da- 
bin ihren ſchoͤnen langen aufrechtfiehenden Schopf. 
Die Zapfen bdiefer Art find 6 — 8 Zoll lang, und 
glänzen von ihrem vielen ausſchwizendem Harze; jede 
Schuppe hat ein etwas breiteres Auge mit einer Fleinen 
fcharfen Spize in der Mitte. Die Stämme werden 
anfehnlich hoch und ſtark, und ihre Rinde ift glatt. 





2. Die Loblolly-Pine (X). Sie hat ebenfallg 3 Na⸗ 
deln in jeder Scheide, und von ähnlicher Bildung mit 
der erftern, aber jede einzelne ift etwas gewunden. An 
den jungen Schoffen ift die Länge der Nadeln nicht 

tger 


— — — — — — — — — — — — — 


(*) Pinus Zeda. Linn. v. Wangenh. Beytr. S. ar. 


— 


Charleston, 275 





über 5 — 8 Zoll, an erwachſenen Stämmen nicht 
über 4 — 65 fie find aber nicht, wie hen der Pechfies 
fer, nur auf die Endfpigen der Zweige eingefchränft, 


ſondern befleiben fie größtentheils gänzlich, Die Aeſte 


fieben ferner mehr aufwärts, und find Fürzer, da hin⸗ 


. gegen bey ber vorhergehenden Art bie halbnackten 


Zweige ſich weiter ausbreiten, und etwas hängend 
werden. Ihre Zapfen find den vorigen: gleich, aber 
fürzer, Die Rinde am Stamm iſt rauh. 


3. Die Birds-nefi-Pine, Vogelneſt⸗Kiefer. — 
Man hat ihre diefen Namen gegeben, weil längft dem 
ganzen Stamm eine Menge Fleine und kurze bufchichte 
Speoffen durch die Rinde heroorbrechen ‚ welche ihr ein 


beſonderes, und auf den erflen Anblick unterſcheiden⸗ 


des Anfehen geben, Sie bat auch noch dies eigene, 
daß fie eine groſſe Menge Fleiner Zweige an der Suͤd⸗ 
feite, aber gar feine, ober doc) nur wenige, an ber 
Nordfeite treibt. Sie hat zwe Nadeln in einer Scheis 
de, melche nur zwifchen 2 und 4 Zoll Jang, halben 
lindriſch, geſpizt, und an ben Kanten zart gezähnelt 
find, Die Zapfen find oval, felten laͤnger denn 2 Zoll, 


und auf jeder Schuppe mit einem fleinen Stachel bes 
- set, Die Ninde iſt fehr rauh und zerriſſen. 


° 
’ 


S 2 = Die 


276 Charleston. a a 5 

4. Die Smooth-barked.Pine, glatte Biefer. — 
Sie hat 2 Nadeln in jeder Scheide ‚von 3— 5 Zoll 
Fänge, Übrigens wie die vorhergehenden gebildet. Ihre 
Zapfen find ebenfalls ſehr klein, und meift ganz glatt, 
unterfeheiden fih .aber noch durch einen ihnen allein 
eigenen, ſehr angenehmen Geruch. Die Rinde am ums 
tern Stamm iſt etwas rauh, wird aber weiter hinauf 
glatt und weiß, und behaͤlt dieſe ſie auszeichnende 
Farbe und Eigenſchaft durch alle Zweige, welche vor⸗ 
zuͤglich an den juͤngern Staͤmmen und Aeſten ſo auffal⸗ 
lend iſt, daß das bloſſe Anſehen der Rinde fuͤr ſich 
kaum vermuthen laſſen ſollte, daß ſie von einer Kiefer⸗ 
art kaͤme. 





Dieſes find die von mir zunaͤchſt um Charleston 
beobachteten Sohrenarten, welche durch die angegebenen 
Kennzeihen an Ort und Stelle fih immer leicht und 
deutlich werden auffinden laffen. Uebrigens bedürfte 
ed aber einer eigenen Arbeit, die fo zahlreichen und 
verfchiedenen Arten und Abarten der amerifanifchen Na— 
delhoͤlzer deutlich und beſtimmt auseinander zu ſezeu, 
da ſie, wie es ſcheint „durch den Einfluß des Klimats 
und die Befchaffenheit der Standorte fo fehr abgeändert, 
und noch uͤberdies durch mehrerfen willführliche , under 
ſtimmt angewandte Namen untereinander häufig vere 

| wechſelt 





‚Charleston. 277 





ER. werden. Dieſe Namens» * Sachenverwir · 
rung aber gehörig zu berichtigen, erfordert Zeit. und 
Beobachtung der Bäume in allen Lagen und Umfänden. L 


In Karolina finden ſich Bd alle Arten von 
Eichen, die im übrigen Nordamerifa vorfommen ; um 
Charleston aber, und auf ben benachbasten Enlanden 
trift man Hauptfächlich folgende an: 


The Willow -Ieaved Oak, Quercus Phellos Zinn. die 
Sumpfeiche mit dem Weidenblatt. Catesb. I. 16. 


Sie waͤchſet zu einem ſtarken und anfehnlichen 
Baum In Suͤdkarolina ift fie doch nicht ſo gemein, 
als in Nordfarolina, man findet fie auch in nördlichern 
Provinzen, aber nicht weiter als in Penſploanien wo 
ſie aber doch kleiner bleibt, und ihre Blaͤtter nur in 
gelinden Wintern behält, da foldhe hingegen hier meis 
fieng, den ganzen Winter über ausdauern, obfchon ei⸗ 
nige fallen. Sie liebt niedrige und feuchte Stellen. 


"The Zive-Oak, bie immergrüne Eiche. Quercus vir- 
giniana: Mill. Quercus Phellos. 8, foliis oblon- 
gis non finuatis. Z. — Cat. 17. Ä 


Diefe prächtige Eiche erwaͤchſt zu ſtarken, hohen 
und anſehnlichen Staͤmmen. In den Blaͤttern findet 


9 


—— 532 einis 


— a ER BR 
einige —— ſtatt, nachdem ſie an — 
aͤltern Stämmen und Zweigen fiehen, welches ihnen 
oft das Anſehen einer wirklich verſchiedenen Art geben. 
ie Blätter ‚ber jüngeen Stämme, und ber juͤngere 
zweig aͤlterer Stamme, ſind lanzettenfoͤrmig oder ab⸗ 
lang, und baben am Rande einige mit Fleinen Spizen 
beſezte Raͤnder. Die übrigen Blätter aber find zwar 
an Geftalt diefen ähnlich, aber abgeftumpft, oben etwas 
runzlicht, Unten wolicht oder weiß, am Nande ganz 
und umgebogen. Die Categbeifche Figure ift um des⸗ 
willen nicht ganz genau, weil fie diefe Biätter als volle 
kommen glatt vorfiellet, wie fie doch nicht find. Nach 
diefee Erinnerung der Verſchiedenheit in Blättern wird 
man finden, daB der Linneiſche Charakter von ber 
Quercus Tex, auch zumeilen an jungen Bäumen biefer 
Art angetroffen werde. Es finden aber auch aufferbem 
noch verfchiedene Abänderungen flatt; es kommen Spiel. 
arten vor, mit vollfommen aͤhnlich geftalteten Hlättern, 
welche aber auf der Dberfläche ganz glatt und glaͤn⸗ 
gend, und unten nur filberfarben find, ohne im gering» 
ften wollicht zu ſeyn. Die Blätter find übrigens bey 
allen ſtark und dickt, und erhalten fich das ganze Jahr 
grün und lebhaft. Diefe Eiche ift nicht nur eine Zierde 
der Waldungen, Tondern liefert auch das vortreflichite 
und bauerhaftefte Hol; fir den Schiffsbau. Ein da⸗ 
von 





I 
4 Charleston. 279 











von erbautes, und daher Live Oat benanntes Schiff/ 
war beynahe 40 Jahre lang und druͤber zur See und 
wurde verſchiedenemal mit neuen Planken belegt. Am 
ahlreichſten iſt dieſt Eiche in Georgien zu finden, aber 
dort ſowohl als in den Karolinen nur an der Seekuͤſte | 
und nicht weit Landeinwaͤrts; ſie erwaͤchſt zu 40⸗ 50 
—* hohen Staͤmmen. 
J e Highland Wille Oak, Zzwergeiche mit dem 
" Weidenblatt.  Quercus Phellos ‚humilis, Y. L. 
— Lam na a 


Diefe waͤchſt auf trockenen Stellen, und. ift bier 
nicht felten; bleibt aber nur ein mittelmäffiger Baum. 
Die Blätter find lanzettenfoͤrmig, aber kuͤrzer, als in 
der erſten Weideneiche, und auf beyden Flaͤchen glatt; 
die juͤngern Blaͤtter haben verſchiedene Einſchnitte und 
Spijzen. 


The Water-Oak, die Woaffereihe. — Quercus 
uliginoſa Wangen, Quercus folio non ferrato, 


in fummitate — triangulo. Cat. 7, 20. 


Dieſe Eiche iſt ziemlich gemein in den ſuͤdlichen 
Provinzen, und eben’fo Häufig anzutreffen, als irgend 
eine andere. Sie waͤchſt zwar am liebſten in niedri⸗ 
* S 4 gem 


380 Charleston. 








gem, feuchtem und gutem Boden, fchränft fich aber nicht 
bahin ein, fondern kommt auch‘ auf trocknen Stellen 
vor. Die Blätter nähern fich der Geſtalt nach der ge 
meinen fchwarzen Eiche, aber fies find Fleiner, von 
dickerem Beſtandweſen, und bleiben ſo stemlich den gan⸗ 
zen er hindurch grün. ne 

Die übrigen hier EN befindlichen Eichen find 
dann: die gemeine ſchwarze Eiche die rothe Eiche, 
die rothe Waſſereiche die weiſſe, und die Kaſtanien⸗ 
eiche. Etwas weiter im Lande kommt auch die ſchon 
mehr erwaͤhnte niedrige oder Zwergeiche vor; aber 
von allen dieſen leſtern erhaͤlt ſich keine den Winter 
über gen. — 


Yuffer den hier bemerften Fohren⸗ und Eichenar⸗ 
ten prangen die Gehoͤlze und Gefilde um Charleston 
noch mit vielen andern ſchoͤnen immergruͤnen Bewäch- 
fen, welche ben einer übrigens gemäfligten Winter. 
witterung gemwiffermaffen die Reize eines fortdauernden 
Fruͤhlings unterhalten. Sch Habe folgende angemerfet: 


Ilex Aquifolium, llex Dahoon und Ilex Cafline L. 
Alle drey Sorten erhalten ihre Blätter lebhaft grün 


Olea 


Charleston. 281 











OJea: Atnericana L, Liguftrum lauri folio ‚&c. 7 Ca- 
tesby I. 61. Die Blätter behalten ein Grün; 
eben ni tie 

Deapoe‘ glaber. L. Caſſine ‚vera floridanorum &c. 
Catesb, Il 57. F — 


Laurus indica und. Borbonia L. Bender vorzůg⸗ 
licher aber Iesterer, erhalten fich fehr ſchoͤn, machen 
ziemlich hohe und im TE 2—3 zuß ſtarke 
Staͤmme. 


Kalmia latifolia, anguſtifolia und proſtrata L. Von 
dieſen dauert die erſte am beſten aus. 


Lonicera ſempervirens L. bleibt nicht gang grün. 


Smilax laurifolia und tamnoides L. verlieren zwar 


einige Blätter, behalten aber doch die meiften von gu⸗ 
tem Unfehen. 


Bignonia fempervirens. Jasminum luteum Catesb, 
I. 53..und eine andere Art, foliis conjugatis, erhalten 
fih unter dem Schuze der Wälder ſehr ſchoͤn, auſſer⸗ 
balb aber nicht fo wohl. 


Sz Magno- 


’ 


280 Charleston. 











Magnolia grandiflora, iripklara- und glaüca L. 
Beyde leztere bleiben nur zum Theil: und nach Befchafe 
fenheit des Winters belaubt ; die erftere -aber immer 
und durchaus, und dieſe gehöret mit zu den Bäumen 
vonm erften Range diefer Gegenden, ſowohl wegen ihres 
ſehr anſehnlichen Wachsthums, (fie macht Stämme 
40 — - zo Fuß hoch, und uͤber 2 Fuß dick,) als ihrer 
prachtdollen und wohlrlechenden Bluͤthen/ und immer 
di or a Anfehene. | J 


* . “ ZZ — N 
* 
= 


Gordonia Lafianthus. Alcea floridana, Catesb. 
1. 44- bier gemeinhin Be genannt — Seil fich 
vortreflich. 


Hopea tin&oria. Arbor lauri folio. Cat. J. 34. 
Behaͤlt ſeine Blaͤtter gruͤn, aber doch etwas haͤngend, 
und wechſelt ſie erſt in der Bluͤthezeit. Das Rindvieh 
benaget in den Waͤldern die Blaͤtter und jungen Zweige 
von dieſer und der Olea americana am meiften J obgleich 
beyde, und beſonders leztere, einen bitterlichen Ge⸗ 
ſchmack haben. 


Pyrola maculata, Mitchella repens, Vinca lutea? 
Caſſine Peragua, Rhododendron maximum, Andromeda- 


mariana und Myrica cerifera, erhalten fich alle fehr ſchoͤn. 


Cactus 


Charleston. _ 283 








Cadus Opuntia, ſchrumpfet etwag; aber Yucca 
gloriofas Yucca filamentofa und ir virginica , blei⸗ 
ben 


Die in Gaͤrten und an den Haͤuſern gepflanzten 


Pomeranzenbaͤume, find‘ war nicht urſpruͤnglich einbei« 


miſch / behalten: aber doch ihre Blaͤtter, obgleich nicht 
ſehr friih. Zwanzig bis dreyſſig Meilen von der KRüfle 
ab, laſſen fie die meiften oder alle Blätter im. Winter 
fallen, wie es beym Zitronenbaum auch hier der Fall 
iſt. Die ſich ſelbſt uͤberlaſſenen und halb verwilderten 
Pomeranzenbaͤume bewaffnen ſich mit langen Dornen, 
und werden hie und da als Hacken benuzt. 


Zu den hieſigen immergruͤnen Gewaͤchſen (gehören 
denn auch die Kohlpalme (Areca oleracea L.), und. die 


hieſigen kleinen Zwergpalme (Corypha minor ?) welche 


beyde nur längft der Küfte vorfommen. 


Auſſer den bier verzeichneten Gewaͤchſen trifft man 
zwar noch auf viele andere, welche ihre Blätter einen 
Theil ded Winters hindurch behalten, aber doch mehr 
ober weniger mißfärhig , oder verändert; und darum 
nicht zu jenen zu rechnen find. An dem Gärten würde 
ed, bey einem fo ſchoͤnen Vorrath von ausdaurenden 

| Pflan⸗ 


> 


» 


284 Charleston. 
N flanzen, fehr leicht ſeyn, ſich das Vergnügen einer 
ſtets gruͤnen Ausficht «und ‚herrlicher Wintergärten zu 
verſchaffen. Es erhalten ſich hier viele der europäi- 
ſchen jährigen Pflanzen den Winter durch grün und 





bluͤhend, die in der Hize des Sommers abſter⸗ 


ben; dahingegen alsdann, die »einheimifchen jährigen 
Pflanzen anfangen zu treiben PR: und bie heiſſe Zeit. hin 
buch bis in den September. ‚ausdauern. Die Gärt 
nerey iſt aber nicht ſehr im Schwange, und meiſtens 
nur unwiſſenden Negern uͤberlaſſen. Noch iſt es nicht 
lange her, daß man allen Kohl, Kraut, Blumenkohl 
‚und andere Gartengewaͤchſe von den Bermudiſchen ns 
feln nach Charleston zu, Markte brachte. Ein geſchick⸗ 
ter englifher Gärtner, Here Squibb, bat erft den 
‚Einwohnern zeigen müffen, daß fie ‚fich felber reichlich 
verſehen innen, wenn fie nur nach Befchaffenbeit ih⸗ 
res heiſſern Klimats die noͤthige Abaͤnderung in dem 
Inbau der Gemüfer machen: wollen: Dein: diefe ge 
beihen nicht fowohl den Sommer hindurch , als im 
Herbfte und Seüplinge; und find den ganzen Winter 
durch im Freyen gruͤn und wachſend zu erhalten, Wur⸗ 
zelgewaͤchſe, als Rettige, gelbe und weiſſe Rüben, er 
halten ſich und wachſen zwar auch im Sommer, aber 
bey weitem nicht fo gut, als im Fruͤhlinge und Herbſt. 


Von 


\ 


Charleston. 389 


Bon Obſtbaͤumen hat man Birnen, Aepfel, Pfir⸗ 
ſchen, Pflaumen und Kirſchen. Aepfel und Pfiefhen, 
welche aber nicht fonderlich gut find, werden fehon im Ju⸗ 
nius reif. Diefe und die übrigen bieher verpflanzten Fruͤch⸗ 

£ te blühen und reifen fo ſchnell hintereinander, daß fie 
darum vieleicht nicht den nemlichen Wohlgeſchmack ers 
halten, als in den nördlichen Gegenden. Die meiſten 
diefer Obftarten blühen jährlich zwenmal; die zweyte 
Frucht wird aber felten reif. Vom Feigenbaum erhält 
man 3 — mal Fruͤchte; im May, Junius, im 
September und Dftober. — Man hat einige europaͤi⸗ 
ſche Oelbaͤume, die an ſich ſehr wohl gedeihen und 
haͤufige Fruͤchte tragen, aber man bat ſolche gehoͤrig 
einzumachen, noch nicht gelernet. — — 


— 








Weizen wird im September geſaͤet, und im Junius 
geſchnitten. Mays, im April geſaͤet, und im Auguſt 
geerndtet. 


Obgleich der Boden um Charleston, der meiſtens 
aus Mufchelfand beſtehet, wenig Fruchtbarfeit ver» 
fpricht , fo fehlet ed doch nicht an merkwürdigen Bey» 
fpielen, welche den fihnellen Fortgang der Vegetation 
in demfelben beweifen. Wärme und Feuchtigfeiten en 
fegen, was der bürftige Boden nicht zu geben vermag. 

Man 


286° Charleston. 








Man zeige in einem arten aufferhalb der. Stadt 
viele Citronenbäume, welche bey ber Belagerung 1780. 
der Erde gleich niedergehauen waren; nun hatten fie 
im Sebruse 1784 fchon wieder Stämme gegen 12 Fuß 
hoch, und 3 — 4 Zoll dick, getrieben. Ein Talgbaum 
(Tallowtree, Croton febiferum L.) den dag nemliche 
Schickſal betroffen, ‘war ſeit der Zeit bie zu 15 Fuß 
und darüber angewachſen. Die biefige Chinawurzel 
(Smilax China) treibt in einem Jahre einen flarfen 
Stengel von 40 — 50 Fuß lang, der fi) um Bäume 
und ihre Aeſte windet. In den Wäldern fonmen meh» 
rere Mebengetwächfe von aufferordentlicher Länge und 
Stärfe vor, welche zwar in der Erde Wurzel fchlagen, 
und fich oben irgendwo am Wipfel eines hoben Ban 
mes beſchlingen, uͤbrigens aber ganz frey hin und her 
ſchweben. — Ein windendes Staudengewaͤchs dieſer 
Arrt iſt der ſogenannte Supple Jack, wovon ich aber 
weder Blätter noch Blüthe gefehen. Es macht einen 
hölzernen biegfamen Stamm, einen big zwey Finger 
di, und 4o — 50 — 60 Fuß lang, welcher oft frey 
von der Erde hinauf an der äuffern Spize eines ſtar⸗ 
fen Baumaftes hänget, daß man nicht leicht errathen 
fan, wie er dahin kommen Finnen. — Einige Stengel 
der Bignonia fempervirens maß ich, die ebenfalls Dau⸗ 
mens dick, und gegen go und 50 Fuß lang waren, und 
/ ſich 


Charleston. 237 





fich ohne_Mühe von einem Ende zum andern fpalten, 
oder ſchlizen laffen. kai ER 








—* Naͤchſt dem ſchon beruͤhrten Indigo, iſt der Reiß 
die vorzuͤglichſte Stapelwaare von Suͤdkarolina. Dieſe 
Provinz und Georgia haben bis daher allein den Ans 
bau davon ins Groffe getrieben; denn obgleich Nord⸗ 
Farolina und der füdliche Theil von Virginien ebenfalls 
Gegenden hat, welche für diefe Getraideart fich ſchicken, 
fo hat man deffen Anbau dort doch noch immer zu fehr 
vernachläfliget. Der größte Antheil des in Nordamerifg 
erzeugten Reiſſes wurde nach den noͤrdlichen Staaten 
von Europa verführt. In den drey Jahren 17768, 69r 
und 1770 betrug die fämmtliche Ausfuhr ‚don Reiß aus 
den füdlichen Kolonien von Nordamerika jährlich an 
140,000 Fäfler, welche zu den Mittelpreiß von 45 Shi 
ling Sterl. dag Faß angefchlagen, eine Summe von 
316,000 Pfund Steel, einbrachte. Don jener Anzahl 

lieferte Süpfarolina allein gegen 110,000 Fäffer. 


Der jährlihe Gewinn von einem Acker (166 Nuthen) 
Neißlandes Fan zu 8 — 12 auch 14 Pfund Sterlingen 
argenommen werden, ‚ nachdem ber Preiß tes Keiffes 
hoc) oder niedrig fiehet. Es wird daher die Urbar⸗ 
machung der ra fich bequemenben Laͤndereyen mit dem 
9 mehre⸗ 


288 Charleston. f 
mehrefien Eifer betrieben. Dan bauer Reif, um mehr. 


reger Faufen zu Einnen, und Fauft Neger, um mehr 
Reiß zu gewinnen. 8 
















* 


Man hat hin und wieder den Reiß beſchuldiget, 
daß er den Augen fchäblich fey, und das Geſicht ſchwaͤ⸗ 
ce. Diefer Umftand, in fo ferne er in Suͤdkarolina 
zutrift, koͤnnte aber eben ſo wohl eine andere Urſache 
zum Grunde haben, nemlich die Zuruͤckwerfung der Son⸗ 
nenſtrahlen, von dem ſo blendend weiſſen Sande. Mehr 
vere Beobachtungen beftätigen dieſes, weil viele Perſo⸗ 
nen Augenbefchwerben dulden, welche feinen oder wenig 
Reiß genieffen, und Einwohner anderer Reißlaͤnder, 
wo der Boden nicht den blendenden weiſſen Sand hat, 
vom Genuß dieſer Frucht nicht diefe angebliche üble 
Solge empfinden; dahingegen nach Boerhaave die Ein 
wohner von Arabien, Verfien und Eonpten , deg dieſen 
Ländern gemeinen weiſſen fandichten Bodens wegen, 
vielen Augenbefchwerden unterworfen find. — — Noher 
Reiß wurde dermalen der Bufchel zu 3 Schill. Sterl, 
verfauft; enthülfet aber, zu 12 — 14 Schill. Sterl. 


Auf Reis, Indigo, und in den hintern Gegent:n 
auf Toback, haben die Einwohner von Karolina bisher 
ihre hauptſaͤchlichſte Aufmerfiamfeit verwendet; es iſt 

aber 


Re’ 


Charleston. Bi 289 
aber nad) Befchaffenheit der Lage und des Klimats mie 
Grunde zu vermuthen, daß in der Folge, bey sunehmene 

- Menfchenzahl und fich vermehrender Induſtrie, noch 








rohe viele andere fchäzbare Produkte mit groſſem Vor⸗ 


theil hier werden erzielet werden koͤnnen. Der Oel⸗ 
baum, Johannisbrodbaum, Maſtixbaum, Mandeln, 


Safran, Suͤßholz, Honig, Seide, feine Wolle u. dgl. 


würden, nach einigen unverdroffenen Verſuchen und Bes 
mühungen, von vorzügliher Site und mit groffem Vor⸗ 
theil zu erhalten ſtehen. 


Sin einem Sande ‚ welches freymillig eine folche 
Menge von milden Weinftschen und Neben hervors 


bringt, als Nordamerika beynahe durchgehende von ſich 
rühmen fan, folte man natürlicher Weile erwarten, 
daß der Weinbau mit Leichtigkeit und Vortheil koͤnnte 


betrieben werden: und doch iſt es, wenigfieng war es 
bisher, der Fall nicht. Won jeher murde viel Wein 
in Amerika getrunfen, und viel Geld gieng dafür in 
fremde Staaten. Ob Weine überhaupt noͤthig find 
oder nicht, ift hier nicht Die Srage. Genug bie Mens 
fchen in Amerika, fo wie anderwaͤrts, finden Gefallen 
daran, und haben ſtarkes Verlangen ihn zu genieſſen. 
Die Landesprodukte von Nordamerika wuͤrden nicht 
hinreichen, den Wein zu bezahlen, wenn man ihn zum 


Schoͤpfs R. II. Th. 7 allge⸗ 


Nas 
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- 


. 
a 
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j R 


290 \ Charleston. — 
allgemeinen Tranke machen wollte. Aber dann hat man 

viele und fruchtbare Obſtgaͤrten, die guten Apfel» und 
Birnwein in reicher Maafe liefern; man bauet Gerfie 
und Hopfen ‚ und brauet Bier; man. brennt Brandter 
weine, und erhält Rum wohlfeil aus ben Zucer 
Inſeln, oder bereitet ihn ſelbſt aus den daher gebrach ⸗ 
ten Molaſſen. 





— 


* h 


Die Sorten Beine, welche man ı ehemalg vorzuͤg⸗ 
lich in Amerika kannte und liebte, kamen aus Spanien 
und Portugall, wegen ber Handlungsverbindungen dies 
ſer Laͤnder mit England; nemlich rother, und ſeltener 
weiſſer Oporto oder Portwein; dann Sherry, Lisbon, 
Teneriffa, Fayal und Madeira. Vom lezten unter⸗ 
ſchied man eine ſogenannte Neuyorker und Londoner 
Sorte (Newyork und London Quality), je nachdem er | 
feiner Güte nach dem Gefchmad der einen und der 
andern Stadt angemeflener war. Madeira, Wein wur. 
de übrigens noch mehr gefihäzt, wenn er einmal oder 
etlichemal die See pafliret hatte, befonderg, wenn er 
von Weflindien zuruͤckkam; denn er verbeffert fich auf: 
ber Neife in warmen Gegenden. Franzoͤſiſche Weine 
famen ehedem nur felten nach Amerika, nun aber: deflo 
häufiger. Die beträchtlichen Summen, welche von je 
ber für Weine aus Amerifa gezogen wurden, bewogen 

die 


Charleston. 291 





— — 








die engliſche Regierung , wiederholte Preife auf die 
Erzielung innlaͤndiſcher Weine zu ſezen. Es wurden, 
diefen Aufräunterungen zufolge, auch in verfchiedenen 
‚Meeinen Verſuche mit dem Anbau der Weinreben, und 
bie und da zur Probe etwas Wein gemacht; die Ab⸗ 
en 27 ſicht der Negierung murdegnber nicht erfüllt; es blieb 
immer nur bey den wenigen Verſuchen, welche man nicht 
——— nicht aufmunternd, und wie es ſcheint, 
die ganze Arbeit nicht nach dem Sehen ber Ameri⸗ 
faner fand. — 


Ein Herr Andel, ben Braunfchweig in Jerſey, ers 
hielt vor dem Kriege eine Prämie von 100 Pfund Sterl. 
für eine. Pfeife rothen auf feinem Sande ‚erzielten Weis 
nes. Er farb bald nachher, und nachläffige Erben 
lieffen den. gut angebauten Weinberg wieder in Verfall 


fommen,. weil er zu viel Arbeit erheiſchte. In Er 


Suͤdkarolina wurde vor faſt 40 Jahren, duch eine 
Provinzialakte, eine Belohnung von 60 Pfund jedem 
verheiſſen, der eine Pfeiffe guten trinkbaren im Lande 
‚erzielten Wein vorzeigen würde. Ein Franzofe, in ber 
Gegend von Drangebourg anfäffig, machte diefer Auf⸗ 
munterung zufolge einige Säffer fehr guten Wein, und 
erhielt etliche Fahre nacheinander feine Prämie dafür. 
So bald man aber aufhörte dieſe zu bezahlen , gab auch 


—3— T2 er 


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— 


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— 


292 Charleston. — 
er den Weinbau auf, unter dem — 2 er konne 
ſein Land beſſer Bein? en. Ein anderer Einwohner in 
Sübfarolina, Namens Ihorpe, legte einen Weingar - 
ten, 30 Meilen von Charleston, an, unter der Aufficht 
eines Portugiefen, den er in diefer Abficht hatte kom⸗ | 
men laffen. Auch er erhteite Prämien für 3 Pfeiffen 
gemachten Weines; nach feinem Tode aber gaben feine 
Erben ebenfalls die weitern Verſuche auf, und benuzten 
das Sand auf andere Weile. Noch neuere Verſuche 
wurden nad) diefen in einer Gegend, die Long Canes 
genannt, 200 Meilen von Charleston, gemacht, und 
gute Proben von Weinen geliefert. Alle europaͤiſche 
Weinreben, welche in Gaͤrten, in und um Staͤdte, in 
Philadelphia, Neuyork ꝛc. gezogen werden, gedeihen 
ſehr wohl, und tragen viele und gute Trauben. Aus 
allen Umſtaͤnden erhellet hinlaͤnglich, daß Amerika ein 
Weinland werden koͤnne. Die Urſache aber, warum der 
Weinbau noch nicht vom Landmann uͤberhaupt ange⸗ 
nommen, und Weingaͤrten ſind angelegt worden, iſt die 
viele Arbeit, welche die Pflege des Weinſtocks erfor⸗ 
dert, und bie Zeit, welche vergehet, ehe er fich Des 
zahle macht. Der amerifanifche Landmann ift es nun 
fhon gewohnt, nach weniger und gemächlicher Arbeit 
feinem unmittelbaren und jährlichen Gewinnſt entgegen 
zu feben; dieſes gewaͤhret ihm fein Weizen. und feine 
Vieh⸗ 








| | Ä Charleston. 293 
he Fe a an 

Viehzucht ; da Bingegen ein Weingarten, von feiner Ans 
lage an, kaum in 6— 7 Jahren erſt einen ‚erträglichen 
Profit abwirft. Man hat eine Menge ungulänglichee 
Urfachen angegeben, warum Amerifa durchaus zum 
Weinbau. ungeſchickt fenn fol; die doch mehrentheild 
‚nur folche find, welche aud in andern Weinländern 
fatt finden — fo wie überhaupt auch obige DVerfuche 
nichts mehr beweiſen, als daß man Arbeit, vorläufigen 
Aufwand und Aufficht gefcheuet habe. Ich will unters 
deffen alles, was man als Hinderniffe des Weinbaueg 
in Amerifa anführte, bier wiederhohlen ; fie mögen eis 
tem andern zur nähern Berichtigung leiten, 





Späte Nachtfroͤſte, in der Bluͤthezeit des Weinſtocks, 
oder überhaupt im Frühjahr. In Penſylvanien und Neu⸗ 
vork blühet der wilde Weinftock zu Ende des Maps, oder 
zu Anfang des Junius; und der zahme um diefelbe 
Zeit, Im May, und oft im Junius, fallen noch zu⸗ 
teilen Falte Nächte ein. Der einheimifche fcheinet fie 
ohne fonderlichen Schaden zu ertragen, blühen bey» 


nahe alle Jahre uͤberſchwenglich, und tragen Fruͤchte 


in Menge. Sn Karolina blühen die Reben einen Mo⸗ 
nat früher; man hät aber auch oft noch im April ſehr 


fühle Nächte; das Thermometer fält oft von 80 Fahr. 


auf 40,° Im Ganzen find aber doch diefe Nachtfröite 
oe SR -% 3 ſo 


— 





294 Charlestom ns 





ee 
fo gewöhnlich nie; und ereignen fih auch in andern 





Weinlaͤndera; ſcheinen auch in Amerika den Neben kei⸗ 


nen ſonderlichen Schaden zuzufuͤgen. 
Die Mehlthaue — haben fie —— mit — 
Weinlaͤndern gemein. 


Die groſſe Menge Sufekten: und Bigel, welche 


theils den Blaͤttern, theils den Beeren ſchaͤdlich ſind. 


Dieſes laͤßt ſich aber nur von den noch am wenigſten 
kultivirten Gegenden ſagen; um die Staͤdte leiden die 
europaͤiſchen Reben und Trauben weniger, weder von 
Inſekten noch Voͤgeln, und gegen beyde laſſen ſich 
Vorſichten gebrauchen. In Karolina kennt man unter 
andern eine Gattung Käfer, Cock-chafer genannt, 
welche vorzüglih im May und Junius die Weinſtoͤcke 
gerne beſuchen, und die Blätter abfreifen. 


Die häufigen Thaue, welche in ben mittlern und 
füdlichen Gegenden im Junius und Sulius fallen, und 
die darauf folgende fehnelle Erhisung einer brennenden 
Sonne Durch die zwiſchen den jungen Beeren fich 
verhaltende und durch die Sonnenftralen ſtark erwaͤrm⸗ 
te Feuchtigkeit, faulen die Beeren. Man hat in Ehar- 
feston Verſuche gemacht, um die Wahrſcheinlichkeit die⸗ 

— ſer 


* 


——— Charleston. 295 
RT J Ro 








fer Meynung zu begründen. Im Auguſt troͤpfelte man 
Waſſer auf Kohl und andere Blätter, und ließ ſolches 
an der brennenden Sonne abduͤnſten; uͤberall, wo Waſ⸗ 
fer das Blatt berührt hatte, verlohr dieſes Farbe und 
Fengkeit / und ſchien brandicht zu feyn. Die Waſſer⸗ 
tropfen wirkten hier, wie eine Brennlinſe. 


Weiter verurſachen die ploͤzlichen Abaͤnderungen von 
Feuchte zu warmer Luft, die ſtarken Gewitter und Re⸗ 
gen, um die Zeit, wenn die Trauben bald reif find, 

daß die Beeren berſten, verderben und —* und die 

noch gefunden — 


Endlich glaubt man en dag die Neben zu flarf 
in Aeſte trieben, und daher weniger und nicht fo vol 
fommene Früchte lieferten; dieß iſt der Fall wirklich 
bey den wilden amerikaniſchen Reben, welche ſtarke 
Aeſte treiben, und daher vielleicht weniger ſaftreiche 
und milde Beeren bringen. 


Allein alle die erwaͤhnten vorgeblichen Hinderniſſe 
laſſen ſich zum Theil durch Arbeit und Sorgfalt heben, 
‚und zum Theil werden fie bey zunehmender befferer und 
allgemeiner Anbauung des Landes, und deffen Reinigung 

von Wäldern, von ſelbſt wegfallen. 
— 84 Wenn 


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7 > *F ” 






296 \ Charleston. R“ 








Wenn auch die vordern Gegenden dem 3 W inba 
aus einer oder der andern Urſache unguͤnſtig fen. folk ı 
ten, fo wird man. zuverläffig, in der, Solge die hintere 


Landſchaft ſehr vortheilhaft dazu benuzen fönnen, wenn 


ſich nur erſt mehr.arbeitsluftige Einwohner finden. „Die 
fruchtbaren Hügel tief im Lande, und ienfeitd der Ges 
bürge, um Pirtsburg und anderwärtg , ſchienen mir 
ſehr dazu gefchickt zu ſeyn. Auch waren daberum vers 
fchiedene wilde Weine anzutreffen, welche siemlich ı wohl⸗ 
ſchmeckende Beeren trugen. Hier wuͤrde man zwiſchen 
und an den durchaus fruchtbaren Huͤgeln bequeme und 
für den falten Winden gefchüjte Weingaͤrten anlegen 
koͤnnen. Man hat auch ſchon die Huͤgel in dem Lande 
der Cherokees zum Weinbau fuͤr ſehr gut gelegen ge⸗ 
halten; die Indianer ſind aber noch im Beſize davon, 
und Verſuche fanden folglich dort nicht ſtatt. Vielleicht 
lenken die Einwohner der neuen Kolonien zu Kentucky 
ihre Aufmerkſamkeit und Fleiß auf dieſen Gegenſtand. 


Wahrſcheinlich moͤchte es auch nicht fruchtlos ſeyn, 
europaͤiſche gute Reben auf die wilden amerikaniſchen zu 
pfropfen, oder dieſe durch Kultur zu verbeſſern; denn 
fie verdienen Aufmerkſamkeit, und man hat fie bey. ben 
bisherigen Verſuchen ganz auffer Acht gelaflen. 


ic Ze ' u Seutaton | 297 


ji, ra 8 „Garten zu Philadelrhia eher man 
mehrere, Sorten amerifanifcher Reben, welche der alte 
Bartram aus unterſchiedenen Gegenden geſammlet hat⸗ 
te; ſie gedeihen ſehr wohl in dieſem Garten Ind ver · 
behſſern ſich wirklich durch den geringen Grab von Kul⸗ 
ur, d deſſen ‚fie ſich daſelbſt zu erfreuen haben. Die Bee⸗ 
‚sen werben, groͤſſer, ſaftreicher, und ihre Haͤute duͤnner; 
und Bartram der Sohn behauptet, daß fie ungleich 
mehr Fruͤchte trügen, als die, gemeine Rebe, Unter 
ihnen. findet ſich die Cherofefifche ‚Rebe (Cherokee- 
Grape) welches die beſte in Amerika ſeyn ſoll. Dem 
Blatte nach, ſcheint fie ber europäifchen, oder dem Vitis 
vinifera, am naͤchſten verwandt zu ſeyn. In den Pens 
ſylvaniſchen und Neuyorkiſchen Gegenden finden ſich 
nur allein die, Vitis vulpina (Fox-Grape) und Vitis 
Labrufca ‘(Wild-Grape); beyde machen Stämme von 
4 — 6 — 8 300 im Duechmeffer, und 20, 30 bie 
40 Fuß lang, mit welchen fie fih um Aeſte und Gipfel 
benachbarter Bäume binauffchlingen. Sie lieben vor⸗ 
zuͤglich befchattete, feuchte und fette Stellen, und man 
findet ſie nicht leicht auf trocknen Huͤgeln. Die Beeren 
der Fuchstraube ſind die groͤßten, aber eines herben 
Geſchmacks, doch macht ſie der Froſt für Kinder, Nes 
ger , und andere unleckere Mäuler, genießbar; haͤufi⸗ 
ger bedient. man fich ihrer zum Einmachen mit. Zucker. 
Bosınn zu u» Die 














ee 


298 | Ehetlabn J 4 






Die Beeren der andern der} find b 


der ganz ertraͤgliche Srüchte ‚von beyden ‘Arten. Um 
Batehtiüre , und in den übrigen ſuͤdlichern Waldungen, 
kommen’ aber wilde Reben vor / welche an Groͤſſe und 
Laͤnge der erſtern nichts "nachgeben, deren Kleinere 
fhmwärzlichte Beeren aber von ziemlich angenehmen ſaͤuer⸗ 


lichem Geſchmacke find (*). Eine andere kleine und 


ganz niedrige Rebenart findet ſich an den ſandichten 
ufern des Ohio bey Pittsburg, welche gleichfalls ſehr 
gute, * ſchwaͤrzlichte/ eßbare Beeren ** 


Der Markt von Charleston Fan dem von Dita 
delphia bey weiten nicht gleich gefezet werden, / weder 
in Abfiht auf Menge, noch Güte der Lebensmittel. 
Das hiefige Rindfleifch ift weder fett noch ſchmackhaft, 
weil man ſich nicht die Mühe nimmt, dag Vieh zu mäften, 
fondern es von der geringen Weide, welche es in Wäl« 
dern und Suͤmpfen findet, gerade wegnimmt und fchlach« 

RC tet, 





CH) Ich babe diefe Trauben gekoitet, aber die Reber 


nicht ſelbſt geſehen; mwahrfcheinlich ift es die Vitis vinifera 
americana Marsh. Americ. Grove, pP. 165. und fo wie 
die Cherokeſiſche Rebe, eine Abart der Vitis vinifera L., welche 
aber nördlicher nicht vorkommt. 


- 


nahe — — 
als die der erſtern; aber doch finden ſich Hin und wie⸗ 


* 


 Cparleec, : | 299 






tet. Ueberhaupt * das Rindoieh in den ſuͤdlichen Ko⸗ 
lonien nicht von der guten und groſſen Art, wie in den 


noͤrblichen man tft weniger ſorgfaͤltig für die Erhal⸗ 


tung einer guten Zucht und ihre Fütterung , "weil man 


Vieh in Menge hat. Gefluͤgel aber iſt im Ueberfluß 


da, und um deswillen gut, weil es mit Reiß und Mays 
gefuͤttert wird. Auch if an Mildpret Fein Mangel; 
ein ganzes Reh von 60 — go Pfund fchwer, wird ges 
mieiniglich mit 7 8 fpan. Thalern bezahlet. Wilde 


Enten und andere Waſſervoͤgel werden haͤufig hinge⸗ 


bracht; ſie empfehlen ſich aber nicht alle durch ihren 
Geſchmack; unter dieſen find viele. Arten, welche Ame⸗ 
ke mit Eiropa um ee 


"Garten Gemüfer fangen almählih erft an, in 
gröfferer Menge gezogen zu werden; doch wird noch 
jegt ein Kohl» oder Krautkopf mit 6 d. Sterl. bezah⸗ 
let. — Erdäpfel werden von ben nördlichen Rolonien 
und von Europa zugeführt; bier merden wenige ger 
bauet, aber deſto mehr Battaten (Convolv, Battat.) und 
Tan» yards (Arum efeulentum) , Kuͤrbiſſe, Cashaws, 
Squashes, Melonen, Erbſen und Bohnen, von mans 
cherlen Arten. Die Nähe von Weſtindien verfchaffet 
diefer Stadt auch” den’ mannichfaltigen Genuß der 


Früchte jener Gegenden. Endlich liefern auch die Fluͤſſe 


— und 


300 Eparfeston, 


und bag Meer nach. ber; er. Sabresgeit ER — 
Ueberfluß von Fiſchen. Um dieſe Jahreszeit aber, wa⸗ 
ren beynahe keine andern zu ſehen, als —— ‚(Mu- 
gil ‚Albula Linie dene hi 

Mit Fiſchen -follen ſich auch bien En * 
ſeltener, aͤhnliche unangenehme Zufaͤlle zugetragen ha⸗ 
ben,. als man bie und ‚da in andern Gegenden von 
Nordamerika bemerkt hat. Es fcheinen nemlich einzelne 





Fiſche, von einer übrigeng ‚eßbaren und gefunden Gat⸗ 


tung , durch unbekannte Umfändez zumeilen eine (chäd« 
liche und beynahe giftige Eigenfchaft zu erlangen. ... Eis 
nige Vorfälle diefer Art ereigneten fich während meis 
nes Aufenthalts zu Rhode» Eyland. im Sommer 1779. 
In der Familie eines Sjuden, Namens Meyer, wurde 
ein Sea⸗barsh (Percae Species) zur Mahlzeit bereitet, 
welches einer der beſten und. wohlſchmeckendſten Fiſche 
der daſigen Gewaͤſſer zu ſeyn pfleget. Kurze Zeit nach 
der Mahlzeit wurden die mehreften von ber Familie, 
befonders aber diejenigen , fo von der Leber des Fiſches 
genoffen hatten, ploͤzlich mit Schwindel, Ropfmeh, 
Uebelfeyn, Neigung zum Brechen und Grimmen. befals 
len, wobey fich einige fieberifche Umftände einftellten. 
Eine Art von Ausfchlag fand fich auf der Haut ein, . 
und das Dberhäutchen fchuppte fih ab. Es wurden 


—— gegeben, und die Kranken genaſſen nach 
einem 


‘ 


Charleston. 301 
— N 


einem ober jiveen‘ Tagen. Das en geſchah einer 


Diſchgeſellſchaft einiger deutſchen Officiere, zu einer an⸗ 
dern Zeit, nach dem Genuſſe derſelben Gattung Fiſche; 
die Zufaͤlle waren gelinder, weil man weniger davon 
genoſſen hatte, doch aber wurden auch hier diejenigen 
ſtaͤrker angegriffen, welche von der Leber gegeſſen hat 
ten. Den Einwohnern von N5od » Eyland find mehrere 
dergleichen zufäle befannt. Da aber jährlih Taufens 
de von ber nemlichen Gattung Fifche , ohne alle üble 
Folgen verzehrt, und ihrer befondern Güte willen, 
vorzüglich gefücht werden, fo wiſſen fie nicht, worinn 
fie die Urfache dieſer einzelnen Ereigniſſe ſuchen ſollen. 
Am gemeinſten iſt die Meyhnung, daß ſolche Fiſche von 
den Seepflanzen, welche am Grund der See, oder an 
den Ufern auf Kupferhaltiger Erde (Copper-bottom), 
wuͤchſen, gefreſſen haͤtten. Es iſt aber dies auch eis. 
ter nichts als eine Meynung; denn man weiß uͤbri⸗ 
gens gar nicht fuͤr gewiß, daß dieſe Fiſche ſich von 
Seepflanzen naͤhren, oder daß der Boden der daſigen 
Gewaͤſſer kupferhaltig ſey. Wahrſcheinlich iſt es aber 
freylich immer, daß ſolche Fiſche aus einer beſondern 
Urſache kraͤnklich geworden em” und daß ihre Leber 

unter 














Eee 
(*) „Bon dem befondern Fraaß, welchen die Fifche zu 
befondern Sabrsieiten, und an befondern Gegenden has 
„ben, 


unter ſolchen Umſtaͤnden vorzüglich, fhäbliche Eigenfaf, 
ten erhalte. Daß diefed Eingeweide bey mehr ‚andern 
Sifchen ‚einer ſolchen befondern Verderbniß fähig fed, 
wenn auch das übrige Fleiſch gefund und genießbat 

| — 

















„ben, erhalten fie zu einer Zeit ſchaͤdliche Eigenſchaften, 
„welche ſie zu einer andern nicht haben. Es giebt koral⸗ 
„lenfreſſende Fiſche in den oſtindiſchen Gewaͤſſern, welche 
„traurige Zufaͤlle erregen, wenn ſie in der Jahrszeit ge⸗ 


„fangen und genoſſen werden, wo die in den Madreporen 


» Y 
„verborgenen Polypen zu arbeiten anfangen, welche fie 
„nemlich überaus, begierig verzehren. Diefe Zeit iſt im 


„Jenner, Sebruar und Merz., Diefe Beobachtung des 


Herrn Sonnerats beftätiget auch Herr Meunier; 
gesterer fügt noch hinzu: daß, da dieſe Polnpen von eben 
der Natur, wie einige Gattungen der Meerneffeln (Medufae 


Holothuriae &c.) find, welche auf der Haut ein Brennen m 


verurfachen, wenn man fie in die Hand nimmt; fo Lieffe 
fich Leicht erachten, daß folche ſcharfe Säfte gedachter Pos 
Inpen die Fifche, die fich ihrer zur Nahrung bedienen, mit 
einer ähnlichen brennenden Schärfe anſtecken. Rozier 
Sammlung. ıı Bd. Nro. 22 und 23. Dieſer Meduſen und 
Holothurien giebt es eine Menge in den amerikaniſchen Ge⸗ 
waͤſſern, und es verdient daher eine genauere Beſtaͤtigung, 
ob ſie Gelegenheit zu den ſchaͤdlichen Veraͤnderungen bey 
den Fiſchen geben. | 


\ 


3 


Charleston. 303 
bleibt, beſtaͤtiget ſich durch einen ziemlich allgemein ges 
wordenen Verdacht, welcher die allermeifien Seefahrer 
gegen bie Lebern ber mehreften Fiſche eingenommen hat, 
und unter andern auch durch. die Gefchichte , weiche fich 
auf Coocks Schiffe in der Südfee mit der Leber eines 
Tetraodon zugetragen hat. Anmerfenswerih bleibt es 
übrigens noch, daß mehrentheils nach dem Genuß -fols 
cher ungefunder Fiſche auch die Haut mit. angegriffen 
wird, und faft immer. eine Art Ausichlag mit Abs 
fhuppung erfolgt, welches unter —— auch der Ge⸗ 
nuß einer an der hollaͤndiſchen Kuͤſte befindlichen Art 
ungeſunder Muſcheln zu bewirken pflegt. — 








Da die Gegend von Charleston, und viele Mei⸗ 
len umher gaͤnzlich von Steinen entbloͤſet iſt, ſo muͤſſen 
die benoͤthigten von ferne her gebracht werden. Am 
gewoͤhnlichſten bedient man ſich zum Grundgebaͤude der 
Haͤuſer, oder auch zum ganzen Hauſe, eines Muſchel⸗ 
ſandſteines von Bermuda. Er beſtehet gaͤnzlich aus 
zermalmten Muſcheltheilen, welche gewoͤhnlich nicht 
viel groͤſſer als Hirſe oder Mohnkoͤrner ſind; er iſt 
weiß und zerreiblich, wird aber an der Luft, indem 
er Seuchtigfeiten an fich ziebet, fefler und dauerhaft; 
welches noch mehr dadurch befördert wird, dag man 
ihn mit einem Heberzug von Sand und Kalch beleget. Diefe 

e F Stei⸗ 


304 Gharleston. 


Steine werden in Stücken von 18 Zoll —— und 6 doll 
dicke bieher gebracht; davon 100 St. 12 — ı3 fpanis 
fehe Thaler (à 4 Sh. 6.d, Sterl.) foften. Enropäifche, 
befonders jest die holländifchen Schiffer, bringen Back⸗ 
feine als Ballaft mit, und verfaufen fie mit Vortheil. 
Man hätte nahe bey Charleston alle bensthigte Mas 
terialien zu Backfleinen; bis daher aber hat fich noch - 
niemand mit ihrer Fertigung abgeben mögen, weil man 
fie wohlfeil genug erhält, und die dazu bensthigten Ara 
beiter anderwärts mit mehr Nuzen Eönnen angeftellt 
werden. Die hintern hügelichten und gebürgichten Ges 
genden liefern Steine genug, umd man bat auch die 
Hoffnungsvolleften Anzeigen von andern nüzlihen Schaͤ⸗ 
| zen der Erde. Eiſen hat man bereits in Menge ge 
finden, und auch Bley; aber noch Feines fonderlich 
benuzt. Sumpferz findet fich Häufig in den Slüffen 
und andern uͤberſchwemmten Gegenden des Hinter⸗ 
Landes. Don mineralifihen Quellen fennt man big 
daher nur ein fihmwefelhaltiges Waſſer, melches ſich 
irgendivo an der Graͤnze von Suͤdkarolina findet. 








Zwiſchen Charleston und der See liegen verfchie« 
dene Eylande, welche die Bay und den Hafen bilden 
helfen: Die durch den leztern Kriege anrmeiften befannt 
gewordenen, find: Long Sullivan's⸗ und James ⸗Ey⸗ 

land. 


Zanes / kaland | „ws 





Umfang if, — des Hafens Fort Sala 
fon’ angelegt ; die unzegelmäffigen Merfe, welche eben: 


auch von feiner befondern Stärfe oder Umfang waren, 
find von Auſterſchaalen und Kalch aufgemauert. Sie 


wurden zum Theil von den Amerikanern ſelbſt, als ſie 


dieſes Fort 1780 verlieffen, geſprengt, und das uͤbrige 
haben Stuͤrme und Wellen zerſtoͤret. Es waren gegen⸗ 
waͤrtig auch nur 3 Kanonen und eine Wache von zwoͤlf 
Invaliden daſelbſt, welche bie ein ⸗ und auslaufenden 
Schiffe anrufen, ihre Paͤſſe unterſuchen, und Signale 
nach der Stadt’ geben, wenn ſich Schiffe ferne in der 
See fehen laffen; denn da diefeg Fort auf einer hohen 
Bank Tieget, fo bat: man eine freye Ausficht über Die 
3 Dieilen-davon entfernte Stadt fowohl, als über den 
Deean. Gleich vom Fort aus erſtrecket ſich laͤngſt dem 
Strande eine lange Hanf, oder Wall, welche aus 
Auſtern⸗ und andern Muſchelſchaalen beſtehet, die von 


den Fluthen dahin aufgehaͤuft ſind. Zunaͤchſt am Fort 


iſt ſie wenigſtens 4 — Fuß hoch, und beynahe eben 
fo. breit; ‚weiter bin nimmt fie almählih ab. Ich 
Eonnte nicht erfahren, ob man auch unter der Dbers 
fläche der Erde Muſcheln/ oder ihre Ueberbleibſel, fin⸗ 
de; denn man hat keine Gelegenheit tief zu graben, 
wenn es nicht Wafferg halber gefchieherz mens man 
Sen. a. u in 








200 


in geringer Tiefe antrift, — One 1 
ziemlich gut aha wird. LT DR 
N NERZET Bot. 2"; ER DE Ey 9 
aaa In der Mitte des Februars war, ein einziges fleis 
nes Pflaͤnzchen (*) ausgenommen, noch gar feine Blume 











REHR Houfionia puſilla = Rudi brot; tenuis, 

; Canlis pollicaris , acute tetragonus, ſetulis paueis (mero · 
ſcopio tantum ob ervandis) fcaber, fimpiex — ——— 
moſus, terminatus ramis duobus et pedunculo inter 
medio, aut hoc tantum. "Folid oppofita, petiolata, 

ovata, 'bafi apiceque acuta, glabriufcula, ee 

flexo ciliata. Petioli longitudine fere foliorum‘ y iem- 

brana laxa coadunati. Pedunculus em eu p 








et quod excurrit longior, medio — 


tubo brevior, quadripartitus: laciniis ovatis, acutis,. 


w Stamina 4 in medio tubi corolle; Anther® Have. 

— Germen compreſſum. Stigma bifidum. € ip det Hou⸗ 

N Whlatcafuleh im! naditus und der Blume ſo aͤhunlich, daß 
ich es fuͤr eine Art ee halte/ ob ich ſchon die drucht 
nicht Ben babe. PS. wer ra 


Samen Eyland. 307 
— —— 
auf dieſem — zu finden, obgleich in andern Wine 








tern, welche eben fo gelinde, als dieſer firenge mar, 


fhon ein und andere Pflanzen um diefe Jahreszeit. in 
Bluͤthe ſtehen. Vergebens ſahe ich mich auf demfelben 
nach ber Kohlpalme (Cabbage-tree) um, welche ehe⸗ 
mals häufig da war, num aber fo gut als ausgerottet 
ife, weil man fie im Kriege zum Behuf der Feſtungs⸗ 
‚werte und Schanzen überall niederhieb. Doch find 
noch ‚einige auf Morris» und andern. benachbarten Ey⸗ 
} landen, wohin ich aber. nicht zu fommen Gelegenheit 
‚hatte, Die Stämme diefed Palmbaums find zu Ver 
ſchanzungen vortreflich ; ihre, Fafern und ihr ganzes 
Gewebe iſt fo biegfam und zähe, daß Feine Kugeln hin⸗ 
durch bringen, und ſie fplittern auch nicht. Aber fie 
dauern in der Luft nur wenige Jahre, und ſind daher 
Bi für den. gegenwaͤrtigen Gebrauch. Die Werke auf 
bat N » Jeland, an welchen fich die englifchen Kriegs⸗ 
ee ven der exfien Unternehmung gegen Charleston 
1776. müde feuerten, find groͤßtentheils davon errichtet; 
ſo auch die meiſten Werke in ber, Stadt nach der Bay 





m Auffer mencherlen andern Nuzungsarten, zu mel 


chen dieſe Palme noch dienet, ald Taumerfen, Nezen ıc. 
‚bie man aus den zaͤhen Faͤden ihrer Blaͤtter fertiget, 


iſt es bekannt, daß ihre oberſte gruͤne und koniſche 


Spize, welche aus den. noch zarten unentwickelten Blaͤt⸗ 
A " N 2 sa "ale 7°» 


i ‚Br ‘ er 





308 — Ehatleston 


— 








tern beſtehet/ eßbar if; — Name dee! äh 
baume. Roh hat dieſe Subſtam etwas bitterliches, 
mandelaͤhnliches; gekocht ſoll ſie einem Kohl gleichen; 
am meiften aber wird fie mit Eſſig — ober 
wie Salat zn" 


ann 


* 
—5 — 
« 


Nirgends fichet man die Bitzzards in fo groſſer 
Anzahl, als in und um die Stadt Charleston. Da fie 
ſich blos von Aeſern nähren, fo wird ihnen Fein Leib 
zugefüget; fie verzehren, was man zu faul iſt wegjiie 
ſchaffen, und tragen daher viel zur Erhaltung ber Nein. 
lichkeit, und Verhuͤtung ungeſunder Ausduͤnſtung von fau⸗ 
lenden Thieren und Unrath, bey. Ihr Geruch iſt ſcharf, 
fo wie ihr Geſicht; es bleibt ihnen daher nichts unbe⸗ 
merkt, was zu ihrer Nahrung dienen Fan; und fie find 
überall in allen Straffen anzutreffen. Hingegen find 
einige von dem Worurtheile eingenommen zu glauben, 
daß wenn fich ein Buzzard auf irgend einem Hauſe nie⸗ 
derlaſſe, in welchem ein Kranker liegt, es dieſem eine 
toͤdtliche Vorbedeutung ſey; denn man bildet ſich ein, 
daß ihr feiner Geruch ſie ſchon die kuͤnftige Bee wit 
tern laſſe. 


9) 
sn 


Die Martind (Hirundo purpurea L, Cat. I. 51.) 
teafen bier ſchon zu Ende des Februars ein; da fie 
” fich 


Charleston. 
Sa. | 
BEE k 





ſich in Venſyloanien und. Hort felten ‚vor ‚dem Anfang: 


oder in der Mitte des Aprilg zeigen. Die Landleute 


haben fie gern un ihre Höfe. In den nördlichen. 


Gegenden bauet man ihnen kleine Häuschen vor 
die Scheunen, ober. auf eine eigene. Stange, worein fie 
niſten; Hier aber, begnuͤgt man ſich einen ‚auggehölten 
Calebash (Flafhenkürbis). an eine hohe Stange aufzu⸗ 
hängen, ‚in welchem fie dann auch ihre Wohnung aufs 
fehlagen, und gleichfam Wacht gegen Raubvoͤgel hals 
ten; fo baid fie einen: biefer Art erblicten, warnen fie 
die Huͤner und anderes zahme Gefluͤgel, durch das Ge⸗ 
ſchrey fo. fie echeben. 

Bon den Cherofees, welche weſtlich von Suͤbd⸗ 
4 Nordkarolina wohnen, kamen um dieſe Zeit einige 
Maͤnner, Weiber und Jungen nach Charleston, in 
Angelegenheiten ihrer Nationen. Zween Knaben von 
— 15 Jahren zeigten auf den Straſſen ihre Ge—⸗ 
ſchicklichkeit in Bogenſchieſſen. Auf 16 — 18 Schritte 
fehlten fie beynahe niemalg einen Fupfernen Penny , die 
von den Zufchauern ihnen als Prämie, häufig vorgen 





edit wurden. Ihre Pfeile waren von Rohr, am Ende 


im. Feuer gehärtet oder halbgebrannt, und. der Schwung 
daran von, den Federn des. wilden türfifchen. Hahns. 
Die Bogen gan einfach, mit einer Sehne von Buͤffel⸗ 
— an aa? rg ar 
1} — u 3 In 





J 


— 





Aha Sn Süpkarolina, am ‚ Warereefih, binter — 
wohnen noch einige Familien von dem Stamme der 

Eatambas; fie zeblen etwa 70 — 80 Krieger oder 

ſtreitbare Maͤnner. Durch Vertraͤge ſind ſie auf einen 
Bezirk von 12 Quadratmeilen zu ihrem Jagd» Revier, 
mitten in einer übrigeng bewohnteit und bebauten Ge⸗ 
gend eingefchränkt. Mit ihren Nachbarn leben fie ges 
gegenwärtig friedlich und ruhig; ehe aber die erwähnte 
Gegend, für welche: fie eine farfe Vorliebe aͤuſſerten, 
ihnen durch ausdrückliche Gefeze des Staats zugefichert 
war, fielen beftändige Streitigkeiten vor, wozu die bes 
nachbarten Pflanzer die meilte Gelegenheit gaben, ine 
dem fie in dem Bezirk der Indianer jagten, filchten, 
oder gar Land anbauen wollten. Vor etwa 15 Jahren 
lieferten dieſe Catawbas, fo wenige ihrer auch waren, 
den Karolinern eine foͤrmliche Schlacht, und fochten 
mit vieler Ordnung und Entfchloffenheit, Die karolini⸗ 
ſche Miliz, welche gegen fie gezogen war, konnte kaum 
durch die eifrigſten Ermahnungen ihrer Officiers in uns 
gebrochner Linie erhalten werden, und erft nach einem 
langen und hartnaͤckigen Gefechte wurden die Catawbas 
geſchlagen. Ein gewiſſer Williamſon kommandirte bey 
dieſem Vorfall. Die Indianer hatten beſondere Furcht 
dor ihm, und nannten ihm, nach ihrer Gewohnheit, 
ke eigene Beynamen zu geben, den Cowdriver 
(Kühe 


: Shaslräfen Ä ar / 





— e — 


(Ripteeiber), Die, Cherotees. feffen. nach. ber u: 
‚den Catawbas ſagen: Ihr habt nicht wie Männer 
gefochten! „und ihre Antwort war; „hr möget re⸗ 

mben ,. wie ihrs verſtehet; aber wartet nur, bis der 
Cowdriver unter euch koͤmmt. n— e 
re der. Mitte des Februars eroͤffnete in Char⸗ 
leston bie Aſſembly von Suͤdkarolina ihre Winterfizun. 
gen... Der Zutritt zu dieſer Verfammlung ift jeden. bes 
fcheidenen Manne offen; und man wird fie.felten ohne 
Iheilnehmung, und; nie ohne Unterricht verlaffen. Hier 
fprechen Männer. ohne Menfchenfurcht, ohne Ruͤckhal⸗ 
tung, und mit. fühlbarem Eifer für. das Beſte ihres 
DVaterlandes und ihrer ; Mitbürger. „Die Regierungs⸗ 
form des Staatd von. Sübfarolina ift, big auf einige 
Kleinigkeiten, der Verfaſſung der Übrigen Staaten 
gleich Die ausuͤbende Verwaltung der Geſeze iſt in 
ben; Händen eineg Gouverneurs , dem ‚ein Gouvernore 
Lieutenant und ein ‚geheimer. Kath beyſtehen, welche 
ſaͤmmtlich um das andere Jahr von den Aſſemblys ge⸗ 
waͤhlt werden. Die geſezgebende Macht beſtehet im 
Senate und dem Hauſe der Repraͤſentanten welche 
alle zwey Jahre von dem Volke erwaͤhlet werden. Der 
Gouvernor, Gouvernor· Lieutenant, muͤſſen sehen Jah⸗ 
re im Staate gewohnt haben, und, die geheimen Raͤthe 
wis — la fünf 








Charleston. e 
fünf Jahre. Jeder muß wenigſtens ein Vermoͤgen von 
zoooo Pfund beſizen. Ein Senator muß 30 Jahr alt, 

und fuͤnf Jahre ein Buͤrger des Staats geweſen ſeyn, 

und wenigſtens 2000 Pfund im Vermoͤgen haben. Ein 
Repraͤſentant im Unterhauſe muß 3 Jahr im Lande ge⸗ 
wohnt, und ebenfalls ein. beſtimmtes Vermögen ber 

ſizen. Wahlfähig, zur Ernennung diefer Mitglieder 

der Regierung, iſt jeder freye-weiffe Mann, der ein 

Jahr im Staate gewohnt hat, und deffen Abgaben ber 
Landtaxe von zo Acer Landes gleich find. Die vers 
fehiedenen Kirchfpiele und Graficjaften von Suͤdkaro⸗ 

lina ftellen ungefähr 170 Mitglieder zur Affembiy , die 

Stadt Charleston allein aber noch 30 mehr. Leztere 
‚Anzahl ift zwar ungleich groß, im Verhaͤltniß der Volks⸗ 

menge in der Stadt und im Lande; auch wußte man 

diefes wohl, wählte aber doch im Anfange des Krieges 

diefe gröffete Zahl, um deſto ficherer eine Ueberzahl fuͤr 

den Krieg flimmender Mitglieder zu erhalten, weil bie 

h Einwohner der Stadt, aus befannten Urfachen, mehr 
als die Landleute für den Krieg und deſſen Fortfezung 

geneigt waren. Die Mitglieder der Stadt find größten, 

heils Rechtsgelehrte, anfehnliche Kaufleute oder andere 

wohl unterrichtete und verffändige Männer, fie find 

daher beredt, unternehmend, und erhalten leicht bag 
Uebergetvicht über die Abgeordneten des übrigen Landes, 

wo 








v2 
N 
a 


Ehatlesten. 313 





— 





wo es auf Vortrag und ein wenig Kabale ankommt; 


Die vötige Anzahl der Abgeordneten ift niemals. bev⸗ 


ſammen; die hinterſten und aͤrmeren Diſtrikte ſcheuen 


die Unkoſten, ihre ſaͤmmtliche Abgeordnete nach Char⸗ 
leston zu ſchicken. Die aber, welche erſcheinen, wenn fie 
auch nicht Muth oder Beredfamfeit genug haben; ſich 
den Vorſchlaͤgen oͤffentlich zu widerſezen, welche ihnen 
nach ihrer Lage unangenehm oder laͤſtig ſeyn moͤchten, 
verſtehen dennoch ihr Intereſſe hinlaͤnglich, um we⸗ 
nigſtens bey der Stimmenſammlung ihre Einwilligung 
ſtille zu verweigern Daher verwundert man fich oft, 
daß Vorſchlaͤge durchfallen, deren mahrfcheinlicher Nuzen 
und Nothwendigkeit von einigen Mitgliedern ber. Stadt, 
ober ber vordern Diſtritte, mit allem Schmuck der 
Rednerkunſt find dargeſtellet worden, und wogegen von 
den Abgeordneten des Hinterlandes nichts öffentlich ein⸗ 
gewendet worden iſt. Oft ſind ſie doch ein wenig hart⸗ 
naͤckig, oder auch argwoͤhniſch, und es wird daher 
manchmal zum Beſten einer guten Sache nothwendig, 
ſie durch unſchuldige Nebenwege zu lenken. Zuweilen 
haben fie aber auch gegründete Urſache, ſich zu wider⸗ 
ſezen; dies war bey gegenwaͤrtiger Verſammlung ein⸗ 
mal der Fall. Es ſollte die Landtaxe erhoͤhet, und 
durch den ganzen Staat gleichmaͤſſig erhoben werden. 
Die Reiß⸗ und Indigo⸗ Plantagen der vordern Gegen⸗ 

u 5 den 


—* * 
— —— AA 


sr Sharfestom 


RR 








. 
— — — 








ben: warfen mn ungleich. böhern. Grivag: ab, als die 
Weizen · und tuͤrliſchen Kornfelder des Innlandes — die 


Beſiger Der: erſtern würden alſo jene Erhoͤhung gar 
nicht , oder kaum gefühlt haben, wenn fie fie die lege | 
tern eine unerträgliche Laſt würde geworden ſeyn. * 
Sie verlangten daher, und mit allem Rechte daß dieſe 
Tarerhöhuing nicht nach. dem Umfange des Landes, ſon⸗ 
dern nach der Guͤte und dem deſſelben angeleget 
werden ſollte ⸗ Say aha Ar gi 


"Die Sinfünfte des Staats von n Ebtarolkna hat 
ten fuͤr bas Jahr 1783 folgende Quellen: 


EC; procent Abgabe von dent Erloͤß aller in oͤffentli— 
ia den Verſteigerimgen derfauften Kaufmannsgůu⸗ 
ter, N anderer Waaren, Neger, Pferde ıc. Der 
Betrag davon wurde auf 10 — 12000 Pfund 
., Stenting —— * 


IR 


Ra — —— von allen in das Land 
gebrachten Kaufmannsguͤtern, bie nicht beſonders 
ſchon enumerirt, oder angelegt waren. — Der 
Betrag aller im vorigen Jahre nach Karolina 
eingefuͤhrter Waaren ſoll gegen 7 — 800,000 
Pfund geweſen ſeyn; dieſer Zoll koͤnnte alſo im⸗ 


mer auf 15 — 16000 Pfund geſchaͤzt werden. 
Extra 





Ertra Eingangs» Zoll, für verfchiedene beſonders bes 
ſtimmte europäifche und weitindifche — 
artilel. With RR 


bg Dollar, ober 4 Shill 6 d. —— don jet 
100 Acker Lands. 


1 Dollar Kopfſteuer für jeden Neger, ohne Unter 

ſchied des. Alters. " Die Anzahl der Neger wurde 
fur; vor dem Kriege auf 93000 Köpfe geſchaͤzet. — 
Durch’ den Krieg hat diefe Zahl ſich zwar vers 
"mindert; wird aber immer noch eine: — 
—— er * 


Eine Art von ———— * — Pen 
für den Betrag aller Waarenläger — (oder Stock 
‚in Trade) und eine Art ————— fuͤr Pro⸗ 
eſſenſea 


„Die, Einfänfte dieſer Taxen, welche betraͤchtlich 
find, waren, zum Schulden, und Intereſſen » Abtrag, 
und andern Beduͤrfniſſen des Staats gewidmet. Der 
24 Procent Eingangs⸗Zoll ſollte eigentlich dem Kongreß 
beſtimmt ſeyn; und wurde in Karolina auch wirklich er⸗ 
hoben, zur Zeit nahm man aber noch Anſtand, den 
Ertrag davon an den Kongreß abzuliefern, weil noch 
kei⸗ 





216 x a 





keiner der übrigen Staaten es gethan, und einige ſich 


befien gänzlich geweigert, auch dieſen Zoll — einmal 
erhoben hatten. dat 


Far das laufende Jahr 1734 ‚Sat, die, dermalige 
Afembtp Anſialten und Wege (Ways & Mean) getrofs 


‘ fen, um bie Summe von 104000 Pfund Sterl. durch 


Auflagen ‚erheben zu koͤngen wenn es noͤthig ſeyn ſoll⸗ 
te; vorläufig aber bat man nur auf 79400. Pfund die 
Anlage gemacht. Die, Negertare wurde von einem auf 
zween Dollars erhöhet,. und: noch war es in Betrach⸗ 
tung Nob nicht 3 Dollar noch zutraͤglicher waͤren; zu⸗ 
mal, da die gleichmaͤſſige Erhoͤhung der Landtaxe von 
x auf 2 Dollar, für 100 Meder, noch ſtarkem Wis 
derſpruche der Einwohner des Hinterlandes unterwor⸗ 
fen war. Gegen eine gröffere Auflage auf Neger wuͤr⸗ 
den diefe weniger’ Einwendung machen, weil in den 
bintern und innern Gegenden des Landes wenige oder 
gar feine Neger gebraucht werden. Ungefaͤhr 40000 
Mund Sterl. betragen die Civil» Ausgaben des Staa 
tes. Der Gouverneur bat allein 1000 Pfund an Bes 
foldung ; und die übrigen Bediente des aa find ale 
verhältnigmäflig bezahlet. 


Auſſer dieſen in die oͤffentlichen Staatöfaffen fief- 
fenden Abgaben, waren noch andere Auflagen zur line 
terhal» 


Kur 
* N 
\ Yu 


Charter. Be | 
—* per —— Stabewaͤcheer Lam⸗ 
pen ꝛc.· Hiezu waren beſonders und eigentlich die Ein⸗ 





| * beſtimmt ‚welche von den in der Stadt arbeiten, 


den Negern eingiengen. Es mußte nemlich jeder Herr 
fuͤr ſeine Sklaven, oder jeder freye Neger fuͤr ſich 
ſelbſt, ein Erlaubnißzeichen (a Badge) für ſeine Hands 
thierung Iöfen. Diele betraf aber nur die Neger, wels 


che fich ſelbſt vermietheten, oder von ihren Herren ver 
miethet wurden. Für einen Mesger wurden jährlich 


40 Schill, Steck bezahlt. Fuͤr einen Zimmermann 
Maurer, Grobfehmidt, Goldſchmidt, Wagner, Anitreis 
‚her, Fiſcher rc. jährlih 20 Shill. Für einen Schneis 
"der, Gerber, Riemſchneider, Flaſchner zc. 15 Sh. Für 
einen Mateofen, Büttner, Schuhmacher, Hutmacher, 
Seiler ꝛc. 10 Sh. Für jeden andern, nicht eigentlich 
beftinmten, dermietheten Neger — 5 Shill. Zur Er, 
klaͤrung diefer von Mieth + Negern erhobenen Tore muß 
man wiſſen, dag in Virginien, in Karolina ; Georgia, 
fo wie in Weſtindien, diefe Menfchenklaffe ein wuchern⸗ 
des Kapital für ihre Eigenthümer find, die, wenn fie 
nicht ſelber Befchäftigung für fie "Haben, ſolche ver. 
miethen, und von dem Mierhlohne leben, wie man an⸗ 
derwaͤrts von Lehnpferden lebt. Der geringſte Neger, 
wenn er fein eigentliches Handwerk, oder irgend eine 
OR Beſchaͤftigung treiben fan, muß mit anderer 

grober 


* 


ri Charfestom. 


w. * * 











— DT ee 


grober Arbeit FR Taglohn feinen — 
und davon ſeinem Eigenthuͤmer einen beſtimmten Theil 
abgeben. Das wenigſte iſt, daß er taͤglich einen Schil⸗ 
ling Sterling überliefert, er mag. uͤbrigens viel oder 
wenig verdient haben, und dabey bat er für feine Nah⸗ 


rung undestleidung zu forgen. Diefe Bedingungen find zwar 


verfchieden, nach der Güte des Eigenthuͤmers, und der 


‚Gefchieklichfeit des Negers ; im. Durchſchnitt aber Fan 
‚man annehmen, daß ſich ein Mieth⸗ Neger jaͤhrlich auf 


15 — 20 Procent. verintereflire. Daher legen viele 


Muͤſſiggaͤnger ihr Vermögen in Negern an, und laffen 
ſich von ihnen, im eigentlichen. Verſtande, ernähren, 


und leben forgenlo8 von ihrem fauern, vermietheten 


Schweiſſe. Ws MıpIliy a 


Koch hat man eine ——— welche auch im 
vorigen Jahre auf 12 Schillinge vom Pfunde des Bes 
trags der Land. und Negertare gefeget war. Das ift, 
weiten Land » und: Negertare 5 Pfund: Steriing, beträgt, 
bezahlt noch: aufferdem fünfmal 12; Schilinge, oder 
3 andere Pfund zur Armenfaffe; und eine Auflage» für 
Hageftolje, oder unverheurathete- Männer, ‚über 25 
Jahr alt, (Batchelor’s Tax) mar man eben jezt im Be⸗ 
griffe einzufuͤhren. 


Die 


— | — Bu As #, i “ 0 


- Die Gefege "von Karolina find: mild den 
Sig, Es gilt aber diefes auch von allensübrigen nord» 











amerikaniſchen Staaten; uͤberall ſcheinen die Geſeze blos 


von und fuͤr rechtſchaffene Buͤrger abgefaſſet zu ſeyn; 
und fo kommen fie denn öfters den Abſichten der Uebel⸗ 
geſinntern auf eine befondere Art zu ffatten. Um die ges 


ſchwindere Beoslferung des Staates zw bewirken, md 
anfangenden Pflanzern deſto weniger in ihrer Aufnahme 
hinderlich su feyn, wurden fehr gelinde Schuldengeiee 5 

entworfen. Nun aber bebienen ſich muthwillige Schuld⸗ 


ner der nemlichen Vortheile. Ein Schuldner in Koro⸗ 
lina, ſtatt daß er ſich fuͤr ſeinem Glaͤubiger zu fuͤrch⸗ 
ten haͤtte, drohet dieſem vielmehr mit dem Geſeze, wel⸗ 


ches ihm, nach angebrachter Klage, erſt ch Donate, 


und dann wieder 6 Monate gewiffe Friſt gewaͤhret. 
Der Schuldner alſo, der ſeinem Gläubiger erſt durch 
Verträge, gute Worte, Vorſpiegelungen ‚die Zahlung 
fhon Jahre lang vorzuenthalten mußte, läßt biefenn, 
wenn er mit ‚gerichtlicher Klage drohet, immer. noch 
merken » daß er ſich jener Vortheile der Gefeje zu er⸗ 
freuen babe, und ihm noch viele Monate bie Zahlung 
und zwar vechtmäffig / vorenthalten und denn doch erſt 
wieder neue Bedingungen machen könne, Daher ges 
ſchiehet es denn, daß der Kredit, den man jemanden 


giebt, ſehr hoch angerechnet wird. Laͤnderehen werden 


auf 


Br 





s 


i 
—* 5 10 so Kredit. ‚zum Berfauf, augen s. 
boten / und denn 3 — 4 und zmal fo theuer am RN 
bracht, als man fie für baares Geld (welches ſeltener — 
und eine andere Urfache bes hohen Kredite: iſt) erhal 

ten würde. Ein Neger, den man für 40 baare Gui⸗ 

nees haben Fonnte, wurde in meinem Beyſeyn für 150 

A Pfund Sterling, auf 7 Jahre Kredit und jährliche Sins 

“ tereſſen, geſteiget .·. en 









OO 


Da bie engliſchen Kaufleute, ‚längern unb ungleich 
geöffern Kredit zu geben geneigt und im Stande find, 
alg weder die Frangofen und Holländer koͤnnen noch 
wollen, fo iſt ſchon dag eine ſehr wichtige Urſache, 
welche den beſten Theil des karoliniſchen Handels nach 
Grosbrittannien leiten und unterhalten wird, wenn 
auch nicht die allgemeine Vorliebe und Ueberzeugung 
der groͤſſern Guͤte engliſcher Atwrwpoaczy noch 


dazu kaͤme. ar — * 


Ungeachtet des erheblichen Nachtheils, welchen 
Suͤdkarolina durch den Krieg erlitten hat, erholet es 
ſich doch ſchneller wieder, als einer der andern Staa⸗ 
ten; fein Handel iſt beynahe fo bluͤhend und ausge⸗ 
breitet, als er es vor jenen Unruhen war, und man hat 
alle Urfache deffen ferneres Wachsthum zu hoffen. 


Daß 


3 4 * TR 
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ar 4 A, 
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— —* intern " —* Ya ⸗ er 
7 f are Tr u ’ . 

Das feinere Sitten und geſchmackvollere Lebensart 5— 

in Charleston nicht zu verfennen, und für jeden neu⸗ * 

antommenden Europäer uͤberraſchend find, iſt — — 






zugeſtanden, und würde, wäre ed nöthigr durch eine 8 

Reihe von Bemerkungen leicht zu beweiſen ſeyn. Daß — 

aber dieſe Verfeinerung ber Sitten und des Geſchmacks Ak | “ 

auch einen unverfenubaren Einfluß auf die Gefinmungen  , a 
derer hat, welche fie üben, und fie bey mancherley Ge⸗ — 
— Aa edler und großmuͤthiger denken und han- 

bein läffet, ift eben fo gewiß. Die Affembly hatte 2 
iv nen Yuefhuß niedergefest, um die Lifte der verbannten 

Buͤrger und ihres eingezogenen Vermoͤgens genau zu 

prüfen, um ſolche nach Maasgabe ihrer angeſchuld eten 

Verbrechen gegen den Staat, entweber zuruͤckko mmen 
zu laffen, oder noch weiter entfernt zu halten. Auch 

dieſe Unterſuchung geſchah bey offenen Thuͤren. Die 

Geſinnungen der wuͤrdigſten und angeſehenſten Buͤrger 

„and Gentlemen von Charleston giengen dahin, alle dies 

jenigen, welche ſich nicht ſehr grober Vergehungen ge⸗ 

gen den Staat ſchuldig gemacht hatten, ſo glimpflich 

als moͤglich zu behandeln, und ihnen gegen Erlegung 

von 10 — 15 — 20 Procent ihres Vermögens die Ruͤck⸗ 

kehr zu erlauben, und die Sünde ihrer Anhänglichkeit 

an Grosbrittannien zu verzeihen." Herr Burke, Herr 

Hutſon, Herr Vanhorsh und viele andere ebeldenkende 

Schoͤpfs R. 11.Tp. F und 


A — * 





Ein 
ar # x M Cha Er ER wi F 


und geſchaͤzte Männer bemuͤhten ſich nach allen ihren 


Kräften unabläßlich , gelinde Maasregeln, Nachſicht und. 
Ueberfiht zu empfeblen; fie wollten, daß nur jene, 


welche in ihrem Eifer für die Sache des Königs, fich 


7 


eines erwieſenen Mords ſchuldig gemacht, oder me | 


wichtige Verlesungen der Amerifanifchgefinnten , durch * 


Feuer, Verwuͤſtungen u. dgl. veranlaßt hatten, der 


| - gänzlichen Hofnung einer Widerfehr in ihre Heimarh 


beraubt feyn follten — und diefeg würde von mehr ale 
anderthald hundert Perſonen, welche auf ber fihmarzen 


Liſte kunden, nicht über 15 Perfonen betroffen haben. 
Dieſen großmüthigen Gefinnungen fo vieler wuͤrdiger 


Männer widerſezten fih aber andere, aus der niederen 


- und roheren Volksklaſſe, mit einer wahrhaft wuͤthenden 


Hartnädigfeit; fie athmeten nichts alg bittere Rache, 
und wollten von Feiner Verzeihung hören, ohne doch 
sulängliche oder. auch nur anſtaͤndige Gruͤnde dafür auf⸗ 
bringen zu koͤnnen. So war iche ein andermal ebent falls 
Zeuge einer edlen Antwort, welche bey einem oͤffent⸗ 


lichen Gerichte einer der Nichter dem Kläger gab, als 


diefer die Vertheidigungsgruͤnde feines Gegners dadurch 
nachdrücklich zu entkräften hoffte, daß er von ihm füge 
te, cr babe auf die Parthey des Königes gehangen, 
und verdiente, wie "mehrere andere, des Landes ver⸗ 
wieſen zu werden. Hier vor Gericht, antwortete ber 

! Rich⸗ 





! Richter iſt nicht die RP von fig md: Tor. Br 
bat euren Gegner nicht verbannt; er bat alio Erlaude 





niß hier zu wohnen; und muß folglich vor Gericht die⸗ — 
ſelben Anſpruͤche mit euch “auf unpartheyiſche Unter⸗ 
ſuchung / und unbefangene Entfcheidungen haben. De .. 
— Geſinnungen ſind um deſto verdienſtlicher, da —9— 


wirklich rechtſchaffene Maͤnner ſie zu einer Zeit, und 


wiederholt, oͤffeutlich äufferten, als der blinde Eifer deg a: 

Volks noch uͤberall laut nach) Rache fchrie, und es füe 

unverzeihliches Verbrechen hielt, anders als der = 

Kaufe gedacht zu haben. — X 

Die Gefege von Suͤdkarolina, Begünftigen ober er⸗ — 

kennen ſo wenig als die der uͤbrigen Staaten, einen Une 

teeſchied der Stände, Wenn aber a nament⸗ 
ugen dtangordaungen eingeführt find, fo bemerft man 
denn doch, daß manche ley Umſtaͤnde und Verhältniffe 
bevnahe das nemli je ewirken, und einige Glieder der 
Geſellſchaften naͤher und enger an einander reihen, und 
da man biefen ſtillſchweigend mehr oder weniger Vor⸗ 
zug zuerkennet. Amerika kennet keinen Adel, ſondern 
haſſet den Gedanken davon, und verweigert bie gefor⸗ 
derte Achtung denen, bie keinen qudern Anſpruch darauf 
haben, als den ihrer Herkunft und Geburt. Es giedt 
aber eine Maffe son Bürgern, welche durch natürliche 
€ 2 Gei⸗ 


Er 
Fi 






’ 


} 


=. 


ee‘ Charleston. En 
Geiftesgaben , durch brauchbare Kenntniſſe, durch Reichs 
wWon/ſich cwer die aber dennuch genng "erbebei Ag 





groͤſſeren Einfluß und Anſehen in mancherley Lagen zu 


verſchaffen, und darinne zu behaupten wiſſen, und in 
manchen Betracht gerade ſo denken und —— 
der Adel in andern rern 


Mißvergnuͤgte Officiers traf man dermalen hier in 


groſſer Menge an. Ihre Beweggruͤnde unzufrieden zu 


ſeyn, waren triftig genug. Viele von ihnen hatten 
mehrere Jahre lang, Geſundheit und Vermoͤgen im 


Dienſte ihres Vaterlandes zugeſezt, und ſahen ſich nun 
‚ihrem Schickſale uͤberlaſſen. Ein Major der Suͤdkaro⸗ 


liniſchen Truppen verſicherte, daß er den ganzen Krieg 


hindurch, mehr nicht als 70 Pfund baare Bezahlung 


erhalten, und, um feinem Poſten und feiner Ehre ges 
maͤß leben zu fönnen, genoͤthiget geweſen ſey, viele 
Neger, und ſogar Laͤnderehen ‚und diefe nad) der Lage, 
der Umfiände, meit unter ihrem Merth zu verkaufen. 
Diele Officiers befamen für 2 und 3 Jahre nacheinane 
der nicht einen blanfen Schiliing in ihre Tafche, und 
noc gegenwärtig ift die Bezahlung ihrer Forderungen 
an den Staat, weit ausfehend, Man muß fich daher 
nicht wundern, wenn man Urtheile und Worte ihnen 
ertfallen hörer, welhe man von Männern nicht er⸗ 
wars 


; * ud u 


Zr 








> Wartet, bon denen ‚man geneigt war zu glauben, daß 
fie aus lauter Patriotismus fochten. Wäre es Patrio⸗ 
tismus allein, was ihnen. die Waffen in die Hand 
gab, fo hätten fie binlängliche Urfache zufrieden zu feun, 
und mit der Selbfigenägfamfeit, ‚mit welcher fie von 
dem glüdlihen Ausgange ihres Krieges einfeitig urtheis 
len, Eonnten- fie fich für veichlich bezahlt achten. Allein 
auffer ber Ehre, die Befreyer ihres Vaterlandes zu 
heiſſen, verlangen fie doch auch Bezahlung, und murren 


laut ‚über. beren Verzögerung. Mas haben fie num 
um Voraus für denen, welche fie mit dem beleidigen x 


den Namen der Miethlinge zu entehren dachten — — 


In ſolchen Aeuſſerungen von Unwillen, welche die Bots 


enthaltung ihrer Belohnungen ihnen entlocet, ſchwoͤ⸗ 


sen fie, dad weder fie noch jemand anders jemals the 
richt genug fenn mürde, (ich dem Dienfte des Staates 


zu widmen; uud für — mu fechten, 


und daß, wenn nach re Ind mehr Jahren ein anderer 
Krieg ausbrechen fol 






f man es unmöglich finden würs 


de, eine. zwehte Armee zu verſammlen, weil die wenige 


Aufmerkſamkeit und Dankbarkeit, welche diefe erſtere 
zu erfahren hat, fo bald nicht Hergeffen werben würde, 
Auſſerdem glaube und behauptet man noch ziemlich all⸗ 
gemeis daß ohnehin den Amerikanern nicht der natuͤr⸗ 
liche Hang und Gefallen am Kriege und Kriegsdienſte 

—— eigen 


326 * RX Charleston. 


* 











eigen ſey, der bev andern Nationen bemerkt wird. 
Liebe zur Weichlichkeit, und Begierde nah Neichthür 
mern, macht fie geneigter zu den friedlichen und eine 
förmigen Befchäftigungen des Ackerbaues und Hatte 
dels. Nichts als ein mürflicher feindlicher Ueberfall 
würde in der Zufunft fie bemegen Fönnen, von neuen 
bie Waffen zu ergreifen. Wahrſcheinlich aber ivret 
man fich fehr in diefer Meynung. Amerika hat Mens 


fen genug, die aus natürlicher Anlage Gefallen am 


Kriege, als Krieg, haben, fo wohl ale jede andere 
Nation; und zum Theil laͤſſet fi das ſchon allein aus 
dem fo ganz allgemeinen Hang zum Fauſtkampf vers 
muthen. Es mögen aber Übrigens bie vom Kriege uns 
zertrennlichen Jachtheile und Beſchwerden den einem 
Theil noch fo ſehr abſchrecken, To findet ſich doch auf 
der andern Seite wieder eben ſo vieles anziehendes und 
blendendes, welches nie ermangeln wird, Menſchen zu 
kriegeriſchen und ruhmverſprechenden Unternehmungen 


zu reisen, und in Kriegsdienſte zu locken. Ohne dar 


ber meitläuftig zu ſeyn, fo erwaͤhne ich blog den in dies 
fer Ruͤckſicht geringfügigen und kleinen Umſtand, daß 
es immer auffallend war, dieſelben Officiere, welche 
mit ſo vieler Bitterkeit ſich uͤber die Nachtheile beklag⸗ 
ten, welche ihre Kriegsdienſte ihnen zugezogen hatten, 
dennoch den größten Wohlgefallen an ührer Militaͤr⸗ 

Anis 


Charles. 987 








Uniform, ihrer Cockarde, ihrem Degen behielten. Viele 
die fich nunmehr dem Handel gewidmet hatten, behiels 
ten fo gerne das Aufferlihe Anfehen seines Officiers 
und ihren Titel bey. Auch aͤltere und geſezte Perſonen 
aͤuſſerten dieſe Vorliebe. Ein hieſiger wuͤrdiger Rechts⸗ 
gelehrter erſchien oͤffentlich immer in ſchwarzſammtner 
Kleidung, aber mit weiſſer Cockarde auf dem Hut, und 
der Quaſte am Degen, denn er war General geweſen, 
fuͤhrte aber jezt wieder Prozeſſe. Dieſes Wohlgefallen 
an militaͤriſchen Prunk iſt uͤberall verfuͤhreriſch, aber 


in Amerika, und von Amerikanern, welche bey allen 


Gelegenheiten Soldatenhaß aͤuſſern, oder zu aͤuſſern 
ſcheinen wollen, deſto auffallender. Es mag ſeyn, daß 
man von der Schwierigkeit, die amerikaniſche Armee zu 
rekrutiren, auf bie Abneigung des Volks zu Kriegs⸗ 
dienten ſchlieſſet; da bie Volksmenge überhaupt noch) 
gering ift, fo find auch die Mittel zu Erwerbung eines 


bequemen Unterhalts leicht, und weniger mühfelig, ald 





die der Dienft eines Soldaten verfchaffe. Wird aber 
einſt die Vollsmenge zunehmen und Veberfluß — 
ſo wird man es auch leicht genug finden, Soldaten 
ohne groffe Zwangsmittel zu verſammlen. * 


Auſſer der Klage non numeratae pecuniae, waren 
die Officiers dieſes Staats, und mit ihnen alle übrige, 
4 noch 


* 


— — 


ed 


328 Charleston. 
noch ferner über den Widerſtand unzufrieden, welchen 
man von Seiten der füdfarolinifchen Negierung, der 





Befeſtigung und Ausbreitung des netten Ordens der Cin- 


einnati entgegen fezte. Denn es hatte nicht nur Herr 
Aedanus Burke, einer ber Dberrichter diefed Staates, in 
einer Fleinen Schrift an das Volk, zu beweifen ich nicht 


* 
ganz fruchtlos bemuͤhet, daB wo nicht die Abficht, wer | 


nigftens die gewiffe Folge diefer Ordensgeſellſchaft, die 
Entſtehung einer Raſſe von erblichen Patriciern, oder 
Adel ſeyn wuͤrde — ſondern es hat ach nachher Gou⸗ 
vernor Guerard, in feiner Rede an. die Aſſembly, mie 
vieler Bitterfeit und NHeftiafeit gegen den Orden gefpro» 
en, und ihn ale boͤchſtſchaͤdlich, den Geſezen und re⸗ 
publifanifcher DOrbnung und Denfungsart fchnurgerade 
zuwider, geſchildert. Man war aber doch nicht im 
Stande, den Fortgang des Ordens im Ganzen zu hem⸗ 
men, ob man gleich den fübfarolinifchen Officiers ei⸗ 
nige Einſchraͤnkungen auflegen konnte. 

Der Orden der Cincinnati wurde frühe im Jahre 
1783 errichtet, und wuchs bald zu einer groſſen Anzahl 
und Staͤrke. Die Generals, Brigadiers, und ſaͤmmt⸗ 
lichen amerikaniſchen Officiers find Glieder dieſer Geſell⸗ 


ſchaft. Sie nannten ſich eigentlich nur „the Sociery of 


the Cincinnati „, und die Gefellfchaft beſtehet aus einer 
allges 


Charleston. 329 Fr 














——— 9 
allgemeinen (the Grand or General Society) und den E 
ihe untergeordneten Provinzial⸗Geſellſchaften (Stare- | 
Societies), welche in jedem ber einzelnen Staaten er ⸗ 5 
sichtet, und nach Erforderniß wieder in Diſtrikte im *— 
nen eingetheilet werden. Der General» Major, Baron 
von Steuben, wurde zum erſten Großmeiſter, unter 
dem Namen eines Präfidenten, ernennt. Die Pros | 
vinnal⸗ Geſellſchaften ſowohl, als die Allgemeine, hats m 
ze ihren Präfidenten, Vice» Präfidenten, Sekretair, — 
Schazmeiſter und Vice⸗Schazmeiſter. Jaͤhrliche Cor⸗ m 
zefpondenzen, durch Cirfulars Briefe, waren angeords Ä 
net. Die groffe oder allgemeine Verſammlung (General 
Meeting of the Society) fol aus ben dazu ernannten 
Dfficierd umd den Abgeordneten der Provinzial» Gefell» di 


fchaften, deren aber fein Staat mehr als fünfe ſchicken 4 
darf, beftehen. Das: Drdengeichen wird an einem 
dunkelblauen zwey Finger breiten und weißgerandeten 4J 


Bande getragen; und beſtehet in einer goldenen Medaille, 
mit der Figur eines Adlers, und mit Inſchriften, die 
ſich auf die Zeit der Stiftung, und die Verdienſte des Dr 
dens um die Rettung des Landes beziehen. Der Name iſt 
vom L. Quinctius Cincinnatus, einem roͤmiſchen ‚General 
entichnet, welcher vom Landbau zur Dictatur berufen wurde, 
nach erworbenen Lorbeeren aber ſich aller Ehrenſtellen be⸗ 
nn und zus Landwirthſchaft zurückkehrte, Der Zweck ber 
*5 Geſell⸗ 


ar, 


AR 


230 Charleston. 





Geſellſchaft ſoll nach ihrer eigenen Angabe nichts mehr 
ſeyn/ als eine Vereinigung und Verbindung der Generale 
r u giderer Dfficiere, (welche 3 Sahre gedient Haben,) in 

eine € eſellſchaft von Freunden, zu Erhaltung des An⸗ 
denens der Revolution, und ihrer eigenen wechſelſeiti⸗ 
gen Freundſchaft. Und dieſe Verbindung ſoll beſtehen, 
ſo lange als 1) die einzelnen urfprünglichen Glieder ders 
ſelben, oder 2) jemand von ihrer männlichen Nachs 
kommenſchaft, am Leben feyn wird, ober auch, im Ers 
manglungsfall diefer leztern, fo lange ald 3) einige ih⸗ 
rer Collsteral» Verwandten übrig. feyn werden, welche 
Glieder und Unterfiüger der Geſellſchaft zu ſeyn, moͤch⸗ 
ten fuͤr wuͤrdig gehalten werden. Die Mitglieder ſollen 
ein beſtaͤndiges und wachſames Auge auf die unverleste 
Erhaltung der Rechte und Stenheiten des Menfchen 
haben, für weldhe fie — (oder ihre Vorfahren) — foch⸗ 
ten und bluteten; ferner folen fie bedacht feyn auf 
Erhaltung und Verbreitung der Eintracht und des 
Nationalruhms in und unter den Vverfchiedenen Stans 
ten; auf. Erhaltung von bruͤderlicher Zuneigung und 
Achtung unter den Officiers; auf mwohlthätigen Bey⸗ 
ftand gegen folde Dfiiciers und ihre Familien, melde 
durch Ungluͤcksfaͤlle deffen beduͤrftig ſeyn möchten, Je⸗ 
des Mitglied unterzeichnet eine Monatsgage zur Ans 
legung eines diefen Abſichten entfprechenden Fonds; 
milse 








a . 


EZ 


Charleston. 331 














milde Schenkungen, von andern wicht: zur Gefellfchaft 
gehörenden Patrioten, werden ebenfalls angenommen. 


Da übrigens im Bezirke der verfchiebenen Staaten fi ich 


zu jeder Zeit Maͤnner finden werden, welche ſi ch durch ED; 


Zalente und Vaterlandsliebe auszeichnen, und deren 
Geſinnungen den Abſichten des Ordens entſprechen md. 
gen, fo iſt gefezlich befchloffen, auch ſolche verdienſt⸗ 
volle und wuͤrdige Charaktere, als Ehrenmitglieder, aber 


nur für ihre eigene Perſonen, aufzunehmen; mit der 


Dedingung jedoch, daß bie Anzahl der Ehrenmitglieder 
das Verhaͤltniß des vierten Theils der Officiere, oder 
ihrer Nachkommen, Han er —9*— 

Die Sortflanung des orwens 4 maͤnnliche Er⸗ 
ben, und die eigenm ei e Verbindung ber Dfficierg 
zu einer Gefellfchaft, die einen fiehenden erblichen und 





verdienftlichen Vorzug und Hang für den übrigen Buͤr⸗ 


gern des Staats haben ſollte, Fonnte nicht anders alg 
ſehr beunzubigend feyn, inden folche die Einführung 
eines Unterſchieds der Stände allerdings zum Zweck zu 
haben ſchien. Es iſt zu bewundern, daß in Amerika, 
wo man feine Ehrentitel duldet, und den Bürgern 
verboten bet, Nangserhöhungen von fremden Staus 
ten anzunehmen r daB bier ein Inſtitut, wie Diefeg, 

fonns 


ae 
x 


— 


— 


332 Charleston. 





Tonnte entworfen werben, und fo lange ungerägt Bei 
ben A). — 





— Man kannte Amerika bisher blos als ein den Ges 
ſchaͤften der Handlung beſtimmtes Land; bald aber wird 
man ſehen, daß auch Wiſſenſchaften und ſchoͤne Kuͤnſte 
hier einen gedeihlichen Fortgang machen werden. Der 
num eben. geendigte Krieg hat bereits verſchiedene Maͤn- 
ner von Wichtigkeit, und von fo entſchiedenen Talenten, 
in Thätigfeit gefezet, daß Amerika gewiſſermaſſen auch 

von 














CH) Nachdem Herrn Burke's kleine aber maͤnnliche Schrift 
die Aufmerkſamkeit und Eiferſucht der amerikaniſchen Staa⸗ 
ten nur einmal erregt hatte, fo eilte man auch, durch pafs 
fende Vorkehrungen den Beſtand und die Ausbreitung des 
Drdens zu hindern. Verſchiedene Staaten erklärten, alle 
Mitglieder dieſes Ordens unfähig für irgend einen Poften 
unter der Regierung; man nannte es ein unrechtmäfliges 
Sufitute, weldes man nun und nimmermehr billigen wer⸗ 
de umd Eönne. Die Cincinnati fahen fich daher gemöthiget, 
ihrem Inſtitut eine veränderte Einrichtung zu geben; man 
lieg den Artifel vom erblichen Range und einige andere ers 
dacht erregende fahren, und verſprach, daß künftig blos 
yerfönliche Freundfchaft das Band der Geſellſchaft ſeyn folls 
tes; anterdeffen aber twerden die anberaumten Verfammluns 
gen, eine Ordensklaſſe und Ordenszeichen, fort beybehalten. 


0 
u 
x 


Charleston. 333 





von der Seite der Gelehrſamkeit gewonnen hat, ob⸗ 
gleich der Krieg ſelber die Kultivirung der Wiſſenſchaf⸗ 
ten eine Zeit lang unterbrach. Vor jener Periode 
konnten die zur Ruhe und Bequemlichkeit geneigten 
Soͤhne Amerikas, der Mühe des Studirens ſich übers 
heben; weil Europa beynahe alle für Sifentliche Aem⸗ 
ter und Gefchäfte erforderliche Männer ſtellte. Im 
Kriege felöft waren feine Juͤnglinge auf andere Weife 
beſchaͤftiget, und indem man für Freyheit fochte, 
konnte die Erziehung der Jugend/ und gelehrte Anſtal⸗ 
ten, nicht die ganze Aufmerkſamkeit der Regierungen be⸗ 
ſchaͤftigen — und doch hat man verſchiedenes zur Bes 
foͤrderung der Wiſſen ſchaften in dieſen unruhigen Zeiten 
gethan. In Philadelphia wurde noch vor dem Frieden 
die daſige Univerſitaͤt auf einen verbeſſerten Fuß geſezt, 
und die philoſophiſche Geſellſchaft mit einem neuen Ber 


Rätigungsbrief verfehen, welcher ihr neue Betriebſam⸗ 


keit gab; und noch andere Staaten mehr machten une 
ter dem Geräufche der Waffen Einrichtungen zu Schu⸗ 
len und Erziehungsanftalten. 


Seitdem Amerifa von Europäern bevslfert wor 
den, welche Künfte und Wiffenfchaften mit heruͤber⸗ 
brachten, hat Amerifa felber wenig zu Erweiterung und 
| Verſchoͤnerung derfelben beygetragen. Es batte fich bis 
daher 


> . 
— 


a Eee 


— 
— 


hs. Bi — 
334 Charleston. ER ne 
daher. nur eines Pilofophen, nur eines Mathemati⸗ 
kers, und nur eines Mahler ‚ von anerfanntem und 
entſchiedenen Rufe zu ruͤhmen CH. Ich weiß nicht, ob 
es je einen ertraͤglichen Dichter aufzuweiſen hatte, aber 
unter allen Ziveigen von Wiſſenſchaften zeichneten ſich 
vielleicht einige gute politiſche Redner und Schriftſteller 
am beſten aus (**), Die vormalige Gleichguͤltigkeit 
gegen Wiſſenſchaften war um fo befremdender, da die 
Muffe und der Wohlſtand, in welchen fo viele Amerie 
faner Tebten, ihnen zu geleheten Befhäftigungen die 
hüifzeichlte Hand bot. Im Ganzen genommen, muß \ 
man zwar aufrichtig geftehen, daß die Bewohner von 
Amerifa einen anfehrlihen Theil guten natürlichen 
Verſtandes beſizen, und ihn beſſer ausbilden, als Leute 
von ähnlichem Stande und Beſchaͤftigungen in Europa 
thun wuͤrden. Dazu trugen aber bey, bie geringe An⸗ 
firengung in harten Arbeiten, und die Leichtigfeit, mit 
der man fein mäffiges und -zufriedenes Auskommen ſich 
erwarb; die Gleichheit der Staͤnde, und groſſer Hang 
zu Geſellſchaften, in welchen Maͤnner von allerley Be⸗ 
ſchaͤftigungen und Namen, ohne Aüskaltuny und 
freymuͤthig ihre Gedanken, Kenntriffe und site | 
einan ⸗ 


NN 











—— 











CH Nemlich Franklin, Nittenhoufe, und Peal. 
(**) Dickinſon, Panne, Ieferfon, Burke u. q. m. 


— 


‚ 
+ 


u 


K * Charleston. ẽ ans 











einander mittheilen. Die Freyheit der Preſſe, und der 
Sprache überhaupt, famen ferner auch bierinnen vor 
züglich zu flatten; und endlich wurden im Durchichnitte 
doch viele nüzliche Unterhaltungsiäriften , "Zeitungen 
und- Journale von allen Volksklaſſen gelefen, viele 
SKenntniffe dadurch verbreitet, und noch mehr Vorur⸗ 
theile verfcheuchet. Diefe und mehr andere guͤnſtige Um⸗ 
fände zufammengenommen, verbreitet fih zwar mehr 


h % allgemeine Aufklärung und freyer Gebrauch des ſchlich⸗ 


ten Menfchenverfiandes über das Volk im Ganzen; zur 
Betriebfamfeit aber von wahrer Gelehrſamkeit fchienen 


ſie nichts beyzutragen. Der Amerifaner, ber feine Ges 


fohäfte, feine Sorgen fannte, bielt es für zu unbe⸗ 
quem, mit Anftvengung und Mühe, Wiſſenſchaften zu 
ſtudieren, die ihm nichts einbrachten, oder nicht gerade⸗ 
zu ergözlich waren. . Zum Zeitvertreibe theilg, und theilg 
als unmittelbar nüzlich und nothiwendig in einer Negies 
zungsberfaffung, an welcher jeder mehr oder weniger 


$ 
Antheil Hat, war noch die Gefchichtsfunde dag belieb⸗ 


teſte Studium derer, fo fich etwa durch anmwendbare 


Kenntniffe e auszeichnen wollten. So hatte Amerika, we⸗ 


gen des allgemeinen Mohlffandes, daher entſtehender 
Indolenz, und Mangel von zur Nacheiferung reisenden 
Urfachen, bey übrigens gleichgünftigen Umftänden, ims 
mer menigere gelehrte Männer aufzumeifen, als andere 


Län. 


336 % este. 


Sänder, wo doch Senes oͤfters mehrere drüs 
ckende Hinderniſſe zuruͤckgehalten werden, oder eine 
Menge Nebenbuhler zu uͤberwinden haben. 
——— 
Genies ſind in Amerika ſo gut zu Hauſe, ls. in 
der alten Welt, und fie werden mit der Zeit ſihe 9“ 
a a ee ö 
EN 

J a Eifer für Wiſſenſchaften und gruͤnd⸗ 
liche Gelehrfamfeit allgemeiner werden, und Amerifa 
von biefer Seite auf Gleichfielung mil der alten Welt 
Anſpruch machen darf, muß diefe neue Welt im Gans 
sen erft noch durch verfchiedene Stuffen von Gefchmad 
und Verfeinerung gehen. Ein mäffigee Theil von Ge " 
lehrfamfeit Fan eben ſowohl, als bisher, noch für ges 
zaume Zeit, die Amerikaner glücklich und zufrieden triae 
chen und erhalten, und fie twerben noch lange das Ders 
gnuͤgen einer litferarifchen Unterhaltung aus europaͤi⸗ 
fhen Schriftfielern fchöpfen. 








Unterbeffen aber, da diefer Welttheil nunmehr das 
Ziel ſeiner Wuͤnſche, Unabhaͤngigkeit, beſizet, ſo muß 
es kuͤnftig die zur Erhaltung des Staatsgebaͤudes, und 
der Wohlfahrt des Ganzen, erforderlichen gelehrten Glie⸗ 
der aus feinen eigenen Bürgern wählen. Die Revo⸗ 

lution 





** hat —* — Duellen — am 


* — und⸗ dem rate a 





aufgefordert. Amerika Suche von nun an — 
Staatsmaͤnner, Schriftgelehrte, Aerzte und When, 
dige / welche alle die -nöthigen Vorbereitungen in⸗ Schu⸗ 





len und Akademien erhalten muͤſſen. Amerika m 

ſchichtſchreiber haben, um die Thaten ſeiner Söhne auf 
die Nachwelt zu bringen; es muß unterrichtete und ein⸗ 
ſichts volle Maͤnner Haben; wenn feine Rathsverſamm⸗ 
lungen Achtung, und ſeine Waffen Nachdruck haben 
ſollen. Es würde Unehre für fo viele Staaten ſeyn, 
wenn ſie noch lange unthaͤtig zufehen wollten, daß’ 
Fremdlinge fie in jeder Wilfenfhaft belehren und une 
terrichten „ daß Fremdlinge die Befchaffenheit ihres Va⸗ 
terlandeg erklären, und ihre natürlichen Seltenheiten 
für fie aufſuchen ſollten. So viele verfchiedene , noch 
wenig befannte Gegenden, enthalten ficher noch Gegen⸗ 
fände genug, den’ fleiffigen Naturforfcher zu reizen. 
Die Gebürge und Ersgänge find noch wenig bekannt. 
Die Kräfte fo mancher’ vielverfprechender Pflanzen’ une 
geprüft. Warum follte, wie bisher, der amerikanifche 
Gelehrte ſich blos auf die Erfahrungen anderer ſtuͤzen, 
und nicht die Natur ſeines eigenen Vaterlandes ſtudi⸗ 
Schoͤpfs R. 11. Th. 9 ren? 





ven? ‚Die Einrichtung der. —— dieſer frepen 
Staaten, ‚und. ihre Preßfreyheit, oͤffnet für Nebner, für 
Keitifer , und für das Stubium der — — 

ein weites Geld. — * —X 
RR € ER - x F *8 J 
Kuͤnſte und en Fee sisher.e einen see 
fern Fortgang: und fruchtbarern Boden in den noͤrd⸗ 
lichen. ‚Gegenden von Amerifa gefunden. - Unter den 
nenenglänbifchen Presbpterianern fanden fie vormals, und. 
noch izt, viele eifrige Verehrer ; Bofton und Cambridge 
hatten immer fich mehrerer gelehrter Männer zu ruͤh⸗ 
men, Auch ſoll Gefchmad an Mufif, Mahlerey und 
ſchoͤnen Wiſſenſchaften überhaupt, ſchon lange her dort: 
allgemeiner ſeyn. Die naͤchſten in der Zeitfolge waren 
die Penſyloanier. Noch im Jahr 1760 ſagt Burnaby, 
dag Kuͤnſte und Wiſſenſchaſten noch in ihrer. Kindheit 
unter ihnen waͤren; geſtand ihnen aber damals ſchon Ge⸗ 
ſchmack an Mufik-und Malerey zu. — In den ſuͤdli⸗ 
chen Provinzen haben die Wiſſenſchaften die langſamſten 
Fortſchritte gemacht. In Virginien hatte man zwar 
ſeit vielen Jahren ein Kollegium zu Williamsburg; die 
Lehranſtalten wurden aber vormals ſehr ſchlaͤfrig ber 
trieben. In den Karolinen ſind auſſer den gewoͤhn⸗ 
lichſten niedern Schulen bisher noch Feine hoͤhern Schu⸗ 
len zum Unterricht der Jugend angeordnet geweſen 
Aber 


£ * — 
Charleston. 339 
36 Ms A 


um 





Aber: man fuͤhlet auch: nunmehr die Nothwendigkeit da⸗ 
von und es wurde in der diesmaligen Sizung der 
Aſſembly ein Vorſchlag, zur Errichtung einer Akademie 
fuͤr hoͤhere Wiſſenſchaften, gemacht. Viele angeſehene 
Mitglieder unterſtuͤzten dieſen Entwurf mit allem Eifer, 
konnten ihn aber nicht durchſezen. Die Mehrheit der 
Stimmen neigte ſich auf die Seite einiger andern Glie⸗ 
ber; welche der Meynung waren, daß dag warme 
Klima von Karolina: dem Studiren unguͤnſtig fen; und 
es für beffer hielten,’ ſtudirende -Jünglinge nach aus⸗ 
wärtigen Akademien zu fchicken. Die Vertheidiger dies 
fer leztern Meynung wären nicht Gelehrte von Pros 
feffion, wie jene, welche den Vorfchlag machten; das 
Ungereimte jenes Entwurfd, von der Wärme des Kli⸗ 
mats, liegt zu klar am Tage, als daß es einer Eroͤr⸗ 
terung beduͤrfte. Man hielt es nicht für unfchicklich, 
oder für vergeblich, die zaͤrtere Jugend in den erſten 
Anfangsgründen menfchlicher Kenntniffe und der Reli⸗ 
gion zu unterrichten. Wenn Kinder in diefem warmen 
Lande Fähigkeit haben, ihrem Alter und Kräften ange, 
meffene Begriffe faflen zu Eönnen, welches ihnen nies 
mand abfpricht, warum nicht auch Juͤnglinge bey reis 
fern Kräften der Seele und des Körpers, und eines 
Körpers, der ale eingebohren der Wärme und ihrer 
Wirfungen ſchon gewiſſermaſſen gewohnt iſt. Es wuͤr⸗ 
it Y2 be 





de. übel für. die, Wifenfchaften geſtanden haben went 
man von jeher. in andern warmen ‚Ländern eben fo ges 
dacht hätte, als man in Karolina. denkt. Haben nit 
alle Wiſſenſchaften, zu einer oder der andern: Zeit, im 
andern Weltgegenden: gebluͤhet, wo man einer eben ſo 
brennenden Sonne ausgefezt war? Und es war gewiß 
nicht immer die Schuld des Klimats ; wenn Gelehrſam⸗ 
feit in folchen Ländern in Verfall gerieth, ober unters‘ 
druͤckt wurde — Politifche und: religioͤſe Urſachen tru⸗ 
gen mehr dazu bey. — Wer beweiſen wollte, daß 
es ſchwer oder unmoͤglich ſey, in Karolina ſich Begriffe 
und Kenntniſſe zu erwerben, der muͤßte auch beweiſen, 
daß es eben ſo ſchwer oder unmoͤglich ſey, die ander⸗ 
waͤrts erworbenen Kenntniſſe daſelbſt in Uebung zu 
bringen. Aber niemand in Karolina traͤgt Bedenken, 
auch an dem heiſſeſten Sommertage ſeinen Arzt um 
Rath zu fragen, oder rechtlichen Ausſpruch von dem 
Richter zu erbitten. — Wenn auch, was ich gar gerne 
zugebe, zu anhaltendem und tiefem Nachdenken die er⸗ 
ſchlaffende Hize der eigentlichern Sommermonate "uns! 
guͤnſtig iſt, ſo folget doch noch nicht, daß, was fuͤr 
einen oder etliche Monate Hinderniſſe machet, fuͤr das 
ganze Jahr Entſchuldigung ſey. Man hat noch keine 
Unbequemlichkeit davon gefunden, daß man in Williams⸗ 
burg eine hohe Schule errichtet, wo der Grad der 
Waͤr⸗ 





Wärme im‘ Sram wenig inter "der Satofnifihen 5 
ſeyn lan · — —— ——— 
— 222 ER * * 





uUnm etwas zur Ermunterung der 4 m 
gen, haben die Richter und der Intendant von Char⸗ 
leston unterdeſſen den Unterricht einiger Juͤnglinge 
uͤbernommen; und dieſe uͤben ſich auch woͤchentlich ein⸗ 
‚mal; unter den Augen jener verbienftvollen Männer, im 
Reden aus dem Ötegreife, und im -Difputiren über 
allerley Rechtsfragen. Juͤnglinge, die fi) den Gerich, 
ten widmen wollen, haben aufferdem feinen andern 
Meg, als fih bey einem der Nechtdfundigen für eis 
nige Sahre in die Lehre zu begeben; wo fie aber ihre 
meiſte Zeit mit unnüzem Kopiren zubringen müffen, und 
wenig mehr ale Formalien erlernen; fo werben fie zwar 
zu erträglichen Advofaten (Attorney’s), aber nicht: zu 
eigentlichen: Nechtsverftändigen (Lawyer) gebildet. — 
‚Eine Lefebibliothef ,„ welche fchon vormals hier war, im 
‚Kriege aber zerfireuet wurde, errichtet man or“ 
mit —— Eifer, — 
a re A 
Die Einwohner von. Charleston eben geſchwind, 
M en nicht gerne irgend eines der Vergnuͤgungen 
dieſes Lebens ungenoſſen. Wenige ‚gelangen daher zu 
‚einem | boden. Alter. Auf, ‚ber Liſte ber verbannten Koͤ⸗ 
* 33 nige 





es grauen Alters willen allein ihm die Ruͤckkehr 
wurde, obgleich er übrigens viele Klagen und 


Kläger gegen fih hatte. mv m m 


Die häufigen Sieber, welche jeden Sommer und 
Herbft fo allgemein besrfchen, und nur wenige verſcho⸗ 
nen, find allein hinlänglih , die dauerhafteften Konſti⸗ 
tutionen durch Öftere Wiederholungen zu zermalmen; 
wahrfcheinlich trägt aber auch der etwas freye Gebrauch 
ſtarker Getränfe, zumal unter der geringern und arbei⸗ 
tenden Volksklaſſe, viel zur Verkuͤrzung des Lebens 
bey. Diele der hieſigen Einwohner werden beynahe 
jährlich von Wechfelfiebern befalen, und andere ent 
‚gehen ihnen nur durch die Menge von China, welche 
fie Vorbauungsweiſe dagegen nehmen, Es ift faſt zur 
Mode geworden, in den Fiebermonaten immer Chi⸗ 
narinde zu fauen, oder wenigſtens täglich einige Prifen 
davon zu ſchlucken. Anſteckende Krankheiten find dahin 
‚gegen defto feltener; eine Vet oder peftähnliche Krank. 
heit kennt ın man in Amerifa noch gar nicht CH). „Bir 

! | EEE 7,75 





— 
Ddie V erchen, als Folge des müthenden Hundebils 


tes ſcheint ebe ſau⸗ in Karolina noch ünberännt u fm; 
wenls⸗ 


— 






fuͤ eine ſo en Erſcheicung gelten, —* | 





—8 ‚ale * und fuͤr — 
wahre, well unfere Haͤuſer einzeln 
mit Bäumen umgeben find. Das 
ſchlecht iſt unter diefem Himmelsſtriche im G 
rern und gefahrvollern Krankheiten Aã —9*— 
weibliche, oder vielmehr ſezen fie ſich denſelben ſelbſt 
aus, weil fie ſich ungleich mehr Ausſchweifungen aller 
Arten erlauben: und ihrem’ Leidenfchaften frevere Zügel 
laffen. Männer ſterben daher Häufig in der Bluͤthe ih⸗ 
ver Jahre, und binterlaffen junge und reiche Wittwen 
für andere. Die meiften befördern ihren Tod durch une 
vorfichtigen ‚Gebrauch geifiger Getränke, in welchen 
ee er und —*2 gegen die Ah 
a 0 An ev gi (HA Wir⸗ 












7 


menigfiens. mar fe u, von einem, der Kerite,, die ih 
darüber ſorach, bemerkt worden; doch behaupteten andere 
Perfonen, dag man einen oder wen Fälle davon im Lande 

gehabt babe. Nach Eoudamine iſt diefe traurige Krank⸗ 
beit in Südamerifa ebenfalls unbekannt, — und im uͤbri⸗ 
gen ahedlichen Amertka it fie wenigfiens auſſerordentlich 
felten. — Umfändlichere Nachrichten von den Krankheiten 
biefiger Gegend giebt Ehalmers, und eine andere Schrift x 
A fhort defcription of Soüth- Carolina, ‘with an Account 
‚ofithe Air, Weather &'Difeafes in RP: "Löd- 
don 1763. 8. 





= des seien Slate Anhen.. —— 





be Ban fin; —* * man lehret 






— ee — von Be 
und geiſtigen Getränken! ſcheinet allerdings in heiſſen 


Gegenden zur Unterſtuͤzung der natürlichen Kräfte er⸗ 


ſprießlich und erforderlich zu ſeyn. Ungluͤcklich aber iſt 
das hier uud anderwaͤrts in Amerika herrſchende Vor⸗ 
urtheil daß ein freyer «Genuß derſelben der Entkraͤf⸗ 
tung in warmen Wetter vorbeuge, und den Koͤrper 
durch vermehrte Ausduͤnſtung kuͤhle; da ſie im Gegen⸗ 
theil die aͤuſſere brennende Hize der Sonne durch inne⸗ 
res unnatuͤrliches Feuer vermehren, zu gefaͤhrlichen 
Fiebern und Entzuͤndungen Veranlaſſung geben, und 
durch uͤbermaͤſſige Schweiſſe die beſten Saͤfte des Kir 
pers verzehren. Patriotiſche Nerfte in Amerika eifern 
gegen dieſe ſchaͤdliche Gewohndeit und es iſt zu wuͤn⸗ 
ſchen, daß ihre menfchenfreundlichen Vorſtellungen Ein⸗ 
druck machen, und den, töblichen Mißbrauch dieſer un⸗ 
ter gehoͤriger Einſchraͤnkung und Vorſicht nüslichen Ge 
tränfe Einhalt thun mögen, D. Ruſch in Philadelphia 


verſichert, daß die Hälfte der. Krankheiten , deren Ur⸗ 


ſache in ber heiffen Witterung gefucht wird, vielmehr 
im Mißbrauch ſtarker -Getränfe zu finden fen „ ‚wel 
che 





che um diele. Zeit —————— 







Werden m Hal eu 
wu An a 


in den u ae —* man fein. einhei- 
mifches Getränfe bereitet. Cyder ift unter. den. Landleus 
ten der mittlern und nördlichen Gegenden dag gemeinere 
Getraͤnke. Der Gebrauch) des Biers ift größtentheilg 
noch. auf die Städteseingeichränft, und nur in Penfpls 
vanien und Maryland trift man in den Landftädfen, de⸗ 
sen Bewohner größtentHeild Deutfche find, gutes ein⸗ 
heimifches Bier an." Nirgendwo aber fehlt ed an Rum 
und Whiskey oder» Obſtbrandtwein. Der Rum wird 
theils unmittelbar aus Weftindien: gebracht, theild auch 
in Amerika, befonders in Neuengland , erſt aus den 
dorther geholten Molaſſes gebrannt; lejterer aber ſtehet 
dem erſtern an Guͤte ſehr weit nach. Die Einfuhr von 
weſtindiſchem Rum allein, nach dem ſaͤmmtlichen Nord⸗ 
amerika, wird auf nahe an 3,000,000 Gallons gerechnet, 


welches, neben dem Gebrauch des im Lande verfertigten 


Rums und des einheimifchen Whiskey, bie groſſe Con⸗ 
dumtion dieſes Artikels beweiſet, von welchem nur wenig 
‚wieder nach andern Gegenden ausgeführt wird. Diefe 
farfe Conſumtion vom Rum wird veranlaſſet: durch den 
95 habe niedris 


- N 
2 
EW 


wur De en bon Rum ach, a fer eb t er ini 


346 Charleston. — 
niedrigen Preiß deſſelben; durch den Mangel anderer ſtaͤr⸗ 
kender Getraͤnke, die man dann durch Rum und: Waſ⸗ 
ſer erſezet, durch Gewohnheit und Vorliebe, die leicht 
und leider allzuhaͤufig zum Schaden der Geſundheit aus⸗ 
artet, und endlich durch das Vorurtheil, daß man bey 
groſſer Hize, bey geoffer Kälte und harter Arbeit: dies 
fer ———— nicht ** koͤnnte. 





Die Sanmichfaligeit von — — 
der Rum Gelegenheit giebt, iſt groß, und es wuͤrde ein 
langes Verzeichniß erfordern, ſie alle herzuzaͤhlen. Ich 
erwaͤhne nur der gangbarſten. AZ Dram — iſt ein 
Schluck Rum oder anderer Brandtewein; a Sing — 
gleiche Theile Rum und Waſſer; Grogg — Waffer mit 
dem vierten, fünften oder fechffen Theil Rum; dag 
gemeinfte Getränfe; — Toddy — Waffer mit Rum 
und Zuder; Punch — Waffer, Rum, Zucker und: Eiteos 
nenfaureg; a Flipp — ein warmes Getränfe aus ſtar⸗ 
fem Dier, mit Rum und Zucker; a Doßlor — friſchge⸗ 
molfene Milch mit Rum; .Zgg - dram, Egg- Toddy — 
Eyerdotter mit Zucker und Rum abgerühret, und nach 
Gefallen mit Waffer verdinnet, und dergl. Rechnet 
man zu diefer Lifte noch die verfchiedenen einheimifchen 
und fremden Brandfeweine, einheimifchen und freniben 
Diere, den Cyder, Cyderoͤl, und die mancherley frem⸗ 

den 


Charleston. un. BR 





den Weme, welche verbraucht ’tverden, neh. Theer 
Koffee und Cpofolate, ſo ſiehet man leicht ; daß Ab⸗ 
wechslung an Getränfen bier zu Lande auch den luͤſtern⸗ 
ſten Gaumen nicht in Verlegenheit fegen fans" Die 
Weine geben wieder zu verfchiebenen andern Miſchun⸗ 
gen Gelegenheit; aus Wein, Zuder, Waſſer und et⸗ 
was Musfatennuß entfiehet Sangry; aus Wein und 
BE mit PAIN —* „der beliebte Silla- 
bub ꝛc. ⸗ — sk 

Der Zuſtand der caroliiſchen ae - im 
allgemeinen bedraͤngter und haͤrter, als ihrer noͤrdlichen 
Bruͤder. In den Reisplantagen wird ihnen bey kuͤm⸗ 
merlicher Nahrung ſchon laͤſtigere und mehr Arbeit zu⸗ 
gemeſſen; und die Behandlung, die ſie von ihren Auf⸗ 
ſehern und Eigenthuͤmern erfahren, iſt willkuͤhrlich und 
oft tyranniſch. In Karolina (und in keinem andern 
der nordamerikaniſchen Staaten): hat die harte Begeg⸗ 
nung vormals fchon verfchiedene Aufftände unter ihnen 
veranlagt. Man ift Hier weniger um ihre fittlihe Vers 
befierung, "Erziehung und Unterricht: befümmert, ‚und 
Suͤdkarolina ſcheinet noch wenig geneigt, die loͤblichen 
und wohlthätigen Verordnungen. ihrer Schtefler-Staa- 
ten, in — auf die * nachzuahmen di Es 





J Sat 83 1 — ar * iſt 
————— — ſelber hat I eine edit für 


Y MN i ; den 


FR 
Yr 


iſt ein Ginlänglicher Beweis von der nachtheiligen Lage, 
in welcher ſich diefe  Sefchöpfe hier befinden, daß fie 
fich nicht: in derſelben Proportion, als die weiſſen Ein» 
wohner des Landes vermehren ; ob ihnensigleich dag 
Klima angemeſſener «und natürlicher iſt ** Anzahl 
muß beftändig durch neue. Nefrutirungen erfegt werden; 
* zwar erfordert der immer ‚zunehmende Anbau von 
neuem: Lande’ auch mehrere arbeitende Hände, und die 
vorgebliche Nothwendigkeit der Einfuhr friſcher Sfla- 
ven könnte zum Theil dahin: gerechnet "werden; bey ges 
nauerer Unterfuchung beftätiget: eg ſich aber doch, daß 
die Fortpflanzung und Vermehrung der Neger in ben 
nördlichen Staaten; wo fie. glimpflicher behandelt wer» 
den, ungleich beträchtlicher if. — Die Öentlemen auf 
dem Lande haben unter ihren Negern, tie die ruffie 
ſchen Edelleute unter ihren Leibeigenen, ihre meift bes 
nöthigten Handwerker , Schuſter, Schneider, Zimmer 
leute, Schmidte u. dgl. — deren Arbeiten fie alfo um 
den moͤglichſt geringſten Preiß, oder beynahe um nichts 
BR — Es ift beynahe feine Handthierung und Ger 
u hr werbs⸗ 








den Sklavenhandel nach der Kuͤſte von — riet, und 
es find in Zeit von zwey Fahren nach dem Friedensfchluß 
bey 3000 Neger, (zur groſſen Betrübnif der übrigen Stans 
ten) auf dem dafigen Markte öffentlich eingebracht und wers 
Tauft worden. 





F | Eharleeton· 349 





—— Fun‘ EEE teils feeyen, 
theils Leibeigenen, erlernet und betrieben würde; aa 
lejtern werden von ihren Eigenthümern fürs Ta 
vermiethet. : Charleston wimmelt von Negern / Milatı 
ten und Meſtizen; ihre Anzahl uͤberſteigt die der: weiſ⸗ 
ſen Einwohner um vieles, ſie werden aber unter ſchar⸗ 
fer Zucht und Ordnung gehalten) und: die Polizey Hat 
ein wachſames Auge über ſie. Es dürfen ſich nirgend« 
wo mehr als 7 männliche Negerfelaven beyſammen Ans 
treffen laffen; ihre Zange mund andere Geſellſchaften 
müffen um ro Uhr Abends aufbrechen; ohne Erlaubnig 
ihrer igenthünier darf ihnen niemand beder Bier, 
noch Wein, ı oder Vrandiewein verkaufen. — Es find 
viele freyhe Neger und Diulatten bier. Ihre: Frehheit 
erhalten ſie / wenn fie durch eigenen Fleis ſich fo viel 
erwerben, um ſich loskaufen zu koͤnnen, oder es wird 
ihnen die Freoheit bey dem Abſterben ihrer. Herren, 
ober bey andern Gelegenheiten geſchenkt. Stiche alle 
wiffen fi ch ihrer Freyheit zu ihrem Vortheil zu bebier 
nen; viele überlaffen fi ‚dem Müffiggang und Auge 
fehtweifungen ,. welche fie endlich zu liſtigen Betrügerepen 
und ‚zum. Stehlen ve eiten. Sie find auſſerdem der 
Eitelfeit, auſſerordentlich ergeben, und lieben ſich ſo viel 
als moͤglich zu aaa u gar * vor⸗ 
nehm zu geberden. 








Die 


350 Charleston. 


¶ Die Feyer des Sonntage wird in Charleston ſtrenge 
— Kein Kaufladen darf geoͤfnet werden; keine 
Yet von Spiel oder Muſik if erlaubt, und waͤhrendem 
Gottesdienſt geben Wächter umher, welche jedermann 
(der nicht etwa in den dringendften Geſchaͤften oder 
Krankenbeſuchen begriffen iſt,) den fie muͤſſig in der 

Strafe: wandeln antreffen, ‚anhalten, und ihn nöthis 
gen, in: irgend eine Kirche zu gehen, oder 2 Schillinge 
und 4 Pence zu begahlen; feinem Sflaven — die⸗ 
ver — * Arbeit aufgelegt werdhen. 


| — Solfsmenge hat in den hinten Gegenden von 
Suͤdkarolina, feit einiger, Zeit, durch Auswandernde 
von ben nördlichen Staaten ebenfals beträchtlich zuge⸗ 
nommen (#). Die binterfien Gränzbewohner ‚welche 


Er: eh ' ‘# u ee — Am in 


—— 











/ 











© Die fehnele Zunahme der Bolfsmenge in dieſem 
Staat hat die Reierung er eine neue ue Gtabt, un uns 
im Lande anzulegen, wohin die Aſſembly and die Gerichtss 
böfe gegen Ende des Jahre 1789 ſollen verlegt werden. 
Die oͤffentlichen Gebaͤude ſind bereits ange gen, Und die 
Abtheilungen zu Wohnplaͤgen (Town · lots) wurden im lez⸗ 
ten April, bey einer oͤffentlichen Verſteigerung zu 20 — 25 
Pfund Sterling verkauft. — Auszug eines Briefes von 
Charleston 1737. | 


4 Eharleston. 351 


in Penfoloanien und Virginien Back-Wood-Men genennt 
werden, heiſſen hier Crackers — (von dem Geräufche, 
wie: ‚man fagt, welches fie, wenn fie mit ihren: Fuhr⸗ 
werfen nach der Stadt fommen, mit ihren Peitſchen 
machen) — Leute, von welchen das nicht gilt, was 
ich von ben Einwohnern der Hauptſtadt gerühmt habe. 








Südfarolina ift nicht, wie die übrigen Provinzen, 
in Graffchaften (Counties), fondern in Kirchfpiele und 
Bezirke (Parishes and Diftris) abgetheilt. Diefer Abthei⸗ 
lungen ſi nd dermalen 31; aber fie find noch nicht alle 
durch belimmte Namen bezeichnet. 


Der Geldcours dieſer Provinz war ehemalg von 
dem der übrigen Provingen ſehr verfchieden ; e galt 
nemlich ein Schiling Sterling, 7 Schilinge ſuͤdkarol. 
Währung, die Guinee folglich 7 Pfund und 7 Schile 
linge; der fpan. Dollar ı Pfund 12 Schillinge. Das 
von bem Staate mwährendes Krieges verfertigte Papier 
geid war nad) demfelben Werth berechnet. Durch die 
brittifchen Beſazungen eghe der Sterlingfuß im Gang, 
und hatte — genwaͤrtig noch, in der Haupte 












35%, OR 


— ſt Storfd 4. — —— 


E⸗ war meine Ash St, a "bevor ich nach Eropa og 
— noch einen Shall wentgf ng von — 
zu beſehen, dem ich gegentodrtig näher ‚war, ale 
ihm wohl jemals wieder zu "fommen | hoffen durfte. 2 2 
Handlungsverbot welches, zufolge eines ——— Wars 
lamentsſchluſſes Fr zwiſchen den weſtindiſchen Eylanden 
und den vereinigten Staaten "bon Amerika dermalen 
alles Verkehr unterfagte / oder wenoſtens einfhränfee ter 
machte, es ſchwierig eine Paſſage nach jenen Infeln von 
Charleston auszufinden; denn obdleich ein oder anderes 
Fahrzeug ſich von hier aus dorthin ſchlich eſchahe 
es doch unter dem Vorwand ac) andern Gegenden zu 
ſegeln, und es war nicht rachſam, auf dieſe Art die 
Reiſe zu wagen, weil es zum wenigſten Zeitverluſt, wo 
nicht andere Unbequemlichteiten , nach fich stehen tonn⸗ 
te. Nach Providence ſogar, einem der nahgelegenſten 
Bahamiſchen Eylande, hatte ſich ſchon fuͤr eine geraume 
Zeit keine Gelegenheit gefunden, Meine Abſi cht zu er⸗ 
reichen, mußte ich mir dader ſchlechterdiugs gefallen 
laſſen, einen Umweg über St. Auguſtm in Offfiorida 
zu nehmen , in der Hoffn ung von dort aus nach den 
Inſeln unter dem Winde, oder tenigfteng® nach den 
Bahamiſchen, uͤberzuſezen. Der Fruͤhling fieng eben 

allge⸗ 


Dfbs Florida, A 


DD is 











allgemach any in Karolina fih zu nähern; es war nie 
leid, feine. — nieht abwarten zu he 
RT H 1, 

„Am, Borde ing Schonners von 25 Aa, vers 
lieg. id um Mit:ag am gten Merz den Hafen von Char⸗ 
leston; um ee Uhr paſſirten wir glücklich die Barre, 
unb flachen ‚mit einen glimpflichen Nordweſtwinde friſch 
in See &), Unfer Schiffer wollte ſichs nicht nachre⸗ 
den laffen, daß er furchtſam am. Ufer hinſchliche, wie 


verfchiedene andere. ähnlich - Kleine Fahrzeuge, die wir 
' k 
ü im 








2 Kg 








AH Bon Charleston, wenn man einmal aufferhalb der 
Barre iſt, kann man zwiſchen dem feſten Lande und dem 
aͤngſt der Kuͤſte hin liegenden kleinern und groͤſſern Eylan⸗ 
den, ganz gemaͤchlich und ſicher gegen alle Gefahren der 
See nach Georgia reiſen, und das zwar in kleinen und 
offnen Booten; von Georgia kan man auf aͤhnliche Weiſe 
bis nach Florida ſeinen Weg fortſezen. Dieſes wird die 


Innland-Paſſage genennt. Es koͤnnen fogar betraͤchtliche 


Schaluppen dieſen Weg nehmen, wenn fie bey ſchlimmer 


Jahrszeit das Meer meiden wollen, und alle Yacht an Land 


treten. Langſamer ‚scher freylich die Fahrt wegen der dies 

aaſigen Winde, aber ficherer. 

Auch von. Sid, nach Nordkarolina hat man für eine gute 

‚Strede diefelbe Bequemlichkeit. — | 
Schoͤpfs R.1.Tp, 3 
“ ; 


) 


ve = a + 1 — 


— Oſt / glorida. 


im Geſicht hatten. Der Bequemlichfeiten auf folchen 
fleinen Fahrzeugen: find wenige oder gar feine; nur 
ſchoͤnes Wetter und eine kurze Neife koͤnnen fie ertraͤg⸗ 
lich machen. Da wir zwar auſſerhalb Geſicht, aber 
doch nicht über 15 — 20 Seemeilen vom ande ab war 
ven, fo haften wir eine Menge Waſſervoͤgel Delphine 
und Meduſen, zur ine 


in 


» 2 44 





Wir fuhren an der Kuͤſte von Georgien Gin, ohne 
etwas mehr als den über dem Lande ſtehenden Dampf! 
(oder was bie Schiffer the loom of the land nennen,) 
zu fehen. Am sten Tage, (den ııten Merz,) näherten wir 
uns der Küfte von Florida, und fanden uns Abende 
dem St. Johns Fluffe gegen über, 30 Meilen nstd» 
lih von Auguftin. Es war Ebbe, und man fahe bag 
aus der Mündung des Fluffes kommende Waffer, auf 


verfchiedene Meilen, die ihm eigene trübere dunklere 


Farbe verbreiten; es ſcheidet ſich beynahe in einer ge» 
raden Linie vom gruͤnern und hellern Gewaͤſſer des 
Oceans. Dieſes iſt der einzige betraͤchtliche Fluß in 
Oſtflorida, wenn er anders ein Fluß genennt werden 
kann, denn er hat ſo wenig Fall in ſeinem Lauf, daß 
bey ſtarken Fluthen (Spring-tides) und oͤſtlichen Wins 
ben, feine Waffer bis nahe an feinen Urfprung falzig, 
oft aber auch unter entgegengefezten Umftänden wieder 

bie 


4 


— I 


br 


Oſt Slorlda. | 353 











bis an die See füß find; überhaupt aber hat er 
nur etwas Zug gegen feine Mündung, und man bemerft 
weiter hin kaum eine Bewegung. Er erfireckt ſich tief 
in das Land, iſt mehrentheils bey einer engliſchen Mei⸗ 
le breit, und winden ch von hier ſuͤdwaͤrts, ſo daß er 
innerhalb 14 Meilen Weſt von Auguftin zu flieffen 
fommt. An feiner Wundung haben ſich, ſeitdem Karo⸗ 
lina und Georgia von den Englaͤndern verlaſſen wor⸗ 
den, ſehr viele Refugids niedergelaſſen, und einen weit⸗ 
läuftigen Drt, auch St. John genannt, erbauet. Eine 
Barre liegt zwar vor feinee Mündung, hat aber 15 — 
17 Fuß Waffer ; geöffere Schiffe laufen daher entwe⸗ 
der hier, oder in St. Mary's Zluffe, der die Gränze 
von Georgia und Florida macht, leichter und ficherer 
ein, als irgendwo anderwaͤrts in dieſer Kolonie, 





Nach noch einer unruhigen Nacht, in welcher eine 
hohle See bey Windftile unfern Fleinen Schooner uns 
barmherzig von „einer zue andern Seite fchleuderte, 
brachte uns ein günfiiger Wind am Morgen bey guter 
Zeit, auf die Höhe vor Auguftin. — Es ift fhwer; 
wegen ber fehr laden Küfte, die Lage von Auguſtin 
zus finden; oft füchen Schiffe mehrere Tage darnach. 
> Die Nacht war warm, der Morgen aber kuͤhle und 
brachte einen ſtarken Landthau. Vor der Barre ſtunden 

32 wir 


8 vn 1 
ni 


356 BURN of SHorida — 








ab und zu/ und warteten auf den — 


das Zeichen gemacht war, der auch bald: über die für 
genannte Swash, und um 9 Uhr an Bord kam. Mit 
Hülfe- dee eben eintretenden Fluth und eines friſchen 
Nordoſtwindes dem guͤnſtigſten zur Einfahrt, geleitete 
er ung glücklich we diefe fürchterliche Barre, welche | 
unferm jungen Schiffer, den ‚ganzen Weg von Char⸗ 
leston her, manchen angſt vollen Seufzer ausgepreßt 
hatte. Der Steuermann hingegen unterhielt die kleine 
Geſellſchaft am Bord die nemliche Zeit uͤber, ganz mit 
der gleichguͤltigen Miene eines alten Seefahrers, mit 
manchen Gefchichfchen von Schiffbrůchen und Todes⸗ 
faͤllen, und immer beſchloß er damit, dag man die vor 
8 liegenden Barre nicht ohne Lebensgefahr paſſiren 
könne, welches denen freylich nicht ganz angenehm zu 
hoͤren ſeyn konnte, die aus bloſer Neugierde wach St. 
Auguſtin kamen. Unter den Barren (Bars), welde 
an den füpligen K uͤſten von Norbamerifa fo gemein 
find, ifi die vor St. Auguſtin aber auch gewiß die ges 
fahrvolleſte ,* weil fie die feichtefte, und zugleich der 
ganzen Gewalt des anfpielenden Oceans ausgeſezt iſt. 
Es find. gewoͤhnlich nur 3, oft nur 2 Kandler wo fie 
pajliret werden kann, und diefe haben’ bey. Ebbjeit nur 
4 — 41, und bey hoher Fluth nicht über 8 — 9 Fuß 
Waſſer. Diefe Kandle, welche an fi) nur Eleine und 
leich» 


Oſt · Florida. a: 357 








leichte Schiffe eins und zulaflı Ten; find aberdies noch 
enge und gekruͤmmt, und was das ſchlimmſte iſt, ſo 





verändern fie fi mehrentheils nach ſtuͤrmiſchen Wetter, 


wegen des lockern Triebſandes der die Barre macht, 
in der Lage fowohl, als in der Tiefe, fo daß ein Schifs 


fer, der auch genam mit ihnen befannt war, nach einer 


kurzen Abwefenheit von Auguſtin, bey feiner Zurück 
funft e8 nicht ohne Gefahr wagen darf, den alten Weg 
zu fuchen, den er bey feiner Abfahrt genommen hatte. 
Daher muͤſſen die Lootſen, fo oft fie herausfommen, 
um ein Schiff einzubringen, immer ihren Weg vom 
neuen unterfüchen. Auch führen fie fein Fahrzeug Mes 
der herein, noch heraus, als allein bey Fluthzeit, und 
zwar ehe fie ihre größte: Höhe erreichet; denn im Fall, 


daß ein Fahrzeug verungluͤcken follte, fo würde die noch 


wachſende Fluth das Schiff, wenn es nicht durch die 
unvermeidlichen harten Stoͤſſe bald berſtet, entweder 
wieder flott machen; oder doch die, darauf befindlichen 
Derfonen, mit Hülfe von Brettern ıu an das gegen, 
feitige Ufer ſchwemmen, welches beynahe ber einzige 
„au hoffende Nettungsweg iſt, denn Boote Finnen hier 
keinen Beyſtand leiten. Es iſt in der That fürchters 
li), das wilde Geröfe der Wellen zu hören, die ſich 
bier brechen, und ihr Schäumen, ihr Prallen und Wie 
derprallen von allen Seiten ber zu ſehen, und nicht 

33 Ds the 


} 


* 


358 Oſt Florida 














troͤſtlich, wenn man dem Ziele feiner Reiſe bis auf 
eine oder zwey Meilen nahe gekommen, dann erſt ſich 
noch der groͤßten Gefahr ausgeſezt zu ſehen, um die 
Stadt, welche man fehon deutlich vor Augen hat, vol: 
lends zu erreichen. Es iſt fo etwas gewoͤhnliches in 
St. Augufine, Schiffe auf diefer Barre, und über 
haupt an diefen Geſtaden verungluͤcken zu fehen, daß 
es kaum mehr weder Mitleiden noch Bewunderung - 
erreget. Nach der Verlaffung von Charleston 1782; 
giengen binnen zwey Tagen nicht weniger als 16 Fahr⸗ 
zeuge, welche Refugies und ihre Effekten fuͤhrten, bier 
zu Stücken, und fehr vieler Menfihen Leben veriorem, 
Beym Ein« und Ausfahren bebiene man fih des Bor 
theils der Wellen (Seas), und 3 — 4 Wogen heben 
gemeiniglich das Fahrzeug über die feichteften Stellen, 
die es fonft nicht paffiren koͤnnte. Hier aber muͤſſen 
fcharfe Aufmerkfamfeit , groſſe Gefchicklichfeit und gur 
tes Gluͤck fich vereinigen. Die Woge, welche dag Schiff 
heben fol, muß folches gerade paden, und ed muß 
feine andere zu gleicher Zeit etwa von der Seite her 
fommen, in melden Fall das Schiff fonft gleich aus. 
dem engen Kanal, morein es gelenft worden, auf. 
eine Bank gedrängt wird, und durch die ſtete Bes 
wegung bald in Truͤmmer gebt, oder fid) auf die Seite 
legt. Eine grofe Menge trauriger Ueberrefie won 
Schif⸗ 


Oſt Florlda. 359 


— — 





Schiffen ragen auf allen Seiten aus dem Sande und 
Waſſer hervor. Kurz. vor unſerer Ankunft gieng ein 


Pilote, welcher bey 20 Jahre lang dieſe Barre bedient 


hatte, ‚einem kommenden Schiffe über folhe bey ſtuͤr⸗ 
miſcher Witterung mit Lebensgefahr entgegen. Der eis 


gennuͤzige Schiffer weigerte ſich dem Piloten den ge⸗ 4 


woͤhnlichen Lohn zuzuſagen; indem dieſer in ſeinem 


Boote uͤber die Barre zuruͤckkehrte, wurde dieſes von 


ben Wellen. umgeſchlagen, und der dienffertige Mann 
nebfi 4 Negern in der See begraben. Der Schiffer 
mar kaum glücklicher; er flrandete auf der Barre, ver 
lor fein Schiff, und rettete mit Mühe fein Leben. Die 
Spanier, da fie Auguftin befaffen, haften die Einrich, 


tung, daß fo oft ein Schiff fich der Barre näherte, - 


um einzulaufen, eine Glocke geläutet wurde; auf dieſes 
Zeichen mußten einige-der Einwohner nach der Ordnung, 
die fie. traf, mit Booten dem fommenden Schiffe ent 
gegen geben, um im Falle eines Ungluͤcks auf der 
Barre, die mögliäfte Rettung und Hülfe leiften zu 
fönnen. 
Es war ſpaniſche Sorgfalt, den Hauptplaz einer 
. Kolonie hinter einer Sandbank anzulegen, die nur mit 
groffer Gefahr paſſiret werden Fan. Innſeits der Barre 
bat man fogleich guten ‚Anfergeumd. Hier lag eine für 
34 Neu⸗ 


— Ka ! “ / 


‚360 | St. Auguſtin. 








’ 


Neuſchottland beſtimmte Brigantine ſchon feit fünf Bor | 


chen, wartend auf guten Wind, und Gelegenheit über 
bie Darre zu fommen; fie braucht fo viel Waſſerhoͤhe, 


als nur bey den allerhoͤchſten Fluthen auf die Barre 


kommen kan; aber dann iſt auch nicht immer zu glei⸗ 


cher Zeit der zur Ausfahrt guͤnſtige Wind da. — RN 


St. Auguflin (od eine der Älteflem von den. Spas 


niern in- Stordamerifa angelegten: Staͤdte ſeyn. Es find 


auch die Haͤuſer ganz im ſpaniſchen Geſchmack erbaut, 
mit platten Daͤchern und ſparſamen Fenſtern; die Enge 
laͤnder haben erſt hie und da mehr Fenſter, beſonders 


nach den Straſſen zu, angebracht. Auch legten ſie erſt 


Kamine an, denn die Spanier begnuͤgten ſich ehemals 
blos mit Kohlfeuer, welches unter "den mit Teppichen 


behangenen Tiſch gefezt wurde. — Die Stadt! war eis 


gentlih mit 4 Hauptfiraffen Nord» und Säüdwärts ans ⸗ 


gelegt; aber nur zwey davon find vorzüglich bebauet, — 


und. diefe find zwar gerade, aber enge. Dex beftbes 


baute Theil der Stadt ift gegen das Fort zu, an dem noͤrd⸗ 
lichen Ende. Beynahe jedes Haus hat fein Öärtchen, 
in welchem fiattliche: Citronen und Pomeranzenbäume 


nicht die geringfie, Zierde find. Die Wohnung des 


Gouverneurs hatten die, Spanier, aus. Furcht für den. 


Indiauern, mit hoben Mauern, und den anſtoſſenden 
Gars 


4 * 
2 
* 


St. Auguſtin. 361 
— * 2 R N ER 


Garten’ mit Baſtehen befefiget: "Das am Südende und 
auſſerhalb der Stadt gelegene ehemals ſpaniſche Augu⸗ 
ſtinerlloſter / (denn auf Kloͤſter nehmen die Spanier — 
Bexoͤlterung neuangelegter Kolonien am erſten Bedacht,) | 
‘Haben’ die Engländer in’ Officierswohnungen umgewan⸗ 
delt. Nebenbey find groſſe weitlaͤuftige und gut einge⸗ 
richtete" Barracken für die Garniſon. Das Zimmerholz 
zu dieſem lezten Gebäude brachte man von Neuyort. 
welches eben fo weislich gethan war, als daß man die 
fichtene Flaggenſtange auf dem Fort, aus Norwegen 
uͤber England nach Florida holte, wo man das beſte 
Holz kaum anders zu benuzen weiß; als es zu brennen. 
Dieſe Flaggenſtange ſoll der Regierung gegen 30 Pfund 
Sterling, bis an Ort und Stelle, gekoſtet haben, und 
re der Stadt hatte man eben’ ſo ſchoͤne und noch 
ſchoͤnere Baͤume in Menge. Wirthshaͤuſer hat man hier 
nicht. Ein deutſcher Becker gab ung Wohnung; und 
ah der Frau eines ehemaligen Serjeanten vom 6often 
” Regiment fanden wir —— für rägtih einen * 
— Thaler. 














ae Es ſind — Kirchen in —— aber faſt 
er Nuinen. Eine vor dem Nordende der Stadt, in 
eine Gegend, mo ehehin gemeiniglich einige indianifche 
Familien fich niedergelaſſen hatten, zu deren Gebrauch 
35 und 


— 


362 DR Auguftin. 
—— 





en Unterricht fie befttmmf war. Von einer deutſchen 


Kirche ſtehet nur noch die eine Wand; und die eigent ⸗ 


Uuche ſpaniſche Hauptkirche des heil. Auguſtinus , die 


auch die Hauptkirche der engliſchen Beſazung und Ein⸗ 


wohner war, iſt gleichfalls auf dem Punkte einzuſtuͤr⸗ 


zen. Die Spanier werden ben ihrer Wiederbeſizneh⸗ 
mung genug zu tbun finden, fie zu reinigen und zu hei⸗ 
ligen, und alle die Keger zu verbrennen, welche um fie 
ber begraben liegen. Unweit davon hat eine Genof 
fenfchaft von Negern eine Hütte, in welcher ihnen eis 
ner ihrer Landsleute, welcher fich zu ihrem Lehrer aufs 
geworfen: hat,  Öottesdienft halt: : Sie find von ber 
Sekte der Wiedertäufer. —J— 2 


Eine eigene Fleinere, aber doch gut unterhaltene 
und aufgepuzte Kapelle, haben die Minorfaner, welche, 
nachdem Slorida an Grosbrittannien Fam, zur Bevdl- 
ferung und beffern Anbau des Landes, auf Unfoften der 
Regierung , hieher gebracht worden. Obgleich die mei⸗ 
ſten von ihnen, oder faſt alle, ihr Vaterland in groͤßter 
Armuth verlieſſen, ſo hat ſich doch der groͤſſere Theil 
durch Sparſamkeit und Fleiß, welche Eigenfchaften fie 
im hohen Grad. befizen follen, in gute Umftände ver, 
ſezet. Die Männer unter den Minorfanern Fleiden ſich 
nach englifher Sitte, ihre Weiber aber haben noch 

ihren 


. 





ſollte; die Minorkaner ſchienen aber nicht groſſe Luſt zu 
haben, ſich mit Urbarmachung wuͤſter Laͤndereyen ab⸗ 
zugeben, und naͤhrten ſich lieber in der Stadt. Sie 
machen beynahe den groͤßten Theil der Stadteinwohner 
aus — der uͤbrige Theil beſtehet aus wenigen ehemals 
zuruͤckgebliebenen Spaniern, aus Franzoſen, Englaͤn⸗ 
dern, Amerikanern, und — mo. wären die nicht anzu⸗ 
treffen? — Deutfhen. — Nah der Verlaffung von 
Georgien und Karolina hat die Stadt, und das Land 
umher, durch die auswandernden Königlichgefinnten eine 
beträchtliche Anzahl neuer Einwohner erhalten, die aber 
hier noch keine bleibende Stätte gefunden haben, ſon⸗ 
bern fich bequemen müflen wieder weiter zu | jiehen, 
wenn fie fich nicht dem fpanifchen Joche unteriverfen 
wollen. Um die Stadt herum fliehen die eilfertigen 
Huͤtten dieſer armen Fluͤchtlinge mit Valmetto⸗Blãttern 
(Xucca) gemauert und geziegelt. 

Die Stadt Kal unter dem 299 so! nördlicher 
Breite, aufreiner fehr engen Landzunge, die von dem 
North⸗ River ‚ der Bay, und dem St. Sebaſtians⸗ 
Creeck hinter der Stadt gebildet wird: Der einzige und 

ſchma⸗ 


Auf 


s St. Auguftin. v 363 7 
-i | a 
ihren eigenen Kopfpuz und ihre geflochtenen Zöpfe bey⸗ 
behalten, "Man hofte, daß durch fie der Wein» und Sei⸗ BR 
denbau in dieſer Provinz in Aufnahme gebracht werden s 


aa | Saga. 











r ſchmale neng von ver Nord⸗ und Lendſeite if Such 
Auſſenwerke fowohl, als durch das Sort St. John 
bedecket, welches zugleich auch den Eingang in den 
Hafen vollkommen vertheidiget. Dieſes Fort iſt ein 
hohes und regulaires Viereck, welches einen geraͤumi 
gen Hof umſchlieſſet, mit 4 Baſtionen, gemauertem Gra⸗ 
ben und ebenfalls geraͤumigen Caſematten. Es iſt ganz 
von dem hier gewöhnlichen ſchoͤnen Muſchelſtein er⸗ 
bauet, von dem alle uͤbrigen ſteinernen Gebaͤude der 
Stast ſind. Zu Befeſtigungswerken ſchickt ſich dieſer 
Stein vortreflich „mei er nicht gang hart iſt , und Ku⸗ 
gelu ſo gut oder beſſer, als gebrannte Ziegeln begraͤbt. 
Man zeiget einige Loͤcher von Kugeln an der Oſtſeite, 
die bey General Oglethorpe's Belagerung von Fiſchers 
Eyland uͤber die ſehr breite Bay heruͤber gefeuert wor⸗ 
den. Die Mauern des Parapets gegen die Waſſer⸗ 
ſeite ſind 5 Fuß und gegen die Landſeite 4 Fuß dich 
und mit 64 Schieffiharten für Kanonen verfehen. 

ICRE FIN EN \ 

Unter brittifcher Nesgierung wurde die. Stadt noch 
mit einem Verſammlungshaus (State-houfe) für die 
Gerichte und Landſtaͤnde verſchoͤnert, deſſen Plan zwar 
ſchoͤn, aber noch nicht völlig beendiget worden. Es 
diente zu gleicher Zeit zum: Comoͤdienhauſe, und ift num 
ſchon wieder halb baufaͤllig. 
Die 


St. Auguſtin. 365 
—* ak a WR PRESTIGE? 208 - 


Die Spanier waren von Florida aus ehehin den _ 
füplichen amerikaniſchen Kolonien oͤfters beſchwerlich, 
und. verüßtengamter andern allerley Feindfeligkeiten, zu s 
der Zeit, als General Dglethorpe die benachbarte 


Provin; Georgia zu befegen unternahm, welches ihre 


Eiferficht befonders vege machte. Diefer General fand 
es für nöthig, einen Zug gegen Florida zu unternehe 
men, und kam zwar ohne Hinderniffe bis vor Auguſtin, 
fand aber, daf er die vortheilhafteſte Zeit verſaͤumet, 
und zu ſchwach war, dieſen Plaz mit Gewalt zu neh⸗ 


men. Zur Vergeltung machten bald darauf die Spa⸗ 
nier eine Landung auf St. Simons in Georgia, und 
zu einer Zeit, da die dafige neue Kolonie gar nicht im 
gehoͤrigen DVertheidigungsfiande war. General Ogle⸗ 
thorpe rettete fih und die neue Kolonie, durch. eine 
glückliche FKriegelift. Ein Franzoſe ventlief von feinem 


feht Fleinen Haufen, und gieng zu den Spanien uͤber, 


die an Mannſchaft und Kriegszuruͤſtungen ihm weit 
überlegen. waren. . General Oglethorpe schrieb einen 
Brief, und fandte folhen jenem Heberläufer nach, trug 
‚ober Sorge, daß folcher dem fpaniichen Befehlshaber 
in die Hände fallen mußte, In dieſem Briefe ermahnte 
er den Ueberlaͤufer, die Mannfchaft der Engländer 
ja recht Elein und fchwacd bey den Spaniern anzuges 
ben. Die gift Hatte die verlangte Wirkung; die Spas 

nier 


äh 


366 St. Auguftin. 





nier ‚glaubten nım bie mahre Yusfage des Franzofen 
nicht mehr ; beforgten eine gefährliche Falle und zogen 
des andern Tages —— Sachen so 
8 ift hinlaͤnglich bekannt, daß beydes Oſten und 
——— im Frieden von Verſailles 1762, von Spa⸗ 
nien an Grosbrittannien abgetreten wurden; leztere 
Macht hielt den Beſiz dieſer beyden Provinzen fuͤr 
nothwendig, um ſeinen uͤbrigen Kolonien in Amerika 
alle mögliche Sicherheit in Norden und Suͤden zu ver⸗ 
ſchaffen. So lange die Spanier im Beſiz von Florida 
waren, wurde beynahe gar nicht an Urbarmachung des 
innern Landes gedacht. Sie unterhielten blos die Be⸗ 
ſazung von St. Auguſtin, um Befiz von dem Lande zu 
behalten, ohne vom lejtern den geringfien Vortheil zu 
jiehen. Aus Furcht für den benachbarten Indianern, 
welche den Spaniern von jeher befonders gehäffig find, 
wagte eg fein Spanier in einiger Entfernung von Aus 
guftin, fich mit dem Landbau abzugeben. Die Englaͤnder 
machten von jeher Anſpruch auf Florida, weil Sebaſtian 
Cabot es zuerſt, und bevor es den Spaniern bekannt 
worden, entdeckt hatte. So bald England zu den Be— 
ſiz davon gelangte, wurden alle noͤthige Anſtalten und 
anlockende Aufmunterungen zu deſſen Bevoͤllerung und 
Urbarmachung getroffen. Von allen Gegenden aus 
Nord⸗ 


St. Auguſtin. 367 











Nordamerika fanden ſich Anfiedler in Menge ein. — 


Die füdliche Lage des Landes gab aber vorzügliche Hofe 
nung zum vortheilhaften Betrieb des Seiden» und Wein⸗ 


baues. In biefer Abſicht wandte eine Gefelfchaft ber 
mittelter Perfonen in England groffe Summen auf, um 
eine Kolonie von Nationalgriechen aus dem Archivelagug, 
und von auswanderungsluftiigen Minorfanern, herüber 
beingen zu laffen (X). D. Turnbull, welcher durch einen 


langen Aufenthalt in Smyrna die- Neigungen und Ges 
wohnheiten der Griechen hatte fennen lernen , und ſelbſt 


eine Griechin zur Frau hatte, war bey biefer Unter 
nehmung vorzüglich chätig. Er brachte bey 500 Fami⸗ 


lien, ober an 1500 Seelen Griechen aus dem Archipe⸗ 


lagus zufommen, und führte fie nach Oſtflorida. Etwa 
70— go Meilen ſuͤdwaͤrts von Auguftin, am Mosquitos 


River, wurde ihnen Land angemiefen, und ber Nieder. 


laffung 





CH Die Regierung ſchickte damals auch den ruͤhmlichſt 
befannten und fleiffigen Sammler, Bartram den Xeltern, 
nach Florida, um die Ddafigen Gegenden zu durchfuchen. 
Sein Tagebuch ift, aber gegen feinen Willen, gedruckt. — 
Beſchreibungen des Landes lieferten, Milliam Roberts: — 
Account of. the firft discovery & natural hiftory of Eaft- 
fiorida, London 1763.,8. und D. Will. Storck: — He⸗ 
feription of Eaftflorida. London 1769. 4. — 


ee 


1 3 St. Aug 


Kafung der Name REN — 
lonie erſtreckte ſich auf 7 engliſche Meilen in die Laͤnge z 
es wurde nemlich in abgemeſſenen Entfernungen jeder 
Familie ein eigenes Haus gebauet, und das daru e 
hoͤrige Land angewieſen. me Wr 
N IE m 
Die —— der Unterhale und Transport —8 

ſer griechiſchen Familien, koſtete den Unternehmern 
groſſe Summen; man hatte ſie aber ſich verpflichten laſ⸗ 
fen, 7— 8 Jahre lang zum Beſten und für Rechnung ber 
Unternehmer das Land zu bearbeiten, um die Koflen, ſo 
auf fie gewendet worden, einigermeffen zu verguͤten. 
Nach jener Zeit ſollte jede Familie dag bis dahin bes 
arbeitete und verbeſſerte Land zu Lehen haben. Bey 
ihrer Ankunft konnte man nicht ſogleich den Bein »-und 
Geidenbau, welches die Hauptgegenſtaͤnde des Plans 
waren, ins Groſſe treiben; weil die Erzielung von bey⸗ 
den niehrere Jahre erfprdert, ehe Nuzen davon zu er⸗ 
warten iſt. Es mußte zufoͤrderſt für den nothwendigen 
Unterhalt: diefee Leute, und. für den Vortheil der. Uns 
ternehmer geforgt werden. Mays und Indigo waren 
alfo die erfien Produkte, auf deren Erzielung man zu 
benfen hatte, nachdem das Land gerodet war. Den 
mweichlihen Griechen wollten aber die Beſchwerden, bie 
be der Urbarmachung eines wuͤſten Landes unvermeid⸗ 

lich 











S Auguſin u 369 


| fie find, Fine Gin‘ Zu ihrer Grteigrenmg 
hatte: zwar die Gefelfchaft auch für Neger geforgt, 
welche unter die Griechen follten ausgelehnet werden; 
ungluͤcklicher Weiſe aber ſcheiterte das erſte Schiff, 
welches 500 Neger von Afrika brachte, an der Kuͤſte 
von Florida, mit Verluſt der Mannſchaft. Dennoch 
war ſchon eine groſſe Strecke Landes gereiniget, und 
‚bie ‚Kolonie fieng eben an in Flor zu fommen, und für 
die‘ Griechen ſowohl, als für die Unternehmer vor⸗ 
theilhaft zu werden, als die Unruhen zwiſchen England 
und feinen Kolonien ausbrachen. Es gab Mißverfiänd 
niſſe zwifchen den Griechen und den Unternehmern; 
einige Griechen entliefen von Smyrna nad Auguſtin, 
und’ der Gouverneur von Florida hielt fich auf ihre bey 
ihm angebrachten Beſchwerden für berechtigt, die ganze 
Niederlaffung der Griechen ihrer Verdindlichkeiten gegen 
die Unternehmer loszuſprechen, und verfagte den Uns 
ternehmern feinen Beyſtand, durch Zwangsmittel die 
griechiſchen Koloniften zur Ordnung, und, ihrem einge⸗ 
gangenen Vertrage gemäß, zur ferneen Bearbeitung 
des ihnen zugerheilten Landes anzuhalten. Vielmehr 
begünftigte der Gonvernene den Aufbruch der Kolonie, 
weil er des Krieges wegen um Soldaten verlegen war, 
und viele von den Griechen ſich dazu anwerben lieffen. 
Undere begaben fich nad der Stadt, im der Abficht 

SchöpfsR. 1. Th. J— Han⸗ 








379 Se Auguſtin· 


—* * Gewerbe zu — nachdem fe einmal 
Freyheit dazu erhalten hatten; ‚wenige «nur ‚blieben in 
New» Smyena, und die ganze Kolonie mar fo gut, als 
zerſtoͤrt. D. Turnbull, der bis um dieſe Zeit als Aufe 
feher in Smyrna unter den Griechen gewohnt. hatte, 
und nebft den übrigen Unternehmern, als Theilhaber, 
einen beträchtlichen Verluſt daher erlitte, begab ſich 
nachher aus Verdruß nach ‚Charleston, wo ‚ich; feine 
Befanntfchaft machte, Er drohete den Gouverneur vom 
Florida, Heren Zonyn, feines Verfahrens halber, noch) 
in England zur. Rechenſchaft zu fordern. Die Neben 
und Maulbeerbäume, welche won ‚den Griechen waren. 
gepflanzt worden, lieffen fich unvergleichlih an. Da 
man fand, daß die Trauben, wenn: fie dem Boden zu 
nahe hiengen , und zu faftig wurden, geneigt waren 
zu beriten, fo ließ D. Turnbull die Reben, fo wie es 
in Madeira gewoͤhnlich, auf hohen Eſpaliers anziehen, 
und die Früchte beſſerten ſich ungemin. 
Auſſer St Auguſtin iſt St. Sohn vielleicht ber 
einzige Ort in Oftflorida , der. den Namen einer, Stadt 
verdient; denn das eben erwähnte Smyrna mar mehr 
eine ländliche Kolonie, und die. alte fpanifche Stadt 
St. Marc de Apalache 9), im Merikanifchen ‚Gulf, 
f iſt 


— — 














CH Eine Geſellſchaft Auguſtiniſcher Kaufleute iſt geſon⸗— 
nen, 


Slim 9m 
(ebemabeserfaten. &ie liegt: 183 Meilen weft don 
Augufin; und wird, als ein zum Handel mit den ne 
Beten: Plaz/ von einigen Kaufleuten bewohnt 
ind beſucht. — Ein‘ Kleines Fort iſt noch einige Meis 
len ſuͤdlich von Auguſtin, am Matanza, wo einige 

Mann Wacht halten, weil dieſer Fluß Verbindung mit 
dem Hafen hat; ein anderes kleines Fort, Muha ger 
naunt / war vier Meilen noͤrdlich von Mesh J 


aber nun verfallen. Betr ; 
PN A rauch — * — vi j i Ah 


A Die übrigen Pflanzungen * nd — und ſparſam 
zerſtreuet umher im Sander erſtrecken fi aber kaum 
weiter. ald 60 — 70 Meilen mefilih von der Stadt. 
Bis „auf diefe Entfernung, ‚und noch weiter iſt die 
ganze dandſchaft flach und ſandig. Weiter im Lande, 
und norbwärtd, fängt ed an etwas unebener und hüs 
gelicht zu werden , aber. doch ohne beträchtliche Berge 
zu haben; denn die, Yaupfgebürge vom oͤſtlichen Nord» 
| amerifa verlieren ſich ſchon in Georgia. Das hintere 
Land iſt ungleich beſer und fruchtbarer, in Vergleich mit 
AA 2 a DE 











Ai 


u 7° 





Bat J 
nin auch nach der Beuonependen Veränderung, den ad 
del mit den Floridaniſchen Indianern, welche durchaus 
nichts mit den Spaniern wollen zu ſchaffen haben, in Apa⸗ 
lache fortzuſezen; fie hoffen Erlaubniß dazu vom ſpaniſchen 
Hufe au erbalten- 


* 


372 &. Auguſtin 
[m —— 


— 
dem an der Küfte, welches hauptſaͤchlich in einem ofen, 
tiefen und weiſſen Sande beſtehet, und vorzüglich. mit 
Nadelpolze und Palmen bewachfen if. Hin und wien | 
ber finden ih Streden, die unter den Namen ba · 


Be), 


mockland bekannt ſind. Es ſind ſolches niedrigere 


Stellen, mit dicken Waldungen von hohen immergruͤnen 


Eichen, und andern Laubgehoͤlze und Buſchwerk, bedeckt; 


welche Plaͤze in dieſem ihren natuͤrlichen und wilden 
Zuſtande auſſerordentlich fett und fruchtbar au ſeyn 
ſcheinen; Baͤume und Stauden draͤngen ſich ſo enge zu⸗ 
ſammen, daß fie Wärme und Schuz gegen die rauhen 
nördlichen Winde verfchaffen, und daher ſchoͤnen in 
mergrünen. und andern zarten Gemwächfen zum Aufent- 
Halt dienen. Aber nicht geſchwinder ift das Hol; nie⸗ 
dergehauen, als Winde und Regen die duͤnne Lage von 
ſchwarzer Erde wegwaͤſchet, die Sonne das uͤbrige ver⸗ 
brennet, und dann den allgemeinen weiſſen trockenen 
Sand zuräcläffet. Das Land erhebt ſich gleich hinter 
Auguſtin um etwas weniges uͤber die vorliegende ei⸗ 
gentlichere Kuͤſte, bleibt aber doch noch Sandflähe. — 
Im Ganzen uͤbertrift aber Weſtflorida das Oeſtliche an 
Guͤte und Fruchtbarkeit des Landes; um welcher urſa· 
chen willen auch viele der hieſigen Be fich dorthin 
gewendet haben. — 


Die 


— 
———— 373 
Die Spanier — in Florida wenig oder‘ nichts 
urba gemacht; die nachkommenden brittiſchen Kolonie 
ſten fanden daher mit Aufr aͤumung der Waldungen noch 








— 5* ſie konnten ſich aber auch durch die Be⸗ 
4 — 


- 


zuzung diefer Waldungen, befonders des Nadelholzeg, 
reichlich für ihre Mühe bezahlt machen. Bretter, Vech, 


Ther/ alle Schiffsgeraͤthſchaften und Baumaterialien * 


wurden vor und waͤhrend des Krieges in groſſer Menge, 


und mit groſſem Vortheile, nach dem nahen Weſtindien 


abgeſezt. Dieſe Artickel moͤchten wahrſcheinlich auch 
den groͤßten Vortheil gewaͤhren, welchen Grosbrittan⸗ 
nien von dieſer Kolonie erwarten koͤnnte, wenn es in 
deſſen Beſiz bliebe. Florida hat auſſer der gemeinen 
Pechkiefer noch mancherley nuzbare Holzarten: Cypreſ⸗ 
ſen (Cupreſſus diſticha), und immergruͤne Eichen in 
groſſer Vollkommenheit und Menge, rothe und weiſſe 
Cedern, Saſſafras, und weiter ſuͤdwaͤrts nach dem Cap 
Florida zu, wird eine groͤbere Gattung Mahogany, und 
einige andere Holzarten/ die zum Handel tauglich find, 
angetroffen. 

Man hat bie und da angefangen Reiß zu baten, 
deſſen Güte zwar nicht zu tadeln war, bie Erndten aber 
fielen unentiprechend aus, Die Landfchaft ift im Gans 
sen nicht abhängig genug, und nicht hinlaͤnglich mit 

e a3 fri⸗ 
Tl 


= 


A ‘ St. Pers 


feifchen ET 2 ENTE um deffen Anbau vor 
theilhaft zu machen. Beſſer gedeihet Indigo „der 
mit trockenen und duͤrren Boden vorlieb nimmt; man 

hat es aber auch in deſſen Bereitung noch nicht ſehr 
weit gebracht. . Doch wurde ziemlich allgemein a 
nommen, daß die Arbeit eines einzigen Negerſtlaven 
gegen zoo Pfund Indigo, und darüber, liefern könne, 
welches, das Pfund zu 5 Schill. Sterl. berechnet , feis 
nen Erwerb in diefem Artickel auf 25 Pfund Sterl. 
braͤchte; auſſerdem, was er noch nebenher arbeiten und 
verdienen muß. 














* * ern — AR 

Mit Zucker hat man am Mosquito + Niver einige 
Derfiche gemacht, aber defien Anbau zur Zeit auch 
noch nicht vortheilhaft und ermunternd genug gefunden, 
Die Falten Nordweftwinde, die zumeilen hier frenge 
wehen, hindern dag Gedeyhen dieſer weichlichen Plans 
je, und verurfachen wenigſtens, wenn fie auch nicht 
die Pflanzen felber töbten, daß der Zucker weder an 
Menge, noch Güte, der darauf zu wendenden Mühe 
eutſpricht, und folalich nicht mit gleichem Nuzen, als 
in dem nahen MWeitindien, betrieben merben Fann. 
Kalte Winde und Witterung find hier nicht ungewoͤhn⸗ 
lich, ungeachtet der ſehr füdlichen Rage des Landes, 
Here Bartram, welcher 1765 biefe neuerworbene Pro- 
ping 





Sing ‚auf. Königlichen U TEE in feinem 
Tagebuch, daß am z3ten Januar. des gedachten Jahrs 
eine fo. auſſerordentliche Kaͤlte in St. Auguſtin einfiel, 
daß in einer Nacht der Boden, laͤngſt der Fluͤſſe, ei⸗ 
nen. Zoll dic gefroren war, und alle Citronen ⸗ und 
Bananasbaͤume durch die Kaͤlte umkamen. — Gegen 
mwärtig, im Merz, hatten wie einige fo fühle Tage, 
daß man gerne bey dem Feuer in den Zimmern ſizen 
mochte. Sn des «Gouverneurs Garten waren verfchier 
dentlich DVerfuche mit: Ananas» und Pifang » "Pflanzen: 
gemacht worden, man fand aber immer, daß ihnen dog) 
die meiſten Winter, welche in ihrer Temperatur eben 
fo-unbeftimmt, als. im übrigen Amerika find, zu raub 
waren. — ‚ie — 
In Kriegszeiten war Auguſtin ein vortheilhafter 
und ſicherer Schlupfwinkel fuͤr die engliſchen Kaper; 
hier konnten ſie mit aller Bequemlichkeit auf die reichen 
ſpaniſchen Schiffe lauren, welche von der Havannah 
aus durch den Gulf von Florida kommen. In Frie⸗ 
denß;eiten befchäftigen ſich mehrere fleinere Fahrzeuge 
mit Auffuchung geftrandeter‘ Schiffe, längft diefer ger 
fahroollen. Küfte, fo wie e8 auch die Einwohner, von 
ben Bahamifchen Inſeln zu treiben pflegen. Sie haben 
aefchickte Taucher am Bord, digch deren Bemühung fie 
Aa 4 nicht 


% 


13 


376 









nicht felten anfehnfiche Schäze an Silber und ander 
Handelswaaren ſelbſt aus geſunkenen Schiffen herauf⸗ 
holen. Von dem, was auf dieſe Weiſe von seta, hi 
ten Schiffen ‚gerettet, wird, muß Eon den Gouver⸗ 
neur abgegeben werden. Wird noch eine lebendige 
Seele am Bord des verunglückten Schiffes gefunden, 
fo bleibt dag Gerettete dem wahren Eigenthümer , und 

es wird nur ein gewilfer Antheil, Salvage genannt, an 
diefe Leute bezaple. Iſt alles todt, fo eignen fich 
die Finder alles zu, bis auf des Gouverneurs Zehn⸗ 
theile, mit welchen man aber freylich nicht ſehr ger 
wiffenhaft in der Angabe des ganzen Fundes iſt. 

Die Spanier koͤnnen ſich keinen groſſen Nuzen 
von Wiedererlangung der beyden Floridas verſprechen. 
Wie vorher werden die benachbarten Indianer, die 
Musquitoes, Cherofees, beſonders die Lower Creecks, 
welche am Apalichichola und Flintriver wohnen, und 
die zahlreichſten dieſer Gegend find, ihre unverſoͤhnli⸗ 
hen Feinde bleiben, und fie ganz auf die Garnifon 
einfchräufen,, fo daß mahrfcheinlich die mit gutem Forts 
gange angefangene Bepflanzung des Landes wieder vers, 
oͤdet werden, und Auguſtin Fünftig mieder, wie che 
dem, nur Soldaten und Mönche zu Einwohnern haben 
wird. Nachdem Penfagpla in Mefifloride den Englän- 
N dern’ 





— und zwangen ei inuerbalß ihrer nn J 
bleiben, und. das nemliche haben fie auch ſchon mit 
Augufin zu thun beichloffen. Die Indianer find gänz- 
lich mit der Abtretung des. Landes an Spanien unzu⸗ 
frieden. Der Cowdriver, ein alter Krieger von den 
Cherolees, hat ſogar dem Gouverneur Tonyn verſichert, 
daß wenn ihnen der groſſe Mann jenſeits des 
Waſſers groſſe Canoes und Land zum jagen ges 
ben wollte, die meiften Männer feiner Nation mit 
ihm zu ziehen bereit wären. 


& feheint auch gar nicht, daß bie Spanier in ir⸗ 
gend einer Eile waͤren, Beſij; von Auguſtin zu nehmen; 
w nigſtens haben fi ie e8 noch gar nicht wiſſen laſſen, 
wenn ſie kommen wollen (x). Es werden unterdeſſen 
alle Anſtalten zur Uebergabe gemacht, und es gehen be⸗ 
ſtaͤndig Schiffe mit Waaren und Perfonen, theild nach 

Weſtindien, theils neh Neuſchottland ab. Die uns 
glücdlihen Refugies, welche ihre Zuflucht aus den ver 
einigten Staaten nach Slorida genommen haben, find das 
ben am ‚übelften darın. Die meiften haben das wenige 

Aa 5 „Eigen 


* 


RE 
fi 4? 





CI Die endliche nebergabe an Spanien erfolgte erſt im 
Herbſt 1785. 


378 
Eigenthum ,ſo fie von dortherüretten konnten 

zue Einrichtung ihrer Laͤndereyen und Haushalting an ⸗ 
gelegt/ welche ſie mm wieder aufs nee verlaffen me 
fen 9.) Denn von allen bieſigen Einwohnern werden 
wahrſcheinlich wenige ſich bequemen, eine brittiſche ge 
linde Regierung, ‚gegen das fpanifche Joch zu vertau⸗ 










ſchen, wenn auch nicht die Religion im Wege ſtuͤnde. 


Die oberwaͤhnten Minorkaner allein ſcheinen aus Ne 
ligions verwandtſchaft meiſtens geneigt zu ſeyn / zu blei⸗ 
ben, wo ſie ſind; und ag 

von den Griehen Br 
Die — Lage der Provinz, und ‚feiner 
meiſt über die unvermeidliche Veränderung unzufeieber 
ner Einwohner, machte e8 unficher, ſich weit von ber 
Stadt zu entfernen. Der Gouverneur ſelber warnte 
dafür. 





— — — 

() Den Einwohnern des an Spanien abgetretenen Oſt⸗ 
florida wurde für den Verluſt, den fie dadurch erlitten has 
ben, vom briteifchen Parlament eine Sunme von 13000 
Pfund Sterling zugefanden. Den Einwopnern von Wefis 
florida aber wurde Feine ähnliche unterſtuͤzung gewaͤhret, 
weil lezteres von Spanien erobert, erſteres aber ihm in 
Frieden abgetreten worden. — Hamb, polit. Journ. 1787. 
&. 580. 


- 









—— weiche — —— 
der wohnern — und ſelbſt beh der Obrigkeit ver⸗ 
— und raubten u und plunderten auf den Straſſen 
und in den Sie, of ) N daß man ihnen Einhalt thun 
konnte. Meine Ercurſtonen w waren alſo auch ſchlechter⸗ 
dinge auf die der Stadt unaͤchſt gelegenen Gegenden 
eingeſchraͤntt, von welcher ich mich auch ‘wicht weit ent⸗ 
fernen durfte, um nicht die Gelegenheit eines nach den 
Bahama- Inſeln beſtimmten und fertig Sahrı 
zeuges zu verſaumen. * 








In allen Gegenden um die Stadt bi war bet 
fandige Boden ganz dichte mit einer niedrigen kriechen⸗ 
den Palme — minor L.2), beſezt. Ihre Stämme 
ſchleppten ſich auf der Erde hin ‚ und erhoben fih nur 
wenig mit ihrem Gipfel aus dem Sande, trieben aber 
anſehnliche und aufrecht. ſtehende Blätter. Aus jeder 
alten Wurzel entſproſſen mehrere Staͤmme nach ver⸗ 
ſchiedenen Richtungen; und Pre wieder neue Wur ⸗ 
zeln. Ganze Gefilde waren damit bedeckt. Hin. und 
wieder kamen einige aufrecht ſtehende Staͤmme dor, 
bie etwa 4 — 5 — 6 Fuß hoch, und von der Dicke 
eines Mannsſchenkels waren; dem Blatt nach ſchienen 
ſie dieſelbe Art mit den vorigen zu ſeyn; da aber keine 

der 





er — und weiffen Slätter an er ( Spize 
he Baums ‚fin, Diefe Art Palmen wird boch. Der 
— ebbare Theil davon wird von Negern nach de x Stadt 
IM gebracht, und für 6 Pence — ı Schilling © erlin 
bderkauft. ar 





— Der Froͤhling fängt in dieſer füdlichen Gegend doch 
— % eigentlich Faum vor Mitte des Monat März an. Nun 
erſt bekommen einige Bäume und Geſtraͤuche Blätter; 
Ich die immergeine Eiche, die Caffine, und andere Winter. 
gruͤne Gemwächfe laffen um dieſe Zeit ihre vorjährigen 
aber noch grünen Blätter fallen, inden die. neuen fi 
RER ‚enttwieln. | * 


I» 





—9* In den Waͤldern und ſumpfichten Stellen 


dermalen von kleinern Pflanzen: Orontium aquaticum, 
Dro- 


St. Auguftin. 381 
Drofera rotundifolia, Hypoxis ere&a, Viola lanceolata, 
palmata und primulifolia, Rhexia virginica, Hydroco- 
tyle umbellata, Utricularia fübulata und gibba &ec. Lau⸗ 
ter Pflanzen, welche auch in den noͤrdlichern Provin⸗ 
zen zu Hauſe ſind, dort aber ungleich ſpaͤter hervor⸗ 
kommen. Acorus Calamus ſtund Häufig in den Suͤmpfen, 
bluͤhte aber noch nicht. Auf trocknerem ſandichten Boden, 
und unter dem Schuze von Palmgebüfchen, oder Um— 
zaͤunungen der Gärten, fanden fich blühend ;; Jatropha 
urens, Houftonia caerulea, Ciftus canadenfis, Veronica 
marilandica, Rhexia marilandica, Plantago vVirginica, 
Lobelia inflata, Antirrhinum canadenfe, Tradefcantia vir- 
ginica, 'Commelina communis, Oxalis ſtricta, ‘Veronica 
ferpillifolia, Verbena Aubletia, Argemone mexicana, 


Salvia urticifolia.. — 


Unter dem Fleineen Gebüfhe in. der: Nähe der 
Stadt, fiengen verfchiedene Arten des Gefchlechts An- 
dromeda, Vaccinium, die Myrica cerifera , Bignonia fem« 
pervirens, Rubus hifpidus, Mefpilus arbutifolia &e. am, 
ihre Bluͤthen zu entwideln, oder bluͤhten ſchon wirklich. 


Prunus iufitanica, welcher hier ſehr gemein ift, 
hatte abgefonderte männliche und Zwitterblumen. 
Xanthoxylum Clava Herculis macht bier fiarfe und hohe 

Baus 













x 
a a = 
en’um Gärten und, Geb J 


ei at —— & 


Ihre. ſchone Dice —* überdies d dem, 4 Auge 
prachtvollen Anblick, und ihre ſuͤßlicht⸗ſchlei 
Fruͤchte/ ſollen ein gelindes Abführungsmnttel abgeben. 
Die Baumgärten enthalten faft einzig und: ‚allein Citro⸗ 
nen und Pomeranzen. Leztere, die ſuͤſſen fowohl, als 

die fauren ‚werden für, vorzüglich. gut, und ſogar für 


beſſer als die weſtindiſchen, geachtet» Saure werben 


doch haͤufiger gezogen. Der ausgepreßte Saft wird 
das Gallon für 1 fpan. Dollar verkauft. Es giebt von 
beyden,, Arten. ſehr ſtarke und anſehnliche Staͤmme 
die jaͤhrlich 3 — 4 — 500 Fruͤchte liefern. Aepfel 
ans Birnen habe ich nicht, «nur: wenige Pferfiche und 
einige DpRugEaSÄRer geſehen. —— AL —— Sn 


IL ET BU RUS., RR 


St: Auguftin. 383 

Der. Sloridanife.-Stern» Anisbaum ; Allieium-ho- 

ridanum L.) ift in der Nachbarſchaft zu Haufe, aber 
u; fo —— als er in — if. 





——V ER [2 
MER 


Sm — Gesenen von, lorida satt ‚man ben 
men ' * ie nes v * ee Bufel englifceg Mans 
über 25 Pfund, Del lieferte, welches nicht nur anger 
nehm zum Genuß, fonbern ‚auch. um deswillen fchäzbar 
it, weil es nicht leicht, ranzigt wird. 


Die einigen Sifche, fo während meines kurzen Auf⸗ 
enthalts in Auguſtin auf dem Markte anzutreffen ge⸗ 
weſen/ waren: Mullets, Whitings, und Drum - fish (*), 
Der Whiting baͤlt ſich an den Boden des Waſſers, und 
beißt nur um die Zeit any. wenn die Fluth oder Ebbe 
bald verfloffen if. Wenn ee. aus dem Baer fommt, 
bat er eine roͤthlichte Forbe die ſich aber mit dem 
Tode 


on Alr 
— *4 





u Mullet, ‚Mugil Albula L. — Whiting , Perca Al- 
burnus, L, — Kau aber Eaum den, Percis zugefellet werden. 
Radii branchiar. numero ‚variant, 3. 4. 5. Cisthus, bre- 
vis ſub Mento. ‚, Labium, fuperius protralium.  Striae 
obliquae vix difcernendae, Habitus a Percis diverfus. 
Drum-fsh, Labrus Cronüs L. 


* des ses, . Poren —*— r 
dere — —— J “a 
iR ER ai‘ a 3 ven } 2 


Der — hat ſeinen Namen von Ds J 
zenden Tone, den er auf irgend eine unbekannte Art 
Hervorbringt. Sie halten ſich in den füdlichen Gemäß 
fern gerne um und an ben Schiffen anf, und Iaffen 
ſich beſonders des Nachts mie ihrer Muſik Hören. Als 
ich vor meiner Abreife von Augufin einige Räte gi 
Schiffe vor Anker Tiegen mußte, hatten wir jede: en d 
ihre zahlreiche Geſellſchaft unter dem Schiffe, deſſen 
Boden erſt kuͤrzlich betalget worden, und es, mar des 
Schiffers Meynung, daß biefer unſtand 1” baͤuf ige 
anlockte. Das Getoͤſe, ſo ſie machten, dauerte u a 
hoͤrlich, als ob einer dem andern von ben Wehfähtendten 
Seiten des Schiffes antwortete. Es Iaufete hohl und 
kurz, wie das dumpfe Grunzen eines Schweines, oder 
der Lauf, den der amerifanifche Bullfrog (Rana ocel- 
lata) hervorbringt. So bald die Fluth anfieng flärfer 
zu firdmen, fo murben fie file. Nach dem Laut zu 
urtheilen, ift es faſt unwahrſcheinlich, daß fie folchen, 
wie die gemeinere Meynung davon iſt, dutch Anreiben 
ihres Körperd an des Schiffes Boden hervorbringen 
koͤnnten. Was aa * für Werkzeuge ihres Koͤr⸗ 

pers 








w 


FR 
Av 





4A Si se, melde in * a, und gun heil, in. den’ 
* vorlommen ; * teblt 






benachbarten Sabamar 3 : 
es nicht an Aligators, | 


x — 


Der virginiſche Hirſch if in den — ba 
fo und herdenweiſe zu finden. Florida ſcheinet übrie 
gens nichts a an — Zen por Karolina vors 







f 7— 0 der er Groͤſſe einer ſtarken Ratte ſeyn, ſich 
die Erde gr graben, und man will es oͤfters mit at. 
gepfropften Backen gefehen haben. Man teift es in 
den inulaͤndiſchen Gegenden an; und wahrſcheinlich iſt 


es eine noch unbelannte Art dieſes Geſchlechts. 


Von Schlangen kennt man hier beynahe alle karo⸗ 
uiniſchen Sarkpngen 5 — und fie find, wie es in einem 
noch wenig bebauten Lande zu erwarten iſt, ziemlich 
zahlreich. 


An Voͤgeln verſchiedener Arten iſt Ueberfluß. Vie⸗ 
le der noͤrdlichen Zugvoͤgel uͤberwintern hier. In den 
ShöpfsR. 11.2. Sb Waͤl⸗ 


| — und unzutangliche Nachricht. 


386 | St. Auguftin. 





Waͤldern find sie Minen —— Pfier ttacus Cara, 

Iinus) zahlreich. Nothes oder Kardinalsvoͤgel (Loxia 
Cardinalis L.) fi nd häufig; es fommen deswegen fpanie 
fihe Boote von der Havana an die ‚Rüften von Slo. 
rida, und geben ſich mit dem Fange dieſer Voͤgel ab, 
von welchen ſie in Havanah, und anderwaͤrts das 
Stuͤck für 3 — 6 ſpaniſche Thaler verkaufen. — Um 
die Sümpfe und den Meeresfirand halten fich eine 
Menge von Enten und andern Wafferosgeln auf. Der 
Alcedo Alcyon, Ardea caerulea und americana L. 
auch Falco palumbarius famen mir. zu Geſicht. Auf den 
Sandbaͤnken, laͤngſt der Kuͤſte und im Hafen / ſaſſen 
groſſe Schaaren von Pelecans (Pelecanus Fiber. L.) 
und andern Waſſervoͤgeln. Erſtere fifchen gemeiniglich 
nur des Morgens und Abends, und ſizen den übrigen 
Tag file. — Buzzards fahe man wenigere bier, als 
in Karolina. 


Das Rindvieh in Florida iſt nicht von der beſten 
Beſchaffenheit; doch iſt das Rindfleiſch, ſo in Auguſtin 
zu Markte gebracht wird, um etwas beſſer, als zu 
Charleston. Man iſt hier eben auch nicht ſehr fuͤr 
deſſen Unterhalt beſorgt. Wieſen hat man nicht; das 
Vieh muß entweder fein Futter ſelber, von dem duͤrf⸗ 
tigen und fparfamen Grafe zwifchen den Palmen , oder 

AN in 






Sr. Kugufln _ 39 


in den. —E ober i ger muß tagtäglich 
einen Vorrath von Rohe und anderes. rauhes Gras 
in den Suͤmpfen mſanmenſchneiden, und nach Haufe 
Bringen , wenn dag Vieh der. Milch wegen im. Haufe 
for behalten werden. So wird auch fuͤr Pferde ges 
forgt. ‚Aufferdem bienen die Maysſtengel und Blätter 
zum Wintervorrath. In einigen Gegenden um den St. 
Zohns River, ſagt man, daß keine Kuh viel langer 
als 12 Monate geſund oder lebend bleibe. Man hat 
noch nicht die eigentliche Urfache davon aussefunden, 
man glaubt aber, dag der Genuß irgend einer fchädlis 
hen Pflanze Schuld daran habe. Schweine, da fie 
am wenigſten Aufficht und Wattung erfodern , gedeiheh 
bier am beſten / und maͤſten ſich von den Fruͤchten der 
Eichen und Kaſtanien, und von Wurzeln in den Waͤldern. 
Auf dem Hofe des Gouverneurs, und nur da, hatte man 
ein chineſiſches Schwein (Sus Scrofa chinenfis L.), wel. 
ches fich durch feine kurzen Fuͤſſe, hängenden ımd 
fchleppenden Bauch, und fchwächern Borſten, von ber 
europäifchen Zucht auszeichnete; es Fam durch ein aus 
Dfindien ——— Schiff bieher. 


Die ſogenannte Nord⸗Beach iſt eine Halbinſel, 
noͤrdlich von Auguſtin, 4 — 5 Meilen gelegen. Der 
Nord» River trennt fie vom feften Sande; fie iſt aber 

BD a lang, 





ET St. ugufin. 
lang, und iſt ein trockener unfruchtbarer Sandı die 
meift mit jungen immergrünen Eichen und friechenden 
Palmen bedeckt if. Der Sand, längf dem Strande, 
iſt vom Waſſer und der Sonne fo blendend weiß ges 
bleichet , daß dem Auge wehe geſchiehet, lange darau 
zu ſehen. Der geringſte Hauch vom Wind hebt ihn, 
und mwehet ihn umber wie Schnee. Laͤngſt des See⸗ 
ſtrandes hinauf, haben die Wellen einen Wall von 
6 — 9 Fuß hoch aufgeworfen, welcher wie eine fünfts 
liche Wand da ſtehet, und von Süden nad) Norden 
läuft. Hinter diefem Walle ift niedriges und gebroche- 
nes Land, in. welchen ſich aber viele niedrige und 
ſchmale Wälle oder Hügel auszeichnen, welche queers 
durch von Oft nach Weft fchneiden , und gleichfam ver, 
fehiedene Abtheilungen bilden An den Flüffen und 
Baͤchen, fo. weit die Fluch fich Landeinwärts erſtrecket, 
finden fi) meitläuftige Aufterbetten, die bie unb da, 
bey der Ebbe, gang im trocknen zu ſtehen kommen. 
Man fiehet bey der Gelegenheit, daß fie meift alle aufs 
zecht in dicken Haufen übereinander fich anfezen. Wo 
Baͤume nahe am Waffer fichen, oder ihre Wurzeln an 
tem Rand der Flüffe blog gefpület werden, gefchiehet 
es fehr haufig, daß man diefe mit Auftern dick befezet 
findet; denn der Aufter iſt jeder feſte Körper gleiche 
gültig, fich daran zu befeſtigen. Sie felber ſizen fo 

! feſt 


——— 








389 





fe * — der andern, * * wi unterfen und ine 
neeften nicht oͤffnen koͤnnen, obne die andern mit in. 
Bewegung gu fegen. Um diefe Seid, Ri und falzichten 
Sümpfe, halten fich immen bie Rakoons ſehr gerne 
ar, und naͤhten fich von Slfden, Srebfen — 

ap Strand —— am Deean, Sue —* 
ee, mit ſehr Elein zermalmten Mufcheln vera 
menge; durch das beſtaͤndige Anſpuͤlen der See wird 
ſeine Oherflaͤche ſo feſt und glatt, wie der Boden einer 
geſchlagenen Tenne, nur daß ſie abhaͤngig iſt. Wird 
durch Länge der Zeit, und durch ſolche Bindungsmittel, 
als dieſe Miſchung wahrſcheinlich aus dem Seewaſſer 
erhält, die ganze Maſſe hart, fo hat man fodann den 
fogenannten Mufchelftein (Shell-ftone), wie man ihn 
gegenwärtig auf Sifchers ⸗Island graͤtt, und zu Ge⸗ 
baͤuden verwendet. 


Dieſe Nord · Beach erſtrecket ſich mit einer langen 


Spize gegen Süden; mo dieſe aufhört über dem Wale 


fer zu ſeyn, ſezen die Untiefen oder ſeichten Baͤnke fort, 
wodurch die Brecher (Breakers) gebildet werden, zwi⸗ 
ſchen welchen der mühfame Eingang in den Hafen gea 
ſucht werden muß. — Varallel mit jener Spije aber, 
von Suͤden nach Norden, läuft in mäffiger Entfernung 

86F3 die 





die nörkliche Spize von Fiſchers⸗Island (oder Anaſtaſia⸗ 
Island bey den Spaniern,) und zwiſchen beyden ent⸗ 
ſtehet ein Kanal von tiefem und ruhigem Waſſer. Dieſe 
Spizen ſind ſo niedrig, Ba man von der ‚Stadt aus 
über die Bay, dieſe Spizen, den Kanal, und über: die 
Brecher wegſehen kan, und freye Ausſicht auf den 
Ocean gegen Oſten bat. Doch fiehet man von der 
Stadt aus die Brecher in befländiger Bewegung, ober . 
bie fchäumenden, groffen, langen und meilfen Wellen 
von der Ferne her fich nad) und nach erheben ‚ bis fie 
füdlih auf den feichteften Stellen ſich anftoffen und 
boch fpringen. Mit Oſtwinden und Fluthzeit iſt dieſes 
Waſſer am unruhigften und fürchterlichften, ımd man 
hoͤrt dann dag ununterbrochene Getöfe in groffer Ferne. 


Auguftin ift fo gut wie eine Mäufefalle ; wenn man 
deinnen iſt, melches noch obendrein Schtwierigfeiten‘ 
£oftet, fo weiß man nicht wenn und tie man wieder 
berausfommen fan. Schiffe liegen oft 8 — 14 Tage, 
bevor Wind und Wetter bie Barre u paſſiren erlau⸗ 
ben. Am 24. Merz = gieng ich an Bord einer Sloop, 
und am 29. Merz erſt, konnten wir einen guͤnſtigen 
Augenblick finden, den Hafen zu verlaſſen. — Unſer 
kleines Fahrzeug war mit abgehenden Menſchen und 
Vieh, und anderem Gepaͤcke und Hausgeraͤthe vollge⸗ 

pfropft. 





ET a — — ——— 
pfropft. Unfere paar Matofen waren, Neger; und 
dann ‚hatten wir. noch. einen Pack ſchwarzer Weiber 
‚und- Kinder , welche nach Providence zu Markt gefchickt 
wurden. Wir lagen dem Leudhtthurm, auf Anaflafias 
Island, gegenüber vor Anker. Es if ein. ſteinernes | 
„feites Gebaͤude, im Gefchmad eines alten mohrifchen 
ECaſtells, ‚mit Schießloͤchern und Zinnen. Der Leuchte 
thurm ſelber aber iſt ber obere Theil nur von Holz⸗ 
und fo baufaͤllig, daß er bey dem geringſten Winde 
zittert. J De SER ni EL 3 
* — u, 
Wahrend unſerm Harren auf Wind und Wetter, 
beluchte ich einigemal dieſe Inſel. Laͤngſt des Strandes 
(Beach) hat man einen ſehr ſchoͤnen breiten und ebenen 
Spaziergang, welcher: mit gleichem Anfehen und Bes 
ſchaffenheit als bier, fich beynahe ganz hinab bis nach 
Eape Florida erſtrecken fol, deſſen ſuͤdlichſte Spize 
300 Meilen von Auguſtin geſchaͤzt wird. Die Einwoh⸗ 
ner marſchiren auf dieſem Strande nach Mattanzas, 
Musquetoes, Cape Canaveral, und wo ſie bin wollen, 
mit der groͤſten Bequemlichkeit; nur wo eine Bucht, 
oder ein Fleiner ‚Strom ift, giebt es Schwierigkeiten, 
wenn man nicht eine Plantage, eine Fiſcherhuͤtte, oder 
andere Gelegenheit zum uͤberſezen findet, oder ſelbſt 
ſchwimmen kan. Solch ein Strand iſt ein herrlicher 
Bb a An⸗ 


39% Augufin. 





Anblick — * — — Sand Er * * 
Ausſicht davon wie ein Schneefeld erſcheinen; der 
Sand iſt ſehr fein, daß ein Hauch vom Winde Furchen 
darinn ziehet, glatt und ſanft nach dem Waſſer hin 
abhaͤngend; nahe am Waſſer hart, wie eine Tenne; 
das Geraͤuſch der anſpielenden Wogen, und der freye 
offne Ocean — alles traͤgt dazu bey, den Anblickzan⸗ 
genehm zu machen, den auf der einen Seite eine Wand 
von ſchoͤnem gruͤnen Gebuͤſche beſchraͤnket — Die Wo⸗ 
gen des Meeres kommen gemeiniglich in drey Schichten J 
auf und hintereinander nach dem Ufer zugerollt; jede 
ſolche Schichte iſt einen halben bis 1 Fuß hoch, und 
ſcheint ganz ſenkrecht abgeſchnitten zu ſeyn. Die lezte 
prallt immer mit den ſtaͤrkſten Stoß an. Bon Mus 
fcheln fand fich wenig oder nichts an diefem Strande; 
wenigftens felten. Hingegen erblictt man die trauris 
gen Ueberbleibfel von defto mehr Schiffen. — Ohne 
im mindeften dee Wahrheit zu nahe zu treten, darf ich 
fagen, daß beynahe alle ıco Schritte das Gerippe ei“ 
nes gefcheiterten Schiffes, oder deffen Truͤmmer, anzu⸗ 
-treffen find. Wer könnte da ohne Nührung vorbey⸗ 
gehen — wenn man bie Schrecden ſich mahlet, die ſo 
viele Seelen hier erlitten haben, und die Leben, welche 
hier verlohren worden. Man nimmt an, daß ein 
Fahrzeug gewoͤhnlich alle 14 Tage, oder jeden Monat, 
an 





an dieſer —— ſolche — 
ſahe ich weit vom Waſſer ab, am. böchflen Theile 
des Strandes, und ſchon tief im ‚Sande begraben. — 
Es brauchte wicht viel mehr, daß fie völlig bedeckt 
wurden. — Sollte dann einft nah Jahrhunderten die 
See ſich weiter. zurückziehen / fo «würde: man mit Er, 
ſtaunen die Reliquien diefer Fahrzeuge zwiſchen erhärte, 
ten Mufchelfteinen wahrfcheinlich vorfinden, in welchen, 
BE. wie ich ſchon erinnert habe, der Sand diefer Ufer all⸗ 
maͤhlich Übergehet. Auf diefem Eylande trift man meh · 
rere Stellen nahe am Strande an, mo man biefe Mu 
fchel« Sanditeine für Gebäude ausgegraben. An der 
Luft wird er in der Folge noch) härter. Er fieht fehe 
niedlich aus, und man fan beynahe noch an den Eleis 
nen Trümmern entdecken, zu welder Art Mufcheln fie 
gehörten. "In den’ Brüchen fiehet man, daß er Schich» 
tenmweife angeleget if. In der Tiefe ift er am fefteften; 
dahingegen- die oberfien Lagen noch fo mürbe find, dag 
man fie mit Fingern zu Sande gerreiben kan. Hier fine 
det er ſich beynahe überall nur einige Fuß tief unter 
der Oberfläche; wie weit er fich aber in die Teufe er» 
ſtrecke, bat noch niemand erforſchet. Sm Reuchthaufe 
bat mameinen Brunnen durch diefen Mufchelfels ge⸗ 
graben, der ſehr gutes Waſſer in geringer Tiefe lies 
fert ; obgleich nicht 100 Schritte vom Salzwaſſer ent⸗ 
db | fernt. 


TIEFEN 





fernt. Ich konnte nicht erfahren, ob man irgendwo 
tiefer im: Sande auf denfelben Mufchelftein trift. Vers 
muthlich ‘aber müßte er dann — unter der DR 
flaͤche liegen. — · * — clan Se 
ae ran er N 
-” Ueber‘ Dfiflorida Hat man ERNEST in abs 
ficht auf Kräntlichkeit dag nemliche ungünftige urtheil 
gefaͤllet, welches die Erfahrung in den uͤbrigen ſuͤdlichen 
Gegenden von Nordamerika beſtaͤtigte; aber mit Une 
recht. Auguſtin an fich felber, ift allgemein als ein fehr 
geſunder Drt bekannt, fo daß Schmächlinge und Schwind« 
füchtige von den nördlichern Propinzen ſich immer mit 
Vortheil Hieher begeben haben. Die Befazungsteuppen, 
welche vorhin vom 6oſten Negiment hier waren, bes 
ſtaͤtigten diefe8 noch mehr durch ihre fehr geringen 
Keankenliften. Die Lage der Stadt, fo nahe an der 
See, verfchaft ihe waͤhrendes Sommers die erfris 
fehendem Seewinde, welche zwifchen 8 — 9 Uhr des 
Morgens eintreffen, die Luft reinigen, und bie Hise 
mäfligen. Den nemlichen Vortheil genieffet aber auch 
gemwiffermaffen die ganze Provinz von Oſtflorida, weil 
fie nur eine niedrige Landſpize, zwifchen bem Gulf und 
dem Merifanifchen Bufen ausmacht, und daher ber 
Zug der fühlern Morgenmwinde über das ganze, Land, 
deifen'mittlere Breite nicht viel über go englifche Mei⸗ 
X len 


— 





len betraͤgt, hinweg zu ſtreichen , nicht behindert if. 


Und ungeachtet das Land von vielen Buchten und Kriks 


durchſchnitten wird, fo find, doch dieſe meiſtens mit 


Salzwaſſer gefuͤllt, deren Ausduͤnſtungen weniger ſchaͤd ⸗ 
lich find. Der Winter iſt nach bisheriger Erfahrung, 
wegen ploͤzlich und ungeſtuͤm einfallender Nordweſt⸗ 
winde, und der dadurch veranlaßten häufigen katarrhali⸗ 


ſchen und Entzuͤndungskrantheiten, eine kraͤnklichere 


Jahrszeit, als die uͤbrigzgigen. dr 

dt. By te de er > Ale 
Von — a a ‚ bitte 
ich / daß im vorigen Jahre, ein Mann hier, nad) dem 
Biſſe von einem tollen Hunde, mit allen Zufaͤllen der 
FE Baybsiseuer wenn vaacdz me A 
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— von St. Auguſtin nach den 
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Ge fand ſich am: m Merz der guͤnſtige und 
laͤngſt erwartete Zeitpunkt, den Hafen von St 
Auguſtin zu verlaſſen. Der Pilote wählte zur Ausfahrt 
den fogenännten Swash, einen Kanal, der. näher. 
nad) der Nord» Beach zu liegt. Unfer Fahrzeug gieng a 
nur 6 Fuß tief im Waffer, dennoch erhielt es, indem 
es von den Wellen über die feichtefte Bank gehoben 
wurde , drey ſehr erſchuͤtternde Stöffe hintereinander, 
zum groſſen Schrecken unſers Schiffers. So bald wir 
auſſerhalb der Barre waren, wurden die Pumpen pro⸗ 
biret, und alles unterſucht, es fand ſich aber, daß 
dieſe heftigen Erſchuͤtterungen dennoch das Schiffchen 
nicht beſchaͤdiget hatten. Mit einem maͤſſigen Nordweſt⸗ 
winde richteten wir unſern Lauf nach Suͤdoſten, und 
des naͤchſten Tages (Dienſtag, den 30. Merz) befanden 
wir uns bereits im Gulfſtrome. Die Schiffer erkennen, 
daß ſie ſich in dieſem maͤchtigen Meeresſtrome befinden, 
theils aus dem zuruͤckgelegten Wege, wenn ſie nemlich 
70 — 80 Meilen vom Lande abgekommen ſind, theils 
aus der ſchoͤnern blauen Farbe des Meeres, welche 
naͤher nach der Kuͤſte immer gruͤner iſt. Der Gulfſtrom 

nimmt 





nimmt feine —* meiſt * —*—* und 
bleibt alſo, nach den Kruͤmmungen der Kuͤſte von 
Nordamerika, in verſchiedener Entfernung von derſel⸗ 


ben. Er iſt den Schiffern merkbar, bis beynahe auf 


die Höhe von den Neufundlaͤndiſchen Baͤnken; je wei⸗ 
ter noͤrdlich er aber kommt, deſto mehr breitet er ſich 
aus / und ſeine Gewalt nimmt ab, aber dennoch behaͤlt 
Stärke genug, ihm entgegen kommende Schiffe in 


i ‚ihrem Laufe zu verzögern, wenn fie nicht zuͤnſtige 


Winde haben, die feine Gegenwirkung überwiegen. 
Alle von Europa nad) den füdlichen Gegenden von 
Nordamerika fegelnden Schiffe müffen ihn an einer 
oder der andern Stelle durchfchneiden. Mit frifchen 
öftlichen Winden geſchiehet diefes leicht; find aber die 
Winde nur ſchwach, ober fallen gar Windſtillen ein, 
wenn die Schiffe fih in diefem Strom befinden, fo 
werben fie durch deffen Gewalt, auf eine ihnen ſelbſt 
beynahe unbemerfbare Weife, mit dem Strome von 
ihrem wahren: Wege ab» oder rückwärts getrieben, 


oder wenigſtens in ihrem Laufe aufgehalten, und ſie 


kommen nicht ſo ſchnell von der Stelle, als ſie ſonſt 
nach der Staͤrke des wehenden Windes gekommen ſeyn 
würden, oder gekommen zu ſeyn, urtheilen. Daher 
entfiehen fehr häufige Sjerungen in der Schäzung des 
gemachten Laufes des Schiffes, und die Schiffer finden 

ſich 





ſich in iheen — m wenn fie oft — 
erwuͤnſchten Lande ſchon nahe zu ſeyn, nach ihren Beob⸗ 
achtungen ſich ſchmeicheln. Der Gulfſtrom behält in 

der Mitte und Hoͤhe des atlantiſchen Oceans nicht im⸗ 
mer genau dieſelbe Breite, Richtung und Gewalt; denn 
es verſtehet ſich, daß die Macht ſtarker Winde und 
Stuͤrme, auch aus entfernten und entgegengeſezten Ge⸗ 
genden, durch ihre Wirkung auf den Ocean, auch auf 
diefen Strom wirken und zufällige Veränderungen hervors 
bringen müffen. Unter getviffen Umftänden wird er zumeis 
len äufferft befchwerlich. Es hat fich im leztern Krieg eis 
nigemal ereignet, daß Schiffe, die von Neuyorf aug 
nach füdlichen Häfen fegeln ſollten, und um feindlichen 
Kapern augzumeichen, die hohe See fuchten, in- den 
ftärkften Zug des Gulfſtroms geriethen, und in Er 
mangelung frifcher und günfliger Winde ſich nicht er 
wehren fonnten , von des Stromes Gewalt in einer ihrer 
Beftimmung ganz entgegengefejfen Richtung geſchleppt 
zu werden; fo daß fie zulezt froh feyn mußten, nur 

wieder den Hafen erreichen zu Eönnen, von welchem vi 
h fie auggefegelt waren. Rn Wr 





Die Entſtehung des Gulfſtroms gruͤndet ſich haupt⸗ 
ſaͤchlich auf die zwiſchen den Wendezirkeln beſtaͤndig 
wehenden Oſtwinde, und auf den Schwung der Erde 

von 


. 








„som Abend. ee — Urfachen , bes 


ſonders aber durch erflere, werden unabläffig die Waſ⸗ 


fer des Oceans zwifchen den meflindifchen Inſeln hits 


duch in ben Merifanifchen Gulf getrieben und ange -⸗ 


haͤuft. Da dem. Wafler ‚bier. von allen Seiten dag 
fefte Laub entgegen ſtehet, deſſen weiteres Fortfirdmen 
gegen Werften verhindert, und das zunächft am Lande 


befindliche doch immer von dem nachfolgenden gewalt⸗ 
ſam gedrängt wird, fo bleibt Fein anderer Ausweg übrig, 


wodurch ber Mexikaniſche Meerbufen ſich bes in ihm 
immer anhäufenden Waflers entladen fönnte, als der 
enge Kanal zwifchen der öftlichen Küfte vo, Florida 


und den nördlichen Bahama » Infeln, welcher im Durch ⸗ A 


fehnitt nirgends über 30 Seemeilen breit if. Indem 
nun durch diefen im Verhältniß engen Kanal, fich die 
geoffe Menge des unabläflig angedraͤngten Waſſers 
ausleeren muß, fo erhält der Strom eine beträchtliche 
Geſchwindigkeit und Staͤrke, welche er noch hoch in 
den weſtlichen und 2 *) Dcean hinauf äuffert. 

2 Aus 





CH) Die Wirkung des Gulfftroms erſtrecket ſich ſogar bis 
in die noͤrdlichſten Gegenden von Europa, durch fremde dort 
angeſpuͤlte Koͤrper. — S. Hans Sioane de frudtibus In- 
dicis, qui folent ad Orcadum littora ‚adpellere. Phil, 

Tranf, 





ne... 4 


— 


400 Der Gulfſtrom. 


a 











‚Aus den nemlichen Urfachen entſtehen zwiſchen eis 
nigen andern der weſtindiſchen und bahamiſchen Inſeln 





Tranſ. n. 222. — Und Pennants Nachticht, vom den 
in den Hebriden, oder weſtlichen Inſeln Schottlands, ze 
genannten Moluckiſchen Bohnen. ,, Es find diefes die Sir 
men der Mimofa fcandens, Dolithos urens, Guilandina 
„Bonduc, Bonducella &c. welche an den Ufern der Flüffe 
‚von Jamaika häufig wachſen, und mit den Fluͤſſen in die 
See getrieben werden. Durch die Ströme und den herr; 
„ſchenden Oftwind Fommen fie in den Meerbufen von Flo⸗ 
„rida, und aus diefem im den nordamerifanifchen Deean. 
„In dem Deean wehen zwey Drittheile des Jahrs bins 
„durch Weſtwinde, welche die gedachten Saamen endlich 
„an die Uter der Hebriden werfen. Man faͤngt hier zu⸗ 
weilen amerikaniſche Schildkroͤten; ja man fiſchte fogar 
„ein Stüc des Mafbaums von dem Kriegsſchiff Tilbury/ 
„welches im vorigen Krieg in Jamaika verbrannte, an 
„der Schottifchen Küfte auf, wodurch obige Meynung noch 
„mehr beftätiget wird.,, Pennant’s voyage to tbe Hebri- 
des 1772. Chefter 1774. P. 232. 233. Vermiſchte Bepträge 
zur phyſikaliſchen Erdbefchreibung, 6.8.2. &.- — Hier hätte , 
vorzüglich des durch den ganzen weſtlichen Deean teirkfamen 
Gulffiroms, als des sorzüglichiten Beforderungemittels der 
weiten Reiſe dieſer weſtindiſchen Produkte über den Orean, 
gedacht 





Der Gulfftrom. 401 








noch mehr. andere, aber minder. beträchtliche Waſſer⸗ 
zuͤge, oder Strömungen, die ihre Nichtung noͤrdlich 
nehmen‘, aber abänderlih und weniger verrufen find, 
Man bemerfet dieſe nur dann vorzüglich, wenn wegen 
ſtaͤrkerer Oſtwinde der gewoͤhnliche Kanal nicht alles 
Waſſer allein fördern fan. Dem eigentlichen Gulffirom 
Fan. fein Schiff entgegen fireben; es fan daher Feines 
zwiſchen Florida und den Bahama » Infeln hindurch nach 
Süden ſegeln. Nur ganz Fleine Fahrzeuge können dicht 
an den Ufern binfchleichen „wo das Waffer feicht, und 
die Gewalt des die Mitte haltenden Sure unmerfs 
bar ift, oder fich ganz verliert. 





Auf 








gedacht werden füllen. — Man bat ähnliche Sachen, noch weis 
tet noͤrdlich, an den Küften von Norwegen und dem nördlichen 
Afien worgefunden. S. Linne amoen. acadi vol.7. p. 477. 
So. weit erſtreckt fich freylich der eigentliche Gulfſtrom nicht ; 
a dere Meeresftröme aber und Winde befördern fie, wo 
—* nen verlaſſen, weiter. Merkwuͤrdig iſt es aber doch, 
n. redender Beweis des ſtaͤrkern und gewaltſamern 
—— Zuges des Gulfſtromes, daß von dem, der 
nordamerikaniſchen Kuͤſte ungleich naͤhern Welnadien, keine 
aͤhnlichen vrodukte an dieſe geworfen werden. — 


Schöpfs R. n. Th. Ce 








402 Der Gulfſtrom. 





Auf der hohen See, oder in der Mitte des atlan⸗ 
tifchen Meeres, ift es zuweilen ſchwer zu beflimnien, 
0b man ſich im: Gulfficom befinde, oder nicht. "Um 
dieſes zu erfahren, pfleget man wohl zuweilen einen 
leichten Körper über Bord zu werfen; wenn diefer bey 
Windſtille, oder auch ben leichten nördlichen und oͤſtli⸗ 
chen Winden , doch vom Schiffe ab nordweſtlich bewegt 
wird, fo nimmt man dieſes für einen, aber freylich 
nicht durchaus zulänglichen Beweis, dag das Schiff im 
„Strom ſey. Neuerlih hat Herr D. Blagden in’ den 
philofoph.. Transact. durch thermometrifhe Beobachtun. 
gen gezeigt, daß die Wärme des Waffers ein doch nicht 
ganz untrügliches Erforfchungsmittel für die nemliche 
Abſicht an die Hand gebe. Das Waffer des Gulfſtroms 
kommt fchnell, -und beynahe in gerader Linie, aus Ge⸗ 
genden, wo es, burch einen laͤngern Aufenthalt unter 
heiffer Luft und Sonne, Zeit hatte ſtark erwaͤrmt zu werden; 
es behaͤlt daher einen hoͤhern Grad von Waͤrme fuͤr den 
groͤßten Theil ſeines Laufes ſelbſt in den Wintermona⸗ 
ten, und unterſcheidet ſich dadurch von den Gewaͤſſern 
des uͤbrigen Oceans welches in den Gegenden noͤrt — 
lich vom Wendezirkel aus mehrern Urſachen immer 
weniger erwaͤrmt feyn fan. Er fand, wenn ich mich 
recht erinnere die Zemperatur des Waſſers im Gulf⸗ 

ſtrom 





— 


Der Gulfſttom. 403 


— — — — 
ſtrom gegen 70 Fahr. Grade, Wei fie auſſerhalb um 
10 und “m mehr Grade geringer war. 





Merkwuͤrdig iſt die Beobachtung und Verſicherung 
der Seefahrenden, daß der Gulfſtrom, wenn der Wind 
von Nordoft, und alfo ihm gerade entgegen, wehet, 
dennoch ſtaͤrker und geſchwinder ſtroͤme. Um einen Kno⸗ 


ten (one Knor faſter) d.i. eine Meile in ber Stunde 


geſchwinder, fagt unfer Schiffer, der dieſe Gegenden 
genau kennet. Wahrſcheinlich liegt die Urſache darinn, 
daß durch Nordoſtwinde auch der Paſſatwind zwiſchen 
den Wendezirkeln verſtaͤrkt, und folglich eine geöffere 
Menge Wafler in den Gulf ein» und durch den Kanal 
mit vermehrter Stärke ausgetrieben wird. 
Die Bewegung des Waſſers ift übrigens, wenn 
ber Wind von irgend einer nördlichen Nichtung wehet, 
im Gulffirom aͤuſſerſt widrig und beſchwerlich, und 
wirft die Fahrzeuge unbarmherzig umher. Es iſt dieſer 
Umſtand ſogar gefaͤhrlich; denn es geſchiehet nicht ſel⸗ 
* ten, dag Schiffe von den ganz entgegengeſezten Be⸗ 
wegungen des Windes und des Siromes und den da⸗ 
her entſtehenden unordentlichen und heftigen fh durch⸗ 
kreuzenden Wogen (Croſſ-Seas), ganz ı unb gar umge» 
worfen werden, und dann entweder auf der Sielle 
Cc 2 finfen, 


ee 


104. Der Gulfſtrom. 
finfen, ober flartliegend (on the Beam- Ends) fortges 
trieben werden. Aus biefer Urfache haben bie See⸗ 
leute, befonders in diefen Gegenden , wo fo oft pls 
liche ‚Stürme fih erheben, eine nicht ungegruͤndete 
Furcht vor dem Gulfſtrome, und find immer froh/ 
wenn ſie ihn paſſirt haben. 


fi 
— — 











l 


Im Gulfſtrome dieſes Bezirke findet man nad) ge⸗ 
meiner Sage mit dem Senkbley keinen Grund; es 
mag hieran zum Theil die Staͤrke des Stromes, zum 
Theil aber auch bie dadurch verurſachte tiefere Auge 
waſchung des Meeresgrundes Urfache fenn, welche doch 
da, wo der Strom am eingefepränfteften if, am wahr⸗ 
ſcheinlichſten zu vermuthen waͤre. 


"Segen Mitternacht (den ar. Merz) nahm der Wind 
aus Nordweſten zu, und wurde bald ziemlich heftig; 
wir mußten das Hauptſegel enge einziehen (clofe reefe), 
Nachdem er fich gelegt hatte, ſprang er nach Suͤdoſten 
um, unferer Fahrt gerade entgegen; und blieb fo bis 
zum zten April, während welcher Zeit wir nur wenig 
fortruůckten/ unerachtet wir durch den vorigen günftigen 
Wind einen guten Theil unſers Weges, und mit den 
vorhin erwähnten Nordweſt allein, in einer Nacht 
115 engl. Meilen, nach der Rechnung unſers Schiffers, 
A zurück 


— 
* 


Der Gulfſtrom. 405 
— 
zuruͤckgelegt hatten. Der whhrige Wind erhielte unſer 
kleines Schiffchen in einer unaufhoͤrlichen heftigen Be⸗ 
wegung. Wir hatten zwiſchen her Windſtillen; am 








zten April Abends gegen 7 Uhr Fam. eine fuͤrchterliche 


Gewitterwolke schnell über ung her, In ber höchften 
Eile wurden unfere wenigen Segel eingejogen. Das 
Gewitter zog geichwinde, und ließ ung nicht feine ganze 
Wuth empfinden. Solche Gemitterftürme (Thunder- 
Squalls) pflegen in dieſen Gegenden fehr fürchterlich, 


und für Eleine Fahrzeuge oft gefährlih zu feyn. Sie 
blaſen und toben ‚eine viertel oder halbe Stunde lang, 


als ob fie Schiffe aus dem Waffer heben wollten; und 


übereilen fie zuweilen fo plözlich, daß die nöthigen 


Sicherheits + Anftalten nicht Fönnen getroffen werben. 
Nach dem Gewitter legte fih der Wind gänzlich, und 
fam nachher zu unferer Freube wieder aus Nordweſten, 
fo dag wir um ei 3 Knoten (oder fo viele Meilen) 
in der Stunde, auf unfern rechten Lauf fegeln konnten. 


Am Sonntag, ben aten April, Morgens um 10 


Uhr, konnte man ſchon vom Maſte das nordoͤſtliche 


Ende von ber Inſel Abaco entdecken; Nachmittage ka⸗ 
men wir dem Eylande naͤher, und ſegelten nun in ei⸗ 
niger Entfernung davon ſuͤdoͤſtlich. Unſer Schiffer blieb 


beynahe den ganzen Nachmittag oben anf dem Mafl, 


Cc3 um 


* 
ep 


406 Der Guffftrom. 














um ben ficherften Weg zu erforfchen. Dem indem man 
fih den bahamifchen Infeln nähert, nähert man fich 
auch neuen Gefahren, wegen der vielen , dieſe Inſeln 
umgebenden fcharfen Klippen und Untiefen Es ift 
dann gut mit einem Providenzer Schiffer die Reife zu 
machen, welche genau mit allen Gegenden befannt find. 
Gegen Abend umfuhren wir noch die sftlichfte Spize 
von Abaco, und legten unter dem DVorfeegel bey. Der 
Wind war noch immer aus Nordweften, dennoch fans 
den wir mit Verwunderung am nächften Morgen, daß 
unfer Schiffchen weit von feiner geſtrigen Stelle abge 


fommen, und beynahe dem Wind entgegen wieder um 


jene öftliche Spize getrieben war. Die Uefache bievon 
war einer von ben nordiveftlich fegenden Strömen, bie, 
wie ich vorhin erinnerte, fich bie und da zmifchen den 


weſtindiſchen Inſeln verfpüren laffen, aber vielen 


Abänderimgen unterworfen find, Wenn die Waffer 
des merikanifchen Buſens, auffer der gewöhnlichen von 
den Winden bemwirften Anhäufung, noch durch die von 
Regen angefchwollenen Flüffen vermehrt werden, und 
ſich des Ueberfluffes durch den Gulfſtrom nicht entladen 
fönnen, dann geſchiehet es vorzüglich, daß man dieſe 
Ströme zwiſchen den übrigen, und beſonders den bas 
bamifchen Epländern, mehr als gewöhnlich bemerft. 


Mir 








Bir harten lange zu thun, ebe wir zum zweyten 
mal um die Spize kommen konnten; der Wind blies 
gerade darauf hin, und wir mußten hart gegen den 
Wind arbeiten, um herum zu kommen. Eine Felsreihe 
laͤuft gerade und nach der ganzen Laͤnge von Abaco 
hin; zwiſchen ihr und dem Eylande bleibt ein fuͤr 
Boote fahrbarer Kanal, von ungefaͤhr einer halben 
Meile breit. 

Abaco iſt das noͤrdlichſte aller bahamiſchen Ey⸗ 
lande, von betraͤchtlicher Länge, aber: geringer Breite, 
Nördlich von diefem Eylande Hegen verfchiedene Gruppen, 
von theils ganz Eleinen, und wegen Waffermangel uns 
bewohnbaren Eylanden, theils bloffen rauhen, mehr 
oder weniger aus dem Waſſer ragenden Felſen. Felſen 
diefer BefchaffenHeit werden in Weftindien Keys ges 
nannt, und erhalten ihre unterfcheidenden Beynamen, 
alg Man of War Keys » Guiana Keys &c. Sie find 
ei Schreden ber Schiffer. - Abaco war big daher ganz 
unbewohnt ; gegenwaͤrtig aber haben ſich viele Familien 
von norbamerifanifchen Refugies daſelbſt niedergelaffen, 
und die Anlage zu zwey Städtchen, Carleton und 
Marspes. Harbour, gemaht. Das Eyland iſt frucht⸗ 
bar, und man hofft, daß ſeine neuen Bewohner ſich 
wohl da befinden follen, wenn fie erſt die Muͤhſelig⸗ 
&c4 | feiten; 





408 Peovidenee. 

keiten, welche die Näumung und Vorrichtung des wuͤ⸗ 
fien Bodens’ erfordern, überflanden haben. Sie ers 
balten für die erfte Zeit Provifion und andere Beduͤrf⸗ 
niffe Die Menge Fifche, welche um fie her ſchwim⸗ 
men, find allein hinreichend, fie zu ernähren, wenn fie 
ſich auf den Fifchfang werden eingerichtet haben. 





Gegen Abend verloren wir Abaco aus dem Ger 
fiht, und famen nach 3 Stunden an (Egg-Island) die 
Eyer⸗Inſel. Sie ift-Elein und unbewohnt, aber ebene 
falls mit Klippen umgeben. DBerfchiedene Waſſervoͤgel, 
befonders aber der Booby, halten ſich in unbefchreibs 
liher Menge da auf; ihre Eyer find eine gute Speife, und 
werden fleiffig von da mweggeholet. Vor Nachts Famen 
wir noch bis 6 Meilen vor Providence, und des näch« 
fien Morgens, (den 6ten April,) gluͤcklich über die 
Barre, welche vor dem Eingang des Hafens liegt, und 
dichte vor die Stadt vor Anker. Die Einfahrt in den 
Hafen ift auch hier nicht die angenehmfte; eine Reihe 
von ſchwarzen fehroffen und fpizigen Felſen, welche von 
Hog⸗Island ausgehen, und von fehäumenden und fs 
benden Wellen unabläglich beſtuͤrmt werden , laffen eie 
ven nicht fehr breiten Weg zue Durchfahrt, welcher 
‚mit DVorficht muß gefucht werden. Kurz nach unferer 
Ankunft hatte ein groffes engliſches Provifion- Schiff, 

David, 


Proben. | 4609 





David, dag Ungluͤck, beym ae auf dieſe Felſen 
iu —* und ſank — Isa vr aan 
Z u > Diefe acht Tage: hindurch, welche wir auf ber 
Fahrt von Florida hieher zubrachten, hatten wir doch 
dann und wann einige Gegenftände, welche die tödtende 
Langeweile einer langſamen und unbequemen — — 
* PO ig unterbrachen. 


unge Dorner — Phocaena L.) rn 


men jeden Abend in faumelnden Schaaren um unfer 
Schiffchen. Bey fliller und heller See konnte man fie 
auf einige Tiefe fehen, und die Gefchwindigfeit bewun⸗ 
dern, mit welcher fie die Fluthen durchſchnitten. Zus 


weilen folgten uns ein oder etliche Yayfifhe. Grame 


puſſe (Delphinus Orca L.) lieffen ſich ebenfalls oͤfters 
fehen, aber feine andere Wallfiſchart ließ fich blicken, 


ob fich gleich deren verfchiedene im dieſen Gewaͤſſern 


aufbalten, und deshalben auch neuenglaͤndiſche Schiffe 
ihren Fang hier nachgeben. Einige Schildkroͤten, treis 
bendes Seegras (Gulfweed, Fucus natans L.) Medus 
fen und Holothurien würden häufig bemerft. Man of 
War Birds (Peiecanus Aquilus L.) — Bootswains (Lari 
Spec. —) — sSheerwaters (Rhynchops nigra L.) und 
viele andere Seevoͤgel, kamen ung bald auf ten Wels 

€c5z fen 


410 Probibene 

— ————— ——— — — — = 

len treibend, tald im. Flug zu Geſicht. Der Tropie 
Bird (Phaöthon aethereus L.) erfchien zumeilen, aber 
immer hoch in ber Luft. Boobies (Pelecanus Sula L.) 
trafen wir in geoffer Anzahl an, .ald wie ung den In⸗ 
feln näherten , ohne doch noch Laud zu bemerken. 








Eine andere Art: von Unterhaltung gewährten ung 
einige unter den Negern, die an Bord waren, befind« 
liche gebohrne Afrifaner. Einer von ihnen ergöste feine 
Kameraden oͤfters mit. vaterländifcher Muſik und Ger 
fang. Das Inſtrument, deffen ee fich dazu bediente, 
nannte. er Gambee; es war ein hölgerner eingekerb⸗ 
‚ter Stab, welchen er mit dem einen Enbe gegen ein 
leeres Faß, oder einen andern hohlen und wiederhal⸗ 
lenden Körper, und mit dem andern gegen feine Bruft 
ſtemmte. In die rechte Hand nahm er ein anderes 
ſchmales Stück Holz; melches der Länge nach in vers 
fchiedene flappernde Stäbe gefpalten mar, (ungefähre 
nach der Art einer Harlequinspritſche,) in die linfe 
gleichfalls ein ungeſpaltenes fehmales duͤnnes Stüd 
Hol. Mit beiden leztern erregte er, inden er folche 
heftig und taftmaffig über die Kerben des erſten Stocks 
rieb und fchlug, ein hohles rumpelndes Getsfe, mel 
ches er mit feinem Gefang, in Guineifcher Sprache, 
begleitete. Seine Gebesden und Stimme waren bey 

dem 


Providence. 414 
dem Anfange des Geſangs ganz ruhig, ſanft und lang 
fant; nach und nach aber. verflärkte er die Stimme, 
verzerrte feine Mienen, verfezte fih in einen glühenden 
Enthuſiasmus, bag ihm der Mund geiferte, und end» 
lich die Augen unbändig umher rollten. Die Guinei⸗ 
ihen Neger find für biefe rohe und barbarifche Mufif 
äufferft eingenommen, und fingen oder hoͤren ' ihre 
Volkslieder nie ohne die hoͤchſte Anſpannung ihrer Lei⸗ 
denſchaften; und find dann fähig, alles zu unterneh⸗ 
men. Diefe Art von Duff und Gefang fol daher in 
Jamaika, und, anderwaͤrts, wo viele Guineiſche Stla⸗ | 
‚ven beyfammen find, aus berfelben Urfache, ale der | 
Kuhreihen bey ben aufjer ihrem Vaterlande dienenden 
Schiveigern verboten fen 








ER 
* 


Ein anderes Muſikal⸗Inſtrument der wahren Ne⸗ 
ger, iſt das Banjah. Ueber einen ausgehoͤhlten Kala⸗ 
‚bafch. » (Cucurb. lagenaria L.) wird ein Schaafsfell ge⸗ 
fpannt, das Inſtrument mit einem Halje verlängert, 
mit 4 Saiten bezogen, und affordmäflig geſtimmt. Es 
giebt einen rohen Ton; ein anderer begleitet gewoͤhn⸗ 
lich diefes Inſtrument mit Trommeln, ober in Er⸗ 
mangelung diefer, auf einer eifernen Pfanney leerem 
Saffe, ober was fonft zur Hand ſeyn mag. Dieſes 
Inſtrumentes bedienen fie fich in Anerıfa und: auf den 
| Inſeln 


— 


412 \ Providence. 
Inſeln vielfältig zum Tanz. Ihre Melodien find faſt 
immer diefelben, mit weniger Abänderung. Die Täns 
ger, Mufifanten, und oft auch Zuſchauer ſingen abs 
wechſelnd dazu. Ihre National» Tänze beſtehen in wun⸗ 
derlichen Sprüngen und üppigen Beugungen und Vers 
— des Koͤrpers. 

a “ 
Den Hafen von Providence bildet und ſchuͤzet ein 
kleines Eyland, Hog⸗Island genannt, welches an der 
Nordfeite vor jenem her lieget. Man hat daher zwey 
Zugänge gu den Hafen; eine von ber Off» und die an⸗ 
dere von der Weftfeite; deren fich die Schiffe bedienen, 
je nachdem fie von einer Gegend fommen, oder in eine 
sehen wollen. 





Der Hauptort der Inſel Providence, und zugleich 
ber gefammten übrigen bahamifchen Enlande, iſt die 
Fleine Stadt Naſſau, welche dicht an dem hügelichten 
‘Ufer liegt. Die Häufer find ganz leicht und einfach 
von Holz erbaut; nah den Zedürfniffen des hiefigen 
Klimats hat man nur auf Dbdach, Schatten, Naum 
und Luft Nücfiht genommen. Kamine findet man nicht, 
und Glasfenſter nur felten. Sie fliehen entfernt von 
einander, und find mit Bäumen, Hecken und Gärten 
umgeben, Die meiften und gewöhnlichfien Häufer ba 

ben 


—— 13, 


ben auffer dem Gebäffe nur eine 'einfache bretterne 
Verkleidung ; die beffern haben eine doppelte, aber auch 
leichte Verkleidung, und find innwendig geſchmackvoll 
ausgeziert. Jedes unferer europäifchen leichten. Soms 
merhäufer koͤnnte in Providence'ein bequemes Wohns 
haus für alle Zahrgzeiten abgeben. Man findet eigente 
lih nur eine etwas regelmäffige Straffe, oder Reihe 
von Gebäuden, längft des Waffers hin. An dem oͤſt⸗ 
lichen Ende der Stadt flehet ein viereckichtes gemäuers 
tes Fort, von welchem dermalen ein Detachement des 
37ſten Regiments die Beſazung ausmachte. Es vertheidi« 
get den Eingang des Hafens von diefer Seite; fowie 
dag fleine Fort Montagu, zwey Meilen von der eg 
den Eingang von der N u J 





Der — Obern Maxwell (*), 
bewohnt ein fuͤr ihn gemiethetes Privathaus, welches 
eine ſchoͤne Lage auf dem Ruͤcken eines hohen Huͤgels 
hat, und daher den einlaufenden Schiffen als eine Land⸗ 
marke dienet. Der ſpaniſche Gouverneur, ſo lange er 
nach der im leztern Kriege erſolgten Wegnahme dieſer 

Inſeln 





(*) Seit dem Detober 1797 hat Se. Excellen; der Earl uf 
Dunmore, (der Teste brittifche Gpuverneur von Virgi⸗ 
nien —) das Gouvernement der babamifchen Inſeln angetreten. 


a e.. "Su 
—- 
Inſeln im Beſiz davon war, ie einen Wall u um n fol 
ches ber aufführen, und pflangte ‚Kanonen auf. ‚bie 
Zeraffen bes Gartens, welche nach dem Haufe hinauf 
führen; denn ein. fpanifcher Gouverneur fcheint fich 
anders nicht, als mit Kanonen umzingelt, in GUN 
zu důnken 


3 











Eine Kirche, ein Gefaͤngniß und Aſſemblyhaus, 
die oͤffentlichen Gebaͤude der Stadt aus. Un⸗ 
ter dem prächtigen Namen von Boͤrſe (Exchange), 
Wird an der Wafferfeite ein ganz offneg, nur mit eis 
nem Dache verfchenes Gebäude beſuchet, mo öffentliche 
Veriteigerungen eingebrachter Waaren gehalten, und 
alle Anzeigen und Verordnungen angelchlagen werben; 
hier pflegen fi) den ganzen Tag lang Käufer und Bere 
kaͤufer, Schiffer, und andere beichäftigte und unbeſchaͤf⸗ 
tigte Perfonen einzufinden, um Neuigfeiten zu hören, 
oder auszuframen. Die. Stadt iſt mit feinem Pflafter 
verſehen; fie bedarf ed aber auch in der That nicht, 
da die Straffen, fo wie das ganze Eyland, beynahe lau- 
ter Zels find. 


Die Einwohner der Stade Naffau find einige koͤ— 
nigliche Officianten, mehrere Kaufleute, Schiffsbau⸗ 
meifter und Zimmerleute, Schiffer, Lotfen, Fiſcher, 
IE die 








Naſſau. — 15 


die norhbäftigfien Pi und ‚einige Samilien,, 
die blog von dem Ertrage ihrer Ländereyen, und ber 
Arbeit ihrer Sklaven leben. Die eigentlichen und ger 
ringern Pflanzer wohnen in der Nähe der Stadt auf 
ihren Laͤndereyen. Deflich von der Stadt, am Waffer 
hin, find eine gute Anzahl Häufer, die größtentheilg 
von Seefahrenden und Fiſchern bewohnt werden; und 
noch einige engiifche Meilen weiter hin if ein kleines 
Doͤrfchen, dem man den Namen Neu + Guinea gegeben 
‚hat, weil die meiften feiner Einwohner free Neger und 
Mulatten find. | 
Sn der Stadt felber war dermalen fein Quartier 
au befommen , weil ale Wohnungen mit den von Nord» 
amerifa hieher ſich wendenden Refugies angefült wa⸗ 
ren, und auſſerdem auch noch mehrere Amerikaner ſich 
hier befanden, welche die Staaten von Georgia und 
Suͤdkarolina, als Koͤniglichgeſinnte, des Landes verwie⸗ 
ſen hatten, und die nun hier auf den Ausgang ihres 
Prozeſſes, oder ihre Erlaubniß zur Ruͤckkehr harrten. 
Eine halbe Meile vor der Stadt, auf dem ſogenannten 
Whiteground, fand ſich Quartier, bey einem Zimmer 
mann, der felbft ein Refugie war, und ein Haug für 
ſich gemiethet hatte, welches ganz einer Scheune aͤhn⸗ 
F WA: übrigens aber eine angenehme Lage am 
Waffer 


2 








indiani⸗ 


* 


Waſſer hatte. Einer der cchonſten und e 


fchen Feigenbaͤume (Ficus benghaleni 15 ur Trew. Plant, 


fel. Tab. L.) fund Dichte vor dieſer Wohnung. Nicht 
allein feine ausgezeichnete Groͤſſe, (denn er beſchattete 


mit feinen ausgebreiteten Neften einen Zirkel von — 


ſes Eylandes macht dieſen Baum ehrwuͤrdig und be⸗ 


— 100 Schritten,) ſondern auch die Geſchichte die 


ruͤhmt. Blackbeard, einer der angefehenften Seeräuber, , 


welche im vorigen und zu Anfang dieſes Jahrhunderts 


ihren Siz in Providence aufgeſchlagen hatten, pflegte 
unter dieſem Baume feine Beute zu vertheilen, und 


Gericht über feine Mitgenoffenfchaft zu halten; nach. 
ihm wird er noch jest Black-beard’s Tree genannt. 


Diefe Feigenbäume, deren noch mehrere auf Providence, 


und den übrigen mweftindifchen Inſeln vorfommen, vers 
mehren fid) durch Wurzeln, welche aus dem Aeften des 
Baumes, wie geflochtene Zoͤpfe berabhangen, und ſo 
bald fie den Boden erreichen, einen neuen, mit den 
alten verbundenen Stamm treiben. Sie vergeöffern fich 
daher, too fie nicht geflört werden, auf eine wunder⸗ 
bare Art, und der Urſtamm eines folhen Baumes, mit 
feinen Abfömmlingen um fich ber verfammlet, bildet 
bie und da fchattichte Fauben und bedeckte Gaͤnge von 
ſehr groſſem Umfange. Seine Frůchte ſind klein und 
unanſebnlich, und werden weder von Menſchen oh 
Thieren 


© 











2 a 
Drostene | Pe 
u; auch — * ſein Dr *— beſonders 
bekannten Nugen. ET . 2 


— 
le 


Die Felsart, aus welcher die PORN dieles unde 


ber fämmtlichen bahamifchen , fo wie wahrſcheinlich auch 
anderer weſtindiſchen Eylande (*) beſtehen, iſt ein aus * 
3 malmten Muſchelſchaalen und andern harten Pros 
ten des Meers entflandener Kalchflein. Dieſer Urs 
ſprung iſt ſichtbar und unlaͤugbar; in den Steinen ſelbſt 
laſſen ſich noch die Bruchſtuͤcke von mancherley Schaa⸗ 
len deutlich genug entdecken; ja, man trift ſogar auf 
erhoͤheten und von der See abgelegenen Orten, ganze 
und unverkennbare Stuͤcke von Madreporen, Millepo⸗ 
sen, 





* 
CH Der Verfaffer der Voyage d’un Suiffe dans different. 
Colon. de l’Amerique &e. — fagt von Curacao: Le fol 


’ 
— 








y eft tr&s inegal, maigre, fterile; à peine y trouve-t-on 
ſept 2 huit pouces de terre.: Au deflous eft une efpece 
de roc calcaire, form& par des debris de corps marins 
petrifies, au milieu desquels jai vu plufieurs madrepo- 
res extremement fains. — Und von den Bergen an der 
See auf St. Chrifioph erwähnt Iſert Cin feiner Reife 
nach Guinen und den Caribifchen Infeln,) daß fie aus ver⸗ 
Reinersten Madreporen beflünden. — 

Echoͤpfa R.n. Th. 9) 


Ca 


v RT, 


‘ 
* 


in Providence. 





zen, Korallen und andern Lithophyten an, welche dem 
felfichten Boden fefte einverleibet und fo mit ihm vere 
einiget find, daß über die angegebene Entftehungsart 
fein Zweifel bleibt. Kalch wird aus dieſen Steinen 
gebrannt, der aber wegen der hin und wieder einge» 
mifchten quarzichten Sandtheile nicht durchgehends von 
gleicher Güte ausfält. Zu Gebäuden dienen biefe 
Steine vortreflich; fie find, wenn fie aus dem Bruce: 
genommen werden, fo weich, daß man iknen mit wer 
niger Mühe alle beliebige Formen geben fan, und ers 
langen nachher an der Luft eine beträchtlihe Härte. 
Zu Befeſtigungswerken ſind ſie noch uͤberdies ſchaͤzbar, 
weil ſie die dagegen gefeuerten Kugeln in fi ch as 
ohne zu fplittern. 


Die Auffere Kruſte aller diefer Selfen, wo fie auf 
erhöheten und entblößten Stellen der Luft ausgefezt if, 
ober längit dem Ufer von der See angefpület werden 
Fan, iſt ſchwarz, ſchmuzig und hart; unter diefer Krufte 
aber groͤßtentheils weiß, weich, kleinkoͤrnicht und leicht 
zerreiblich. Dieſer ihr lockerer Zuſammenhang geſtat⸗ 
tet, daß die an die felſichten Ufer anprellenden Wellen 
dieſelben auf eine oft wunderbare Weiſe aushoͤhlen 
und durchloͤchern. Daher entſtehet eine ſcharfe und 
zackichte, mit tauſend Spizen und ſchneidenden Kanten 

ver⸗ 


” 


Providence, 419 





verfehene Einfaſſung des ufers “über welche Unge⸗ 
wohnte nur mit Muͤhe und Beſchwerde ſich hinhelfen, 
dahingegen Fiſcher und andere bieſge Einwohner, die 


keit und fogar baarfuß darüber hinlaufen, ohne ihrer 

fonderlih zu achten. Diefe auffiehenden Zacken und 

Spizen geben, wenn man daran fchlägt, einen klingen⸗ 
Ton. | 


Die ſchwarze äuffere Krufte, und. bie vielen groͤſ⸗ 
fern und kleinern blafenähnlichen Löcher, welche fich 
zwiſchen diefen Kanten und Zacken befinden, geben dem 
Ganzen ein etwas Schlackenaͤhnliches Anfehen, und 
man koͤnnte ſich leicht verführen laſſen, Spuren eines 
vulkaniſchen Feuers da zu fuchen, wo gerade ein ent» 
gegengefegtes Element wirkſam gemwefen ifi, wenn man 
nicht durch den innern Anblit und Beſchaffenheit dies 


ſer Zelfen zurecht gewieſen würde. 


Die Einwohner vergleichen diefe Beſchaffenheit der 
Selfen mit einem Honigfuchen (honeycomb’d rocks nen⸗ 
nen fie folhe); und gemwiffermaffen ift das ganze Eyr 
land. von Providence ein folcher loͤcherichter und hoͤckich⸗ 
ter Fels. Geſtehen aber muß man, daß es nirgends 
leicht einen fruchtbarern Fels geben kan. Das ganze 

Od 2 Eyland 


ſich oft an den Ufern beſchaͤftigen, mit groſſer Leichtig⸗ 


wo. Providence. 








Eyland iſt mit Pflanzen und Geſtraͤuchen auf das dich⸗ 
teſte bekleidet, deren Wurzeln ſich alle nur aus dem 
wenigen und ſparſamen Erdreiche naͤhren, welches ſich 
zwiſchen den Loͤchern, Spalten und Vertiefungen des 
Felſen befindet. Man kan nirgends auf dem ganzen 
Eylande einen Fleck einer Ruthe groß finden, der eis 
gentlich mit bloſſer Erde bedeckt wäre, ald da, wo 
ehemals, oder noch, Suͤmpfe zu ihrer Anfammlung 
Gelegenheit gegeben haben, oder an einigen niedrigen 
Stellen längft der Ufer, die mit lockern Sand ange 
fuͤllt find. 


Der erfie Anbli des allenthalben felfige und ſtei⸗ 
nichten Bodens, oder des weiſſen und blendenden San⸗ 
des an den Ufern, ſcheint zwar jedem Gedanken von 
Anpflanzung zu widerſprechen, und alle Hoffnung von 
Erzielung irgend eines Pflanzen-Produkts gaͤnzlich zu 
unterdrücken; unterdeſſen ift diefer felfichte Boden bey 
guter Behandlung nichts weniger als undankbar. — 
Hier würde allzuſtarkes Abtreiben des Gebuͤſches fchäd- 
lich ſeyn; meil Regen und Winde dann die wenige 
gute Erde bald zerfidren, und die Sonne die kahlen 
Felſen ausbrenht ; wie man die traurige Erfahrung auf 
Barbadoes, und auf den Sinfeln des grünen Borges 
bürges, durch unvorfichfiges Ausroften der Wälder ge⸗ 

macht 


es — 


—— 
amt; 





macht hat. Ein —*— Ader, ‚oder Sid urbares 
Landes, ſiehet in der That. fürchterlich aus, denn man 


wird beynahe nichts als felfichten Boden gewahr, in 


welchem fid) blog eine Menge geöfferer oder kleinerer 
Gruben und Loͤcher Befinden, die eine etwas ſtark ing roch⸗ 
lichte fallende Erde enthalten. An Graben oder VPfla 
gen iſt daher gar nicht zu gedenken — ſolche Stellen 
koͤnnen blos mit’ einer Spizhacke aufgelocert werden; 
was aber irgend darein gefäct ober gepflanzget wird, 
gebeihet gewiß. Es iſt nicht übertrieben, wenn ich fage, 
daß vielleicht nicht der fechfte, oder nur der achte Theil 
der Dberfläche des Eylandes mit Erde gedeckt, und 
dag übrige nackter Selsgrund if. Dennoch aber ift im 
wilden Zuftande jedes Fleckchen bewachſen ; die Wur⸗ 
zeln der Baͤume und Pflanzen kriechen über die Felſen 
und Steine, und zwingen ſich in jede Spalte und jede 
Vertiefung, um ſich zu befefligen und zu nähren. Man 
Fan fih deutlich überzeugen, daß die einheimifchen. Ge⸗ 
ſtraͤuche beynahe nichts als bloſſe Befeſtigung fuͤr ihre 


Wurzeln auf den Felſen finden , und ihre Nahrung 


vorzüglich aus der Luft erwarten müffe en. Am Strande 
finden ſich freylich groffe felfenleere Streden;. ‚aber 
denn nimmt dürrer Mufchelfard ihre Stelle ein, in 
weichem die Hi nicht gedeihen Be: 


Dv 3 Dies 


i ——— 
— 
* 


422 Drovibenee. 


‘ Mi 











Diefe Defsafenbeit der Oberflaͤche macht num 
mohl die Bearbeitung des Bodens etwas befchwerlich, 
und daher mag. ed auch gekommen ſeyn, daß auf dem 
Eylande fo viele. Pflanzftädte oͤde liegen, und fo manche 
Wohnungen verfallen find. Die Lage biefer Inſeln, 
und die Menge der noch ganz unbewohnten, aber mit 
verſchiedenen Holze bewachſenen Eylande, oͤffnete den 
Einwohnern verſchiedene andere minder beſchwerliche 
und einträglichere Rahrungswege als das einfache und 
muͤhſame Pflanzerleben gewaͤhret. Unterdeſſen erwaͤhne 
ich hier aller der Produkte, mit welchen man hier 
Verſuche gemacht bat, 


Coffee gedeihet vortreflich ; einige > beträchtliche Gar⸗ 
ten voll dieſer Baͤume findet man in und um die Stadt; 
fie fommen gut fort, tragen reichlich, und die Bohnen 
find vom beiten Geſchmack. Es iſt baher zu bewundern, 
daß man den Anbau davon nicht allgemeiner gemacht, 
da der Baum, nachdem er einmal gepflanzet ift, wenige 
Wartung mehr erfodert. Die einzige Urſache biefer 
Vernachlaͤſſigung mag ſeyn, daß einige Jahre vergehen, 
bevor man von einer angelegten Pflanzung Nuzen zu 
erwarten bat. 


Das Zuckerrohr waͤchſet ſowohl hier, als in den 
rigen babamifchen Eylanden, wo nemlich Verſuche 
damit 


Peooldenee. 3. 


RE 
⸗ 











damit wurden; recht —— Einige Mei⸗ 
len von der Stadt hatte jemand bereits eine anſehn⸗ 
liche Pflanzung davon angelegt, ein Deſtillirhaus ers 
richtet und Rum verfertiget; da der Unternehmer — 
ſtarb, ſo gerieth dieſe Anlage wieder ins Stecken. An 
der Güte und dem Fortkommen ‚des Rohrs wäre über: 
haupt fein Zweifel, nur verurfacht die felfi chte Beſchaf⸗ 
fenheit des Bodens, daß man nicht hinlaͤngliche groſſe 
Strecken zu deſſen Anbau widmen kan; die Bearbeitung 
iſt daher mit zu vielen Koſten und Schwierigkeiten ver⸗ 
knuͤpft, und der Zucker kan alſo nicht fuͤr denſelben 
Preis, als in den uͤbrigen benachbarten Zucker⸗Inſeln, 
gewonnen werden. Auf den andern bewohnten ba» 
hamiſchen Eylanden, erzielen die Leute juft etwa fo viel 
Zucer, als fie für ihre Haushaltungen brauchen; fie 
begnügen fich aber, den Saft, des Rohrs blos zu einen 
dicken Syrup einzuſieden. 


Indigo ſiehet man hin und wieder in Gaͤrten, 
und um ſelbige, wachſen, wo ſich der Saame zufaͤllig 
verbreitet hat, und reichlich wuchert. Kenner vers 
ſichern, daß ber feinfte und beſte Indigo von den hie⸗ 
figen Pflanzern zu erhalten ſtuͤnde; aber geoffe Anlagen 
davon zu machen , verbietet die Eigenſchaft der hiefigen 

| Dd4 20 Waffen 


——— 





— 





1% ey und der Mangel ‚ber zur Searbeitung des. ui 
digo Be ie Menge davon. — 


en oder Baumwolle (Gofyrium arboreum 
1); der, Anbau diefer Staude wird allmählich, nicht 
ſowohl auf Providence, als auf. den übrigen Enlanden 
vervielfältiget; weil die Erfahrung lehret, daß fie die 
Mühe des Pflanzers am beften und fiherfien bes 
lohnet. Sie wählt zu allen Jahrszeiten fort, haͤnget 
nicht fo fehr vom Regen ab, wie andere Produkte, und 
befefiiger fi) bald und N in. den felfichten Boden, 


Yams (Diofcorea alata a werben überall hätte 
fig gezogen; theils zum Gebrauch der Familien felber 
angewendet, theild auch, aber doch nicht in geoffer 
Menge, nach Nordamerika ausgeführt. Die zerfchnit- 
tenen Knollen werden jährlich einmal in die Erde ges 
legt, und vermehren fich aufferordentlich. 


Maxys giebt jährlich nur eine Erndte; denn bie 
Befchaffenheit der Jahrszeiten erlaubet Feine zweyfache 
Saat. Er fan nicht in die Erde gebracht werben, bi 
die Regenzeit eingetreten iſt, welches im Junius oder 
Julius gefchiehet, und dann reifet es doch nicht bie _ 
im November oder December. Es mwächfet bier folge 

lich 





wird. Die Trodenheit der übeigen Donate geft attet 
eine zweyte Ausſaat nicht. Dieſes it die einige Ges 
traideart, welche auf diefen Inſeln gezogen wird , aber 
bey weitem nicht in der erforderlichen Menge ' Ames 
rika fendet viele — hieher, um den Abgang zu 
erfezen. 


Die Tamarinde; (Tamarindus indica L.) ift bier 
nicht einheimifch gewefen, aber bie und da angepflanzt 
worden. Die Bäume werben groß und anfehnlich, mas 
chen flarfe Stämme, und breiten ihre Aeſte meit aus, 
Die Hlätter diefed Baumes falten fich bekanntlich des _ 

‚Abende. Sie tragen viele Früchte, welches 4— 5 * 
Zoll lange Schoten, mit einer harten, aber zerbrechli» 
hen braunen Schaale find; in ihnen liegt zwiſchen 
bolzigten zähen Fafern das fehr faure Mark, welches 
die Saamen umgiebt. Die Schaalen werden abgelöfet, 
und der innere Theil in irdene Töpfe lagenweife mit 
braunem Zucker feſte eingedrücket, und fo verfendet, 


Mit Wein hat man zwar noch feine groffen Ber 
füche gemacht; man behauptet aber, daß die hier wild⸗ 
wachfenden Trauben den Trauben von Madeira fehr 
Dd5 gleich 








nen: Bee man ſchon einigen und 





ein Dar gerieben 
er Erz & — 
Pomeranz * ee * anfänge 
ich vor Baron, bieher gepflanzt, find nun aber ganz 

inheimiſch geworden ; bennahe alle befannte Arten und 
Bu laſſen ſich bier-antrefien. Die befle Erndte 
der Pomeranzen fällt um Weihnachten; die Augufts 
Erndte liefert nicht fo ſchmackhafte Früchte. , Die füllen 
Drangen tragen eigentlich nur einmal im Jahr; die 
gewöhnlihern fauera aber, und. die bitterfüffen, ‚haben _ 
reife Früchte meift durch das ganze Jahr, doc pflückt 
man um die erwähnte Zeit die, größte Menge davon. 
Seltener find die Sourfoops, (Pumpelmus, Citrus de- 
cumana L.) Am häufigften aber werden die in Ems 
zopa weniger befannte Art: Limes (*) , gezogen, welche 
gewöhnlich nicht, viel gröffer, als ein Taubenen, rund» 
lich, glatt, blaffer Sarbe, ohne Geruch, aber von fehe 
ſaurem Geſchmack find. Diefe Limes werden in groſſer 
Menge von hier, und den übrigen weſtindiſchen Eylan- 
der, 







” 


ER; 


(*) Citrus fru&u fpherico-ovato pundato lævi mi- 
nori acido. Brown, nat. 'hift. of ‘Jamaica p. 308. n. 1. 
Malus aurantia frutu limonis pufllo acidifimo. Sloam. 
voy:2. P. 182% 


R * 
den, nach dem ganzen noͤrdlichen Amerika verführen 
mo man ſich ihrer zum Punſch am liebſten naht 
fie faftreicher und fäurer find, als * Citronen Ah 
wird der ausgepreßte Saft in Fäffern ver ii il 
find nur niebrige und bufchichte Bäume,’ welc he bi 
Früchte tragen, und gemeiniglich fich unter ihre -M 

beugen. "Man wendet wenig oder gar feine Sorgfalt 
auf fie, und da, wo ehedem Gärten davon angelegt 
waren , frift man num ganze verwilderte Gebuͤſche an. 












Ananas, oder Pine -apples. Man hat verſchie⸗ 
dene Gattungen davon. Die hier allgemeiner gebaute 
fcheint Ananas aculentus fructu pyramidato, carne au- 
rea T. zu ſeyn. Diele Morgen Landes werden jährlich 
mit, diefer wortreflihen Frucht bepflanzet; und viele 
Schiffsladungen davon nach allen Theilen von Amerika; 
und felbft nach Europa verführt. Zum Verführen wer⸗ 
den fie abgefchnitten , wenn fie ganz vollgewachſen, aber 
äufferlih noch grün find. Die erftern reifen zwar bes 
reits im May, aber zum Verfenden erhält man fie 
nicht leicht in einiger Menge vor Ende des Maneg, 
oder zu Anfang des Zunius. Wenn fie auf Schiffen 
gut und trocken gepackt werden, und fo bleiben, fo 
balten fie eine Neife von vier bie fechs und mehr 
Wochen aus. Das Schiff, mit welchem ich nach Eng⸗ 

land 


428 NProvldence. 


land im Junius zuruͤck gieng, hatte verſchiedene tau⸗ 
ſende davon an Bord, und brachte fie wohlbehalten 
nad) London, wo dag Stüd, nach der Gröffe md Schöne 
heit ‚ber Frucht, zu 4— N Schillinge Sterling 
verkauft wurde. Im Ankauf wurde das Duzend mit 
4 — 5 Sciling Sterling bezahlet. “Sie werden auch 
in Zucker oder Brandtwein  eingemacht. Schon: bie 
Schaalen der Frucht geben: dem Rum, einen fehr anges 
nehmen —*—— —XR ——— 





Schon zu Anfang des Mayes aber ſegelte ein 
Schooner, mit einer Ladung von Ananas und Limes, 
nach Amerika ab; man ſahe damals noch keine von den 
erſtern Fruͤchten in der Stadt; ſondern jenes Fahrzeug 
hatte ſich hie und da auf den entlegenern Eylanden eine 
Ladung der reifeſten, oder Reife naͤheſten Fruͤchte zu⸗ 
ſammengeſucht, um das erſte damit in Amerika zu ſeyn. 
Sie dieſe ihre Produkte beziehen fie aus dem nmoͤrdli— 
chen Amerika, und aus Europa, frifches und gefalzes 
nes Sleifh, Butter, Reiß, Korn, Weisen ꝛc. Werk 
zeuge und Kleidungsſtuͤcke von allen Rubrifen. 


Yin 


Don dieſen verfchiebenen Erzeugniffen und der Ars 
beit der Neger, erhalten denn doch die Plantagen» 
Beſizer anfehnlihe Einkünfte. Man verficherte, daß 

blog 


Providence. 429 





blos mit Ananas, Dans, Limonen, und Koffer, eine 
freylich groſſe Plantage, in einem Jahr — * 
von sera * een un 

7 | Ger We 
on einigen Gärten um bie Stadt RE 
bene europäifche Gemüßarten gezogen; dieſes Fan aber 
auch nur während der Negenmonate gefcheben; in den 
übrigen gedeihen fie wegen der groffen und trocknen 
Hize fat niemals. Doch hat man Waffer» Melonen, 
und einige andere Früchte beynahe dag ganze Jahr 
duch. — Gärtner und Pflanger finden, wegen Befchafs 
fenheit de8 Bodens und Witterung, bier nicht hinrei⸗ 
chende Befchäftigung und Unterhalt; man mußte fich 
daher nach andern Nahrungszweigen umfehen, und das 
von find die vorzüglichfien und gemeinften ; dag Faͤllen 
von allerley Holz; Fiſchen; der Schildkroͤtenfang, und 
das ſogenannte Wraͤken, ober Aufſuchen und Aufbrin⸗ 
gen ſolcher Schiffe und ihrer Ladungen, welche das 
Ungluͤck haben, in der Straſſe von Bahama, oder 
zwiſchen ben übrigen Inſeln zu ſcheitern, oder zu finfen. 
Bon den bahamifchen Inſeln find faft alle, was 
nicht bloſſe dürre Klippen, oder fogenannte Keys find, 
mit Gefträuche dicht überwachfen. Obgleich die meiſten 
aa diefer Sinfeln niedrig und unanſehnlich find , fo 
finden 


430. Providence. 

finden fih doch auch ‚auf einigen der. groͤſſern Inſeln 
ſtarke und hohe Staͤmme. — Jedermann fan Holz fäls 
len, mo es ihm beliebt, und wo er eg findet; es if 
diefes ein beträchtlicher Gewinnſt für die meiften hieſi⸗ 
gen Familien, welche ihre Neger beftändig dazu an. 
halten, und fie bald hier bald dorthin ſchicken. Man 
mwunbert fih, wenn man die meiften meiffen Einwoh⸗ 
ner von Providence wohl leben, und doch muͤſſig gehen 
fiehet; aber fie leben von dem Schweiffe ihrer Skla⸗ 
ven. Das Holzfällen wird nach und nach beſchwerli⸗ 
cher, und weniger einträglich. In den nächften um 
Providence liegenden Inſeln ift das beite Holz; fchon 
ausgehauen, man muß alfo theild auf weiter entlegene 
Eylande, theild auch tiefer in die Waldungen hinein 
geben, welches bevdes die Fortſchaffung des gefällten 
Holzes erſchweret. Auch verlieren diejenigen, fo Holz 
fällen laflen, wenn fie nicht eigene Fahrzeuge und 
Boote befizen, um ihe Holz nach Providence zu Marke 
gu Bringen; denn fie müffen aufferdem, nach Umſtaͤn⸗ 
den rt; des Holzes für die Fracht abgeben. 





Mahagony wird wohl am häufigften gefucht und 
gefält. Die bahamifchen Inſeln liefern aber Feine ſo 
groſſe und dicke Stämme davon, als einige der übrigen 
weftindifchen Inſeln, und befonders Euba, von woher 

) Bret⸗ 


wi | 43 ; 








Bretter von — * Laͤnge und Brehna 
werden. Die hiefigen Stämme ſchicken ſich beſſer zu 
Pfoſten, Geſtellarbeiten und andern kleinern Geräthen. 
Alles Mahagonyholg, welches nach Europa von 
bier und den übrigen weftindifchen Inſeln  geholet 
wird, fommt bey weiten nicht von einer und derſelben 
Gattung Bäume. Auſſer der Swietenia Mahagony L. (2) 
werden noch einige Arten von Mimoſa, und vielleicht 
noch andere verwandte Baͤume, unter dieſem Namen in 
den Handel gebracht. Daher kommt es, daß man ſo 
vielerley einander unaͤhnliches Mahagonyholz, in den 
Lagern der Kaufleute, und den Werkſtaͤtten der Kuͤnſt⸗ 
ler antrift. Eine nicht gemeine Art nennen fie hier, 
wegen der gröbern Holzfaſern und feiner Farbe, Horfe- 
flesh, Pferdefleiſch Mahagony. Eine andere bläffere 
rt ift das fogenannte Madeirawood, welches aber in 
Europa auch für Mahagony gehet. Es laͤſſet fich Teich“ 
ter bearbeiten, und Eommt von der Cedrela odorata L. 
Verſchiedene Gattungen Bäume, die man ung in den 
Mäldern um die Stadt, unter dem Namen Mahagony 
anzeigte, waren immer nicht die Swietenia, welche, 
wie es fcheint, vieleicht nicht mehr in der Nähe anzu⸗ 
ar. iſt. Viel Mahagony wird in Weftindien zum 
Schiffs⸗ 








— — 


(*) Catesb. Carol. 2. p. $r- 8 


432 Providence. 








Schiffsbau verwandt. Ela gegenwärtig: bier eine 
Srigg auf den Stods, deren ganzes Unterteil J 
Mahagony gebauet wurde. Mahagony dauert im Wa 
ſer laͤnger als jedes andere Holz, und Wuͤrmer greie 
fen es nicht ‚leicht an; feiner geöffern Schwere wegen 
darf es aber nur zum unteren Theil der Schiffe ange⸗ 
wandt werden, und der obere Bau muß von leichte⸗ 
rem Holze ſeyn. Mahagony ⸗Bloͤcke ſinken ſelbſt im 
Salzwaſſer. 7— 
Die naͤchſte Holzart, welche in betraͤchtlicher Menge 
gehauen und ausgefuͤhrt wird, iſt Braſiletto (Caeſalpinia 
braſilienſis L.) (x). Seine Stämme bleiben Elein, un⸗ 
anfehnlich und meiſtens krumm. Dieſes Hol; wächfet 
feinesweges in Karolina, fondern erft in Weflindien; 
doch möchte es auch auf der Spize von Florida vor 
kommen. Zu jenem Irrthum verleitete Catesby, der 
es in feinem Werke anfuͤhrt, melches er Hiftory of 
Carolina nennt, da es doc eben fo viele Gegenflände 
der. bahamifchen Inſeln enthält, bey welchen er jedoch 
nicht innmer den Geburtsort angemerkt, und daher Anlaß 
gegeben bat, daß verfchiedene Bäume und Pflanzen für, 
Produkte von Karolina genommen werden, welche es 
nicht 





— — 





(*) Pſeudo Santalum eroceum. Catesb. Carol, 2, t. 51⸗ 


Prerchente He 433 











wicht find: ‚Der‘ Gebe vis —2 iſt *X 
ha 

2" Lignum Vitae: unter diefem sähe wird theils 
. iacum officinale, theils Guaiacum fandum L. ausge⸗ 
führt; doch iſt die leztere Art ungleich feltener als die 
erſtere. Die Bäume find nicht fehr Hoch, und werden 
nicht dicker als eines Mannes Arm oder Schenkel, 
Das meifte Holz, welches von hier geholt wird, wird 
wegen feiner vorzüglichen Härte, zu mechanifchen Ge 
räthfchaften verarbeiter. Befonders befördert ven groſ⸗ 
fen Abſaz deffelden der allgemeine Gebraud), den man 
davon auf Schiffen machet, wo alle Rollen und Kloben, 
in welchen das Taumert fäuft, einzig von diefem Holze 
gefertiget werden. Hin und mieder wird auch etwas 
Gummi von den Stämmen gefammlet. Dermebicinifche 
Gebrauch des Guaiacholjes und feiner Theile find der 
kannt; aber hier bedienet man ſich auch noch der inne⸗ 





ren Ninde als eines Brechmittels. Man zerquetſcht 


ober ſtoͤßt etwas davon in einem Moͤrſer, uͤbergießt 


es mit kaltem Waſſer, und laͤſſet es eine Nacht ſtehen 


Es wirkt heftig, und iſt ein gewoͤhnliches Hausmittel 
der Landleute dieſer Gegenden. Der blühende Strauch 
a 
Logwood, oder Campefcheholz (Haemaroxylon Cam- 
pechianum L.) ift nicht ee bier zu Haufe, 
Schoͤpfs R. II. Th. Ee Da 


434 Maſſau. 








Da aber ehemals viele der Einwohner von hier nach 
der Hondurasbay giengen, um dieſes Holz dort zu fäls 


len, fo braten fie Saamen mit und fäeten ihn 


bier aus. Es fchlug gut an, und bat fih bier und 
| da vermehrer, man forgt auch für die weitere Ausbrei⸗ 
tung dieſes fo müzlichen Handelsartickels. Zur Zeit iſt 
aber die Ausfuhr davon noch unbeträchtlich. 


Weiffer Zimmt, wilder Zimmt, Eluther + Ninde, 
wild Cinnamom , liefert die Winterania Canella L. 
Catesb. 2. t. 50. welche häufig auf verfchiedenen Eylan⸗ 
den, befonders aber auf Eluthera wächfet; auffer der 
Menge, welche nach Europa gehet, werden noch viele 
Sonnen davon nach Curacao und andern holländifchen 
Kolonien verführt, und dafelbft Zimmtwaſſer, ‚vieleicht 
auch Zimmtoͤl, daraus defliliret, 


Caskarill⸗Rinde, Crotos CascarillaL. Catesb.2. 
t. 46. wird desgleichen auf verfchiedenen Eylanden ger 
fammlet. 


Unter dem Samen Squills, (auch Sea- Onions), 
wird eine der Squilla ähnliche groffe Zwiebel an den 
fandichten Ufern geſammlet, getrocknet, und nach Nord» 
amerifa verführe. Das Auffere Anfehen ift gleich; 

auch 


Providence. 435 
FERIEN AD —— * 
auch ſoll ſie die a Kräfte bey allen Gelegenheis 
ten äuffern, welche die gewöhnliche officinelle Scilla ma- 
sitima beſtzet. Ste war um diefe Zeit nicht in Bluͤthe; 
ich Fan daher nicht entfcheiden, ob es eine ‚Species 
der Scilla, (oder vieleicht En ein Pan- 
eratium ſey. 








Das Fifchen iſt eine” gemeine Belchäftigung der 
ärmern weiffen Einwohner fowohl, als vieler Neger; 
dennoch „aber find nicht immer Fiſche zu Haben, wert 
man fie verlange. Nach einem einträglichen oder reis 
ben Fang fegen ſich die Fiſcher hin, ihren Verdienft 
gu vertrinfen, ehe fie wieder daran venfen, für ihe 
eignes, Loder dag Beduͤrfniß deg Markts zu ſorgen. 
Einen ordentlichen Fiſchmarkt hat man ohnehin nicht, 
fondern die Fifcher ſchicken ihren Fang von Haus zu 
Haufe, oder man muß bey ihnen Nachfrage halten. 
Die Verſchiedenheit der Fifche if groß. Die ſchoͤnſten 
und merkwuͤrdigſten hat Catesby ſehr gut gezeichnet 
und ausgemalet. Die hohen vortreflichen und abſtechen⸗ 
den Farben, mit welchen die meiſten der Fiſche der 
hieſigen und der uͤbrigen weſtindiſchen Gewaͤſſern pran⸗ 
gen, ſind gewiß ſehr auffallend. Das brennendſte 
Roth, dag reinſte Blau, Grin und Geld, find eben fo 
gemein unter ihnen, als ſolche hohe Farben unter den. 

Cea euro⸗ 


N 


436 Provldence. 
7 ES 


——— 








europäifchen Sifchen felten find. Sch war, ehe ih 


hieher Fam, geneigt zu glauben, daß Catesby in den 


Vorſtellungen feiner Fifche der Natur Gewalt anges 


than habe; ich überzeugte mich aber von dem Gegen⸗ | 
theil und der Wahrheit feiner Farbenmiſchung; die ges 


fiederten Einwohner der Südamerifanifchen Wälder 
prangen faum mit gröfferer Abwechslung von buntern 
und reinern Sarben, als diefe ſtummen PIC | des 
Oceans. 


Ein Verzeichniß der Fiſche, welche in den bahami⸗ 
ſchen Gewaͤſſern vorkommen, zu geben, wuͤrde blos 
eine Wiederholung der Namen derjenigen Fiſche erfor⸗ 
dern, 'welche in den übrigen weftindifchen Gemwäffern, 
und zum Theil -auch, wenigſtens den Sommer über, an 
der Kuͤſte des Continents anzutreffen find. Der genieß 
baren Fiſche find eine groffe Menge, aber fie alle zu 
fehen , fehlte die Gelegenheit. Man nannte unter an 
dern den Rockfiſch, Cuckoldfiſch, Jewfiſch, Albecore, 
. Rainbow, Sailors Choice, Schoolmafter, blue Fiſch, 
Mullets, Stinges, Squirrels, Ten Younders,; Trums 
perfifch , und viele andere, ald gute eßbare Fifche. Eis 
nige andere Famen auf unfern Tiſch; der Maggorfilch 
(Sparus Chryfops L.) — Puddingfifch (Sparus radiatus 
L.); — ein blauer Tetrodon; — die Murcaͤna; — Perca 

chry- 


— 
39 


| Providence. 437. 
— — : 5 Kun ET Te ET TREE FEHE 67.031753 17 TASTE TAT, Bröhee 
chryfoptera L,) — der Sewetfiſch (Oftracion triqueter 
L.) — Dibwife (Balites VetulaL.) — der Turbot; — 


Baliftes Monoceros L.; &c, 


Die meiften find von gutem Geſchmack; gegen eis 
nige heget man aber doch auch ungünftige Mennungen 
wegen ihrer Schädlichfeit; dee Barracudafiſch z. B., 
welcher auf Cuba zu den beſten Sifchen gerechnet ‚wird, 
ift bier im Merdacht, nicht blos ungeſund, ſondern fo 
gar giftig zu feyn. Die fehon oben erwähnte Meynung, 
daß die Fiſche, welche fich auf Ceingebildeten) Kupfer 
bänfen aufhalten, giftige Eigenfchaften erhalten, herr 
fhet auch hier. Die Erfahrung if richtig, aber die 
Alsfarbe noch su erweiſen. — * Fiſche erregen zu 





ve Schmerzen in der Haut, —— vorü 
ben Ausſchlag. Um diefe Fiſche zu vermeiden, wird 
bier gerathen ein Stüc blanfes. Silber in bag Waſſer 
zu werfen, worinn der Fiſch geſotten wird, welches, 
wenn der Fifch giftig iſt, ſchwarz werden ſoll. Diefer 
Beweis möchte Eh ſehr — ſeyn. 


Die zaͤhe Por eineg Turbots —J— ih ar — 
a fie zum Trocknen auf; als ich. bey Ne ch jeit von 
ungefähr an den Det fan, mo fi ie bien, ı wurde ich 

| Ce nicht 


END 
\ ah 
Kae] J 






438 Providence. 
| 


— 





nicht wenig durch den feurigen Umriß meines Fiſches 
überrafcht. Alle fnorpelichte Theile des Kopfeg, 
Ruͤckgrades, die Stralen im Schwange und in den 
Stoffen gaben ein ſchoͤnes und helles phosphorifches 
Licht. — Daß man aus faulen Fiſchen Phosphorus 
befomme, ift bekannt, und man bat daher dag Leuchten 
des Seewaſſers mit erklaͤrt. — Diefe Fiſchhaut gab 
aber noch Feine Merkmale von Fäulnig, und es leuch⸗ 
teten gerade nur die fefleften Theile daran, welche 
wahrſcheinlich am Testen faulen würden. 

An gefährlichen und ſchaͤdlichen Naubfifchen mangelt ee 
auch bier nicht; der Shark, ober Hay, iſt der Schreden 
der bahamifchen Taucher und Schwimmer, Die weftindie 
ſchen Gewaͤſſer, in welchen eine fo unbegreifliche Menge 
von Fiſchen lebet, nähren dieſe gefraͤſſigen Ungeheuer 
in geoffer Anzahl, Nicht weniger auffallend, als wahr, 
find die Bemerkungen, welche man im lezten Kriege ges 
macht bat. Man verfichert nemlich, dag drey Tage 
vor der zwiſchen Lord Rodney und Comte de Graffe 
gelieferten Seeſchlacht, ganze Schaaren von Hayfiſchen 
den beyden Slotten gefolgt fenen, und daß fie damalg 
in fo ungewöhnlicher Anzahl in der See, und zwifchen 
den Inſeln fih haben blicken laſſen, daß niemand es 
Wagen durfte, in ber Fleinften Entfernung vom Ufer zu 
baden. Es iſt wahrſcheinlich, daß die gröffere Anzahl 

von 


N 


Providence. 439. 
von Peichnamen, melde von zwo fo beträchtlichen 
Flotten von Zeit zu Zeit über Borb geworfen wurden, 
dieſe Raubfiſche anlockten; denn mehrere Menſchen ſtar⸗ 
ben doch in dieſem Klimat an Krankheiten noch vor der 
Schlacht. In der Schlacht ſelber aber vergroͤſſerte 
ihre damalige ungeheure Anzahl das Schrecken und das 
Ungluͤck der Beſazung des franzoͤſiſchen Linienſchiffes, 
Caͤſar. Als dieſes Schiff ſeinem Untergang ſchon nahe 
war, und die Mannſchaft, in der Hoffnung ſich zu ret⸗ 
ten, oder gerettet zu werden, in bie See fprang, wur⸗ 
den viele diefer Ungluͤcklichen von den Taurenden und 
gierigen Hayfiſchen verfhlungen, und es fo ſich öfters 
ereignet haben, daß einer zu gleicher Zeit von zweyen 
Fiſchen angefallen wurde. Ale Bemühungen, diefe 
elenden und huͤlfloſen Menfchen zu retten, waren ver, 
geblih, deren ſchmerzliches Geſchrey zwifchen der fort. 
daurenden Kanonade mit Entfezen und Bedauren ges 
hört wurde, | * 








Den verſchiedenen Wallfiſchen, Nordcapers, Nur⸗ 
ſers ꝛc. welche ſich um die Eylande aufhalten ſtellet 
von den hieſigen Einwohnern niemand, oder ſelten je⸗ 
mand nach; aber bie Neuenglaͤnder (die wahren alles 
unternehmenden amerifanifhen Hollaͤnder) fommen auf 
den Wahfifchfang hieher, fo wie fie nach der Küfte von 

Ee 4 Afrika 








Afrita und bis nach den Falklands + Inſeln gehen, und 


bis in die oſtindiſchen Gewaͤſſer die Walfifche verfolgen 
würden, Henn andere Nationen ihnen folches geſtat⸗ 
teten. — | 


» Der Schildfrötenfang iſt ein einträglicheres Ger 
werbe, und für dieſe Infulaner ein twichtiger Hands 
lungszweig. Es find drey Gattungen von Schildfrd, 
den „auf welche man theils ihres Fleiſches, theils der 
SEchaale wegen, Jagd machet: . 

Teftudo imbricata, Hawksbill, oder der Habicht⸗ 
fchnabel. R 

Teftudo Mydas. Green Turtle, und 

Teftudo Caretta, Loggerhead, 


Die SchildErstenfchalen , deren fih bie Kuͤnſtler bes 
bienen, fommen allein von der erſtern Art. Das ganze 
Schild wird, nochden die fleifchichten Theile berausges 
nommen worden, über, ein fchwaches Kohlfeuer gehal⸗ 
ten; durch bie Hize trennen fich die obern durchſichtigen 
Hlätter von dem Fnöchernen Panzer. 


Das Fleiſch aller drey Arten wird bier fomohl, als 
überall in Weftindien, ohne Unterfchied gefpeifer. Faͤr 
auswaͤrtige Maͤrlte wird aber vorzuͤglich nur die gruͤne 

Schild⸗ 


Providence. | ER... 





Schildfeste gemwäßlet;, und. waͤhrend ben, Sommermonate 
nad) allen Gegenden von Nordamerika und nach Eu⸗ 
ropa verfahren. a it 


Alle diefe Schildkroͤten halten fich „eigentlich nur 
in ben waͤrmern Gewaͤſſern des atlantifchen Meers auf; 
aber Stürme, der Gulfſtrom, und andere Ereigniffe 


führen zumeilen einzelne weit hinauf in die nördlihen 


Gegenden. Die Schildkröten, welche zwiſchen den ba- 


hamifchen Inſeln, und ‚an der Küfte von Florida ger. 
funden werden, find felten fo groß, ald_biejenigen, 


welche um, Cuba, an den Küften von Sübamerifa, im 
Gulf von Mexiko, in Campefche- und Honduras» Bay, 
und um die Spize von Catoche angetroffen. werben. 
Da fle in diefen Gegenden zugleich zahlreicher find, fo 
wenden fich die Fahrzeuge, welche auf diefe Jagd aus— 
sehen, gemeiniglich dorthin; fie müffen aber fehr auf 
ihrer Hut feyn, um nicht von den fpanifchen Kuͤſten⸗ 
bewahrern (Guarda -coftas) uͤberraſcht zu werden, welche 


äufferft firenge gegen alle ‚fremde ihren Küften ſich 


naͤhernde Fahrzeuge verfahren. Die Spanier felber 
machen ſich wenig aus den Schildkroͤten, ihre Beſorg⸗ 
niß gehet gegen den Schleichhandel, der. gemeinig:ich 
zu ‚gleicher Zeit von den Schildfrötenfängern getrieben 
wird, — Man bemächtiget fih der Schildkroͤten auf 
Ee 5 ver⸗ 


verfchiedene Art. Sie werden belauert, wenn fie, bes 
fonders in den Monaten May, Junius und Suliug, | 
Abends an den Strand gehen, um ihre Eyer in den. 
Sand zu legen. Einige Perfonen werden in der Abs 

fiht gegen Abend ans Fand geſezt, wo fie nur auf und | 
ab gehen, und die Schildfrsten, welche fie antreffen, 
auf den Ruͤcken umlegen. Aus biefer Lage Finnen fie 











ER ſich nicht wieder auf den Bauch helfen, und man holet 


fie dann zuſammen, und bringt fie an Bord, Wenn 
man den Drt findet, mo fie ihre Eyer in den Sand 
hingelegt und vergraben haben, fo werden auch diefe 
mitgenommen, umd dienen dem Schiffsvolke zur Speife. 
Man findet ihrer gemeiniglich eine zroffe Menge bey⸗ 
fanmen; fie find nur mit einee weichen häufigen 
Schaale überzogen, und enthalten wenig Weiſſes. 


Anderwärtd werden an ben Eingängen von Kriks 
und fchmalen Buchten, welche die Schildkroͤten zu ber 
ſuchen pflegen, Neze ausgeftellt, die ſehr mweitläuftig, 
und nur von ganz ſchwachen Fäden geftricket find. 
Dennoh aber, wenn auch die größten Scildfröten 
mit dem Kopfe, oder nur mit einem ihrer Füffe, fich 
barinn verwiceln, fo wenden fie weiter feine Gewalt 
an, fich loszureiſſen, fondern bleiben ruhig hängen, big 
fie abgeholt werden. 

Zu 


Providence. 443 

Zu andern Zeiten wird ihnen in lleinen offnen 
Booten aufgelauert, und ſie vermittelſt eines ganz ein⸗ 
fachen Wurfeiſens gefangen. Eine 4 — 5 Zoll langer 
eiferne Pfrieme, mit einer daran befeftigten Schnur, 
ſtecket am Ende eines hölzernen Stabes ; damit wer» 
den fie, wenn: fie auf der Oberfläche des Waſſers 
ſchwimmen mit einem eigenen Schwunge auf ziemliche 
Enifernungen getroffen. Die eiferne Pfrieme bleibe in 
der nachgebenden und biegſamen Schale feſt ſtecken, 
und durch die daran befeſtigte Schnur werden * BR ’ 
weitern Widerſtand herbeygezogen. 














Wenn eines dieſer Fahrzeuge fo viele Schildkroͤten 
beyſammen hat, als es laden kan, ſo kehret es damit 
zurück nach Providence. Hier werben fie in eigenen 
Behältern (Turtle- Crawis): aufbewahrt, welche von 
Pfaͤhlen aus dem Holze einer Art Lorbeerbaͤume, Stopper- 
wood (Laurus Borbonia L.) genennt, zunaͤchſt ber Werfte 
in der Stadt ſo angelegt ſind, daß ſie immer friſches 
Waſſer genieſſen Finnen. Man waͤhlet dag fo eben 
genannte Stopperholz zu diefem Gebrauch, weil es flarf 
if, und lange unter dem Waffer dauert, Für Fleine 
und kurze Mifen werden die zu verfendenden Schild« 
fröten blogs in den Schiffgraum auf den Ruͤcken neben 
einander gelegt, und ihnen ein Bette von Schilf, oder 

fonft 





28 8 Ich 
—B 2 = 


N 


444 Arovldence. 
ſonſt etwas gemacht, damit ſie bey den Bewegun⸗ 
gen des Schiffes einander nicht Schaden zufuͤgen moͤ⸗ 
gen. Wo ſie ſodann in einem andern Hafen anlangen, 
werden ſie ſogleich in groſſen Tonnen fleiſſig mit fri⸗ 
ſchem Seewaſſer verſehen. Fuͤr laͤngere Reiſen, zum 
Beyſpiel nach Europa, muͤſſen ſie in groſſen Faͤſſern 
aufbewahrt, und taͤglich mit neuem Waſſer aus der 
See verſorgt werden. Sie freſſen gewöhnlich, nichte 
waͤhrend ihrer Gefangenſchaft, wenigſtens nicht viel; 
daher kommen ſie auch immer in einem abgezehrten Zu⸗ 
a fiande an; viele aber kommen unterwegens ganz um; 
befonders wenn flarfe Gemitter einfallen. Es nehmen 
aber doch die Schiffer, welche fie verfahren, immer eis 
nen Vorrath von einer Pflanze mit, welche an den 
felfichten Geftaden biefer Eylande waͤchſet, und ben 
Schildkroͤten fonf zur. Nahrung dienen ſoll. Dieſe 
Pflanze wird hier Samphire genannt. (Batis maritima 
1.9 Man trift Schildkroͤten von erſtaunlicher 
Groͤſſe an; ich habe einige von 800 und mehreren 
Pfunden geſehen. Auf Providence wird durch ſie der 

dangel des friſchen Rindfleiſches, welches hier eine 
uͤberaus groſſe Seltenheit iſt, erſezet. Taͤglich wer⸗ 
den einige geſchlachtet, und fuͤr ſehr billigen Preiß 
ausgepfuͤndet. — 








Das 


ET! 


— 145. 











Das Aufſuchen geſtrandeter Schiffe Wi re noch 


eineg der michtigften Gewerbe der Bahamenſer. Die 


Schiffahrt durch den Gulf ſowohl, als zwiſchen den 
übrigen bahamifchen Eylauden, iſt, wegen der vielen 


verborgenen Klippen. und der ſtarken Ströme, aͤuſſerſt 
verwickelt und gefährlich, und es verungluͤcken auch 
immer mehrere und mancherley Fahrzeuge in biefen 3 
Gegenden. Wird ein Schiff durch irgend einen Zufall 
zwiſchen die bahamiſchen Inſeln und Felſen geführt, a 


gehört viel Glie und Gefchicklichfeit datır, es wieder 


hinaus zu fleuren; ein Unfundiger darf fich deffen gar 
nicht fchmeicheln. " Die Fahrzeuge, welche auf biefes 


fogenannte Wräfen (Wraking) (#) ausgehen, find nur 
Elein; fie bleiben viele Wochen aus, und durchkreuzen 
alle Winfel, wo fie Hoffnung haben koͤnnen, verlohtne 
Schiffe, befonderd wenn kurz vorher ſtarke Stürme 
dortherum gewuͤthet Haben, anzutreffen. Jedes Fahre 


zeug, welches auf folche Unternehmung ausgehet, muß . 


fi) mit einem Paſſe vom Gouverneur verſorgen, in 
welchem er ſich den gewoͤhnlichen fuͤnften und zehnten 
Theil des Fundes, für ſich und den Koͤnig vorbehaͤlt. 

Ein 


— 4 EN 
— — un — — — 





ee 2 





OH Einige nennen e8 going a raking, von to rake, 
etwas mit Fleiß und Genauigkeit auffuchens andere going 
a wracking, yon Wrack, ein gefcheitertes Schiff. 


4 
4 N 


446 Mlorldenee. 


Ein Theil des Gehalts des Gouverneurs entſpringt 
auch lediglich von dieſen Abgaben; welche aber ſelten 
richtig abgetragen werden, weil die unternehmer nur 
von demjenigen, was fie anzugeben belieben, den be⸗ 
flimmten Antheil abteagen. Im Paſſe wird das Schifs⸗ 
volk ermahnet: im Fall fie ein geſtrandetes Schiff an 
träfen, niemanden abzuhalten, den Verunglücten allen 
geitigen Beyſtand zu leiften; denn die Bahamenfer follen 
unter dem Vorwande, mit der Befazung des verun. 
gluͤckten Schiffes bereitd einen Vertrag, die Nettung 
des Schiffes oder feiner Ladung betreffend, gemacht zu 
haben, oͤfters aus eigennuͤzigen Abfichten jeden andern 
Beyſtand gemwaltfam verdrängt haben. 








Wenn ein Wräfer (daß ich der Kürze wegen mich 
diefes Ausdrucks bediene) ein gefcheitertes Schiff am 
trift, und es findet fih von der Schiffsbefazung nur 
noch eine lebendige Seele darauf, fo wird dadurch den 
Eigenthümern des verunglücdten Schiffes deffen ganze 
Ladung, oder mas noch davon zu retten iſt, gelichert; 
die zu Hülfe Eommenden bahamifchen Schiffsleute ers 
halten dann für ihre dabey anzumendende Mühe, nach 
ben Umſtaͤnden, einen gröffern oder kleinern Theil des 
Geretteten, oder deffen Vergütung, unter dem Titel 
Salvage. Sinden fie aber das Schiff gänzlich verlaffen, 

ober 


— * 


3 


* 

Providence. 447 
oder die dazugehoͤrige Beſazung todt, ſo gehoͤret alles, 
was gerettet werden kan, oder gerettet wird, den Zins 
dern. Diefe feſtgeſezten Bedingniſſe, ſagt man, ver 
— manchesmal ſolche unmenſchlichen Gemuͤther, als 

ie oͤfters ſind, oder werden, welche ſich von dem Uns 
lucke ihrer Nebenmenſchen naͤhren, daß ſie ohne groſ⸗ 
ſes Bedenken einen oder etliche Menſchen todtmachen, 
wenn ſie ſolche auf einem reichen geſtrandeten Schiffe 
alleine und huͤlflos finden, um ſich dadurch das Recht 
des Anſpruchs auf das ganze Wraͤk zu begründen. 
Solche Fälle mögen freylic ich ereignet haben; ſchwer⸗ 
lih aber hat man neuere Benfpiele davon; hingegen 
aber fan auch nicht geläugnet werden, daß dieſe beftäns 
dig umher fchwimmenden Wräfer vieler Leute Leben ret⸗ 








ten, die ohne fie unvermeidlich verloren feyn wuͤrden. 


ie oft haben fie nicht fehon viele Menfchen auf ein 


famen, nackten Felsklippen gefunden, die, nachdem fie 


der einen Todesgefahr entsonnen Maren, bier aug 
Mangel an Speife und Tranf, einer weit langfamern 
und quaalvollern Todesart entgegen ſahen. Diefe In. 


ſulaner finden überall, und wo niemand ſonſt etwas 


finden fan, die nothdürftigfte Nahrung ; fie wiſſe ſen we⸗ 
nigſtens Krabben und eßbare Muſcheln auf den mil 
deſten Felſen zu ſuchen, und bie und ba ſuͤſſes 
Waſſer zu finden, um ſolchen Ungluͤcklichen, big wei⸗ 

tere 


AN 
# 


a 
448 Provldence. 


tere Huͤlfe geſchaffet werden kan, das Leben zu erhal⸗ 
ten. Am Ufer der See finden ſich uͤberall wenigſtens 
einige Nahrungsmittel. Auf den meiſten, beſonders den 
kleinern dieſer Eylande, würde man vergeblich nach fris 
ſchen Wafferguiellen fuhen Die Einwohner aber wife 
fen im Nothfalle fih zu helfen. Sie graben, wenn es 
sich nur mit den Händen ift, in den Sand am Ufer, 
und erhalten da meiſtens ein von dem Seefalse etwas 
gereinigtereds Waſſer. Auſſerdem fehen fie fich aber 
auch auf den Bäumen darnach um. Eine Schmarozer⸗ 
Pflanze (Tillandfia polyftachya L.), bier Wild-pine ges 
nannt, ; toächfet auf den Aeſten und Stämmen verſchie⸗ 
dener Baͤume. Sn den Höhlen, welche zwifchen den 
Hlättern dieſer Pflanze entſtehen, pfleget fih Regen» 
waſſer lange aufzuhalten; womit fih Neifende, oder bie 
im Walde arbeitenden Neger, oft zu erauicken pflegen. 
Sie haben es den Voͤgeln abgelernt, welche ſich immer 





um diefe überirrdifchen Quellen aufzuhalten gewohnt find. 


Manchmal ift der Fund, den diefe Leute machen, 
fehr anfehnlich, und man Fennt verfchiedene Familien, 
die auf einmal zu groffem Neichthum auf biefen Weg 
gelangt find. Eben jezt erzählte man fich einander im 
Mrovidence, dag ein- ſolches Boot an bie 60,000 Pins 
ſters aus einem ſpaniſchen geſunkenen Schiffe gerettet 

habe. 


Prooibener. —4 





— — 





habe. Allgemein —7 es geglaubt, Fr bie Sache 

ihre Nichtigkeit "habe, obgleich die Binder foldjes Läuge 

| weten, um nicht den beilimmten fünften und zehnten 
Theil abgeben zu muͤſſen. 


Sie Haben immer die geuͤbteſten Taucher an Bordy 
welche manche Kofibarfeiten und Kaufmannsguͤter von 
Werth aus dem Waffer herauf holen. Es find auch 
die bahamifhen Inſeln, naͤchſt den dermubifchen , im 
allgemeinen Ruf in Amerifa, die beften und geſchickte⸗ 
fien Taucher zu Hefern. Wenn fie zwiſchen den Juſeln 
herumſegeln, um gefünfene Güter aufzuſpuͤren, ſo be⸗ 
dienen ſie ſich, um deſto deutlicher durch das Waſſer 
hinab ſehen zu koͤnnen, eines viereckichten Gehaͤuſes, 
welches am Boden mit einer gemeinen Glasſcheibe ver⸗ 
ſehen iſt. Dieſer Apparat dienet blos dazu, die Licht⸗ 
ſtralen von der Seite her abzuhalten, damit das Auge 
die aus der Tiefe heraufkommenden deſto ungehinderter 
empfangen moͤge. Ich trage aber Bedenken, die Tiefe 
zu erwaͤhnen, zu welcher hinab man ſagt daß einige 
dieſer Leute ſehen koͤnnten, weil mir die Angabe un⸗ 
wahrſcheinlich iſt, und ich leinem Verſuche dieſer ar 
beygewohnt habe, 


En In dei Kriegen, welche England mit Spanien und 
Frankreich führe, Haben die Bahamenfer gemeiniglih 
SchöpfsR, I. Th. Sf usch 


* 


450 Providence. 











— 


noch veichere Erndten. Sie rüften viele groſſe und 
kleine Kaper aus, und haben durch ihre genaue Ber 
Fanntfchaft mit den weſtindiſchen Gewaͤſſern, und ihren 
mancherley Schlupfwinkeln, groſſe Vortheile im Ueber⸗ 
raſchen, Einholen, und Ausweichen feindlicher Schiffe. 
Dann giebt es aber auch mehrere Schiffbruͤche, und 
die Beſazungen verungluͤckter Schiffe, dann weniger 
fuͤr die Rettung ihrer Ladungen, als ihre eigene Frey⸗ 
heit beſorgt, laſſen oͤfter betraͤchtliche Reichthuͤmer im 
Stiche, die ſie in Friedenszeiten bequem retten koͤnnten, 
und welche dann den emſigen Bahamenſern in die Haͤn⸗ 
de fallen. 


Die auſſerordentliche Klarheit des Seewaſſers, 
welche man aller Orten um dieſe und die uͤbrigen 
weſtindiſchen Eylande wahrnimmt, wo das Waſſer nicht 
durch Landſtroͤme getruͤbet wird, und die Tiefe deſſelben 
nicht beträchtlich iſt, erleichtert freylich dieſes Auffuchen 
um fehr vieles. Wenn man in einem Boote zwifchen 
ven fleinen Inſeln herumfährt, fo genieffet man. ben 
berrlichften und feltenfien Anblick. Das Boot ſchwimmt 
auf einer kryſtallnen Fluͤſſigkeit, in welcher es, wie in 
der Luft zu hängen fcheinet. Ungewoͤhnte find geneigt 
von diefem Anbliche fchwindlicht zu merden. Unter fich 
fichet und bemerfet man auf dem reinen weiſſen Sande, 

der 


Providence. 451 








der den Boden decket, jede Kleinigkeit, tauſenderley 
Gewürme, Seeigel und Seefterne, Schneden und 
Muſcheln, und bunte Fiſche; man ſchwebet uͤber ganzen 
Waldungen von herrlichen Seepflanzen, von Gorgonien, 
Korallen, Alcyonien, Flabellen, und mancherley bu⸗ 


ſchichten Schwammgewaͤchſen hinweg, die durch vieler⸗ 


ley Farben dag Auge nicht minder ergoͤzen, und von 
den Wellen fo fanft hin und her beweget werden, als 


eines der blumenreichſten Gefilde Über. der Erde, Das 


Auge taͤuſcht fich in Deurtheilung der Tiefe, in wel. 
cher man dieſe Gegenffände anfichtig wird. Man glaubt 
mit der Hand Pflanzen pflücen zu Eönnen, melde, bey 
genauerer Unterfuchung, mit einem 6 — 8 und 10 Fuß 
langem Ruder kaum zu erreichen find. 


Pur zwifchen den enger beyſammen liegenden Ey» 


T 
a5 


landen, und naͤchſt um die groͤſſern Evlande herum, 


finden ſich dieſe unterſeeiſchen Gaͤrten, oder werden 
wenigſtens da nur dem Auge ſichtbar, wo die Tiefe 
des Waſſers nicht groͤſſer iſt, als daß die Stralen des 
Lichtes den Grund erreichen; welches bis auf 60 Fuß 
und druͤber noch geſchehen kan. Wenn man ſich dieſe 
Inſelgruppen als einzelne in dem Schooſſe des Meeres 
gegruͤndete Berge vorſtellet, ſo ſind dieſe ſeichtern 
Paſſagen zwiſchen ihren trocken liegenden Spizen nur 
ER als 


452 Ptrovidenee. 








als ſo viele von dem Meer uͤberfloſſene Thaͤler zu bes 
trachten. Denn ganz andere verhält es ſich im Groſ⸗ 
ſen. Ganz nahe um Providence» Eyland, auſſer dem 
Hafen, und fo zwiſchen ben übrigen groͤſſern Eylanden, 
findet man gemeiniglich ſchon gleich in ſehr geringer 
A Entfernung dom Ufer, mit 100 und mehr Lachtern kei⸗ 
nen Grund, und die See bat über diefen Tiefen von 
ferne ein. finſteres und ſchwarzes Anfehen. Die baha⸗ 
miſchen Eylande find daher mit Recht ale hohe und 
fieil auS dem Abgrunde des Meeres herauf auffteigende 
Felsſpizen anzufehen. Wenn man biernächit die Id 
cherichte und mit vielen Höhlungen durchbrochene Ber 
ſchaffenheit diefer Felsmaſſen erwaͤget, wie ſie wenig⸗ 
ſtens zu Tage und im Trocknen erſcheinen ſo möchte 
man befuͤrchten, daß ihre Grundfeſten leicht beweglich 
wären, und eine unterirrdiſche Erſchuͤtterung ſchreckliche 
Verwuͤſtungen unter ihnen anrichten wuͤrde. Gluͤckli⸗ 
cher Weiſe aber ſcheinen dieſe Eylande dafuͤr geſichert 
zu ſeyn; wenigſtens hat man hier noch niemals die 
geringſten Spuren von einer Erſchuͤtterung empfunden; 
auch dann nicht, wenn in den nahe gelegenen andern 
weſtindiſchen Eylanden, oder ſelbſt auf dem feſten Lan⸗ 
de, Erdbebungen mit allgerfiörender Gewalt tobten. 
Auch ift es wahrſcheinlich, daß der zu Erzeugung uns 
terirgdifcher Teuer, oder zur Entwickelung elajtischer 
Dim 


* 


Providence. A 








Dämpfe nöthige mineralifche Stoff, in dem Innern die⸗ 
ſer felſichten Eylande mangele; wenigſtens hat man 
noch bis daher auch nicht die mindeſte Spur irgend 
eines er;haltigen — angetroffen. % 


Die Zucht, daß dieſe voleln einmal ganz * 
ſchwinden möchten, fcheint mir daher eben fo wen 
gegründet zu feyn, als die Bemerkung, dag man auf 
ihnen aller Orten nur einreiffende Gewalt und ſicht⸗ 
bare Verminderung, nirgends aber die geringſten Merk⸗ 
male einer kennbaren Vergroͤſſerung antreffe. Denn es 
iſt bekannt genug, daß die weſtlichen Spizen aller 


weſtindiſchen Ehlande gerade dag Gegentheil von den 


Sfilichen find. Jene find, es iſt wahr, feil, zerbro— 
den, und_von einem unläugbar zerſtoͤrten Anſehen, in⸗ 
dem ſie der unaufhoͤrlich von Oſten her anvrallenden 
Gewalt des Oceans ausgeſezt find; dieſe hingegen, 
welche eine ruhigere See um ſich her haben, find flaͤ⸗ 
der, ımd nehmen, nach den Erfahrungen der Fa 
eher zu, als ab . 


Probidence ⸗Eyland hat vielerlen gröffere und Fleis 
nere Kluͤfte und Höfen. Die meiften find um und an 
der See, und haben mwahrfcheinlich dem Waſſer ihre 
Entſtehung zu danken. Man erwähnte einer ſehr grofe 


are fen 


Bi 


454 Providence. 





ſen Hoͤle, welche am Weſtende des Eylandes, 10 —ı2 
Meilen von der Stadt, befindlich, und geraͤumig genug 
iſt, daß man mit einer Chaiſe hineinfahren kan. In 
der Mitte des Ehlandes, hie und da zwiſchen den Huͤ⸗ 
deln, finden fich viele groſſe und tiefe Löcher von 6 — 10 
und mehr Fuß im Durchſchnitt und big 20 — 30 tief. 
Sie enthalten nicht die mindeften Spuren von Vulka⸗ 
nen, wie einige Einwohner glaubten, ſondern es laffen 
fih in ihnen die Lagen der allgemeinen Felsart. deut, 
lich bemerken. In dieſen Höhlen haben ehemals die 
urfprünglichen indianifchen Einwohner ihren Aufenthalt 
gehabt; und es werden noch manchmal indianifc;e Ger 
räthfchaften und Alterthiimer barinnen gefunden,  Sezt 
füllen fie fih nach und nach mit Pfianzenerde an, und 
zumeilen fliehen Bäume barinnen, die, ob fie gleich 
hoch find, doch nur mit der Spije herausragen. Eis 
nen andermweitigen Beweis bes burchlöcherten Zuftans 
bes biefes und mehrerer Eylande, gaben die auf: dem 
Eylande, weit von der See ab, befindliche Lachen und 
Teiche vol Salzwaſſers. Diefe, ob fie fchon ganz mit 
Hügeln umgeben find, und Feine überirrdifche fichtbare 
Verbindung mit dem Meere haben, nehmen doch mit 
ber Fluth⸗ und Ebbezeit zu und ab. 
Aus derſelben Urfache bemerfet man auch win 
gleichzeitige8 periodifches Steigen und Fallen des Waſ⸗ 
fers 


Providenee. 


458 














ferd in den Brummen, melde in der Stadt, nahe am . 
Geftade, aus dem weichen Fels gehauen find. Das 
Waſſer in diefen niedrig gelegenen Brunnen ſtehet dem⸗ 
nach nie hoͤher, als das Waſſer im Hafen, und fie 
liefern ſehr ‚gutes ſuͤſſes Waffer — je meiter von der 
See ab, deſto beſſer. Man kan überall, auch auf den 
böser gelegenen Huͤgeln, darauf rechnen, ſuͤſſes Waffer - 
zu finden, wenn man nue fo tief gräbt, daß man dem 
Seewaſſer gleih kommt, welches alfo durch die hieſige 
GSelsart fehr gufsgereiniget wird. Man bereitet daher 

auch zutveilen aug diefen Steinen Filtrirſteine, zum Ges 
brauch der Seefahrenden. Diefe gegrabenen Brunnen 
vertrocknen niemals — und ihr Waſſer io PR auf 
Geereifen vortreflich. ni 


Die Eigenſcheft der Felſen dieſer Eylande, Feuch—⸗ 
tigkeiten einzuſaugen und zu behalten, macht es daher 
doch auch wahrſcheinlich, daß ſie dadurch etwas zur 
Nehrung und Erhaltung der auf ihnen wachſenden 
Dfianzen beytragen. Man Fan fich häufig davon übers 
zeugen, daß unter-der äuffern trocknen und ſchwaͤrzlich⸗ 
ten. Krufte, die zerfchlagenen Felsſtuͤcke oft merklich 
feucht find, und dieſes an Stellen, wo fein Waſſer in 
der Naͤhe iſt; merklicher aber iſt es nach vorherge⸗ 
gangenen Regentagen. Ganz trockne Felsſtuͤcke ge⸗ 

Ff4 ben 


wo ; En 








un — — 


* Zesfällagen einen ſchwachen Seen 
von fi R | 


Von wilden vierfuͤſſigen Thieren find: nur zwey, 
eigentlicher aber nur eine Art, auf dieſen Inſeln ein⸗ 
heimiſch. Der Racoon (Urfus Lotor L.), findet ſich 
nur auf Prodidence»Eyland, wo er aber eben ſo we⸗ 
nig urfprünglich zu Haufe iſt, als die duch Schiffe 
hieher gebrachten Ratten und Mäufe Don einem, oder 
einigen zahmen Paaren biefer drollichten Thiere, welche 
durch Liebhaber vom feſten Lande herüber gebracht 
worden, und nachher zufälig in die Wälder gerathen 
find, haben ‚fie fich auſſerordentlich vermehret, zum 
groſſen Verdruß und Rachtheil der. Einwohner die ihr 
Hausgefluͤgel fuͤr dieſen ſchleichenden Raͤubern kaum ver⸗ 
wahren koͤnnen. F 

Das amerikaniſche Murmelthier hingegen, 
(Ar&omys Monax Schreb.) ward von jeher auf den 
meiften gröffern bahamifchen Sjuieln angetroffen. ' Hier 
nennt man es Rabbet, ein Kaninchen; in Nordamerika 
aber ben Wood» jack, Es wohnt in den Höhlen der Stein 
klippen, und erreicht bie Gröffe eines Kaninchen Faum, 
wenigſtens twaren bie, fo ich auf Providence ſah, uns 
gleich kleiner. Wer Gelegenheit hat, biefe gegen bie 

i nord» 


Providenee. 457 








nordamerikaniſchen genau zu vergleichen, wird fie an 
Gröffe fomohl, ald an Farbe, um etwas verfchieden 
finden. Man genieße fie theils friſch, theils eingefals 
zen und gedoͤrret; lezteres beforgen die Neger, wenn 


fie auf entlegenen Eylanden welche fangen , und fe 
gm Verkauf auffparen wollen. ' Sie können zahm gr 


macht, und mit allerley Wurzelwerk, auch Brod und 
Zucker, erhalten werden. Don ihrer Lebensart, im wils 
den Zuffande, Eonnte ich nichts beflimmtes erfahren; 
auch nicht, od fie in, den hiefigen Gegenden, wie in 
Nordamerika, einen Theil des Jahres ſchlafend zubrin⸗ 
gen. Kaum aber ſollte ich dieſes in dieſem Klimate 
vermuthen, wo niemals weder Mangel an Nahrung 
* ſttenge erg fie dazu Be 2 


Die hiefige Viehzucht (chränft fich blos auf einige 
ber Milch wegen gehaltene Kühe und Ziegen, und auf 
wenige Schaafe und Schweine ein. Mangel an gehoͤ⸗ 
tiger Weide, und auch Mangel an Waffer, (denn ob 
man gleich ausgehauene Brunnen hat, und haben Fan, 
fo find ihrer doch noch wenige,) verhindert die Vermeh⸗ 
rung des DViehflandes, weswegen man 'aber auch we⸗ 
nig bekuͤmmert iſt, indem von Nordamerika aus öfters 
Schlachtvieh zugefuͤhrt wird. Ziegen wurden bier, mes 
gen ber Concurrenz ber Seefahrenden im Kriege, mit 

Sfs 20, 


Be 


x 4 
ER 
E N 


er 


458 Providence. 





20, 30 bis 40 Piaſtern bezahlt. Don den hier ange, 
zogenen Schweinen ſind welche in die Waͤlder gerathen, 
und pflanzen fih dafelbfi fort; auch find diefe Thiere 
durch Zufall, oder durch verunglückte Schiffe, auf eis 
nige dee. noch. unbewohnten Enlande gefommen, und 


allda verwildert, fo dag ſich ihr Fleiſch an Farbe ſo⸗ 


wohl, als an Geſchmack, von dem * der zahmen 
unterſcheidet. 


Auſſer dem zahmen und zahlreichen Hausgefluͤgel 
von allen Arten, hat man verſchiedene Gattungen von 
wildem Geflügel, welche zum Theil zur Nahrung dienen; a 
wilde Gänfe und Enten, unter andern die bahamifche 
Ente (Anas bahamenfis L.), die nordamerifanifche Blue 
wing’d Tail und die whißling Duck, Der Booby (Pe- 
lecanus Sula L.), wenn er von etwas befferm Geſchmack 
waͤre, wuͤrde fich nicht fo zahlreich erhalten. Auf eis 
nigen fleinern Eylanden wohnen fie in Schaaren zu 
hunderten beyfammen, unb machen ihre Nefter aus 
Sand und trocknen Seepflangen enge aneinander, h Shre 
Eyer werden genoffen und von den Fifchen fleiffig aufe 


geſucht, welches gar feine Mühe macht, denn diefe 


Voͤgel find fo dumm, daß fie fih auf dem Neſte mit 
Händen ‚greifen und ihrer Ener berauben lafien. Sie 
legen das ganze Jahr durch, den Monat May allein 

aus⸗ 


“ 


Providence. 459 





—r — — — — — 
ap . 


ausgenommen; aber immer nur ein Ey, und fo oft 


dieſes weggenommen wird, ein anderes. Ihre Gefells 
ſchafter pflegen gemeiniglich die Noddy’s (Sterra ftolida 


L.) zu ſeyn. Die prächtigen Flamingo (Phoenicopterus 
uber L.) ſpazieren reihenweife und mit gravitätifchen 


Schritten an den fandigen Ufern von Abaco und alte 
derer weniger befuchten Eylande, Sie follen ein gu⸗ 


tes Gericht ſeyn; die Spanier aber tragen Bedenken 
davon zu eſſen, und zwar aus dem. ehrfurchtövollen 


Grunde, teil der fliegende Flamingo, mit feinen aus⸗ 
geſtreckten langen Kragen und Füffen, und den beyden 
Flügeln, die Geſtalt eines in der Luft ſchwebenden 
Crucifixes hat. Der oft erwähnte Umftand, daß der 
Flamingo mit nach hinten zu gewendetem und verdrehe⸗ 
tem Halſe ſeine Nahrung nehme, iſt ungegruͤndet. 

In den Waͤldern auf Providence halten ſich zwo 
Arten wilder Tauben (Columba montana und leucoce- 
phala 3) auf, denen aber beftändig nachgeſtellt wird. 
Ihre liebfle Koſt iſt eine kleine etwas herbe Frucht, 


die Taubenpflaume, Pidgeon-Plumb, genannt. Auſſer 


dieſen kamen mir auch die Fringilla montana und Ardea 
violacea L. vor. Der amerikaniſche Spottvogel / und 
eine andere Art —— gruͤne a © ind C 





’ 


460 | Provldence. 





Mehrere und leichter zu erhaltende ——eS 
liefern die Klaſſen der Amphibien, der Fiſche, der In⸗ 
feften, und der Gewuͤrme. Es ſcheinet, daß die Ein, 
wohner diefer Eyländer fein lebendiges Thier unver 
ſucht gelaffen baden. Der Scilöfröten, welche insge⸗ 
mein bie Stelle des frifchen Fleiſches erfegen muͤſſen, 
babe ich bereits erwaͤhnet. Zunaͤchſt diefer find bie 
Guana’s, eine groffe Art Eydechſen (Lacerta Iguana L.), 
ein vorzuͤglicher Leckerbiſſen. Man findet fie von 
1-2 3 Fuß lang, und bi zu 10 — m — 15 
Pfund ſchwer. Ihre Farbe ift ein fehmusiges Braun; 
die jüngern find gemeiniglich bläffer. Den gezaͤhnten 
Kamm unter dem Halſe (gula pendula, antice dentata), 
Habe ich an den hiefigen nicht bemerft; und es ſcheint 
mir faft, daß die bahamifchen Guanas, bey genauerer 
Mergleihung, eine Abart von denen ſeyen, Die im uͤbri⸗ 
gen Weftindien und in Gübamerifa vorkommen , mit 
welchen fie übrigens einerley Lebensart und Eigene 
{haften baten. Die größte Menge von ihnen findet 
ſich dermalen noch) auf Andros Enland, umd einigen 
andern Infeln; auf Providence find fie bereits felten 
geworden. Die Neger geben ſich mit ihren Fang aby 
und verkaufen fie für ı — 15 — 2 Dit, das Pfund. 
Sie bedienen fich zu diefer Jagd eigends abgerichteter 
Hunde, Die Guana kommt aus ihren Schlupfmwinfeln, 

um 


h Providence. 461 
um auf Felſen und am Strande ſich an der Sonne zu 
waͤrmen; wo ſie von den Hunden aufgeſucht werben, 
Sie fluͤchten mit groſſer Geſchwindigkeit, und ſuchen 
ſich in Felſenloͤcher, oder Hole Bäume, . Jam verbergen. 
Der Hund verfolgt fie, und, ſtehet bellend ſo lange vor 
ihrem Aufenthalte, bis fein Herr ihm nachkommt, und 
Anftalt macht, fie entweder mit Gemalt bey dem 
Schwanze herauszuziehen, ober. auszugraben. Man 
ſagt, daß ſie unter dieſen Umſtaͤnden, ihre ganze ſonſt 
ſchlapp über den Koͤrper haͤngende Haut aufblafen kon⸗ 
nen, um ſich in ihren Loͤchern deſto feſter zu halten, 
und das Herausziehen zu verhindern. Gewiß iſt 
es, daß wenn man eine Guana zornig macht, bie 
Haut unter dem Hals ſtark anſchwelle. Sie Finnen 
aber auch auſſerdem mit. ihren furzen, aber ſtarken 
Fuͤſſen und Klauen, ſich uͤberall genugſam anklammern. 
Wenn der Neger das Thier aus ſeinem Loche heraus 
hat, fo druͤckt er ihm mit einem frummen hoͤlzernen 
Stocke den mit, ‚vielen. ſcharfen und fpizen Zaͤhnen be⸗ 
wafneten Rachen an die Erde, und ſogleich nehet er 
ihm mit einer ſtarken Nadel und Faden den Kochen gt 
indem er ihm dieſelbe durch die Naſenloͤcher hinein, und 





“N neben dem Unterkiefer wieder heransfticht, und dieſes 


einigemal wiederholet,. dann bindet er — bie Vor⸗ 
der» und Hinterfuͤſſe ebenfalls ſehr fefle, Ihre Zähne 
find 


462 Providence. 





ſind zwar nicht groß, aber ſehr ſcharf; wenn ſie, wie 
es zuweilen geſchiehet, die Hand eines Menſchen er» 
ſchnappen, fo halten fie fo feite, dag Haut und Fleiſch 
mit einander losgehen. In diefem gebundenen Zuftande 
leben fie viele Wochen lang ohne Nahrung. Sie hr 
ben ein ſehr zähes Leben, wie mehrere Thiere diefer 
Klaffe. Eine Guana, melde ich ausflopfen mollte, 
gab noch Zeichen der Empfindung von fih, nachdem 
ihr ſchon alle Eingeweide ausgenommen waren, und fie 
fih völlig verblutet hatte, Sie Flettern auf die hoͤch⸗ 
fien Bäume, und nähren fich vorzüglich von Früchten; 
befonders follen fie die Frucht des Sapadillı Bang 
lieben; auch find fie fertige Schwimmer, Ihr Fleiſch 
iſt nicht unfchmackhaft, und fehr weiß; es hat Aehn⸗ 
Jichfeit mit Fiſch⸗ und Hünerfleifch. 


Der biefige Lobfler oder Hummer (Cancer Homa- 
us L.) unterfcheidet fich vom nordamerikanifchen Lobſter 
auf den erfien Anblick ſchon durch feine fehe langen, 
dicken und rauhen Fuͤhlhoͤrner, welche er anftatt der 
Scheren hat, und ferner noch durch feine Farbe. Er 
wird beynahe eben fo groß, als jener, und hat ein 
weiſſes, hartes, aber doch angenehmes Fleiſch. Sie 
Halten ſich gerne auf fellichten Boden auf, und in dem 
fehr Hasen Waſſer fan man fie in beträchtlicher Tiefe 

berum 


Providence. 463 


* 








mug 


herum kriechen eben; ihr Gang iſt vormärtd. Cie 


werden mit langen, am Ende mit einer eifernen Spige 


bewaffneten Stöden unter dem Waffer geftoffen , und 
fo gefangen. Bon einigen Einwohnern werden auch die 


Land» Krabben , die blaue Krabbe (blue Crabbs), und 


die fogenannten Soldaten (Soldiers), nebſt mehr andern 
Krebsarten genoffen. Die Land» Krabbe (Cancer ruri- 
cola L.) ſchien mir ein fehr wiberliches Gericht zu 


feyn. Sie halten fich in tiefen Löchern auf, welche fie | 


fih im Sande und in den Gebüfchen in der Nähe des 
Strandes graben. Dft find ſolche einige Hundert Schritte 
vom Waſſer ad. Am Tage halten fie fi) verborgen, 
des Abends aber verlaffen fie ihre Hoͤlen und ſuchen 
ihre Nabrung. | Ihr Körper iſt gemeiniglih 3 
Zoll ins Gevierdte. Wie fie ihre tiefen Löcher graben, 
it zu bewundern; ihre Scheren fiheinen nicht dazu 
gebaut zu ſeyn. Wo fie ımter einen Garten, oder at 
deres bepflanztes Land kommen, verurfachen fie groffen 
Schaden, indem fie die Wurzeln der Gemächfe abna⸗ 
gen. Eine ihrer Scheren, bald die rechte, bald die 
linfe, iſt immer gröffer, als die andere; und dieſe Hals 
ten fie in "einer drohenden und vertheidigenden Stellung 
vor fih bin; was fie damit packen, pflegen fie wiche 
leicht los w laſſen; * ſelber tragen aber auch kein 

Beden⸗ 


Bedenken, ihre 


464 Providence. 





Scheren fahren zu laſſen, wenn ſie 
dabey feſt gehalten werden. 


Die Soldaten (Soldiers, Cancer Diogenes L.), 


find kleine fchlaufe Krebſe, welche in Teimmern von 


Schneckenſchalen wohnen, und dieſe ihre Wohnung 
uͤberall mit ſich herum ſchleppen. Wenn ſie ihre Woh⸗ 
nung uͤberwachſen, fo ſuchen fie ſich eine neue geraͤumi⸗ 
gere. Um deswillen halten fie fih in der Nähe des 
Seeftrandes auf, obgleich fie uͤbrigens auf dem Trock⸗ 
nen, zwifchen Felsloͤchern und unter Steinhaufen, le 
ben... Eine andere, von diefer ganz verfchiedene Art 
fleiner Krebſe, wohnt ebenfalg in Schnedenhäufern, 
aber hält fich im Waſſer auf. Don benden find bie 
Hintertheile, oder Schwänze, mit feiner harten Schafe 
bedeckt, fondern weich und biegfam, damit fie folche 
befto bequemer in die Kruͤmmungen des Schneckenge⸗ 
häufes bringen, und diefes feft halten, und nach ſich 
ziehen mögen. Die eine ihrer Scheren, welche groͤſ⸗ 
fee iſt, ald die andere, lieget vor der Oeffnung des 
Gehaͤuſes zur Vertheidigung bereit. 

. Die Fidlerd und Land » Turtles (Cancer vocans L.), 
find andere ganz fleine Krabben, die fi) im Sande 
an den Küften aufhalten. Ueberhaupt giebt es viele 

| verſchie⸗ 


Providence. 54 5 





verfchiedene Arten von Krebfen und Krabben: in ben 
biefigen Gemäffern, wovon mehrere zur Speife ge 
braucht werden. 


F Auch einige Gattungen von Echinis (Sea-eggs)y . 
verfchiedene Gattungen von gröfferen Schnecken (Conchs 


und Welks, Strombus Gigas und Turbo margaritaceus 
L.), werden von den weniger zärtlihen Einwohnern 
genoffen; eine Art Kaͤfermuſcheln (Chiton fquamofus ? 
L.), die überall auf den Felfen am Meere feft fizen, 
fiechen die Fifcher und Neger aug ihren Schalen, und 
efien fie roh wie Auſtern. 


Die vorzüglichften Nahrungsmittel des gröffern 
und armern Theils diefer Inſulaner find nun entweder 
Fiſche oder Amphibien, ober Schaalthiere, und folglich 
beynahe durchgehends von einer fchleimicht ⸗ zaͤhen Bes 
ſchaffenheit. Nebenher genieſſen ſie viel eingeſalzenes 
Fleiſch, welches ihnen von Europa und Amerika zuge⸗ 


fuͤhret wird. Die hieſigen Praktiker erklären auch bie 


gewoͤhnlichſten Krankheiten, die ſich auf Verſtopfungen 
der Eingeweide und Cacochymie gruͤnden, von dieſer 
Nahrungsart der Einwohner. In verſchiedenen engli⸗ 


ſchen mediciniſchen Schriftſtellern, wird eine Arthritis 
bahamenfis aufgefuͤhret; ich konnte aber während mei⸗ 


Schoͤpfs N. 11T. Gg nes 


A 
Er 


TIER 
Dr A SR 
, Be 


= R Providence. 





ger Ve; * ———— — hat man 


die Bemerkung gemacht, daß gallichte Krankheiten feit 
7— 8 Jahren gewöhnlicher und befchwerlicher find, 
als ehemals, ungeachtet man auf denfelben Fuß leder, 
als vorhin, ausgenommen daß während des amerifanis 
fchen Krieges die Zufuhr von friſchen Nahrungsmits 
teln, von Schlachte und Federvieh nenlic-, entbehrer 
twerden mußte. 


In den bahamifchen Inſeln wird nach Stuͤcken 
von Achten (Pieces of eight) gerechnet, welches eine 
eingebildete Münze iſt, und act fogenannte Bits gilt. 
Die Bits find theils eine alte fpanifche runde Muͤnz⸗ 


forte, theild auch nur Fleine Lichte unfoͤrmliche, mit 


TE einem 








CH) Die Erklärung darüber wußte mir wenigſtens nie⸗ 
mand auf dem Eylande zn geben. Sie ift aber in den Lond⸗ 
ner philoſ. Abhandl. von 1675 anzutreffen, welche eine 
Rachricht von giftigen Fifchen giebt, welche in den babaz 
miſchen Sewäffern fich befinden, und welche nach ihren Ges 
nuß überaus heitige Schmerzen, befonders. in 
dew Gelenken verurfachen, die einige Tage anhalten, 
zulezt aber mit einem Jucken vergeben. 








8 & Sterling. — und N 101 Bi | 
Währung. Diefe fpaniichen ober merifanifchen Thaler 
find die Perzi d’otto ber Spanier. Jene in den bahas 

nifchen Inſeln gangbare Bits haben gemeiniglich nicht 

den wahren Werth, wofür fie curfiren. Da ihrer 

aber eine fehr groffe Menge unter den Einwohnern ver 

breitet find, fo hat man bisher unterlaſſen, einen an⸗ 

dern Currentfuß einzufuͤhren weil jedermann viel da⸗ 

bey zu verlieren haͤtte. Man ſchaͤzet, daß gegen 2500 

Pfund san Gewicht, von ſolchen doppelten, einfachen 

und halben Bit» Städen, in diefen Inſeln im Ums 

lauf find. | 


Die gegenmärtigen Preiffe ver gewoͤhnlichſten, von 
bier augzuführenden Waaren, waren folgende: 


rc 

Cascarill/ Rinde — 100 Pf. — 3&t. 9. 8. oder 10Ch. 6d. Sterl. 
Canella alba die dio — u nn 
Gummi Guaiacum — — 5 Pfund Stes. 
Getrocknete Squille — — 3 Mund Sterl. 


Bejahlt aber noch .z des Werths Ansfuhrzoll. 
Ambra grifea. — Davon Foet die Unze, nach Beſchaſſenheit, 
- einen halben oder ganzen fpanifchen Thaler. Eben fo 
sieh wird aber auch Fo dafür betahlet; Eoflek alfo bie 
93 Unze, 





« 






468 Providence. 












me, dem der fie ansführet, — bis Bari N 
Thaler. SER 

Baumwolle, das eYfund, 2 Bits; oder 150 Bf. 5 Pfund Start. ar 

Lignum Vitae, die Tonne, — - ungefähr 8 fpan. Thaler. ü 


Brafiletto, dito — nr "25 ‚dito, " 
Eampefchehols,, — — um 
Mahagony, in Brettern, 100 Fuß — 8 dito. 


die Bretter muͤſſen aber ungefähr - 
einen Fuß breit, und 3 —4 Zoll 


tie fon. — _ 
Mahagony und Madeira, in Klösen, 
die Tonne, — — ——— 


Ananas, das Duzend, ı Stuͤck von Achten, 1 — 


Limes, das Tauſend, mach der Jahrszeit, 172 — 


Orangen, das Hundert, — 1 — 
Schildkroͤten, das Pfund, ungefähr ı Bit, oder s Pence Sterl. 
Schildfsötenfchalen — das Pd — 10512 Bite. 
Eoffee, hiefiges Gewaͤchs, das Pfund, 2 Bit. 
Eeder s Pfoten, das Stück, ı2 Fuß lang, r 


und 3 Zoll ins Genierte. 3:4 Bits. 


Die graue Ambra wird nur zufälig an den Ufern 
und zmwifchen den Selfen gefunden. Ihren Urfprung 
bat Here Schmediauer in den philof. Trangactioflen 
mit groſſer Wahrfcheinlichkeit entwickelt , und gezeigt, 
daß eg ein Auswurf einer oder der andern Art Wall« 

fiſche 


sn u ¶ Prooldenet 169. 





fe fa "Eine Frau fand noch ganz Hs ein ſehr 


a groſſes Stuͤck, welches die Wellen ihr in die Haͤnde 
ſpielten, als fie am Ufer des Meers beſchaͤftiget war; 


ſie kannte die Waare nicht, und weil es nach ihrer 
Empfindung ſo garſtig ſtank, warf fie es weg. Es 
war vor einigen Jahren ein Mann hier, der eine groſſe 
Menge grauen Amber, aus Wachs, Salz und Pfeffer, 
und andern Dingen, nachkuͤnſtelte; und einen Theil da⸗ 
von fuͤr etliche 100 Pfund Sterling verkaufte; der Be⸗ 
trug wurde aber noch zu rechter Zeit entdeckt. 


An den Ufern ſiehet man zuweilen einzelne Stuͤcke 


von wahrem Bimsſtein liegen. Vermuthlich kommen 
ſolche von einigen der mit Vulkanen verſehenen weſtin⸗ 


diſchen Eylande. 


Auf einer der mittaͤglichen bahamiſchen Inſeln 
findet ſich an den felſichten Ufern ein groffer Vorrath 
von erhärtetem Erdpeh. Man hat fich deſſen allhier, 
währendes Krieges, verſchiedentlich bebienet, die Schiffe, 
wie gewoͤhnlich, damit zu beſchlagen, und fand es 
zu dieſem Endzwecke ſehr bequem; auch glaubte man be⸗ 
merkt zu haben, daß es die Schiffe reiner von Wuͤr⸗ 
mern bielte, als das gemeine Pech. Da man lezteres 
aber jezo wieder wohlfeil genug aus Nordamerika er⸗ 

693 hält, 


470 ge N 9. 


er N N v FR 


hält, fo wird nicht — an jenes gedacht. Aehnlis 








des Erdpech kommt auch in —— weſtindiſchen Ey⸗ $ 


landen oft in meicherer Befchaffenheit, oder noch) sähe 

und biegſam vor, und iſt unter dem Namen —“ 
“ 

Zar befannt, 


Die Böden der Schiffe werden in den weſtindi⸗ 
fchen Gewaͤſſern bald unrein, indem allerley Muſcheln, 
Schnecken, und anderes Gewuͤrme, ſich ſowohl aͤuſſer⸗ 
lich anſezen, und das geſchwindere Durchſchneiden des 
Schiffskiels durch das Waſſer verhindern, als auch 
verſchiedene Gattungen Wuͤrmer die Planken felber 
durchbohren, und ſchadhaft machen. Ein Schiff, wel 
ches 6 Monat im Hafen von Havanah gelegen hatte, 
brachte eine Rinde von etlichen Zollen dick mit, aus 
allerley Gewuͤrmen beſtehend, welches ſich um den 


ganzen Boden deſſelben angeſezt hatte. Es waren 


darunter kleine Auſtern, und die ſogenannte Mangrove⸗ 
Auſter; Lepades; Actiniae; Aſcidiae; Nereides &c. 
Dieſes zu verhindern, bedienten ſich vormals die baha⸗ 
miſchen Buccaneers, einer beſondern Gattung von 
Ameiſenhaufen, welche ſich in den hieſigen Waͤldern 
antreffen laſſen; und vermiſchten die Aſche von 40 — 50, 
oder mehr dieſer verbrannten Haufen, mit dem Pech 
und Ther, womit der Schiffsboden aͤuſſerlich über 

ſtrichen 


E * * — * 


— NR N, Bi 
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Brote 2 471 


y. J 
13 


Karen 


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ſtrichen wurde Da man ve saeumärtg w unterläßt, 


fo vermuthe ich, daß die Erfahrung der Erwartung in 
der Beſchͤzung gegen den Wurm nicht entſprochen has 
be. Diefe Ameifenhaufen find von koniſcher Geftalt, 
und ziemlicher Gröffe; ih habe welche bis zu vier und 
einen halben Fuß hoch, und über zwey Fuß im Durch» 
meffer gefehen. Sie beftehen aug einer braunen leicht 
zerbrechlichen erdigten, oder — Subfan;, 
Die AR find weiß. ! 


Ein Verfüch, in einem eigends gemietheten Boote 
die oͤſtlichen Eylande, und vorzuͤglich Rxuma zu beſu⸗ 
chen, wurde durch unguͤnſtige Winde vereitelt. 

Ein andermal beſuchte ich Roſe-Island; wohin 
wir vier Stunden, von Providence aus, unterweges 
waren. Auf dem Wege dahin faͤhret man viele ſoge⸗ 
nannte Keys, oder einzelne trockne und unfruchtbare 

Felſen, vorbey. Ihr pittoreskes Anſehen , und dag 
tobende Geraͤuſch der unaufhoͤrlich gegen fie anprel— 
lenden und hoch aufſpruͤzenden und ſchaͤumenden Wellen, 
gewaͤhren ein praͤchtiges und ſeltenes Schauſpiel. 
Dieſe Keys ſind beynahe alle mit ſteilen und ſcharfen 
Felſenraͤndern umgeben, ſo daß man an den wenigſten 
nur, und da nicht ohne Mühe und Gefahr, landen 

69 4 koͤnn⸗ 





ef 


ua 3 3 x 


472 . Rofes Eyfand. 


— 








koͤnnte. Kurz vor dem Untergange ber Sonne kamen wir 
vor Rofe» Eyland in einer engen felfichten Bucht an, wo 
man eine ſteile Wand hinanzuflimmen hatte. Dieſes 
Eyland iſt ſehr Hein. Ein Fifcher wohnte zwiſchen 
| Seifen in einer Hütte von Walmelto, Blättern, und 
macht: mit feiner Familie die ganze Befazung des Eylan⸗ 
des aus. Eine wahre Einfiedley im Dcean; er hat feine 
andere Nachbarn, als hie und da zerſtreute, ſhwarze 
traurig aus der See hervorragende Felskuppen. Das 
Eyland ift ganz mit Geſtraͤuch überwachen, und bat 
in der Mitte einen Brunnen von ſuͤſſem Waffer, ohne 
welchen es unmsglich ſeyn würde hier zu wohnen. Bey 
einbrechender Nacht vertraten Späne vom Torch⸗ 
wood (Amyris fylvatica L.), die Stelle der Lichter. 
Es ift dieſes Torch» wood (Lichthol;) ein fchlanfer Baum, 
befien Holz fehe Harzicht, fett und ſchwer iſt; feine 
Hlätter find eyfoͤrmig, zugefpist, immer 3 und 3 
beyfammen, und haben einen. fcharfen Pier 
Geſchmack. 


Die Frau und Kinder des Fiſchers waren beſchaͤf⸗ 
tiget, in einem groſſen eiſernen Keſſel die Fruͤchte eines 
Baumes, die fie Majlick-tree (Ximenia inermis 1.) 
nennen, zu fochen. Es waͤchſet diefee Baum auch haͤu⸗ 
fig auf den übrigen Inſeln zu einer groffen Stärfe. 

Die 


* 
er 


Rofes Eyfand. ' 473 





Die —— — —— haben 
die Geſtalt und Groͤſſe einer groſſen Olive, find aͤuſ⸗ 
ſerlich glatt und gelblichtgruͤn, und enthalten einen har, 
ten glatten eyfoͤrmigen Kern. Ihr Geſchmack iſt ſchlei⸗ 
micht und etwas zaͤhe; der Genuß der rohen Fruͤchte 
iſt weder angenehm, noch ſoll er der Geſundheit zur 
teäglich feyn. Gekocht aber werden fie theild als 
Speife genoffen , theils auch mit Zucker eingemacht. 
Zu lezterer Abficht wurden fie von diefer Familie ge, 
ſammlet, vorbereitet, und nach ber Stadt, das Quart 
‚zu anderthalb Bit, verkauft. ® 8 Die Mühe des Saum» 
lens zu erleichtern, wurden immer die ganzen Bäume 
niebergehauen. Das Holz der Maftirbäume dient vors 
züglich zu Palifaden und Pfählen, weil es auſſerordent⸗ 
lich) lang dauert; es ift fo bart und fchwer, daß man 
es faft nur, fo lange es noch grün ift, bearbeiten fan. — 
Sie 

+ Bir fihliefen des Rache auf ber ⸗ auf einer 

von Palmblaͤttern geflochtenen Decke. Die ganze Huͤtte 
war mit Palmblaͤttern, Dach und Wände, gededr:; 
und das von dem geringften Winde unter diefen dürs 
sen Blättern erregte Geraͤuſch ahmt vollfommen das 
Geräufh eines fallenden Regens nah, und fehrecket 
Ungewöhnte mit der Furcht, naß zu werden, aus dem 
Schlaf. Aber die Blätter werden auf eine fo Fünftliche 
9.5 Art 


474 Hofes Eyland. N 
F Art in einander geflochten, daß, wenn es mit dem ges 
börigen Zieiffe gefcheben, fie auch den flärkften Regen 
abhalten. So baten fih die ärmern Einwohner diefer 
Eylande ohne, Unfoften und mit geringer Mühe ihre 
Wohnungen felbft, welche unter diefem warmen Hims 
mel eben nicht fehr dichte zu feyn brauchen. Da fie 
nicht aͤnglich für Wintervorrath zu forgen haben, its 
dem Erbe und Meer dag ganze Fahr hindurch ein oder 
andere Nahrungsmittel liefern, und das Klima wenige 
- Kleibung erfobert, fo fofter es nicht viel, die nöthigften 
Bedürfuiffe des Lebens zu befriedigen, und fie Ichen fo 
einfach und mäffig, ald ber vornehmere Theil üppig 
und praffend iſt. Ihre Armurh hindert fie nicht, herz 
lich vergnügt zu feyn. Die fogenannten Pflanzer arbeis 
ten vieleicht, alled zufammen gerechnet, nicht über 
zwey, hoͤchſtens drey Monat, im Jahr. Sie hauen 
etwas Holz, fangen Fifche, verfaufen was fie erzie⸗ 
fen — und vertrinfen ihren Erwerb, und vertanzen 
ihre Zeit, denn auch dag heiffeſte Wetter hält fie nicht 
vn dieſer Ergszlichfeit zuruͤck. Sie find freundlich, 
höflich, und nach ihren Umftänden gaſtfrey — aber 
von anſtrengender Arbeit wilfen fie nichts, und mögen das 
von nichts wilfen. Wenn ed demnach wahr ift, daß je härs 
ger und muͤhſamer die Lebensart eines Landes ift, deſto 
geringer die Bevdlferungs » Zunahme fey , fo müffen der 
ent⸗ 








Roſe ⸗Eyland. 4 75 











entgegengefesten guͤnſtigen Umſtaͤnde wegen, die baha⸗ 
miſchen Eylande bald und ſtark an ren Du 
nehmen. 


Auch die hieſigen Neger nehmen Theil an der all 
gemeinen Behaglichkeit. Sie find durchgehende von eis 
nem beffern und Zufriedenheit athmenden Anblick; find 
ſtark, gut gemäßer, und betragen ſich anftändig: Diele 
von ihnen find Freye, und nähren fich ruhig und ges 
maͤchlich von allerley Geweben, oder wenn fie Leibeie 
gene find, bezahlen fie eine wöchentliche erträgliche Abe 
gabe, und genieffen der Früchte ihrer übrigen Arbeit 
ohne Störung. Einige von ihnen befiien Häufer und 
Plantagen, und andern wird fogar das Kommando Fleis 
ner Fahrzeuge anvertraut. Die Leibeigenen erfahren 
bier nie die unmenjchlichen und graufanen Begegnuns 
sen, die ihren unglüdlichern Brüdern auf den benachbars 
ten Zuckerinfeln, oder in den Reißplantagen des feften 
Landes, fo viele Seufzer abbringen. 


Auf dem Ruͤckweg von Roſe⸗Island befahen wir 
noch einige andere Eleine Eyländer, und fanden fie alle 
aus der fihon mehrmals erwähnten Felsart beſtehen. 
Hin und wieder lagen groffe und zertrümmerte Felſen⸗ 
platten, noch Schichten» und Blätterweife auf einans 

der; 


476 Hog + Aland. $ 
der; anderwärts aber in groffer Zerrütfung durch eins 
ander. An mehr als einem Orte aber lieffen ſich 
Korallen, Madreporen, und ähnliche Körper, in ber 
Subſtaͤnz der Telfen wahrnehmen Auf Hog + Seland 
fahen wir, als eine groffe Seltenheit , einige Stellen, 
vom Umfange eines oder etlicher Morgen Landes, wel⸗ 
die ganz frey von Felfen waren, und gutes ſchwarzes 
Erdreich enthielten. Obgleich ähnliche, aber Kleinere 
folhe Flecke, fih noch bie und da finden Faffen, ſo 
läßt ſich doch kein Gebrauch davon machen, weil 
fie überall die miedrigfte Lage, und keinen Abflug 
für. das Kegenwafler haben, noch haben koͤnnen, 
welches fih darinnen fanımler. Auſſerdem würden fie 
von unendlichen: Werthe ſeyn. Diefe Flecke auf Hog« 
Eyland find noch uͤberdies megen der Land» Krabben 
unbrauchbar , welche die Wurzein von allen, was man 
Merfuchsweife dahin pflanzet, abfreſſen. 





NEE ic 


Salz wird auf.einigen der Eleinen Auffen« Eylanbe, 
duch Abduͤnſtung des Meerwaſſers an der Sonne, in 
flachen Gruben bereitet. Warum vdiefes nicht häufiger 
gefchiehet, it eine. Frage. Der größte Theil von 
Nordamerika verfieher fih mit Salz von Türks, und 
andern kleinen weftindifchen Eyländern. Cine Sage 
trägt fich herum, daß es niemalen auf jene zum Ans 

fchiefe 


Providence. 477: 


% 
* 








ſchieſſen des Salzes vorgerichtete Gruben regne — 
einige gehen in der wunderlichen Behauptung ſogar ſo 
weit, daß fie vorgeben, eine Regenwolke theile ſich, 
wenn fie über Salzgruben zu fiehen Fomme. 


Die Winde dieſes Erdfiriches wehen vom März 
bis zum September, meiſt beftändig aus Offen, und 
werden dann von den nemlichen- lirfachen, wie ber 
Handelswind (Trade wind), zwifchen den Wende 
zirfeln, im allgemeinen beflimmt, nur daß die Nähe 
des Eontinents Gelegenheit giebt, daß zuweilen ein 
kurzer Weſtwind jenen unterbriöt. Es fallen denn 
auch leichte Suͤdwinde mit abwechſelnden Windſtillen 
ein, während welchen die flärkfite Dize empfunden wir. 
Die Wintermonate hindurch wehen die Winde abwech 
felnd von allen Gegenden. Die Regenzeit fallt im 
May, Junius und Julius ein. Am Ende diefeg Aprilg, 
md im May, liefien für langer Duͤrre alle Bäume 
ihre Blätter mwelf und trocden hängen. Naͤchtliche 
Thaue ereignen fich felten. Die bahamifchen Eylande 
find nicht, wie oft behauptet wird, auffer dem Gebiete 
der Drfane; erſt vor drey Sahren waren fie ber 
Muth von einem ausgefest, ber an Schiffen und Ge« 
bäuden vielen Schaden anrichtete. Der hoͤchſte beob- 
achtete Standpunft des Thermometers if, nach den Be⸗ 

mer⸗ 


8 Providence. 








merkungen eines Herrn Roſe, 93 — 96 Fahr. und der 
niedtigſte 45. Im Durchſchnitt iſt das hieſige ein 
wuͤnſchenswerthes Klima; man hat nur etwa 2 — 3 
heifie Donate, und für das übrige Jahr einen immer, 
mwährenden Srühling, mit heiterer und gemäffigter Luft. 
Viele Kranke und Schwädliche nehmen daher mit gu⸗ 
tem Erfolg ihre Zuflucht hieher. | 


Aligators halten ſich im groffer Menge zwiſchen 
tiefen Enlanden auf; an Gröffe follen fie aber denen 
am Continent nachſtehen. 


Verſchiedene andere, um Theil von Catesby ge 
mahlte Eyderen, find überall häufig anzutreffen. Die 
ſchoͤnſte darımter ift die mit dem himmelblauen Schwan⸗ 
ge. (Lacerta ſtriata L.) Sie find äufferft behend und 
ſchwer zu erhaſchen; ihr Schwanz iſt zerbrechlih wie 
Glas: wern man auch ſchnell genug ift, fie dabey zu 
ergreifen, fo behält man ihm allein in der Hand. — 
Eine andere kleine Eydere war auf einem Cactus fizend 
gen, murde, nachdem fie gefangen umd in eine Schach⸗ 
tel gethan mar, braun, und nach ihren Tod wieder 
grün. — Wieder eine andere, mit einem am Halſe lang 
und flach Herabhängenden und ſchoͤn fpiegelnden Kopfe, 
mar erſt braun, und wurde, indem lie farb, weißlicht 

und 


Providence. | 479 








r m Te Ser [ 
und nachher grau. — Auf Rofe» Eyland hält ſich eine 
Eydexe, von etwa 6 Zoll Länge, auf; die Einwohner 
nennen fie Buans » Kizzard; fie. if von einer grau⸗ 
bräunlichten Farbe, hält fih am Tage am Strande 
des Meeres auf, gehet aber nicht ins Waffer, den 
Schwanz tragen fie, wenn fie laufen, in die Höhe 
gerichtet. 


An ſeichten und felnchten Stellen der Ufer finden 


ſich ſchwarze und weiſſe Seei— sel (E chinus), verfchiedene 1 


Seefterne (Afterias) ; Sprüjlinge (Terhys) ; und weyer⸗ 
ley Arten von Fluͤgelwuͤrmern (Clio), die eine mit 
ſchwarzen Tigerflecken, die andere ohne Flecken; beyde 
laſſen, wenn man nach ihnen greift, einen dunfeln 
purpurrothen Saft fahren. Unter den mancherley Dual 
Ien (Medufa) kam auch eine grüne, und verfchiebene 
tofenfarbichte vor. 


s Es waren hier leider weder Gläfer,, ncch andere 
ſchickliche Gefälle aufzutreiben, um ſolche Kreaturen 
zu genauerer Unterſuchung aufzubewahren; eben ſo we⸗ 
nig, als man damals in Providence Papier, um Pilan- 


zen einzulegen, haben Fonnte. 
* 


Unter den Inſekten ſind die Chiggers (Pulex pe- 
netrans L.), feine geringe Plage der hieſigen Einwoh · 
ner. 


— 


480 Providence. 








ner. Sie ſind nicht auf die bahamiſchen Inſeln einge» 9 
ſchraͤnkt, ſondern über alle weſtindiſchen Eylande, und 
auch die waͤrmern Gegenden von Nordamerika, bis 
Karolina, und ſelbſt Virginien, verbreitet. Dieſes ber 
ſchwerliche Thierchen haͤlt ſich im Sande, und auf den 
Fuͤhßboͤden der Wohnungen auf. Es iſt ſchwer, ſein 
Eindringen in die Haut zu vermeiden. Am gewoͤhnlich · 
ſten ſezet es ſich an die Fußſohlen, und andere Theile 
der untern Gliedmaſſen, es verſchonet aber auch ch 
dere Theile des Körpers nicht. Des anfänglichen Eine 
gangs wird man faum gewahr, nach kurzer Zeit ver- 
raͤth fich aber der befchmwerliche Gaft durch ein hoͤchſt 
unangenehme Suchen, und an der Stelle, wo ber 
Chigger lieget, entſtehet eine kleine mit der Haut: gleich 
färbige, anfangs kaum bemerfbare Erhabenheit, in des 
ren Mitte ein kleines braunes Pünktchen ven Siz des 
Thiers bezeichnet. Hat er ſich einmal ganz unter die 
Haut eingegraben, fo fängt er alsbald an, feine Eyer 
zu legen, welche in einem befondern weiſſen Balg eins 
gefchloffen find; mit, der Hälfte des Hinterleibes trift 
man dann den Chigger in dieſem Eyerſacke an, und 
nur mit dem Kopfe, Ruͤſſel und einigen Vorderfuͤſſen 
aus dem Sacke hervorragend, aber boch ganz von der 
Haut bedecket. Ein ſolcher Eyerſack kan theils durch 
die Menge der darinn nach und nad) gelegten Ever, 
theils 


Providenee. 481 
a ne 

theild durch das Wahsthum der in den Eyern enthal- 

tenen Brut, bie zue Gröffe einer Erbfe anfchmwellen, 

und heftigen Schmerz ertegen. Wird num durch 

Sorglofigkeit, Faulheit, und Mangel an Pflege feiner 

ſelbſt, diefer Eyerſack nicht in Zeiten herausgeſchaft, 

ſo zeitigen die jungen Chiggers, kriechen aus, freſſen | 
ſich unter dee Haut weiter fort, fegen neue Neſter an, 
— und durchwuͤhlln den ganzen Fuß. In einem ſo heiſſen 
Klima ; und in Körpern von unreinen Saͤften, wird 
dadurch vielfältig Gelegenheit zu boͤſen Geſchwuͤren, zu 
heftigen Entzündungen, und nicht felten zum Brand 
gegeben , fo daß das Abnehmen des Gliedes zumeilen 
nothwendig wurde, Man hat fein bewaͤhrtes Mittel 
fih) gegen die Chiggers zu bewahren; Leute, welche viel 
baarfuß geben, geben ihnen zwar mehr Blöffe, aber eg 
fügen auch weder Strümpfe noch Schuhe. Einige 
Perfonen find gang frey von biefer Plage, weil viel 
leicht die Chiggers auch nach ihrem Geſchmack wählen. 
SE man einmal mit ihnen geplaget, oder hat man es 
nur zu beforgen, fo muß man täglich die Fußſohlen, 
wohin fie fich am erſten und liebſten fegen, befichtigen 
laſſen. Die Negerinnen haben hierin eine eigene Fer⸗ 
tigkeit ; mit einer Nadel, oder einem ſcharf geſpizten Meffer, 
graben fie das Inſekt entweder, oder wenn es fihon 
einen Sack gebildet hat, auch viefen, forgfältig heraus. 
Schoͤpfs R. 1. Th. Hh Man 


nt — — — — —— — — 





a8: Providence. 











Man muß Sorge tragen, den ganzen Sad, und zwar ſo 
viel moͤglich unzerbrochen, heraus zu ſchaͤlen; denn zuruͤck⸗ 
bleibende Eyer unterhalten Schmerz und Entzündung, 
und man bat auch zu beforgen, daß die etwa ſchon 
reifen Eyer vollends möchten ausgebrütet werden. Ges 
meiniglich flreuet man ein wenig Schnupftoback in die. 
leere Wunde. Ein Europäer hatte fich einft vorgenoms 
men, dieſe abendländifche Plage als ein®Seltenheit in 
feinen Züffen lebendig mit nach feinem Vaterlande hine 
über zu bringen; aber der immermährende Schmerz 
auf der Reife nöthigte den wunderlichen Sammler, fich 
feiner Seltenheiten zu entladen. Auf meiner Rück 
reife, nachdem wir fehon eine Woche zur See waren, 
bemerkte ich eine Fleine harte Geſchwulſt zwifchen dem 
Zeige und Mittelfinger der rechten Hand, ohne im 
geringften zu vermuthen, daß ein Chigger fich bier eine 
geniftelt Haben koͤnnte; das befländige Jucken und die 
beträchtliche zunehmende Gefchwulfi eriveckten diefe Bes 
forgniß erft viele Tage fpäter , und bey vorgenommener 
Unterfuchung wurde auch wirklich ein Chiggerneft mit 
dem darinn fisenden Floh, und wenigſtens 70 — 80 
Eyern, berausgeholet. 


Centepees und Ground⸗Spiders, vor denen man 
ſich ebenfalls fuͤrchtet, bekam ich nicht zu Geſicht. 
Eine 


Providence. 483 





Eine andere hiefige Plage find die Fleinen Ameifen, 
welche Millionentveife alles anfüllen, wo Eßwaaren, 
Zucker, und dergleichen, verwahrt wird. Im Gebifche 
endlich find die groffe Menge von allerlen Mücken 
und Sandfliegen beſchwerlich, * darinnen umher 
ſchwaͤrmen. 


Ser größte Theil hiefiger Gemwächfe, find immer 
daurende und immer grüne. Wenn daher auch biefe 
Gruppe von Eplanden an eigentlich urbarem und 
leicht zu ‚bearbeitendem Boden Mangel hat, fo gewaͤh⸗ 
ren fie nichts deſtoweniger einen angenehmen und froͤh⸗ 
lichen Wohnplaz. Die Hayne, mit vielerley Pfaden 
und Wegen durchſchnitten, bilden einen ſchoͤnen immer⸗ 
gruͤnen Garten, in welchem Bluͤthe und Fruͤchte un⸗ 
aufhoͤrlich abwechſeln. Die meiſten einheimiſchen Pflan⸗ 
zen bluͤhen zweymal im Jahr; vorzuͤglich waͤhrender und 
nach vorhergegangener Regenzeit, im Junius und Ju⸗ 
lius, und in den gemaͤſſigtern Herbfimonaten. Die 
Monate April und May, die Zeit meines Aufenthalts, 
find. unfruchtbare und duͤrre Monate, in welchen bie 
biefige Flora ihre Schönheiten und Seltenbeiten am 
ſparſamſten zeiget. 


Straͤuche und Bäume finden ſich hier in weit über» 
legenem  Berhältuiß zu den weichern und jährlichen ver 
— ..»b2 gäng- 


434 Providenee 











gänglichen Pflanzen, von welchen nur gar wenige vor⸗ 
fommen. Dabey find die Blätter der meiſten hiefigen 
Bäume und Geſtraͤuche von einem feftern und perga« 
mentartigen Bellandwefen, und ihe Holz dicht und 
ſchwer. Obgleich Gewächfe von: diefer Beſchaffenheit 
eine ſtarke Hize beffer zu ertragen gefchickt find, ſo 
waren doch dermalen, nach lange anhaltender Trockniß, 
die mit lorbeeraͤhnlichem feſtern ſowohl, als die mit 
ſchwaͤcherem Laube bekleideten Geſtraͤuche, meiſtens er⸗ 
ſchlaffet und haͤngend, wenn ſie nicht dann und wann ein 
naͤchtlicher Thau anfriſchte, und mit eralheuneh Nah⸗ 
* fuͤllte. 


Unter den theils urſpruͤnglich einheimiſchen, theils 
hieher verpflanzten Baumarten, ſind folgende noch, 
auſſer den ſchon vorhin erwaͤhnten, als merkwuͤrdige 
und gemeinnůzliche hier anzumerken. 


Der Papaw, oder Melonenbaum; Carica Papaya L. 
(Trew. Ehret. Tab, VII.) wird in Gärten "und um die 
Plantagen, feiner Früchte wegen, angezogen, melde, 
ehe fie ganz reif find, gefocht, ein nicht unangeneh⸗ 
mes Gericht geben. Man glaubt hier, dag wenn fie 
mit hartem sähem Fleifche sugefegt werben, biefed das 
dusch weicher und verdaulicher werde. Die Fleinen 

Saas 


Provldence. 4898 





Saamen haben einen feharfen gewürzhaften Geſchmack. 
Die Bäume werden nicht ſehr hoch, find fparfam bes 
laubt, und haben weiches fhmammichtes Holz. 


‚Die Guava, Pfidium pyriferum L. (Guiava Trew. 
ehret. 1.43.) und Pfidium pomiferum L. find ebenfalls 
hieher verpflanzt; auf Hifpaniola find fie einheimifch. 

Aus den Früchten werden Confituren gemacht, fo wie 
von der Mammee, Mammea americana L. * { 


Der Avogado⸗Baum, Laurus Perfea L. — Das 
von flehen auf einer verlaffenen Plantage, hinter der 
Stadt, einige groffe und anfehnlihe Bäume Die 
birnföemigen Früchte, welche im September reifen, find 
vom vortreflichften Geſchmack. 


Der Piſang⸗ oder Banınas - Baum ; Mufa paradi- 
fiaca L. ift häufig in allen Gärten anzutreffen. 


Der gemeine Feigenbaum, Ficus Carica L., trägt 
dreymal im Sahre reichlich und gute Früchte, und vers 
diente häufiger gezogen zu werden; denn bie Fruͤchte 
des einheimiſchen Feigenbaums, Ficus benghalenfis L 
ſind ch, trocken und ungenießbar. Der Granatbaum 
bringt gleichfalls wohlſchmeckende Früchte — Als bier 

253 ber 


436 Provldence. 





— 


her verpflanzte Fremdlinge finden ſich auch) der Pater 
nofterdaum Melia Azedarach L., der Seifenbaum Sa- 
pindus Saponäria L., Nerium Oleander ‘und Magnolia 





2 


grandillora L. Ferner der Silk -Cotton -tree (Bombax 
„pentandrum L.), deſſen Kapfeln eine fehr feine licht 
braune Wolle enthalten. Der Baum wird anfehnlich, 
groß und ſtark; die Aeſte degjenigen, welchen ich bier 
fahe, und der vielleicht der einzige auf dem Eylande 
ift, überfchatteten einen Umfreis von wenigſtens hun⸗ 
dert Schritten. Die Hura crepitans L. (Trew. ehret. 
1t.35.), vom Gebrauch ihrer Saamenfapfeln Sand- 
box genannt. Die reifen und trocknenden Kapfeln zer⸗ 
ſpringen mit einem lauten Knall; die unreifen werden 
ausgebohret und zu Streuſandbuͤchſen gebraucht, wozu 
ihre ſternfoͤrmigen Oefnungen ſie ſehr geſchickt machen. 
Die den Mandeln an Geſtalt und Geſchmack faſt gleich 
kommenden Saamen find draſtiſch. Der ſchoͤſe Wuchs 
des Baums macht ihn zur Anlegung ſchattichter Alleen 
* geſchickt und beliebt, und der Stamm liefert vortrefliche 
Bretter. Aeſchynomene grandiflora L. Chiken-peas, 
ein ſehr ſchnell und bosch) wachfender Baum, empfichlt 
fih wegen feiner groſſen vortrefiihen Blumen, und die 
Saamen find ein angenehmes Futter für Federvieh. 
Die Cashew oder Acajou, Anacardium occidenta- 
le L. ift auf verſchiedenen Plantagen anzutreffen. Die 
Cocos 


Providenee. 487 





Cocos· und Dattelpalme, ſind beyde hieher verpflanzt; 
beyde, fommen gut fort, und tragen viele Fruͤchte. 


Die biefigen Datteln find aber doch nur flein , und 
von berben Geſchmack. 


Bon den n einheimiſchen Palmen unterſcheiden die 
Einwohner vier verſchiedene Arten, und bezeichnen ſie, 


nach dem Gebrauch, welchen ſie davon machen, eh 


folgende Namen: 

Great - Thatch - und 

Brittle. Thatch -Palmetto — deren Blätter zum Bes 
decken der Hütten angewendet werden. 

Silver- Thatch; — wegen der unten mit filberfarbes 
nen Wolle befleideten Blätter. Die jüngern 
Blätter dienen vorzüglich zur Verfertigung von 
groben Stricken und Tauwerken für bie hiefigen 
Tifcher. Die Spize des Baumes wird segeifen, 
eben fo als die des 

Cabbage tree’s, oder der gemeinen Kohlpalme. Den 
weichen Strunk dieſer Palme freſſen die Schweine. 


J 


Ich habe von den erſtern weder Bluͤthe noch 
Fruͤchte geſehen. Vielleicht ſind es noch unbeſtimmte 
Arten. Sämmtlih wachſen fie gerne an den Ufern, 
und machen bie und da Fleine angenehme Waldungen; 


264 doch 


* 


483 Providence. 








mn 


doch gelangen die. biefigen Palmen zu feiner groffen 
Höhe; man findet fie mwenigftens nicht häufig über 
12 — 15 Fuß hoch. 


Zu den einheimiſchen genießbaren Fruͤchten gehoͤ⸗ 
ren: die verſchiedenen Arten des Flaſchenbaumes, An- 


nona glabra, paluftris, triloba und muricata L.; bie 


Jamaica oder Wild Cherries , Malpighia elabra und 
urens, welche angenehme fäugrliche, einer Kirſche nicht 
unaͤhnliche Beere liefern. Die Sapadille, Achras Sa- 
pota L. eine Fleine runde mildichte Frucht, welche, 
wenn fie recht überreif ift, von einigen für eine beſon⸗ 
dere Delifateffe gehalten, und zu Torten verwandt 
wird. Die Cocopflaumen, Chryfobalanus Icaco L. — 
Die Saffrong; Früchfe eines Strauchs, mit enförmis 
gen unten braunmollichten Blättern; fie gleichen an Ger 
ftalt den Kornelkirſchen, haben einen länglichten harten 
Kern, find purpurfarbicht oder blau, und von füßfchleis 
michtem Geſchmack. 


Die Pidgeon Plumbs (Cerafus latiore folio, fructu 
racemoſo purpureo majore. Catesb. T. 2. tab. 94.), dies 
nen den wilden Tauben, und die gelblichten trocknen 
Srüchte deg Hog-plumtrees (Spondias Mombin L.)d den 
Schweinen zur Nahrung. M 

Die 


Provldence. 489 


— N — — — 





Die giftige Manci elle, Hippomane Mancinella L. 
kommt auf Andros Eyland vor. Der Manglebaum, 
Rhizophora Mangle L. ſtehet überall an den Ufern. 


In den Gebuͤſchen und Waͤldern finden ſich end⸗ 
lich eine groſſe Verſchiedenheit herrlicher Pflanzen, von 
welchen aber in gegenwaͤrtiger Jahrszeit nur wenige 
bluͤheten. Einige davon. find den bahamiſchen Eylan⸗ 
den ausfchlieffend eigen, andere haben fie mit den übris 
gen weſtindiſchen Eylanden und ben wärmern Regionen 
des feften Landes gemein. Ohne die ſchon in meiner 
vorhergehenden Erzählung ermähnten Pflanzen alle zu 
wiederholen, und ohne ein vollffändiges Verzeichniß der 
Pflanzen auf Providence liefern zu wollen, (welches 
weder die Kuͤrze meines Aufenthalts noch andere Be— 
ſchraͤnkungen erlauben,) begnüge ich mich nur einige ber 
gemeinern im April und May blühenden Piianzen an» 
zuzeigen: 

Boerhaavia ſcandens. 
Juſticia ſpinoſa. 

Verbena lappulacea, cugalfavica und nodiflora. | 
Salvia ferotina. Der Aufguß wird bey Fiebern ges 
braucht. 

Proferpinaca paluftris. 


* 


Commelina communis. 


DE xyl 








490 i — 





Kyllingia monocephala. 


Paſpalum diſtichum. — ia 


Br 
Agroſtis indica. J 


— — tenaciſſima Jacq. ic. tab. 16. colledt. 1.Pp. 85. 


Catesbxa fpinofa. 
Petefia ftipularis. 


-Ciffus ficyoides. 


— — trifoliata. (Faſt glatt, und ohne beträchtliche 
Flügel an dem Stängel. Minirraupen in den 
Blättern.) 

Fagara Pterota. 


® 


Rivina humilis und levis. 

Ilex cuneata. 

Heliotropium parviflorum, curaflavicum und gna- 
phalodes. 

Tournefortia volubilis. | 

Convolvuli fpec. (Salve - leaf.)ı 

Ipomeea triloba. u, a. 

Conocarpus ere&ta (Button. —— und racemoſa. 

Pſychotria aſiatica. 

Chiococca racemoſa. 

Scævola Lobelia, 

Erithalis fruticoſa. 

Phyfalis curaſſavico. 

Solanum verbaſcifollum, racemofum, bahamenfe. 

Cordia 





| Providence. 401 





Cordia Sebeftena. 
Ehretia tinifolia u 
Ceftrum Ba: 
Chryfoplıyllum Cafhito, 

Hedera quinquefolia. or 





Be eria. 


Illecebrum vermiculatum. 

Vinca lutea. 

Piumeria rubra. 

Echites umbellata, biflora und andere. 

».... Arbor jasmini folio, floribus albis, fru&tu 
ovali, feminibus parvis nigris mucilagine in- 
volutis. Catesb. 1. t. 59. Seligm. Voͤg. 3- 
t. 18. (Seven years Appel.) 

Afclepias euraflavica und andere. 

Turnera ulmifolia. 

Xylophylia latifolia. 

Tillandfia polyftachya, lingulata und andere. 

Tradefcantia virginica. 

Pancratium caribeum ? 

Orontium aquaticum, 

Achras falicifolia, 

Burfera gummifera, Terebinthus major &e, Ca- 
tesb. 1. t. 30. 

Amyris filvatica (Torch - oder Light-wood.) — toxi- 


fera 


49% Providence. 

7 . n — > —— — 3 8 * 

fera (Poyfon. wood.) Gns I. * 40. — 
Voͤg. 2. t. 80. 

Amyris Elemifera, und bijuga. 

Ximenia inermis. (Maftick-- tee.) Ryzt 


Coccoloba Uvifera, BER Fre 





Paullinia Seriana. 

Cafiytha ſiliformis. 

Caſſia emarginata, obtufifolia, aceidentalis, biflora, 
(Pocke-root.) DIR : — Fuͤhrt 
ab.) u. a. 

Poinciana pulcherrima. 

Guilandina Benducella (Nickers.) 


Melaftoma discolor. 


⸗ 


Banifteria angulofa. 
Suriana maritima, 
Euphorbia hyffopifofia? heterophy!!a ımd andere, 
Cactus Tuna. 
Eugenia Pfeudopfidium. 
Seſuvium Portulacaftrum. 
Argemone mexicana. 
Corchorus hirſutus. 
Bignonia pentaphylla, und cerules. 
Lantana Camara und involucrata. 
Capraria biflora. 
Stemodia maritima. 
Duran- 


Providence. 493 








-Duranta Ellifia, >. 
Cleome pentaphylla.. 
Sida erifpa u. a. 
Hibifcus tiliaceus. 
Abrus precatorius. 
Erythrina Corallodendron. Trew. t.& 
Cytifus Cajan. 
Hedyfarum canefcens. 
Indigofera argentea. 
Dolichos verſchiedene Arten. 
Bidens nivea. yi 
Ageratum conyzoides,' 
Amellus. mbellatus ? 
Buphthalmum frütefcens. 
Serapias und Limodorum; verſchiedene Arten: 
Pafliflora cuprea, rubra, Vefpertilio u, a. 
‚Helieteres jamaicenfis Jacg. 
Arum fagittefolium, 
Parthenium Hyfterophorus., 
. Kauettarda fpeciofa. 
Croton 'Cafcarilla, glabellum, argenteumn 
Smilax verſchiedene Arten. 
Juniperus bermudiana, 
Andropogon repens. Gramen daftylon america- 
num eruciatum, barbadenſibus noftraüibus-Dutch- 


gras 


494 Providence. 











graſs — Pluck. phyt. tab. or ig, * a 
tab. 245. fig. 1. 

Clufia rofea, flava. 

Gouana domingenfis. 

Mimofa eircinalis Cat. 2. t.97. pernambucana, Un- 
guis cati, farnefiana, arborea, glauca u.a 

Pifonia aculeata. 

Acroftichum aureum, polypodioides. 

Afplenium rhizophyllum, marinum, 

Polypodium phyllitidis, pubefcens. 

Adiantum clavatum. 


Zamia pumila. Trew. t.26. 


Bon der fämtlichen Anzahl der bewohnten, bewohn⸗ 
baren und unbewohnbaren bahamifchen Inſeln, bat 
man noch eben fo wenig genaue und zureichende Kennts 
niffe, als von ihrer Lage, Umfange, Ausdehnung und 
andern twiffensmwerthen Merkwürdigkeiten. Mit: Inbe⸗ 
griff aller Keys, groffer und kleiner Inſeln, wird ihre 
Zahl auf einige hunderte gefchäzef. Auch mangelt es 
noch an einer richtigen und zuverläffigen Karte diefer 
Inſeln; denn die vom SKapitain Romans entworfene 
fol fich mehr auf die ihm von andern Perfonen er» 
theilten Berichte, als auf feine eigene Weberficht grüne 
den. Es mangelt daber noch an einem fichern und bes 

ftimme 


Providence. | 495 





nn 
flimmten Leitfaden für Seefahrende durch das Laby⸗ 
rinth von Eylanden, und die Piloten, deren ſich groſſe 
und kleine Fahrzeuge bedienen muͤſſen, koͤnnen ſich blos 
auf ihre eigene, aber leider! oft unzulaͤngliche, durch 
Erfahrung erworbene, und ihrem Gedaͤchtniß anver⸗ 
traute Kenntniſſe der fahrbaren Kanaͤle verlaſſen. 


Providence ⸗ Eyland ſelbſt iſt noch nicht ganz genau 
und durchaus bekannt; man ſchaͤtet deſſen Laͤnge auf 
25 — 30, und die Breite auf6—9 Meilen. Die 
übrigen beträchtlichern, und zum Theil, oder meift 
fhon, mit mehr oder menigern Einwohnern befesten 
Eylande find: 


Harbour» Island, Abbaco, Long- Island, Cate 
Island, Lucaya, Androß, Eleuthera, Mayayıanay 
Eruma, Nnagua, Great»-Bahama x. Die meiſten, 
wenigſtens fehr viele, find fchmal und lang, und hal 
ten nach ihrer Länge eine Richtung von Nordweſt nad) 
Sid und Suͤdoſt. Provibence liegt mehr Oſt und. Weſt. 


Cat⸗Island, eineg der Eleinern, ift merkwürdig, 
weil diefes das erfle wefilihe Land war, welches 
Chriftoph Colon im Jahr 1493 auf feiner Entdeckungs⸗ 
veife betrat; er gab ihm den Namen St, Salvadore. 

" Androße 


496 Providence. 








Androß⸗Island iſt, der Sage mach, eines der 
ſchaͤzbarſten bahamifchen Eylande; es fol viel ſchoͤnes 
und gutes Land, Mmeitläuftige Savannen, vortreflichen 
und nuzbaren Holzvorrath, viel friſches Waſſer, und 
viele zur bequemern Anfahrt gut gelegene, und zum 
Theil ſich weit ins Land erſtreckende Buchten und 
Bahyen haben. 


Die bahamiſchen Inſe In wurden im Jahr 1607. 
zum zweytenmal vom Kapitain William Sayle entbeckt, 
und im Namen Englands in Beliz genonmen, Saͤmt⸗ 
liche Eylande wurden von dieſer Krone an die damali⸗ 
gen Beſijer von Karolina, die Lords Albemarle, Cra⸗ 
ven, Carteret ꝛc. verſchenket, welche ihr Recht erſt zu 
Anfang dieſes Jahrhunderts wieder an die Krone abs 
traten, nachdem fie aus Erfahrung gefunden hatten, daß 
biefe Eylande, welche von uneuhigen, wiberfpenfligen, und. _ 
meift vom Seeraub lebenden Einwohnern beſezt waren, 
unter ihnen mehr und mehr in Verfall geriethen. Das 
ganze vorige Jahrhundert hindurch waren dieſe Inſeln, 
befonders aber Providence, ein Aufenthalt von Mens 
fchen (*), die ohne Gelee lebten, und in ben weſtindi⸗ 

ſchen 


— — — — — — — 


(*) Hiftoire des Pirates Anglois depuis leur établiſ- 
fenıent dans l’isle de 1a Providence jusqu’a prefent, 
avec 


Providenee. 497 











ſchen Gewaͤſſern, und an den Kuͤſten der benachbatten 
ſpaniſchen Inſeln, Raͤuberey trieben, welches ſie Buc⸗ 
caniren nannten. Den ihnen, von obenerwaͤhnten Ei⸗ 
genthuͤmern, zugeſandten Gouderneuren verſagten fie je⸗ 
desmal allen Gehorſam, und noͤthigten ſie zuweilen 
wieder abzuziehen. Im Succeſſionskriege zu Anfang die⸗ 
ſes Jahrhunderts, uͤberfielen die Spanier dieſe fein, 
serftörten und plünderten alle, und führten den größs 
ten Theil der Einwohner gefangen hinweg; der übrige 
Theil verbarg fich in Wäldern, oder zerfireute fich ſonſt. 
Bald nach diefem Ueberfalle begaben fich die Eigenthuͤ⸗ 
mer ihres Nechts auf diefe Inſeln, welche fie weder in 
Flor bringen, und in Ordnung halten, noch gegen 
feindliche Anfälle vertheidigen Eonnten. Im Jahr 1717, 
inter Georg dem J., wurde Woodes Mogerg, als der erfte 
fönigliche Gouverneur, mit einer hinlänglichen Befasung 
nach Providence gefchieft. An ihn ergaben fich die noch 
da vorgefundenen Buccaneers, zum Theil freywillig; die 
zerfireuten Einwohner fammleten fich mieder; neue Ans 
— —* fanden ſich ein — und ſeit der Zeit begann 

Ord⸗ 





a ni 





avec la vie & les avantures des deux femmes Pirates 
Marie Read & Anne Bonny; traduit de Panglois du 
Capitdine Charles Johmſon. Utrecht 1725 8. 

“ 


Schoͤpfs R. I. Th. Ji 


498 Providence. 








Ordnung und Ruhe auf dieſen Inſeln, und die ehemas 
ligen Seeräuber wurden nachher angefehene Einwohner, 
und verzehrten ihren Erwerb in Friede. — Gegenwärs 
tig wird die Regierung. diefer Infeln im Namen des 
Königs durch einen Gouverneur verwaltet; bie Eins 
wohner ſaͤmtlicher Inſeln aber erwählen unter fich eine 
Aſſembly welche dermalen aus 21 Mitgliedern beſtehet, 
und bey ihren jaͤhrlichen Zuſammenkuͤnften die Anges 
legenheiten und Nechte der meitzerfireuten Landleute in 
Erwaͤgung nehmen. 


Providence, und mit ihm ſaͤmtliche Bahama ⸗Ey⸗ 
lande, wurden im lezten Kriege von den Spaniern, in 
Vereinigung mit den Amerikanern, erobert. Eine fuͤrch⸗ 
terliche groſſe Flotte ward gegen dieſes kleine und da- 
mals wehrloſe Eyland gebracht. Die Erobering davon, 
war daher eben fo wenig glorreich, als das Betragen 
der Spanier, mährend ihres Beſizthums davon, edel 
und großmuͤthig. Die Wiedereroberung. für England 
gefchahe im Srühlinge 1783. Der fpanifche Gouverneur 
Don Caracca, mit einer - Befazung von beynahe 5300 
Mann, ließ ſich durch ein Fleines und ſchlecht bewaff⸗ 
netes Korps von go Frepmwilligen und 3 Indianern, 
welche der unternehmende Major Devaux, theils in 
Florida, theils auf einigen, der Inſeln, muͤhſam zu⸗ 

ſam⸗ 


Meer zwifchen Amerika und Europa. 499 


ſammenbrachte, durch neberreſchung zur Uebergabe 
ſchrecken. — 





Um nach Europa zuruͤckzukehren, bediente ich mich 
‘der erften fich barbietenden Gelegenheit, und begab mich 
an Bord des Schiffes Hero, welches vom Kapitain 
Bryan, einem Bermudianer, geführt wurde. Es mar 
ein kleines, leicht gebauteg, aber fehnellfegelndes Schi, 
und gieng mit feiner Ladung tief im Waſſer; die La⸗ 
dung beflund aus Mahagony, Brafiletto, Lignum Vitae, 
einige saufend Stück Ananas und lebendigen Schild» 
fröten. Leztere, die zuſammen an 2400 Pfund Gewicht 
hatten, waren in 64 groſſe Oxhofte vertheilet. Dieſe 
groſſen Faͤſſer, welche auſſer dem Gewichte der Schild» 
kroͤten noch mit Seewaſſer angefuͤllt waren, nahmen 
das ganze Verdeck ein, und beſchwerten es auſſer⸗ 
ordentlich, zumal da noch eine Menge andere Geräths 
fchaften, Anfer, Srennholt , unfer zur Reife beſtimm⸗ 
tes Trinkwaſſer u. dgl. das im vollgeladenen Raume 
nicht mehr Plaz hatte, oben zu liegen kam. Das kleine 
Schiff trug demnach gegen 30 Tonnen Gewicht auf dem 
Verdeck, und war daher, nad der Seeſprache top- 
heavy, ioder übermichtig, (im Verhältnig oben ſchwerer 
als umten,) welches unvorfichtige Laden und beynabe 
den Ametgang zugezogen "hätte, 

Ji 2 Wir 


106 Meer zwiſchen Amerlka und Europa. 





Wir verlieſſen am ten Junius 1784 den Hafen 
von Providence, hatten die erſten ſieben Tage guͤnſti⸗ 
gen Wind und Wetter, paſſirten die Summer» oder 
Bermuden · Inſeln glücklich, und hielten ung dann ges 
gen die Küfte von Amerifa, um in den Zug der dort 
gewöhnlichern weſtlichen Winde zu fommen.  Diefe 
Strecke ift wegen der häufigen und ploͤzlichen Stürme 
verruffen, fo daß eg zur gemeinen Sage worden: 

If the Bermudas let You paßs, RR 
You’ll get it at Cape Hatteras. 
An uns gieng dieſes Spruͤchwort in Erfuͤllung. Am 
ı5ten Junius, da wir eben mit einem leichten Winde 
und dem Schönften Sonnenfchein zwifchen den Bermuden, 
md dem Cap Hatteras bahin fegelten, übereilte ung 
ein Windftoß Ca Squall) fo urploͤzlich, und mir fo uns 
getvöhnliher Wuth, daß alle am Bord unfere dennoch 
erfolgte glücklihe Rettung, nah der Lage aller Ums 
ftände, für aufferordentlich Fielten. Die ganze Schiffer 
befazung, welche in Weftindien wohl befannt war, und vers 
ſchiedene Orkane da erfahren hatte, bezeugte einmüthig, 
daß fie doch einen fo ſchnell anprallenden und fo tobens 
den Wind noch mie erlebt hätte, Er hielt zwar nue 
etwa ı2 — ı5 Minuten an, aber er vackte dag 
Schiffchen mit Ungeflümm, daß es nicht geſchwind ges 
nug das Waffer durchfehneiden konnte, und die Wellen 
firoms 


Meer zwiſchen Amerifa und Europa. 501 





firommeife über den Vordertheil hereinſtuͤrzten. Die 
Maften bogen fich vor dem Winde; die Segel, wel 
che einzuholen der unvorgeſehene Sturin nicht geflate 
-tete, waren alfogleich zerfejet, und die Truͤnmg flat⸗ 
terten mit fuͤrchterlichem Getoͤſe in der Luft. Um das 
Gewicht, auf dem Verdeck zu erleichtern, wurden bie 
Schidtrotenlaͤſſer eingeſtoſſen, Brennholz, mehrere 
Kiſten, und allerley Geraͤthſchaften uͤber Bord gewor⸗ 
fen. Die Matroſen wadeten Knie tief im Waſſer auf 
dem Verdeck, wo alles in augenfcheinlicher Verwirrung 
war, Zwifchen dem betäubenden Geräufche des Wins 
des und der Wogen, und dem Tumulte des mit ängfle 
licher Zerſtreuung arbeitenden Schiffgvolfes , hörte man 
bald Klagen und Seufje®; bald Fluͤche und Verwuͤn⸗ 
ſchungen. Unfere Rettung hatten wir zunaͤchſt der goͤtt⸗ 
lichen Vorſehung dem feſten Muthe des Kapitains zu 
danken, dem es, aber nicht ohne harte Arbeit und 
dem kraͤftigen Beyſtand einiger ſtarken Gehuͤlfen am 
Ruder gelang, das Schiffchen gerade vor dem Winde zu 
halten; der erſte Windſtoß, oder die erſte ſchiefe Welle, 
welche dieſes von der Seite gepackt haͤtten, wuͤrden es 
nach der erwaͤhnten Beſchaffenheit der Ladung unvermeid⸗ 
lich umgeſtuůͤrzt und geſenkt haben. Kaum war die Ge⸗ 
fahr voruͤber, ſo war auch, nach Art der Seefah—⸗ 
ver, alles vergeſſen. Man theikte einander feine Ber 

} | Ji 3 | ſorg⸗ 


J——— 
502 Meer zwiſchen Amerifa und Europa. 5 
a 


ar br — ——— 
forgniffe mit; die Matrofen erbolten fich in — 


ſcherzten einer uͤber des andern bezeigtes aͤngſtliches Be⸗ 
tragen und Fuͤrcht, und legten ſogleich Hand an zur 
Aushgfferung der ſehr beſchaͤdigten Segel und anderer 
Notwendigkeiten. Wir ‚verloren bey biefer Gelegen« 
beit. aud einen Theil unfe 13 frifchen Waſſervorraths, 
und es wurde von dem Tage an der Mann auf an⸗ 
derthalb, und weiter hin auf nur ein Quart Waſſer 
geſezt. Ob wir des Waſſers gleich wenig hatten, ſo 
hatten wir doch das Angenehme, ſehr gutes zu haben; 
es war von den oben erwähnten gegrabenen Probi⸗ 
dencer⸗Brunnen genommen, und hielt ſich die ganze 
Reiſe über durchaus helle, rein, und vom beften Ge⸗ 
ruch und Geſchmack. 





Auf der uͤbrigen Fahrt begegnete uns kein weiterer 
Unfall; am zoften Tage nach unſerer Abreiſe erblickten 
wir Start» point am Eingange bes Kanald, und lang» 
ten nach ein paar Tagen glücklich in der Themfe an. 





Bey: 





Bepylasen 


betreffend die Errichtung der deutfchen 





hoben Schule zu Lancaf er in Penfylvanien, 
‚und andere zum Unterricht der Jugend und 
ur Befoͤrderung der Wiſſenſchaften 


4 abzweckende Anſtalten. 





Nro. IV. 
$ (S. oben ©. 18.) 

Am ııten December 1786 überreichte der Obriſte 
Hubley nahfölgende Bittfchrift dem Haufe der Affembly : 
Denen Achtbaren Repräfentanten der freyen Leute 
von Penſylvanien, in dem Hauſe der Aſſembly 
verſammlet, ſtellen die Truſties der deutſchen 
hohen Schule (College) und Freyſchule, welche 
in Lancafler errichtet werden fol, in gegenwaͤr⸗ 

tiger Bittfchrift ehrerbietigft vor; 
Dæe ſie die Bittende zur Unternehmung der Vorſorge 
vor dieſe Stiftung, durch die Ueberzeugung der 
Noth wendigkeit, die Wiſſenſchaften durch alle Theile 
des Staats augzubreiten, fowohl um unfer gegenwaͤr⸗ 
| FR Sig tigeg 


N. 


2 N. 














tiges republifanifches Regierungsſyſtem zu erhalten, als 
auch den Wachsthum der Künfte und Wiſſenſchaften zů 
befoͤrdern, welche allein ein Volk anſehnlich, groß und 
glücich machen, find bewogen worden. 


Daß ‚ ohnerachtet die Ausſichten, fo die Bittenden — 
haben, Funds, zur Ausfuͤhrung ihres Unternehmens, 
durch private Beytraͤge zu erhalten, groß ſind, ſie doch 
nicht haben unterlaſſen koͤnnen, ſich an das Achtbar 
Haus mit der Bitte zu wenden, ihnen ein si 
ges Theil des Landes, welches eine vorhergehende | 
Aſſembly zur Erhaltung öffentliher Schulen beſtimmt 
bat, zu geben, damit fie im Stande ſeyn mögen, ihre 
groffen und milden Ausfihten in Errichtung biefer Pflanze | 
fhule auf einen defio dauerhaftern Grund zu fezen. 


Die Unterfchriebenen bitten zugleich um einen Frey⸗ 
heitsbrief, oder Inforporation, die Gewalt und Wors 
rechte in fich haltend, weiche gewöhnlich hohen Sch 
len gegeben. werden, und welche fo nuͤzlich und noth» 
wendig zur Beförderung des Sleiffes, des Nacheiferg, 
und eines lobenswürdigen Ehrgeizes, in der Gelehrfams 
feit immer hoͤher zu ſteigen, geweſen find. 


zugleich haben die Bittenden ſich die Freyheit ge⸗ 
nommen, ihrer Bittſchrift eine Liſte ber Truſties, welche 
er⸗ 


e lagen, we 











erwählt worden, und cinen Plan, fo wie er zur Er⸗ 
richtung dieſer Stiftung yorgefchlagen worden , behzu⸗ 
legen. 


Unterzeichnet, Thomas Mac Kean. 
5.9. Cheiftion Hellmuth. 
Caſpar Weiberg. 

Peter Müplenberg. 
Ludwig Farmer. 
Denjamin Ruſch. 
Philipp Wäger. 
William Bingham. 
William Rawle. 
William Schäff. 





Allgemeiner Pan der hohen Schufe. 


« Nachdem eine Anzahl Herren dieſer Republik die 
Nothwendigkeit und den Vortheil, die Gelehrſamkeit 
unter ihren deutſchen Mitbuͤrgern auszubreiten, in Er⸗ 
waͤgung gezogen haben, fo find fie zu dem Entſchluß 
gekommen, Eine deutſche hohe Schule und Frey⸗ 
ſchule in Lancaſter zu errichten. Sie find zur Wahl 
Diefes Orts durch folgende Umftände bewogen worden ; 
Naͤmlich, weil er faft in der Mitte dieſes Staats und 
in einer fehr gefunden Gegend liegt, wegen des Char 
rakters der Cinwohner, wegen der Bequenlichfeit, 
welche Lehrlinge von allen Drten in Anſehung des Ti⸗ 
fees und der Wohnung dafeldft werden haben Finnen, 

iz und 


06 EN e ai 











und befonderd wegen ber Maprheintich 
nöthigen Gebäude fogleih, und’ Ku, erden 
fönnen angefchaft werben. 


Die Abficht diefer Stiftung iſt: ine forgfältige Er 


lernung ber deutfchen und englifchen Sprache — fo auch 
der gelehrten Sprachen — Diathematif — Moral und 
aturkunde — Theologie und aller andern Zweige ber 


Gelehrfamfeit, welche zue Bildung guter und nuͤzlicher 


Sürger dienen, zu befördern. 
x Ara 

Es iſt vorgeſchlagen worden, daß dieſe Pflanz⸗ 
ſchule unter der Aufſicht von 40 Truſties ſtehen ſoll, 
von welchen 14 aus den Lutheriſchen, und 14 aus ben 
Keformirten Gemeinen ſeyn follen. Die übrigen Trus 
flieg mögen von einer jeden andern chriftlichen Relis 
gionsverbindung ohne Unterfchied feyn. Und damit biefe 
Pflanzſchule vor immer für einer Abweichung von ihren 
urfprünglichen Grundfäzen gefichert fey,. fo ift es als 
ein Hauptartifel mit feffgefezt worden, daß der Neftor 
diefer hohen Schule, oder der, fo die erſte Stelle in 
berfelben befleidet, abwechfeind von denen Sliedern ber 
Keformirten Gemeinen fol erwählt werden, auffer die 
Truſties diefer beyden Religionen wären einſtimmig, 
zwey, oder mehr, von einer Religion auf einander 
fols 


x 





* Bm 
folgend, ober — ſicllichen Mann oder Maͤnner 
irgend einer andern chriſtlichen Religionsverbindung zu 
waͤhlen. 


Zur Bezeugung ber roͤßten Ehrfurcht vor Seine 
Ercelleng, den Praͤſidenten dieſes Staats, ſoll dieſe 


Stiftung Franklins hohe Schule genannt werden. 






Folgende fi * die Namen derer Truſties, welche vor⸗ 
geſchlagen ſind, die Sorge vor dieſe Pflanzſchule 
uͤber ſich zu nehmen; neune derſelben ſollen als 
ein Quorum angeſehen werden. Ma 


Der Hochw. J. H. Chriſtian Helmuth, 
Caſpar Weiberg. 
Heinrich Muͤhlenberg. 
Wilhelm Haͤndel. 
Nikolaus Kurz. 

— — — der reformirte 
Prediger zu Yorktaun. 

G W. Ingold. 

Bußkirck. 

Blumer. 

Schulz. 

— — der katholiſche 

Prediger zu Lancafter. 


Thomas Mifflin. Peter Mühlenberg. 

Thomas Mac Kean. Johann Hubley. 

Joſeph Hieſter. Michael Croll. 
⸗ C. Schaff⸗ 


508 





€ Schaffner. Billianı Hamilton. 
P. Hufnagel. 2 illiam Schaͤff. 
€. Graffert. Winliam Bingham. 
Paul Zwanziger. Daniel Hiefter. 
Adam Hubley. Benjamin Ruſch. 
Jaſper Deates. Ludwig Farmer. 
Stephen Chambers. William Rawle. 
Johann Luther. Chriſtoph Kucher. 
Adam Reichard. P. Gruͤnwald. 
Robert Morris, Michael Hahn. 
Georg Clymer. Georg Sa, | 


. Philipp Waͤger. 


(Ausʒug der gemeinnuͤzigen Noiladelhiſchen 
ul Nro.205. 1786.) 








Eine Akte zur Inkorporirung und Stiftung einer 
deutſchen hohen Schule (College) und Frey, 
ſchule, in Der Stadt und Caunty Laneaſter, 

in Penſylvanien. 
achdem bie Einwohner dieſes Staats, gebshrne oder 
bier erzogene Deutfche, fowohl durch ihren Zleiß, 

Hauswirthſchaft, und andere im Dienſte und zum ges 

meinen Beſten verwandten Gefchicdlichfeiten, ſich be 

fonder8 auggezeichnet, und vieles beygetragen haben, 
biefen Staat in feine jezige glüclihe Lage zu verfegen; 
und nachdem eine Anzahl ebenbefchriebener Einwohner, 
in Verbindung mit andern, aus Verlangen biefen Se⸗ 

gen, 


Beylagen. U 
gen, welcher ihnen durch) den freyen Beſiz ihres Eis 
genthumg, und unter einer freyen Regierung zugefloſ⸗ 
fen, zu vermehren, und auf beftändig fich zu vergemife 
fern, an biefed Haus um einen Freyheitsbrief, In⸗ 
korporirung, ımd Schenkung eines Stüd Landes, zur 
Errihtung und Stiftung einer hohen Schule und Frey⸗ 
ſchule in der Stadt Lancaſter, fich gewendet; umd nach⸗ 
dem bie reine Aufrechthaltung -der Grundfäze, ſowohl 
der chriſtlichen Religion, als auch unſerer republikani⸗ 
ſchen Regierungsform, unter Gottes Beyſt and größe | 
tentheils von der Einrichtung ſchicklicher Anſtalten zur 
Erziehung unſerer Nachkommen, welche geſchickt werden 
ſollen, die Wichtigkeit ebenbeſagter beyden Size nicht 
nur deutlich einzufehen, fondern auch den erfiern eifrig 
ausjuüben, und den andern ſtandhaft vertheibigen, 
abhaͤngt. - a 














So iſt durch die Kepräfentanten der Sreyleute des 
Staats von Penfploanien, in der General. Affembly, 
vermöge ihrer habenden Gemalt, zum Gefez gemacht, 
daß in der Stadt Lancafier, in ber Caunty Lancaſter, 
in diefem Staate, eine hohe Schule und Freyſchule 
zue Untermeifung der Tugend in ber bochdeutfchen, enge 
Eichen, lateinifchen, griechiichen und andern gelehrten 
Sprachen, Gottesgelahrtheit, und andern nuͤzlichen 

und 


2 Beylagen. 


und gelehrten Wiſſenſchaften und Kuͤnſten, errichtet 
werden ſoll. ; 





Die gänzliche Einrichtung , Benennung. und Form 
dieſer hoben Schule, fol folgende ſeyn: 


3 Aus effer. Hochachtung gegen die groffen Tas 
lente, ſchaͤbare Tugenden, und wichtige, sowohl allen 
vereinigten. amerifanifchen Staaten f vorzüglich. aber. 
dieſem Staate ‚von Seiner. Ercellenz, Benjamin Frank⸗ 
lin, Eſq., Praͤſident des hohen Raths, geleiſtete 
Dienſte, ſoll dieſe hohe Sale hiemit Sranflins hohe 
Schule genannt werden. 


2. Diefe Bi Schute ſoll unter Einrichtung , Auf⸗ 
ſicht und Verwaltung einer gewiſſen Anzahl Truſties, 
die ſi ch nicht uͤber vierzig erſtrecken fol, oder einem 
bierinn hernach beflimmten Quorum ftehen. 


3. Die erſten Truſties dieſer hohen Schule ſollen 
folgende Herren ſeyn: 
Thomas Mifflin, Thomas Mac Kean, J.L. D. 
Der Ehrw. Doctor J. H. Chriſtian Helmuth, 
Ms Caſpar Meiberg. 
Heinrih Müplenberg. 
Wilhelm Händel. 
Michael 


Beylagen. | 51 1 





Michael Kurz. 
— — — Prediger der reſormirt en 
au - Kirche in Yorftaun. 
Indgold. 
Jakob Bußekirck. 
Blumer. 
Dalliker. 


Emanuel Schulz. Sr a | 


J. B. Kauf. Fr 
Friederich Valentin ie. 


Herr Peter Müplenberg. Bhilipp Waͤger. 


—* 


Johann Hubley. William Bingham. Allein 


Joſeph Hiefter. ” William Hamilton. 
Caſpar Schaffner. Wilhelm Schaͤf. 


Peter Hufnagel. Benjamin Ruſch, — 


Chriſtoph Graffert. Daniel Hieſter. 
Paul Zwanziger. William Rawle. 


Adam Hubley. Ludwig Farmer. 
Adam Reichard. Chriſtoph Kucher. 
Caſpar Neates. Philipp Gruͤnwald. 


Stephan Chambers. Michael Hahn. 
Robert Morris. Georg Steg, Aeltere. 
Georg Clymer. ” 


Diefe vorfiehende Trufties, und ihre Nachfolger, 
follen auf nachfiehende Art ermählet werden, und find 


biemit als ein gemeinfchaftlih handelnd politifcher 
Staatsförper anzufehen, mit befländiger Nachfolge in 
aben nad) Vorſchrift und Gelesen laufenden Verbind⸗ 

liche 


se. Beylagen. 
lichfeiten und Vorſchlaͤgen, unter der Rubrik der Tru⸗ 
ſties der Franklinſchen hohen in der Stadt und 
— Lancaſter. 











unter dieſem Namen und Titel ſollen beſagte Tru⸗ 
ſties und ihre Nachfolger hiemit freye Vollmacht und 
Gewalt haben, denen Geſezen und der Billigkeit ge⸗ 
mäßs zum Nugen der benannten hohen Schule, einiges 
Vermoͤgen, es beſtehe in liegenden Gründen, Erbgů⸗ 
tern, Vieh, Gelde, oder ſonſtigen Effekten, bey Ge⸗ 
ſchenke, Gabe, Contrakt, oder Verkauf, Abtretung, 
Bürgfhaft, Vermaͤchtniß, oder Legat, von irgend ei— 
ner Perfon, oder Perfonen, zu empfangen und anzu⸗ 
nehmen, vorausgefest, daß beffelben jährliche Ertraͤg⸗ 
niß fih im Ganzen nicht über Pfunde, den 
Yortugiefifchen halben Johannes, neun Pfennig Ges 
wicht , ober dren Pfund im Werthe, überfieige. Und 
daß fie folen bevollmächtiget feyn, ebenbefagte liegende 
Gründe, Erbguͤter, Vermaͤchtniſſe, ſowohl unbeweg⸗ 
liche als bewegliche, zu verkaufen, zu uͤbergeben, zu 
verſichern, auf Zinſen, oder ſonſtige Art auszulehnen, 
fo wie es mit dem Nuzen benannter hohen Schule bes 
fiehen fan, und fo wie es bie Truſties, oder wenige 
ſtens fieben derfelben an der jährlich oder fonft beſtimm⸗ 
sen Zuſammenkunft für gut erachten. Desgleichen alle 
Zinfen, 


| Beylagen. - ——— 





Zinſen, Ertraͤgniſſe, und alles uͤbrige Einkommen von 
obbeſagten Sachen, einzunehmen, und zum Nuzen, Une 
serhalt und Erhaltung diefer hohen Schule anzuwen⸗ 
den, ſo ſollen ſie auch berechtiget ſeyn, alle gerichtliche 
und auſſer gerichtliche Handlungen, im Namen mehr 
— RR Schule, in biefer — * vorzu⸗ 
per 

4. Die Truſties werden fih wegen eines gemeins 
fhaftlihen Siegels "und der zu felbigen nöthigen Um⸗ 
ſchrift befprechen, unter welchem alle diefes Inſtitut be⸗ 
treffende Eontracte, Diplomate, Certificate, und ſonſti⸗ 
ge Acten ausgefertiget und beftätiget werben ſollen; 
auch ſollen ſie bevollmaͤchtiget ſeyn, das alte Siegel 
zu verändern, abzunehmen und ein neues zu machen, 


5. Befagte Truſties, oder auch nur neune von ih⸗ 
nen, follen fi in der Stadt Lancafler, am 
verfammlen,. um wegen der nöthigen Gefchäfte, in des 
folg dieſer Acte, fich mit einander zu berathſchlagen und 
zu beſprechen, wobey es denenſelben frey ſtehet, ſo 
wie es die Geſchaͤfte und Umſtaͤnde der Sachen erfor⸗ 
dern und erlauben, andere Zuſammenkuͤnfte zu beſtim⸗ 
men, und alles zur —— Bu Inſtituts 
zu beforgen.. a Fr 

Schoͤpfs R.II. Th. Kt 6. Wer 


514. Deylagent, 








6. Wenigſtens einmal des Jahrs fol in: der Stadt 
Lancaſter eine Zuſammenkunft der Truſties gehalten 
‚werden n welche von denen vorher benamten Truſties 
oder. ein. Quorum derfelben fol. beſtimmt werden, und 
entweder durch ‚eine Sffentliche Anzeige in zweyen Zei⸗ 
tungen diefes Staats, oder durch eine von bem Sectes 
tair dieſes Inflituts, oder einem hiezu beſonders be⸗ 
ſtimmten Beamten der Truſties unterzeichnete Privat 
Anzeige, wenigſtens zwanzig Tage vor der Zeit jeder 
Sizung, ſaͤmmtlichen Truſties bekannt gemacht: werden. 


Solten ben einer ſolchen Zufammenfunft die Ans 
zahl der Truſties nicht auf neune ſich belaufen , ſo ſol⸗ 
len demohnerachtet bie gegenwärtigen berechtiget ſeyn, 
eine Sizung auf eine andere Zeit zu beflimmen und. 
feſtzuſezen, und foll diefes fo gültig feun, als wenn 
alle Truſties wären gegenwärtig geweſen. 


Wenn aber neune oder mehrere, Trufties. in diefer 
erftern oder in der. weiterhin ausgeſezten Zuſammen⸗ 
funft gegenwärtig ſind, follen felbige ein Quorum aus⸗ 
- machen, und volle Gewalt haben, durch die Mehrheit 
der Stimmen, Verordnungen, die Regierung und Ver⸗ 
maltung diefer hohen Schule. betreffend, zumachen, 
ſtatt derer auf einige Art und Weiſe abgegangenen 
Tru⸗ 


| Beylagen. * J 515 











Truſties, andere zu erwählen; ta Wetncipal, Lie 
Principal und Profeſſores zu beſtinmen und wegen 
ihrer Beſoldungen und ſonſtigen Zulagen zu handeln; 
ſelbige wegen ihres ungleichen, oder ſonſt wider die 
Geſeze dieſes Inſticuts laufenden Betragens abzufegen ; 
Bevollmächtigte zu erwaͤhlen, alles dasjenige in Dolls 
ziehung zu bringen, was von ihnen beſchloſſen worden; 
einen Zahlmeiſter, Rechnungsfuͤhrer Secretair, Hause 
hofmeifter, und andere nothwendige/ und bev einent 
folchen Inſtitut ‚getoshnliche Beamte anzuftellen, welche 
zu Beforgung und Derwaltung des Eigenthums und 
allem, was dieſer Geſellſchaft betrift, erfordert wer⸗ 
den; und überhaupt follen in der alljährlich , wie oben. 
geſagt, allezeit vorher au beſtimmenden Zuſammenkunft 
durch die Mehrheit der Stimmen, derer Truſties alle 
Borfälle und fonflige in diefer Acte nicht beſtimmte oder 
unentſchieden gelaſſene Ereigniſſe beygelegt, und auf | 
Fünftighin fefgefest, und entſchieden werden; nur darf. 
fein Geſez oder Verordnung derer Truſties denen Ges 
fesen dieſes Staats entgegegen feon.. 


” 7. Weber ber Principl, Dice» Principal, noch ei⸗ 
niger Profeffor diefer ‚hohen Schule, follen , fo lange 
fie in ſolchem Amte eben , fähig en, die Stelle ei⸗ 
nes Truſties anzunehmen, und ſollte einer derer Teu⸗ 

Kk2 ſties 


6 Benlagem: 











ſties dieſer hohen Schule ‚gegenwärtig. dag Amt. ober, 
die Stelle des Vrincipals, Vice» Principals oder die 
nes Profeſſors an mehr befagtem Inſtitute annehmen / 
ſo fol diefe Handlung als eine Bericht auf die Zeufliee, 
ſtelle angeſehen und auf nachfolgende feſtzuſe zende Art 
und Vorſchrift ein neues Mitglied ermäßlt werben. 


8. Der Principal, Bice- Principal und bie Pro⸗ 
feſſores dieſer hohen Schule ſollen genannt werden der 
Principal, Dice: Principal und Profeffores ber Zrante 
uͤnſchen hoben Schule in der Stadt und Caunty Lane 
caſter, und der Name, Styl und Titel dieſes ganzen 
Koͤrpers oder Facultaͤt, beſtehend aus dem beſagten 
Principal, Vice⸗ Principal und Profeſſoren ſoll die 
Sacultät der Franklinfchen Hohen Säule, in der Stade 
und Caunty Lancaſter feyn, welche Facultaͤt die Gewalt 
haben ſoll, die von denen Truſties genehmigten Geſeze 
und Maafregeln, welche die Zucht der. Zoͤglinge diefes. 
Inſtituts, deren Belohnung oder Beſtrafung betreffen, 
auszuführen; fie folen auch berechtiget ſeyn, diejeni⸗ 
gen, welche der oͤfters an ſie ergangenen Ermahnung 
und Warnungen ohnerachtet, ungehorſam und wider⸗ 
ſpenſtig bleiben, zulezt auszufchlieflen, bis durch ein 
Quorum derer Truſties das weitere verordnet wird; 
auch follen fie denen in Wifenfehaften, Künften, und 

fonft 


Bertagen. hi s17 





fonft er fernen ſich B — Böglingen, nach 
einem von denen Truſties an ſie ergangenen Manda⸗ 


mus, Beweiſe ihrer Zufriedenheit durch ausgezeichnete 


Belohnungen , ſo wie es auf andern hohen Schulen in 
America und Europa uͤblich iſt, durch deshalb auszu 
fertigende Diplomata, Certificate, unter dem gemein⸗ 
ſchaftlichen Inſiegel und Unterſchrift der Facultaͤt, zu 
vollkommenen und beſtaͤndigen Andenken folcher Aus⸗ 
zeichnung —* —— ausfertigen. 

— Vierjehn Truſties dieſer hohen Schule ſollen 
allezeit aus denen Mitgliedern der Deutfehlutherifchen, 
die nämliche Anzahl aus ber Dentfchreformirten , bie 
übrigen aber fönnen aus irgend einer andern chriſtli⸗ 
chen Geſellſchaft erwaͤhlet werden, vorausgeſezt/ daß 
jeder wahlfaͤhige Truſtie ein Einwohner dieſes Staats 
ſeyn muß; und ſollte ja einer der Truſties aus dieſem 
Staate ziehen und ſich anderswo niederlaſſen, ſo ſoll 
nach Jahresfriſt dieſes als ein Verzicht ſeines Amtes 
angeſehen, und an deſſen Stelle nach denen kuͤnftig 
erſcheinenden Vorſchriften dieſer hohen Schule ein an⸗ 
deres Mitglied erwaͤblet werden. 


10. Der Principal dieſer Hohen Schule fol allegeit 
Ben: dag einemal aus denen Mitgliedern bee 
Kk3 luthe⸗ 


518 Beylagen. 








lutheriſchen, das anderemal aus der reformirten Ger 
meinſchaft erwaͤhlet werden; es ſey dann, daß fämmts 
liche an dem jährlichen Zuſammenkunftstage verſamm⸗ 
lete Mitglieder dieſer beyden Gemeinſchaften einſtim⸗ 
mig, zwey oder mehrere von eben der Benennung nad) 
einander ober ſonſt eine taugliche Verfon aus einer 
anbern cheiftlichen Gefelfchaft wählen wollten. 


ır. Um diefem Inſtituto des ſegensvollen Nuzend 
zu verfihern, welchen im allgemeinen genommen, ben 
Erziehung junger Leute die eifrigen und fleiffigen Bes 
mühungen der Geiftlichen hervorgebracht haben; fo foll, 
wenn unter denen zu Truſties an diefem Inſtitut ere 
waͤhlten Herren Geiflichen einer abgehen folte, an 
befien Stelle ein anderer Truſtie aus dem geiftlichen 
Stande erwählet werben, wobey aber die vorbemerfte 
Anzahl derer Herren Geiftlihen dee, Intherifhen und, 
teformirten Gemeinſchaften ohmveränderlich beyzube⸗ 
halten. F 
12. Daß die beſagten Truſties an der jaͤhrlich oder 
weiter feſtgeſezten Zuſammentunft Gewalt haben ſollen, 
Beamte an dieſer hohen Schule, deren hierinn noch 
nicht gedacht worden, anzuſtellen, oder ſolche Gewalt 
denen hierinn ſchon gedachten Beamten zu geben, auch 
Beſol⸗ 


# 


IJ 


Beylagen. n 519 








Befoldungen und Erforderniffe zuzugeftehen , und zu er⸗ 
lauben, als kuͤnftighin von Zeit zu Ze dieſe hohe 
—* erfordern wird, 


412. Um allen Ständen die Erlernung ber Wiffens 
fchaften und Kuͤnſte durch Errichtung einer Freyſchule 
leicht zu machen, befonders da dieſes ber erfie und 
Haupt;z weck diefes Inftituts iſt; fo fol ein ſechſter Theil 
des liegenden ımd perfsnlichen Eigenthums diefer hohen 
Schule, (die einkommenden Schulgelder ausgenommen,) 
unmieberruffich, mit allen noch zu dieſem rühmlichen 
Endzweck befonders Hinzugeftiften Schenfungen und 
Vermaͤchtniſſen, zur Erhaltung und Erziehung Kinder 
beyderley Geſchlechts und aller Neligionen auf den 
sühmlihften Fuß, der denen Kräften biefer hoben 
Schule angemeffen, angewendet werden. 


14. Keiner dieſer Geſellſchaft fol einiges biefer Ger 
ſellſchaft gegebenes Vermaͤchtniß ‘oder ererbtes Grſchenk 
null und nichtig machen, noch ſoll einiger, der einen 
Mißbrauch oder gar keinen Gebrauch der Rechte, Pri⸗ 
vilegien, Freyheiten, Gerechtſamen, und dieſer Geſell⸗ 
ſchaft zugeſtandenen Bewilligung machet, dadurch Ge⸗ 
legenheit oder Urſache zum Verluſt derſelben geben. 

ER 


St 4 Fer⸗ 


> 
520 Beylagen. 
ss : —N N En ** 

Fernerhin ſey es auch durch vborbeſagle Gewalt 
En Gele gemacht, daß bie hiemit fefigefegte Einfezung 
diefee hohen Schule uniiederruflich. für diefes Inſtitut jr 
ſeyn fol; nur allein durch eine von der geſejgebenden 
Macht dieſes Staats kommende Acte ſoll felbige f koͤn⸗ 
‚nen abgeändert werben. 

Fernerhin fen es zum. Geſez nacht, a 
taufend Acker Landes mit ſechs vom Hundert gewoͤhn⸗ 
liche ———— ausgeſezt und ausgemeſſen werden ſol⸗ 
len, von dem dieſem Staate zugehörigen freyen Lande, 
und diefeg foll denen Truſties ber. Sranklinfchen hoben - 
Schule in der Stadt und Caunty Lancafter für ſich, 
ihre Nachfolger und Gevollmaͤchtigte hiemit auf immer 
gegeben und zuerkannt ſeyn. 

Ferner ſey es hiemit zum Geſez ae daß wo 
Anlangen der Beamten, Truſties, odet eines von ihnen 
hiezu gehoͤrigermaſſen Bevollmächtigten Beamten ben 
dem Secretair des Landamts biefes Staats, felbigem 
biemit aufgegeben wird, folche ımd ſo viele Befehle an 
ben General» Lanbmefjer auszufertigen, ihm auftragendy 
daß er vor die Zrufiies diefer hohen Schule fo und fo 
viele Stüce Land mit einer folden Anzahl Acer in je⸗ 
der Vollmacht, auf Anfrage derfelben ausmeffen oder 
ausmeſſen laſſen fol, und zwar in ſolchen Drten, die 
nicht Schon vorher durch Acten ber Affembly diefer Res 

publif 








* 4 
Beylagen. J Ri 








publik andern jzuertannt worden, und 00 1) das — 
auf tauſend "ae und denen gewoͤhnlichen Bes 
dingungen belaufen, und fol der General» Landmeffer 
alle diefe Vollmachten in feinem Amte annehmen und 

Abſchriften davon an feine Deputirten in benen verſchie⸗ 
denen Diſtricten dieſes Staats ergehen laſſen, und die 
beſagten Deputirten follen dieſelbigen pflichtmaͤſſig be⸗ 
ſorgen, und dieſer ihrer Proceduren halben ſchuldige 
Ruͤckanzeige machen, auch ſollen die Truſties dieſer 

hohen Schule daruͤber Patente und Beſtaͤtigungsſchrei⸗ 
ben erhalten, in ſolcher Art und Form, und eben der 
Kraft, als es zwiſchen Privatperſonen bey Uebernahme 
liegender Guͤter nach denen Geſezen dieſer Republik 
rechtsbeſtaͤndig und der genauefien Vorſicht nad) üblich 
und herfömmlich if. 

Ferner fen es zum Geſez gemacht, u alles und 
jedes Stück Land, fo nach diefer Acte zum Nuzen der 
benamten hohen Schule ausgemeſſen wird, auf Koſten 
dieſes Staats geſcheben fol, und wird der hohe Rath 
hiedurch bevollmächtiget, nöthige Befehle an den Schaz« 
meifter dieſes Staats ergehen zu laffen, alle daher ent⸗ 
ſtehende Koſten zu bezahlen und zu berichtigen. 


(Gemeinnuͤtige Philadelph. Correſpondenz, 
Nro. 299. 1787.) 


J 





— —— —— — 


Ks Nro. V 





Nto. V w ; ci . J 
An die lieben Deutſchen. 


un denn, ihr lieben deutſchen Mitbruͤder! da iſt 
eich fo ein ganzer Bogen mit der Zeitung vor 
einigen Wochen gefchenft worden, der euch gar erſtau⸗ 
nend viel von einer deutſchen hohen Schule geſagt hat. 
Ich habe ihn ſelber mehr als einmal durchgeleſen, und 
ich will euch kurz ſagen, was ich davon denke: Das 
Ding im Ganzen gefaͤllt mir, ich haͤtte zwar manches, 
inſonderheit gegen die Anrede an eich, einzuwenden , 
aber ſeht, weil der Mann, ber fie geſchrieben hat, euer 
guter Freund zu feyn fcheint, und es doch herzlich guf 
mit euch mennt, fo will ichs ihm nicht zu Leide thun, 
daß ich das, mas er fo gut gemeynt hat, tabeln woll⸗ 
te; ja ich will euch vielmehr. bekennen, daß ich auch 
fehr vieles in diefer Anrede gefunden habe, das wirke 
lich wahr iſt, und daß ich mich recht ſehr darüber 
freuete, daB fich einmal einer das Herz genommen, 
euch die Wahrheit zu ſagen. — Ich machte mir denn 
auch groffe Poffnung, daß diefer Bogen rechte Wunder 
unter den Deurfchen thun RUM ich wartete einige 
Tage, 





— — J jeder: daB. Blatt möchte gelefen * 
und nun fieng ich begierig zu werden, was doch 


die Deutſchen von der geraden Anrede denken würden. 


Ich frug einen nach dem andern, wo ich Gelegenheit 
hatte, was fie vom dem Bogen daͤchten ? Aber hoͤrt 


e 


nur einmal / unter zwoͤlf fand ich; faum wen, die ihn 


nur. gelefen / geſchweige weiter darüber nachgedacht hats 


ten. Heh da, dachte ich, an denen Leuten iſt ja Hopfen 


und Malz verloren! Was wird: doch in aller Welt aus 
unfern penfploanifhen Deutfchen werden? Es Fribbelte 
mir gewaltig ſo ums Herz, daß ichs euch nicht fagen 
fan; denn feht, da hatte ich fo etwag von einem Volks⸗ 
lehrer in Deutfchland gehört, wie der infonderheit vor 
bie gemeinen Leute fehrieb, und ihnen allerlen gute Leh⸗ 
zen gäbe; ich dachte fo darüber nach, und da ich die 
Anrede auf dem Bogen lag, der von ber deutſchen Unis 
verfität handelte, fo fezte ich mir gleich vor, auszu⸗ 
forſchen, wer doch der Verfafler davon ſeyn ‚möchte, 
denn ich fan nicht bergen, der Mann gefiel mir in ſei⸗ 
nen Ausdruͤcken, und feht, mit diefem Mann wollte ich 
mich verabreden, daß er mit mir einen Volfslehrer vor 
die Penfplvanier fchreiben folte; denn ihr müßt wiſſen, 
ich hätte euch von hundert Dingen recht viel zu fagen, 
das euch auch recht nuͤzlich ſeyn follte, und darum 
lribbelte es mir, wie ich vorher ſagte, ſo um mein 

Herr 


* 
* 


rt 


524 Beylagen. 


on base e — — 





Heryy da ich vernahm , daß ihr arößtentheils ſogar 
nichts leſet. Ich gab nun alle Hoffnung auf, ein pem 
ſylvaniſcher Volkslehrer zu werden. Doch dachte ich 
wieder dabey du haſt ja auch Leute‘ gefragt, die in 


der Stadt wohnen, und diefe haben ja zum Theil 0 


abfcheulich viel vor den Leib zu thun, daß fie an die 
Ausbefferung des Gemuͤths nicht denfen Finnen; dabey 
muͤſſen fie auch’ mehr Zeit zum Puz, zum Effen und 
Zeinken haben, wie die Bauersleute, und theils iſt 
ihnen das Deutſche viel zu fchlecht, das leſen fie nicht, 
ja wenns Tnglifh wäre, dann hätte es auch Hand 
und Fuß; die deutfche Sprache iſt euch für manche 
Stadtleute fo plump, fo grob, daß fie fich derfelben 
fhämen, und hundertmal lieber ſchlecht Engliſch ſpre⸗ 
chen, als daß fie bie grobe deutfche Sprache über ihre 
fanfte Zunge folten gehen laſſen; ja ich will euch Lande 
leute im Vertrauen geftehen, wir Stadtleute ſchaͤmen 
und zum Theil unferer deutſchen Nation, es thut eis 
nigen nur gar zu wohl, wenn fie ein Engländer nur ſo 
Halb anfchielt, und deffen Bekanntſchaft und Verbin. 
dung fücht man, und meynt, es fen eine eben fo groffe 
Ehre, wenn man bey dem Engländer hinter der Thüre 
fire, ald wenn man mit einem ehrlichen Deutfchen am 
Tiſche fich aufhalten dürfe. — Nun über das Ding 
habe ich mich ſchon manchmal geärgert. — Doc wenn 

die 


* 


Beylagen. * 





die Stadt Deuiſchen nur leſen wollten, ic. Bächte, man 
koͤnnte fie doch noch wohl von dieſer Thorheit kuriren. 
Und ſeht, da dachte ich denn, mit den Landleuten iſt 
es ganz anders, die haben den Bogen gewiß geleſen, 
und haben ihn reiflich uͤberdacht, und tag gilts, es 
wird derſelbe einen groſſen Nuzen vor fie haben, — 
Nun ſollte das ſo ſeyn, und ſollte ich davon etwas 
bören, ſo ſeze mein erſtes Vorhaben doch noch: ins 
Werk; denn, lieben Freunde, wenn wir kluͤger wer⸗ 
den wollen, wenn uns die Englaͤnder nicht immer vor 
dumm halten follen, fo iſt es Zeit, dag wir anfangen 
zu leſen, und zwar deutſch zu leſen; denn die deutfche, 
Sprache iſt eine eben ſo ſchoͤne Sprache, wie die eng⸗ 
liſche, und wir haben auch eben ſo ſchoͤne deutſche Bis 
cher, wie die Englaͤnder engliſche haben. Fangt denn 
alle doch nur erſt einmal mit dem Bogen von der deut⸗ 
ſchen hohen Schule an, leſet ihn mit Aufmerkſamkeit 
noch einmal durch. — Findet ihr manches darinnen, 
das euch nicht Aaut, je nun denn, laßts ſeyn, der 
Mann ‚hats doch gut gemeynt, und folge ihm nur fein) 
huͤbſch, in dem was euch einleuchtend iſt, und wovon ihr 
denkt, daß es recht iſt. Lebet unterdeſſen wohl, wir hoͤ⸗ 
ren doch bald wieder von einander. AT 


(Gemeinmäsige — —— 
Nro. 304. ——— 


Ant ⸗ 


526 Beylagen. 








Antwort auf regen Chr; * 


— Steiner, den Drucker der 9 eeinni, Bei, 
am Correfp: Neo: gıo. 1787.) 


A" Sie werden mich Ihnen ſehr verbindlich machen, 
wenn Sie durch Ihre Correſpondenz dem Herrn A. Mi 
ſagen, daß er die Hoffnung , ein penſylvaniſcher Volks⸗ 
lehrer mit dem Herrn Verfaſſer der Anrede an die 
Deutſchen dieſes Staats zu werden / beyleibe nicht auf⸗ 
geben folle: Denn obſchon die in einigen Städten Pens 
ſylvaniens wohnenden Deutfchen oft aus dummen Hoch⸗ 
much ihre Nation) verfennen; ihre Mutterſprache, ohne 
diefelbe recht zit verſtehen, grob nennen, und in ders 
felben nichts leſen; fo kan doch diefe Schande denen 
Landleuten wicht gerade fo nächgefagt werben. Diefe 
verleugnen felten ihre Herkunft — Sie reden deutſch, 
freylich für zaͤrtliche und gefittete Ohren manchmal ets 
was grob. — Sie lefen zuweilen auch gern fo etwas 
deuitfches ; befonders wenns nicht viel koſtet, oder ihnen 
geſchenkt wird / oder das Vorurtheil nicht herrſcht, daß 
die Zeitung lauter Luͤgen berichtet; ſo reden und leſen 
unſre Landleute noch deutſch, daher nicht mit Grunde 
au vermuthen, daß an ihnen, wie an den Stadtleuten, 
Hopfen und Malz gänzlich verloren ſey, ſondern daß 
es wohl die Mühe belohnen möchte, ein Vollkslehrer 
unter ihnen zu werden 


er 


Da 


— 527 

- Da meine Gefchäfte und Befanntfchaft mir zuwei · 
len Gelegenheit geben, die Aufnahme; Urtheile und 
Wirkung dieſer oder jener herausfommenden Stüce zu 
erfahren; fo will ich, um die Wißbegierde des Herrn 
A M. zu'befriedigen, und den Herrn Verfaſſer der 
Anrede zu erfreuen, ihnen, den lieben Männern bes 
richten: Daß, als ich neulich mich auch um dag Schicke 
fol des gefchenften Bogens befümmerte, fo Hirte ih 
von einem glaubmürdigen Freund mit fonderbarem Vers 
gnuͤgen/ daß einem wohlhabenden Landmann in Nr 
Eaunty; welcher die Anrede gelefen, der Inhalte ber⸗ 
felben ſo nahe gegangen fen, daß er fogleich zween 
feiner Soͤhne, um fie nicht als Knechte der Unwiſſen⸗ 
beit aufzuziehen und zu Tagloͤhnern heran wachſen zu 
laſſen, in ein benachbarted angenehmes ganz Kleines 
Städtchen geſchickt hat, in melchem vor einiger Zeit 
eine Schule angelegt worden, darinn Kinder die deut⸗ 
ſche, lateiniſche, griechiſche und engliſche Sprache, nebſt 
Mathematik, Hiſtorie, Muſik u. dgl, lernen, auch was 
das Hefte mitunter iſt, am ihrem ſittlichen Zuſtand eher 
gebeffert als verfchlimmert werden Einnen, teil ohne 
dem aller Wahsthum in der Gelehrſamkeit ohne gute 
Sitten und Auffuͤhrung mehr Verluſt als Gewinn zu 
ſeyn beweißt. Dieſer wahre Freund ſeiner Kinder hat 
ſich * nicht lang beſonnen, ſondern nach dem Kath 
des 





528 DBeylagen. 








des Hexen Verfaſſers gleich — r — Ss 
nen eine, beffere Erziehung zu geben, welche, wenn die 
hohe Schule in Lancaſter ihr Daſeyn haben wird, wohl 
zubereitete Studenten auf derſelben abgeben mögen. — 
Er fol e8 auch befannt haben, diefe fo wichtige Sache 
bisher noch niemals fo überlegt gehabt zu Haben, bis 
er durchs Lefen der Anrede wäre zum Nachdenken ges 
—* worden. ** 72. REN 
ur BT 
& iſt N wuͤnſchen, daß dieſe in unſerm | 
felten gewordene aͤchte väterliche Gefinnung: in. dem 
Herzen dieſes Vaters ununterbrochen und unverändert 
erhalten werde, und berfelbe feiner hierinn — 
Erkenntniß treu bleiben möge. 


Zugleich fi follte der. Bericht dieſer Thatſache nicht: 
alfein noch mehrere Vaͤter aufmuntern , biefem ruhm⸗ 
würdigen Bepfpiel zu folgen, und nach ihrem Vermoͤ⸗ 
gen ihre Kinder etwas grünbliches lernen zu laſſen, ſon⸗ 
dern. derfelbe foll auch Diejenigen Herren ‚unter den 
Deutfhen, welche Geſchick, Zeit. und Kräfte haben, 
zur Bolfsbelehrung etwas beyzutragen, aufnumtern, 
ihren deutſchen Mitbruͤdern den Nuzen der Wiſſenſchaf- 
ten ſowohl uͤberhaupt, als auch der lateiniſchen und 
griechiſchen Sprache inſonderheit, in ein helles Licht zu 

F fegen, 


n | Verlagen. 529 





fegen, damit fie vors erſte die Umentbehrlichfeit derſel⸗ 





ben zum gruͤndlichern Verſtand der deutſchen und eng⸗ 


liſchen Sprache einſehen; zum andern nicht noͤthig haͤt⸗ 
ten, ſich ein mit lateiniſchen Worten geſchriebenes Pa⸗ 
pier ‚ toorauf wohl gar etliche Siegel gedruckt find, ſtatt 
eines Schulmeiſters Zeugniß, oder Predigers Ordi⸗ 
nationsſchein vorlegen und damit hintergehen zu laſſen 
als waͤren es wirklich gute Zeugniſſe, ſie wuͤrden als⸗ 
denn ſelbſt ſehen, und das Wahre von dem Falſchen 
unterſcheiden fönnen. | 
Philomathes. 





Schoͤpfs R. II. Th. 81 Nro. VI, 


FB 





Nro. VI. 


Plan zur Errichtung von Freyſchulen 
in Philadelphia. 


An die Einwohner von Philadelphia und dem 
Bezirk von Sudwark und der Nordern 
Freyheit. | — 

Ein jeder Freund der Wohlfahrt Penſylvaniens muß 
mit Vergnuͤgen die Errichtung und den gluͤcklichen 

Fortgang derer Pflanzſchulen, welche zur Ausbreitung 

der Gelehrſamkeit in dieſem Staate errichtet werden, 

anſehen. Allein ſo nuͤzlich auch dieſe Univerſitaͤten und 

Akademien ſind, ſo reichen ihre Einrichtungen doch nicht 

genug dahin, um denen niederen und unvermoͤgenden 

Klaſſen derer Einwohner Gelegenheit zur Erlernung der 

Wiſſenſchaften zu geben. Blos wohlhabende Leute koͤn⸗ 

nen der Koſten halber, ſo dazu erfodert werden, eini⸗ 

gen Nuzen davon ziehen. 


An denen Wohlthaten und dem Nuzen einer gruͤnd⸗ 
lichen Erlernung koͤnnen Arme und Handarbeiter nur 
Theil nehmen durch 

Frey⸗Schulen. 


Beylagen. 531 
| Die tweitläuftige und ungebundene Lage derer. Ans 
bauungen diefer neuen Staaten wird bie — ——— 
ſolcher Schulen durch ein allgemeines Geſez noch vor 








einige Jahre verhindern, allein nichts kan hinderlich 


ſeyn, dergleichen in Philadelphia und in denen ſchon 
lang und ſtark angebaueten Gegenden dieſes Staats ſo⸗ 
gleich anzulegen. Man lebt der Hoffnung, daß es um 


nöthig fenn wird, ein Volf, welches von denen Grunds 


fäzen von Freyheit umd Chriſtenthum unterrichtet fl, 
durch Demeife zu überreden, ſolche nöthige und- nuͤz⸗ 
liche Einrichtungen zu treffen. Die Kinder armer Leute 
machen einen groſſen Theil des gemeinen Weſens aus. 
Ihre Unwiſſenheit und Laſter, wenn fie vernachläffiget 
werden, mirfen nicht allein auf fie felbfi. Sie breiten 
fih auch dadurch auf die Kinder der vornehmſten aus. 
Sie find berechtiget, warn fie ihre Jahre erlangt has 
ben, zu denen Wahlen der Beamten des Landes ihre 
Stimmen zu geben. Gie haben an dem guten Namen 
und denen Sitten eines ganzen Volks einen Antheil. 
Mit einem Wort, wann der gemeine Mann unwiffend 
und lafterhaft ift, fo Fan eine Nation, und befonders 
ein freyer Staat, nicht lange frey und glücklich ſeyn. 


Es ift daher unfere Pflicht und Schuldigfeit, mann wir 


unfere Jugend lieben, und unfere Freyheit und das 
Wohl unferes Landes zu ſchaͤzen willen, ſogleich Ans 
8la ſtalten 


# 


552 Beylagen. a 


— 
— — 


ſtalten zur Erziehung der Kinder der Armen, — 
in denen dick angebauefen Gegenden diefeg Staats eine 
fo groſſe Menge ift, zu treffen. 








Solgender Plan, diefes hoͤchſtnoͤthige Werk in der 
Hauptitadt biefes Staats anzufangen, wird hiemit den 
Einwohnern von Philadelphia und denen Bezirken von 
Sudwark und denen Nordern Frepheiten, zu Fugen 
Nachdenken vorgelegt. 

Erftend. Laßt ung der gefesgebenden Macht eine 
Bittfchrift vorlegen, um durch ein Geſez 1000 Pfund 
durch eine Schägung aller Eigenthümer in Philadelphia 
aufzubringen, zur Erhaltung der Schulmeiſter, Miethe 
vor Schulhäufer und anderen Ausgaben, fo diefes Un 
ternehmen erfordert. Diefe Art Freyſchulen zu errich, 
ten, ift mit vielen Vortheilen verfnüpft, die man nicht 
hat, wann man fih auf einen freymwilligen Beytrag 
dazu verläßt. In Schottland und Neuengland werden 
die Freyfchulen durch ein gemaͤchtes Gefez erhalten 
daher gute Erziehung und Wiffenfchaften in diefen Läns 
dern allgemein find. In England werden die Sreys 
ſchulen faft durchgängig durch Allmofenpredigten erhal 
ten, daher ift Erziehung und Wiffenfchaft fo partheyifch. 
gertheilt in dem Lande, und das ift auch der Grund zu 

benen 


” Beylagen. 533 


* 











denen unzaͤhlbaren Hinrichtungen, md Erfindungen 
Nebelthäter zu beftrafen und auszurotten, wovon wir 
täglih in denen Zeitungen von England fo traurige 
- Erzählungen finden. Freywillige Gaben treffen die vers 
ſchiedene Glieder einer Geſellſchaft ungleich. Zu einer 
Tax träge ein jeder bey, und diefe Tare wird fo ges 
ring feyn, daß fie niemand befchwerlich fallen wird. 
Der Preis einer Flaſche Wein, oder einer einzigen neu⸗ 
modifchen Feder, wird vor einen ordinairen Rehnbefizer 
vor ein ganzes Jahr binlänglich zur Bezahlung feiner 
Taxe zu den Sreyfchulen fenn. Diejenigen, deren ges 
ringere Umftände obige Ausgaben ohne dig ohnmoͤglich 
machen, die belieben —* — *— N 
en) Da ed bey manchen von diefen der Preis von 
zwey oder drey Pfund Fleiſch, und bey andern noch 
weniger ſeyn würde, was fie dazu alg einen —— 
Tax zu zahlen haben wuͤrden. 


2) Und viele von ihnen wuͤrden dadurch mit zwey 
Schilling die Summe von mehr ald 20 Schilinge abe 
tragen fönnen, welches die Summe des Schulgeldes 
wäre, daß fie nur bey einem Kinde erfparen Fönnten, 
geſchweige wenn fie bey ihrer Armuth noch mehrere 
derfelben haben folten. 

213 Ueber⸗ 


534 Deyfagen. 
Ueberdem wird man bey Bezahlung dieſer Tare 
gewinnen. Durch Ausbreitung und Vermehrung guter 
Sitten in denen Schulen, und duch Gemwöhnung der 
Kinder zum Fleiß und Arbeit, wird bie Anzahl der Ars 
men, und folglich auch die Taxe, fo zur Erhaltung ders 
felben eingefobert wird, geringer. werden. Ben Abs 
nahme der Lafer werben die Koſten der Gefängniffe 
geringer, und vieles Geld, welches die ‚daher ent- 
fiehenden Proceſſe Eoften, erſparet. DBefonders aber: | 
werden wir dem Allerhöchften einen angenehmen und - 
ihm wohlgefaͤlligen Dienft leiften, wann wir für den 
Theil unferer Mitmenfchen forgen, welche die Hauptge⸗ 
genftände feiner Gnade und Zuneigung zu ſeyn feheinen«: 
Zweytens. Laſſet die Kinder, fo in diefe Schulen 
gefchickt werden ‚im Englifchen lefen und fchreiben, (und 
wann es die Eltern verlangen) auch in der deutfchen 
Sprache unterrichtet werden. Desgleihen auch in des 
nen Grundftäcken der Nechenfunft. Die Mädchens im. 
Neben, Stricken und Spinnen, dabey aber auch in des 
nen vorher angeführten Künften. Hauptfächlich aber 
forget auch dafür, daß alle, fowohl Knaben als Mäds 
chens, mit allem Fleiß in denen Grundſtuͤcken und 
lichten der chriftlichen Neligion unterrichtet werben. 
Diefes ift das noͤthigſte Stück zu einer guten Erziehung. 
Diefes wird fie zu gehorfamen Kindern und lehrbegie⸗ 
. rigen 





Beylagen. 535 





zigen Schülern machen, und fie werden bereinft gute 
Lehrlinge, rechtfchaffene Ehemänner, redliche Weiber, 
ehrliche Arbeiter, fleiffige Ackersleute, friedfertige Schiff 
leute, und in allen zum Beſten des Landes erforderlis 
chen Stücken, gute und nüzliche Bürger werden. Um 
diefen fo hoͤchſt nüzlichen Endzweck zu erreichen, wird 
noͤthig ſeyn, 

Drittens. Daß die Kinder derer Eltern, dh au 
Ä einerley Religion fich befennen, auch zufammen erzogen 
‚Würden, damit fie defio leichter in denen Grundfägen 
der Kiechen, zu welchen fie gehören , Finnen unterrich- 
tet werden. Hiedurch werden auch dieſe Schulen be⸗ 
ſonders der Aufſicht der Prediger der Stadt anheim 
geſtellt, und Religion und Lernen deſto genauer mit 
einander verbunden. Wir wiſſen aus der Erfahrung, 
was fuͤr groſſen Nuzen die Freunde (Quaͤker) durch 
Verbindung ihrer Schulen und Kirchen gehabt, wie gut 
ſie ihre Jugend dadurch gebildet haben, ſo daß es alſo 
nicht noͤthig iſt, zum Beſten dieſes Plans ein mehre⸗ 
res zu ſagen. 

Viertens. Laßt das Geld, ſo zur Erhaltung die⸗ 
ſer Schulen zuſammen gebracht wird, denen Haͤnden 
des Schazmeiſters der Stadt uͤbergeben, und auf fol⸗ 
gende Art angewendet werden. Laßt eine gewiſſe Ans 
zahl Truſties dieſer Freyfchulen von einer jeden Reli⸗ 

14 gion 


% 


536 % Beylagen. 


— — 








gion vor ſich erwaͤhlet werden; und laßt einen von dem 
von denen Truſties unter ſich ernannten Praͤſidenten 
unterzeichneten Auszug, dem Zahlmeifter zuſtellen, wele 
cher dann bevollmächtiget wird, vor einen jeden Schuͤ⸗ 
ler, fo in einer folchen Schule fich befindet, drey oder 
vier Pfund jährlich auszuzahlen. So bald bie Anzahl 
der Kinder gehörig über 15 iſt, fo befiimmt 30 Pfund a 
jährlich für fie, vor die Miethe einer Schulfube, und 
vor Papier, Dinte, Federn,- Bücher und Holz, und _ 
60 Pfund, wann die Anzahk fo angewachſen, daß zwey 
Schulfuben für fie erfordert werden. Solte eine den 
chriſtlichen Gefellfchaften von dem zufammengebrachten : 
Gelde nichts verlangen, indem. fie duch privat Zufame 
menlagen ihre Schulen erhalten, fo laßt ihr Theil in 
die Armencaffe der Stadt gelegt werden, wann. ee an⸗ 
derſt nicht vor die armen Kinder anderer wicht fo wohl 
habenden Gefellichaften gebraucht wird. Und endlich 
laßt von dem Geſez Auffeher ernennen, und jährlich 
öffentlich befannt machen, welchen diefe Schulen for 
wohl als auch die über Einnahme und Ausgabe. ges 
führte Rechnungen , jederzeit offen fiehen. 

Einwohner von Philadelphia! erwacht endlich ein. 
mal, fezet denen Laftern Grenzen. Welche Schand» 
flecke unſerer Stadt find das ruchlo® und unanftändige 
Schwören; die Ihändliche Ausdrüce, welche öfters in 

denen 


Beylagen. —* 537 











denen Straſſen in unſere Ohren gellen, werden blos 
dadurch verringert werden, wann man vor die Erziehung 
der Kinder der Armen ſorgt. Es herrſcht gegenmärtig 
je ein glücklicher. Eifer. unter uns. Das Difpenfary und 
- Humane Gefellfchaft werden unverloͤſchliche Denkmale 
der Menſchenliebe der gegenwärtigen Bürger von Phi⸗ 


ladelphia bleiben. Aber laßt eure Wohlthaten nicht 


blos bey der Geſundheit und dem Leben der Armen 
ſtehen bleiben. Ihre Sitten haben mehr Einfluß auf 
dag ganze, als ihre Geſundheit und Leben, und ihre 
Seele bleibt vor immer. Geſegnet iſt der Mann, der 
den Armen Gutes thut, der Herr wird ihm in der 
Noth beyſtehen; der Herr wird ihn behuͤten, daß ihm 
kein Ungluͤck treffe, er wird ihn nicht in die Hände 
feiner Feinde fallen laſſen. | | 


(Gemeinnuͤzige Philadelph. ERTL, 
Nro. 310. 1787.) 








Plan der Uranien Acadenie, 

Welche in Philadelphia zur Verbeſſerung des 
Singens in denen Kirchen full angelegt, und 
den dritten Mittwoch des Monats Septem⸗ 

ber .diefes Jahrs eröfinet werden. . 
St" ift von alten Zeiten ber beym Gottesbienſt 
gebräuchlich ‚gewefen. In denen erſtern Zeiten 
£ls . Wurde 


338. h J Beylagen. | 
wurde es ſchon im denen chriftlichen Gemeinen einges 
führt; und in denen meiften Kirchen macht es noch jezt 
einen Theil des Gottesdienſtes aus. Damit es aber 
feinen wahren Gndzwec erreichen möchte, fo follte es 
mit Ordnung und Andacht gefchehen. Diefes if aber 
eine Kunſt, welche, gleich andern, Zeit und Mühe zu 
ihrer Erlernung erfodert; und von welcher man ohne 
Hülfe eines Lehrers Feine Erkenntniß befommen fan. 
Nichts deftoweniger haben die meiften Leute fich mit 
dem begnüget, ' was fie durch Mitfingen in benen Kir⸗ 

chen haben erlernen Fönnen. ar" 








| Allein das Singen ſollte entweder in denen Kirchen 
ganz umterlaffen werben, ober auf eine Art geſchehen, 
daß unſere Aufmerkſamkeit dadurch gereiget , und wir 
zum Lobe Gottes ermuntert würden. Um das Singen 
zu verbeffern, und nuͤzlich und angenehm zu machen, fo 
ſollte es einen Theil der Erziehung ausmachen; dann 
Kinder koͤnnen eben fo wenig recht fingen als lefen ler. 
nen, ohne einen Unterricht darinn zu haben. Diefen 
Vegriffen gemäß hat man ſich vorgenommen: 8 


1. Daß eine Stiftung, zu Erlernung des Singens 
in denen Kirchen errichtet werde, in welcher 300 Schuͤ⸗ 
ler koͤnnen, und wann ſich ſo viele anzeigen, moͤgen 
frey von allen Koſten unterwieſen werden. 

2. Der 


— 


Beylagen. 








2. Der Name dieſer Stiftung ſoll ſeyn/ Die 
Uranien Academie in Philadelphia. 2 

3. Daß niemanden bie Aufnahme in diefer Acade⸗ 
mie, in Betracht der Religion oder Provinz, zu wel⸗ 
‚her er gehoͤrt, ſoll unterfage werden; fie fleht offen 
und frey für ale Religions» Verwandten. 


4: Zue Bequemlichkeit der Schüler, follen drey 


Plaͤze zum Unterricht befiimmt werden, naͤmlich einer 


in der Mitte der, Stadt, ein anderer in oder nahe bey 
der Norder Frepheit, und ein dritter in oder nahe bey 


dem Sudwark Diſtrict. 

5. Daß um dieſer Stiftung einen feſten Su zu’ 
geben, ein Capital fol gefammilet werden, wovon nicht 
ehe etwas foll gezogen werden als bis das jaͤhrliche 
Einkommen deſſelben mit der garen zum Unterricht 
von 300 Schuͤlern, welches nach dem eriten Artikel die 
beftimmte Anzahl ift, nöthigen Ausgabe überein kommt. 

6. Um die Grundlage zu diefem Capital zu erlan⸗ 
gen, fo fol in diefem Frühjahre ein groſſes Concert, 
und in der Folge, um das Capital zu vermehren, we⸗ 
nigfteng jährlich ein folches veranftaltet werden. 

7, Sin eben biefer Abficht follen auch Subferiptionen 
von denen, fo gefonnen find, diefe Stiftung zu ermuns 


tern, angenommen werben, und ein jeder, fo. acht 
Thaler oder mehr fubferibirt, fol ein Necht zu einer. 


Stim⸗ 


—* 





Stimme —— der KEuſtes u Patronen 
- haben. BEST 

8. Um den Nuzen, fo man von: diefer Stiftung ers. 
wartet, auf die Folge fefisufegen,, und das Eigenthum: 
derſelben zu vergewiſſern, follen die Truftees um einen 
Freyheitsbrief für dieſelbige zu erlangen, ſich an die 
Landesregierung wenden. 

9. Die Academie fol unter der Verwaltung von 
zwoͤlf Truſtees ſtehen, welche, vor das erſte Jahr die 
Verwaltung derſelben vor ſich uͤber ſich nehmen; in der 
Folge aber durch die, ſo zu der Academie ſubſcribirt 
haben, jaͤhrlich erwaͤhlet werden ſollen. 

10. Es ſollen auſſer denen Truſtees wenigſtens 20 
Patronen der Stiftung ſeyn, welche auf eine gleiche 
Art als die Truſties erwaͤhlt werden, und mit denen⸗ 
felben verbunden, bey der vierteljaͤhrigen Prüfungen 
der Schüler, richten, und ben denen jährlichen Con⸗ 
certs DVermalter abgeben, und überhaupt vor das Befle 
und. die Erhaltung der Academie forgen follen. 

11: Sol der erſte Lehrer dieſer Academie, fowohl ale 
auch deffen Gehuͤlfen, von denen Truſtees angeftellet und 
auch die Beſoldungen berfelben feſtgeſezt werden. 

Nachdem wir die Gruͤnde zu Errichtung einer Stife 
| tung. zur Verbeſſerung bes Singens in denen Kirchen 
genau unterfuchet haben, To find wir der Meynung, da 

es 


a 
* 


Beylagen 











es einen groſſen Einfluß auf das gemeine Beſte haben, 
und ein groſſes zur Verbeſſerung dieſes Theils des Got⸗ 
tesdienſtes beytragen wird. Von dem Nuzen davon alſo 
voͤllig uͤberzeugt, geben wir demſelben unſern voͤlligen 
Beyfall; und uͤbernehmen mit Vergnuͤgen die Verwal⸗ 
tung und Befoͤrderung dieſer Stiftung bey ihrem Anfang, 
werden auch dem zufolge bey dem erſten vorgeſchlagenen 


AUranien Concert als Verwalter zu Werke gehen. 


Das Concert wird den zafen April, in der deut⸗ 


ſchen reformirten Kirche , in der Rees⸗ſtraſſe, aufgefuͤh⸗ 


vet werben; nähere Nachricht davon wird dem Publico 
einige Tage vorher gegeben werden. Dem gemachten 
Ueberfchlag nach werden auffer denen Sängern ohmges 
fehr 1200 Menfchen in der Kirche Plaz haben; diefe 
Anzahl von Tickets werden daher auch nur ausgegeben 
werben. Scheine vor Tickets find bey Deren Young, 
an der Ede von der Zweyten⸗ und Chefnut-firaffe, des⸗ 


gleichen bey allen Verwalteen, zu einem Thaler das 


Stüd, zu haben, Einige Tage vor der Aufführung 

müffen dieſe Scheine wieder abgegeben werden, da 
dann Tickets dafür werden ertheilet werben. 

Verwelter 

Patronen: Nobert Blackwell, Tafpar Weiberg, 

James Sproat, John Emwing, Sammel Magaw, Els 

hanen Winchefter, Joſeph Pilmore, Robert Molineur, 

Ben⸗ 





542 Beylagen. 


— 





Benjamin Ruf, Sohn Meder, Francis Hopfinfen, 
Iſaac/ Snowden, Georg Duffield, Sohn Fromberger, 
Johann Becker, Thomas uſtick, William Young, Wil⸗ 
liam Schäf, Joſeph Turner, Charles Pettit, Abra⸗ 
ham Collings, Sohn . , Sohn Sacob 
L. Swyler. 

Truſtees: Asarich — John Andrews, * 
rich Helmuth, Joſeph Ker, J. Swanwick, Samuel 
Duffield, Nathanael Falconer, eher Miles, Jacob Ä 
| Becker, Gerardus Clarkſon, William W. Smith, 
Alexander Fullerton. 

Bey einer am 2zſten Maͤrz gehabten Zuſammen⸗ 
kunft der Truſtees der Uranien Academie, wurden nach» 
folgende Herren zu Beamten dieſer Stiftung erwaͤhlt: 

Der Hochwuͤrd. Doctor John Andrews, Praͤſident. 

Der Hochw. Doct. Heinrich Helmuth, Vice-Präfident. 

Herr John Swanwick, Sekretair. | 
Herr Azariah Horton, Schagmeifter. 


(Gemeinnuͤz. Philadelph. Eorrefpondens, 
Nro. 311. 1787.) 





Nro. VII. 


— 


a‘ 


ALLIED TE 
Nro. VI. 


%: n 
An das Bublicum 
Ein Liebhaber nuͤtzlicher Wiſſenſchaften in London, hat 
vor einiger Zeit der Amerikaniſchen Philoſophiſchen 
Geſellſchaft, welche zu Philadelphia, zur Befoͤrderung 
nuͤtzlicher Wiſſenſchaften, gehalten wird, zweyhundert 


Guineen, als ein Geſchenk angeboten, welche ſicher aus⸗ 


gethan werden ſollen, fo daß die Intereſſen davon jaͤhr⸗ 
lih alg ein Preis, nah dem Urtheil der Geſellſchaft, 
dem DVerfaffer der beſten Entdeckung, oder der mügliche 
ſten Erfindung die Schiffarth, Afironomie oder Naturs 
funde betreffend „ (blos die Naturgefchichte ausgenom⸗ 
men) zuerfannt werden follen, und da die Geſellſchaft dag 
obenbenannte Geſchenk angenommen, fo macht fie bie 
durch die Bedingungen befannt, welche der Geber vorge, 


ſchrieben, und die Geſelſſchaft gebilliget Hat, nach welchen 


der angeführte Preis jäyrlich wird zuerkannt werden. 

1. Der Candidat ſoll ſeine Entdeckung, Erfindung 
oder Verbeſſerung, unter der Addreſſe an den Praͤſi⸗ 
denten oder einen der Dice » Präfidenten der Gefells 
fchaft CH) Poſt und Koflen frey, einſchicken, und fein 
Werk dur) einen Wahlfpruch, Beyſchrift oder fonflis 
ges Zeichen unterfcheiden, fo wie es ihm gefällig. ifk. 

Zus 


ar Y 


* 


544 ug Beylagen. 





Zugleich ſoll er. auch mit feiner Entdestung, Erfindung 
oder Verbeſſerung einen verſiegelten Brief einſchicken, 
welcher eben denſelben Wahlſpruch, Beyſchrift oder 
Zeichen in ſi ſi ch haͤlt, und auch den wahren Namen und 
den Ort des Aufenthalts des Autors anzeigt. 

2. Leute. von irgend einer Nation, Secte oder Des 
nennung, follen ale Candidaten um dieſen Preis ange⸗ 
nommen werden. G ii ke 7 

3. Reine Entdefung , Erfindung ober Verbeſſe un 
ſoll ein Recht zu dieſem Preis haben, welche ſchon bee 
Fonnt gemacht worden, oder vor welche der Autor fchon 
fonften wo eine öffentliche Belohnung "erhalten hat. 

4. Der Bewerber fol feine Entdeckung, Erfindung 
oder Verbefferung, entweber in der Englifchen, Franzoͤſi⸗ 
fchen, Deutfchen oder Lateinifchen Sprache mitteilen. 

5 Ale ſolche Mittheilungen follen bey einer dazu 
beffimmten Zuſammenkunft öffentlich gelefen, oder der 
Gefellfchaft vorgelegt werden, und zwar nicht fpäter 
als einen Monat vor dem Tag der Zuerkanntniß, auch 
ſollen fie allezeit der Durchficht derer Glieder nach ih⸗ 
rem Verlangen offen ſtehe Aber kein Glied ſoll die 
Erlaubniß haben, eine ſolche Mittheilung , Befchreisung 
oder Abrig mit fih nad) Haufe zu nehmen, auffer dem 
Beamten, welchem felbiges iſt anvertrauer worden; 
auch fol ein folher Beamter es nicht aus feiner Ver⸗ 

wahrung 







Ra 
2 c 


n — N 


Beylagen, 345 








wahrung laſſen, ohne dazu eſſten beſondern Befehl von 
der Geſellſchaft zu haben. 

6. Nachdem die Gefellfchaft vorgängig (äntliche 
Mittheilingen der Kandidaten, um den dagmal feſtge⸗ 
ſetzten Preis, der Ueberlegung von zwoͤlf Raͤthen und 
anderer Beamten der Geſellſchaft uͤbergeben, und ihren 
Bericht daruͤber erhalten, fo fol, bey einer. ihrer bes 
ſtimmten Zufammenkünfte ‚, im Monat December, jähts 
li nad dem, Verlauf diefes Jahrs (von der Zeit, Ort 
und befondern Gelegenheit diefer Zufammenkunft, fol 
vorher durch befondere Bekanntmachung Nachricht, ger 
geben werben) zu der zu biefem Endzweck gehörigen Zus 
erfanntniß des beflimmten Preifes gefchritten werden; 
und nad gehoͤriger Veberlegung ; ſollen erſt die Stim⸗ 
men uͤber nachfolgende Frage geſammiet werden, naͤml. 
Iſt eine derer Mittheilungen fo eingegangen und bes 
fichtiget worden, des vorgefchlagenen Preiſes wirdig ? 
Faͤllt dieſe Trage verneinend aus, ſo fol das game 
Gefchäfte bis auf dag andere Jaht verfüoben werben; 
wird fie aber beiahet, fo fol die ( heſellſchaft durch Looſe 
von allen Mitgliedern zur Beflimmung der nuͤtzlichſten 
und mohlverdienteflen Entdeckung, Erfindung oder Ver⸗ 
befferung, ſchreiten; und die Enldeckung, Erfindung 
oder Verbefferung, welche dann die größte Anzahl über 
einflimmender Stimmen babend, wird gefunden wer⸗ 

SchöpfsR. 11 Th. Mm den, 


546 Beyfagen. 
| — * 
den, ſoll gut ſeyn; — und nicht ehe, fon det 
verfiegelte Brief, welcher dent ‚gefrönten Werke beyges 
legt war, geöffnet, und der Namen des Verfaſſers, ale 
‚diejenige Perfon, fo diefer Preig —5 bekannt ge⸗ 
macht werden. 

>. Rein Mitglied der Geſellſchaft, fo J 
vor den dann beſtimmten Preis iſt, oder der nicht vor⸗ 
her der Geſellſchaft entweder muͤndlich oder ſchriftlich 
hat angezeigt, daß er die vergleichungsmaͤſſige Ver⸗ 
dienſte aller Anſpruͤche, ſo dann in Betrachtung nach 
ſeinen beſten Beurtheilungskraͤften betrachtet und beur⸗ 
theilet bat, ſoll weder ein Recht feine Meinung roch 
feine Stimme bey dem Zuerfennen des beftimmten Prei- 
ſes zu geben haben. s a: 

3. Eine vollffändige Nachricht von dem gekroͤnten 
. Subiect fol von der Gefellfchaft fo bald als möglich, nad) 
der Zuerfanntniß, entweder in einer beſondern Bekannt⸗ 
machung oder in dem naͤchſten Bande ihrer Verrichtun⸗ 
gen, oder in beyden / oͤfentlich bekannt gemacht werden. 

9, Die nicht glücklich ausgefallene Werfe follen un. 
ter fernerer Betrachtung bleiben, und die Verfaſſer ders 
felben follen vor fünf folgende Jahre, von der Zeit ihr 
rer Einſendung angerechnet, alg Candidaten um den 
Preis angefehen werden, es fen dann dag folhe Vers 
faſſer ihre Werfe während der Zeit Wieder zurück zu 

fobern, 





——— 


Beylagen BR, 








fodern, für gut halten möchten, Die Geſellſchaft ſoll 
auch jaͤhrlich einen Auszug de er 1 lieberfchriften ber vor 
genommenen oder vorhabenden Stäte derer Mittheie 
lungen, fo unter Erwegung find, betannt machen; nur Ä 
‚bie ausgenommen ; Welche. die Geſellſchaft Sfentlicher 

Bekanntmachung nicht werth hält. | 

10. Die Briefe, welhe die Namen derer WVerfafs 
fer enthalten, deren Werke verworfen oder nad) einer 
fünfjährigen Prüfung nicht glücklich, ausgefallen , follen 
vor der Gefellfchaft unerbrochen verbrannt werden. 

11. Sollte in einem Jahre Feine Mittheilung bes 
beftimmten Preifes werth gefunden, fo follen in dem 
naͤchſten Jahre zwey Preife zuerfannt werben. Aber 
feine gefanmlete Preife follen einen Verfaſſer ein Recht 
zu mehr als einer; Preis für eine Entdeckung/ Erfin⸗ 
dung oder Verbeſſerung geben. 

12. Der Preis ſoll in einer laͤnglich runden maſſiv 
goldenen Medaille zehn Guineen an Werth beſtehen. 
Auf der einen Seite derſelben ſoll ein zierlich geſtoche⸗ 
ner Lateiniſcher auf die Gelegenheit paſſender Wahl— 
fpruch, nebft diefen Worten fih befinden: "Der Preis 
des Heren — zu London, eingefebt im Jahr 1786. 

Und auf. der anderen Seite ber Mebaille follen diefe 
orte eingeftochen fen: Zuerkannt bey ber A. P. ©. 


den — vor feine Entdefung in — A. D. 
Präfident. 


Mm2 | Und 


548 | —— | . 
Und bag Siegel ber Gelelſchaft ſoll an n obenbename 
ter goldenen Medaille ‚mit einem Bande, welches durch 
ein Fleineg Loch nahe an dem unterſten Runde derſelben 
gehet, beveſtiget werden. 
Bekannt gemacht auf Verordnung der Geſellſchaft 


zu Philadelphia, den ıgten November, 1786. 
James Hutchinſon, ] 
Robert Patterſon, * 
Samuel Magaw, Secretairs. 
John Foulke, 
t Gegenwärtig find Seine Excellenz Doctor Ben 
jamin Franklin, Peäfident der Gefellfchaft. 


Der Hohm. Dr. John Ewing, 7 
Der Hochw. Dr. William White, « Sn benten. 
Und Samuel Vaughan, Efquire, ] 


%,%* Die fämtlichen Druckers in denen vereinigten 
Staaten und in Europa werben erfuchet, obenbenann- 
tes befannt zu machen; damit gefchickte Männer aller 
Nationen eine Gelegenheit haben mögen be ai des 
obengemeldeten Preifes zu werden. 


 (Gemeinnüsige Philadelph. Correſpondenz, 
Nro. 294. 1786.) 


Nro. VIII. 


ER 349 


enenanenaraszananas 
Nro. VIII. 


Medie iniſche Waſſer für zu trinken 
und zu baden, zu Harrowgate 
Innerhalb ohngefaͤhr vier Meilen von Philadelphia, 
nahe an der Frankfurther Straſſe. 
era der weiſe und gütige Urheber ber Natur dem 

obengemelbdeten Plag mit drey verfchiedenen mine⸗ 
ralifchen Waffern verfehen, fo hat der Unterfchriebene 
mit beträchtlichen Koſten folche Gebäude darüber erriche 
tet, als noͤthig war, diefe Waffer zum innerlihen und 
äufferlichen Gebrauch, je nachdem es die Kranfheiten 
der Säfte erfordern, gefchickt zu machen. 

Diefe Waffer find von Herrn Doctor Ruſch und 
Herrn Doctoe Moyes unterfüchet, und deren Gebrauch 
empfohlen worden. | 

Die erfte Duelle enthält eine Quantität ſchwefel⸗ 
artiger, oder wie es dieſe Herren nannten, hepatifcher 
Luft, und eine Fleine Quantität Eifen, und ift in feinen 
Beftandtheilen und mebicinifchen Eigenfchaften dem bes 
sühmten Harromgate Waffer in England ähnlich. 

Die zweyte Duelle enthält eine Quantität Kalchs 
fein « Luft, mit einer Kleinen Quantität Eifen und Kalch⸗ 

Mmg ſtein⸗ 





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44 


550 | Beylagen. 


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ſtein · Erde, und befiget viele von. vöhen Eigenfehaften 
des Pormonter Waffer , Er fo hoch gepriefen ft 
durch alle Theile der Welt. 

Die dritte Duelle iſt ein — Stahtmafer, 
und ift dem Briſtoler Waſſer in diefem Staat gleid). 

Der Unterfihriebene überläffet es dem Urtheil der 
Aerzte in der Stadt Philadelphia, wenn, in was für 
Kranfheiten und in welchem Maaffe ber Gebrauch die 
fer mineralifchen Waffer zu empfehlen ifl. Er will nur 
berühren, daß das Harrowgate Waſſer folchen Perſo⸗ 
nen hülfreiche Dienſte geleiſtet bat, welche mit Krank⸗ 
heiten und Verſtopfungen des Magens, der Eingeweide 
und der Nieren behaftet waren. Es hat Würmer vers 
trieben, und die mandernden und veftfizenden harte 
näcigen Gliederſchmerzen geheilet. 

Aeuſſerlich gebrauchet, haben dieſe Waſſer in alten 
Schaͤden, und allerley Ausbrechen der Haut gute 
Dienſte gethan. 

Koſt und Wohnung iſt zu haben in dem Wohn⸗ 
hauſe nächft denen Quellen; und zur Bequemlichkeit ber 
Gehrechlichen, wird ein leichter Neifewagen alle Mor» 
gen (Sonntags ausgenommen) um Sechs Uhr vom Ane 
fang des Monats Junii bis Anfang Octobers, vom 
Wirthshauſe zum Grünen Baum, in der Need - frafie, 
dahin abfeten, | 

Man 


Beylagen. — 


Man kan verſichert ſeyn, daß weder Koſten noch 
Muͤhe geſparet werden ſollen, dieſe Waſſer und Baͤder 
bequem und brauchbar zu machen, von ihrem unterthaͤ⸗ 
nigffen Diener, 








Georg Eſterly. 


P. ©. Der Preis für den Gebrauch der Bäder 
für den ganzen Sommer ift Vier Thaler; für einen 
Monat Zwey Thaler; für eine Woche Fünf Schillinge; 
und für jebes einzelne Bad einen Schilling. Nichts 


wird verlangt von denen, welche nur das Waffer trine - 


fen. Der Preis vor jeden Sig im Magen bin und 
ber zu fahren iſt Zwey Schilling und Sechs Pens. 


(Gemeinnüzige Philadelph. Correſpondenz, 
Nro. 265. 1786.) 





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458. 


508. 


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* A * 
eh * 
Bu Er * | 
> 2 w 4 
Drudfebler. 





Seile. 2. del. aber. 

8. 13. fi. boashing . 1. boaking, 
3. 6. fl. welches, I. welche. 
3.9 f.fe. Lek. 

11. fi. ware, I. warm. 

3. ft. treibt. I. treiben. 

ı2. fi. Haden, I. Hekken. 
Note lest. 3. ft. Ordensklaſſe I. Ordeuskaſſe. 
3.7. ft. Muha [, Muſa. 

3.20. ft. Fiſchen. I. Fifchern. 
sorleste 3. ſt. Kopfe, I. Kropfe. 
3. 13. R. Auszug, I. Aus. 


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Deacidified using the Bookkeeper Process. 
Neutralizing agent: Magnesium Oxide 
Treatment Date: Jan. 2003 


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